Dreizehn

»Sie beschleunigen auf einem Vektor, der vom Planeten wegführt«, kommentierte Marphissa, nachdem sie ein paar Minuten lang ihr Display beobachtet hatte.

»Was war mit Shuttle-Aktivitäten rund um diese Schiffe?«, fragte Iceni. »Vor dem Start der Schiffe gab es keinen Alarm hinsichtlich der Shuttles.«

»Es haben etliche Flüge zu diesen Einheiten stattgefunden, seit sie in den Orbit eingeschwenkt sind, und in der letzten halben Stunde vor dem Start waren ebenfalls wieder viele Shuttles unterwegs, wenn auch nicht mehr als in den Stunden davor.«

Sie konnten jetzt nur noch dasitzen und abwarten, bis der eine Leichte Kreuzer und die beiden Jäger unter der Kontrolle der Schlangen auf einen Vektor gingen, der eine klare Flugrichtung erkennen ließ. Die kegelförmige Flugbahn, die verschiedene Ziele zuließ, verengte sich weiter, bis eine geschwungene Linie hervortrat, die am Stern vorbei aus dem System hinausführte. »Der Sprungpunkt nach Kukai«, sagte der Steuer-Spezialist.

»Das war ihre einzige andere Wahl, es sei denn, sie hätten ihr Glück in Midway versuchen wollen«, merkte Marphissa an. »Aber sie verlassen das Sternensystem.«

»Sorgen Sie dafür«, erwiderte Iceni, »dass unsere abgetrennte Flotte …« Sie unterbrach sich, als ein Alarm ertönte und neue Symbole auf dem Display aufleuchteten.

»Sie haben kinetische Projektile abgefeuert«, meldete der Gefechts-Spezialist fast im Flüsterton.

Verdammt! Wie viele Projektile konnten diese drei Einheiten an Bord haben? Genug, um den zweiten Planeten zu verwüsten?

»Die Projektile bewegen sich vom Planeten weg«, meldete der Gefechts-Spezialist gleich darauf und hörte sich völlig verblüfft an.

»Was?« Iceni beugte sich zu ihrem Display vor, als könnte sie dadurch mehr erkennen. »Von dort aus können sie nicht das Schlachtschiff treffen. Jedenfalls nicht mit nichtlenkbaren Projektilen, die erst einmal den Gasriesen umkreisen müssten, bevor sie einschlagen können.«

»Das ist korrekt, Madam Präsidentin, aber die Projektile haben den Gasriesen zum Ziel.«

Marphissa hob verdutzt die Schultern und wandte ihren Blick nicht vom Display ab. »Wie lange noch, bis wir herausfinden können, worauf sie zielen?«

»Vielleicht noch eine halbe Stunde, Kommodor.« Der Gefechts-Spezialist zögerte. »Ihnen muss doch klar sein, dass es aussichtslos ist, aus einer solchen Entfernung Projektile auf mobile Einheiten abzufeuern.«

»Und trotzdem haben sie genau das gemacht.«

»Ja, Kommodor, allerdings gibt es im Orbit um den Gasriesen ein Objekt, das keine mobile Einheit ist.«

Ein zorniges Schnauben war von Marphissa zu hören. »Die Einrichtung der mobilen Streitkräfte. Aber warum wollen sie die nicht intakt lassen? Sie könnten sie wieder unter ihre Kontrolle bringen, wenn die Syndikatwelten neue Streitkräfte entsenden sollten.«

»Verzeihen Sie, Kommodor, aber die Einrichtung ist keineswegs intakt. Sie wurde während der Kämpfe um die Kontrolle über die Anlage sogar erheblich beschädigt. Wir kennen keine Details, aber wir wissen zumindest, dass das Hauptdock zerstört wurde. Diese Explosion muss den Teil der Einrichtung, der als Werft dient, weitgehend vernichtet haben.«

Marphissa beugte sich zu Iceni rüber. »Die Einrichtung ist nicht länger von Nutzen, und die Schlangen wissen, dass dieses Arbeiterkomitee die Kontrolle übernommen hat. Sie lassen den Menschen in diesem System die denkwürdigste Nachricht zukommen, zu der sie fähig sind, indem sie die Einrichtung zerschmettern. Was machen wir jetzt?«

»Wieso müssen wir überhaupt etwas machen?«, gab Iceni zurück. »Die Bürger auf dieser Einrichtung werden sehen, dass die Projektile auf sie zusteuern, und sie werden eine Evakuierung einleiten.«

»Ja, Madam Präsidentin. Allerdings wurde die einzige mobile Einheit, über die diese Anlage verfügte, während der internen Kämpfe zerstört. Und wir haben den Frachter vernichtet, der auf dem Weg zu der Einrichtung war. Sie werden ihre Evakuierung mit Schleppern und Rettungskapseln durchführen müssen, die allesamt zweifellos hoffnungslos überladen sein werden.«

Oh. Iceni überschlug im Kopf die Entfernungen, die für einen Sicherheitsabstand zur Einrichtung erforderlich waren. »Das wird die Kapseln und wahrscheinlich auch die Schlepper an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit bringen.«

»Wir könnten ein paar von unseren …«

»Nein.« Sie wollte natürlich nicht, dass das Arbeiterkomitee mit seinen radikalisierten Arbeitern in der kalten Schwärze des Alls erstickte, aber das hieß noch lange nicht, dass sie ihnen erlauben würde, auch noch die Besatzungsmitglieder dieser Flotte zu infizieren und zu vergiften. »Was ist mit dem Handelsschiff?« Sie zeigte auf ihr Display und richtete es auf einen der Frachter, die seit dem Beginn der Kämpfe ins System gekommen waren oder den zweiten Planeten verlassen hatten und die das Sternensystem durchquerten, um zu einem der beiden Sprungpunkte zu gelangen, über die Kane verfügte. Der gesunde Menschenverstand hätte zwar dazu geraten, sämtliche Reisen erst einmal zu verschieben, aber Vorsicht allein galt in den Syndikatwelten nicht als Ausrede, wenn man es versäumt hatte, eine aufgetragene Arbeit zu erledigen. Zeitpläne mussten eingehalten werden, und sobald das Gefecht zwischen den Flotten geendet hatte, war das für die Frachtschiffe das Zeichen zum Aufbruch gewesen. Eines dieser Schiffe war momentan nur zehn Lichtminuten vom Gasriesen entfernt, hatte dessen Orbit aber bereits hinter sich gelassen und war auf dem Weg aus dem Sternensystem.

»Soll ich Kontakt mit ihnen aufnehmen?«, fragte Marphissa.

»Nein, das werde ich erledigen.« Iceni atmete einmal tief durch, dann betätigte sie ihre Kontrollen. »Handelsschiff SWCC10735, hier spricht Präsidentin Iceni. Die Bürger in der Einrichtung der mobilen Streitkräfte werden in Kürze gezwungen sein, diese Einrichtung zu evakuieren. Sie werden hiermit aufgefordert, sofort Kurs auf die Einrichtung zu nehmen, um sich dort mit den Schleppern und Rettungskapseln zu treffen, und die Bürger an Bord zu nehmen und sie auf dem zweiten Planeten sicher abzuliefern, bevor Sie weiterfliegen. Bestätigen Sie, dass Sie diese Nachricht erhalten und Ihren Befehl verstanden haben. Für das Volk. Iceni, Ende.« Kurz und prägnant. So etwas ließ keinen Raum für Missverständnisse.

