Es ist traurig, aber wahr. Der arme Junge wurde dreimal getauft! Wer weiß, vielleicht trug das daran Schuld, dass er später so ein komischer Vogel wurde. Möglich ist alles. Na ja. Geboren wurde der kleine Eulenspiegel jedenfalls nur einmal. Und zwar zwischen Lüneburg und Braunschweig, in dem Dorf Kneitlingen. Und weil Kneitlingen so klein war, dass es keine Kirche hatte, musste der Junge in Ambleben getauft werden. Ambleben hatte eine Kirche, und der Pastor hieß Arnolf Pfaffenmeyer.
Pastor Pfaffenmeyer machte seine Sache sehr schön. Eulenspiegels Mutter war zwar im Bett geblieben, weil sie krank war. Aber die anderen Frauen, die mit nach Ambleben in die Kirche gekommen waren, fanden die Feierlichkeit großartig, obwohl der kleine Till ziemlich brüllte. Das war seine erste Taufe.
Hinterher gingen alle ins Wirtshaus. Erstens, weil Eulenspiegels Vater sie eingeladen hatte, und zweitens, weil sie Durst hatten. So etwas kann vorkommen.
Es gab Freibier. Es wurden Reden gehalten. Und die Hebamme, die das Steckkissen mitsamt dem Baby von Kneitlingen nach Ambleben getragen und hier übers Taufbecken gehalten hatte, hatte den größten Durst und trank am meisten. Als sie nun am späten Nachmittag aufbrachen, um nach Kneitlingen heimzuwandern, hatte die ganze Gesellschaft einen sanften Schwips. Die Hebamme natürlich auch. Und als sie über einen schmalen Brückensteg wegmussten, der keine Geländer hatte, bekam die Hebamme einen Schwindelanfall und purzelte, hast du nicht gesehen, von dem Steg in den Bach hinunter. Mitsamt dem Steckkissen und dem kleinen Till. Das war seine zweite Taufe. Passiert war den beiden weiter nichts. Sie sahen nur maßlos dreckig aus. Denn der Bach war, so mitten im Sommer, ziemlich ausgetrocknet und voller Schlamm. Die Hebamme heulte. Eulenspiegels Vater schimpfte. Und der kleine Till schrie wie am Spieß. Kinder, sah der Junge schmutzig aus! Er wäre fast erstickt. Als sie in Kneitlingen ankamen, wurde Till sofort in die Badewanne gesteckt und so lange mit Wasser begossen, bis er wieder manierlich aussah. Und das war nun sozusagen seine dritte Taufe.
Als Pastor Pfaffenmeyer am nächsten Tag von der Sache erfuhr, schüttelte er sein graues Haupt und sagte: »Wenn das nur gut geht mit dem Jungen! Dreimal getauft werden, das hält kein Kind aus. Was zu viel ist, ist zu viel.« Und damit sollte der Pastor Pfaffenmeyer ja nun wirklich Recht behalten.