Max McCoy Indiana Jones und das Geheimnis der Sphinx


Und Aaron warf seinen Stab hin vor dem Pharao und vor seinen Großen, und er ward zur Schlange .. Und nun taten die ägyptischen Zauberer ebenso mit ihren Künsten ... aber Aarons Stab verschlang ihre Stäbe.

EXODUS, 7: 10-12


KAPITEL EINS Grabmal des Grauens


MountHua, Provinz Shaanxi, China 1934

»Der Eingang«, krächzte der Mann aus dem Dorf und pochte mitseinem Spazierstock gegen die Flanke des Heiligen Berges. »Ich gehe jetzt zurück.«

»Kommt nicht in Frage«, erwiderte Indiana Jones, während er sich den Staub von seinem Filzhut klopfte und mühsam wieder zu Atem kam. Der Aufstieg war anstrengender gewesen, als es in der Abenddämmerung vom Fuß des Berges aus den Anschein gehabt hatte. Mittlerweile war die halbe Nacht vorbei, und es gab noch viel zu tun. »Unsere Abmachung lautete, dass du mich auch wieder vom Berg herunterführst«, sagte Indy, während er sich vornübergebeugt mit den Händen auf den Knien abstützte, um den stechenden Schmerz in seiner Brust zu lindern. »Oder glaubst du vielleicht, ich komme nicht mit zurück?«

Der Alte aus dem Dorf lächelte gelassen. Er hielt sich an seinem Spazierstock fest und betrachtete den keuchenden Amerikaner aus trüben Augen. Dann bedachte er ihn mit einem gleichgültigen Lächeln, das, als er sich vorbeugte, einen Mund voll schiefer Zähne sichtbar werden ließ.

»Jones wird Lo jetzt bezahlen«, sagte er.

Indy biss die Zähne aufeinander.

Aus dieser Entfernung erinnerte Indy der Anblick von Los Gesicht an eine Hausratte, die man in der Hand hält und der man in ihr grinsendes Maul schaut - man wusste nie, wann sie einem ihre Zähne in die Finger schlagen würde, nur dass sie es schließlich tun würde, wusste man. Lo war der beste Führer der Provinz, galt aber gleichzeitig als überaus berüchtigter Lügner. Als Indy drei Tage zuvor im Dorf Lintong angekommen war, hatte Lo damit geprahlt, in sämtlichen bedeutenden Grabschatzkammern der Wei-Bei-Ebene gewesen zu sein. Und obwohl Lo die Namen der Bewohner aller Grabstätten aufzählen konnte und bis in die haarsträubenden Einzelheiten zu schildern vermochte, welche Gräuel in jedem Einzelnen von ihnen lauerten, wusste Indy, es war lange her, dass der Alte, wenn überhaupt jemals, das Innere eines nicht geplünderten Grabes gesehen hatte; sonst hätte er ihn nicht auf einem Abfallhaufen lebend angetroffen, wo er Ausländer um Geld für Opium anbettelte.

»Ich sehe hier keinen Eingang«, sagte Indy. Indy zog einen Lappen aus seiner Gesäßtasche und wischte sich das Blut von den Händen, die er sich bei der mühevollen Suche nach einem Halt an der Bergflanke aufgeschrammt hatte. Ellbogen und Schienbeine schmerzten von mehreren Beinahe-Abstürzen, und die Muskeln in der unteren Rückenpartie zitterten, als wären sie aus Gummi. »Eingang ist dort«, sagte Lo. »Fühle ihn.« Als Indy mit den Fingerspitzen die Umrisse einer Luke erfühlte, die tatsächlich ein Eingang zu sein schien, waren Schnitt- und Schürfwunden vergessen. Neugierigen Spinnen gleich huschten seine Hände über den Granit und ertasteten, den Rändern des Eingangs folgend, einen perfekten Kreis von etwa einem Meter Durchmesser, bevor sie sich zur Mitte hin orientierten. Als seine Rechte gegen einen mitten in die Tür gemeißelten Steingriff stieß, schlössen sich seine Finger fest darum.

Er zog.

Der Griff fühlte sich ebenso massiv an wie der Berg, mit dem er verbunden war.

Lo kicherte. Der Alte setzte sein schadenfrohes Gejauchze hinter vorgehaltener Hand fort, bis es schließlich in ein unverschämtes, geradezu fröhliches Lachen überging. »Wie ich gesagt«, meinte Lo. »Man kann ihn nicht öffnen. Einige sagen, man braucht dazu richtige Art von Magie, andere sagen, Tür nichts weiter als ein in Berg geritztes Bild.« »Und was sagst du?«, wollte Indy wissen. »Das ich sage dir, wenn ich mein Geld bekomme.« »Also schön«, erwiderte Indy. Während er eine Hand voll Geldscheine verschiedener Länder und Nennwerte aus den Taschen seiner Lederjacke abzählte, fragte er Lo: »Wieso bist du nicht müde? Ich bin vollkommen erledigt.« »Amerikaner atmen zu flach, sind immer außer Atem«, sagte Lo und deutete mit einer ausladenden Handbewegung das Ein- und Ausatmen der Luft mit Hilfe des Zwerchfells an. »Man muss bis tief in den Bauch hineinatmen und das Ki, die Lebenskraft, speisen.«

Indy schüttelte den Kopf.

