NACHWORT Funktioniert Magie?

Diese Frage lässt einen niemals vollends los, allem wissenschaftlichen Fortschritt der vergangenen drei Jahrhunderte zum Trotz, der sie ansonsten - mit einem deutlich vernehmbaren >Neineine wie auch immer geartete übersinnliche, übernatürliche oder paranormale Fähigkeit unter hinreichenden Beobachtungsbedingungen nachzuweisen<. Manch einer hat es versucht, dennoch ist es noch keinem gelungen, sich die Belohnung zu verdienen. Diese Einstellung, die Randi mit dem verstorbenen Carl Sagan, dem Autor von The Demon-Haunted World teilt, steht beispielhaft für die Haltung, die sich die meisten Wissenschaftler zu Eigen machen. Was nicht mithilfe der wissenschaftlichen Methode bewiesen werden kann, so lautet das eherne Gesetz, existiert ganz einfach nicht. Anekdotische Belege, die auf die Existenz von ESP (extra sensory perception = außersinnliche Wahrnehmung) und anderen Grenzüberzeugungen hinweisen, sind nichts weiter als ein Beweis für das menschliche Bedürfnis, Geschichten zu erzählen, und halten die verständliche, aber kindische Angewohnheit magischen Denkens aufrecht. Tatsächlich scheint ein tief verwurzeltes Bedürfnis nach Geschichten zu bestehen, die den Glauben an Magie oder jenseitige Vorgänge verewigen, wie einem jeder Erforscher moderner Alltagsmythen bestätigen kann: Statuen, die Blut weinen, gespenstische Anhalter, die sich nach Erreichen ihres Zieles in Nichts auflösen, sowie außerirdische Wesen, die Entführungen mit sexuellen Untertönen begehen, das alles greift auf Geschichten zurück, wie man sie sich bereits in früheren Jahrhunderten erzählte.

Eine etwas versöhnlichere Haltung nehmen Forscher wie Rupert Sheldrake, der Autor von Seven Experiments That Could Change the World, ein. Sheldrake argumentiert, ESP und andere üblicherweise tabuisierte Themen seien von der traditionellen Wissenschaft zu lange vernachlässigt worden. Es sei an der Zeit, schreibt Sheldrake, diese Phänomene einer Prüfung großen Stils zu unterziehen, und dazu seien gar nicht einmal große Summen in Form von Stiftungen oder Forschungsstipendien erforderlich.

»Dieses Buch handelt nicht nur von einer freimütigeren Wissenschaft«, schreibt Sheldrake, »sondern von einer freimütigeren Art, Wissenschaft zu betreiben: weniger im Verborgenen, mit größerer Anteilnahme und nicht so sehr als Monopol der wissenschaftlichen Geistlichkeit.« Er schlägt dem Laien als Test sieben wenig kostenintensive Experimente vor - zum Beispiel die scheinbar übersinnliche Fähigkeit von Brieftauben, nach Hause zurückzufinden, und das beim Menschen verbreitete Gefühl, angestarrt zu werden. Ungefähr 80 Prozent kennen Letzteres aus eigener Erfahrung, schreibt Sheldrake, zudem ist dieses Phänomen eng mit dem von alters her bekannten >bösen Blick< verwandt - dem Glauben an die Übertragung negativer Einflussnahme durch Anstarren. Magie ist Bestandteil aller religiöser Lehren oder scheint zumindest am Ursprung aller Religionen beteiligt zu sein, auch wenn ihre Bedeutung für jede Lehre eine andere ist. Im neunzehnten Jahrhundert jedoch existierte in der jüdischchristlichen Kultur das Bestreben, Magie gegen andere religiöse Phänomene abzugrenzen und Gesellschaften, die sie ausübten, als >primitiv< zu brandmarken. Heutzutage erscheint der Unterschied zwischen Magie und Religion weniger deutlich, auch wenn Magie tendenziell als technisch und unpersönlich gilt - mit anderen Worten als Mittel zum Zweck -, wohingegen Religion einen Beiklang des Individuellen und Spirituellen hat. In seinem 1897 erschienenen Buch, in dem er die weltberühmtesten magischen Tricks beschrieb, bezeichnete Albert A. Hopkins Ägypten als Wiege der Magie, und das aus gutem Grund. Zusätzlich zu den Magiern des Pharao, von denen im Buch Exodus die Rede ist, wimmelt es in den alten Papyrusrollen von Zaubersprüchen und Beschwörungen, darüber hinaus haben zahlreiche Dokumente aus der Blütezeit ägyptischer Magie überlebt, die um das zweite Jahrhundert in Alexandria stattfand. Das Schlangenbeschwören wird nach wie vor von Ägypten bis nach Indien als weit verbreitetes Familiengeschäft betrieben. John A. Keels Jadoo, erstmals 1957 veröffentlicht, ist eine fesselnde Abhandlung über die >schwarze Magie des Orients<, und wer sich für Schlangenbeschwörer, Seiltricks und abscheuliche Schneemenschen interessiert, der wird es äußerst reizvoll finden. Schwarze Magie ist übrigens diejenige Spielart, deren Ziel es ist, anderen Schaden zuzufügen, und die auch unter dem Begriff Hexerei bekannt ist; Weiße Magie ist angeblich zuträglich, und unter Wahrsagerei versteht man den Versuch, Ereignisse zu begreifen oder vorherzusagen, statt sie zu beeinflussen. Bühnenmagie dagegen lässt sich weitaus klarer fassen.

