7

»Laß mich nicht laufen, Herr!« flehte Sklavenperle. »Ich war früher eine freie Frau!«

»Stell dich auf die Linie«, sagte mein Herr.

Sklavenperle hastete zu dem Strich, der in den Sand von Tabukfurt gekratzt worden war. Sie trug die Überreste von Gewändern, die einmal zu Roben der Verhüllung gehört hatten. Sie war barfuß, wie es sich für eine Sklavin gehört.

»Wohin sollen wir denn laufen?« fragte mich Skla venperle.

»Es gibt kein Ziel«, antwortete ich. Das Dorf war von einem Palisadenzaun umgeben, dessen Tor versperrt war.

»Ich will nicht als Sklavin laufen!« schluchzte Skla venperle.

»Hör auf zu jammern!« sagte Lehna.

»Jawohl, Herrin!« antwortete Sklavenperle erschrocken. Sie hatte Angst vor Lehna, von der sie nach dem Branden in die Regeln des Sklavendaseins eingeführt worden war – mit einer Gerte.

Mein Herr hatte vor mehreren Wochen in einem kühnen Handstreich Lady Sabina aus der Festung von Saphronicus entführt und damit ihre Gefährtenschaft mit Thandar aus Ti, einer Stadt der Vier Städte von Saleria, zunichte gemacht. Diese Städte bildeten die Sale rische Konföderation, eine aggressive und sich ausweitende Liga nördlich des Vosk. Die wachsende Macht dieses Bündnisses wurde in Ar nicht gerade gern gesehen. Ar, das in Gors nördlicher Hemisphäre liegt, herrscht uneingeschränkt über das Gebiet zwischen dem Vosk und dem Cartius, den Voltai-Bergen und dem Thassa, dem Meer. Der Ubar von Ar, Marlenus geheißen, gilt als ehrgeiziger und brillanter, stolzer und mutiger Mann, der imperialistische Ziele verfolgt. Er mochte der Ansicht sein, daß sich die Salerische Konföderation zu einer Gefahr für Ar auswachsen konnte. So wie die Dinge im Augenblick standen, gab es in den Gebieten nördlich des Vosk eine Reihe uneiniger Städte, die jeweils ziemlich klein waren. Für einen starken Staat wie Ar bedeutete das von der Verteidigung her eine sichere Grenze und im Hinblick auf mögliche Expansionspläne ein interessantes Machtvakuum. Das Anwachsen der Salerischen Konföderation mochte nun die Situation zum Nachteil Ars ändern. Sollte der Bund von Saleria weitere Mitglieder finden und zu einer Einheit verschmelzen, konnte sich hier durchaus ein gleichwertiges oder überlegenes Gegengewicht zu Ar finden. Dann mochte es dazu kommen, daß Armeen und Tarnhorden nach Süden zogen. Erst vor wenigen Jahren hatte Ar Feinde in seinen Mauern erleben müssen, als es in dem politischen Durcheinander nach einem kurzzeitigen Verlust des Heimsteins und der Absetzung des Ubar Marlenus zu einer Revolte abhängiger Städte gekommen war, organisiert und angeführt von Pa-Kur, dem Großmeister der Kaste der Attentäter.

Die Horden Pa-Kurs, so wird berichtet, hatten das herrliche Ar belagert. Die Wissenden, die zu der Zeit die Macht in Ar auf sich vereinigt hatten, waren schwach und unentschlossen gewesen und hatten die Stadt aufgegeben, was den Ruf der Kaste der Wissenden in Ar bis zum heutigen Tag beeinträchtigt. Am Tage der Kapitulation wurde Ar durch den Aufstand der eigenen Bürger gerettet, die in den Straßen zu kämpfen begannen, unterstützt von den Streitkräften gewisser Städte des Nordens, vorwiegend Ko-ro-ba und Thentis. Von diesen Dingen ist in Liedern die Rede. Einer der darin besungenen Helden heißt Tarl von Bristol. Auch Marlenus tritt in den Balladen auf. Später eroberte er mit seinem Sieg über Cernus den Thron von Ar zurück. Bis heute verkörpert er die Macht in Ar. Zuweilen nennt man ihn den Ubar aller Ubars.

Zweifellos beobachtete Marlenus die Entwicklung der Salerischen Konföderation mit Mißfallen. Dieser Bund ist zwar im Augenblick noch relativ schwach. Ein Ubar muß jedoch an die Zukunft denken. Andererseits wird allgemein angenommen, daß die Sale rische Konföderation weniger eine Gefahr für Ars Sicherheit als für die ehrgeizigen Expansionspläne dieses Stadtstaates ist. Der riesige Ödgürtel unmittelbar südlich des Vosk, der Ar einmal nach Norden hin beschützte, besteht nicht mehr. Dabei handelte es sich um eine ausgedehnte Wildnis, eine leere, unbevölkerte, wüstenähnliche Zone ohne Wasser und nützliche Vegetation, tausend Pasang breit. Hier wurden Brunnen vergiftet und Felder niedergebrannt und eingesalzen, um den Anmarsch von Armeen aus dem Norden zu verhindern. In den letzten Jahren aber ist dieser Landstreifen grün geworden. Neue Brunnen sind gegraben worden, Bauern haben sich hier niedergelassen. Ihr Bestreben ist es, mehr bebaubares Land zu schaffen; man vermutet, daß die Zone dadurch für umfassende militärische Operationen erschlossen werden soll. Man setzte sogar Rehwild und ungezähmte Bosk aus.