Allerdings würde es bis zu einer Antwort zwanzig Minuten dauern. Zehn Minuten, bis ihr Befehl dort ankam, zehn Minuten, bis die Reaktion hier eintraf.

Das Schlachtschiff und die beiden Schweren Kreuzer hatten ihre Drehung endlich vollendet und wurden nun durch den Schub der Antriebseinheiten der Kreuzer abgebremst, als endlich die Antwort einging.

»Hier spricht Senior Ship’s Controller Hafely.« Der Mann hatte den starren Gesichtsausdruck, der für jene Art von Executives typisch war, die sich keinesfalls vorstellen konnten, irgendetwas anderes zu tun als ihre jeweiligen ursprünglichen Anweisungen zu befolgen. Aus Erfahrung wusste Iceni, dass Executives von diesem Schlag oft zu gar keiner Handlung fähig waren, wenn sie keine eindeutigen und detaillierten Anweisungen erhielten. »Mein Schiff ist Eigentum des Yegans-Syndikats. Die Befehle des Syndikats lauten, dass ich nicht von meinen vorgegebenen Transportbewegungen abweichen darf, es sei denn, die Behörden der Syndikatwelten verlangen das von mir oder ich werde durch Plünderer der Allianz bedroht. Ich setze meinen Flug exakt so fort, wie ihn mir mein Syndikat vorgegeben hat.«

»Nicht mal eine höfliche Verabschiedungsfloskel«, grummelte Iceni.

»Madam Präsidentin«, meldete sich Marphissa wütend zu Wort. »Soll ich entsprechende Maßnahmen einleiten?«

»O nein, Kommodor. Ich möchte diesem Individuum persönlich antworten. Der Mann muss motiviert werden.« Nach einem kurzen Moment der Vorbereitung betätigte sie wieder die Sendetaste und begann mit ruhiger Stimme zu reden: »Senior Ship’s Controller Hafely, hier spricht Präsidentin Iceni vom unabhängigen Midway-Sternensystem. Sie scheinen dem Irrglauben erlegen zu sein, dass mich die Befehle des Yegans-Syndikats interessieren. Sie scheinen außerdem zu glauben, dass Sie es nicht nötig haben, meine Befehle zu befolgen. Das Folgende werde ich nur einmal sagen, Senior Ship’s Controller Hafely, deshalb sollten Sie aufmerksam zuhören.«

Ihre Stimme hatte einen härteren, tieferen Tonfall angenommen, zudem sprach sie geringfügig leiser: »Ich befehlige drei Schwere Kreuzer, sechs Leichte Kreuzer und acht Jäger. Jede einzelne Einheit ist mühelos in der Lage, Ihr Schiff zu zerstören. Wenn ich nicht umgehend eine Bestätigung des Ihnen erteilten Befehls erhalte, sich an der Evakuierung der Einrichtung der mobilen Streitkräfte zu beteiligen, werde ich einen meiner Leichten Kreuzer zu Ihnen schicken, um Ihr Schiff auszulöschen. Dieser Kreuzer wird dabei allerdings den Befehl erhalten, dafür zu sorgen, dass Sie selbst die Zerstörung Ihres Schiffs überleben. Danach wird man Sie in einer Rettungskapsel auf einem Vektor losschicken, der garantiert, dass niemand diese Kapsel erreichen kann, solange die Lebenserhaltung noch funktioniert. Sie haben noch diese eine Chance, Ihr Verhalten zu korrigieren, Senior Ship’s Controller Hafely. Sie sollten sehr dankbar dafür sein, dass ich Ihnen diese Chance gewähre, anstatt Sie für Ihre Respektlosigkeit sofort mit dem Tode zu bestrafen.« Dann klang ihre Stimme wieder ganz normal, als sie hinzufügte: »Für das Volk. Iceni, Ende.«

Von Müdigkeit befallen stand Iceni auf. »Geben Sie mir Bescheid, wenn Senior Ship’s Controller Hafely nicht innerhalb der nächsten halben Stunde seine Hilfe zusichert und wenn wir nichts davon zu sehen bekommen, dass sein Schiff Kurs auf die Einrichtung nimmt. Sobald Sie eine solche Kursänderung feststellen, nehmen Sie mit der Einrichtung der mobilen Streitkräfte Kontakt auf und sagen Sie ihnen, dass das Handelsschiff zu ihnen unterwegs ist, um sie an Bord zu nehmen. Habe ich noch irgendwas vergessen?«

»Wie stellen wir sicher, dass der Frachter die Leute auch tatsächlich anschließend zum zweiten Planeten bringt?«, wollte Marphissa wissen. »Wir müssten eigentlich ein Kriegsschiff abstellen, damit es den Frachter dorthin verfolgt.«

Das wollte Iceni nicht machen, weil damit eines ihrer Schiffe in eine Aufgabe eingebunden wäre, die noch länger dauern würde als die Verpflichtungen, die sie ohnehin bereits eingegangen war. Sie zeigte auf ein weiteres Symbol auf dem Display. »Das da ist der Leichte Kreuzer, der nach … Wohin wollte er noch … Ja, genau, nach Cadez wollte er abreisen. Warum ist der immer noch da?«

Der Komm-Spezialist meldete sich daraufhin zu Wort: »Ich habe mit ihnen geredet, Madam Präsidentin. Sie haben noch Verwandte oder Freunde auf dem zweiten Planeten, die sie mitnehmen wollen, wenn sie von hier abreisen. Daher haben sie gewartet, um zu sehen, ob die Schlangen sich aus dem Staub machen oder nicht.«

»Gut, nehmen Sie Kontakt mit dem Leichten Kreuzer auf, Kommodor Marphissa. Sagen Sie ihnen, wir haben die Schlangen vom zweiten Planeten vertrieben, und sagen Sie ihnen auch, welchen Befehl ich dem Handelsschiff erteilt habe.« Iceni hielt inne. Konnte sie dem Leichten Kreuzer einfach etwas befehlen? Möglicherweise würden sie sich weigern, und sie hatte keine Möglichkeit, die Mannschaft zu fassen zu bekommen, um ihren Befehl durchzusetzen. Einen Befehl zu erteilen, den man nicht durchsetzen konnte, war keine gute Idee, weil einen so etwas schnell sehr schwach aussehen lassen konnte. »Fragen Sie sie, ob sie bereit sind, den Frachter abzufangen und zum zweiten Planeten zu eskortieren, damit gewährleistet ist, dass die Bürger von der Einrichtung sicher dort abgesetzt werden.«

Das alles erschien ihr sehr … menschenfreundlich. Hoffentlich kam niemand auf die Idee, das als Zeichen von Schwäche auszulegen und gegen sie zu verwenden. Sie musste versuchen, sich mit denjenigen gut zu stellen, die letztlich dieses Sternensystem regieren würden, und sie wollte es sich einfach mit keiner Gruppierung verscherzen. Das war der einzige Grund für ihr Verhalten. Allerdings bedeutete das nicht, dass sie das Schlachtschiff zurückgeben würde. Etwas anderes war es, ein paar Drohungen auszusprechen, um Menschenleben zu retten. Das war eine Investition, die sich über kurz oder lang bezahlt machen konnte. »Ich werde jetzt eine Weile in meinem Quartier arbeiten.«

Als Iceni die Brücke mit der festen Absicht verließ, sich hinzulegen und sich eine Weile auszuruhen, bemerkte sie aus dem Augenwinkel, dass die Spezialisten auf der Brücke aus irgendeinem Grund allesamt einen fröhlichen Eindruck machten.