Jean Eugene Houdin, der französische Magier des neunzehnten Jahrhunderts, der als Vater der modernen Bühnenmagie gilt, unterteilt magische Darbietungen in fünf Klassen, mit denen wir alle noch in der einen oder anderen Form vertraut sind: Geschicklichkeitskunststücke wie zum Beispiel Kartentricks und andere Taschenspielereien, Experimente zu den Wundern der Natur, bei denen anerkannte wissenschaftliche Vorgänge für Un terhaltungszwecke Verwendung finden; geistige Beschwörungen,- vorgetäuschte Hypnose wie die Vorführungen des >Gedankenlesens< und die Darbietungen außersinnlicher Wahrnehmung sowie das Auftreten angeblicher Medien wie in der klassischen Seance des neunzehnten Jahrhunderts und ihrem Gegenstück im New Age, dem >Channeling<. Eng verwandt mit der Bühnenmagie ist der Auftritt des Entfess-lungskünstlers, der Anfang des letzten Jahrhunderts zu Berühmtheit gelangte. Der berühmteste aller Entfess-lungskünstler war Harry Houdini, der als Erik Weisz geboren wurde und seinen Bühnennamen zu Ehren Robert Houdins annahm. Wie Randi ging auch Houdini in aller Heftigkeit gegen Medien und andere vor, die er für Betrüger hielt. Und doch ließ auch Houdini ein Gedanke niemals los: Ist jenseits des Grabes Kommunikation möglich? Lange bevor er an Halloween im Jahr 1926 an einem Blinddarmdurchbruch starb, hatte er einen Kode verabredet, der an seine

Frau weitergegeben werden sollte, damit sie wisse, ob seine Seele im Jenseits existierte. Der Kode wurde im Verlauf einer Seance tatsächlich an seine Frau übermittelt, später jedoch kam der Verdacht auf, das Medium könnte durch einen Dritten von dem Kode erfahren haben.

Der Ort, wo Magie und Wissenschaft sich treffen, liegt im Geiste des Betrachters. Man braucht nur einen technisch unbegabten Menschen zu fragen, wie ein Fernseher, ein Computer oder eine Mikrowelle funktionieren, und wird sehr wahrscheinlich einen verständnislosen Blick ernten sowie die überaus pragmatische Entschuldigung zu hören bekommen, es sei wichtig, zu wissen, wie man diese Dinge benutzt, nicht, wie sie funktionieren. Das erinnert mich an eine Wahrheit des Science-Fiction-Autors und Wissenschaftlers Arthur C. Clarke: »Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden. «