»Für einen Opiumsüchtigen bist du gar nicht so übel«, sagte er und hielt ihm die Scheine hin.

Lo riss Indy das bunte Geldscheinbündel aus der Hand, zählte nach und stopfte es in seine Schärpe. »War nicht immer süchtig«, sagte Lo. »Früher einmal ich war verdammt beste Grabräuber im Mausoleumsbezirk. Dann Japaner kommen.« Lo spie aus.

»Jetzt Lo keine Möglichkeit mehr, auf ehrliche Weise Lebensunterhalt zu verdienen.« Seit der Eroberung der Mandschurei durch die kaiserlich japanische Armee hatten Trupps von Plünderern auf Beute-

suche im Mausoleumsbezirk mit ziemlicher Regelmäßigkeit die Grenze überschritten. In diesem Bezirk waren die Grabmale von elf Dynastien der chinesischen Königsfamilie beheimatet. Er lag unmittelbar nördlich der Provinzhauptstadt Xi'an - oder Changan, wie sie in früheren Zeiten geheißen hatte - der „Stadt des ewigen Friedens“ am Ende der Seidenstraße. Über der Ebene erhoben sich, drohend wie ein Drache, der sein Nest behütet, die schroffen Umrisse des Hua, des Heiligen Berges. Die leicht zugänglichen Grabmale waren sämtlich längst geplündert worden; in den meisten Fällen bedeutete das nichts weiter, als dass man ein Loch in die verdächtig aussehenden, von den Einheimischen „lings“ genannten Erdhügel hineingegraben hatte. Trotzdem war Indy überzeugt, dass es noch einige gab, an die mit einer Schaufel nicht heranzukommen war. Unter dem Fluss vielleicht, oder im Innern des Berges. Indy zählte auf Letzteres.

Im Übrigen handelte es sich vonseiten Indys nicht um bloße Vermutungen. Hergeführt hatte ihn die Inschrift auf der Klinge eines Messers, die besagte, der Heilige Berg sei das Grabmal von Qin Shi Huang, dem ersten Kaiser Chinas. Das Messer war Indy während einer Expedition quer durch die Gobi von einem Nachfahren des Dschingis Khan geschenkt worden. »Die japanischen Grabräuber werden beim ersten Licht zurück sein, deshalb sollten wir uns beeilen«, erklärte Indy. »Erzähl mir etwas über diese Tür.«

»Nur ein in Berg geritztes Bild«, erwiderte Lo hochmütig. »Einmal, vor siebzehn Jahren, kamen Lo und seine Vettern an diesen Ort und banden ein dickes Seil um den Griff. Dann sie legten Baumstamm über Felsen dort drüben, banden Seil daran fest und stemmten alle zusammen gegen Ende des Stammes.«

»Was passierte dann?«

»Seil ist gerissen«, sagte Lo und wandte sich zum Gehen. »Auf Wiedersehen.«

»Augenblick noch«, sagte Indy, schob sich den Filzhut elegant auf den Kopf und packte den Alten anschließend mit derselben Hand an der Schulter.

»Was gibt es noch zu tun?«, fragte Lo.

»Forschungsarbeit«, sagte Indy und nahm sein Notizbuch aus der Mappe. Den Bleistift im Mund, blätterte er bis zu einer mit einem Gummiband markierten Seite. Dort befand sich die Zeichnung einer runden Tür mitsamt Abmessungen, die Indy aus einem alten arabischen Manuskript kopiert hatte. Das Manuskript stand in keinerlei Verbindung zu Qins Schatz, Indy hatte jedoch herausgefunden, dass alle Erbauer geheimer Orte ähnlich dachten, selbst wenn sie aus verschiedenen Jahrhunderten und Kulturen stammten. Den entscheidenden Hinweis hatte Indy die letzte Zeile der Inschrift auf der Messerklinge geliefert: Der Atem des Heiligen Berges beschützt das Grab des Qin.

Inzwischen hatte Indy ein Bandmaß in der Hand und verglich die Abmessungen der Tür mit denen in der Zeichnung. Als er zufrieden war, entnahm er seiner Mappe ein Stück Kreide und malte, die Entfernung von einer kleinen Vertiefung in der Mitte des Griffs sorgfältig abmessend, ein Kreuz auf die rechte Türhälfte. Dann nahm er einen Winkelmesser aus Metall, bestimmte den Winkel zur Kante des Bandmaßes und malte ein weiteres Kreuz im selben Abstand, jedoch in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel zum Radius des Ersten. Schließlich maß Indy die Entfernung, halbierte sie und platzierte ein größeres Kreuz genau zwischen die beiden Ersten.

»Qin, alter Freund«, sagte Indy, »das Kreuz markiert genau die Stelle.«

»Was für Magie ist das?«, fragte Lo.