General Artur Drakon überflog mit mürrischer Miene den jüngsten Geheimdienstbericht. Noch vor ein paar Monaten waren aktuelle Berichte sehr viel länger und auch viel einfacher ausgefallen. Damals hatte es zwei Kategorien gegeben; eine mit den neuesten Erkenntnissen über die Absichten und Fähigkeiten der verfeindeten Allianz, eine zweite mit Informationen über aktuelle Militäroperationen und aktuelle Verlustzahlen der Allianz. Das Beste, was sich über diese Kategorie sagen ließ, war, dass sie üblicherweise jedes Sternensystem korrekt bezeichnete, in dem es zu Gefechten gekommen war. Die Liste der Absichten war nie mehr als eine zusammengewürfelte Ansammlung von Mutmaßungen und Spekulationen, und bei den Fähigkeiten des Gegners fanden sich nur selten zumindest halbwegs bedeutsame Erkenntnisse. Hinzu kam, dass diese Informationen zum Teil mit mehreren Monaten Verspätung eintrafen, wenn man so wie in Midway weit von der Grenze zur Allianz entfernt war. Aber selbst wenn man näher an der Grenze stationiert war, vergingen meistens Wochen, ehe man Informationen über das Kampfgeschehen an anderen Stellen entlang der Front erhielt.

Die Kategorie Syndikatwelten fiel fast immer viel kürzer aus und war noch erheblich unnützer. Angaben zu Verlusten und Niederlagen entsprachen nie den Tatsachen, da musste man sich auf die Gerüchteküche und andere inoffizielle Quellen verlassen. Die Pläne der Syndikatwelten unterlagen immer vorsätzlicher Desinformation und plötzlichen Änderungen, die in letzter Minute vollzogen wurden, wenn ein einflussreicher CEO auf einmal seinen Einfluss verlor und der Nachfolger andere Absichten verfolgte. Und selbst all diese Dinge trafen erst mit Verspätung ein.

Dennoch wurde von jedem CEO erwartet, dass er über den aktuellen Stand informiert war, was die Berichte zur Pflichtlektüre machte. Hinzu kam die Tatsache, dass sich aus den Berichten wichtige Hinweise darauf ergaben, was die Vorgesetzten selbst glauben wollten und was sie ihre Untergebenen glauben machen wollten.

Der aktuelle Bericht, den Drakon jetzt vor sich hatte, fiel nicht annähernd so lang aus, enthielt dafür aber deutlich mehr Kategorien: Midway, Lokale Sternensysteme, Syndikatwelten, Allianz, Andere Sternensysteme, Enigma-Rasse. Ein Großteil der Informationen war lediglich bruchstückhaft, und was ihre Aktualität anging, hinkten sie sogar noch weit hinter dem her, was die Syndikatwelten seinerzeit geliefert hatten, da Reisen durch das einst von der Zentralregierung kontrollierte Gebiet zunehmend schwierig geworden waren und offizielle Netzwerke zusammen mit der Autorität des Syndikats ihre Funktionen eingestellt hatten. Aber immer entsprachen die Informationen der Wahrheit, soweit die Verfasser das beurteilen konnten. Oder zumindest soweit Colonel Malin das beurteilen konnte.

Midway. Ein fast schon verdächtig stabiles System, dessen Bürger völlig begeistert auf die Zusage von freien Wahlen für die Vertreter der unteren Verwaltungsebene reagierten. Die Euphorie über die Ausrottung der Schlangen war noch nicht abgeebbt, und die Syndikatwelten hatten noch nicht zu einem Vergeltungsschlag ausgeholt. Der Handel verlief schwächer als er sollte, aber dieser Trend war schon seit einer Weile zu beobachten gewesen. Genau genommen waren die Syndikatwelten schon seit Jahren oder sogar seit Jahrzehnten kriegsbedingt im Zerfall begriffen gewesen, nur war die Unzufriedenheit der Menschen hinter den Demonstrationen militärischer Macht verborgen geblieben.

Taroa. Drei Gruppierungen, die um die Kontrolle wetteiferten. Keine davon stark genug, um den Sieg davonzutragen. Malin hatte das besonders gekennzeichnet, also wollte er, dass Drakon über diesen Punkt nachdachte.

Kane. Von entscheidender Bedeutung, aber bislang wussten sie nichts über das System. Solange kein Schiff von dort zurückkam und Neuigkeiten von Icenis Fortschritten mitbrachte, konnten sie sich hier nur die Frage stellen, was sie dort vorgefunden hatte und ob ihre Mission erfolgreich verlaufen war.

Die Syndikatwelten. Sehr wenig Neues. Ein kürzlich eingetroffenes Handelsschiff hatte eine Nachricht von CEO Jason Boyens für Iceni mitgebracht, die von Malin natürlich lange genug festgehalten worden war, um den Inhalt zu kopieren. Bedauerlicherweise konnte Boyens nicht viel berichten, was ihnen nicht schon bekannt war. Die neue Regierung stand auf wackligen Beinen. Jeder versuchte, möglichst viel Macht und Einfluss an sich zu reißen, und immer mehr Sternensysteme wandten den Syndikatwelten den Rücken zu. Die Nachricht war abgeschickt worden, lange bevor man auf Prime von der Rebellion bei Midway erfahren hatte, sodass es noch keinen Hinweis auf Reaktionen in der Regierung geben konnte.

Die Enigma-Rasse. Nichts Neues zu berichten. Sollte Black Jacks Flotte bei ihnen für Unruhe gesorgt haben, dann waren die Aliens offenbar immer noch mit der Allianz beschäftigt.

Andere Sternensysteme: Diese Kategorie berichtete auf recht chaotische Weise, dass ein System unter der Führung eines mächtigen CEO oder einer ganzen Gruppe von CEOs seine Unabhängigkeit erklärt hatte, während sich ein anderes einem lockeren Verband aus benachbarten Systemen angeschlossen hatte, um den Schutz gewährleistet zu bekommen, den die zentrale Regierung nicht länger leisten konnte. Diese Information war von allen die älteste und dürftigste und damit auch die unzuverlässigste.

Allianz. Persönliche Unterredung erforderlich.