DER STAB DES AARON

Wie die Bundeslade, so ist auch der Stab des Aaron ein Gegenstand aus der Bibel, in dem die Macht, die Unerklärlichkeit und der manchmal rachsüchtige und kriegerische Geist des alttestamentarischen Gottes mitschwingen. Er wird in der Heiligen Schrift auch als Stab Gottes bezeichnet und in der Populärkultur gelegentlich fälschlicherweise Moses zugeschrieben. Obwohl es sich bei dem Stab um jenes Instrument handelte, mit dessen Hilfe die Plagen über Ägypten heraufbeschworen wurden und das die Juden auf geheimnisvolle Weise befähigte, in der Schlacht zu obsiegen (solange Moses ihn in die Höhe hielt), gehörte dieser rätselhafte Gegenstand Aaron. Die Geschichte von Moses - der sein Volk aus der ägyptischen Sklaverei befreite und ungefähr 1440 vor Christi Geburt Israel als unabhängige Nation begründete, wäre ohne die Erwähnung Aarons - Mo ses' Bruder, sowie seiner Schwester Miriam - unvollständig. Aaron wurde drei Jahre vor dem Erlass des Pharao, sämtliche männlichen Kinder zu töten, als Moses' älterer Bruder geboren. Sein Name bedeutet auf Hebräisch >unsicher<, was Aaron tatsächlich am besten zu beschreiben scheint. Manchmal war er charakterschwach und eifersüchtig. Als Moses den Berg Sinai bestieg, um die Zehn Gebote aus Gottes Hand entgegenzunehmen, unterstützte Aaron die Rückkehr der abtrünnigen Juden zur Götzenverehrung, indem er das Goldene Kalb schuf. Ebenso wie seine Schwester, eine Prophetin, verurteilte Aaron Moses Ehe mit einer kuschitischen Frau aufs Schärfste. Und doch stand Aaron stets in der Gunst des Herrn. Er, nicht Moses, war der oberste religiöse Führer der Juden. Als seine Autorität als Hohepriester in Frage gestellt wurde, erblühte Aarons Stab auf wundersame Weise und trug Früchte als Beweis seiner göttlichen Machtbefugnis; seine Stellung wurde daraufhin für alle Zeiten festgeschrieben, indem man den Stab zusammen mit dem zweiten Satz steinerner Tafeln (den ersten hatte Moses im Zorn zertrümmert) mit den Zehn Geboten in die Bundeslade aufnahm. Die Lade bildete den Mittelpunkt des Wanderheiligtums der Juden, das der Heiligen Schrift zufolge die hässliche Eigenschaft hatte, all jene zu erschlagen, die sich in seine Nähe wagten. Als Moses mit der Erlösung seines Volkes beauftragt wurde und er an seinen Führungsqualitäten zweifelte - vielleicht, wie einige behaupten, wegen eines Stotterns oder einer anderen Sprachbehinderung - ernannte Gott Aaron zu seinem Sprecher. Das scheint anderen Stellen des Alten Testaments zu widersprechen, in denen es heißt, Moses sei ein begnadeter Redner und Anführer gewesen. Moses verbrachte, wie man sich vielleicht erinnert, die ersten vierzig

Jahre seines Lebens als privilegiertes Mitglied am königlichen Hof Ägyptens. Die Tochter des Pharaos hatte ihn im Schilf am Ufer des Nil gefunden, wo man ihn versteckt hatte, um zu verhindern, dass er mit den anderen durch den Erlass des Pharaos zum Tode verurteilten männlichen Kindern erschlagen wurde. Als Moses den Pharao aufsuchte, um die Freilassung der Juden zu verlangen, wurde er von Aaron begleitet. Dem Buch Exodus zufolge war es Aaron und nicht Moses, der seinen Stab zu Boden schleuderte, und der sich daraufhin in eine Schlange verwandelte und die Zauberbanne der Magier des Pharao verschlang. Wie Moses versagte Gott auch Aaron die Erlaubnis, nach vierzig Jahren in der Fremde ins Gelobte Land zurückzukehren. Nach Übergabe seines priesterlichen Gewandes an seinen Sohn Eleazar starb Aaron im Alter von 123 Jahren und wurde auf dem Berg Horeb beigesetzt. Zumindest wenn man Kapitel 33 des fünften Buches Moses glaubt. In Kapitel 10 dagegen heißt es, Aaron sei in Mosera beigesetzt worden. In beiden Fällen findet der Stab keinerlei Erwähnung - wurde er zusammen mit Aaron begraben, ging er an Eleazar über, oder wurde er weiterhin in der Bundeslade mitgeführt?

