DAENERYS

Sie frühstückte gerade eine Schale kalte Krabben-und-Persimonen-Suppe, als ihr Irri ein qartheenisches Kleid brachte, ein luftiges Gewand aus elfenbeinfarbener Seide, das mit Samenperlen besetzt war. »Bring es wieder fort«, sagte Dany. »Der Hafen ist nicht der rechte Ort für eine aufgeputzte Dame.«

Wenn die Milchmenschen sie für eine Wilde hielten, würde sie sich eben entsprechend kleiden. Als sie schließlich zum Stall ging, trug sie ausgeblichene Hosen aus Sandseide und aus Gras geflochtene Sandalen. Unter der bemalten Dothraki-Weste konnten sich ihre kleinen Brüste frei bewegen, dazu hing ein Krummdolch von ihrem Gürtel. Jhiqui hatte ihr das Haar in der Art der Dothraki geflochten und ein Silberglöckchen am Ende des Zopfes befestigt. »Ich habe noch keine Siege errungen«, versuchte sie der Zofe zu erklären, als das Glöckchen leise klingelte.

»Ihr habt die Maegi in ihrem Haus aus Staub verbrannt und ihre Seelen in die Hölle geschickt«, sagte Jhiqui.

Das war Drogons Sieg, nicht meiner, wollte Dany dagegenhalten, biss sich jedoch auf die Zunge. Die Dothraki würden sie nur umso mehr schätzen, wenn sie ein paar Glöckchen im Haar trug. Das Glöckchen ertönte, als sie aufs Pferd stieg, dann läutete es wieder, bei jedem Schritt des Pferdes, doch weder Ser Jorah noch ihre Blutreiter machten eine Bemerkung darüber. Um ihr Volk und ihre Drachen in ihrer Abwesenheit zu beschützen, wählte sie Rakharo aus. Jhogo und Aggo würden mit ihr zum Hafen reiten.

Sie verließen den marmornen Palast und den duftenden Garten und zogen durch einen ärmeren Teil der Stadt, wo bescheidene Häuser aus Ziegelsteinen den Straßen fensterlose Mauern zuwandten. Hier sah man weniger Pferde und Kamele und kaum Palankine, jedoch wimmelten die Straßen von Kindern, Bettlern und mageren sandfarbenen Hunden. Bleiche Männer in staubigen Leinenröcken standen neben bogenförmigen Türen und sahen zu, wie sie vorbeiritt. Sie wissen, wer ich bin, und sie lieben mich nicht. So viel konnte Dany an ihren Blicken ablesen.

Ser Jorah hätte sie lieber in ihren Palankin gesetzt, wo sie verborgen hinter seidenen Vorhängen in Sicherheit gewesen wäre, doch das hatte sie abgelehnt. Zu lange hatte sie auf Samtkissen geruht und sich von Ochsen hierhin und dorthin tragen lassen. Wenn sie ritt, hatte sie zumindest das Gefühl, dass sie vorankam.

Sie ritt nicht aus freien Stücken zum Wasser. Abermals war sie auf der Flucht. Ihr ganzes Leben war eine einzige lange Flucht gewesen, schien es. Im Bauch ihrer Mutter hatte sie begonnen zu fliehen, und sie hatte niemals damit aufgehört. Wie oft hatten sich Viserys und sie im Dunkel der Nacht davongestohlen, den gedungenen Meuchlern des Thronräubers nur einen Schritt voraus? Fliehen oder sterben, hieß es auch diesmal. Xaro hatte in Erfahrung gebracht, dass Pyat Pree die verbliebenen Hexenmeister versammelte und etwas Übles gegen sie im Schilde führte.

Dany hatte nur gelacht, als er es ihr erzählte. »Habt Ihr mir nicht selbst gesagt, Hexenmeister seien kaum gefährlicher als alte Soldaten, die mit längst vergessenen Taten und vergangener Tapferkeit prahlen?«

Xaro sah besorgt aus. »Und so war es auch. Aber nun? Ich bin mir nicht mehr so sicher. Es heißt, im Haus von Urrathon Nachtgänger brennen die Glaskerzen, und das ist seit hundert Jahren nicht mehr vorgekommen. Im Garten von Gehane wächst Geistergras, Phantomschildkröten wurden gesichtet, die Nachrichten zwischen den fensterlosen Häusern am Hexenmeisterweg hin und her tragen, und alle Ratten in der Stadt beißen sich die Schwänze ab. Das Weib von Mathos Mallarawan, die einst über die mottenzerfressene Robe eines Hexenmeisters gespottet hat, ist verrückt geworden und will keine Kleidung mehr tragen. Sogar frischgewaschene Seide fühlt sich auf ihrer Haut an, als würden tausend Insekten darüber krabbeln. Und der Blinde Sybassion Augenesser kann wieder sehen, jedenfalls schwören das seine Sklaven. Da muss sich ein Mann schon Gedanken machen.« Er seufzte. »Dies sind seltsame Zeiten in Qarth. Und seltsame Zeiten sind schlecht für den Handel. Ich bedauere, dies sagen zu müssen, aber es wäre vermutlich das Beste, wenn Ihr Qarth verlasst, und je eher desto besser.« Xaro strich ihr tröstend über die Hand. »Ihr müsst jedoch nicht allein gehen. Im Palast des Staubes habt Ihr düstere Visionen gesehen, aber Xaros Träume sind fröhlicher. Ich sehe Euch glücklich im Bette liegen mit unserem Kind an der Brust. Umsegelt mit mir die Jadesee, und wir können es Wirklichkeit werden lassen! Noch ist es nicht zu spät. Schenkt mir einen Sohn, mein süßes Lied der Freude!«

