Kap. 9

Die Gestaltwandler verfolgten ihn durch das Hinterland. In der ersten Nacht schoß er in Habichtsgestalt über den Himmel, während die lodernde Stadt hinter ihm in der Dunkelheit kleiner und kleiner wurde. Instinktiv flog er nordwärts, fort von den Königreichen, richtete seinen Kurs nach dem Geruch von Wasser unter ihm. Als der Morgen graute, fühlte er sich sicher. Er glitt abwärts, dem Seeufer entgegen. Vögel, die in der sanften Morgenbrise auf dem Wasser dahintrieben, flatterten auf, als er herabschoß. Er fühlte, wie die Federn ihres Geistes sich wie Netzwerk um ihn legten. Er brach durch das Netz hindurch und stieg wieder in die Lüfte hinauf. Sie hetzten ihn über den See in die Wälder, wo er unversehens wieder in die Tiefe tauchte, wie ein dunkler Stein durch Luft und Licht brach, bis er die Erde berührte und verschwand. Meilen entfernt im Norden tauchte er wieder auf, kniete am Wasserlauf zwischen zwei Seen, kraftlos vor Erschöpfung. Am Ufer neben dem Wasser sank er zusammen. Nach einer Weile regte er sich wieder, senkte sein Gesicht in den Strom und trank.

Als der Abend hereinbrach, spürten sie ihn wieder auf. Er hatte Fische gefangen und zum erstenmal seit zwei Tagen etwas gegessen. Das stille Licht des Nachmittags, die monotone Stimme des Flusses hatten ihn in Schlaf gewiegt. Er fuhr mit einem Ruck aus dem Schlaf hoch, als ein Eichhörnchen laut zu zetern begann, und sah hoch oben am blaugrauen Himmel eine große Schar kreisender Vögel. Augenblicklich ließ er sich ins Wasser fallen und wandelte die Gestalt. Die Strömung schleuderte ihn erbarmungslos von einem Strudel in den anderen, riß ihn flußabwärts in stille Tümpel, wo hungrige Wasservögel sich auf ihn stürzen wollten. Er kämpfte sich wieder flußaufwärts, sah nichts als sich langsam verdunkelnde Wassermassen, die ihn von einer Seite auf die andere warfen und jedesmal, wenn er auftauchte, sein Hirn mit ihrem Tosen erfüllten. Schließlich glitt er in stilleres Wasser. Es wurde tiefer, während er schwamm. Er tauchte zum Grund hinunter, um zu rasten, doch das Wasser wurde finster und still, so tief, daß er emporsteigen mußte, um Luft zu holen, ehe er den Grund überhaupt gefunden hatte. Er schwamm langsam unter der Oberfläche dahin, beobachtete die Nachtfalter, die im Mondlicht umherschwirrten. Er ließ sich treiben, bis der Grund des Sees langsam anstieg und er nahe beim Ufer Schlingpflanzen fand, in denen er sich versteckte. Bis zum Morgen rührte er sich nicht mehr.

Ein winziger Fisch sprang neben ihm ins Sonnenlicht hinauf und schnappte nach einem Insekt. Wasserringe breiteten sich über ihm aus. Er stieg aus den Schlingpflanzen. Das Wasser um ihn herum funkelte im Glanz der Morgensonne, als er sich verwandelte. Er watete aus dem Wasser und blieb stehen, in die Stille hineinzulauschen.

Sie schien lautlos aus Regionen jenseits der bekannten Welt hereinzuströmen. Der sanfte Morgenwind schien fremd, sprach eine Sprache, die er nie gelernt hatte. Er erinnerte sich der wilden Stimmen von der Ebene der Winde, die mit tausend Namen und Erinnerungen über Ymris geklungen hatten. Doch die Stimmen des Hinterlands schienen noch älter zu sein, die Stimmen eines uralten Geschlechts von Winden, die ihm nichts mitteilten außer ihrer Namenlosigkeit. Lange stand er da und atmete ihre Einsamkeit, bis er spürte, daß sie ihn zu etwas zu formen begannen, das so namenlos war wie sie selbst.

Er flüsterte Rendels Namen. Blinden Auges wandte er sich um, während sich seine Gedanken zu einem harten Knoten der Angst zusammenballten. Er fragte sich, ob sie noch lebte, ob überhaupt noch jemand in Lungold am Leben war. Er überlegte, ob er in die Stadt zurückkehren sollte. In wilder Ohnmacht schlug er mit den Fäusten gegen einen Baumstamm, während er an sie dachte. Der Baum erzitterte unter seiner quälenden Ungewißheit; eine Krähe flatterte krächzend aus seinen Ästen auf. Er hob den Kopf, stand reglos wie ein witterndes Tier. Die beschaulich lächelnden Wasser des Sees begannen zu sieden und zu brodeln, hievten Gestalten aus ihren Tiefen. Fragend pulste das Blut durch seine Adern. Er öffnete seinen Geist dem Geist des Hinterlandes. Mehrere Meilen entfernt gesellte er sich zu einer großen Herde von Elchen, die langsam in nördlicher Richtung zum Thul hinzogen.