Es heißt, der Blick Ars ist mit Sorge nach Norden gerichtet. Außerdem wird behauptet, die Salerische Konföderation habe nur deswegen so gut gedeihen können, weil die Städte des Nordens den Imperialismus Ars fürchten. Wie es um diese komplizierten politischen Dinge auch bestellt sein mag, es scheint klar zu sein, daß Marlenus den Wuchs der Salerischen Konföderation nicht gerade fördern möchte.

Clitus Vitellius, mein Herr, war ein Soldatenführer aus Ar. Offenbar hatte er die Aufgabe gehabt – wahrscheinlich sogar einen persönlichen Befehl von Marle nus, dem Ubar dieser Stadt –, die bevorstehende Allianz zwischen der Festung von Saphronicus und der Salerischen Konföderation zunichtezumachen – eine Allianz, die mit der Gefährtenschaft zwischen Thandar von Ti und Lady Sabina aus der Festung von Saphronicus besiegelt worden wäre.

In kühnem Angriff hatte mein Herr die Tochter des saphronischen Kaufmanns entführt. Er hatte das Lager überfallen und das Mädchen mitgenommen. Anschließend war er zurückgekehrt und hatte auch noch die Mitgift der Braut an sich gebracht, außerdem die Zofen der Lady – Lehna, Donna, Chanda und Maria. Diese Mädchen, ich in ihrer Mitte, standen nun an der Startlinie. Die jungen Bauernburschen des Dorfes beäugten uns neugierig und lüstern. Wir waren geschmeidige, vitale Schönheiten – Sklavinnen. Nicht jeden Tag durften sie solche Mädchen zu ihrem Vergnügen jagen. Unser Sklavenstatus forderte von uns, daß wir dem, der uns fing, willens sein mußten.

Es gab Diskussionen über die Regeln der Jagd. Wetten wurden abgeschlossen. Einige junge Heißsporne kamen zu uns an die Linie, um sich die Beute aus der Nähe anzusehen.

»Oh!« machte Sklavenperle. Einer der Bauernburschen hatte ihr ungeniert zwischen die Beine gegriffen.

»Gutes Material«, sagte er. »Ja«, meinte ein anderer nickend.

Ein dritter Jüngling betastete mich. Ich versuchte mich ihm zu entziehen – aber nicht ernsthaft. Schließlich wollte ich nicht ausgepeitscht werden.

Auf der anderen Seite Donnas stand Maria. Sie hatte den Kopf hoch erhoben und schien die Dreckpfoten der Bauernlümmel an ihrem Körper nicht zu spüren.

Ich beobachtete Sklavenperle. Sie weinte und hatte den Kopf in die Hände gestützt. Dann blickte ich zurück zu den offenen Feuern, wo die Männer des Dorfes saßen, darunter Thurnus, der Kastenführer, und mein Herr Clitus Vitellius.

Ich erbebte vor Freude bei seinem Anblick. Mir wurde ganz warm, wenn ich diesen Mann nur ansah. Er aber bemerkte mich nicht, sondern sprach konzentriert mit Thurnus. Er war ein Mann, der eine Frau nur zu seinen Bedingungen an sich heranließ. Darüber gab es keine Diskussionen. Dennoch war er einer der beliebtesten Männer in Ar – die Frauen standen angeblich scharenweise bei ihm Schlange. Die vorübergehende Aufgabe der eigenen Freiheit im Sklavenkragen von Clitus Vitellius, so flüstern manche hochgeborenen Ar-Frauen einander zu, ist kein zu hoher Preis. Die Langeweile der Freiheit wurde mit Freuden geopfert, wenn es nur um eine kurze Zeit in den Armen dieses Mannes ging.

»Fertig zum Lauf!« rief ein Bauer in diesem Augenblick.

Ich blickte zu meinem Herrn hinüber. Am liebsten wäre ich zu ihm gelaufen, doch ich wagte es nicht, die Startlinie zu verlassen.

Thurnus hatte mich aufs höchste erregt – und dann von mir abgelassen, als ich fast soweit war. Es war ein elender Nachmittag gewesen.

Ich betrachtete meinen Herrn, nach dem ich mich sehnte. Obwohl viele Frauen ihm Anträge gemacht hatten, war Clitus Vitellius noch in keine freie Gefährtenschaft eingetreten. Ich nahm auch nicht an, daß er es jemals tun würde. Er war schließlich Clitus Vitellius. Er würde sich Sklavinnen nehmen. Ich liebte ihn!

