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Als Marie und Matthias zum Pfarrhaus kamen, stritten sich Eric und Martin wieder einmal. Daran war nichts Ungewöhnliches, das war fast immer so.

«Gut, dass ich ausziehe!», rief Eric.

«Ich halte dich nicht auf. Ich brauche hier keine Fanatiker. Wie kann man nur behaupten –»

«Dass Gott Wunder tut?»

«Gott tut keine Wunder! Sobald man mit Wundern anfängt, kann man nicht mehr erklären, wieso er meistens keine tut. Wenn er dich rettet, warum rettet er die anderen nicht? Weil du wichtiger bist?»

«Vielleicht.»

«Das meinst du nicht im Ernst, oder? Du meinst, er hat eine Wirtschaftskrise geschickt, um dich vor deinen Problemen zu retten? Du sagst das nicht nur, du meinst das?»

«Warum nicht? Warum sollte sie nicht gekommen sein, um mich zu retten, warum denn nicht?»

«Weil du nicht so wichtig bist!»

«Offenbar bin ich es. Sonst wäre nicht meinetwegen –»

«Das ist ein Zirkelschluss!»

«Ihr sagt doch immer, seine Wege sind unerforschlich. Ihr erklärt uns doch dauernd, dass man nicht voraussagen kann, wie er das Schicksal steuern wird.»

«Und Iwan? Ist der verschwunden, damit du seine Bilder nehmen und so deine Zinsen bezahlen kannst?»

«So etwas darfst du nicht sagen!»

«Das hast du gesagt.»

«Das habe ich nie gesagt!»

«Es folgt implizit aus dem, was du –»

«Wir waren Zwillinge. Das verstehst du nicht. Ich bin nicht nur ich, und er ist … war nicht nur er. In gewisser Weise waren wir immer eine Person. Das ist schwer zu erklären.»

«Jeden Tag!», sagte Martin zu Marie. Der Messdiener hielt ihm das weiße Hemd hin, keuchend schlüpfte er in die Ärmel. «Jeden Tag erklärt er mir, dass Gott über die Welt wacht und besonders über ihn. Jeden Tag!»

«Er wollte mich nicht taufen!», rief Eric. «Ich musste mich an eine andere Pfarre wenden! Mein eigener Bruder wollte mich nicht taufen!»

«Jeden Tag steht er in diesem karierten Hemd vor mir und sagt, dass Gott eine Finanzkrise geschickt hat, um ihn zu retten.»

«Spiel doch mit deinem Würfel, lass mich in Ruhe.»

«Der Würfel ist kein Spiel.»

«Nein, es ist seriöser, schwerer Sport!»

«Spar dir diesen Ton! Ich bin jetzt wieder auf Platz zweiundzwanzig.»

«Auf welcher Rangliste denn?», fragte Marie. Sie wusste die Antwort, aber sie wusste auch, wie gern Martin es wiederholte.

«Der nationalen!»

Der Messdiener legte ihm die Stola um die Schultern. Er war ein unscheinbarer junger Mann, mit dem sie sich in der Woche zuvor kurz unterhalten hatte. Es war nicht leicht gewesen, weil er zunächst so schüchtern gewesen war, aber als sie ihn zweimal angelächelt hatte, hatte er sie gleich gebeten, mit ihm auszugehen. Sie hatte versucht, so liebenswürdig wie möglich nein zu sagen, aber es hatte ihn doch getroffen, und seither mied er sie. Martin hatte ihn bei der Katholischen Jugend kennengelernt. Auf der rechten Seite der Nase zeigte ein Loch, wo vor kurzem ein Ring entfernt worden war, und er hieß, wenn sie sich richtig erinnerte, Ron.

Marie legte den Arm um Matthias’ Nacken. Sie spürte, dass er zusammenzuckte, es war ihm nicht angenehm, wenn sie ihn in Gegenwart ihres Vaters berührte. Er hatte Angst vor ihm, das konnte man ihm nicht vorwerfen.