»Geometrie«, erwiderte Indy, steckte Kreide und Notizbuch wieder ein und nahm einen Gesteinshammer sowie einen Meißel aus der Mappe. Der Meißel verjüngte sich zu einer feinen, nadelähnlichen Spitze.

»Ich werde jetzt ein wenig Lärm machen. Es wird vermutlich nicht lange dauern, aber der Lärm könnte ein wenig ungewollte Aufmerksamkeit erregen. Halt die Augen offen.«

Lo nickte.

Indy setzte die Meißelspitze auf die Kreidemarkierung, holte mit dem Gesteinshammer aus und schlug so fest auf das untere Meißelende, dass Funken flogen. Der Meißel brach - mit einem Geräusch wie ein Gewehrschuss - entzwei und glitt Indy aus der Hand, als er von einer unsichtbaren Kraft durch die Tür gerissen wurde.

Lo schlug sich eine Hand vor den Mund und trat einen Schritt zurück.

Man vernahm ein Pfeifen, als die Nachtluft in einem reißenden Strom durch das Loch gesogen wurde. Innerhalb von Sekunden war die Oberfläche der Eingangstür mit einer weißen Reifschicht überzogen, die sich rasch in Eis verwandelte.

»Schwarze Magie«, stammelte Lo.

»Das nicht gerade«, sagte Indy, als das Tosen der Luft sich gelegt hatte.

Indy packte den Griff und zog. Die runde Tür, die wie ein sich verjüngender Korken in den dahinter liegenden, röhrenähnlichen Tunnel passte, begann sich zu lockern. Lo eilte herbei, um Indy mit der Tür zu helfen, und kurz darauf lag der dreihundert Pfund schwere Pfropfen zwischen ihnen.

»Wie das möglich? «, fragte Lo.

»Durch Vakuum«, erklärte Indy. »Das Grab ist durch ein partielles Vakuum verschlossen worden. Schon ein geringer Unterschied im Luftdruck macht Schlösser und Ketten überflüssig. Du hast herausgefunden, dass ein Pferdegespann die Tür nicht hätte herausziehen können. Aber wenn man das Siegel erbricht und den Druck ausgleicht, ist es gar nicht mehr so schwer.« Lo nickte.

»Der Meißel hat die mit Mörtel verputzten Löcher durchstoßen, durch die die Erbauer ihre Schläuche zum Abpumpen der Luft eingeführt haben«, erläuterte Indy, während er eine batteriebetriebene Lampe hervorholte. Er befestigte Lampe und Reflektor an seinem Filzhut und klemmte die Batteriehalterung an seinen Gürtel. Damit ihm das Stromkabel nicht vor dem Gesicht hing, führte er es durch eine Gürtelschlaufe über seiner Gesäßtasche, bevor er es einstöpselte. »Was glaubt Jones, befindet sich im Innern?«, fragte Lo mit leuchtenden Augen. »Viele Geschichten, ich seit Kindheit gehört -Berge von Gold, silberne Flüsse, Himmel voller Juwelen.« »Ich habe die Absicht, es herauszufinden«, sagte Indy, als er in den Tunnel kletterte. Dann bedachte er Lo mit einem strengen Blick. »Ich gehe davon aus, dass jeder außer mir hier drinnen Scherereien machen will - und werde mich dementsprechend verhalten.« Indy legte seine rechte Hand auf den im Halfter steckenden Knauf seines 38er Revolvers. »Sollte ich dort drinnen jemandem begegnen - jemandem, der nicht wenigstens ein paar tausend Jahre tot ist - werde ich ihn erschießen. Hast du das verstanden?« Lo nickte.

»Gut«, sagte Indy. »Du bleibst hier und stehst Wache. Gibt es Ärger, rufst du. Wenn ich nicht spätestens eine Stunde vor Tagesanbruch zurück bin, verschwindest du von hier.« Indy sah auf seine Uhr. Es war nach ein Uhr morgens.

Dann nahm er einen kräftigen Zug frische Nachtluft und verschwand gebückt im Tunnel, der bald darauf in einen breiten Gang überging, in dem sich eine Wendeltreppe nach unten schraubte. Die mit einem Gewölbe versehene Decke war so hoch, dass Indy aufrecht stehen konnte, ohne sich sorgen zu müssen, den Kopfteil seines Hutes einzudrücken, und der Korridor wirkte solange nicht bedrohlich, bis Indy die erste Windung der abwärts führenden Spirale hinter sich gebracht hatte. Er wurde vom Ersten einer sich scheinbar endlos hinziehenden Reihe von Terrakotta-Soldaten begrüßt, die die Seitenwände des Tunnels in Habt-Acht-Stellung flankierten, die Gesichter für immer zu einer drohenden Maske erstarrt. Ihre Augen waren polierte Steine aus Blau, Rot und Grün, die man in den Ton eingesetzt hatte, bevor er trocken wurde. Ihre Wange waren gebläht, als wollten sie jeden Augenblick einen vorzeitlichen Ballon aufblasen, ihre Lippen bildeten ein zartes Rund, und hinter vielen dieser Lippen steckten Murmeln von derselben Art wie in den Augen. Aus dem Boden ragte ein kräftiges Bambusstück, das, wie Indy vermutete, half, die Statuen abzustützen. Selbst ihr Gleichgewicht war künstlich, dachte Indy. Das einzig Echte an diesen Soldaten, so schien es, waren ihre Waffen: Schwerter blinkten, Lanzen drohten, und Armbrüste harrten gespannt auf die Mitte des Korridors gerichtet.

