TYRION

»Die Königin beabsichtigt, Prinz Tommen fortzuschicken.« Sie knieten allein in der dämmerigen Stille der Septe inmitten der Schatten und flackernden Kerzen, und dennoch sprach Lancel mit gedämpfter Stimme. »Lord Gil wird ihn nach Rosby bringen und ihn dort als Page verkleidet verbergen. Dazu wollen sie ihm das Haar dunkel färben und allen erklären, er sei der Sohn irgendeines Heckenritters.«

»Fürchtet sie den Pöbel? Oder mich?«

»Beide«, erwiderte Lancel.

»Ach.« Tyrion hatte nichts von diesem Plan gewusst. Hatten Varys’ kleine Vögel dieses Mal versagt? Sogar Spinnen müssen schlafen, nahm er an … oder trieb der Eunuch ein subtileres Spiel, als er bislang angenommen hatte? »Ser, ich danke Euch.«

»Gewährt Ihr mir die Gunst, um die ich Euch gebeten habe?«

»Vielleicht.« Lancel wollte in der nächsten Schlacht sein eigenes Kommando. Eine glorreiche Art zu sterben, ehe der Flaum in seinem Gesicht durch einen richtigen Schnurrbart ersetzt war, doch junge Ritter hielten sich in der Regel für unsterblich.

Tyrion verweilte noch, nachdem sein Vetter gegangen war. Am Altar des Kriegers zündete er eine Kerze an einer anderen an. Wache über meinen Bruder, du verdammter Bastard, er ist einer von deiner Sorte. Bei dem Fremden steckte er eine Kerze für sich selbst an.

Als der Rote Bergfried in dieser Nacht dunkel geworden war, traf Bronn ein, während Tyrion gerade einen Brief versiegelte. »Bring dies zu Ser Jaslyn Amwasser.« Der Zwerg ließ goldenes Wachs auf das Pergament tröpfeln.

»Was steht darin?« Bronn konnte nicht lesen, deshalb stellte er stets dreiste Fragen.

»Dass er fünfzig seiner besten Männer nehmen und die Rosenstraße erkunden soll.« Tyrion drückte sein Siegel in das weiche Wachs.

»Stannis wird doch vermutlich eher den Königsweg heraufkommen. «

»Oh, das weiß ich. Sagt Amwasser, er soll das, was in dem Brief steht, nicht beachten und mit seinen Männern nach Norden ziehen. Er soll sich an der Straße nach Rosby auf die Lauer legen. Lord Gil wird in ein oder zwei Tagen mit einem Dutzend Soldaten, ein paar Dienern und meinem Neffen zu seiner Burg aufbrechen. Prinz Tommen ist wahrscheinlich als Page gekleidet.«

»Soll der Junge zurückgebracht werden?«

»Nein. Ich wünsche lediglich, dass er die Burg sicher erreicht. « Den Jungen aus der Stadt zu schicken, war einer der besseren Einfälle seiner Schwester gewesen, hatte Tyrion entschieden. Auf Rosby wäre Tommen sicher vor dem Mob, und wenn er von seinem Bruder getrennt war, machte dies die Sache auch für Stannis schwieriger; selbst wenn er Königsmund einnahm und Joffrey hinrichtete, gab es noch einen weiteren Lennister mit Anspruch auf den Thron. »Lord Gil ist zu krank, um zu fliehen, und ein zu großer Feigling, um zu kämpfen. Er wird seinem Kastellan befehlen, die Tore zu öffnen. Nachdem Amwasser die Burg eingenommen hat, soll er Gils Soldaten hinauswerfen und Tommen bewachen. Frag ihn, wie Lord Amwasser in seinen Ohren klingt.«

»Lord Bronn würde sich besser anhören. Ich könnte mir den Jungen genauso gut für Euch schnappen. Ich würde ihn sogar auf den Schoß nehmen und ihm Schlaflieder singen, wenn ich dafür zum Lord gemacht werde.«

»Dich brauche ich hier«, sagte Tyrion. Und dir vertraue ich auch meinen Neffen nicht an. Sollte Joffrey irgendetwas zustoßen, würde der Anspruch der Lennisters auf den Eisernen Thron ganz allein auf Tommens jungen Schultern ruhen. Ser Jaslyns Goldröcke würden den Jungen verteidigen; Bronns Söldner würden ihn vermutlich eher an seine Feinde verkaufen.