Ich habe mich in erster Linie mit der christlichen Version der Geschichte befasst, wie sie sowohl in der Überlieferung als auch in der allgegenwärtigen König-James-Version der Bibel wiedergegeben wird. Der Grund dafür liegt natürlich nicht in irgendwelchen persönlichen Vorlieben, sondern weil dies die vorherrschende kulturelle und literarische Tradition für Indiana Jones gewesen sein dürfte. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass Moses und seine Geschwister sowohl im Islam, als auch im Judentum und Christentum bedeutende Gestalten sind. Darüber hinaus stieß die Geschichte Moses erneut auf große Resonanz, als Israel am 14. Mai 1948 erneut zur unabhängigen Nation ausgerufen wurde.

DAS OMEGA BUCH

Obwohl das Omega-Buch ein Produkt meiner Fantasie ist, wurde es durch einen sehr alten und nahezu in der gesamten Welt verbreiteten Glauben angeregt: dass nämlich irgendwo, vielleicht im Schattenreich zwischen dieser Welt und der nächsten, ein sorgfältig gehütetes und allwissendes Verzeichnis aller unserer Leben existiert. Diesen Mythos scheint es in der einen oder anderen Form bereits ebenso lange zu geben wie uns selbst. Es ist ein Mythos, wie Joseph Campbell diesen Begriff einst definierte, nicht weil es sich um eine erfundene Geschichte handelt, sondern weil er eine metaphorische, oder präziser, die vorletzte Wahrheit wiedergibt. Die >vorletzte< deshalb, schreibt Campbell, weil die letzte Wahrheit jenseits von Worten und Bildern liegt. Im Christentum ist das Buch des Lebens ein Verzeichnis all derer, die von Christus erlöst wurden und aufgrund dessen, wie in der Offenbarung beschrieben, die Erlaubnis erhalten, in das Neue Jerusalem einzuziehen. Drei Bücher mit ähnlichen Titeln werden traditionell an Rosh Hashanah, dem jüdischen Neujahrsfest, einer kritischen Bewertung unterzogen: das Buch des Lebens der Gottlosen, das Buch des Lebens der Aufrechten und das Buch >derer dazwischen<. Den Aufrechten wird ein angenehmes und ewiges Leben zugesichert, wohingegen die Gottlosen unmittelbar zum Tode verurteilt werden. Der Urteilsspruch über jene dazwischen - und ich vermute, dass die meisten in diese Kategorie fallen - wird bis Yom Kippur vertagt. Auch in anderen Religionen existierten ähnliche Glaubensvorstellungen, die wenigstens bis nach Babylon zurückreichen, wo die Götter die Namen der Gottlosen von den >Tafeln der Vorsehung< löschen und stattdessen auf die >Tafeln der Übertretungen< übertragen konnten. Der Titel meines Buches ist in Anlehnung an den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets entstanden, in dem biblische Endgültigkeit mitschwingt; außerdem wurde er durch die umstrittene >Omega Point Theorie< des Physikers Frank J. Tipler beeinflusst. Tipler äußert, kurz gesagt, die Ansicht, das Universum könne sich am Ende der Zeit zu einer Art allwissendem und allmächtigem Computer entwickeln und ein >vollständiges, sichtbares und für jeden Menschen, der je gelebt hat, persönlich nutzbares Universum< vortäuschen. Das Ergebnis? Virtuelle Wiederauferstehung. Obwohl Tiplers Theorie, die auch eine Diskussion der Frage umfasst, wie viel Computerkapazität für diese endlosen Welten vonnöten wäre, gedanklich anregend und argumentativ gut untermauert ist, erscheint sie mir lediglich als die neueste Wiedergeburt einer alten Glaubensvorstellung. Doch anstelle der Darstellung in einem Buch, zu Moses Zeiten die umfassendste Speichermethode von Informationen, benutzt Omega Point einen Computer, womit der Mythos seinen Eingang in das zwanzigste Jahrhundert findet. Die letzte Wahrheit verbirgt sich vermutlich in den wortlosen Gefilden unserer Psyche, wo transzendente Wahrheit und ein individuelles Verzeichnis von Gut und Böse existieren.