Vor allem der Anblick der Armbrüste behagte Indy ganz und gar nicht.

Ihm fiel auf, dass trotz der Ähnlichkeit der Murmelaugen und der geblähten Wangen keine zwei Soldaten einander glichen. Schuld daran waren nicht nur ihre unterschiedlichen Körperhaltungen, oder dass sie unterschiedlich bewaffnet oder gekleidet waren; jede Figur besaß ein eigenes Gesicht, ihre eigene Persönlichkeit, so als hätte der Bildhauer sich bei jedem einzelnen Gesicht vom Leben inspirieren lassen, das ursprüngliche Antlitz jedoch zu einer grotesken Parodie verzerrt.

Ein paar Meter weiter entdeckte Indy seinen Meißel inmitten einiger brauner Scherben auf dem Tunnelboden. Er kniete nieder, steckte den Meißel wieder in seine Mappe und erhob sich, um den Tonsoldaten zu untersuchen, den sein Geschoss versehentlich getroffen hatte.

Das Opfer war gegen einen Kameraden zu seiner Rechten gekippt. Der Meißel hatte den Soldaten unterhalb seines Schwertarms getroffen und dabei die tönerne Rüstung über seinem Brustkorb zertrümmert. Indy richtete das Licht in die Öffnung. Drinnen schimmerten, hell wie Elfenbein, Menschenknochen. Indy kannte die Volkserzählungen über Qin, den ersten Kaiser Chinas und Erbauer der Chinesischen Mauer, der zweihundert Jahre vor Christi Geburt geherrscht hatte. Der Legende zufolge hatten siebenhunderttausend Arbeiter nahezu vier Jahrzehnte gebraucht, um dieses Grabmal zu errichten (das laut Legende eine Miniaturnachbildung des Universums darstellte), und angeblich waren zweihundert-tausend seiner besten Soldaten mit ihm zusammen beerdigt worden. Es war nicht ungewöhnlich, dass Könige mitsamt Wächtern, Dienern oder Familienmitgliedern beigesetzt wurden, um ihnen das Leben nach dem Tod angenehmer zu gestalten, die Größe von Qins Geisterarmee hatte bei Indy jedoch Zweifel ausgelöst. Jetzt, da er zwischen den Reihen der Terrakotta-Leichen umherspazierte, war er nicht mehr so sicher. Die Soldaten sahen aus, als könnten sie jeden Augenblick zum Leben erwachen, um Qins Schätze zu verteidigen. Da das Grabmal hermetisch versiegelt worden war, bedeckte nicht einmal eine Staubschicht die Terrakotta-Armee. Boden und Wände des Korridors waren so makellos, als wären sie gestern erbaut worden. Indy beschlich das unheimliche Gefühl, in ein modernes, geschickt konstruiertes Museum eingebrochen zu sein, statt in ein Grab, das Jahrtausende unberührt dagelegen hatte.

Ängstlich bestrebt, vor Tagesanbruch das Grabmal wieder verlassen zu haben, ging Indy entschlossen weiter. Fast hätte er weder den seidenen Faden auf seinem Gesicht gespürt noch die von leblosen Händen gehaltene Armbrust bemerkt, die auf ihn gerichtet war. Doch dann übernahmen die Reflexe das Kommando, als er spürte, wie der Faden auf seinem Nasenrücken zerriss und er schließlich auch die blinkende Spitze des auf seinen Solarplexus zielenden Armbrustbolzens bemerkte. Die Sehne schwirrte, doch Indy warf sich bereits rücklings auf die Stufen. Der Pfeil flog über ihn hinweg, schrammte den Kopf teil seines Hutes und bohrte sich dann in den Bauch eines TerrakottaSoldaten auf der anderen Seite des Korridors. Der Krieger, der eine Streitaxt über seinem Kopf schwang, kippte um. Indy wälzte sich zur Seite, als die schwere Axt eine Kerbe in die Stufe schlug, auf der eben noch sein Hals gelegen hatte. Der Krieger zerfiel zu einem Durcheinander aus Tonscherben und Menschenknochen.

Indy setzte sich auf, bürstete den Staub von seiner Kleidung und schüttelte den Kopf. »Ich werde allmählich zu alt für diese -« Die Stufe unter ihm sackte ein paar Zoll ab, worauf ein Zischen von Luft erfolgte, die durch Bambusröhren gepresst wurde. »-Dinge.«

Eine steinerne Murmel schoss aus dem Mund einer der Krieger und hüpfte drei Stufen hinunter, bevor Indy sie auffangen konnte. Die Murmel war grün mit weißer Maserung, und Indy rollte sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie war schwer und glatt, die Sorte, die Indy als kleiner Junge Schusser genannt hätte.