Er blieb bei ihnen. Er beschloß, sie am Thul zu verlassen und dem Fluß in östlicher Richtung zu folgen, bis er die Gestaltwandler abgeschüttelt hatte, dann nach Lungold zurückzukehren. Zwei Tage später, als die langsam dahinziehende Herde sich dem Fluß näherte, trennte er sich von ihr, wanderte ostwärts am Flußufer entlang. Doch ein Teil der Herde folgte ihm. Wieder wechselte er die Gestalt und flog durch die Nacht in südlicher Richtung davon. Doch Schatten brachen aus der Finsternis, umkreisten ihn und drängten ihn nach Norden ab, über den Thul hinweg, weiter nach Norden zum Weißen See, noch weiter nach Norden, zum Erlenstern-Berg.

Die Erkenntnis erfüllte ihn mit Wut und Entsetzen. An den Ufern des Weißen Sees stellte er sich zum Kampf. In seiner wahren Gestalt erwartete er sie, und die Sterne auf seinem Schwertheft sandten ihnen über das Hinterland hinweg blutrote Lichtsignale entgegen. Doch seine Herausforderung wurde nicht angenommen. Der heiße Nachmittag war still; das Wasser des riesigen Sees lag glatt und schimmernd wie getriebenes Silber. Er suchte und konnte nicht einmal ihren Geist finden. Als schließlich die sich neigende Sonne lange Schatten über den See zog, begann er, ein Gefühl von Freiheit zu atmen. Er steckte sein Schwert in die Scheide und kroch in die Gestalt eines Wolfes. Und da sah er sie. Still wie die Luft rundum standen sie vor ihm, aus den Schleiern von Licht und Dunkelheit gewoben.

Er entzündete eine Flamme der ersterbenden Sonne in seinem Schwertheft und ließ sie die Klinge hinunterbrennen. Dann löste er sich selbst in Schatten auf, füllte seinen Geist mit Finsternis. Er griff an, um zu töten, und doch wußte er, erschöpft und hoffnungslos, wie er war, daß er sie halb herausforderte, ihn zu töten. Er erschlug zwei Gestaltwandler, ehe er erkannte, daß sie es ihm in grausamem Hohn erlaubt hatten. Sie weigerten sich, zu kämpfen; sie weigerten sich, ihn nach Süden ziehen zu lassen.

Wieder nahm er die Gestalt des Wolfes an, trabte am See entlang nach Norden in die Wälder. Eine riesige Herde von Wölfen zog sich hinter ihm zusammen. Und wieder fuhr er herum und stürzte sich auf sie. Knurrend, fauchend, schnappend kämpften sie mit ihm, bis er, während er sich mit einem mächtigen Wolf, dessen Zähne sich in seinem Arm verbissen hatten, im Farnkraut wälzte, wußte, daß die Tiere echt waren. Mit einem Blitzstrahl von Energie schleuderte er den Wolf von sich fort und umgab sich mit einem flammenden Lichtkreis. Rastlos umdrängten sie ihn in der Abenddämmerung, nicht gewiß, was er war, in den Nasen den Geruch des Blutes von seiner verletzten Schulter. Und während er sie anstarrte, überkam ihn plötzlich das Verlangen, über seinen Irrtum zu lachen. Doch etwas, das weit bitterer war als Gelächter, stieg in seiner Kehle auf. Eine Zeitlang konnte er nicht denken. Er konnte nur in die sternlose Nacht hineinblicken, die sich über das Ödland senkte, und die scharfe Ausdünstung von hundert Wölfen riechen, die ihn umkreisten. Mit einer unbestimmten Vorstellung von einem Angriff auf die Gestaltwandler hockte er sich schließlich nieder, hielt die Augen der Wölfe fest, zog ihren Geist in seine Gewalt. Doch etwas zerschnitt das Band. Die Wölfe verloren sich in der Nacht und ließen ihn allein zurück.

Er konnte nicht fliegen; sein Arm brannte und wurde langsam steif. Der Hauch von Einsamkeit, der vom kalten, sich verfinsternden Wasser aufstieg, überwältigte ihn. Er ließ das Feuer, das ihn umgab, ausgehen. Gefangen zwischen den Gestaltwandlern und dem schwarzen Entsetzen des Erlenstern-Bergs, konnte er sich nicht regen. Fröstelnd stand er im dunklen Wind, während die Nacht sich aus Steinen der Erinnerung um ihn herum aufbaute.

Der leichte Flügelschlag eines fremden Geistes berührte seinen Geist und sein Herz. Er merkte, daß er sich wieder bewegen konnte, als wäre ein Bann gebrochen worden. Die Stimme des Windes veränderte sich; sie erfüllte die schwarze Nacht mit einem Flüstern, das ihm aus allen Richtungen Rendels Namen zuwehte.