»Colonel Malin, ich würde Sie gern sprechen.« Dann wartete er, bis Malin eingetroffen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Was hat das mit dieser Bemerkung in der Allianz-Kategorie auf sich?«

Bevor er antwortete, überprüfte Malin zunächst die Sicherheitsanzeigen. »Es ist mir gelungen, auf einige persönliche Dateien von Präsidentin Iceni zuzugreifen, General.«

»Das muss aber extrem schwierig gewesen sein.«

»Es war eine Herausforderung. Ich konnte längst nicht alles einsehen, aber ich bin auf die Aufzeichnungen ihrer Gespräche mit der Allianz-Flotte gestoßen, die die Schlangen nicht hatten aufspüren können.«

Drakon musste einen Moment lang darüber nachdenken, wie grundverschieden die Geschichte und vor allem seine persönliche Geschichte verlaufen wäre, wenn Malin für die Schlangen gearbeitet hätte. »Verfügen wir über Kopien?«

»Kopieren konnte ich sie nicht, weil sie gesperrt sind und ein Kopierversuch sichtbare Spuren hinterlassen hätte. Aber ich habe eine Zusammenfassung dessen aufgezeichnet, was ich dort gesehen habe.« Malin zog seinen eigenen Reader aus der Tasche. »Es scheint alles zuzutreffen, was uns über die Gespräche zwischen Präsidentin Iceni und Admiral Geary beim ersten Besuch der Allianz-Flotte in unserem System gesagt wurde, nachdem die die Enigma-Streitmacht besiegt hatte. Präsidentin Iceni hat keine wichtigen Details zurückgehalten.«

»Und was ist mit dem zweiten Mal? Von dem Präsidentin Iceni behauptet, dass sie diese Abmachung mit Black Jack getroffen hat?«

»Das habe ich auch gefunden, General.« Stirnrunzelnd betrachtete Malin seinen Reader. »Admiral Geary hat nicht versprochen, dass er die Handlungen von Präsidentin Iceni unterstützt. Versprochen hat er, dieses Sternensystem beim Schutz vor der Enigma-Rasse zu unterstützen. Und er hat auch zugesagt, Iceni nicht öffentlich zu widersprechen, wenn sie behauptet, der von ihm zugesicherte Schutz reiche erheblich weiter. Tatsache ist aber, dass er einen solchen Schutz nicht versprochen hat.«

»Hah!« Waren das nun gute oder schlechte Neuigkeiten? »Dann besitzt Präsidentin Iceni also gar nicht so viel Macht, wie sie behauptet, weil Black Jack ihr Handeln überhaupt nicht unterstützt.«

»Das ist richtig, Sir. Das bedeutet folglich, dass dieses Sternensystem in größerer Gefahr schwebt als angenommen, weil wir nicht darauf zählen können, dass die Allianz-Flotte uns aktiv unterstützt, wenn es zu einem Angriff des Syndikats kommen sollte. Zugleich heißt das aber auch, dass Präsidentin Iceni viel stärker auf Ihren Rückhalt angewiesen ist, als sie zugeben würde.«

»Was haben Sie noch entdeckt?«

»Mir ist noch etwas Eigenartiges aufgefallen«, antwortete Malin und zog die Brauen zusammen. »Ich hatte bereits infrage gestellt, was ich glaubte, gesehen zu haben, weil es eigentlich keinen Sinn ergab. Und doch wurde ich mir nach einigem Nachdenken sicher, dass es zutrifft: In den Mitteilungen, die die Allianz-Flotte bei ihrem ersten Besuch im System gesendet hat, trug Geary die Abzeichen eines Flottenadmirals der Allianz.«

»Hat er sich auch so bezeichnet? Wir haben doch die Aufzeichnungen seiner Nachrichten, die er an unser Sternensystem und an die Enigmas gerichtet hatte.«

»Ja, General. Flottenadmiral Geary. Aber in den Mitteilungen an Präsidentin Iceni bei seinem letzten Besuch bin ich mir sicher, dass er die Abzeichen eines Admirals trug.«

Es dauerte einen Moment, ehe Drakon das verarbeitet hatte. »Ein gewöhnlicher Admiral? Ein niedrigerer Dienstgrad als der, den er beim ersten Mal innehatte? Malin, so was ergibt doch keinen Sinn. Verdammt, das ist ja völlig unmöglich. Wer sollte Black Jack degradiert haben? Ihm gehört doch schließlich die Allianz.«

Malin zuckte mit den Schultern. »Ich habe versucht, eine Erklärung dafür zu finden.«

»Warum sollte er einen niedrigeren Dienstgrad vortäuschen als den, den er tatsächlich innehat? Soll das irgendein Trick sein?« Es war das Einzige, was zumindest annähernd das Beobachtete zu erklären vermochte.

»Vielleicht hatte es ja etwas mit der Mission ins Enigma-Territorium zu tun«, überlegte Malin. »Möglicherweise ein Versuch, die Reaktionen der Enigmas zu beeinflussen.«

»Wer um alles in der Welt weiß denn genug über die Enigmas, um vorhersagen zu können, auf was sie wie reagieren?« Drakon schüttelte verständnislos den Kopf, während er versuchte, diese Information richtig einzuordnen. Doch seine Gedanken drehten sich die ganze Zeit nur im Kreis. »Haben Sie noch andere Unstimmigkeiten festgestellt?«

»Es ist mir weiter nichts aufgefallen.«

»Wie hat Präsidentin Iceni auf die Sache mit dem Dienstgrad reagiert? Konnten Sie da irgendetwas finden?«

»Nein, Sir. Möglicherweise ist es ihr gar nicht aufgefallen, weil sie sich seit Jahren nicht mehr mit den Kommandostrukturen der Allianz befassen musste.«

Warum sollte ein Mann, der mehr oder weniger die gesamte Allianz kontrollierte, eine Degradierung hinnehmen? Es konnte nur ein Trick sein, aber wer hatte auf diesen Trick reinfallen sollen? Vielleicht die Enigmas. Oder … »Vielleicht ist das ja gegen uns gerichtet. Black Jack muss gewusst haben, dass wir früher oder später auf diesen Widerspruch aufmerksam werden. Will er uns glauben machen, seine Position sei geschwächt? Aber warum? O verdammt! Wenn wir Black Jack für schwächer halten, als er es in Wahrheit ist, dann könnten wir uns leichter dazu verleiten lassen, ihn zu provozieren. Damit würden wir ihm das Argument liefern, dass er das tun kann, was er gern tun möchte. Wir alle wissen, dass er die Kontrolle über dieses Sternensystem erlangen will.«

»Eine Methode, um uns zum Narren zu halten, damit wir unsere wahren Absichten ihm gegenüber zu erkennen geben?«, fragte Malin. »Das wäre eine denkbare Erklärung. Oder aber Black Jack versucht, uns im Ungewissen zu halten. Ich bin kein Experte für Gefechte zwischen mobilen Streitkräften, aber nach den Berichten zu urteilen, unternimmt Black Jack jedes Mal etwas Unerwartetes. Es scheint, als würde er eine bestimmte Taktik verfolgen, aber in Wahrheit bereitet er schon eine ganz andere Vorgehensweise vor.«

»Dann soll es also jetzt so aussehen, als hätte die Allianz ihn vom Flottenadmiral zum Admiral degradiert.« Drakon tippte leicht mit der Faust auf die Tischplatte. »Es ist eine Strategie. Wir müssen die Absicht dieser Strategie herausfinden, trotzdem möchte ich schon jetzt darauf wetten, dass es ihm darum geht, uns zu einem falschen Schritt zu verleiten.«

»Es könnte aber auch gegen die Regierung der Syndikatwelten auf Prime gerichtet sein«, gab Malin zu bedenken. »Ein Versuch, um sie zu einer Wiederaufnahme der Feindseligkeiten zu verführen oder einfach nur ein Verhalten herauszufordern, das gegen den Wortlaut des Friedensvertrags verstößt. Das würde Black Jack den gewünschten Vorwand liefern, um die Syndikat-Regierung endgültig und vollständig zu vernichten, damit nicht mal mehr ein Fundament der Syndikatwelten übrig bleibt, mit dem er sich herumschlagen muss.«