»Was soll der neue Lord mit dem alten machen?«

»Was immer ihm gefällt, solange er nicht vergisst, ihm etwas zu essen zu geben. Seinen Tod wünsche ich nicht gerade. « Tyrion stemmte sich vom Tisch hoch. »Meine Schwester wird dem Prinzen ein Mitglied der Königsgarde mitgeben.«

Das beunruhigte Bronn nicht weiter. »Der Bluthund gehört Joffrey, er wird also nicht fortgehen. Die Goldröcke von Eisenhand sollten mit allen anderen leicht fertig werden.«

»Sagt Ser Jaslyn, falls es notwendig wird, jemanden zu töten, möchte ich nicht, dass Tommen dabei zusehen muss.« Tyrion zog seinen schweren Mantel aus dunkelbrauner Wolle an. »Mein Neffe hat ein weiches Herz.«

»Seid Ihr sicher, dass er ein Lennister ist?«

»Ich bin mir nur zweier Dinge sicher: Der Winter wird kommen und die Schlacht«, antwortete er. »Los. Ich reite ein Stück mit dir.«

»Zu Chataya?«

»Du kennst mich zu gut.«

Sie verließen die Burg durch ein Seitentor in der Nordmauer. Tyrion trieb sein Pferd die Schattengasse entlang. Der laute Hufschlag ließ einige verstohlene Gestalten in den Gässchen verschwinden, doch niemand wagte es, ihn anzusprechen. Der Rat hatte die Ausgangssperre verlängert; es war bei Todesstrafe verboten, sich auf den Straßen blicken zu lassen, nachdem die Abendglocken geläutet hatten. Diese Maßnahme hatte den Frieden in Königsmund zum Teil wiederhergestellt, und morgens wurden nur noch ein Viertel so viele Leichen wie gewöhnlich gefunden, und doch behauptete Varys, die Menschen würden ihn dafür verfluchen. Sie sollten dankbar sein, dass sie noch Luft zum Fluchen haben. Zwei Goldröcke traten ihnen entgegen, als sie den Kupferschmiedweg entlangritten, doch nachdem sie begriffen, wen sie vor sich hatten, baten sie die Hand um Verzeihung und winkten sie durch. Bronn wandte sich nach Süden zum Schlammtor, und so trennten sich ihre Wege hier.

Tyrion ritt weiter zu Chataya, doch plötzlich verließ ihn die Geduld. Er drehte sich im Sattel um und suchte die Straße hinter sich ab. Anzeichen von Verfolgern waren nicht zu sehen. Alle Fenster waren dunkel oder mit Fensterläden verschlossen. Er hörte nur den Wind, der durch die Straßen fegte. Wenn mir Cersei heute Nacht jemanden hinterhergeschickt hat, muss der als Ratte getarnt sein. »Ach, was soll’s«, murmelte er. Er hatte die übermäßige Vorsicht satt. Also riss er sein Pferd herum und gab ihm die Sporen. Wenn jemand hinter mir ist, wollen wir doch mal sehen, wie gut er reiten kann. Er flog durch die mondhellen Straßen, klapperte über das Pflaster, huschte schmale Gässchen hinunter und gewundene Wege wieder hinauf; er galoppierte zu seiner Liebsten.

Als er an das Tor pochte, hörte er leise Musik über die stachelbewehrte Mauer hinweg. Einer der Männer aus Ibben ließ ihn ein. Tyrion gab dem Mann das Pferd. »Wer ist das?« Die rautenförmigen Scheiben der Fenster der großen Halle leuchteten gelb, und er hörte einen Mann singen.

Der Mann aus Ibben zuckte die Achseln. »Irgendein Sänger mit dickem Bauch.«

Die Musik wurde lauter, während Tyrion vom Stall zum Haus ging. Er hatte sich nie viel aus Sängern gemacht, und diesen mochte er auf Anhieb noch weniger als den Rest der Brut, obwohl er ihn noch nicht einmal gesehen hatte. Er stieß die Tür auf, und der Mann unterbrach seinen Vortrag. »Mylord Hand.« Der Sänger, glatzköpfig und fassbäuchig, kniete und murmelte: »Welche Ehre, welche Ehre.«

»M’lord.« Shae lächelte ihn an. Ihm gefiel dieses Lächeln, diese Art, wie es ihr hübsches Gesicht ohne nachzudenken einnahm. Das Mädchen trug ihr purpurnes Seidengewand, das sie mit einer Silbertuchschärpe zusammenhielt. Die Farben betonten ihr dunkles Haar und den sanften Cremeton ihrer Haut.

»Liebling«, nannte er sie. »Und wer mag das sein?«

Der Sänger hob den Blick. »Man nennt mich Symon Silberzunge, Mylord. Ich bin Musikant, Sänger, Geschichtenerzähler …«

»Und ein großer Narr«, beendete Tyrion den Satz. »Wie habt Ihr mich genannt, als ich eingetreten bin?«

»Genannt? Ich habe nur…« Das Silber in Symons Zunge schien sich in Blei verwandelt zu haben. »Mylord Hand, sagte ich, welche Ehre …«

»Ein weiserer Mann hätte vorgegeben, mich nicht zu erkennen. Nicht, dass ich darauf hereingefallen wäre, aber Ihr hättet es wenigstens versuchen sollen. Was soll ich nun mit Euch anstellen? Ihr wisst über meine süße Shae Bescheid, Ihr wisst, wo sie wohnt und dass ich sie des Nachts allein besuche.«

»Ich schwöre, keine Menschenseele wird davon erfahren …«

»Darüber könnten wir uns einig werden. Gute Nacht.« Tyrion führte Shae die Treppe hinauf.