»Soll einem das etwa Angst einjagen?«, fragte Indy laut, während er die Murmel in die Luft warf und sie mit der Handfläche nach unten wieder auffing. »Da musst du dich schon etwas mehr anstrengen, Qin.«

Eine weitere Murmel hüpfte an ihm vorüber, diesmal eine rote. Dann vernahm er das Geräusch von hundert Murmeln, die über ihm zu Boden fielen und den Korridor hinuntergeschossen kamen. Indy stand auf und trat ein paar Schritte tiefer in den Tunnel, wobei er mit jedem Schritt ein wenig mehr einsank. Kurz darauf kullerte ein Hagelsturm aus Murmeln aus den Mündern der Soldaten, und das Geräusch der steinernen Murmeln, die sich die Stufen hinabergossen, schwoll zu einem Tosen an. Ein Strom aus Rot, Blau und Grün rauschte an ihm vorbei. Einen Augenblick lang konnte Indy sich noch auf den Beinen halten, als die Murmeln an ihm vorüberschössen, dann wurde die Sturzsee unwiderstehlich. Sie riss ihm die Füße unter dem Leib weg und schwemmte ihn inmitten einer Flut aus Kugeln fort, die sich krachend an den Wänden brach und die Terrakotta-Soldaten wie Kegel umriss. Schwerter und Messer fielen aus lange toten Händen, und Armbrustbolzen sirrten kreuz und quer. Immer mehr Murmeln mischten sich in das Chaos, nachdem sie aus den zerbrochenen Tonfiguren gefallen waren. Der Lärm tat in den Ohren weh.

Der Teppich aus Murmeln machte den Tunnel so schlüpfrig wie Eis. Indy versuchte, seinen Fall zu bremsen, indem er sich an den Soldaten festhielt, doch die tönernen Arme und Beine bröckelten ihm unten seinen Händen weg. Er zuckte zusammen, als ein herabstürzendes Schwert durch seine Lederjacke schnitt und die Haut an seiner linken Schulter ritzte.

»Also gut, es macht einem Angst«, musste er sich eingestehen. Er stülpte sich den Hut mit beiden Händen über die Ohren und zog die Beine an die Brust, während ihn die Flut geschwind das spiralförmige Treppenhaus hinunterspülte. Der Gang führte in eine trichterförmige Grube, in der tausende von Murmeln wie Wasser am Rand entlanggewirbelt wurden, die jeden Augenblick im Abfluss verschwin-den konnten. Die Waffen sowie die Ton- und Knochensplitter, die nicht des Rollens fähig waren, rutschten unmittelbar hinunter in die Tiefen der Grube.

Indy zog die Rinderpeitsche aus seinem Gürtel und schlug, während er am Rand entlanggespült wurde, blindlings nach der Kante. Die Peitsche fand oben eine Stelle, an der sie sich festbeißen konnte, und kurz darauf baumelte Indy auf der gegenüberliegenden Seite der Grube, während die Murmelsintflut über ihn hinwegspülte.

Indy blickte angestrengt in die Dunkelheit.

»Was immer sich dort unten befindet«, sagte er laut, »kann nichts Gutes bedeuten.«

Er musste sich einen Augenblick lang winden, bevor es ihm gelang, einen brauchbaren Halt zu finden, dann begann er, sich Hand über Hand an der zwölf Fuß langen Peitsche hochzuziehen.

Als er den Blick nach oben richtete, wurde der Strahl seiner elektrischen Lampe von einem Dutzend glitzernder Lichtpunkte zurückgeworfen. Zuerst glaubte er, in den nächtlichen Himmel zu blicken, da die Punkte sich zu vertrauten Konstellationen zu ordnen schienen - die Lichter verblassten jedoch, sobald er den Kopf drehte.

Die Neigung der Grube wurde flacher, und kurz darauf bekam er die Beine unter seinen Körper, um die letzten paar Meter hinaufzuklettern. Am oberen Rand angekommen, richtete er sich auf.