»Wenn die Fackel gesenkt wird«, rief der Bauer und hob sie, »lauft ihr los.«

»Ja, Herr«, antworteten wir.

»Die Fackel wird dann in die Erde gesteckt«, fuhr der Mann fort. »Wenn sie steckt, habt ihr zweihundert Herzschläge Zeit, dann werdet ihr verfolgt.«

Ich schätzte, daß wir einen Vorsprung von etwa drei Minuten vor den jungen Männern haben würden.

Ich blickte mich um. Eta stand ganz rechts auf der Linie. Dann kamen Maria und Donna. Ich stand zwischen Donna und Sklavenperle. Links warteten Chanda und ganz außen Lehna.

»Ich möchte nicht vor Bauernburschen fliehen müssen«, sagte Sklavenperle. »Ich war eine freie Frau.«

»Ich auch«, sagte ich.

»Möchtest du noch einmal gezüchtigt werden?« rief Lehna.

»Nein!« sagte Sklavenperle hastig. Sie hatte Angst vor Lehna. Aus guten Gründen war sie unmittelbar nach ihrer Gefangennahme unter Lehnas Aufsicht gestellt worden.

Nach der Entführung Lady Sabinas waren wir in das geheime Lager zurückgekehrt, in das mich mein Herr ursprünglich gebracht hatte. Dort hatte man Lady Sabina wie mich an den umgeknickten Stamm gefesselt und gebrandet. Damit war diese Frau politisch entwertet – und das entsprach genau der Absicht meines Herrn und seiner Befehlshaber in Ar. Das Symbol machte sie äußerlich sichtbar zur Sklavin. Sie wurde losgebunden und vor meinen Herrn gestoßen.

»Wir müssen dir einen Namen geben«, sagte er. »Sabina ...«, fuhr er leise fort, als überlege er. »Ah, mir will scheinen, daß dein früherer Name ein ausgezeichneter Sklavenname ist.«

»Nein, nein, Herr!« flehte sie.

»Dein früherer Name«, sagte er, »war sehr raffiniert gewählt. Er hört sich an wie der Name einer freien Frau, doch enthält er bereits – in einer Verkleidung, die wir jetzt fortreißen – deinen neuen Namen als Sklavin. Sehr schlau, Sklavin, aber man hat dich entdeckt. Ab sofort trägst du deinen wahren Namen, der gut zu dir paßt und den ich kraft meiner Macht über dich zu deinem Namen mache.«

»Bitte, Herr!« flehte sie.

»Du heißt ab sofort Bina«, befahl er.

Sie barg das Gesicht in den Händen und begann zu weinen. ›Bina‹ ist das goreanische Wort für Sklavenperle.

»Legt Sklavenperle einen Sirik um«, befahl mein Herr. Im Nu trug das neue Mädchen meines Herrn den Halskragen, von dem eine Kette zu Arm- und Fußreifen führte. Sie war wunderschön anzuschauen. Ich hatte bisher noch keinen Sirik getragen.

»Sklavenperle«, sagte mein Herr, »vielleicht erinnerst du dich, daß du vor einigen Tagen eine Sklavin gestraft hast.«

»Du weißt davon?«

»Als wir dein Lager erkundeten, wurden wir Zeuge der Szene. Soweit ich mich erinnere, bestand das Vergehen der Sklavin darin, sich nach der Berührung durch einen Mann zu sehnen.«

»Ja, Herr.«

»Die freie Frau hatte zweifellos das Recht, ihr Mädchen dafür zu strafen.«

»Ja, Herr!« sagte Sklavenperle.

»Diese Frau ist inzwischen aber selbst Sklavin geworden. Sie hält sich sogar in diesem Lager auf. Das gleiche gilt für das Mädchen, das von ihr gestraft wurde.«

»Ja, Herr«, sagte Sklavenperle zitternd.

»Wünschst du dir die Berührung eines Mannes?« wollte mein Herr wissen.

»O nein, Herr!«

»Ah, mir will scheinen, wir haben eine Sklavin hier, die eines Verbrechens schuldig ist.«

»Wer, Herr?«

»Du!«

»Nein!«

»Dein Vergehen ist es, dich der Berührung durch einen Mann entziehen zu wollen.« Mein Herr wandte sich an einen seiner Männer. »Bring Lehna eine Gerte«, sagte er. »Diese Sklavin muß bestraft werden. Sie widersetzt sich.«

»Ich bin bereit«, sagte Lehna.

»Merk dir die Lektion«, sagte mein Herr zu Sklavenperle. »Du sollst dich nach Männern sehnen. Was du ihr angetan hast, wird sie jetzt dir antun. Vielleicht begreifst du dann etwas besser, wie schwerwiegend deine Tat war. Vielleicht bedauerst du es dann, keine nachsichtigere Herrin gewesen zu sein.«

»Laß das nicht zu, Herr!« rief Sklavenperle. »Sie wird mich töten!«

»Unmöglich wäre es nicht. Wenn Lehna mit dir fertig ist, werde ich dich noch einmal fragen, ob du dir die Berührung durch einen Mann wünschst. Ich hoffe für dich, daß deine Antwort dann positiv ausfällt.«

»O ja, Herr«, flüsterte Sklavenperle.

