5

Abel wußte nicht, wie spät es war, aber es hatte lange gedauert. Er hoffte, daß der Nachtalarm diesmal nicht zu früh kommen würde. Er lag im obersten Stockwerk eines der dreistufigen Betten und war von unten schwer zu sehen, selbst, wenn es unvermutet licht wurde. Es war nicht ratsam, ohne zwingenden Grund das Bett zu verlassen, aber er begann die Matratze von der Wand abzurücken, die Matratze aus Glashaar, in deren Bezug er während der Ruhezeit ein Loch gerissen hatte und in der nun die Teile einer Pistole versteckt lagen. Er schob und drückte, bis er eine Art Beule erzeugt hatte, eine Einbuchtung, die entlang der Wand einen Kanal zum mittleren Stockwerk des Bettes bildete. In diesem Bett lag Austin.

Mit kleinen Rucken, zwischen denen er immer wieder innehielt und lauschte, schob er sich an die Wand, bis sein Ohr an der Öffnung lag. Lange Zeit horchte er. Seine Augen starrten weit aufgerissen ins Leere. Um ihn herum war die wesenlose Dämmerung der Nacht, fahler Schein stand wie kalter Dunst an den Fenstern, Schatten hingen als graue Vorhänge an den Bettgestellen. Undeutliche Buckelformen gestreckter oder zusammengekrümmter Körper bauschten die Decken. Die Atemzüge pfiffen wie die sich abwechselnd öffnenden und schließenden Ventile einer Pumpanlage – mit maschinenhafter Regelmäßigkeit. Auch Austin atmete ruhig, aber nach einer Weile drehte er sich herum, und dann noch einmal.

»He, Austin!« Abel hauchte die Worte in das Loch hinein. »Austin, hörst du?«

Die Atemzüge unten wurden leiser ... hielten an.

»Austin, antworte doch!«

Abel hörte ein leichtes Streifen, dann ertönte unversehens und erschreckend laut die Stimme Austins:

»Was gibt’s?«

Austin hatte sich aufgesetzt, sein Kopf befand sich direkt unter dem Verbindungskanal.

Abel fuhr zurück und sah sich vorsichtig um.

Dann erst antwortete er:

»Ich muß mit dir sprechen!«

»Laß mich in Frieden!«

Unten knarrte es. Die Decke raschelte.

Abel sagte: »Stell dich nicht so blöd an! Wenn jetzt wieder eine Spur Vernunft in deinem Schädel ist, hast du es mir zu verdanken. Hörst du? Wir sind die einzigen klaren Köpfe in diesem Stall von Belämmerten. Wir müssen zusammenhalten!«

Er schwieg ein paar Sekunden. Unten rührte sich nichts. Da redete er weiter in das Schwarze hinein.

»Paß auf: Ich habe schon einen Plan. Es ist zwar nicht einfach, aber es ist möglich. Verstehst du! Es ist möglich! Er wird sterben! Wenn du mir...«

Aus dem mittleren Bett kam ein dumpfer Laut. Austin hatte sich hastig aufgesetzt. Sein Mund war an der Öffnung.

»Wer wird sterben?«

»Der Major natürlich – wer sonst?« Für Abel war es unbegreiflich, daß der andere nicht verstand. »Der Major – das ist doch klar!«

»Du bist verrückt«, sagte Austin.

»Paß auf!« sagte Abel. »Es geht wirklich. Glaube mir. Ich habe alles überlegt. Ich mache es mit einer Pistole. Ich weiß auch schon, wie ich eine bekomme: Ich organisiere mir einen Teil nach dem andern. Daraus setze ich die Pistole zusammen.«

»Du bist verrückt!«

»Pst!«

Im Nebenbett wälzte sich einer der Schlafenden stöhnend auf die andere Seite. Abel und Austin verhielten wie erstarrt... Dann gingen die Laute von drüben in rasselndes Schnarchen über.

»Alles ist durchdacht«, flüsterte Abel. »Es kann nicht schiefgehen. Munition hole ich mir während der Schießübung.«

»Warum willst du ihn töten?«

»Warum?« wiederholte Abel zögernd. »Warum?« Seltsame Frage. Alles war selbstverständlich – und da fragte der, warum! »Er muß sterben, ich werde ihn töten«, sagte er lahm.