»Und damit bleiben noch mehr geschwächte Sternensysteme zurück, die er noch leichter seinem persönlichen Imperium einverleiben kann«, fügte Drakon nickend an. »Das könnte die Antwort sein. Und natürlich wären wir dann das erste System, das sich Black Jack aneignen will. Sie sind nicht zufällig auf weitere Abmachungen zwischen ihm und Präsidentin Iceni gestoßen? Irgendwelche Hinweise darauf, dass sie uns Black Jacks Kontrolle ausliefern will?«

»Nein, Sir. Ich bin mir auch sicher, dass keine derartige Vereinbarung existiert. Ich bin mir sicher, dass Präsidentin Iceni der Allianz genauso wenig vertraut wie Sie.«

»Und was ist mit dem Vertrauen, das sie gegenüber Black Jack gezeigt hat?«

Malin überlegte kurz. »Mein Eindruck ist, dass sie in ihm einen sehr mächtigen Rivalen sieht, Sir. So wie sie es auch bei Ihnen macht.«

»Sie stellt mich auf eine Stufe mit Black Jack?« Es hatte fast schon etwas Witziges, in einem Atemzug mit einem so starken und einflussreichen Mann genannt zu werden. »Was ist mit irgendwelchen Plänen, mich aus dem Weg zu räumen? Ich nehme an, wenn Sie in der Hinsicht fündig geworden wären, hätten Sie das gleich als Erstes angesprochen.«

»Ich habe keinerlei Pläne gefunden«, bestätigte Malin. »Sie führt zwar Akten über Sie und Ihr Handeln, aber das scheint nur für den Fall zu dienen, dass sie glaubt, einschreiten zu müssen.«

Konnte er Iceni tatsächlich vertrauen – jetzt, da er wusste, dass sie zwar genau genommen nicht gelogen, aber doch maßlos übertrieben hatte, was ihre Vereinbarungen mit Black Jack anging? Außerdem hatte sie ihm wichtige Informationen über den Mann vorenthalten, auch wenn es Malins Ansicht zufolge sein konnte, dass es ihr überhaupt nicht aufgefallen war. »Ihr Eindruck von Präsidentin Iceni ist also der, dass sie derzeit keine Bedrohung für mich darstellt.« Er formulierte es bewusst als Aussage.

»Ja, Sir«, bekräftigte Malin. »Ich bin weiterhin der Ansicht, dass jedes Vorgehen ihrerseits gegen sie ein Fehler wäre.«

»Sie kennen Colonel Morgans Meinung zu dem Thema.«

»Ja, Sir, und Sie wissen, dass ich ihr auf das Schärfste widerspreche.«

Drakon lachte. »Kommen Sie, wenn Sie und Morgan sich widersprechen, dann grundsätzlich auf das Schärfste. Versuchen Sie, ob Sie sich noch etwas mehr in Icenis Dateien umsehen und weitere Informationen zusammentragen können. Aber seien Sie vorsichtig, was irgendwelche Spuren angeht.« Der Türsummer wurde betätigt. »Und da kommt auch schon Colonel Morgan.«

»Tja, wenn man vom Teufel spricht«, murmelte Malin.

Morgan kam hereingeschlendert und ignorierte Malin vom ersten Moment an, wenn auch nicht in einem Maße, dass sie ihm den Rücken zugedreht hätte. »Mir ist soeben zu Ohren gekommen, dass heute ein Erschießungskommando Arbeit hatte«, verkündete sie ohne Vorrede. »Irgendein Supervisor der primären Orbitalwerft wurde nachhaltig abgemahnt.«

»Wer hat diese Hinrichtung angeordnet?«, wollte Drakon wissen und ärgerte sich darüber, dass sich etwas Derartiges ohne sein Wissen abgespielt hatte.

»Der Befehl soll wohl von der Präsidentin gekommen sein«, antwortete Morgan. »Aber diese Befehle kommen alle aus ihrem Dunstkreis.«

»Von ihrem Assistenten? Diesem Togo?«

»Richtig.« Morgan zog fragend eine Braue hoch. »Ich frage mich, was wir wohl erfahren hätten, wenn es uns gelungen wäre, mit diesem Supervisor zu reden.«

War der Supervisor auf irgendwelche Informationen gestoßen, die ihn nichts angingen? Drakon betrachtete sein Display. »Wir wissen, dass es ein Problem mit diesem einen Schweren Kreuzer gab, den die Präsidentin zurückgelassen hat. Hing der Vorfall damit zusammen? Wie lautete der Vorwurf gegen den Supervisor?«

»Korruption«, erwiderte Morgan. »Einer von diesen Vorwürfen, die immer und überall passen. Es gab sogar einen Schauprozess, obwohl der Supervisor für einen solchen Aufwand in der Hierarchie eigentlich viel zu weit unten angesiedelt war. Schnelle Verhaftung, schneller Prozess, schnelle Hinrichtung. Alles Routine … bis auf diesen Prozess.«

»Routine für Schlangen«, wandte Malin ein.

»Und für CEOs, die an der Macht bleiben wollen«, konterte Morgan sofort.

»Iceni ist seit über einer Woche weg«, sagte Drakon. »Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass dieser Assistent eigenmächtig Hinrichtungen anordnet.« Wie lasse ich das diesen Mann auf eine möglichst einschüchternde Weise wissen, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, dass ich ihn zu einer Person mache, die so bedeutend ist, dass ich mich unmittelbar mit ihm abgeben muss? »Colonel Morgan, Sie treten mit diesem Assistenten der Präsidentin in direkten Kontakt. Sagen Sie ihm, dass ohne meine ausdrückliche Zustimmung keine weiteren Hinrichtungen erfolgen werden. Wenn ich höre, dass er damit weitermacht, werde ich handeln. Sorgen Sie dafür, dass dieser Assistent begreift, wie ernst ich das meine.«

»Das kann ich erledigen«, meinte sie lächelnd. »Ich kann aber auch gleich den Assistenten erledigen. Das wäre eine schöne und unmissverständliche Botschaft an seinen Boss und alle anderen.«

»Togo ist nicht so leicht zu erwischen«, warnte Malin.

»Ich auch nicht, und trotzdem stelle ich mich hin und wieder als Zielscheibe zur Verfügung, nicht wahr?«, stichelte sie. »General, die Präsidentin und alle anderen müssen erfahren, wer in diesem Sternensystem wirklich das Sagen hat.«

»Ich weiß die Notwendigkeit zu schätzen, mit dem angemessenen Respekt behandelt zu werden«, gab Drakon zurück. »Aber ich bin nicht bereit, der Präsidentin eine so deutliche Nachricht zukommen zu lassen. Gibt es sonst noch jemanden, der an meinen Status erinnert werden muss?«

»Da wären zum Beispiel ein paar Bürger«, antwortete Morgan. »Ein paar von diesen Idioten, die in die lokalen Räte gewählt werden wollen, machen in ihren Wahlprogrammen Aussagen, für die Sie sie schwer bestrafen sollten.«

»Die lassen nur Dampf ab«, beschwichtigte Malin. »Das hilft, damit sich nicht noch mehr Druck aufstaut.«

»Wir können ja auch die Quelle eliminieren, die diesen Dampf ablässt«, schlug Morgan schnippisch vor.