Schenkt mir einen Drachen, meinst du. »Ich werde Euch nicht heiraten, Xaro.«

Daraufhin war sein Gesicht kalt geworden. »Dann geht.«

»Aber wohin?«

»Weit, weit fort von hier.«

Nun, vielleicht war es an der Zeit. Die Menschen ihres Khalasar hatten die Gelegenheit genutzt und sich von den Strapazen der Roten Wüste erholt, doch nachdem sie ausgeruht und satt waren, wurden sie langsam ungebärdig. Dothraki waren nicht daran gewöhnt, lange an einem Ort zu bleiben. Sie waren Krieger und nicht für die Stadt geschaffen. Vielleicht hatte sie bereits zu lange in Qarth verweilt und sich von dem Luxus und der Pracht hier verführen lassen. Die Stadt hatte stets mehr versprochen, als sie gewährte, schien es ihr, und von dem herzlichen Willkommen war nichts mehr zu spüren, seit das Haus der Unsterblichen in einer großen Wolke aus Rauch und Flammen in sich zusammengestürzt war. Über Nacht erinnerten sich die Qartheen daran, wie gefährlich Drachen sein konnten. Sie wollten sich nicht länger gegenseitig mit Geschenken für sie übertreffen. Stattdessen hatte die Turmalinbruderschaft sich in aller Öffentlichkeit für ihre Verbannung ausgesprochen, und die Alte Gilde der Gewürzhändler sogar für ihre Hinrichtung. Xaro war es gerade noch gelungen, die Dreizehn davon abzuhalten, diesen Forderungen zuzustimmen.

Aber wohin soll ich mich wenden? Ser Jorah schlug vor, weiter nach Osten zu ziehen, fort von ihren Feinden in den Sieben Königslanden. Ihre Blutreiter wären lieber zu ihrem Großen Grasmeer zurückgekehrt, selbst wenn sie dazu die Rote Wüste abermals durchqueren mussten. Dany selbst hatte mit dem Gedanken gespielt, sich in Vaes Tolorro niederzulassen, bis ihre Drachen herangewachsen und stark geworden waren. Doch ihr Herz war voller Zweifel. Jeder dieser Vorschläge fühlte sich irgendwie falsch an … und sogar, als sie entschied, wohin die Reise gehen sollte, bereitete ihr die Frage, wie sie dorthin gelangen sollten, immer noch Sorgen.

Xaro Xhoan Daxos würde ihr keine Hilfe sein, das wusste sie inzwischen. Ungeachtet all seiner Hingabe trieb er lediglich sein eigenes Spiel mit ihr und war insofern Pyat Pree nicht unähnlich. In jener Nacht, in der er sie aufgefordert hatte fortzugehen, hatte Dany ihn um einen letzten Gefallen gebeten. »Eine Armee, ja?«, hatte Xaro gefragt. »Einen Topf voll Gold? Eine Galeere vielleicht?«

Dany war errötet. Sie hasste es zu betteln. »Ein Schiff, ja.«

Xaros Augen glitzerten so hell wie die Edelsteine in seiner Nase. »Ich bin Händler, Khaleesi. Daher sollten wir vielleicht nicht mehr von Geschenken, sondern lieber von einem Tausch sprechen. Für einen Eurer Drachen sollt Ihr die zehn besten Schiffe meiner Flotte bekommen. Ihr braucht nur das eine süße Wort auszusprechen.«

»Nein«, sagte sie.

»Ach«, schluchzte Xaro, »dieses Wort hatte ich nicht gemeint. «

»Würdet Ihr eine Mutter bitten, Euch eines ihrer Kinder zu verkaufen?«

»Warum nicht? Sie kann schließlich jederzeit neue bekommen. Jeden Tag verkaufen Mütter ihre Kinder.«

»Die Mutter der Drachen nicht.«

»Und für zwanzig Schiffe?«

»Nicht einmal für hundert.«

Er zog die Mundwinkel nach unten. »Ich habe keine hundert. Aber Ihr habt drei Drachen. Gewährt mir einen, für all meine Freundlichkeit. Ihr werdet noch immer zwei haben, und dazu dreißig Schiffe.«

Dreißig Schiffe würden genügen, um mit einer kleinen Armee an der Küste von Westeros zu landen. Nur habe ich keine kleine Armee. »Wie viele Schiffe besitzt Ihr, Xaro?«