Einen Moment lang hielt seine Erkenntnis ihrer Nähe an. Doch er spürte, während er sich niederbeugte, um im Farnkraut ein Feuer zu entzünden, daß sie überall um ihn herum sein konnte, in den mächtigen Bäumen, die neben ihm zum Himmel aufragten, in den Flammen, die aus den welken Blättern emporzüngelten, um sein Gesicht zu wärmen. Er riß die Ärmel seines Kittels ab, wusch die Wunde an seinem Arm und verband sie. Dann legte er sich neben dem Feuer nieder, starrte in die Flammen und versuchte, die Gestaltwandler und ihre Absichten zu begreifen. Er merkte plötzlich, daß brennende Tränen über sein Gesicht liefen, weil Rendel am Leben war, weil sie bei ihm war. Er hob den Arm und erstickte das Feuer unter einer Handvoll Erde. Er verbarg sich unter einem trügerischen Schleier von Dunkelheit und brach wieder auf, wanderte wieder nordwärts, dem endlosen Ufer des Weißen Sees folgend.

Die Gestaltwandler ließen sich nicht wieder sehen, und er erreichte schließlich die brodelnden weißen Wasser des Flusses Cwill, dort, wo er schäumend aus der nördlichsten Spitze des Sees hervorbrach. Von hier aus konnte er den Rücken des Isig-Passes sehen, das ferne, gewellte Vorgebirge, die kahlen Gipfel des Berges Isig und des Erlenstern-Bergs. Und hier machte er noch einmal einen verzweifelten Versuch, sich die Freiheit zu erringen. Er ließ sich in die unbändige Strömung des Cwill fallen, ließ sich von ihr herumwirbeln, bald als Fisch, bald als dürrer Ast eines Baumes, ließ sich durch tiefe, strudelnde Wasser gleiten, Stromschnellen und donnernde Wasserfälle hinunter, bis er alles Zeitgefühl und alle Orientierung verlor. Die Strömung jagte ihn durch endlose Strudel und Stromschnellen, bis sie ihn schließlich in ein sanftes, grünes Becken hineinspie. Er kreiselte noch eine Weile, ein Stück wasserdurchtränkten Holzes, und dann zog ihn die sanfte Strömung zum Ufer hin, in ein wirres Geflecht welker Blätter und dürrer Äste. Er zog sich schließlich hoch, eine nasse, glitschige Bisamratte, und suchte sich seinen Weg über das Gitterwerk von Ästen zum Ufer.

Draußen in den Schatten wechselte er wieder die Gestalt. Er war nicht so weit östlich gekommen, wie er geglaubt hatte. In abendliche Schatten getaucht, stand der Erlenstern-Berg massig und starr in der Ferne. Doch er war jetzt näher an Isig, das wußte er; wenn er es sicher erreichen konnte, dann konnte er sich auf endlose Zeit im Gewirr der unterirdischen Gänge auf dem Grund des Berges verborgen halten. Er wartete, bis die Nacht hereinbrach, ehe er wieder aufbrach. In der Gestalt eines Bären dann trottete er in die Dunkelheit hinein, den Sternen entgegen, die über dem Berg Isig funkelten.

Er folgte ihnen, bis sie beim Morgengrauen verblichen. Dann kam er, ohne es zu merken, von seinem Weg ab. Die Bäume rückten näher zusammen um ihn herum und verwehrten ihm den Blick auf den Berg; undurchdringliches Unterholz und Dornengebüsch zwangen ihn, immer wieder abzuschwenken. Jäh senkte sich das Land abwärts; er folgte einem ausgetrockneten Flußbett durch eine Schlucht und glaubte, er wanderte nordwärts. Doch als der Graben wieder in ebenem Gelände mündete, sah er vor sich den Erlenstern-Berg. Wieder nahm er Kurs nach Osten. Mit dem Wind flüsternd, umdrängten ihn die Bäume; Dickicht und Unterholz versperrten ihm den Weg, zwangen ihn, die Richtung zu ändern, bis er, als er durch einen seichten Fluß watete, durch eine Lücke in den Bäumen vor ihm wieder den Erlenstern-Berg sah.

In der Mitte des Flusses blieb er stehen. Die Sonne hing tief im Westen, flackerte wie eine heiße Fackel am Himmel. Ihm war heiß unter dem zottigen Bärenfell, und er war hungrig. Er hörte das Summen von Bienen und schnupperte in die Luft, in der Hoffnung, Honig zu riechen. Ein Fisch glitt im seichten Wasser wie ein Pfeil an ihm vorüber; er schlug nach ihm und fehlte. Ein undeutliches leises Grollen in den Tiefen des Bärengehirns schärfte sich zu Sprache. Im Wasser fuhr er zurück, während sein Kopf von einer Seite auf die andere schwankte, und krauste die Schnauze, als könnte er die Gestalten riechen, die sich um ihn herum geformt hatten und ihn von Isig wegdrängen wollten.