Er fühlte sich, als wäre er durch einen Abfluss auf dem Grund der Welt nach oben gespült worden. Das Peitschenende war am Flügel eines steinernen Drachens hängen geblieben, der auf Hinterbeinen und Schwanz rittlings über dem Trichter hockte und einen Mond zwischen seinen Kinnladen hielt. Indy kniete nieder, befreite die Peitsche und geriet in Verzückung, als er die in den Elfenbeinmond geschnitzten Meere und Krater erblickte. Er hatte die ungefähre Größe einer Warzenmelone. Das grelle elektrische Licht brach sich auf seiner elfenbeinernen Oberfläche und tauchte die Kammer in ein weiches, künstliches Mondlicht. Plötzlich merkte er, dass am Rande seines Gesichtsfeldes tausende von Dingen funkelten, und wandte den Kopf herum. Er befand sich inmitten eines mit Juwelen verzierten Meeres, auf dem winzige Segelschiffe aus Silber und Gold verkehrten. Darüber leuchtete ein Firmament aus Diamanten an einem nächtlichen Himmel. Die Decke glich einer umgestülpten, juwelenbesetzten Schale, deren Scheitelpunkt er eben gerade mit den Fingerspitzen erreichen konnte. Der Fußboden der Kammer war flach und schien einen Durchmesser von vielleicht fünfzehn Metern auf zuweisen. Grüne und braune Flächen verkörperten die Kontinente, doch sie waren nicht nach dem gewohnten Muster angeordnet, das Indy seit der Grundschule vertraut war. Stattdessen waren sie alle gegeneinander verschoben, wobei Afrika, Indien und Asien von einem einzigen Meer umschlossen wurden. Nord- und Südamerika sowie die Pole fehlten ganz, und offenbar endete die Welt kurz hinter Südeuropa. Die Kontinente waren mit Grenzsteinen aus kostbaren Metallen übersät. Indy befand sich vor der Küste eines Chinas wie aus dem Märchenbuch, durch das sich eine gewaltige (wenn auch verkleinerte) Chinesische Mauer wand, vorbei an Gebirgsausläufern aus Jade. Der Yangtse und seine Zuflüsse waren aus flüssigem Quecksilber. Der Mittelpunkt des Universums, Peking, war durch einen funkelnden Tempel markiert. Indy war überwältigt. In einem eher von Vernunft geprägten Augenblick hätte sich ihm angesichts des schieren Umfangs des Schatzes in der Kammer, was seinen Geld- oder historischen Wert betraf, der Kopf gedreht. Doch Indy war hingerissen, gefangen im Bann von Qins perfekter Welt, und glaubte halb, er müsse dies im Bett in seinem kleinen Haus in Princeton, New Jersey, liegend träumen. Wie ein Gulliver trat Indy über den Rand des Trichters hinweg und langte nach unten, um diese juwelenbesetzte Welt zu berühren.

Sein Körpergewicht setzte irgendein altes Hebelwerk in Gang. Hinter ihm fiel der Mond aus den Kinnladen des Drachens und begann kreisend im Trichter zu verschwinden. Er sprang hinterher, schaffte es, ihn mit den Fingerspitzen zu berühren, doch dann wurde er unvermittelt zurückgerissen. Der Riemen seiner Mappe hatte sich an einer der Krallen des Drachenfußes verfangen, sodass er mit dem Kopf nach unten unter diesem steinernen Ungeheuer baumelte, während der Mond kreisend seine Bahnen bis zum Hals des Trichters zog und schließlich dort verschwand.

Indy schloss die Augen und lauschte, wie die weißlichblasse Kugel polternd durch ein Röhrensystem unter ihm kullerte. Dann hörte man ein scharfes metallisches Geräusch, gefolgt von Wassergurgeln.

Das könnte übel werden, sagte Indy bei sich, während er versuchte, den Riemen zu entwirren. Er war unschlüssig, ob es sicherer für ihn wäre, in der Schatzkammer zu bleiben oder einen Fluchtversuch zu wagen, vorbei an der Reihe von Fallen, die sich, dessen war er sicher, unter ihm befinden mussten.

Schon benetzte ein feiner Nebel seine Wangen. Indy sog Luft in seine Lungen und schloss den Mund. Im nächsten Augenblick war aus dem Nebel ein Tröpfeln geworden, dann eine reißende Flut. Er bekam seinen Filzhut gerade noch zu fassen, als er ihm vom Kopf gespült wurde. Indy baumelte an dem Riemen wie ein bei Gewitter in einer Regenrinne gefangenes Blatt. Sogar bei diesem Wasserrauschen konnte er unter sich noch das Mahlen von Zahnrädern hören, und er stellte sich vor, wie Knochen spröde krachend zwischen steinernen Zähnen splitterfein zermahlen wurden.

Indy spürte, wie der Riemen unter dem Gewicht des Wassers nachzugeben begann, und versuchte, sich so weit nach oben zu ziehen, dass er die steinernen Vorsprünge zu fassen bekam, doch er schaffte es nicht. Als seine Lunge es nicht länger aushielt, atmete er japsend ein und wurde dafür mit einem Gemisch bestraft, das ihn spucken und prusten ließ.

Dann ebbte das Wasser ab.

Er hörte, wie der Elfenbeinmond wieder in der Kinnlade über ihm landete. Das Geräusch schnell entweichender Luft beruhigte sich und verstummte. Indy gönnte sich einen Augenblick der Entspannung und ließ sich wie ein nasser Schwamm hängen. Er war froh, dass er den Riemen nicht von der Kralle des Drachens hatte lösen können.

»Endlich«, seufzte er. »Eine Atempause.«

Dann gab der Riemen, vom wilden Strudeln des Wassers und der Reibung auf dem Felsen schon fast bis zum Zerreißen gespannt, endlich nach. Der Ruck brachte den Drachen ins Wanken, und der Mond kullerte abermals aus seinen Kinnladen in den Trichter.