»Mein Sänger wird niemals wieder singen«, stichelte sie. »Ihr habt ihn so erschreckt, dass er die Stimme verloren hat.«

»Ein bisschen Angst wird ihm helfen, die hohen Noten zu treffen.«

Sie schloss die Tür zu ihrem Schlafzimmer. »Ihr werdet ihm doch kein Leid zufügen?«, fragte sie, zündete eine Kerze an und kniete sich hin, um ihm die Stiefel auszuziehen. »Seine Lieder trösten mich in den Nächten, in denen Ihr nicht bei mir seid.«

»Wenn ich nur jede Nacht kommen könnte«, sagte er, als sie ihm die nackten Füße rieb. »Wie gut singt er?«

»Besser als manche. Nicht so gut wie andere.«

Tyrion öffnete ihre Robe und vergrub sein Gesicht zwischen ihren Brüsten. Sie roch stets so sauber, sogar in dieser stinkenden Stadt. »Behalte ihn ruhig, aber er soll in der Nähe bleiben. Auf keinen Fall darf er mit dieser Geschichte durch die Suppenküchen ziehen.«

»Das wird er nicht …«, begann sie.

Tyrion bedeckte ihren Mund mit dem seinen. Geredet hatte er heute schon genug; wonach es ihn jetzt verlangte, war das süße, einfache Vergnügen, das er zwischen Shaes Schenkeln fand. Wenigstens dort war er willkommen.

Nachdem es vorüber war, zog er seinen Arm unter ihrem Kopf hervor, schlüpfte in sein Hemd und ging hinunter in den Garten. Der Halbmond tauchte das Laub der Obstbäume und die Oberfläche des Badebeckens in silbernes Licht. Tyrion setzte sich neben das Wasser. Rechts zirpte irgendwo eine Grille, ein angenehm vertrautes Geräusch. Schön friedlich ist es hier, dachte er, doch wie lange noch?

Ein plötzlicher Gestank wehte ihm in die Nase, und er drehte den Kopf. Shae stand hinter ihm in der Tür und trug die silberfarbene Robe, die er ihr geschenkt hatte. Ich liebte ein Mädchen, weiß wie der Winter, der Mond glühte in ihrem Haar. Hinter ihr stand einer der Bettelbrüder, ein beleibter Mann in schmutzbefleckter Robe und nackten, mit Dreck verkrusteten Füßen. Wo ein Septon einen Kristall getragen hätte, hing bei ihm eine Schüssel an einem Lederband um den Hals. Sein Geruch hätte eine Ratte zum Würgen gebracht.

»Lord Varys ist hier«, verkündete Shae.

Der Bettelbruder blinzelte sie erstaunt an. Tyrion lachte. »Ganz gewiss. Wieso hast du ihn erkannt und ich nicht?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Er ist es immer noch, bloß anders gekleidet.«

»Ein anderes Aussehen, ein anderer Geruch, eine andere Art zu gehen«, sagte Tyrion. »Die meisten Männer würden sich täuschen lassen.«

»Und vielleicht auch die meisten Frauen. Aber Huren nicht. Eine Hure lernt, den Mann zu sehen und nicht seine Kleider, sonst endet sie tot in einer dunklen Gasse.«

Varys wirkte gequält, und das nicht wegen des falschen Wundschorfs an seinen Füßen. Tyrion kicherte. »Shae, würdest du uns bitte Wein bringen?« Möglicherweise würde er etwas zu trinken brauchen. Denn was immer den Eunuchen mitten in der Nacht hierherführte, war vermutlich nichts Gutes.

»Ich fürchte mich fast, Euch mitzuteilen, weswegen ich gekommen bin, Mylord«, begann Varys, nachdem Shae sie alleingelassen hatte. »Ich bringe schlechte Kunde.«

»Vielleicht solltet Ihr Euch in schwarze Federn kleiden, Varys, da Euer Erscheinen ein ebenso schlechtes Omen bedeutet wie ein Rabe.« Unbeholfen erhob sich Tyrion, fast fürchtete er sich, die nächste Frage zu stellen. »Geht es um Jaime?« Wenn sie ihm etwas zu Leide getan haben, wird sie nichts mehr retten.

»Nein, Mylord, um eine andere Angelegenheit. Ser Cortnay Fünfrosen ist tot. Sturmkap hat Stannis Baratheon seine Tore geöffnet.«

Bestürzung verdrängte alle anderen Gedanken. Als Shae mit dem Wein zurückkehrte, nahm er einen Schluck und schleuderte den Becher dann gegen die Hauswand, wo er in tausend Scherben zersprang. Shae hob die Hand, um sich gegen die umherfliegenden Splitter zu schützen. Der Wein rann in kleinen Rinnsalen die Mauer hinunter, die im Mondlicht schwarz glänzten. »Verflucht soll er sein!«, sagte Tyrion.