DIE SPHINX

Die große Sphinx bei Gizeh ist schon seit alters her das Symbol unergründlicher Geheimnisse. Der Name >Sphinx< ist der griechische Begriff für ein der Fantasie entsprungenes böses Ungeheuer mit dem Kopf einer Frau und dem geflügelten Körper eines Löwen, das dazu neigt, Reisende zu vernichten, die außer Stande sind, die korrekte Antwort auf seine Rätsel zu geben. Die berühmteste aller griechischen Sphinxe erscheint in der Geschichte des Ödipus. Ägyptische Sphinxe sind dieser ganz ähnlich, können aber einen Menschen- oder Tierkopf aufweisen.

In der Mythologie scheinen alle Sphingen mit Rätseln oder uralten Geheimnissen in Zusammenhang gebracht zu werden, auf die stets unmittelbar ein Schrecken folgt. In der Literatur wurden Sphingen darüber hinaus für die Darstellung zukünftiger Schrecken benutzt. In H. G. Wells' Klassiker Die Zeitmaschine steigen die Morlocks aus ihren unterirdischen Kammern zum Beispiel durch sphinxähnliche Gebäude an die Erdoberfläche, um sich an den kindlichen Eloi gütlich zu tun. In der jüngsten Vergangenheit war die Zeit der Großen Sphinx in Gizeh und ihre Bedeutung für die Kultur der Welt Gegenstand mehrerer populärwissenschaftlicher Bücher und Fernsehsendungen, bei denen den traditionellen Ägyptologen vermutlich schwindelig geworden ist. In The Message of the Sphinx zum Beispiel behaupten Graham Hancock und Robert Bauval, das rätselhafte Bauwerk sei nicht etwa, wie Ägyptologen annehmen, 2500 v.Ch. errichtet worden, sondern gut zehntausend Jahre früher.

Die Autoren führen das Werk eines gewissen John West an, der glaubt, die tief greifende Verwitterung an der Sphinx selbst sowie der umliegenden Einfriedung sei nicht etwa durch Wind und Sand hervorgerufen worden, sondern durch Wasser. Der Verwitterungsprozess, schreibt West, muss vor dem Ende der letzten Eiszeit stattgefunden haben - was, gelinde gesagt, das herkömmliche Wissen über die Entstehung der Menschheit über den Haufen werfen würde.

Hancock und Bauval glauben, dass die Sphinx nicht von den Ägyptern geschaffen wurde, sondern von einer früheren und technisch überlegenen Zivilisation. Die Idee ist alles andere als neu, und es gibt eine lange Tradition, derzufolge die Sphinx ein von einer fortgeschrittenen und mittlerweile untergegangenen Zivilisation aus Zeiten vor der biblischen Sintflut geschaffenes Bauwerk ist. Edgar Cayce, der >schlafende Prophet<, prophezeite, man werde unter den Pranken der Sphinx die verloren gegangenen Aufzeichnungen über Atlantis finden. Die Halle der Aufzeichnungen, so Cayce, würde gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts gefunden werden. Die Autoren Hancock und Bauval scheinen der gleichen Ansicht zu sein und versenken sich im Großen und Ganzen auf die gleiche Weise in detaillierte Fakten und Mutmaßungen über die Große Sphinx, wie dies Pyramidenforscher seit Generationen getan haben.

»Hier liegt etwas von folgenschwerer Bedeutung«, schreiben sie, »das nur darauf wartet, entdeckt zu werden - durch seismische Untersuchungen, durch Bohrungen und Ausgrabungen, kurz, durch eine Wiederentdeckung und Erforschung der verborgenen Korridore und Kammern (unterhalb der Sphinx) ... Es könnte sich um den alles entscheidenden Fund handeln.« Cayce glaubte übrigens, er sei die Wiedergeburt eines atlantischen Prinzen namens Ra-Ta.