Er spürte, wie sich in ihm etwas aufstaute, und blies es frei: ein tiefes, brennendes Brüllen, das die Stille zerriß und von den Hügeln und Felskaminen zu ihm zurückprallte. In Habichtgestalt dann brannte er einen goldenen Pfad hoch in den Himmel hinein, bis das Hinterland sich endlos unter ihm dehnte, schoß auf den Berg Isig zu.

Die Gestaltwandler lösten sich aus den Bäumen und flogen ihm nach. Eine Zeitlang jagte er ihnen in einem betäubenden Tosen von Geschwindigkeit voraus, dem fernen grünen Berg zu. Doch als die Sonne unterging, kamen sie ihm näher. Sie waren von namenloser Gestalt. Ihre Schwingen waren aus dem Rot und dem Gold der untergehenden Sonne; ihre Augen und Klauen waren aus Feuer. Ihre scharfen Schnäbel waren knochenweiß. Sie holten ihn ein und umringten ihn, stürzten sich hackend und pickend auf ihn, bis seine Flügel zerfleddert waren und seine Brust mit Blut befleckt. Er schwankte in der Luft; sie stürzten sich auf ihn, nahmen ihm mit ihren Schwingen die Sicht, bis er einen einzigen durchdringenden, verzweifelten Schrei ausstieß und sich vom Berg Isig abwandte.

Die ganze Nacht flog er unter ihren brennenden Augen. Beim Morgengrauen sah er vor sich die steilen Felswände des Erlenstern-Berges. Da nahm er mitten in der Luft seine eigene Gestalt an und ließ sich einfach abstürzen. Die Luft schlug ihn mit harten Fäusten, die Wälder kamen ihm wirbelnd entgegen. Ehe er den Boden erreichte, schoß es wie ein Blitzschlag durch seinen Geist, dann stürzte er kreiselnd in die Finsternis.

Als er erwachte, umgab ihn undurchdringliche Dunkelheit. Es roch nach feuchtem Stein. In weiter Ferne konnte er schwach das ewige Rieseln von Wasser hören. Er erkannte es plötzlich, und seine Hände verkrampften sich. Er lag mit dem Rücken auf kaltem, nacktem Stein. Jeder Knochen und jeder Muskel in seinem Körper schmerzten, und seine Haut war aufgerissen und zerschrammt von scharfen Krallen. Die Stille des Berges hockte wie ein Nachtmahr auf seiner Brust. Seine Muskeln spannten sich; er lauschte fiebrig, blind, wartete auf eine Stimme, die nicht kam, während Erinnerungen wie riesige, unförmige Tiere über ihm auf und ab wanderten. Er begann, die Finsternis mit seinem Geist zu trinken; sein Körper schien mit ihr zu verschmelzen. Von Panik gepackt setzte er sich auf, die Augen weit aufgerissen, und spähte angestrengt ins Nichts. Irgendwo in der sternenlosen Nacht seines Geistes fand er eine Erinnerung an Licht und Feuer. Er entzündete sie in seiner Handfläche, speiste die Flamme, bis er die riesige, öde Kammer aus kahlem Stein sehen konnte, die ihn umgab; das Gefängnis, wo er das schrecklichste Jahr seines Lebens verbracht hatte.

Seine Lippen öffneten sich. Ein Wort steckte wie ein Edelstein in seiner Kehle. In endloser Vielfalt glitzerte die Flamme ihn an, von Mauern aus Eis und Feuer, aus Gold, aus Himmelsblau, das von windzerfetzten Silberstreifen durchzogen war wie die Nacht über dem Hinterland. Das Innere des Berges war aus dem Gestein, aus dem die Städte der Erdherren erbaut waren, und er konnte die erstarrten Spalten sehen, wo Steinquader herausgehauen worden waren.

Langsam stand er auf. Aus tausend Facetten, die in den Farben von Edelsteinen blitzten, starrte ihm sein eigenes Gesicht entgegen. Die Kammer war von einer ungeheuren Größe; er speiste die Flamme mit dem Feuer ihrer Spiegelbilder, bis sie höher stand als sein Kopf, doch noch immer konnte er nicht mehr sehen als ein Gewölbe aus Dunkelheit, in dem unbestimmt ein Netzwerk reinen Goldes schimmerte.

Das Wasser, dessen ewige, immer gleiche Stimme er gehört hatte, hatte auf seinem Weg in unergründliche Tiefen eine diamantweiße Rinne in eine Steinmauer hineingeweint. Er schwenkte die Flamme; ihr Licht ergoß sich über einen See, der so still war, daß er aus Dunkelheit gemeißelt schien. Die Gestade des unendlich weiten Sees waren aus massivem Stein; die Mauer, die ihn auf einer Seite umschloß, glitzerte wie reiner Rauhreif.