Einen Freund zu haben war nicht leicht. Manchmal wünschte sie sich, sie hätte damit noch gewartet, aber Lena hatte schon einen, Miriam hatte einen, und auch Georg hätte gern eine Freundin gehabt. In seiner Verzweiflung hatte er sogar Marie gefragt, aber da hatte sie lachen müssen, das war doch zu absurd. Mit Matthias, der schon sechzehn war, ein Jahr älter als sie, war sie seit einem Monat zusammen, und sie hatte schon dreimal mit ihm geschlafen. Beim ersten Mal war es merkwürdig und ein wenig anstrengend gewesen, beim zweiten Mal war es ihr bloß albern vorgekommen, aber beim dritten Mal, bei ihm zu Hause, während seine Eltern verreist waren und der Hund kläglich an der Tür kratzte, hatte sie plötzlich begriffen, warum die Menschen so viel Aufhebens davon machten.

Der Messdiener trat zurück, Martin trug jetzt sein Ornat. Sogleich schien er schlanker und strahlte Würde aus.

«Kommt Laura auch?», fragte Eric.

«Sie dreht», sagte Marie. «Sie haben für die neue Staffel ihre Rolle ausgebaut.»

«Wie ist die Serie denn?», fragte Martin.

«Sehr gut», sagte Matthias. «Wirklich interessant.» Marie stieß ihn mit dem Ellenbogen. Beide mussten grinsen.

Vor einem Jahr hatte sie begonnen zu zeichnen. Keiner wusste davon, sie war noch zu ungeschickt im Setzen der Striche, die Formen wollten sich nicht fügen, aber sie zweifelte nicht daran, dass sie geschickter werden würde. Später wollte sie im Nebenfach Graphik studieren, ihr Hauptfach würde Medizin sein, und dann würde sie noch eine oder drei oder auch vier Sprachen lernen, aber mehr nicht: Immerhin wollte sie auch noch Bücher lesen und durch ferne Kontinente reisen, Patagonien musste sie sehen und die Küste Nordafrikas. Nach China wollte sie auch.

«Also bringen wir es hinter uns.» Martin öffnete die Tür. Draußen schneite es in großen, langsam fallenden Flocken.

Es waren nur wenige Schritte bis zur Kirche. Martin ging voran, der Messdiener folgte ihm, dann kam Eric, und Matthias und Marie bildeten den Schluss. Sie streckte die Zunge aus und schmeckte den Schnee. Das kalte Weiß erstickte die Geräusche. Sie hakte sich bei Matthias unter.

«Gehen wir dann zu mir?», flüsterte er ihr ins Ohr.

Vielleicht war das eine gute Idee. Seine Eltern waren wieder verreist, sie hätten das Haus ganz für sich, und doch war sie nicht sicher. Sie mochte Matthias und wollte ihm nicht weh tun, aber es konnte sein, dass sie einen anderen Freund brauchte. Sie legte den Kopf auf die Seite, sodass ihre Haare seine Wange streiften. «Vielleicht.»

Misstrauisch sah Eric sich nach ihnen um. Marie war noch zu jung, um Arm in Arm mit einem Jungen herumzulaufen, noch dazu mit einem jämmerlichen. Dafür war es viel zu früh. Wenn das so weiterging, würden sie sich bald noch küssen. Wie sollte er das verhindern?

Er musste mehr beten. Beten half immer. Hätte er früher mehr gebetet, wäre er nie in derartige Schwierigkeiten geraten. Alle seine Vermutungen hatten sich bestätigt: Man wurde ständig beobachtet, der Kosmos war ein System von Zeichen, arrangiert, um gelesen zu werden, die Nächte waren voller Dämonen, und in jedem Winkel lauerte Böses. Aber wer sich Gott anvertraute, musste nichts fürchten. Das war schlicht und wahr, und er begriff nicht, warum sein Bruder so ärgerlich wurde, sobald er davon sprach. Iwan hatte er immer verstanden, aber mit dem Dicken gestaltete sich alles kompliziert. Besser konnte er sich darüber mit seinem neuen Freund Adrian Schlüter unterhalten. Der hatte ihn darauf hingewiesen, dass Gott jedem verzeihen musste, der zur Beichte ging: Der Herr selbst habe sich ans Sakrament gebunden.