»Lauft!« brüllte der Mann und senkte die Fackel.

Zusammen mit den anderen Mädchen rannte ich los. Wir eilten in verschiedene Richtungen auseinander.

Etwa fünfzig Meter von der Startlinie entfernt, verborgen in der Dunkelheit zwischen den Strohhütten, blieb ich stehen und blickte keuchend zurück. Die Fackel steckte bereits im Boden. Dann rannte ich tiefer zwischen die Hütten. Schließlich erreichte ich den Palisadenzaun und preßte Körper und Wangen gegen die glatten Stämme. Dann trat ich zurück und blickte in die Höhe. Die spitzen Pfähle endeten acht Fuß über dem Boden. Ich drehte mich um und starrte auf die schmale Lehmstraße zwischen den Hütten. Ich sah das Feuer in der Mitte des Dorfes, die erhellten Gesichter der Männer, die daran saßen. Ich sah, wie die Jünglinge eifrig auf sprangen.

»Es gibt keine Verstecke!« schluchzte Sklavenperle, die in meiner Nähe geblieben war.

»Wir sind Sklavinnen!« belehrte ich sie. »Es ist unsere Aufgabe, uns fangen zu lassen!«

Ich sah, wie sich die jungen Männer zur Verfolgung fertigmachten. Mehr als einer hatte es auf mich abgesehen, das wußte ich. Wetten waren auf dieses oder jenes Mädchen abgeschlossen worden, so auch auf mich.

Ich sah Chanda in einer Hütte verschwinden.

Sklavenperle wandte sich ab und hastete an der Innenseite des Palisadenzauns entlang. Ich folgte ihr ein Stück und zog mich dann wieder zwischen die Hütten zurück. Dabei bekam ich fast einen Herzschlag, als ich wenige Fuß vor mir ein bösartiges Fauchen vernahm. Die Hand vor den Mund gehoben, schrie ich auf. Dutzende schimmernder Augen starrten mich durch den soliden Zaun eines Sleengeheges hindurch an. Schnauzen und Zähne wurden gegen die Gitter gepreßt. Ich taumelte zurück.

Und weiter ging die Flucht.

Von Maria, Eta oder Lehna sah ich nichts. Sklavenperle war ebenfalls aus meinem Gesichtskreis verschwunden. Dann erblickte ich ein weißes Fußgelenk, das unter einem Haufen Planen hervorschaute. Es war Donna. »Bedecke deinen Fuß, Sklavin, oder man findet dich schnell!« rief ich lachend und rückte die Plane zurecht. Donna machte sich noch kleiner.

In der Mitte des Lagers wurden Rufe laut. Die Jagd hatte begonnen.

»Hab keine Angst, Donna«, sagte ich. »Es wird dir nichts geschehen, was dir nicht Spaß machen wird.«

Dann eilte ich weiter, tiefer zwischen die dunklen Hütten.

Ich hoffte, daß meine Worte zutrafen. Die Jünglinge hatten sicher keine große Erfahrung im Umgang mit Frauen, vielleicht waren sie grob und mochten mir weh tun, denn es waren allesamt kräftige Burschen, aber ihre Opfer würden sie gewiß nicht brutal behandeln.

Ich hörte einen jungen Mann vorbeilaufen. Blitzschnell duckte ich mich in die Dunkelheit zwischen den Stützpfeilern einer Hütte.

Ich wollte nicht so schnell gefangen werden. Wir waren in der Palisade eingeschlossen. Irgendwo mußte es ein Versteck geben!

Rechts von mir, weit entfernt, hörte ich ein Mädchen schreien. Eine von uns war gefangen! Ich wußte nicht, wer es war.

Ich wollte kein Seil an meinem Hals spüren. Ich wollte nicht als Gefangene ins Licht des Lagerfeuers gezerrt und vor aller Augen vergewaltigt werden.

Zwei junge Männer mit Fackeln kamen vorbei. Kurz darauf begannen die Sleen in ihrem Gehege zu zischen. Irgend etwas hatte sie gestört – vielleicht ein Mädchen. Die jungen Männer liefen darauf zu. Zwei weitere Bauernburschen kamen vorbei.

Ich sah sie mehrere Meter entfernt vor einer Hütte stehenbleiben. Einer hob seine Fackel und beleuchtete damit einen Haufen Planen. Die beiden stellten sich links und rechts von den Planen auf und rührten sich nicht. Bestimmt hatte Donna ihre Schritte gehört und wartete nun angstvoll darauf, daß sich die Männer wieder entfernten. Hatten die Verfolger sie entdeckt? Die beiden warfen sich einen Blick zu und rissen mit einem lauten Ruf die Planen fort. Donna stieß einen Entsetzensschrei aus, als sie an einem Arm und einem Bein in die Luft gezerrt und über den Kopf eines der jungen Männer gestemmt wurde. »Gefangen!« rief der Bauernbursche.