»Mensch, du setzt doch alles aufs Spiel«, sagte Austin. »Was schert uns der Major. Ob er lebt oder krepiert – mich läßt das kalt.«

»Was setze ich aufs Spiel?« fragte Abel.

»Die Freiheit, was sonst? Wie willst du entkommen, wenn du hier ein Theater inszenierst?«

»Entkommen? Ich will nicht entkommen. Ich will den Major töten. Ich muß den Major töten. Ich werde den Major töten.«

»Und was dann?«

Abel war überrascht. Was dann? Die Frage hatte er sich noch nicht gestellt. Sie lag so weit weg. »Hör zu«, sagte er. »Du kannst tun, was du willst. Ich mache mit. Aber zuerst mußt du mir helfen.« Seine Gedanken schwenkten wieder in die alte Fahrbahn. »Gib acht: Ein paar Teile kann ich bekommen, ohne daß es auffällt. Dann aber müssen wir... In der Nacht...«

»Du phantasierst«, unterbrach ihn Austin. »Tu mit deiner Pistole, was du willst, aber ohne mich. Ich will hier raus – das ist alles, was ich will. Raus, verstehst du das?«

»Was willst du draußen?« fragte Abel.

»Draußen, Mensch, da ... was für eine Frage. Nun, nun ja...« Austin stockte.

»Was ist draußen, Austin?«

Austin setzte erneut an. »Draußen, da ist keine Kaserne, kein Exerzierplatz, kein Vorgesetzter, keine Uniform...« Wieder schwieg er.

»Na, was ist nun draußen?« drängte Abel.

»Ganz einfach – die normale Welt, das normale Leben ... eben die Freiheit!«

»Geschwätz«, flüsterte Abel. In seinem Kopf flackerte ein schwaches Licht, aber es erlosch, ohne eine Erinnerung zu entfachen.

»Was meinst du ... was ist draußen?« fragte Austin. Und lauter setzte er hinzu: »Es muß doch etwas draußen sein!«

»Still!« zischte Abel. Die Muskeln seines Oberarms, auf den er sich stützte, schmerzten, und er veränderte vorsichtig seine halb liegende, halb kauernde Position.

»Warum soll etwas draußen sein?« fragte er. »Ich glaube, draußen ist nichts! Die Welt ist begrenzt. Für jeden Menschen ist die Welt begrenzt; es gibt etwas, über das er nicht hinaus kann. Wir können aus der Kaserne nicht hinaus. Das ist es. Man muß sich seine Ziele innerhalb seiner Welt suchen. Und das tue ich. Der Major...«

Austin kniete auf seinem Bett und preßte den Mund an den Rand der Glashaarmatratze.

»Das, was du sagst ... das hast du doch nicht von hier! Das muß doch von woanders sein. Abel, versuche dich zu erinnern... Was war vorher? Vor der Kaserne?«

Wieder flackerte in Abel das Licht. Bilder zuckten und verschwanden, ehe er sie fassen konnte. Er strengte sich an, ohne zu wissen, was in ihm arbeitete, um etwas heraufzubeschwören, das irgendwo in seinem Inneren verborgen lag. Schweiß stand auf seiner Stirn.

»Irgend etwas ... ja ... es ist möglich.« Er sprach tonlos, fast unhörbar. »Aber nicht außerhalb. Vielleicht in der Vergangenheit?« Er riß sich zusammen. »Was hat es für einen Sinn: Jedenfalls ist es nicht erreichbar. Bleib hier und hilf mir, den Major zu töten. Dann wird alles gut – du wirst sehen!«

»Abel«, hauchte es aus der Öffnung an der Wand. »Abel, ich weiß, was draußen ist: Die Engel kommen von draußen. Draußen müssen die Engel sein!«

In Abel zog sich etwas zusammen. Eine Saite schwang nicht mit. Eine Kluft trennte ihn von seinen Kameraden. Austin war schon einmal bei ihnen gewesen – bei den Engeln. Er, Abel, nicht. Alle vier Wochen, nach der medizinischen Untersuchung, wurden vier Männer bestimmt. Sie wurden an einem Abend abgeholt und kamen erst am Morgen wieder. Niemand wußte, nach welchem Gesichtspunkt die Auswahl erfolgte. Es war keine Belohnung; denn Belohnung gab es nicht. Lohn – das war das Bewußtsein, seine Pflicht erfüllt zu haben. Es war auch nicht wie die Strafe, die manchmal begründet war und manchmal nicht. Es war das Unbestimmte selbst: das Irrationale, das Glück, die Sehnsucht, die Hoffnung.