Er kniete nieder und berührte das Wasser. Ringe verschmolzen auf seiner dunklen Fläche langsam mit Ringen. Die Spiralkreise des Turmes der Winde fielen ihm plötzlich ein. Seine Kehle zog sich zusammen, brannte vor Durst, und er beugte sich zum See hinunter, um mit der freien Hand Wasser zu schöpfen. Er spülte einen Schluck hinunter und hustete krampfhaft. Es schmeckte bitter und ätzend nach Mineralien.

»Morgon!«

Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich. In der Hocke schwang er herum und begegnete Ghisteslohms Blick.

In seinen Augen flackerte rastlos eine Kraft, die nicht seine eigene war. Soviel sah Morgon, ehe die Finsternis die Flamme in seiner Hand verschluckte und ihn wieder blind machte.

»Der Gründer selber«, flüsterte er, »ist also auch besessen.«

Lautlos stand er auf und versuchte, ohne in der Bewegung innezuhalten, durch den schimmernden Spalt von Morgenröte jenseits der gesplitterten Türen in den Thronsaal des Erhabenen zu treten. Statt dessen trat er über den Rand eines Abgrunds. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte schreiend ins Nichts. Er schlug am Ufer des Sees auf, klammerte sich an den Steinen zu Ghisteslohms Füßen fest.

Er ließ seinen Kopf auf den Unterarm sinken, während er zu denken versuchte. Er haschte nach dem Geist einer Fledermaus, die in einem geheimen Eckchen schlief, doch der Zauberer packte ihn, ehe e,r die Gestalt wechseln konnte.

»Es gibt kein Entkommen.« Die Stimme hatte sich verändert; sie war langsam, leise, als lauschte der Gründer einer anderen Stimme nach, die unter ihr mitschwang, oder einem fernen, unruhigen Atem von Gezeiten. »Sternenträger, Ihr werdet nichts tun. Ihr werdet nichts tun als warten.«

»Warten«, flüsterte er. »Worauf? Auf den Tod?« Er brach ab, als das Wort unstet zwischen den beiden Bedeutungen hinund herschoß, die es in seinem Geist hatte. »Diesmal gibt es kein Harfenspiel, um mich am Leben zu erhalten.« Er hob den Kopf, und wieder spähten seine Augen angestrengt in die Dunkelheit. »Oder erwartet Ihr den Erhabenen? Da könnt Ihr warten, bis ich hier zu Stein werde wie die Kinder der Erdherren, denn der Erhabene hat kein Interesse an mir.«

»Das bezweifle ich.«

»Ihr! Ihr existiert ja kaum noch. Ihr besitzt nicht mehr die Fähigkeit zu zweifeln. Selbst die Geister der Toten von An haben mehr Willenskraft als Ihr. Ich kann nicht einmal sagen, ob Ihr schon tot seid oder vielleicht tief in Eurem Inneren noch lebendig, so wie die Zauberer sich irgendwie unter der Gewalt Eurer Macht am Leben hielten.« Seine Stimme wurde ein wenig leiser. »Ich könnte für Euch kämpfen. Selbst das würde ich für die Freiheit tun.«

Die Hand ließ seinen Arm los. Er drang in den fremden, vom Rauschen des Meeres erfüllten Geist ein, den Namen zu finden, den er in sich barg. Der Name entzog sich ihm. Er kämpfte sich durch Brandung und wogende Fluten, bis der Geist des Zauberers ihn an die Gestade seines eigenen Bewußtseins zurückwarf. Er schnappte nach Luft, als hätte er vergessen zu atmen. Schließlich hörte er die Stimme des Zauberers, die sich ins Dunkle zurückzog.

»Für Euch hat die Freiheit keinen Namen.«

Danach schlief er ein Weilchen, in dem Bemühen, an Kraft zu gewinnen. Er träumte von Wasser. Sein wütender Durst weckte ihn; er tastete nach dem Wasser, versuchte nochmals, es zu trinken. Er spie es aus, ehe er es hinunterschluckte, blieb von Husten geschüttelt knien. Er glitt wiederum in fiebrigen Schlaf und träumte nochmals von Wasser. Er spürte, wie er in das Wasser hineinfiel, kühle Dunkelheit um sich zog, tiefer und tiefer in die Stille des Wassers eindrang. Er atmete im Wasser und wachte auf, von Panik gepackt, dem Ertrinken nahe. Hände zogen ihn aus dem See, ließen ihn würgend am Ufer zurück.

Das Wasser machte ihn ein wenig klarer. Er lag ruhig da und starrte in die Dunkelheit, während er überlegte, ob sie, wenn er seinen Geist öffnete, ihn ertränken würde wie Wasser. Langsam ließ er sie in seine Gedanken hineinsickern, bis die Erinnerungen an eine einzige Nacht, die ein langes Jahr gedauert hatte, ihn überwältigten und er, wieder kopflos vor Angst, die Luft mit Feuer entzündete. Flüchtig sah er Ghisteslohms Gesicht; dann schlug die Hand des Zauberers nach seiner Flamme, und sie zerbrach in tausend Stücke wie Glas.