»Dreiundachtzig, wenn ich meine Lustbarke nicht mitzähle. «

»Und Eure Partner bei den Dreizehn?«

»Alle zusammen vielleicht tausend.«

»Und die Gewürzhändler und die Turmalinbruderschaft? «

»Ihre lächerlichen Flotten zählen nicht.«

»Trotzdem, sagt es mir.«

»Die Gewürzhändler haben zwölf- oder dreizehnhundert. Die Bruderschaft nicht mehr als achthundert.«

»Und die Asshai’i, die Braavosi, die Leute von den Sommerinseln, die aus Ibben und all die anderen Völker, die das große Salzmeer befahren, wie viele Schiffe haben sie? Alle zusammen?«

»Viele, sehr, sehr viele«, antwortete er gereizt. »Was bedeutet das schon?«

»Ich versuche nur einen Preis für einen der drei einzigen lebenden Drachen der Welt festzusetzen.« Dany lächelte ihn süß an. »Mir scheint, ein Drittel aller Schiffe der Welt wäre gerechtfertigt.«

Xaro rannen die Tränen auf beiden Seiten seiner juwelenverzierten Nase herab. »Habe ich Euch nicht gewarnt, den Palast des Staubes zu betreten? Das ist genau das, was ich fürchtete. Das Geflüster der Hexenmeister hat Euch ebenso verrückt gemacht wie Mallarawans Weib. Ein Drittel aller Schiffe der Welt? Pah! Pah, sage ich. Pah.«

Dany hatte ihn seitdem nicht mehr gesehen. Sein Seneschall brachte ihr seine Botschaften, von denen eine kühler war als die vorhergehende. Sie müsse sein Haus verlassen. Er habe genug davon, sie und ihr Volk durchzufüttern. Er verlange seine Geschenke zurück, die er in gutem Glauben gegeben habe. Ihr einziger Trost war es, dass sie so vernünftig gewesen war, ihn nicht zu heiraten.

Die Hexenmeister haben von dreifachem Verrat gesprochen … einen um des Blutes willen und einen um des Goldes willen und einen um der Liebe willen. Den ersten Verrat hatte sicherlich Mirri Maz Duur begangen, die Khal Drogo und ihren ungeborenen Sohn ermordet hatte, um ihr Volk zu rächen. Konnten Pyat Pree und Xaro Xhoan Daxos der zweite und der dritte sein? Das glaubte sie nicht. Pyat handelte nicht des Goldes wegen, und Xaro hatte sie niemals wirklich geliebt.

Die Straßen wurden leerer, während sie in ein Viertel vordrangen, in dem hauptsächlich düstere Lagerhäuser aus Stein standen. Aggo ritt vor ihr, Jhogo hinter ihr, Ser Jorah an ihrer Seite. Leise klingelte ihr Glöckchen, und Danys Gedanken kehrten abermals zum Palast des Staubes zurück. Kind der Drei hatten die Hexenmeister sie genannt, Tochter des Todes, Tod der Lügen, Braut des Feuers. Immerfort kam die Drei vor. Drei Feuer, drei Hengste, dreifacher Verrat. »Der Drache hat drei Köpfe«, seufzte sie. »Wisst Ihr, was das bedeutet, Jorah?«

»Euer Gnaden? Das Wappen des Hauses Targaryen ist ein dreiköpfiger Drache, Rot auf Schwarz.«

»Das weiß ich. Es gibt aber keine dreiköpfigen Drachen.«

»Die drei Köpfe stehen für Aegon und seine Schwestern.«

»Visenya und Rhaenys«, erinnerte sie sich. »Ich stamme von Aegon und Rhaenys ab, durch ihren Sohn Aenys und ihren Enkel Jaehaerys.«

»Blaue Lippen sprechen nur Lügen, hat Euch Xaro das nicht gesagt? Warum kümmert Ihr Euch um das, was die Hexenmeister flüsterten? Sie wollten Euch nur das Leben aussaugen, das wisst Ihr doch jetzt.«

»Vielleicht«, antwortete sie widerwillig, »Dennoch habe ich Dinge gesehen …«

»Einen toten Mann am Bug eines Schiffes, eine blaue Rose, ein Festmahl in Blut … was soll das alles bedeuten, Khaleesi? Ein Mimendrache, sagtet Ihr? Was bitte ist ein Mimendrache? «

»Ein Drache aus Stoff und auf Stangen«, erklärte Dany ihm. »Mimen benutzen ihn bei ihren Schauspielen, damit die Helden etwas haben, gegen das sie kämpfen können.«

Ser Jorah runzelte die Stirn.