Varys lächelte und zeigte einen Mund voller verfaulter Zähne. »Wer, Mylord? Ser Cortnay oder Lord Stannis?«

»Alle beide.« Sturmkap war stark und hätte eine Belagerung ein halbes Jahr oder länger aushalten können … Zeit genug für seinen Vater, mit Robb Stark fertig zu werden. »Wie ist das passiert?«

Varys warf einen Blick auf Shae. »Mylord, sollen wir den Schlaf Eurer hübschen Dame wirklich mit einer so grausigen und blutigen Geschichte stören?«

»Eine Dame würde vielleicht Angst bekommen«, erwiderte Shae, »aber ich nicht.«

»Das solltest du aber«, fuhr Tyrion sie an. »Jetzt, wo Sturmkap gefallen ist, wird Stannis seine Aufmerksamkeit bald Königsmund zuwenden.« Jetzt bedauerte er es, den Wein an die Wand geworfen zu haben. »Lord Varys, lasst uns einen Augenblick Zeit, dann reite ich mit Euch zurück zur Burg.«

»Ich warte im Stall auf Euch.« Er verneigte sich und stapfte davon.

Tyrion zog Shae zu sich herab. »Hier bist du nicht mehr sicher.«

»Ich habe meine Mauern und die Wachen, die Ihr mir gegeben habt.«

»Das sind nur Söldner«, sagte Tyrion. »Sie mögen vielleicht mein Gold, doch werden sie auch dafür sterben? Was die Mauer betrifft, so braucht sich ein Mann nur auf die Schultern eines anderen zu stellen, um sie zu überwinden. Ein Anwesen wie dieses hier ist während des Aufruhrs niedergebrannt worden. Den Goldschmied, dem es gehörte, haben sie für das Verbrechen ermordet, eine volle Speisekammer zu haben, genauso wie sie den Hohen Septon in Stücke gerissen, Lollys fünfzig Mal vergewaltigt und Ser Aron den Schädel eingeschlagen haben. Was, glaubst du, werden sie mit der Dame der Hand anstellen, wenn sie sie in die Finger bekommen?«

»Die Hure der Hand, meint Ihr?« Sie blickte ihn mit ihren großen kühnen Augen an. »Obwohl ich gern Eure Dame wäre, M’lord. Ich würde mich in diese wunderbaren Sachen kleiden, die Ihr mir geschenkt habt, in Samt und Seide und Goldtuch, und ich würde Eure Edelsteine tragen und Eure Hand halten und bei den Festmählern neben Euch sitzen. Ich könnte Euch Söhne gebären, ich weiß, das könnte ich … und ich würde Euch niemals Schande machen.«

Meine Liebe zu dir ist schon Schande genug für mich. »Ein süßer Traum, Shae. Und jetzt verscheuche ihn, ich bitte dich. Er wird niemals Wirklichkeit werden.«

»Wegen der Königin? Ich habe keine Angst vor ihr.«

»Aber ich.«

»Dann tötet sie und Schluss. Es ist doch nicht so, als würdet Ihr sie lieben, oder?«

Tyrion seufzte. »Sie ist meine Schwester. Wer jemanden von seinem eigenen Blut tötet, ist auf ewig verdammt, vor Menschen und Göttern gleichermaßen. Darüber hinaus mögen du und ich von Cersei denken, was wir wollen, meinem Vater und meinem Bruder bedeutet sie viel. Ich kann mir gegen jeden Mann in den Sieben Königslanden eine List ausdenken, aber die Götter haben mich nicht dafür ausgestattet, mich Jaime mit dem Schwert in der Hand zu stellen.«

»Der Junge Wolf und Lord Stannis haben Schwerter, und sie erfüllen Euch nicht mit Furcht.«

Wie wenig du doch weißt, Kleines. »Gegen sie steht mir die ganze Macht des Hauses Lennister zur Verfügung. Gegen Jaime oder meinen Vater kann ich nur einen krummen Rücken und zwei zu kurz geratene Beine aufweisen.«

»Ihr habt doch mich.« Shae küsste ihn, legte ihm die Arme um den Hals und drückte ihren Körper gegen seinen.

Der Kuss erregte ihn, wie ihre Küsse es stets taten, doch diesmal löste er sich sanft von ihr. »Jetzt nicht. Kleines, ich habe … nun, ich habe da schon so eine Idee. Möglicherweise könnte ich dich in der Burgküche unterbringen.«

Shaes Gesicht erstarrte. »In der Küche?«

»Ja. Falls ich das Varys machen lasse, wird es niemand erfahren. «

Sie kicherte. »M’lord, ich würde Euch vergiften. Jeder Mann, der je etwas gekostet hat, das ich gekocht habe, hat gesagt, was für eine gute Hure ich doch sei.«

»Im Roten Bergfried gibt es genug Köche. Du müsstest dich als Küchenmädchen ausgeben.«

»Als Spülerin«, sagte sie, »die grobe braune Wolle trägt. Möchte M’lord mich so sehen?«

»M’lord möchte dich vor allem lebendig sehen«, erwiderte Tyrion. »Und Töpfe kannst du wohl kaum in Samt und Seide schrubben.«

