14

Es ist nicht einfach, an einem Zelt anzuklopfen.

»Sei gegrüßt, Kadluk!« rief ich.

Ein kupferrotes Gesicht schob sich durch den Zeltspalt. Es war ein sehr breites Gesicht mit hohen Wangenknochen und beinahe schwarzen, funkelnden Augen, ein Gesicht, das von kurzgeschnittenem blauschwarzem Haar gerahmt wurde, mit Locken über der Stirn.

»Ah«, strahlte Kadluk, »du mußt der junge Mann sein, der meine Tochter entführen will.«

»Ja«, sagte ich. Er schien guter Stimmung zu sein. Womöglich hatte er viele Jahre lang auf diesen Augenblick gewartet.

»Sie ist noch nicht fertig«, sagte Kadluk und zog entschuldigend die Achseln hoch. »Du weißt ja, wie Mädchen sind.«

»Ja«, gab ich zurück. Ich blickte über die Schulter auf Imnak, der mir aus einigen Metern Entfernung moralische Unterstützung zukommen ließ. Er lächelte und winkte mir ermutigend zu. So wartete ich denn gelassen vor dem Zelt.

Ich wartete mehrere Minuten lang.

Eine zweite Gestalt kam aus dem Zelt, eine Frau, Tatkut, die Frau Kadluks, Mutter von Poalu. Sie lächelte zu mir empor, verneigte sich etwas und reichte mir einen Becher Tee.

»Danke«, sagte ich und trank den Tee.

Nach kurzer Zeit kehrte sie zurück, und ich gab ihr den Becher. Sie lächelte, nickte und verschwand im Zelt.

Imnak schob sich an mich heran. Er schien beunruhigt zu sein. »Es sollte nicht so lange dauern, ein Mädchen zu entführen«, flüsterte er. Ich nickte.

»Es sollte nicht so lange dauern, ein Mädchen zu entführen!« rief ich. Erwartungsvoll zog sich Imnak wieder zurück.

Im Zelt hörten wir plötzlich streitende Stimmen. Es wurde lautstark geschimpft. Ich erkannte Poalus Stimme, wie auch die von Kadluk und Tatkut. Sie äußerten sich in ihrer Muttersprache, von der ich bisher nur wenige Worte verstand. Mehrmals hörte ich das Wort, das Bazi-Tee bedeutete, und schloß darauf, daß Kadluk nicht die Absicht hatte, Imnak seinen Tee und die anderen Geschenke zurückzugeben.

Nach einer Weile tauchte Kadluks Kopf am Zelteingang auf. »Sie will nicht entführt werden«, verkündete er mürrisch.

»Na, das war’s dann«, sagte ich achselzuckend und wandte mich an Imnak. »Sie will nicht entführt werden. Kehren wir zum Zelt zurück.«

»Nein, nein!« rief Imnak. »Jetzt mußt du ins Zelt stürmen und sie gewaltsam heraustragen.«

»Ist Kadluk bewaffnet?« fragte ich.

»Was kann das für einen Unterschied machen?« wollte Imnak wissen.

»Ich dachte mir, daß da ein Unterschied wäre«, gab ich zurück. Ich kam nicht von der Harpune und dem Sleen los.

»Nein«, sagte Imnak und rief: »Kadluk!«

Kadluk trat aus dem Zelt.

»Sieht so aus, als müßte deine Tochter gewaltsam entführt werden«, sagte Imnak.

»Ja«, meinte Kadluk, und diese Antwort beruhigte mich.

»Dann los!« sagte Imnak zu mir. »Rein ins Zelt! Hol sie!«

»Na gut«, sagte ich.

»Sie hat ein Messer«, warnte mich Kadluk.

»Mach schon!« drängte Imnak.

»Wir wollen doch nichts überstürzen«, sagte ich. »Bist du sicher, daß du Poalu in deinem Zelt haben willst? Vielleicht solltest du dir das alles noch einmal überlegen.«

»Aber wir lieben uns doch«, sagte Imnak.

»Warum gehst du dann nicht ins Zelt und holst sie selbst?«

»Ich bin zu schüchtern«, sagte Imnak und ließ den Kopf hängen.