Dany ließ nicht locker. »Sein ist das Lied von Eis und Feuer, hat mein Bruder gesagt. Es war bestimmt mein Bruder. Nicht Viserys, Rhaegar. Er hatte eine Harfe mit silbernen Saiten.«

Ser Jorahs Stirn furchte sich nur noch tiefer, bis die Augenbrauen einander berührten. »Prinz Rhaegar hat eine solche Harfe gespielt«, räumte er ein. »Ihr habt ihn gesehen?«

Sie nickte. »In einem Bett lag eine Frau mit einem Säugling an der Brust. Mein Bruder hat gesagt, das Kind sei der Prinz, der verheißen worden sei, und hat sie aufgefordert, ihn Aegon zu nennen.«

»Prinz Aegon war Rhaegars Erbe und wurde von Elia von Dorne geboren«, sagte Ser Jorah. »Aber falls dieser Prinz wirklich verheißen worden war, fand die Prophezeiung ihr Ende, als die Lennisters seinen Kopf an der Wand zerschmetterten. «

»Ich erinnere mich«, sagte Dany traurig. »Rhaegars Tochter haben sie auch ermordet, die kleine Prinzessin. Rhaenys hieß sie, wie Aegons Schwester. Eine Visenya gab es nicht, aber er sagte, der Drache habe drei Köpfe. Was ist das Lied von Eis und Feuer?«

»Dieses Lied habe ich noch nie gehört.«

»Ich bin zu den Hexenmeistern gegangen, weil ich auf Antworten hoffte, aber stattdessen haben sie mich mit hundert neuen Fragen allein gelassen.«

Erneut waren die Straßen belebter geworden. »Macht Platz«, rief Aggo, während Jhogo misstrauisch die Luft einsog. »Ich rieche es, Khaleesi«, rief er, »das giftige Wasser.« Die Dothraki trauten dem Meer und allem, was sich darauf bewegte, nicht. Mit Wasser, das ein Pferd nicht trinken konnte, wollten sie nichts zu tun haben. Das werden sie schon noch lernen, entschied Dany. Ich habe ihr Meer mit Khal Drogo befahren. Nun werden sie meines befahren.

Qarth besaß einen der größten Häfen der Welt, in dem sich Farben, Klänge und Gerüche aller Art mischten. Weinschänken, Lagerhäuser und Spielhöllen säumten die Straßen und standen Wand an Wand mit billigen Bordellen und Tempeln sonderbarer Götter. Beutelschneider, Halsabschneider, Wahrsager und Geldwechsler waren überall. Das Ufer war ein einziger riesiger Marktplatz, wo das Kaufen und Verkaufen den ganzen Tag und die ganze Nacht über stattfand, und wo man Waren für einen winzigen Teil des Preises erstehen konnte, den sie auf dem Basar kosteten, wenn man nicht fragte, woher sie stammten. Runzlige, bucklige alte Frauen verkauften gewürztes Wasser und Ziegenmilch aus glasierten Tonkrügen, die sie sich um die Schulter geschnallt hatten. Seeleute aus einem halben Hundert verschiedener Länder schlenderten zwischen den Ständen umher, tranken gewürzte Liköre und scherzten in eigenartig klingenden Sprachen miteinander. Die Luft roch nach Salz und gebratenem Fisch, nach heißem Teer und Honig, nach Weihrauch, Öl und Tran.

Aggo gab einem Händler ein Kupferstück für einen Spieß mit Honig bestrichener, gerösteter Maus und knabberte daran, während sie weiterritten. Jhogo kaufte eine Hand voll dicker weißer Kirschen. Des Weiteren entdeckten sie wunderschöne Bronzedolche, die feilgeboten wurden, getrocknete Tintenfische und geschnitzter Onyx, ein starkes magisches Elixier aus Jungfrauenmilch und Abendschatten, sogar Dracheneier, die jedoch verdächtig nach bemalten Steinen aussahen.

Auf den langen Steinkais, die für die Schiffe der Dreizehn reserviert waren, sahen sie Truhen mit Safran, Weihrauch und Pfeffer, die aus Xaros prächtiger Zinnoberkuss ausgeladen wurden. Daneben wurden Weinfässer und Ballen mit Bitterblatt und gestreiften Fellen den Steg der Braut in Azur hinaufgerollt, die mit der Abendflut auslaufen sollte. Weiter hinten hatte sich eine Menschentraube um die Gewürzhändler-Galeere Sonnenglanz gebildet, die Sklaven anbot. Jedermann wusste, dass man Sklaven am billigsten gleich vom Schiff kaufte, und die Banner an den Masten verkündeten, dass die Sonnenglanz gerade aus Astapor in der Sklavenbucht eingetroffen war.

Dany würde von den Dreizehn, der Turmalinbruderschaft oder der Alten Gilde der Gewürzhändler keine Hilfe bekommen. Daher ritt sie auf ihrer Silbernen einige Meilen weit an Kais, Anlegern und Lagerhäusern entlang, bis sie das äußerste Ende des hufeisenförmigen Hafens erreicht hatte, wo den Schiffen von den Sommerinseln, Westeros oder den Neun Freien Städten das Ankern gestattet war.