»Ist M’lord meiner müde geworden?« Sie griff unter sein Hemd und suchte nach seinem Gemächt. Nach zwei raschen Handgriffen war es steif. »Er will mich noch.« Sie lachte. »Würdest Ihr es gern mit Eurem Küchenmädchen treiben, M’lord? Ihr könnt mich mit Mehl einstäuben und Bratensoße von meinen Brüsten lecken, wenn Ihr …«

»Hör auf.« Die Art, wie sie sich benahm, erinnerte ihn an Reigen, die so verzweifelt versucht hatte, ihre Wette zu gewinnen. Er stieß ihre Hand fort, bevor sie weiteren Unsinn anstellen konnte. »Jetzt ist nicht die rechte Zeit für Liebesspiele, Shae. Dein Leben könnte auf dem Spiel stehen.«

Ihr Grinsen war verschwunden. »Falls ich Euch verärgert habe, M’lord, das habe ich nicht beabsichtigt, nur … könntet Ihr mir nicht einfach ein paar zusätzliche Wachen geben?«

Tyrion seufzte tief. Vergiss nicht, wie jung sie ist, mahnte er sich und ergriff ihre Hand. »Deine Edelsteine kann man ersetzen, und neue Kleider kann man nähen, doppelt so hübsche wie die alten. Für mich bist du das Wertvollste innerhalb dieser Mauern. Der Rote Bergfried ist auch nicht vollkommen sicher, trotzdem droht dir dort weniger Gefahr. Ich möchte dich dort haben.«

»In der Küche.« Ihre Stimme klang tonlos. »Wo ich Töpfe schrubbe.«

»Nur eine kurze Zeit lang.«

»Mein Vater hat mich auch zu seiner Küchenmagd gemacht«, sagte sie und verzog den Mund. »Deshalb bin ich weggelaufen.«

»Mir hast du erzählt, du seist weggelaufen, weil dich dein Vater zu seiner Hure gemacht hat«, erinnerte er sie.

»Das auch. Ich mochte es weder, seinen Schwanz in mir zu spüren noch seine Töpfe zu schrubben.« Sie warf den Kopf in den Nacken. »Warum könnt Ihr mich nicht mit in Euren Turm nehmen? Die Hälfte der Lords am Hof halten sich Bettwärmer. «

»Mir wurde ausdrücklich verboten, dich mit an den Hof zu nehmen.«

»Von Eurem dummen Vater.« Shae schmollte. »Ihr seid alt genug, Euch jede Hure zu nehmen, die Ihr wollt. Hält er Euch für einen bartlosen Knaben? Was soll er schon tun, Euch den Hintern versohlen?«

Er schlug ihr ins Gesicht. Nicht sehr hart, doch hart genug. »Verflucht«, sagte er. »Verflucht sollst du sein. Mach dich nicht über mich lustig. Niemals. Nicht du.«

Einen Augenblick lang sagte Shae nichts. Nur das Zirpen der Grille war zu hören. »Ich bitte um Verzeihung, M’lord«, sagte sie schließlich mit schwerer, toter Stimme. »Ich wollte nicht unverschämt sein.«

Und ich wollte dich nicht schlagen. Bei den guten Göttern, verwandele ich mich langsam in Cersei? »Wir haben uns beide falsch benommen. Shae, du verstehst das nicht.« Worte, die er niemals hatte sagen wollen, sprudelten aus ihm heraus wie Maskenspieler aus einer Pferdeattrappe. »Als ich dreizehn war, habe ich die Tochter eines Pächters geheiratet. Jedenfalls glaubte ich das. Ich war blind vor Liebe und dachte, sie würde das Gleiche für mich empfinden, aber mein Vater hat mir ordentlich den Kopf gewaschen, bis ich die Wahrheit begriff. Meine Braut war eine Hure, die Jaime bezahlt hat, damit sie mir einen ersten Geschmack am Mannesalter verschafft.« Und ich Narr habe alles für bare Münze genommen. »Damit ich die Lektion auch wirklich behalte, hat Lord Tywin meine Ehefrau an seine Wachen weitergereicht, die sich mit ihr vergnügten, und mir befohlen, dabei zuzuschauen.« Und sie noch einmal selbst zu nehmen, nachdem die anderen fertig waren. Ein letztes Mal, ohne eine letzte Spur von Liebe und Zärtlichkeit. »Damit du nicht vergisst, wer sie wirklich ist«, hatte Lord Tywin gesagt, und ich hätte mich ihm verweigern sollen, doch mein Schwanz hat mich verraten, und ich tat, was mir aufgetragen worden war. »Nachdem mein Vater mit ihr fertig war, ließ er die Ehe annullieren. Es war, als sei ich niemals verheiratet gewesen, behaupteten die Septone.« Er drückte ihre Hand. »Bitte, lass uns nicht mehr über den Turm der Hand sprechen. Du bleibst eine Weile in der Küche. Nachdem wir die Angelegenheit mit Stannis hinter uns haben, bekommst du ein anderes Haus und Seide, die so weich ist wie deine Hände.«