»Gefangen!« meldete sich eine andere Stimme aus der Richtung des Sleengeheges. Er hatte Lehna den Arm auf den Rücken gedreht und schob sie vor sich her. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt.

»Bringen wir die Mädchen zum Fackelkreis«, sagte einer der Jünglinge. »Dann setzen wir die Jagd fort. Drei sind noch auf freiem Fuß!«

Die Gruppe entfernte sich, und ich erschauderte. Ich wollte nicht gefangen werden!

Ein kühner Plan formte sich in meinem Kopf. Ich bewegte mich leise durch die Schatten, schrittweise. Von Zeit zu Zeit kroch ich am Boden dahin. Dabei hielt ich mich weitgehend unter den Hütten, wo es besonders dunkel war.

Zweimal kamen junge Männer mit Fackeln ganz in meiner Nähe vorbei, und ich verharrte reglos.

Unter einem Bauwerk erstarrte ich. Kaum zehn Fuß entfernt hastete Chanda die Dorfstraße entlang. An einem ihrer Handgelenke baumelte ein Seil. Zwei Verfolger eilten hinter ihr her. Offenbar war sie wieder entwischt. Einem erfahrenen Krieger wäre so etwas nicht passiert. Ich hoffte, daß Chanda ein sicheres Versteck fand.

Dann setzte ich meinen Weg fort, wobei ich mich immer mehr auf allen vieren voranbewegte. Einmal hätte ich vor Verzweiflung beinahe aufgeschrien, denn der Weg zu meinem Ziel führte über eine dunkle Straße, an deren Ende das Zentrum des Dorfes lag. Dort hockten mehrere Männer um das Feuer – die Dorfbewohner und mein Herr mit seinen Begleitern. Auf dem Bauch kroch ich über diese Straße und verschwand schließlich dankbar wieder zwischen den Hütten.

Zunächst war ich wieder in Sicherheit.

Meine Zuversicht wuchs. Die jungen Männer waren auf sich gestellt und durften bei der Verfolgung der Mädchen keine Sleen einsetzen, die es ohnehin in dem engen, dicht bevölkerten Dorf ziemlich schwer gehabt hätten, Witterung aufzunehmen. Fanden die Burschen ein Mädchen nicht, mußten sie bei ihren späteren Vergnügungen auf diese Sklavin verzichten. Das Mädchen hätte sich dann vor ihnen gerettet. Ich war fest entschlossen, mich nicht erwischen zu lassen.

Schließlich erreichte ich jenen Teil des Dorfes, der mein Ziel war, die freie Fläche, auf der mein Herr sein Lager aufgeschlagen hatte. Ich kroch zwischen den aufgereihten Fellen hindurch.

Ich hörte ein Mädchen weinen. »Beeil dich, Sklavin«, sagte eine Stimme. »Ja, Herr«, lautete die Antwort. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen, ich wagte kaum zu atmen. Reglos blieb ich liegen. Einige Meter zu meiner Rechten gingen drei Gestalten vorbei. Hätten sie hier nach mir gesucht, wäre ich wahrscheinlich nicht unentdeckt geblieben. Als sie vorbei waren, hob ich vorsichtig den Kopf. Sie hatten unser Lager umschritten, waren zwischen den Fellen und dem Palisadenzaun hindurchgegangen und kehrten nun in die Mitte des Dorfes zurück. Man hatte Chanda die Hände fest auf dem Rücken gefesselt. Sie weinte. Einer der jungen Männer hatte ihr die Hand ins Haar gelegt und zerrte sie mit sich. Die beiden jungen Burschen hatten die Geduld verloren, sie waren wütend, weil ihnen das Mädchen entwischt war. Männer haben es nicht gern, von Sklavinnen getäuscht zu werden. Ich hoffte, daß man sie nicht zu brutal nehmen würde.

Ich kroch in die Felle meines Herrn. Zum erstenmal konnte ich freier atmen.

»Wie viele sind noch frei?« rief einer der jungen Männer einem anderen zu. »Zwei!« lautete die Antwort. Ich wußte nicht, wer das andere noch nicht gefangene Mädchen sein mochte.

Ich kuschelte mich in die Felle meines Herrn und bedeckte sogar meinen Kopf. Ich nahm nicht an, daß man mich hier suchen würde. Wer konnte ein Mädchen für so kühn halten, sich auf der Lagerstatt ihres Herrn zu verstecken? Außerdem nahm ich nicht an, daß es die Bauernjungen wagen würden, die Schlaffelle eines Kriegers zu durchstöbern. Dazu war ihnen ihr Leben bestimmt viel zu kostbar. Ich fühlte mich absolut sicher. Dies war vermutlich der einzige Ort im Dorf, wo mir keine Gefahr drohte. Der Gedanke an meine Schlauheit erfüllte mich mit angenehmer Genugtuung. Ich liebte den Körpergeruch meines Herrn, der sich den Fellen mitgeteilt hatte. Ich war von seiner Aura umgeben, von der Aura seines Ichs. Ich wünschte, er läge jetzt bei mir in diesen Fellen, denn ich liebte ihn. War ich seine Sklavin, weil ich ihn liebte, oder liebte ich ihn, weil ich seine Sklavin war? Jedenfalls gehörte ich uneingeschränkt ihm, etwas, das auf dieser Welt selbstverständlich war. Sein Wille war einzig entscheidend. Ich war nichts, er war der Herr.