Also ging Eric jeden Tag zur Beichte. Er war schon in allen Kirchen der Stadt gewesen, er wusste, wo man lange warten musste und wo man gleich an die Reihe kam, er wusste auch, wo die Pfarrer zugänglich waren, wo sie zu viel fragten und wo sie einen auch nach dem zehnten Mal nicht wiedererkannten, er wusste, um welche Kirchen man besser einen Bogen machte, weil von ihren Fassaden Dämonen herabstarrten, die Schimpfwörter zischten und ihn nicht einlassen wollten. Jeden Tag zu beichten, das erforderte Disziplin. Manchmal hatte man nichts getan und musste etwas erfinden, aber die Mühe lohnte sich: Frei von Schuld ging man durchs Leben, schwerelos wie ein Neugeborenes, und brauchte kein Strafgericht zu fürchten.

Er sah auf. Weiß flimmerten die Flocken vor dem Himmelsgrau. Gestern Abend hatte es zu schneien angefangen, und er hatte auf seinem durchgelegenen Sofa vor lauter Stille nicht schlafen können. Die ganze Nacht lang hatte er sich Schreibtisch, Visitenkarten, Telefonanlage, Computer und Firmenauto vorgestellt – all die Dinge, die er bald wieder haben würde.

Erst zwei Monate war es her, dass er Lothar Remling auf der Straße getroffen hatte. Schulterboxen, großes Hallo, Fußballgespräch: Unglaublich, hatte Eric aufs Geratewohl gerufen, das Spiel, neulich! Remling hatte geantwortet, man fasse es ja nicht, wie die Idioten das versemmelt hätten, und dann hatte er erzählt, dass für remling.Consult goldene Zeiten angebrochen seien, die Regierungen hätten so viel Geld ins System gepumpt, dass man gar nicht wisse, wohin damit, wer hätte das gedacht noch vor einem Jahr! Dann hatte er gefragt, wie es bei Eric so gehe und stehe, und der hatte schon antworten wollen, dass er viele Projekte habe und bis zur Erschöpfung arbeite, aber plötzlich hatte er zu seiner eigenen Überraschung gesagt, er tue nichts.

Nichts?

Gar nichts. Überhaupt nichts, den ganzen Tag. Er habe sich zurückgezogen und lebe im Pfarrhaus. Bei seinem Bruder, dem Priester.

Ja der Wahnsinn, hatte Remling gesagt. Jetzt echt?

Er habe eingesehen, dass das so nicht weitergehen könne, hatte Eric gesagt. Man müsse auch einmal eine Auszeit nehmen. Nachdenken. Er lese in der Bhagavad Gita. Er meditiere. Er gehe zur Beichte. Er verbringe Zeit mit seiner Tochter. Er verwalte die Kunstsammlung seines verstorbenen Bruders. Bestimmt werde er zurückkehren, aber das habe keine Eile. Man verliere so leicht das Wesentliche aus den Augen.

Das Wesentliche, hatte Remling gesagt. Ja, ganz genau, darum gehe es.

Dann hatte er nach Erics Nummer gefragt, und Eric hatte geantwortet, er habe kein Telefon mehr, man könne ihn aber im Pfarrhaus erreichen.

Tatsächlich hatte Remling drei Tage später angerufen, und sie hatten sich zum Essen getroffen, und zwei Tage danach hatten sie sich wieder getroffen und in der Woche darauf noch einmal, und schon war alles unter Dach und Fach gewesen. Er brauche keinen Vertragsanwalt, hatte Eric gesagt, sein Schicksal liege ohnehin in der Hand Gottes, und Remling hatte gerufen, das alles sei ja unerhört.