Er flüsterte: »Für jeden türenlosen Turm gibt es ein Rätsel, das die Tür öffnet. Das habt Ihr mich gelehrt.«

»Hier gibt es eine Tür und ein Rätsel.«

»Den Tod. Das glaubt Ihr doch selbst nicht. Sonst hättet Ihr mich ertrinken lassen. Wenn es dem Erhabenen gleichgültig ist, ob ich lebe oder sterbe, was wollt ihr dann tun?«

»Warten.«

»Warten.« Rastlos flackerte sein Geist, suchte fieberhaft nach irgendeiner Antwort. »Die Gestaltwandler warten seit Jahrtausenden. Ihr habt ihnen in jenem Augenblick, bevor sie Euch bannten, einen Namen gegeben. Was habt Ihr gesehen? Welche Kraft war stark genug, die Erdherren zu überwinden? Menschen, die die Kraft und das Gesetz ihres Daseins aus jedem lebenden Ding ziehen, aus der Erde, aus dem Feuer, dem Wasser und dem Wind. Der Erhabene wurde von den Gestaltwandlern aus dem Erlenstern-Berg vertrieben. Und dann kamt Ihr und fandet einen leeren Thron, dort, wo die Legende den Erhabenen wissen wollte. Da wurdet Ihr der Erhabene, nahmt die Macht in Eure Hände, während Ihr auf den wartetet, den die steinernen Kinder nur als den Sternenträger kannten. Ihr bewachtet die Orte des Wissens und der Macht, indem Ihr die Zauberer in Lungold versammeltet und in Caithnard lehrtet. Und eines Tages erschien der Sohn eines Fürsten von Hed in Caithnard, den Gestank von Kuhmist an den Stiefeln und eine Frage in den Augen. Aber das war nicht genug. Ihr wartet immer noch. Die Gestaltwandler warten immer noch. Auf den Erhabenen. Ihr gebraucht mich als Köder, aber er hätte mich lange zuvor hier finden können, wenn ihm etwas daran gelegen hätte.«

»Er wird kommen.«

»Das bezweifle ich. Er erlaubte Euch, das Reich jahrhundertelang zu täuschen. Ihm lag nichts am Wohl von Menschen oder Zauberern im Reich. Er ließ es zu, daß Ihr mir das Landrecht raubtet, wofür ich Euch hätte töten sollen. Ihm liegt nichts an mir.«

Wieder schwieg er, während sich seine Augen in das ausdruckslose Gesicht der Finsternis bohrten. Stumm lauschte er dem Schweigen, das sich in jedem Tropfen flüssigen Gesteins sammelte und erstarrte.

»Was«, sagte er in das Schweigen hinein, »kann solche Macht besitzen, daß es die Städte der Erdherren zerstörte? Daß es den Erhabenen selbst zwang, sich in die Verborgenheit zurückzuziehen? Was ist so mächtig wie ein Erdherr?«

Er schwieg wieder. Dann regte sich, wie ein Feuerfunke, der sich selbst zu Asche verzehrt, eine Antwort in den Tiefen seines Geistes.

Er setzte sich auf. Die Luft schien ihm plötzlich dünn, von Feuer durchwirkt; es fiel ihm schwer zu atmen.

»Die Gestaltwandler.«

Schmerzende Trockenheit lag wieder in seiner Kehle. Er hob die Hände zu den Augen und sammelte Dunkelheit, um in sie hineinzublicken. Stimmen drangen flüsternd aus seiner Erinnerung, aus den Steinen, die ihn umgaben. ›Der Krieg ist nicht beendet, nur zur erneuten Sammlung der Kräfte unterbrochen. Jene aus dem Meer. Edolen. See. Sie vernichteten uns, so daß wir nicht länger auf der Erde leben konnten. Wir konnten sie nicht beherrschen.‹ Die Stimme der Kinder, der Toten der Erdherren. Schwer sanken seine Hände auf den Steinboden, noch immer drängte die Dunkelheit gegen seine Augen. Er sah, wie das Kind sich von dem Blatt abwandte, das es in seinem Traum berührt hatte, wie es angespannt, wartend über eine Ebene hinwegblickte.