Ich hörte einen Ruf und rührte mich nicht mehr. Die Bauernjungen brüllten triumphierend auf. Nach einigen Sekunden riskierte ich einen Blick aus den Fellen ins Freie. Die Häscher hatten ein weiteres Mädchen gefangen – Sklavenperle. Sie wurde zum Fackelkreis getragen.

Von allen Mädchen war nur ich noch frei. Ich war der Jagd entkommen. Ich war stolz auf meine Klugheit.

Mehr als eine Ahn lang lag ich ruhig in den Fellen. Manchmal kamen die jungen Jäger in meine Nähe, doch sie betraten das Lager der Gäste nicht. Einer schritt zwar ziemlich nahe an mir vorbei, doch ich lag stocksteif in den Fellen.

Mir war ausgesprochen wohl. Ich war meinen Häschern entwischt. Natürlich bestand die Möglichkeit, daß sich mein Herr über das Versteck nicht freuen würde. Vermutlich würde er mich dann auspeitschen. Doch nahm ich eigentlich nicht an, daß er mich für meine Schlauheit und Kühnheit bestrafen würde. Mein Herr durchschaute mich, als bestünde ich aus Glas, doch zugleich spürte ich, daß auch ich mich in der letzten Zeit an ihn gewöhnt hatte, daß ich seine Stimmungen besser zu deuten wußte und seine Reaktionen voraussagen konnte. Dies mochte die für eine Sklavin unerläßliche Einstimmung auf ihren Herrn sein, geboren aus der Sorge um sein Wohlbefinden; doch fragte ich mich zugleich, ob dieses Gefühl nicht doch tiefer ging, ob hier nicht eine grundlegende Übereinstimmung mit einer anderen Person bestand. Ich hatte das Gefühl, meinen Herrn allmählich kennenzulernen. Vor zwei Tagen hatte ich ihn einmal beobachtet und dabei gespürt, daß er lie ber Wein als Paga trinken würde. Ich hatte Wein geholt und mich vor ihm hingekniet. »Darf ich dir Wein anbie ten, Herr?« hatte ich gefragt. Im ersten Augenblick war er überrascht gewesen und hatte geantwortet »Ja, Skla vin« und den Wein angenommen. Zuweilen spürte ich seinen Blick. In der Nacht zuvor hatte er in einer fast zärtlichen Geste mein Haar berührt. Dann, als sei er zornig auf sich selbst, hatte er mir einen Schlag versetzt und mich zu Eta geschickt, damit sie mir zu arbeiten gebe. Ich war nicht unzufrieden gewesen. Ich hatte das Gefühl, daß ich meinen Herrn beschäftigte, daß seine Gefühle angesprochen waren.

Ich spürte, wie die Felle zur Seite gerissen wurden.

»Wußte ich’s doch, daß ich dich hier finden würde!« sagte er.

»Ich hoffe, der Herr ist nicht zornig auf seine Skla vin.«

»Vielleicht sollte ich dich auspeitschen lassen«, sagte er.

»Mein Herr wird tun, was ihm gefällt.«

Er stand neben den Fellen und ließ seine Tunika zu Boden fallen. »Zieh die Ta-Teera aus«, sagte er. Ich richtete mich auf, öffnete das Gewand, hob es mir über den Kopf. Er legte sich zu mir und warf die Felle über uns beide.

Aus der Ferne hörte ich Geschrei. Offenbar hatten die Bauernjungen ihr vergnügliches Treiben mit den Mädchen begonnen.

Im nächsten Augenblick lag ich in den Armen meines Herrn.

»Wirst du mich den Bauernburschen überlassen?« fragte ich besorgt.

Ich wollte nicht brutal in den Kreis der Fackeln gezerrt werden. Sicher waren die Häscher wütend, daß ich ihnen entkommen war. Ich hatte keine Ahnung, was sie mit mir anstellen würden.

»Nein«, sagte er in der Dunkelheit.