Sie stieg neben einer Kampfgrube ab, in der ein Basilisk zum Geschrei von Seeleuten einen großen roten Hund zerfleischte. »Aggo, Jhogo, ihr bewacht die Pferde, während Ser Jorah und ich mit den Kapitänen sprechen.«

»Wie du befiehlst, Khaleesi. Wir werden wachen.«

Es war schön, wieder einmal Männer Valyrisch und sogar die Gemeine Zunge sprechen zu hören, dachte Dany, während sie sich dem ersten Schiff näherten. Seeleute, Hafenarbeiter und Händler gleichermaßen wichen ihr aus, sie wussten nicht, was sie von dieser schlanken jungen Frau mit dem silbergoldenen Haar halten sollten, die nach Art der Dothraki gekleidet war und von einem Ritter begleitet wurde. Trotz der Hitze trug Ser Jorah seinen grünen Wollüberwurf über dem Kettenhemd, und auf seiner Brust prangte der schwarze Bär der Mormonts.

Doch weder ihre Schönheit noch seine Größe und Kraft halfen ihr bei den Männern weiter, deren Schiffe sie brauchte.

»Ihr sucht eine Überfahrt für hundert Dothraki mit Pferden sowie für Euch, diesen Ritter und drei Drachen?«, fragte der Kapitän der großen Kogge Innigster Freund, ehe er sich lachend abwandte. Als sie einem Mann aus Lys auf der Trompeter erklärte, sie sei Daenerys Sturmtochter, die Königin der Sieben Königslande, starrte er sie nur an und sagte: »Aye, und ich bin Lord Tywin Lennister und scheiße jede Nacht Gold.« Der Frachtmeister der Galeere Seidengeist aus Myr war der Meinung, Drachen auf See seien zu gefährlich, denn ein einziger Feuerstoß könne die Takelage in Brand setzen. Der Besitzer der Lord Faros Galle hingegen war bereit, den Transport der Drachen zu riskieren, jedoch nicht den der Dothraki. »Ich will keine solchen gottlosen Wilden auf meiner Galle haben, bestimmt nicht.« Die beiden Brüder, die Kapitäne der Schwesterschiffe Quecksilber und Grauhund waren, hatten Mitleid und luden sie zu einem Glas rotem Arbor in die Kabine ein. Sie waren sehr höflich, und eine Zeit lang machte sich Dany große Hoffnungen, am Ende jedoch verlangten sie einen Preis, der ihre Mittel bei weitem überstieg und wahrscheinlich selbst für Xaro zu teuer gewesen wäre. Die Schwerfällige Petto und die Schlitzäugige Maid waren zu klein für ihre Zwecke, die Bravo sollte in Richtung Jadesee auslaufen, und die Magister Manolo schien kaum seetüchtig zu sein.

Auf dem Weg zum nächsten Kai legte ihr Ser Jorah eine Hand auf die Schulter. »Euer Gnaden, Ihr werdet verfolgt. Nein, dreht Euch nicht um.« Er führte sie sanft zum Stand eines Messinghändlers. »Das ist eine wunderbare Arbeit, meine Königin«, verkündete er laut und hielt ihr einen großen Teller hin. »Seht nur, wie er in der Sonne glänzt.«

Das Messing war auf Hochglanz poliert. Dany konnte ihr Gesicht darin sehen … und als Ser Jorah den Teller nach rechts drehte, auch die Männer hinter ihr. »Da sind ein fetter brauner Mann und ein älterer Kerl mit einem Stab. Welcher ist es?«

»Beide«, antwortete Ser Jorah. »Sie folgen uns bereits, seit wir die Quecksilber verlassen haben.«

Die Wölbung des Tellers verzerrte die Fremden eigenartig und machte den einen Mann lang und hager, den anderen besonders kurz und breit. »Ein exzellentes Messing, hohe Dame«, behauptete der Händler. »Hell wie die Sonne! Und für die Mutter der Drachen nur dreißig Ehren.«

Das Stück war nicht mehr wert als drei. »Wo sind meine Wachen?«, erwiderte Dany. »Dieser Mann will mich ausrauben! « An Jorah gewandt, senkte sie die Stimme und sagte in der Gemeinen Zunge: »Vielleicht wollen sie mir nichts Böses. Seit Anbeginn aller Zeit haben Männer Frauen nachgestellt, womöglich ist es nicht mehr als das.«

Der Messinghändler ignorierte ihr Flüstern. »Dreißig? Habe ich dreißig gesagt? Was für ein Narr ich doch bin. Der Preis ist zwanzig Ehren.«

»Alles Messing an diesem Stand zusammen ist keine zwanzig Ehren wert«, konterte Dany und betrachtete weiterhin das Spiegelbild. Der alte Mann sah aus, als stamme er aus Westeros, und der Braunhäutige musste mindestens zwanzig Steine wiegen. Der Thronräuber hat demjenigen, der mich tötet, den Titel eines Lords versprochen, und diese beiden sind weit von ihrer Heimat entfernt. Oder könnten sie von den Hexenmeistern gedungen sein, um mich in einem unachtsamen Augenblick zu erwischen?