Dr. Mark Lehner, der Welt vornehmste Experte für die Sphinx, ist gleichzeitig der vornehmste und vielleicht redegewandteste Sprecher der traditionellen Ägyptologie. Nachdem er Auszüge des Manuskriptes von The Message of the Sphinx gelesen hatte, schrieb Lehner in einem Brief an Hancock und Bauval: »Ich schlug den Cayce-Anhängern vor, die Geschichte von Ägypten und Atlantis als einen Mythos in dem Sinne zu betrachten, wie ihn Joseph Campbell eingeführt, oder wie ihn Carl Jung in seiner Psychologie der Archetypen dargelegt hat. Obwohl der Mythos nicht wortwörtlich wahr ist, so könnte er doch buchstäblich wahr sein. Cayce' Auslegungen erklären auf ihre Weise, dass die Innenwelt der Symbole und Archetypen >wirklicher< ist als die Gegenstände der dinglichen Welt. Ich habe Cayce' Halle der Aufzeichnungen mit dem Zauberer von Oz verglichen. Ja, wir alle wollen, dass der >Schall und Rauch<, dass die mächtige Zauberei wahr ist, ohne dabei auf den kleinen Mann hinter dem Vorhang achten zu müssen (auf uns selbst). In der Archäologie möchten viele Dilettanten und Anhänger der New-Age-Bewegung auf den Spuren einer untergegangenen Zivilisation, von Außerirdischen und gar >der Götter< wandeln, ohne auf die tatsächlich existierenden Menschen hinter dem Vorhang der Zeit achten zu müssen, und ohne sich mit den komplexen Inhalten befassen zu müssen, auf die die so genannten >orthodoxen< Gelehrten ihre Ansichten gründen.«

Bezüglich einer jener Ironien, an denen es der Archäologie wahrlich nicht mangelt, sollte man anführen, dass Lehner - der Experte der orthodoxen Welt - mit seinen Studien der Sphinx begann, weil Cayce' Prophezeiungen ihn angeregt hatten, und er von einer Organisation von Cayce-Jüngern dabei unterstützt wurde. Doch, so schreibt Lehner, je länger er studiert habe, desto mehr sei er von der Überlegenheit empirischen Beweismaterials gegenüber Prophezeiungen überzeugt worden.

EINE LETZTE ANMERKUNG

Diese Reihe neuer Indiana-Jones-Abenteuer wäre ohne die wunderbaren Figuren und Situationen, die uns Raiders of the Lost Are gegeben haben, natürlich undenkbar gewesen. Mein Dank gilt den Filmemachern George Lukas und Steven Spielberg für Unmengen an unterhaltsamen Einfällen sowie all den Darstellern der Indiana-Jones-Trilogie für ihre

Mithilfe bei der Schaffung so mühelos wiederzuerkennender Charaktere. Man kann unmöglich über Indy schreiben -oder, wie ich vermute, über ihn lesen -, ohne Harrison Ford vor sich zu sehen.

Mein Dank gilt insbesondere meinem langmütigen Redakteur bei Bantam, Tom Dupree, der die ersten drei Bücher bis zur Veröffentlichung begleitete, sowie seinem Nachfolger, Pat Lobrutto, der nur deswegen weniger litt, weil er sich nur um eines meiner Bücher zu kümmern hatte; meiner Agentin, Robin Rue, für ihren Glauben an mich und für ihre Unterstützung; und meinem Freund aus Austin, Fred Bean, für seine schöpferische Mitwirkung. Besondere Anerkennung hat sich außerdem der verstorbene Gene DeGruson verdient, Leiter der Spezialsammlungen der Bibliothek an der Pittsburgh State University in Kansas, dessen selbstlose Hilfe dieses wie auch viele andere Bücher bereichert hat. Es gibt zahlreiche andere, bei denen ich mich bedanken müsste, unter ihnen Bilbiothekare und Forscher im ganzen Land, doch leider ist die Liste zu lang, um jeden einzeln aufzuführen. Ein kollektives Dankeschön an alle muss genügen. Dies gesagt, gebe ich Hut und Peitsche weiter.

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