Ich atmete auf. »Dann bin ich ihnen entwischt.«

»Nicht aber mir.«

»Nein, Herr«, sagte ich und drängte mich an ihn. »Dir will ich nicht entkommen.«

»Du bist gut gelaufen«, meinte er. »Und du bist kühn. Es erfordert Mut, sich unerlaubt in den Fellen des eigenen Herrn zu verstecken. Solche Kühnheit könnte zu schlimmen Strafen führen.«

»Ja, Herr.«

»Aber ich habe nichts gegen die Kühnheit einer Skla vin«, fuhr er fort. »Ein kühnes Mädchen vermag sich um so schönere Methoden auszudenken, ihren Herrn zu erfreuen, Dinge, auf die ein schüchternes Mädchen gar nicht kommen würde. Außerdem deutete deine Flucht auf Intelligenz hin.«

»Danke, Herr.« Im nächsten Augenblick schrie ich auf, denn er war mit einem harten Ruck tief in mich eingedrungen. Mir stockte der Atem.

»Du zuckst zusammen wie ein Tarsk«, lachte er. »Du mußt noch viel lernen.«

Ich keuchte und konnte nicht antworten. Verzweifelt klammerte ich mich an ihn. Doch er löste sich von mir und schob mich von sich.

»Bitte, Herr!« flehte ich schließlich. »Ich kann dir nicht widerstehen.«

»Lieg still«, sagte er.

»Ja, Herr.«

»Es ist angenehmer, ein intelligentes Mädchen zu besitzen als eine dumme Gans«, sagte er. »Intelligenz ist viel anregender.«

»Ja, Herr!« sagte ich gequält.

»Ein intelligentes Mädchen bringt außerdem besseren Lohn. Ein intelligentes Mädchen kann mehr und besser arbeiten. Sie befolgt Befehle und lernt schnell dazu. Sie weiß, wie sie einen Mann erfreuen muß. Aber das will alles gelernt sein.«

»Bitte Herr!« flehte ich. »Nimm mich!«

»Keine Bewegung!« sagte er. »Du hältst still!«

Ich knirschte mit den Zähnen. »Ja, Herr«, flüsterte ich. Ich hätte am liebsten Arme und Beine um ihn geschlungen, doch ich beherrschte mich. Ich durfte mich nicht bewegen.

»Ein intelligentes Mädchen wie du ist überdies in der Lage, ihre Lage voll zu verstehen. Sie weiß, daß sie eine Sklavin ist, sie weiß, was das bedeutet.«

»Ich bitte dich, Herr!«

»Beweg dich nicht!«

Ich erstarrte. Hätten die jungen Bauernburschen grausamer mit mir umspringen können?

»Es macht Freude, eine schöne Erdenfrau wie dich zu besitzen«, fuhr er fort.

»Ja, Herr.«

»In den letzten Wochen«, sagte er, »hast du mir immer mehr zu schaffen gemacht.«

»Herr?«

»Halt still. Ich verstehe es selber nicht«, fuhr er fort. »Es ist seltsam. Du bist doch völlig unwichtig.«

»Ja, Herr.«

»Du bist eine wertlose Sklavin.«

»Ja, Herr.«

»Man kann dich auf jedem Markt für eine Handvoll Kupfertarsks kaufen oder verkaufen.«

»Ja, Herr.«

»Warum mache ich mir dann überhaupt Gedanken über dich?«

»Das weiß ich nicht, Herr.«

»Du darfst dich bewegen, Sklavin!«

Mit einem wilden Schrei preßte ich mich endlich an ihn.

»Du siehst«, sagte er, »die Erdenfrauen sind geborene Sklavinnen.«

Ich begann ihn zu küssen, ihn an mich zu drücken. Ich weinte und lachte und wand mich.

»Du bist nichts als eine ganz gewöhnliche Sklavin.«

Ich drückte meine tränenfeuchte Wange gegen seine harte Brust. Ich spürte die Haare auf seiner Haut. »Ja, Herr«, flüsterte ich.

»Du hast ja nicht einmal einen Namen.«

»Nein, Herr.«

»Was bedeutet einem Tier der Name?«

»Nichts, Herr.«

»Wie kannst du überhaupt von Interesse für mich sein?« fragte er.

»Ich weiß es nicht, Herr.«

»Und doch bist du ein hübsches kleines Geschöpf. Ich werde dich erobern.«

»Du hast mich längst erobert.«

»Dann tue ich es von neuem.«

»Jedesmal, wenn du mich anblickst oder mich berührst«, sagte ich, »bin ich von neuem dein.« Ich spürte seine Brust unter meiner Wange.

»Vielleicht sollte meine Sklavin einen Namen haben.«

»Wie es dem Herrn gefällt.«

Er umfaßte meine Schultern und drehte mich. Ich spürte den Boden unter dem Rücken und seine Arme, die mich hielten und zog die Knie an. Ich stöhnte, als mein Körper ihn aufnahm und festhielt.

»Beweg dich nicht«, sagte er. »Ich werde dir einen Namen geben.«

Hilflos lag ich in der Dunkelheit.

»Da du nur ein ganz gewöhnliches Sklavenmädchen bist«, sagte er, »muß auch dein Name einfach sein, er muß zu einem wertlosen, unwissenden, gebrandeten Mädchen passen.«

»Ja, Herr.«

»Manche Männer lieben es, eine kleine Barbarin wie dich zu bezwingen.«

»Bezwinge mich, Herr – ich bitte dich!«

»Auch ich liebe Barbarinnen – ich habe schon mehrere besessen.«

»Mädchen vom Planeten Erde?« flüsterte ich.