Abel hatte noch keinen Engel gesehen. Aber die Auserwählten hatten von ihnen erzählt: von ihrer weißen Haut, von den weichen Lippen, von der warmen Geborgenheit, der Mütterlichkeit, dem Zuhausesein. Vom flaumigen, alles verwischenden Schleier der Haare.

Grell wie ein Blitz gellte das Klingelsignal. Das Licht flammte weiß und fahl. Decken flogen beiseite. Weiß und grau gestreifte Pyjamas plumpsten aus den Betten, die Tür wurde aufgerissen...

In das auflebende Hasten hinein sagte Austin: »Mach, was du willst – ich will hinaus!«

Das oberste Stockwerk seines Bettes bot Abel einen besonderen Vorteil – das Licht der Lampen traf es nur schräg, und überdies konnte es von unten nicht eingesehen werden. So hatte er Zeit, die Matratze zurechtzurücken, bevor er auf den Boden sprang, gerade als der Korporal die Tür aufstieß.

»Achtung!«

Er stand mit den andern, dem Vorgesetzten zugewandt, die Füße aneinandergelegt, die Arme an die Seiten gepreßt. An den Unterarmen, knapp über den Handgelenken, um die die Ärmel des Pyjamaoberteils straff geschlossen waren, spürte er den Druck harten Metalls – die Zündvorrichtung der Pistole, die er dort eingeknöpft hatte. Sie verursachte ihm einen genußreichen Schmerz. Ihr Funken würde das tödliche Projektil aus dem Lauf jagen, in den massigen Körper des Majors hinein.

»Alarm! Marschausrüstung anlegen. In einer Minute ist alles draußen in den Gräben. Wegtreten!«

Fieberhaft zogen sie die Kleidung über, schnürten die Stiefel, warfen die Gürtel um.

»Schneller, ihr lahmen Hunde!«

Sie wanden sich in die Tornisterriemen, klappten die Helme auf die kahlen Schädel.

»Raus, wird’s bald.«

Der Korporal stand in der Tür und musterte jeden, der gerade durchlief. Den letzten hielt er an. Es war Abel.

»Sie melden sich beim Mittagsappell!«

»Jawohl, Herr Korporal!«

Einen Augenblick lang starrten die beiden Männer einander ins Gesicht, dann senkte Abel die Augen. Der Korporal gab ihn frei, und er hastete den anderen nach.

Am Himmel hing eine Dunstglocke, von der diffuses Licht ausging. Kalter Wind versprühte Nebeltropfen. Die mit Leuchtfarbe auf die Helme geschriebenen Registraturnummern der Soldaten irrlichterten, als sie ameisenhaft ihren Stellungen zustrebten. Der Übungsplatz war ein zerwühltes, zerstampftes Lehmfeld, kreuz und quer von Schützengräben durchschnitten. Nach Sekunden war das Getümmel vorüber; zehn schwarze Körper, die Sergeanten, waren übriggeblieben. Etwas abseits stand unbewegt eine elfte Gestalt – der Major.

»Sturm! Auf, marsch, marsch!«

Sie quollen aus den Gräben, taumelten vorwärts.

»Tiefflieger von Süd!«

Sie warfen sich zur Erde, in den nassen Lehm, die Köpfe angezogen, für Bruchteile von Sekunden erschlafft, aber die Ellbogen schon sprungbereit aufgestützt...

»Auf, marsch, marsch!«

Der Lehm saugte sich an den Stiefeln fest, zerrte an den Sohlen und blieb in dicken Klumpen daran haften.

»In die Gräben, marsch, marsch!«

Sie glitten, kollerten, stürzten in die mannstiefen Einschnitte, an deren Boden das Wasser in kleinen Rinnsalen abfloß.