»Ich halte mir erst mal alle Möglichkeiten offen«, erklärte Drakon ausweichend, um diese jüngste Diskussion zu beenden. »So wie ich die Lage einschätze, sehen die Bürger mit großer Mehrheit in mir und der Präsidentin immer noch die Helden, die sie von den Schlangen befreit haben. Wenn ich jeden Bürger verschwinden lasse, der das anders beurteilt, werden die Leute mich sehr schnell für einen gleichwertigen Ersatz der Schlangen halten. Erst wenn irgendetwas über bloßes Gerede hinausgeht, oder wenn zu viele Leute diesen Aufwieglern zuhören, werden wir das anders behandeln müssen.«

»General«, erwiderte Malin. »Wenn Sie morgen freie Wahlen abhielten, würde eine überwältigende Mehrheit der Leute Sie und Präsidentin Iceni zu ihren Anführern wählen. Niemand könnte dann noch behaupten, dass Sie Ihre Macht irgendeinem anderen als dem Volk selbst verdanken.«

»Warum sollte er so was machen wollen?«, fuhr Morgan ihn an. »Warum sollte man ›das Volk‹ auch nur eine Sekunde lang glauben lassen, dass es ein Recht hat, darüber zu urteilen, ob General Drakon das Sagen haben soll oder nicht?«

Malin deutete nach oben. »Wir existieren nicht isoliert vom Rest des Universums. Es gibt auch noch andere Mächte, die wir nicht ignorieren dürfen.«

So wie Morgan sah auch Drakon Malin ungläubig an, dann begann sie zu lachen. »Wollen Sie jetzt etwa die Angst vor Geistern benutzen, um Ihre Argumente zu untermauern? Sie haben eindeutig zu viel Zeit unter Arbeitern verbracht.«

»Sie können meine Worte gerne so auslegen, wenn Sie das wollen, aber Sie können sie auch so deuten, dass damit die Syndikatwelten gemeint sind«, erklärte Malin in frostigem Tonfall. »Die haben sich nicht einfach in Luft aufgelöst. Wir verfügen über eine bemitleidenswert winzige Flotte, die uns verteidigen soll, bis Präsidentin Iceni zurückkehrt. Wenn sie ohne Verlust, aber auch ohne das gesuchte Schlachtschiff zurückkehrt, haben wir eine bemitleidenswert kleine Flotte. Bringt sie das Schlachtschiff mit, werden wir auch nicht mehr als eine kleine Flotte haben. Wie wir alle wissen, werden die Syndikatwelten nicht nur mit ihren mobilen Streitkräften und mit den Bodenstreitkräften gegen uns vorgehen, sondern sie werden mit allen Mitteln versuchen, uns zu zermürben. Sie werden für zivilen Ungehorsam sorgen, sie werden Sabotageakte begehen, um unsere Position zu schwächen, und sie werden auf jeden Trick zurückgreifen, den sie kennen, damit sie uns anschließend mühelos überrennen und Midway zurückerobern können. Wir kennen dieses System von innen, wir haben doch selbst diese Spiele gespielt. Die mobilen Streitkräfte sind genauso wenig unsere erste Verteidigungslinie wie die Bodenstreitkräfte. Wir müssen die Bürger glauben lassen, dass dies hier ihr Sternensystem ist, dass General Drakon und Präsidentin Iceni ihre Anführer sind, dass wir ihre beste Wahl sind, um sie vor den Kräften zu beschützen, die von außen auf uns alle einwirken. Erst dann werden unsere Streitkräfte bei der Verteidigung dieses Sternensystems den Rückhalt dieser Bürger haben.«

»Den Rückhalt bekommt man, wenn man den Bürgern Gehorsam einimpft«, beharrte Morgan.

»Gibt es sonst noch etwas?«, ging Drakon in einem Tonfall dazwischen, der der Diskussion augenblicklich ein Ende bereitete. Er hatte keine Lust, dieses Hin und Her schon wieder mitzumachen – erst recht nicht, wenn er genug mit der Frage zu tun hatte, was Black Jack beabsichtigte, und wenn er sich Sorgen zu machen begann, was mit Iceni los war.

Malin atmete einmal tief durch. »Da wäre noch eine Sache, über die ich gern mit Ihnen reden würde, Sir. Das Taroa-Sternensystem.«

Diesmal verdrehte Morgan die Augen. »Wollen Sie General Drakon den Ratschlag erteilen, dass er nach Taroa fliegen und den Leuten sagen soll, sie mögen sich doch bitte endlich vertragen?«

»Nein, ich werde General Drakon den Ratschlag geben, sich mit Truppen auf den Weg dorthin zu begeben und in die Kämpfe einzugreifen.«

Einen Moment lang war Morgan anzusehen, wie sehr sie diese Antwort überraschte, dann aber grinste sie breit: »Das würde ich mir gern anhören.«

Seit Tagen schlief sie schlecht, und die letzten Stunden waren besonders übel gewesen. Schließlich verließ Iceni ihr Quartier auf dem Schweren Kreuzer so aufgebracht, dass die Crewmitglieder sich fast überschlugen, um ihr aus dem Weg zu gehen, während sie zur Brücke stürmte. »Warum zum Teufel ist dieses Schlachtschiff immer noch nicht in der Lage, sich von der Stelle zu rühren?«, wollte sie wissen, als sie auf der Brücke eintraf.

Kommodor Marphissa schluckte nervös, ehe sie antwortete: »Die Ingenieure und System-Spezialisten sagen, dass sie noch eine Stunde benötigen, Madam Präsidentin.«

»Das haben sie vor einer Stunde auch schon gesagt!«

»Madam Präsidentin.«

Sie wirbelte abrupt herum und sah, dass Sub-Executive Kontos soeben auf die Brücke gekommen war.

»Ich wollte Ihnen Bericht erstatten, Madam Präsidentin«, sagte Kontos. Er wirkte zwar noch immer ausgemergelt, aber inzwischen hatte er essen, trinken und sich ausruhen können, und er stand jetzt nicht länger schwankend auf seinen Beinen da, nicht mal im Angesicht einer tobenden CEO. »Noch eine Stunde, mehr nicht. Dafür garantiere ich persönlich.«

Auf der ohnehin schon mucksmäuschenstillen Brücke schien sich Totenstille auszubreiten. Im System der Syndikatwelten konnte die Ankündigung, man werde persönlich Verantwortung übernehmen, dazu führen, dass man dafür belohnt wurde, doch in den meisten Fällen nahm man damit eine drakonische Strafe auf sich.

Iceni betrachtete Kontos. »Ist Ihnen bewusst, was aus der letzten Person geworden ist, der es nicht gelungen ist, die von ihr versprochene Arbeit zu erledigen, Sub-Executive Kontos?«

»Nein, und es muss mich auch nicht kümmern, Madam Präsidentin. Es wird kein Versagen geben. Das Schlachtschiff B-78 wird in einer Stunde in der Lage sein, sich aus eigener Kraft von der Stelle zu bewegen.«

Seine Ruhe und sein Selbstvertrauen durchdrangen sogar Icenis Wut. Entweder war Kontos sehr tapfer und sehr fähig, oder aber er war ein Vollidiot, der gar nicht ahnte, welches Schicksal er sich mit seinen Worten selbst auferlegte. »Eine Stunde, Sub-Executive Kontos. Sonst könnte es passieren, dass Sie rausgehen und das Schlachtschiff zum Sprungpunkt schieben, allerdings ohne Schutzanzug.«

»Ich habe verstanden, Madam Präsidentin.« Kontos salutierte und verließ die Brücke.