»Sie konnten ein Blatt, einen Berg, ein Samenkorn berühren und es erkennen, eins mit ihm werden. Das ist es, was Rendel gesehen hat, das ist die Kraft in ihnen, die sie liebt. Und doch haben sie einander getötet, haben ihre Kinder auf dem Grunde eines Berges begraben, wo sie sterben mußten. Sie sprachen alle Sprachen der Erde, kannten alle Gesetze, die ihr Wesen und Bewegungen bestimmte. Was geschah ihnen? Gerieten sie blindlings in ein Wesen hinein, das kein anderes Gesetz kannte als das der Macht?« Seine Stimme entfernte sich flüsternd von ihm, wie in einem Traum. »Was war das für ein Wesen?«

Er war wieder still. Ihn fröstelte vor Kälte, und doch schwitzte er. Der Geruch des Wassers zerrte erbarmungslos an ihm. Wieder streckte er die Hände danach aus, von Durst gequält. Doch seine Hände hielten inne, ehe sie den Spiegel des Sees berührten. Rendels Gesicht, traumhaft in seiner Schönheit, sah ihn aus dem stillen Wasser zwischen seinen Händen an. Ihr langes Haar umgab ihr Gesicht wie Feuer strahlen. Er vergaß seinen Durst. Lang kniete er reglos da und blickte in das Gesicht hinunter, nicht wissend, ob es echt war oder ob er es aus Sehnsucht geformt hatte. Dann schlug eine Hand in das Antlitz hinein, zertrümmerte das Bildnis, und schwankende Kreise kräuselten den Wasserspiegel bis hinaus zum Rande des Sees.

Eine mörderische, unkontrollierbare Wut riß Morgon auf die Beine. Er wollte Ghisteslohm mit bloßen Händen umbringen, doch er konnte den Zauberer nicht einmal sehen. Kraftstöße schleuderten ihn wieder und wieder zurück. Schmerz fühlte er kaum; Gestalten drehten sich schneller als Worte in seinem Geist. Er verwarf sie, während er nach dem einen Wesen suchte, das machtvoll genug war, seine Wut in sich aufzunehmen. Er spürte, wie sein Körper in Gestaltlosigkeit zerfiel; ein Klang erfüllte seinen Geist, ein tiefer, harter, wilder Klang, die Stimmen aus den fernsten Bereichen des Hinterlands. Doch sie waren nicht mehr leer und namenlos. Etwas zuckte durch ihn hindurch, schleuderte einen Lichtstrahl, der knisternd durch die Luft fuhr. Er spürte die Fülle eines fremden Geistes in dem seinen, doch seine Gedanken hatten keine Sprache, summten nur in einem Ton wie von einer vibrierenden, ungestimmten Harfensaite. Er spürte, wie sich die Wut in ihm ausdehnte, die riesige Steinkammer erfüllte. Er schleuderte den Zauberer durch die Höhle, drückte ihn wie ein vom Wind getriebenes Blatt gegen die Steine.

Dann erkannte er, welche Gestalt er angenommen hatte.

Ruckartig kehrte er in seine eigene Gestalt zurück, und die ungebändigte Energie in ihm war plötzlich erloschen. Zitternd, halb schluchzend vor Furcht und Staunen kniete er auf den Steinen. Er hörte, wie der Zauberer stolpernd von der Wand wegtorkelte. Er atmete stockend, so als wären seine Rippen gebrochen. Als Morgon durch die riesige Höhle eilte, hörte er rundherum Stimmen, die all die verschiedenen, geheimnisvollen Sprachen der Erde sprachen.

Er hörte das Prasseln des Feuers, das Rascheln von Blättern, das Heulen eines Wolfes im einsamen, mondbeschienenen Hinterland, das trockene Knistern von Maisblättern. Aus weiter Ferne dann hörte er ein Geräusch, als hätte der Berg selbst geseufzt. Er spürte, wie die Steine unter ihm leise schwankten. Ein Seevogel kreischte schrill. Jemand mit einer Hand aus Baumrinde und Licht schleuderte Morgon auf den Rücken.

Voller Bitterkeit flüsterte er, als er fühlte, wie das gestirnte Schwert ihm von der Seite gerissen wurde: »Ein Rätsel und eine Tür«.

Er wartete im Auge der Finsternis auf den Hieb des Schwertes, doch nichts berührte ihn. Er war plötzlich atemlos in ihrer Spannung des Wartens gefangen. Da riß ihn Rendels Stimme, zu einem Großen Schrei anschwellend, der die Steine in der Decke sprengte, aus seiner atemlosen Spannung.