Eric hatte keine Zweifel, dass er bei remling.Consult schnell aufsteigen würde. Er verfügte über Erfahrung, er kannte alle Tricks, er hatte eine der großen Vermögensberatungsfirmen des Landes aufgebaut. Dass sie Schiffbruch erlitten hatte, war nicht seine Schuld gewesen, niemand hatte die Krise vorausgesehen, keiner hatte wissen können, was auf sie zukam, das hatten ihm all seine Mitarbeiter bestätigt. Zweimal in der Woche traf er sich mit Maria Gudschmid und Felsner zum Tee, und dann sagten sie es einander reihum: Man habe es nicht voraussehen können! Deshalb hatten die Anleger auch ihre Verluste akzeptiert, deshalb hatte Klüssens Sohn auf eine Klage verzichtet. Nur sein ehemaliger Chauffeur hatte einen Brief an die Staatsanwaltschaft geschrieben, aber die Anschuldigungen darin waren so aberwitzig, dass man darauf verzichtet hatte, Ermittlungen aufzunehmen. Der Verkauf der fast hundert Gemälde und an die tausend Skizzen, die sich teils in Eulenböcks Atelier und teils in Iwans Wohnung befunden hatten, war zusammen mit dem Abdruck von Eulenböcks Bauernhäusern auf Stiften, Kinderkreiseln, Pyjamas und Tassen so einträglich gewesen, dass er davon die Zinsen der Überbrückungskredite zahlen konnte. Schade nur, dass so viele Bilder verschollen waren: Von drei Dutzend Gemälden, in Iwans Verzeichnissen genau beschrieben, fehlte jede Spur – keiner hatte sie gesehen, keiner wusste etwas über sie, es war, als hätten sie nie existiert. Jetzt war der Boom leider vorbei, Eulenböcks Preise fielen, und die Lizenzerlöse gingen zurück, aber das Schlimmste war überstanden. Er würde nicht ins Gefängnis kommen, Gott hatte das geregelt. Außerdem waren seine Sinne geschärft, und er dachte schneller als je – es war hilfreich gewesen, dass er sein Budget für Medikamente hatte einschränken müssen: Er nahm nur noch das Unvermeidliche, das, was man unbedingt brauchte, um aufrecht durch den Tag zu kommen.

Das hatte er auch Sibylle gesagt. Vier Jahre hatte er sie nicht gesehen, sie hatte abgenommen und sah erschöpft aus. Er hatte ihr gesagt, was er Remling gesagt hatte: Bhagavad Gita, Beichte, kein Telefon, Auszeit, Gottes Hand. Von der Krise hatte er gesprochen, die keiner habe voraussehen können, vom Pfarrhaus und von der Scheidung. Er hatte davon gesprochen, dass er nie wieder vollständig sein werde seit dem Tag, an dem sein Zwillingsbruder gestorben sei. Sibylle hatte gefragt, ob Laura wieder gesund sei, und er hatte gesagt, Gott sei Dank, ja! Und jetzt würde er also bei ihr einziehen. Sein Einkommen war bis zum Existenzminimum gepfändet, eine eigene Wohnung konnte er sich nicht leisten, aber er musste um jeden Preis weg vom Pfarrhaus. Für einen frommen Menschen war das einfach kein Ort.

Eric bückte sich und nahm eine Handvoll Schnee. So pulvrig war er noch, dass man kaum einen Ball daraus formen konnte. Er wollte den zerfallenden Schneeball irgendwohin schleudern, aber es gab kein Ziel. Marie sah mit einem Mal zu erwachsen aus, als dass man sie bewerfen konnte, und auf ihren grässlichen Freund wollte er auch nicht zielen – wenn man den ins Gesicht traf, entstand womöglich eine peinliche Situation. Martin durfte er auch nicht mehr bewerfen, jetzt, wo der seine Priesterkleidung trug. Also zielte er auf den Messdiener.

Er traf ihn am Hinterkopf, der Schnee staubte wie ein Heiligenschein. Der junge Mann fuhr herum, für einen Moment sah er aus wie ein Tier vor dem Angriff, dann entspannten sich seine Züge, und er lächelte bemüht.

Etwas war seltsam an ihm. Als er zum ersten Mal ins Pfarrhaus gekommen war, hatte er bei Erics Anblick hysterisch zu kichern begonnen. Immer noch konnte er kaum mit Eric sprechen, ohne blass zu werden und zu stottern. Eric vermutete, dass er von irgendwem den Auftrag hatte, ihn zu überwachen, aber das machte ihm jetzt keine Sorgen mehr. Er stand unter dem Schutz Gottes.