»Zehn, Khaleesi, weil Ihr eine so bezaubernde Frau seid. Ihr könnt es als Spiegel benutzen. Nur Messing von solcher Reinheit kann Eure Schönheit zeigen.«

»Ich könnte es als Nachtgeschirr benutzen. Wenn du es wegwirfst, würde ich es vielleicht aufheben, solange ich mich nicht bücken muss. Aber dafür bezahlen?« Sie drückte dem Händler den Teller wieder in die Hand. »Dir sind wohl Würmer in die Nase gekrochen und haben deinen Verstand gefressen.«

»Acht Ehren«, rief er. »Meine Frauen werden mich schlagen und einen Dummkopf schelten, aber in Euren Händen bin ich ein hilfloses Kind. Bitte, acht, dabei ist das Stück viel mehr wert.«

»Wozu brauche ich stumpfes Messing, wo Xaro Xhoan Daxos mir Speisen auf Gold serviert?« Während sie sich abwandte, ließ Dany den Blick über die Fremden schweifen. Der braune Mann war fast so dick, wie er in dem Tellerspiegel gewirkt hatte, dazu glänzte sein kahler Kopf, und er hatte die weichen Wangen eines Eunuchen. Ein langes, krummes Arakh steckte in der schweißbefleckten gelben Seidenschärpe, die er um den Bauch geschlungen hatte. Unter einer winzigen, mit Nieten besetzten Weste war sein Oberkörper nackt. Alte Narben zogen sich kreuz und quer über die baumstarken Arme, die riesige Brust und den dicken Bauch und hoben sich hell von der nussbraunen Haut ab.

Der andere Mann trug einen Reisemantel aus ungefärbter Wolle, dessen Kapuze er zurückgeworfen hatte. Das lange weiße Haar hing ihm auf die Schultern, und ein seidiger weißer Bart bedeckte die untere Hälfte seines Gesichts. Er stützte sich auf einen massiven Holzstab, der so lang war wie er selbst. Nur Narren würden mich in aller Öffentlichkeit so anstarren, wenn sie böse Absichten hätten. Trotzdem wäre es vielleicht besser, zu Jhogo und Aggo zurückzukehren. »Der alte Mann trägt kein Schwert«, sagte sie zu Jorah, während sie ihn mit sich zog.

Der Messinghändler lief ihnen nach. »Fünf Ehren, für fünf gehört es Euch, das Stück ist für Euch bestimmt.«

Ser Jorah sagte: »Ein harter Stab kann einen Schädel genauso spalten wie ein Morgenstern.«

»Vier! Ich weiß, Ihr möchtet den Teller haben!« Er tänzelte rückwärts vor ihnen her und hielt ihnen den Teller vor die Nase.

»Folgen sie noch?«

»Halt das mal ein bisschen höher«, befahl der Ritter dem Händler. »Ja, der alte Mann tut so, als würde er an einem Töpferstand nach etwas suchen, aber der Braune hat nur Augen für Euch.«

»Zwei Ehren! Zwei! Zwei!« Der Händler keuchte von der Anstrengung des Rückwärtslaufens.

»Bezahlt ihn, ehe er sich umbringt«, befahl Dany Ser Jorah und fragte sich, was sie mit einem riesigen Messingteller anstellen sollte. Sie drehte sich um, während er nach seinem Geldbeutel griff, und beabsichtigte, diesem Mummenschanz ein Ende zu bereiten. Das Blut des Drachen ließ sich nicht von einem fetten Eunuchen und einem alten Mann durch den Basar hetzen.

Ein Qartheen trat ihr in den Weg. »Mutter der Drachen, für Euch.« Er kniete nieder und hielt ihr ein Schmuckkästchen vors Gesicht.

Dany nahm es fast unwillkürlich entgegen. Das Kästchen war aus geschnitztem Holz, der Perlmuttdeckel war mit Jaspis und Chalzedon eingelegt. »Ihr seid zu großzügig.« Sie öffnete es. Darin lag ein glitzernder grüner Skarabäus aus Onyx und Smaragd. Wunderschön, dachte sie. Das wird mir helfen, unsere Überfahrt zu bezahlen. Als sie in das Kästchen hineingriff, sagte der Mann: »Es betrübt mich sehr«, aber sie hörte es kaum.

Der Skarabäus entfaltete sich zischend.

Dany erhaschte einen kurzen Blick auf ein bösartiges schwarzes Gesicht, das fast menschlich aussah, und auf einen gekrümmten Schwanz, von dem Gift troff … und dann flog das Kästchen aus ihren Händen und zerbrach. Plötzlicher stechender Schmerz schoss durch ihre Finger. Sie schrie auf und umklammerte ihre Hand, der Messinghändler brüllte, eine Frau kreischte, und plötzlich schrien die Qartheen sich an und stießen sich gegenseitig aus dem Weg. Ser Jorah schoss an ihr vorbei, und Dany fiel auf ein Knie. Wieder hörte sie das Zischen. Der alte Mann stieß mit dem Ende seines Stabs auf den Boden, Aggo sprengte durch den Stand eines Eierverkäufers hindurch heran und sprang aus dem Sattel, Jhogos Peitsche knallte über ihrem Kopf, Ser Jorah schlug dem Eunuchen den Teller auf den Kopf. Seeleute, Huren und Händler flohen oder schrien oder taten beides …