»Vielleicht hört sie auf die Summe der Vernunft«, sagte ich hoffnungsvoll.

Kadluk brach in brüllendes Gelächter aus. Im nächsten Augenblick wälzte er sich wiehernd auf dem Boden. Rothäutige Jäger lassen sich ihre Gefühle oft sehr deutlich anmerken. Nach wenigen Sekunden war er wieder zu sich gekommen und wischte sich die Tränen aus den Augen.

Ich hob die Zeltplane vorsichtig zur Seite. Drinnen stand Poalu. Sie trug Festkleidung. Neben ihr befand sich ihre Mutter Tatkut und strahlte stolz ihre Tochter an.

Ich duckte mich. Das Messer sauste an meinem Kopf vorbei und verfehlte Imnak draußen nur knapp.

»Du trägst mich nicht mit Gewalt hier fort!« rief sie.

»Sieht beinahe so aus«, meinte ich.

Sie griff nach einer schweren Eisenpfanne, die sich auf meinem Schädel nicht sehr angenehm angefühlt hätte.

»Hör mal«, sagte ich, »ich bin hier, um dich zu entführen! Alle Arrangements sind getroffen.«

»Ich habe nichts arrangiert«, entgegnete sie.

Das schien mir ein guter Einwand zu ein. »Sie sagt, sie habe nichts arrangiert«, rief ich zu Imnak hinaus.

»Darauf kommt es nicht an!« rief Imnak zurück.

»Darauf kommt es nicht an«, gab ich an sie weiter.

»O doch!« rief sie.

»Oh doch, meint sie!« verständigte ich Imnak.

»Es kommt nicht darauf an. Sie ist nur eine Frau!«

»Du bist nur eine Frau«, gab ich ihr Imnaks Argument weiter, das mir stichhaltig zu sein schien.

Im nächsten Augenblick stürzte sie sich mit der riesigen Pfanne auf mich. Ich nahm ihr das Utensil ab, um mir keine Beulen zu holen.

Daraufhin wich sie in die hinterste Ecke des Zelts zurück und sah sich um. Sie fand nichts, das als Waffe geeignet war. Offensichtlich hatte Kadluk vorgesorgt und seine Waffen aus dem Zelt genommen, ehe Imnak und ich auftauchten.

Er kannte seine Tochter eben sehr gut.

»Würdest du mir bitte den Speckhammer geben, der da hinter dir liegt?« fragte Poalu.

Entgegenkommend reichte ich ihr das Instrument, dessen ich mich wohl erwehren konnte. Das Werkzeug, das einen Steinkopf und einen hölzernen Griff hatte, wurde dazu benutzt, den Walfischspeck zu beklopfen, um das darin befindliche Öl zu lockern, das in den flachen ovalen Lampen Verwendung findet.

»Vielen Dank«, sagte Poalu und musterte mich, den Hammer in der Hand.

»Wenn du nicht entführt werden willst, warum trägst du dann Festkleidung?« fragte ich.

»Ist sie nicht hübsch?« fragte Tatkut lächelnd.

»O ja.«

Poalu musterte mich mit geneigtem Kopf. »Ich bin kein gewöhnliches Mädchen, das sich so einfach entführen läßt«, stellte sie fest

»Das habe ich schon gemerkt.« »Wo ist Imnak?« wollte sie wissen.

Sie mußte wissen, daß er dicht vor dem Zelt stand. »Er ist draußen, vor dem Zelt«, informierte ich sie.

»Warum entführt er mich nicht selbst?«

»Ich wünschte, er würde es tun. Aber er ist zu schüchtern.«

»Nun denn, ich komme nicht mit.«

»Sie sagt, sie kommt nicht mit!« rief ich zu Imnak hinaus.

Einen Augenblick lang herrschte Stille. Dann hörte ich Imnak sagen. »Na schön, mir soll’s recht sein.«

Poalu schien verwirrt zu sein. Ich atmete auf und wandte mich zum Gehen.

»Moment!« sagte sie. »Willst du mich nicht entführen?«

»Wenn es an mir läge, könntest du für alle Ewigkeit im Zelt deines Vaters wohnen.«

»Ja«, sagte Imnak draußen, »mir ist es auch recht, wenn sie nicht mitkommen will.«

»Ich gebe dir deine Geschenke zurück, Imnak«, sagte Kadluk lauter, als eigentlich nötig war.