Sie betraten die Kirche. Die Orgel schwang sich von Akkord zu Akkord, die Gemeinde war größer als sonst. Die fünf alten Frauen, die immer kamen, waren hier, auch der freundliche dicke Mann und der nicht ganz so freundliche dicke Mann, die traurige junge Frau und Adrian Schlüter. Aber diesmal waren auch ein paar alte Freunde von Iwan gekommen, darunter ein belgischer Maler mit Seidenschal und spitzem Bart, eine Kusine, die sie alle seit Jahren nicht gesehen hatten, sowie Erics Sekretärin Kathi, die jetzt beim Eulenböck-Trust angestellt war, um die Lizenzen zu verwalten. Martins Mutter war hier und neben ihr, aufrecht und ruhig, Prälat Finckenstein. In der ersten Reihe – das Gesicht, vielleicht der Trauer und vielleicht auch ihrer Bekanntheit wegen, verborgen hinter einer Sonnenbrille – saß Iwans und Erics Mutter.

Seit mehr als vier Jahren wurde Iwan jetzt vermisst, in der Woche zuvor hatte man ihn offiziell für tot erklärt. Eric hatte auf dieser Messe bestanden, er hatte gebeten, geschimpft und schließlich mit einer Beschwerde beim Bischof gedroht. Martin hatte sich gewehrt, so lange er konnte. Iwan war nicht getauft gewesen, außerdem waren Seelenmessen Blödsinn – warum sollte der Allwissende seine Meinung über eines Menschen Seele ändern, nur weil dessen Hinterbliebenen ein paar Lieder sangen? Oder richtiger: Seelenmessen wären Blödsinn, würde es den Allwissenden geben und hätte die Theologie Sinn. Deshalb hatte er schließlich eingelenkt.

Die Gemeinde stand auf. «Der Herr sei mit euch», sagte Martin. Seit er begriffen hatte, dass der Glaube nicht mehr zu ihm finden würde, fühlte er sich frei. Da half nichts: In diesem Leben würde er nicht mehr schlank werden, und er würde der Vernunft nicht entkommen.

«Und mit deinem Geiste», nuschelte die Gemeinde.

Martin sprach über seinen Bruder. Er war kein Anfänger, und die Sätze flossen, ohne dass er nachdenken musste: Iwan Friedland habe gelebt und gemalt, er habe geforscht und vieles gesehen, weil das Sehen seine Leidenschaft gewesen sei. Er sei zu niemandem schlecht gewesen, und er habe seine Arbeit in den Dienst der Kunst eines Größeren gestellt, dessen Rang er vor allen anderen erkannt habe. Vieles hätte noch aus ihm werden können, aber lange vor der Zeit habe ihn ein Unglück ereilt, über dessen Natur nur Gott Bescheid wisse. Er werde nie zurückkommen.

Martin faltete die Hände. Der Messdiener atmete schwer, rieb sich das Gesicht, hüstelte vor sich hin und schnüffelte aufs lästigste. Der Junge tat sein Bestes, aber er war einfach nicht geeignet für diesen Beruf, man musste sich wohl doch nach etwas anderem für ihn umsehen. Vielleicht konnte Eric helfen, der hatte immer noch Verbindungen.

Während Martin sich sprechen hörte, schloss er die Augen. Er stellte sich vor, wie draußen die Flocken fielen. Wenn der Wetterbericht recht hatte, würden sie noch tagelang fallen, Räumfahrzeuge würden sich bemühen, die Straßen frei zu machen, Chemikalien würden versprüht werden, aber der Schnee würde weiter auf die Gehsteige fallen, auf die parkenden Autos, auf die Gärten, Bäume, Dächer und Antennen. Für ein paar Tage würde die Welt überzogen sein von Schönheit. Er bemerkte, dass er wieder Hunger bekam.

«Und jetzt», sagte er, «das Bekenntnis des Glaubens.»


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