»Sturm! Auf, marsch, marsch!«

Die Gräben waren etwa halbmeterbreit, schwarze Schnitte in dem braunen Feld, das die Männer im taumelnden Lauf durchpflügten. Abel kannte das Bild; er brauchte nicht aus dem Graben zu sehen, in dem er zurückgeblieben war. Er lag unten am Grund, mitten im träge sickernden Wasser.

»Nieder! Eingraben!«

Die Kameraden draußen klappten die zusammenlegbaren Stiele ihrer Spaten auseinander und arretierten sie mit dem dazu vorgesehenen Querriegel. Im Liegen stießen sie die Schneiden in die weiche Erde, schaufelten die nassen Brocken nach vorn, öffneten Mulden, wühlten sich ein wie Erdgeschöpfe – in die feuchte Masse, von der sie sich nicht unterschieden, mit den dicken Krusten aus Lehm, die Kleider wie Panzerschuppen überzogen.

Auch Abel wühlte sich in die Erde. Er kostete den Spaß aus, einem Befehl zu folgen und doch dagegen zu handeln. Er grub seitlich in die Grabenwand hinein, zwei Meter links von der Ecke, wo sein Grabenabschnitt begann, kniehoch über dem Boden, dreißig Zentimeter tief, ein enges, flaches Loch. Eilig streifte er den Ärmel seiner Uniformjacke hoch und knöpfte den Pyjamaärmel auf.

»Sprung auf! Marsch, marsch!«

Mochten sie laufen! Abel zog die Zündvorrichtung aus dem Ärmel. In dem Plastiktütchen, das er bei der Pillenausgabe eingesteckt hatte, würde sie trocken bleiben. Er hatte es an einen Faden vom Rand seines Putzlappens gebunden.

»Kehrt, marsch, marsch!«

Sorgfältig schob er das Päckchen in die Höhlung und führte den Faden heraus, so daß etwa drei Zentimeter hervorsahen. Dann nahm er mit den bloßen Händen Lehm vom Boden auf und stopfte ihn in das Loch.

»Besetzt die Gräben, marsch, marsch!«

Abel verschmierte den Lehm an der Wand. Rasch sah er sich um. Die ersten Kameraden hopsten von oben in die Gräben – schwarze Bälle vor dem gelben Dunststrich des Himmels. Abel knöpfte den Pyjamaärmel zu und streifte den Jackenärmel darüber. Die Kameraden hockten geduckt im Graben, keuchend, mit eingezogenen Köpfen. Niemand beobachtete ihn. Niemandem war etwas aufgefallen.

»In die Gräben, marsch, marsch!«

Sie taumelten schwerfällig und langsam hinein.

»Sturm! Auf, marsch, marsch!«

Abel hetzte und sprang mit den anderen, eine Stunde lang, bis zur völligen Erschöpfung. Es war nicht mehr das beglückende Gefühl, seine Pflicht als Soldat zu tun, das ihn aufrechterhielt, sondern der Rausch des Erfolgs.

Die Schule war eine Baracke, in der sich nur ein Raum befand. Sein ganzes Mobiliar bestand aus einer Tafel und aus elf Bänken, zehn hintereinander im Mittelfeld des Raumes für die einfachen Soldaten, eine an der rechten Wand für die Korporale. Den Unterricht hielt der Sergeant.

Fragen wurden nur den Insassen der ersten Bank gestellt. Die Sitzordnung wechselte so, daß sich vor jeder Unterrichtsstunde jede Reihe um eine Bank nach vorn verschob. Auf diese Art kamen alle nacheinander auf die erste Bank. Der Sergeant sagte: »Das Tragen einer Waffe ist eine Ehre und eine Verantwortung zugleich. Die Waffe ist nicht unser Eigentum; sie ist uns verliehen für unsere wichtigste Aufgabe, für den Angriff und die Verteidigung im großen Krieg, auf den wir alle unsere Gedanken richten müssen. Es ist daher unsere Pflicht, ständig mit der Waffe zu üben, um besser und besser in ihrem Gebrauch zu werden. Dazu dienen die Schießübungen. Ist das klar, Männer?«

Der Chor antwortete: »Ist klar, Herr Sergeant!«

»Weiter ist es unsere Pflicht, die Waffe zu pflegen, die uns anvertraut ist. Den Vorschriften gemäß haben wir sie jeden Tag zu reinigen. Um sie stets bereithalten zu können, müssen wir mit ihrer Funktion vertraut sein. Wir müssen alle ihre Teile kennen und sie im Schlaf auseinandernehmen und wieder zusammensetzen können. Welcher Teil der Pistole ist das, Soldat Daniel?«

Der Feldwebel ließ die Spitze seines Zeigestocks auf die Tafel vorschnellen, wo sie mit einem leichten Knacken liegenblieb. Daniel sprang auf und nahm Haltung an. Er starrte auf die Zeichnung, die einen schematischen Schnitt durch eine Pistole wiedergab.