»Morgon!«

Das Schwert sang wild im Nachhall des Schreies. Morgon hörte, wie es gegen die Steine schlug. Unwillkürlich, voller Entsetzen schrie er Rendels Namen, und wieder schwankte der Boden unter ihm, trieb ihn zum See hin. Das Schwert rutschte hinter ihm her über die Steine. Es sang noch immer, in einem seltsam hohen Ton, der verklang, als Morgon es packte und in die Scheide steckte. Ein Geräusch lag zitternd in der Luft, als wäre ein Kristall in einer der Mauern geborsten. Der Kristall summte, während er brach, summte einen tiefen, fein gestimmten Ton, der sein eigenes Herz sprengte. Andere Kristalle begannen zu summen; der Boden des Berges grollte. Die riesigen Quader des Deckengewölbes schoben sich knirschend zusammen. Staub und Geröll stürzten zischend abwärts; Kristalle zersprangen klirrend auf dem Boden. Die Stimmen von Fledermäusen, Delphinen, Bienen tönten durch die Felskammer. Spannungskräfte fuhren zuckend durch die Luft, Morgon hörte Rendel schreien. Mit einem schluchzend hervorgestoßenen Fluch sprang er auf. Der Boden unter seinen Füßen dröhnte und begann krachend zu donnern. Die eine Seite hob sich und stürzte schwergewichtig auf die andere herab. Er wurde in den See geschleudert. Der ganze See, ein riesiges, rundes Becken, aus massivem Stein gehauen, begann sich zu neigen.

Sekundenlang war er unter einer Flutwelle schwarzen Wassers begraben. Als er wieder auftauchte, hörte er ein Geräusch, als hätte der Berg selbst, an seinen Wurzeln gespalten, schmerzlich aufgestöhnt.

Ein Windstoß fuhr in die Felskammer hinein. Er drückte Morgon die Augen zu und fegte seinen eigenen Schrei zurück in seine Kehle. Er wühlte den See zu einer schwarz wirbelnden Spirale auf, die Morgon in sich einsog. Ehe das Wasser über ihm zusammenschlug, hörte er etwas, das entweder das Singen seines Blutes in seinen eigenen Ohren war oder ein Ton im Herzen der wilden Stimme des Windes.

Der See spie ihn wieder aus. Das Becken hatte sich noch weiter zur Seite geneigt, goß ihn mit dem Wasser aus, das der Felswand auf der anderen Seite zuströmte. Er holte tief Atem, tauchte unter, versuchte gegen die Flutwelle anzuschwimmen. Doch die Wogen rissen ihn zurück, schleuderten ihn dem Stein entgegen. Als er die unerbittliche Mauer vor sich auftauchen sah, spaltete sie sich plötzlich. Das Wasser drängte wirbelnd durch den Riß und zog ihn mit sich. Durch das Tosen hindurch hörte er die letzten donnernden Zuckungen des Berges, der sein eigenes Herz begrub.

Das Seewasser trieb ihn durch den zackigen Spalt, goß ihn über eine Felslippe in einen brodelnden Strom. Er versuchte, sich herauszuziehen, haschte nach vorspringenden Felsnasen, wollte sich an edelsteinblitzende Wände klammern, doch der Wind war noch immer an seiner Seite, stieß ihn ins Wasser zurück, trieb das Wasser vor sich her. Der Strom flutete in einen anderen; ein Strudel riß ihn unter einen Felsvorsprung hindurch in einen anderen Fluß. Der Fluß trug ihn schließlich aus dem Berg heraus, jagte ihn schäumende Wasserfälle hinunter und warf ihn schließlich, die Lungen voll bitteren Wassers, in die Öse.

Da erst gelang es ihm, sich ans Ufer zu ziehen. Ermattet blieb er auf dem sonnenwarmen Boden liegen. Die wilden Winde peitschten noch immer über ihn hinweg; die mächtigen Fichten neigten sich ächzend unter ihrem Druck. Prustend spie er das bittere Wasser aus, das er geschluckt hatte. Als er nach einer Weile näher an den Fluß kroch, um das süße Wasser der Öse zu trinken, hätte der Wind ihn beinahe wieder hineingeschleudert. Er hob den Kopf und blickte auf den Berg. Eine seiner Flanken war völlig eingefallen; Bäume waren entwur-zelt, im gewaltsamen Aufbäumen von Stein und Erde zersplit-tert worden. Den ganzen Paß hinunter, so weit sein Auge reichte, wütete der Wind, drückte die Bäume wie Grashalme nieder.

Er versuchte aufzustehen, aber er hatte keine Kraft mehr. Der Wind schien ihn aus seiner eigenen Gestalt reißen zu wollen. Er streckte den Arm aus; seine Hand schloß sich um riesige Wurzeln. Während der Baum unter seiner Hand erzitterte, spürte er den Quell seiner unerschütterlichen Kraft.

Er hielt sich an ihm fest, während er sich mühsam an ihm hochzog. Dann trat er von ihm weg und hob die Arme, als wollte er den Wind umschlingen.

Äste wuchsen aus seinen Händen und aus seinem Haar. Seine Gedanken verwirrten sich wie Wurzeln in der Erde. Er reckte sich aufwärts. Harztropfen rannen wie Tränen seine Rinde hinunter. Sein Name bildete sein Herz; Ring um Ring baute sich Stille um ihn auf. Sein Gesicht stieg hoch über die Wälder; in der Erde verwurzelt, dem Toben des Windes hinge-geben, verschwand er in sich selbst, hinter dem harten, windgehämmerten Schild seiner Erfahrungen.

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