»Euer Gnaden, ich bitte tausend Mal um Vergebung.« Der alte Mann kniete vor ihr nieder. »Es ist tot. Habe ich Euch die Hand gebrochen?«

Sie krümmte die Finger und zuckte vor Schmerz zusammen. »Ich glaube nicht.«

»Ich musste es Euch aus der Hand schlagen«, begann er, doch ihre Blutreiter waren über ihm, ehe er seinen Satz beenden konnte. Aggo stieß mit dem Fuß seinen Stab zur Seite, und Jhogo packte ihn an den Schultern, zwang ihn auf die Knie und drückte ihm einen Dolch an die Kehle. »Khaleesi, wir haben gesehen, wie er dich geschlagen hat. Möchtest du die Farbe seines Blutes sehen?«

»Lasst ihn los.« Dany erhob sich. »Seht Euch das Ende seines Stabs an, Blut von meinem Blut.« Der Eunuch hatte Ser Jorah zu Boden geworfen. Sie stellte sich zwischen die beiden, als sie Arakh und Langschwert zogen. »Weg mit dem Stahl! Hört auf!«

»Euer Gnaden?« Mormont senkte die Klinge nur um einen Zoll. »Diese Männer haben Euch angegriffen.«

»Sie haben mich verteidigt.« Dany schüttelte die Hand, um den Schmerz zu vertreiben. »Der andere, der Qartheen, war der Angreifer.« Sie schaute sich um, doch er war verschwunden. »Es war ein Betrübter Mann. In dem Schmuckkästchen, das er mir gab, war ein Mantikor. Dieser Mann hat es mir aus der Hand geschlagen.« Der Messinghändler wälzte sich noch immer auf dem Boden. Sie ging zu ihm und half ihm auf. »Wurdest du gestochen?«

»Nein, gütige Dame«, antwortete er zitternd, »sonst wäre ich längst tot. Aber es hat mich berührt, iiiihhhh, als es aus dem Kästchen fiel, ist es auf meinem Arm gelandet.« Er hatte sich selbst beschmutzt, sah sie, und wunderte sich nicht darüber.

Sie schenkte ihm ein Silberstück für sein Ungemach und schickte ihn fort, bevor sie sich wieder an den alten Mann mit dem weißen Bart wandte. »Wem schulde ich mein Leben? «

»Ihr schuldet mir gar nichts, Euer Gnaden. Man nennt mich Arstan, obwohl Belwas mir auf der Reise hierher den Namen Weißbart gegeben hat.« Jhogo hatte ihn zwar losgelassen, dennoch verharrte der alte Mann auf einem Knie. Aggo hob den Stab auf, drehte ihn um, fluchte leise in Dothraki, kratzte die Überreste des Mantikors an einem Stein ab und gab den Stab zurück.

»Und wer ist Belwas?«, fragte sie.

Der riesige braune Eunuch trat großspurig vor und schob sein Arakh in die Scheide. »Ich bin Belwas. Den Starken Belwas nennen sie mich in den Arenen von Meereen. Noch nie habe ich einen Kampf verloren.« Er schlug sich auf den narbenübersäten Bauch. »Jeder Mann darf mir einen Schnitt zufügen, ehe ich ihn töte. Zählt die Narben, und Ihr wisst, wie viele der Starke Belwas schon erschlagen hat.«

Dany brauchte die Narben nicht zu zählen; es waren viele, das sah sie auf einen Blick. »Und warum seid Ihr hier, Starker Belwas?«

»Von Meereen wurde ich nach Qohor verkauft, dann nach Pentos, an einen fetten Mann, der süßen Gestank im Haar hatte. Er war es, der den Starken Belwas wieder übers Meer schickte, und den alten Weißbart, um ihm zu dienen.«

Der fette Mann mit süßem Gestank im Haar … »Illyrio?«, fragte sie. »Magister Illyrio hat Euch geschickt?«

»In der Tat, Euer Gnaden«, erwiderte der alte Weißbart. »Der Magister bittet um Verzeihung, weil er uns an seiner statt geschickt hat, aber er kann nicht mehr auf einem Pferd sitzen wie in seiner Jugend, und Seereisen schaden seiner Verdauung.« Zuvor hatte er das Valyrisch der Freien Städte gesprochen, jetzt wechselte er in die Gemeine Zunge. »Ich bedauere, dass wir Euch Anlass zur Furcht gegeben haben. Um bei der Wahrheit zu bleiben, waren wir nicht sicher, wir haben jemanden erwartet, die eher … eher …«

»Königlich wirkt?« Dany lachte. Sie hatte keinen Drachen bei sich, und ihre Kleidung war kaum einer Königin angemessen. »Ihr sprecht die Gemeine Zunge sehr gut, Arstan. Stammt Ihr aus Westeros?«

»Ja. Ich wurde in den Dornischen Marschen geboren, Euer Gnaden. Als Junge war ich Knappe eines Ritters in Lord Swanns Haushalt.« Er hielt den langen Stab aufrecht neben sich wie eine Lanze ohne Banner. »Jetzt bin ich Belwas’ Knappe.«

»Dafür seid Ihr ein bisschen alt, nicht?« Ser Jorah hatte sich an Danys Seite gedrängt und hielt den Messingteller unbeholfen unter dem Arm. Belwas’ harter Kopf hatte eine hübsche Beule hinterlassen.