»Der Abzug, Herr Sergeant.«

»Und was ist das, Soldat Derek?«

Ein anderer Mann sprang auf.

»Die Zündvorrichtung.«

Die Stimme des Sergeanten schwoll drohend an: »Die Zündvorrichtung...«

Das Gesicht Dereks arbeitete eine Sekunde lang in bedrohlicher Stille. Dann entspannte es sich. Die Worte sprudelten:

»Die Zündvorrichtung mit der Batterie.«

»Jawohl, die Zündvorrichtung mit der Batterie. Beide gelten als ein Teil. Beim Reinigen sind sie nicht auseinanderzunehmen. Merken Sie sich das, Soldat Derek!«

»Jawohl, Herr Sergeant!«

Der Zug Abels saß auf der letzten Bank – er war am Vortag an der Reihe gewesen.

Die Zündvorrichtung mit der Batterie! dachte Abel. Die Schrauben. Das Magazin. Er rückte ein wenig näher zu Austin und wartete einen Augenblick ab, als sie vorn wieder zu sprechen begannen. Ohne den Kopf zu verdrehen, flüsterte er: »Heute nachmittag ist Waffenreinigen!«

Austin antwortete nicht gleich. Aufmerksam sah er nach vorn. Dann sagte er leise: »Na und?«

»Heute hole ich mir das Magazin.«

»Mach, was du willst.«

»Ich habe nun die Zündvorrichtung mit der Batterie, die Feder und drei von den Schrauben. Im ganzen sind es fünf, aber zwei davon sind überflüssig. Mit ihnen wird der Griff befestigt – und ich brauche keinen Griff.«

»Warum erzählst du mir das?«

»Ich brauche keinen Griff und keinen Ausstoßhebel. Auch keinen Hahn; zum Zünden nehme ich den Zeigefinger.«

»Was geht das mich an?«

»Ich will dir zeigen, daß die Sache unumstößlich sicher ist. Willst du mir helfen?«

»Nein.«

Das Gespräch war von vielen Pausen unterbrochen. Manchmal schwiegen sie minutenlang.

»Du willst doch hinaus, oder nicht?« sagte Abel.

»Ja«, murmelte Austin widerwillig.

»Weißt du schon, wie?«

Austin gab keine Antwort.

»Ich weiß einen Weg«, sagte Abel.

Austin zuckte die Schultern.

Abel fuhr flüsternd fort:

»Ringsherum ist alles von Gebäuden umstellt. Man kann nirgends hinaussehen. Aber es gibt eine Tür...«

»Wo?« fragte Austin.

»Ich zeig’ sie dir, wenn du mir hilfst!«

»Du lügst!«

»Bist du sicher?«

»Ich werde sie selbst finden!«

»Das kann lange dauern.«

»Ich habe Zeit.«

Sie schwiegen wieder eine Weile. Die laute Stimme des Sergeanten dröhnte im Raum:

»Zum Reinigen der Pistole dient das Putzzeug. Es besteht aus einem Lappen, einer Rundbürste und einer Tube Reinigungspaste. Wozu verwenden Sie den Lappen, Soldat Donald?«

Abel rückte wieder näher an Austin heran.

»Wenn ich nicht gewesen wäre, hättest du gar keine Möglichkeit, an draußen zu denken. Du wärst noch genauso stumpfsinnig wie die andern – von den Tabletten, mit denen wir den Gehorsam und das Vergessen schlucken. Ich habe dich befreit.«

»Ich habe dich nicht darum gebeten.«

Abel schwieg wieder einige Zeit hindurch. Dann sagte er:

»Na schön. Du wirst mir trotzdem helfen, so oder so.«

Austin antwortete nichts darauf, und auch Abel sprach nicht mehr.

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