Indy rutschte in die Dunkelheit und verschwand im Schacht am unteren Trichterende. Die Kugel folgte hinterher. Nach wenigen Metern schwenkte der Schacht ab, und in der flüchtigen Helligkeit seiner elektrischen Lampe erkannte Indy eine winzige Falltür, die genau die richtige Größe hatte, um den Miniaturmond durchzulassen.

Er drehte sich, packte die Elfenbeinkugel und presste sie an seinen Körper wie ein Quarterback, der sich einer übermächtigen Verteidigung gegenübersieht. Ihm war klar, dass die Falltür abermals die Sintflut auslösen und er diesmal, gefangen in der Enge des Schachtes, darin ertrinken würde. Sein Sturz war fast beendet, als der Schacht abermals nach unten schwenkte und Indy sich in einer anderen Kammer wiederfand, wo er auf Händen und Knien in einer Schicht aus Schlamm und einem undefinierbaren Matsch gelandet war. Die Schicht aus weichem, aber ekelhaftem Material kleidete Boden und Wände einer tiefen Grube aus. Indy kam auf die Knie und untersuchte seine Handflächen. Der Schleim war von winzigen Knochensplittern durchsetzt. Er wischte sich die Hände an der Hose ab, schnappte sich den Elfenbeinmond und verstaute ihn in seiner Mappe. Anschließend knotete er den abgerissenen Riemen der Mappe zusammen und schob ihn über seine Schulter. Dann nahm er den Rest der Kammer in Augenschein. Rechts und links von ihm befanden sich klobige Steinwalzen, die offenbar vom Wasserdruck zusammengepresst werden sollten, um den Eindringling zu zermalmen. Oberhalb der Grube, auf einem Jadethron, der so ausgerichtet war, dass man von dort aus den Vollzug dieser schauerlichen Gerechtigkeit überwachen konnte, saß Qin. Der Kaiser war mit einem gepanzerten Brustharnisch und einem verzierten Helm bekleidet. Am Schädel klebten noch Fetzen ledrigen Fleisches sowie einige Strähnen schwarzen Haars. Zu seinen Füßen räkelte sich ein halbes Dutzend skelettierter Konkubinen.

Die Decke war zu einer Kuppel geformt, in deren Mitte sich eine achteckige Öffnung befand. Auf jeder Seitenfläche der Öffnung war ein Symbol angebracht, in denen Indy die acht im Y Ging, dem Buch der Wandlungen, verwendeten Symbole erkannte. Indy kletterte über die todbringenden Mühlräder hinauf in die eigentliche Kammer, wo er kurz vor Qin stehen blieb und an die Krempe seines Hutes tippte. »Welch ein Ego«, sagte er. »Bestimmt hast du dir, für den Fall, dass dein Leichnam wieder zum Leben erwachen sollte, einen Fluchtweg offen gelassen. Schließlich warst du ein Gott.« Indy nahm eine sorgfältige Suche vor, bis er das Gesuchte schließlich fand. Rechts vom Thron, in Reichweite von Qins leblosen Händen, befanden sich fünf bronzene Hebel. Indy kniete nieder und untersuchte sie vorsichtig. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde nur ein Einziger davon einen Weg nach draußen offenbaren,- die Übrigen vier waren mit Sicherheit tödliche Fallen. Selbst wenn es einem Eindringling gelingen sollte, bis zu Qins Thron vorzudringen, lag die Wahrscheinlichkeit, dass er nicht wieder lebend nach draußen gelangte, immer noch bei achtzig Prozent.

Indy stand da und starrte in Qins leere Augenhöhlen. »Was magst du dir nur dabei gedacht haben?«, fragte er. Die Zahlen Drei und Fünf, die bei Qin und seinen Zeitgenossen aller Wahrscheinlichkeit nach als göttlich gegolten hatten, wären die nahe liegendste Wahl, entschied Indy. Aber für welche der beiden sollte er sich entscheiden? Indy sah auf seine Uhr. Das Kristallglas war zerbrochen, und die Zeiger waren kurz vor vier Uhr zu Bewegungslosigkeit erstarrt. Die Zeit wurde bereits knapp, als die Uhr stehen geblieben war, und Indy vermochte nicht mit Sicherheit zu sagen, wie lange das bereits zurücklag.

Indy griff nach Hebel Nummer fünf - und zögerte. »So einfach hättest du es nicht gemacht«, meinte Indy schließlich. »Vielleicht spielt es gar keine Rolle, ob man sich für Nummer drei oder fünf entscheidet. Möglicherweise geht es eher darum, wo man steht - beziehungsweise sitzt.« Rings um den Thron waren fünf breite Steinplatten angeordnet -zwei davor, zwei an den Seiten und eine dahinter. »Rutsch mal ein Stück, Qin.«