Shae hatte die Augen weit aufgerissen, und trotzdem konnte er an ihnen nicht ablesen, was sich dahinter verbarg. »Meine Hände werden nicht mehr weich sein, wenn ich den ganzen Tag Herde putzen und Teller waschen muss. Werdet Ihr sie wirklich noch berühren wollen, wenn sie rot und rau und von heißem Wasser und Seifenlauge aufgerissen sind?«

»Mehr als je zuvor«, sagte er. »Bei ihrem Anblick werde ich immer daran denken, wie tapfer du warst.«

Er konnte nicht sagen, ob sie ihm glaubte. Sie senkte den Blick. »Ich stehe zu Eurer Verfügung, M’lord.«

Mehr Unterwürfigkeit konnte sie heute Nacht nicht aufbringen, das war offenkundig. Er küsste sie auf die Wange, auf die er sie geschlagen hatte, um der Ohrfeige den Stachel zu nehmen. »Ich werde dich holen lassen.«

Varys wartete wie versprochen im Stall. Sein Pferd wirkte abgemagert und halb tot. Tyrion stieg auf; einer der Söldner öffnete das Tor. Schweigend ritten sie hinaus. Warum habe ich ihr das mit Tysha erzählt, mögen die Götter mir beistehen?, fragte er sich plötzlich voller Furcht. Es gab Geheimnisse, die man niemals aussprechen sollte, und manche Schande nahm ein Mann am besten mit ins Grab. Was wollte er von ihr, Vergebung? Die Art und Weise, wie sie ihn angeschaut hatte, was hatte das zu bedeuten? Hasste sie den Gedanken, Töpfe zu scheuern so sehr oder war es wegen seines Geständnisses? Wie konnte ich ihr das erzählen und annehmen, sie würde mich weiterhin lieben?, fragte eine Stimme in ihm, während eine andere ihn verspottete: Du Narr von einem Zwerg, Gold und Juwelen sind alles, was die Hure liebt.

Die Narbe seines Ellbogens pochte und zuckte jedes Mal, wenn das Pferd einen Huf aufsetzte. Manchmal stellte er sich vor, er könne das Knirschen der Knochen hören. Vielleicht sollte er einen Maester aufsuchen und sich einen Trank gegen den Schmerz geben lassen … doch seit sich Pycelle offenbart hatte, misstraute Tyrion den Maestern. Die Götter allein wussten, mit wem diese Kerle sich verschworen oder was sie in die Tränke mischten, die sie verabreichten. »Varys«, sagte er, »ich muss Shae in die Burg bringen, ohne dass Cersei davon erfährt.« Kurz skizzierte er seinen Plan mit der Küche.

Nachdem er geendet hatte, schnalzte der Eunuch mit der Zunge. »Ich werde tun, was Mylord befehlen, natürlich … trotzdem möchte ich Euch warnen, die Küche ist voller Augen und Ohren. Selbst wenn das Mädchen nicht weiter auffällt, wird man ihr tausend Fragen stellen. Wo wurde sie geboren? Wer waren ihre Eltern? Wie ist sie nach Königsmund gekommen? Die Wahrheit ist unmöglich, also muss sie lügen … und lügen und lügen.« Er blickte auf Tyrion herab. »Und eine so hübsche junge Küchenmagd ruft nicht nur Neugier hervor, sondern auch Verlangen. Sie wird betätschelt werden, gekniffen und liebkost. Die Spüljungen werden des Nachts zu ihr unter die Decke kriechen. Manch einsamer Koch wird sie heiraten wollen. Die Bäcker werden ihre Brüste mit mehligen Händen kneten.«

»Soll sie lieber betatscht werden als aufgespießt«, erwiderte Tyrion.

Varys ritt ein paar Schritte schweigend und sagte dann: »Eventuell gibt es noch eine andere Möglichkeit. Zufällig hat die Zofe von Lady Tandas Tochter Schmuck gestohlen. Wenn ich Lady Tanda darüber in Kenntnis setze, wird sie das Mädchen sofort entlassen. Und die Tochter würde eine neue Zofe brauchen.«

»Ich verstehe.« Das klang gar nicht so schlecht. Die Zofe einer Dame trug feinere Kleider als eine Küchenmagd, manchmal sogar ein wenig Schmuck. Shae sollte damit zufrieden sein. Und Cersei hielt Lady Tanda für langweilig und hysterisch und Lollys für eine dumme Kuh. Seine Schwester würde den beiden kaum unerwartete Höflichkeitsbesuche abstatten.