»Du darfst sie behalten«, sagte Imnak großzügig.

»Nein, das kommt nicht in Frage!« rief Kadluk. Ich hoffte insgeheim, daß er die Geschenke doch zurückgeben konnte. In Imnaks Zelt hatten wir gute Verwendung für den Bazi-Tee, die Felle und die Tabuk-Steaks.

»Ich freue mich schon auf die Lieder, die man im Festhaus über Poalu singen wird!« sagte Imnak laut. »Niemand wollte sie haben!«

»Wie kannst du mich entführen?« fragte Poalu laut. »Du hast ja keinen Schlitten.«

»Es liegt ja auch kein Schnee«, sagte ich zu ihr.

»Man kann die Dinge richtig, aber auch falsch anpacken«, sagte Poalu zu mir.

»Schau doch mal heraus!« rief Imnak. »Hier ist ein Schlitten!«

Ohne den Speckhammer loszulassen, steckte Poalu den Kopf ins Freie.

Ja, da stand der Schlitten, den Imnak an der Mauer gebaut hatte und auf dem er seine Vorräte und Habseligkeiten über den Axtgletscher befördert hatte. Fingerhut, Distel und Arlene standen im Geschirr des Gefährts.

»Ho! Ho!« rief Poalu verächtlich. »Du willst ein Mädchen auf einen Schlitten entführen, der von weißhäutigen Sklavinnen gezogen wird! Was für ein Schuft du doch bist! Eine Beleidigung!«

»Ich borge mir einen Schnee-Sleen aus«, sagte Imnak. »Wärst du damit zufrieden?«

»Vielleicht«, sagte Poalu.

Imnak band Fingerhut, Distel und Arlene vom Schlitten los. Die Sklavinnen standen ein wenig ratlos herum. Er machte kehrt und verschwand zwischen anderen Zelten. »Möchtest du noch Tee?« fragte mich Tatkut.

»Ja, bitte.« Wenigstens bekam ich eine kleine Portion des Tees zurück, den Imnak Kadluk geschenkt hatte.

Wenige Minuten später kehrte Imnak zurück; er führte einen Schnee-Sleen an einer dicken Leine. Es war Akkos Tier, das dieser seinem Freund nach Art der Jäger bereitwillig überlassen hatte.

»Jemand hat vor jemandes Zelt einen Schlitten mit einem Sleen stehen!« rief Imnak.

»Du erwartest doch nicht von mir, daß ich mich von einem so jämmerlichen Tier ziehen lasse!« rief Poalu.

»Natürlich nicht«, sagte Imnak und machte Anstalten zu gehen.

»Was machst du da?« fragte Poalu.

»Ich gehe«, sagte Imnak. »Ich kehre in mein Zelt zurück.«

»Dann muß ich mich wohl mit dem Tier zufriedengeben«, sagte Poalu.

»Du könntest ihr einen kräftigen Schlag auf den Kopf geben«, riet mir Kadluk. »So habe ich es mit Tatkut gemacht.« Tatkut nickte mit strahlendem Lächeln.

»Ein guter Gedanke«, sagte ich.

»Schützt denn niemand ein Mädchen davor, entführt zu werden?« rief Poalu. Noch immer hielt sie den Speckhammer in der Hand. Wenn sie damit richtig zuschlug, konnte sie einem Mann den Schädel zertrümmern.

»Will mich denn niemand retten?« klagte Poalu.

Kadluk sah sich um, besorgt, daß jemand sich einmischen könnte. Das Schauspiel hatte inzwischen mehrere Zuschauer gefunden.

»Naartok!« rief Poalu. »Willst du mich nicht retten?«

Ein untersetzter Mann, der in der Nähe stand, schüttelte energisch den Kopf. Er trug noch immer die rechte Schulter hochgezogen und den rechten Arm in der Schlinge. Ich mußte daran denken, daß Poalu ihn mit dem Messer in die Schulter getroffen hatte. Im Gegensatz zu Imnaks Erwartungen schien Naartok nichts dagegen zu haben, daß ich mich für ihn um das Mädchen kümmerte. Er schien mir sogar alles Gute zu wünschen für mein wagemutiges Unternehmen. Wie viele rothäutige Jäger neigte Naartok nicht dazu, solche Dinge mit Verbitterung zu sehen.