Kontos’ Auftritt hatte Icenis Wut verrauchen lassen. Sie drehte sich zu Marphissa um, die immer noch auf die Stelle starrte, an der der junge Mann bis gerade eben gestanden hatte. »Der Junge ist völlig verrückt«, sagte Marphissa schließlich.

»Hätten Sie ihn gern als einen Ihrer Offiziere, Kommodor?«, fragte Iceni.

»Auf jeden Fall. Er wäre ein unglaublicher Gewinn. Wenn ich ihn nicht töten müsste.«

»Dann verrate ich Ihnen, was ich soeben entschieden habe. Wenn dieses Schlachtschiff in spätestens einer Stunde startbereit ist, wird Kontos Ihr Stellvertreter werden, sobald Sie das Kommando über die Midway übernehmen.«

Marphissas fassungsloser Blick richtete sich auf Iceni. »Mein Stellvertreter? Das ist eine Position für einen Sub-CEO oder einen Senior Executive.«

»Das hat er sich dann auch verdient, oder finden Sie nicht?«

Nach einer kurzen Pause nickte die Kommodor. »Doch, das finde ich.«

Siebenundvierzig Minuten nach dem Gespräch auf der Brücke meldete sich Kontos bei Iceni. »Das Schlachtschiff B-78 ist bereit und wartet nur auf Ihren Befehl, Madam Präsidentin.«

Marphissa warf einen Blick auf die Bereitschaftsanzeigen des Schlachtschiffs und nickte völlig verblüfft.

Iceni lehnte sich auf ihrem Platz nach hinten und betrachtete die Brücke des Schweren Kreuzers. Obwohl jede Station von ihrem zuständigen Spezialisten besetzt war, wirkte es nicht so überlaufen wie sonst. Da ein erheblicher Teil der Crew vorübergehend seinen Dienst auf dem Schlachtschiff verrichtete, herrschte auf dem Kreuzer eine ungewohnte Leere. »Alle Einheiten sollen sich bereithalten, um Kurs auf den Sprungpunkt nach Midway zu nehmen, Kommodor.«

Die mit dem Schlachtschiff verbundenen Schweren Kreuzer hatten sich längst wieder von ihm gelöst, die Leichten Kreuzer und die Jäger waren dagegen näher gerückt, um das gewaltige Schiff zu eskortieren. Sie waren endlich im Begriff, nach Midway zurückzukehren. Es war zu hoffen, dass sie Kane verlassen konnten, ohne einer Streitmacht der Syndikatwelten zu begegnen, die in diesem System für Ordnung sorgen wollte. Und genauso konnten sie auch nur hoffen, dass sie Midway erreichten, bevor sich die Syndikatwelten dort blicken ließen. Die Antriebsprobleme des Schweren Kreuzers C-818 hatten sich rückblickend als Segen erwiesen, denn sie hatten dieses Schiff nicht benötigt, während es daheim in Midway zumindest für ein wenig Schutz sorgen konnte, bis die Flotte heimgekehrt war.

Weit von ihnen entfernt waren die drei von den Schlangen kontrollierten Schiffe schon vor Stunden in den Sprungraum entkommen, der abgetrennte Teil ihrer Flotte hatte darauf kehrtgemacht, um zu den restlichen Schiffen zurückzukehren. »Sagen Sie der Unterflotte, sie soll den Kurs ändern und sich erst kurz vor dem Sprungpunkt nach Midway mit uns treffen«, wies Iceni Marphissa an.

Das Handelsschiff mit seiner neuen Fracht in Gestalt der evakuierten Bürger aus der Einrichtung der mobilen Streitkräfte hatte noch eine längere Strecke vor sich, ehe es den zweiten Planeten erreichen würde. Doch der Leichte Kreuzer, der zu seiner Bewachung abkommandiert worden war, wich nicht mehr von seiner Seite und sorgte so dafür, dass Senior Ship’s Controller Hafely nicht auf dumme Gedanken kam und die Evakuierten ins All beförderte.

Von der Einrichtung der mobilen Streitkräfte waren inzwischen nur noch verstreute Trümmer übrig, deren meiste Bruchstücke aus dem Orbit geschleudert worden waren. Nur ein Teil raste in das gierige Maul des Gasriesen und verschwand inmitten der bunten Wolken.

Auf dem zweiten Planeten drängten sich Menschenmassen auf den Straßen, aber auf der Position, die Icenis Flotte inzwischen erreicht hatte, ließ sich zu wenig von den Komm-Verbindungen auffangen, sodass sie nicht herausfinden konnten, wer dort unten was tat, nachdem die Schlangen sich davongemacht hatten. Waren die Feuer, die sie sehen konnten, nur Freudenfeuer? Oder hatten Unruhestifter Brände gelegt? Oder waren Feuer als Folge von Kämpfen ausgebrochen? Vielleicht war es ja auch eine Kombination aus verschiedenen Faktoren.

»An alle Einheiten«, sagte Marphissa. »Mit sofortiger Wirkung drehen Sie vier drei Grad nach Backbord und null eins Grad nach unten. Beschleunigen Sie auf 0,03 Licht und halten Sie Ihre Position relativ zum Schlachtschiff.«

Sie waren tatsächlich wieder unterwegs. Plötzlich bemerkte Iceni, dass sie begonnen hatte zu lächeln, auch wenn die Konturen des Gasriesen nur quälend langsam unter ihnen vorbeizogen. Nur ein Teil der Antriebseinheiten des Schlachtschiffs war funktionstüchtig. Doch das genügte immer noch, um es wie zugesichert von der Stelle zu bewegen. Allerdings war seine Beschleunigung deutlich träger als bei einem voll einsatzfähigen Schlachtschiff, weshalb es eine Weile dauern würde, bis es 0,03 Licht erreichte. Das bedeutete auch, dass es viel Zeit kosten würde, um am Sprungpunkt anzukommen, aber zumindest bewegten sie sich schon mal in die richtige Richtung. Iceni war über diese Situation tatsächlich glücklich und rief das Schlachtschiff. »Sub-Executive Kontos, würden Sie gern bei den mobilen Streitkräften des Midway-Sternensystems dienen?«

Kontos grinste sie an. »Ja, Madam Präsidentin.«

»Dann befördere ich Sie mit sofortiger Wirkung zum Kapitan-Leytenant und zum Stellvertreter des Befehlshabers der B-78. Meinen Glückwunsch.«

Anschließend rief sie Colonel Rogero. »Sind Ihre Soldaten mit den Quartieren auf der B-78 zufrieden, Colonel?«

»Ja, Madam Präsidentin.« Obwohl er seine Gefechtsrüstung nicht trug, ging von dem Mann eine Aura aus, als sei er jederzeit zu allem bereit, was bei Iceni einen wohligen Nervenkitzel auslöste. »Allerdings gibt es hier so viel Platz und so wenig Besatzungsmitglieder, dass es fast schon ein bisschen unheimlich ist.«

»Ist alles an Ort und Stelle?«

»Wir sind auf alles gefasst«, bestätigte Rogero.

Das war ein vereinbarter Code, der besagte, dass sich Rogeros Leute notfalls gegen die Crew wenden würden, wenn das erforderlich werden sollte, um Midway zu erreichen. Das war schon ironisch, wenn sie überlegte, welche Zweifel sie gegenüber Rogero hegte. Aber sie musste darauf zählen, dass er eingreifen würde, sollte Kontos oder ein anderer an Bord des Schlachtschiffs auf die Idee kommen, doch lieber ein anderes Ziel als Midway anfliegen zu wollen.