»Natürlich.«

»Was ist aus diesen Mädchen geworden?«

»Ich habe sie verschenkt oder verkauft.«

»Wirst du mich auch verschenken oder verkaufen?«

»Vielleicht.«

Ich stöhnte auf. Er konnte natürlich mit mir tun, was er wollte.

»Haben sie dich geliebt?«

»Ich weiß es nicht«, sagte er. »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«

»Haben sie es dir denn nicht gesagt?«

»Natürlich«, erwiderte er. »Das ist doch bei Sklavinnen üblich.«

»Trotzdem hast du sie fortgegeben oder verkauft?«

»Ja.«

»Wie hast du das nur tun können, Herr?«

»Es waren doch nur Sklavinnen.«

»Das war grausam!«

»Wie kann man zu einer Sklavin grausam sein?«

Wir lagen in der Dunkelheit beisammen. Er machte es ganz langsam, ließ sich Zeit. Er hielt immer wieder inne, wenn er sprach. Ich hörte, daß die Bauernburschen mit den anderen Sklavinnen immer noch beschäftigt waren.

»Wie hast du in der Barbarei geheißen?« fragte er.

»Judy Thornton, Herr.«

»Was für ein komplizierter Name! Wie nannte dich dein Barbarenherr?«

»Ich verstehe nicht, was du meinst, Herr.«

»Der Barbar, dem du auf der Erde gehört hast! Vielleicht können wir seinen Namen benutzen.«

»Aber ich habe auf der Erde niemandem gehört. Ich war eine freie Frau!«

»Frauen wie du dürfen auf der Erde ein freies Leben führen?« fragte er.

»Ja, Herr.«

»Was sind denn das für Männer auf der Erde?«

»Sie sind anders als die Goreaner, Herr.«

»Ich verstehe. Sind die Männer glücklich?«

»Nein.«

»Und die Frauen?«

»Nein.«

»Ich verstehe.«

»Finden die Männer von der Erde dich nicht schön und reizvoll?«

»Sie sind schwach«, sagte ich. »Erst als ich auf diese Welt kam, wußte ich, wie es ist, von einem Mann besessen zu werden. Nur in den Armen echter Männer, wie du einer bist, Herr, konnte ich es lernen, eine Frau zu sein.«

»Du darfst dich bewegen«, sagte er.

Mit einem Aufschrei begann ich auf seine Bewegungen zu reagieren, warf mich mit meinen Hüften jedem seiner Stöße entgegen.

»Was trägst du für ein Brandzeichen?« fragte er.

»Die Sklavenblume – die Dina!« rief ich.

Er bewegte sich schneller. »Ich gebe dir deinen Namen – und du wirst ihn nicht vergessen!«

»Ich muß mich gehen lassen, Herr! Ich kann nicht anders!«

»Mußt du dich hingeben«, fragte er, »auch wenn dein Leben davon abhinge?«

»Ja, Herr!« rief ich.

»Dann soll es sein.«

Mit einem Schrei der Lust ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf.

»Du bist Dina!« sagte er lachend, und seine Stimme klang wie die eines Löwen. »Du bist die Sklavin Dina und gehörst mir!« Freudig lachte er über seinen Triumph, den er über die Sklavin errungen hatte.

»Ja, ja, Herr!« rief ich. »Ich bin Dina!« Freudig drückte ich ihn an mich. »Dina liebt ihren Herrn!«

Mit einem Stöhnen grub er seine Finger in meinen Rücken.

Später lag ich in seinen Armen, still, zufrieden, ihm gehörend.

»Seltsam«, sagte er und blickte zu den Sternen empor.

»Herr?«

»Du bist nichts weiter als ein ganz gewöhnliches Sklavenmädchen.«

»Ja. Herr.«

»Und doch fürchte ich, daß sich meine Gefühle dir zuwenden.«

»Dina freut sich, wenn sie ihrem Herrn gefallen hat.«

»Gegen diese Schwäche muß ich ankämpfen. Ich muß stark sein.«

»Du bist mir nicht schwach erschienen, Herr«, sagte ich.

»Du beunruhigst mich.«

»Verzeih mir, Herr.«

»Ich sollte mich von dir trennen.«

»Gestatte mir, dem unwürdigsten deiner Soldaten zu folgen«, sagte ich. In Wirklichkeit hatte ich keine Angst, daß er mich fortschicken würde. Ich liebte ihn. Ich war zuversichtlich, daß er auch etwas für mich empfand.

»Liebt Dina ihren Herrn?«

»Ja, ja, Herr!«

»Amüsant«, sagte er traurig.

»Herr?«

»Wir verlassen heute Tabukfurt. Du bleibst hier. Ich überlasse dich Thurnus. Ich habe dich ihm geschenkt.«

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