»Komm schon!« sagte ich zu Poalu. »Bald wird es dunkel.« Und damit hatte ich recht. In einigen Wochen würde sich die arktische Nacht herabsenken.

Sie schleuderte den Speckhammer nach mir, und ich sprang zur Seite. Das schwere Ding wirbelte an mir vorbei und traf Imnak mit voller Wucht auf die Stirn.

Sie huschte ins Zelt, und ich eilte ihr nach. Im Zelt packte ich sie und warf sie mir über die Schulter, Mit kleinen Fäusten hämmerte sie mir auf den Rücken.

»Hörst du wohl damit auf?« fragte ich.

»Ich will nicht!« rief sie.

»Oh.«

Ich stellte sie wieder auf die Füße, machte kehrt und verließ das Zelt. »Sie sagt, sie will nicht«, sagte ich zu Imnak.

»Geh wieder zu ihr!« drängte mich Imnak, dem ein Horn auf der Stirn wuchs.

»Unsinn!« rief ich. »Hör mal, Imnak, deine Freundschaft ist mir wichtig, doch von dieser Sache habe ich langsam genug. Ich glaube ernsthaft, daß sich Poalu nicht von mir entführen lassen will.«

Bedrückt blickte Imnak mich an.

»Davon bin ich ehrlich überzeugt. Du mußt sie dir schon selbst schnappen.«

»Dazu bin ich zu schüchtern.«

»Dann wollen wir nach Hause gehen, denn ich habe genug Tee getrunken und mich vor genügend Geschossen geduckt, daß ich für mehrere Tage meine Ruhe haben will.«

»Stimmt«, sagte Imnak bedrückt, »du hast mehr ertragen, als man einem Freund eigentlich zumuten darf.«

»Es war keine Zumutung«, sagte ich. »Gern hätte ich ein Mädchen für dich entführt, aber es ist eine Sache, ein Mädchen aus dem Zelt ihrer Eltern zu holen, und eine andere, sich an Poalu heranzumachen.«

»Poalu ist doch ein Mädchen.«

»Dessen bin ich nicht so sicher.«

»Meinst du, sie ist womöglich ein Sleen-Wesen?« fragte Imnak besorgt. Der Aberglauben seines Volkes ließ diese Möglichkeit durchaus zu.

»Denkbar wäre es.«

»Das würde natürlich vieles erklären«, sagte Imnak nachdenklich. Dann richtete er sich auf. »Aber es kann nicht sein. Ich kenne Poalu seit vielen Jahren. Als Kinder haben wir auf den Vogelklippen zusammen Eier gesucht und Händchen gehalten. Außerdem ist sie Kadluks Tochter.«

»Du hast wohl recht. Sie ist nicht wirklich ein Sleen.«

»Aber oft führt sie sich wie ein Sleen auf.«

»Ja.«

»Manche Mädchen sind eben so«, stellte Imnak fest.

»Ist dir schon mal ein anderes Mädchen begegnet, das so ist wie Poalu?«

»Eigentlich nicht.«

»Wohin wollt ihr Faulpelze?« fragte Poalu.

»Nach Hause«, antwortete Imnak.

Wir machten uns auf den Rückweg zu Imnaks Zelt. Es stand etwa zweihundert Meter entfernt. Imnak führte den Schnee-Sleen am Zügel, der auf trockenem Gras den Schlitten zog, und ich schritt neben ihm her. Fingerhut, Distel und Arlene gingen neben dem Schlitten.

»Imnak ist ein Faulpelz!« rief Poalu. »Imnak kann im Festhaus nicht singen! Imnak kann kein Kajak steuern! Imnak ist ein schlechter Jäger.«

»Ich werde zornig«, sagte Imnak zu mir.