»Lollys ist scheu und vertrauensselig«, sagte Varys. »Sie wird alles glauben, was man ihr erzählt. Seit der Pöbel sie ihrer Jungfräulichkeit beraubt hat, fürchtet sie sich, das Zimmer zu verlassen, daher wäre Shae außer Sicht … und doch ganz nah, falls es Euch nach ihrem Trost verlangte.«

»Der Turm der Hand wird beobachtet, das wisst Ihr so gut wie ich. Cersei würde sicherlich neugierig werden, wenn Lollys’ Zofe mich besuchte.«

»Vielleicht könnte ich das Mädchen unbemerkt in Euer Schlafzimmer bringen. Chatayas Bordell ist nicht das einzige Haus, das sich eines Geheimgangs rühmen darf.«

»Ein Geheimgang? Zu meinen Gemächern?« Tyrion war mehr verärgert als überrascht. Warum sonst hätte Maegor der Grausame alle Baumeister, die an seiner Burg gearbeitet haben, töten lassen, wenn nicht, um solcherlei Wissen zu bewahren? »Ja, ich nehme an, das dürfte möglich sein. Wo finde ich die Tür? In meinem Solar? Meinem Schlafzimmer?«

»Mein Freund, Ihr wollt mich doch nicht zwingen, alle meine kleinen Geheimnisse zu enthüllen, nicht wahr?«

»Ich würde sie dann allerdings als unsere kleinen Geheimnisse betrachten, Varys.« Tyrion betrachtete den Eunuch in seiner stinkenden Verkleidung. »Vorausgesetzt, Ihr steht wirklich auf meiner Seite …«

»Könnt Ihr das bezweifeln?«

»Aber nicht doch, ich vertraue Euch blind.« Ein bitteres Lachen hallte von Fensterläden und Häuserwänden wider. »Ich vertraue Euch sogar ebenso sehr wie jemandem von meinem eigenen Blut. Jetzt erzählt mir, wie Cortnay Fünfrosen den Tod gefunden hat.«

»Es heißt, er habe sich selbst von einem Turm gestürzt.«

»Sich selbst? Nein, das glaube ich nicht.«

»Seine Wachen haben niemanden gesehen, der sein Zimmer betreten hätte, und fanden dort auch hinterher niemanden vor.«

»Dann ist der Mörder früher eingedrungen und hat sich unter dem Bett versteckt«, vermutete Tyrion, »oder er ist an einem Seil vom Dach heruntergeklettert. Vielleicht lügen die Wachen. Wer weiß, möglicherweise haben sie den Mord selbst begangen?«

»Zweifellos habt Ihr Recht, Mylord.«

Sein selbstgefälliger Tonfall behauptete das Gegenteil. »Doch dieser Meinung schließt Ihr Euch nicht an? Wie wurde er dann getötet?«

Einen Augenblick lang erwiderte Varys nichts. Man hörte nur den Hufschlag auf dem Pflaster. Endlich räusperte sich der Eunuch. »Mylord, glaubt Ihr an die alten Kräfte?«

»Meint Ihr Magie?«, fragte Tyrion ungeduldig zurück. »Blutzauber, Flüche, Gestaltwandel, solche Dinge?« Er schnaubte. »Wollt Ihr mir etwa einreden, dass Ser Cortnay den Tod durch Magie fand?«

»Ser Cortnay hat Lord Stannis am Morgen des Tages, an dem er starb, zum Zweikampf herausgefordert. Ich frage Euch, ist das die Handlung eines verzweifelten Mannes? Dann ist da außerdem noch der höchst geheimnisvolle und gleichzeitig überaus vorteilhafte Mord an Lord Renly, als sich sein Heer gerade zur Schlacht formierte, um seinen Bruder vom Feld zu fegen.« Der Eunuch hielt kurz inne. »Mylord, Ihr habt mich einmal gefragt, wie es dazu kam, dass ich beschnitten wurde.«

»Daran erinnere ich mich«, sagte Tyrion. »Ihr wolltet nicht darüber reden.«

»Das möchte ich jetzt immer noch nicht, aber …« Die Pause war länger als die vorhergehende, und als Varys weitersprach, klang seine Stimme plötzlich anders. »Ich war ein Waisenjunge und der Lehrling einer herumziehenden Truppe von Mimen. Unser Meister besaß eine dicke kleine Kogge, und wir segelten über die Meerenge hin und her und traten überall in den Freien Städten auf und manchmal auch in Altsass und Königsmund.

Eines Tages kam in Myr ein Mann zu unserem Mummenschanz. Nach der Vorstellung unterbreitete er meinem Meister ein Angebot, mich zu kaufen, das für diesen zu verlockend war, um es abzulehnen. Ich war entsetzt, weil ich fürchtete, der Mann wolle das mit mir machen, was, wie ich gehört hatte, manche Männer mit kleinen Jungen tun, aber in Wahrheit brauchte er nur eines von mir: meine Männlichkeit. Er verabreichte mir einen Trank, durch den ich weder sprechen noch mich bewegen konnte, der meine Sinne aber trotzdem nicht beeinträchtigte. Mit einer langen, hakenförmigen Klinge schnitt er mir Hoden, Wurzel und Schaft ab. Die ganze Zeit über sang er seltsame Lieder. Ich beobachtete ihn dabei, wie er meine Männlichkeit auf einer Kohlenpfanne verbrannte. Die Flammen wurden blau, und ich hörte eine Stimme, die seinem Ruf antwortete, obwohl ich die Worte nicht verstand, die sie beide sprachen.