Wenn sie ehrlich war, dann traf sie selbst ein Teil der Schuld für die Verzögerungen bei der Fertigstellung des Schlachtschiffs. Einige Techniker hatten heimlich Überbrückungen an Stellen eingebaut, an denen sie nach den Vorschriften des Syndikats streng verboten waren. Nur jemand, der Zutritt zu den drei Zitadellen hatte, konnte diese Überbrückungen installiert haben. Falls jetzt aber wieder jemand versuchen sollte, sich in diesen speziell gesicherten Bereichen einzuigeln, konnte Iceni die Überbrückungen aktivieren und umgehend in die drei Zitadellen vordringen.

Natürlich bestand immer das Risiko, dass ein Techniker das ausplauderte, auch wenn jedem von ihnen klar war, was Iceni mit ihm anstellen würde, wenn er den Mund aufmachte. Aber die Angst vor diesen Folgen und die Aussicht auf eine Belohnung für ihre Verschwiegenheit stellten so gut wie sicher, dass diese Leute den Mund hielten. Iceni hatte vor langer Zeit herausgefunden, dass man nicht nur Drohungen wahrmachen, sondern auch versprochene Belohnungen gewähren sollte. Sie hatte einmal unter einem Mann gedient, der das nicht so sah und seinen Untergebenen immer wieder Belohnungen in Aussicht stellte, diese Versprechen aber nie einlöste. Für ihn war das anscheinend ganz normal. In der Nacht, als sich ein Auftragsmörder an diesen Mann heranschlich, fanden seine Wachen, denen er wie allen anderen regelmäßig die angekündigten Belohnungen vorenthalten hatte, dass dies der ideale Moment war, um einfach eine Weile wegzuschauen.

Iceni kümmerte sich um die, die unter ihr dienten. Es war in ihrem eigenen Interesse. Dennoch konnten selbst Arbeiter, die immer gut behandelt wurden, auf einmal auf die Idee kommen, Verrat an ihren Vorgesetzten zu üben. Dank des heldenhaften Einsatzes von Kontos und der anderen überlebenden Mitglieder der Ausstattungsmannschaft hatte sie die Kontrolle über dieses Schlachtschiff erlangen können. Doch niemand würde ihr diese Kontrolle wieder entreißen, auch wenn er noch so heldenhaft auftrat.

Aber bis zum Sprungpunkt nach Midway war es bei 0,03 Licht noch ein weiter Weg.

»Etwas geschieht bei Lono«, berichtete Colonel Malin.

»Etwas Gefährliches?«, fragte Drakon.

»Möglicherweise. Ein Handelsschiff, das von dort gekommen ist, meldete, dass es drei Schwere Kreuzer und eine Reihe kleinerer Eskortschiffe gesehen hat.«

Lono. Nur einen Sprung weit von Midway entfernt. Genügend Feuerkraft, um den einzelnen Schweren Kreuzer in Stücke zu schießen, der hier im System zurückgelassen worden war. »Haben Sie etwas über den Jäger in Erfahrung bringen können, den Präsidentin Iceni nach Lono geschickt hatte?«

»Ja, Sir. Nach dem zu urteilen, was das Handelsschiff mitbekommen hat, ist vor einer Weile ein Jäger durch den Sprungpunkt von Midway ins System geflogen, der dann sofort Kurs auf den Sprungpunkt nach Milu genommen hat.«

So viel zu diesem Thema. Da hatte offenbar jemand entschieden, den Heimweg anzutreten, und dabei den Jäger gleich mitgenommen. »Was können wir nach Lono schicken, um eine Bestätigung für das zu erhalten, was dieser Frachter berichtet hat?«

»Wir können nur ein anderes Handelsschiff hinschicken, General.«

Das würde viel Zeit kosten, weil ein Frachter zu langsam war. »Wir brauchen Späher, Colonel Malin. Wie können wir Späher in den umliegenden Sternensystemen postieren, die da Ausschau halten, ob uns von irgendwoher Ärger droht?«

»Das ist eine Sache für die mobilen Streitkräfte, General.«

»Mit mobilen Streitkräften sind wir derzeit deutlich unterversorgt«, gab Drakon zurück.

Malin straffte die Schultern, da sein Komm-Signal ertönte, und er sah auf seinen Reader. »Ein Jäger ist am Sprungpunkt von Kane kommend aufgetaucht. Er sendet eine Nachricht, die für Sie bestimmt ist. Streng vertraulich.«

»Stellen Sie sie zu mir durch.« Ungeduldig wartete Drakon darauf, dass die Nachricht im Eingangsfenster auftauchte, dann markierte er sie und ließ sie abspielen.

Iceni lächelte ihn triumphierend an. »Ich kann mit Freuden berichten, dass ich eine von den Schlangen kontrollierte Flotte besiegt und die Kontrolle über das Schlachtschiff erlangt habe, das hier ausgerüstet werden sollte. Sobald das Schlachtschiff flugtauglich ist, werden wir den Rückflug nach Midway antreten.« An diese Nachricht waren mehrere Dateien angehängt, die Details zu den Ereignissen enthielten.

Drakon überflog diese Dateien. »Präsidentin Iceni hat keine ihrer Einheiten verloren, sondern noch ein paar dazubekommen. Und das Schlachtschiff.«

»Wann wird sie zurück sein?«, wollte Malin wissen.

»Das hat sie nicht gesagt. Rufen Sie den Jäger, und sagen Sie ihm, er soll Kurs auf den Sprungpunkt nach Lono nehmen. Er soll nach Lono reisen, nach der Ankunft nur einen Blick auf das System werfen und dann gleich wieder herkommen.« Die Syndikat-Flotte bei Lono konnte längst nach Midway unterwegs sein. In diesem Fall würde sie hier eintreffen, bevor der Jäger Lono erreichte, und nur noch feststellen konnte, dass dort keine Gefahr lauerte. Das ließ sich aber nicht ändern. »Wie schätzen Sie die Chancen unseres Schweren Kreuzers gegen eine Flotte mit drei Schweren Kreuzern ein?«

Malin schüttelte den Kopf. »Wenn das zutrifft, was ich über die Befehlshaberin des Schweren Kreuzers C-818 erfahren habe, würde sie eher die Flucht ergreifen, anstatt zu kämpfen.«

»Und wegen meiner Abmachung mit Präsidentin Iceni kann ich diese Frau nicht ablösen lassen. Aber die Befehlshaberin könnte in einen Unfall verwickelt werden, und dann wäre ich gezwungen, einen Ersatz zu suchen. Morgan würde das erledigen können.«

»Sir, ich möchte Ihnen von einer solchen Vorgehensweise abraten. Die Befehlshaberin der C-818 ist mit ihrer Einheit im Orbit geblieben. Sie weiß, dass das für sie persönlich die vernünftigste Vorgehensweise ist. Solange sie sich auf diesem Kriegsschiff über dem Planeten aufhält, wird es schwierig werden, überhaupt an sie heranzukommen. Und es würde sich als noch schwieriger gestalten, eine Beteiligung an dem Unfall zu leugnen, von dem sie ereilt werden sollte.«

»Verdammt! Dann können wir nur hoffen, dass wir aus Lono erst dann Besuch bekommen, wenn Präsidentin Iceni bereits zurück ist.«

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