»Rothäutige Jäger werden nicht zornig.«

»Manchmal doch«, sagte Imnak,

»Das wußte ich nicht.«

»Imnak ist ein Faulenzer! Imnak ist ein schrecklich dummer Jäger. Was für ein Glück für mich, nicht Imnaks Frau zu sein! Die arme Frau, die mal in Imnaks Zelt wohnen wird! Es freut mich, daß ich nicht in sein Zelt muß! Ich würde um nichts in der Welt in seinem Zelt wohnen wollen!«

»Jetzt habe ich aber genug!« sagte Imnak plötzlich.

»Man hat ja schließlich seinen Stolz«, bemerkte ich.

»Es ist nur schade, daß ich so schüchtern bin«, sagte Imnak und knirschte mit den Zähnen.

»Ja, sehr schade.«

Plötzlich legte Imnak den Kopf in den Nacken und brüllte zum Himmel empor. Knurrend wie ein wild gewordenes Tier machte er auf dem Absatz kehrt und eilte so schnell er konnte auf Kadluks Zett zu.

»Gehen wir weiter!« sagte ich zu den Mädchen. Wir drehten uns nicht um, sondern gingen weiter auf Imnaks Zelt zu.

Hinter uns wurde Jubelgeschrei laut. Als wir Imnaks Zelt erreicht hatten, drehten wir uns um.

Eine große Menge näherte sich – an ihrer Spitze schritt Imnak aus. Er zerrte eine vorgebeugte, stolpernde, schreiende Gestalt hinter sich her; seine Hand hatte sich in ihr Haar verkrampft. Sie trug Festkleidung.

An der Öffnung zum Zelt schleuderte er sie sich über die Schulter, trug sie hinein und warf sie auf die Felle zu seinen Füßen. Zornig blickte sie zu ihm auf. Sie versuchte aufzustehen, doch er stieß sie zurück.

»Du trägst Festkleidung!« sagte er. »Willst du etwa zu einem Fest?«

Sie sagte nichts.

»Nein«, fuhr er fort, »du gehst nicht zu einem Fest. Du brauchst kein Festgewand zu tragen. Zieh es aus, alles!«

»Imnak!« rief sie.

»Sofort!« befahl er.

Sie gehorchte eilig und hockte auf den Fellen in seinem Zelt. Nacktheit ist unter rothäutigen Jägern nichts Ungewöhnliches. Doch selbst für sie ist es etwas Besonderes, ein Mädchen nackt zu sehen, das so hübsch ist wie Poalu. Imnak mußte sich auf viele interessierte Gäste einstellen.

»Imnak!« rief sie. »Was hast du vor?«

»In diesem Zelt kann nur einer der erste sein!« rief er und versetzte ihr einen Schlag mit dem Griff seiner Peitsche. Frauen und Jäger scharrten sich um den Zelteingang und ermunterten Imnak in seinem Tun.

»Imnak gebietet in seinem Zelt!« rief Poalu schließlich und neigte erschaudernd den Kopf. »Imnak ist der erste in seinem Zelt.« Er steckte die Peitsche fort und trat vor sie hin. »Du bist in diesem Zelt der erste«, schluchzte sie. »Ich bin deine Frau. Deine Frau wird dir gehorchen.«

Die Männer und Frauen brüllten begeistert und stampften mit den Füßen. Einige begannen zu singen.

Poalu hatte sich mit ihrem Temperament und ihrer spitzen Zunge in der Gemeinschaft der rothäutigen Jäger und ihrer Frauen anscheinend viele Feinde gemacht. So verfolgten nun alle begeistert die Unterwerfung dieser stolzen Frau unter den Willen ihres Mannes, der in diesem Augenblick über sich selbst hinauswuchs.

»Jetzt kommst du mir nicht mehr in mein Zelt«, sagte Poalus Vater Kadluk. Er tätschelte ihr den Kopf und wandte sich ab.

»Vater!« rief sie.

»Säuselt da der Wind?« fragte er, ohne sich umzudrehen. »Ja, es ist wohl der Wind.« Und er entfernte sich.

Er hatte recht: sie durfte nun nicht mehr einfach in das Zelt ihres Vaters zurückkehren. Sie hatte sich unterworfen.

Die Menge begann sich zu zerstreuen.

Imnak sah sich um und schloß den Zeltvorhang.

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