»Nicht zu alt, um meiner Lehnsfrau zu dienen, Lord Mormont. «

»Ihr kennt mich auch?«

»Ich habe Euch ein oder zwei Mal kämpfen sehen. In Lennishort hättet Ihr fast den Königsmörder vom Pferd gestoßen. Und auf Peik, da auch. Erinnert Ihr Euch nicht, Lord Mormont?«

Ser Jorah runzelte die Stirn. »Euer Gesicht kommt mir bekannt vor, aber in Lennishort waren Hunderte von Zuschauern und auf Peik kämpften Tausende. Außerdem bin ich kein Lord. Die Bäreninsel wurde mir genommen. Ich bin nur ein Ritter.«

»Ein Ritter meiner Königinnengarde.« Dany nahm seinen Arm. »Und mein treuer Freund und guter Berater.« Sie musterte Arstans Gesicht. Es lag große Würde darin und eine stille Kraft, die ihr gefiel. »Erhebt Euch, Arstan Weißbart. Seid willkommen, Starker Belwas. Ser Jorah kennt Ihr schon. Ko Aggo und Ko Jhogo sind Blut von meinem Blut. Sie haben die Rote Wüste mit mir durchquert und die Geburt meiner Drachen bezeugt.«

»Pferdejungen.« Belwas grinste mit gefletschten Zähnen. »In den Arenen hat Belwas viele Pferdejungen getötet. Sie klingeln, wenn sie sterben.«

Aggo hatte plötzlich sein Arakh in der Hand. »Ich habe noch nie einen fetten braunen Mann getötet. Belwas wird mein Erster sein.«

»Steck deinen Stahl ein, Blut von meinem Blut«, sagte Dany, »dieser Mann ist gekommen, um mir zu dienen. Belwas, Ihr werdet meinem Volk gebührenden Respekt entgegenbringen oder meine Dienste schneller wieder verlassen, als Euch lieb ist und mit mehr Narben als bei Eurem Eintritt.«

Das Lächeln mit den Zahnlücken verschwand vom Gesicht des braunen Riesen und wurde durch einen verwirrten mürrischen Blick ersetzt. Nur wenige Männer drohten Belwas, schien es, und höchst selten ein Mädchen, das kaum ein Drittel seiner Körpermasse aufbrachte.

Dany lächelte ihn an und nahm der Zurückweisung etwas von ihrer Schärfe. »Jetzt sagt mir, was will der Magister Illyrio von mir, dass er Euch den weiten Weg von Pentos hierherschickt? «

»Er will die Drachen haben«, sagte Belwas schroff, »und das Mädchen, das sie erschaffen hat. Er will Euch.«

»Belwas spricht die Wahrheit, Euer Gnaden«, stimmte Arstan zu. »Uns wurde befohlen, Euch zu finden und nach Pentos zurückzubringen. Die Sieben Königslande brauchen Euch. Robert der Thronräuber ist tot, und das Reich blutet. Als wir von Pentos in See stachen, gab es vier Könige, aber keine Gerechtigkeit mehr.«

Freude blühte in ihrem Herzen auf, doch Dany ließ nicht zu, dass sie sich auf ihrem Gesicht zeigte. »Ich habe drei Drachen«, sagte sie, »und mehr als hundert Menschen in meinem Khalasar, mit all ihren Habseligkeiten und Pferden.«

»Das macht nichts«, donnerte Belwas. »Wir nehmen sie alle mit. Der fette Mann hat drei Schiffe für seine kleine silberhaarige Königin bereitgestellt.«

»So ist es, Euer Gnaden«, meinte Arstan Weißbart. »Die große Kogge Saduleon liegt am Ende des Kais, und die Galeeren Sommersonne und Josos Streich haben jenseits der Wellenbrecher Anker geworfen.«

Drei Köpfe hat der Drache, dachte Dany verwundert. »Ich werde meinem Volk mitteilen, es möge sich unverzüglich zum Aufbruch bereit machen. Aber die Schiffe, die mich heimführen, müssen andere Namen tragen.«

»Wie Ihr wünscht«, sagte Arstan, »und welche Namen würdet Ihr vorziehen?«

»Vhagar«, zählte Daenerys auf, »Meraxes. Und Balerion. Malt die Namen in riesigen goldenen Buchstaben auf die Rümpfe, Arstan. Jeder, der sie sieht, soll wissen, dass die Drachen zurückgekehrt sind.«

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