Indy kletterte auf den Jadethron und ließ sich so behutsam wie möglich auf dem Schoß des Kaisers nieder. Trotzdem wirbelte eine Staubwolke von der Leiche auf. Indy zuckte zusammen. Dann langte er nach unten, packte Hebel Nummer fünf fest mit seiner rechten Hand und zog. Die Steinplatten vor dem Thron klappten mit einem explosionsartigen Knall nach unten weg, der Indy an das Auslösen der Falltür eines Galgens erinnerte. Gleichzeitig öffnete sich ein Spalt in der Mitte der überkuppelten Kammer. Ein Rumpeln ließ den Thron erzittern, als sich Tonnen feinen Sandes aus dem Spalt ergossen und in dem freigelegten Schacht verschwanden. Als der Sand endlich verebbte, begann der Thron sich zu heben. Oben konnte Indy das glitzernde Licht der Sterne an einem rosafarbenen Himmel erkennen. Unten sah er, wie sich die Säule unter dem Thron aus dem Fußboden schob. Indy widerstand dem Drang, abzuspringen. Was immer geschehen mochte, der sicherste Ort im gesamten Grabmal war vermutlich auf Qins Schoß. Der Thron hob sich in einem um mehrere Grad von der Mitte abweichenden Winkel, sodass er sich trotz des unmittelbar vor ihm in den Schacht stürzenden Sandes durch dieselbe Öffnung nach oben schieben konnte. Er wurde mit dem Ansteigen zunehmend schneller. Der Thron passierte die sechs Meter über dem Fußboden liegende Deckenöffnung und setzte seinen Weg im selben schrägen Winkel fort. Indy roch die frische Nachtluft und erkannte am Ende des Schachtes ein immer weiter werdendes Rund voller verblassender Sterne.

Inzwischen hatte der Thron weiter Fahrt aufgenommen und durchmaß die verbleibenden dreißig Meter des Schachtes in wenigen Sekunden. Unvermittelt durchbrach er die Flanke des Berges und kam mit einem Ruck in einer Wolke aus Leichenstaub zum Stehen. Qins Schädel kullerte von seinen Schultern, sprang einmal auf der Armlehne seines Thrones auf und verschwand den Hang hinunter.

Indy wurde aus Qins Schoß geschleudert, bekam aber im Fallen Hebel Nummer fünf zu fassen. Es war der falsche. Er spürte das metallische Klicken, woraufhin sich der Thron wieder in das Innere des Berges zurückzuziehen begann.

Unter sich vernahm Indy einen erschrockenen Aufschrei.

»Ai!«

Ein Trupp japanischer Soldaten, der Lo mit vorgehaltenem Bajonett in Schach gehalten hatte, verfolgte offenen Mundes staunend das Schauspiel aus Jadethron, kaiserlichen Überresten und Indiana Jones, der über ihnen im morgendlichen Himmel hing. Lo nutzte die Gelegenheit und ergriff die Flucht, und keiner der Soldaten machte Anstalten, ihm nachzusetzen.

Vor die Wahl gestellt, an der Felswand zerquetscht zu werden und eines sicheren, oder aber durch die japanischen Grabräuber eines nur wahrscheinlichen Todes zu sterben, entschied Indy sich für Letzteres. Er ließ den Hebel los und landete vor den Füßen der japanischen Soldaten.

Der Berg rumpelte, und die Säule schien zu verschwinden. Dann erzitterte die runde Luke, durch die er eingestiegen war und die Lo vor dem Eintreffen der Soldaten wieder eingesetzt hatte, und wurde, als im Grabmal der ursprüngliche Druckunterschied wiederhergestellt wurde, nach innen gesogen.

Indy begrüßte die Soldaten mit einem schiefen Lächeln und einem Gruß auf Japanisch:

»Ohio gozaimash'ta.«

Einer der Soldaten machte Anstalten, Indy mit seinem Bajonett aufzuspießen, doch der Anführer des Trupps stieß es zur Seite.

»Wagen Sie es nicht, uns einen guten Morgen zu wünschen«, schrie der Anführer des Trupps Indy auf Englisch an. »Sagen Sie überhaupt nichts! Wie lautet Ihr Name?«

Indy schwieg.

»Wie lautet Ihr Name?«

»Sie haben mir den Mund verboten.«

»Ruhe!«

Der Anführer trat Indy mit der Stiefelspitze in die Rippen.

»Das war nicht nötig«, sagte Indy, sich vor Schmerzen krümmend.

»Wie lautet Ihr Name?«

»Babe Ruth«, erwiderte Indy.

»Aufstehen!«

Indy erhob sich.

Der Anführer zog den Webley aus Indys Halfter und schob ihn hinter seinen Gürtel. Dann griff er die Mappe und nahm den Elfenbeinmond heraus. Er hielt ihn hoch, um ihn den anderen zu zeigen.

»He«, meinte Indy. »Wir befinden uns immer noch in China, und das dort gehört den Chinesen.«

»Jetzt ist es Eigentum der kaiserlich japanischen Armee«, entschied der Anführer des Trupps. »Sie haben sich nach Manchukuo verirrt, Sie amerikanischer Dummkopf. Wir werden Sie jetzt in Gewahrsam nehmen und dafür sorgen, dass Sie wohlbehalten zurückgelangen.«

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