Als er mit mir fertig war, waren die anderen Mimen längst weitergezogen. Nachdem ich meinen Zweck erfüllt hatte, interessierte sich der Mann nicht mehr für mich und warf mich hinaus. Als ich ihn fragte, was ich nun tun solle, antwortete er mir, dass ich sterben solle. Um es ihm zu zeigen, entschloss ich mich zu leben. Ich bettelte und stahl. Und ich verkaufte jene Teile meines Körpers, die mir geblieben waren. Bald war ich so gut wie jeder andere Dieb in Myr, und während ich älter wurde, lernte ich, dass der Wert der Briefe im Geldbeutel eines Mannes oftmals den der Münzen bei weitem überstieg.

Doch noch immer kehrt diese Nacht in meinen Träumen wieder, Mylord. Nicht der Zauberer oder die Klinge, nicht einmal der Anblick meiner Männlichkeit, die beim Verbrennen zusammenschrumpfte. Ich träume von der Stimme. Die Stimme aus den Flammen. War das ein Gott, ein Dämon oder nur der Trick eines Beschwörers? Ich kann es Euch nicht sagen, und ich kenne alle Tricks. Nur eins kann ich Euch sagen, und das ist sicher: Er hat die Stimme gerufen, und sie hat geantwortet, und seit diesem Tag hasse ich Magie und alle, die sie ausüben. Falls Lord Stannis zu diesen Menschen gehört, wünsche ich ihm den Tod.«

Nachdem er geendet hatte, ritten sie eine Weile lang schweigend dahin. Schließlich meinte Tyrion: »Eine grauenhafte Geschichte. Es tut mir leid.«

Der Eunuch seufzte. »Es tut Euch leid, aber Ihr glaubt mir nicht. Nein, Mylord, Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen. Ich war benebelt und hatte Schmerzen, und das alles ist sehr lange her und hat sich weit, weit jenseits des Meeres zugetragen. Ohne Zweifel habe ich diese Stimme nur geträumt. Das habe mir auch schon tausend Mal eingeredet.«

»Ich glaube an stählerne Schwerter, goldene Münzen und den Verstand des Menschen«, sagte Tyrion. »Und ich glaube, dass es einst Drachen gegeben hat. Immerhin habe ich ihre Schädel gesehen.«

»Hoffen wir, dass das das Schlimmste war, was Ihr jemals sehen müsst, Mylord.«

»Darauf können wir uns einigen.« Tyrion lächelte. »Und was Ser Cortnays Tod betrifft: Nun, Stannis hat Kapitäne mit ihren Schiffen aus den Freien Städten angeheuert. Vielleicht hat er auch einen begabten Meuchelmörder in seine Dienste genommen.«

»Einen sehr begabten Meuchelmörder.«

»Solche Männer gibt es. Ich habe immer davon geträumt, eines Tages reich genug zu sein, damit ich einen der Männer ohne Gesicht auf meine Schwester ansetzen kann.«

»Jedenfalls ist es gleichgültig, wie Ser Cortnay starb«, sagte Varys, »er ist tot, und die Burg ist gefallen. Stannis kann losmarschieren. «

»Besteht irgendeine Möglichkeit, die Dornischen zu überzeugen, in die Marschen hinunterzusteigen?«

»Nein.«

»Wie schade. Nun, womöglich genügt die Drohung, damit die Lords aus den Marschen nahe bei ihren Burgen bleiben. Welche Neuigkeiten gibt es von meinem Vater?«

»Falls Lord Tywin am Roten Arm bereits gewonnen hat, ist die Neuigkeit noch nicht bis zu mir vorgedrungen. Falls er sich nicht beeilt, wird er zwischen seinen Feinden eingeschlossen. Das Blatt des Hauses Eichenherz und der Baum der Eschs wurden nördlich des Mander gesehen.«

»Keine Nachricht von Kleinfinger?«

»Vielleicht hat er Bitterbrück nie erreicht. Vielleicht ist er aber auch dort gestorben. Lord Tarly hat Renlys Vorräte für sich beansprucht und viele Männer hingerichtet, überwiegend Florents. Lord Kaswell hat sich oben in seiner Burg eingeschlossen. «

Tyrion warf den Kopf in den Nacken und lachte.

Varys zügelte verblüfft sein Pferd. »Mylord?«

»Versteht Ihr den Witz denn nicht, Lord Varys?« Tyrion umfasste mit einer Handbewegung die verschlossenen Fensterläden und die ganze schlafende Stadt. »Sturmkap ist gefallen, Stannis naht mit Feuer und Stahl und wer weiß was für dunklen Mächten, die allein die Götter kennen, und das gute Volk hat zur Verteidigung weder Jaime noch Robert, weder Renly noch Rhaegar und auch nicht seinen kostbaren Ritter der Blumen. Nur mich, denjenigen, den es hasst.« Er lachte erneut. »Den Zwerg, den schlechten Berater, den verdrehten kleinen Affendämonen. Ich allein stehe zwischen ihnen und dem Chaos.«

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