Neun
Albert hatte es ihnen gezeigt. Er hatte es allen gezeigt.
Es tut mir leid, Albert, du bist so nett und so – aber du bist mir einfach zu anstrengend. Ich kann einfach mit deiner verkrampften Art nicht umgehen, kapierst du? Ruf mich an, wenn du lockerer geworden bist …
„Lockerer?“ Pah.
Er war zu Großem bestimmt. Er wusste es einfach.
Wenn ihm nur nicht immer diese ganzen Leute dazwischenpfuschen würden.
Ich will weder Lügner in meiner Belegschaft haben noch Halbblütige. Scher dich aus meinem Laden, bevor ich dich rauswerfe.
Bevor sie starb, hatte ihm seine Mutter Geschichten über seinen Vorfahren erzählt. Das legendäre Herz des Drachen. Er war ein Ronin gewesen, der im feudalen Japan durchs Land reiste, für Gerechtigkeit sorgte und die Schuldigen bestrafte, bis er von einem Mob ignoranter Bauerntölpel gelyncht wurde.
Ich habe gesehen, wie du mit diesem Mädchen gesprochen hast. Wir schätzen diese Art von Benehmen hier nicht, Mister. Betrachte dich als gefeuert.
Die Leute glaubten, dass es in der heutigen Zeit keine ignoranten Bauerntölpel mehr gab. Immerhin hatte ein Mensch den Mond betreten, was bedeutete, dass die Menschheit sich entwickelt hatte, richtig?
Falsch.
Es nahm heute andere Formen an, aber es war immer dasselbe alte Lied.
Nachdem dieser Bastard ihn aus seinem Job im Supermarkt gefeuert hatte, war er in eine tiefe Depression verfallen. Alles, was er sich vorstellen, sehen oder wovon er träumen konnte, waren die Leute, die ihn am Aufstieg hinderten.
Dummes Halbblut! Du gehörst nicht nach Chinatown zu den richtigen Leuten!
Es hatte angefangen, als er noch ein Kind war. Die anderen Kinder in Chinatown hatten ihn geärgert, weil seine Mutter Japanerin war. Seine Eltern hatten ihm erzählt, dass sie nur dumm waren, Kinder, die es nicht besser wussten, und dass sich alles bessern würde, wenn er erst älter wäre.
Aber es wurde nicht besser. Überall, wohin er sich wandte, traf er auf Ablehnung, Ekel und Abscheu.
Er erinnerte sich dann gern an die Geschichten seiner Mutter über das Herz des Drachen.
Einmal, als er arbeitslos war, hatte er viel Zeit. Also machte er einen Ausflug in die Bücherei, um zu sehen, ob er etwas über das Herz des Drachen in der Sammlung japanischer Texte finden konnte.
Er fand mehr, als er zu hoffen gewagt hatte.
Die Geschichten erzählten von einem Dämon, der Doragon Kokoros Seele gefangen genommen hatte. Trotzdem konnte den Texten nach die Kraft des Blutes die Macht des Dämons brechen. Ein Nachkomme des Herzens des Drachen könnte seinen dämonenbefallenen Vorfahren zurück ins Land der Lebenden holen, in dem er große Macht besitzen würde.
Das Problem war, dass die Texte lückenhaft waren. Er konnte also nicht sicher sein, ob der Zauberspruch dafür vollständig war und wie er sich letztendlich auswirken würde. Trotzdem war er sicher, dass der Zauber das Herz des Drachen an ihn binden würde. Das würde ihm die Macht verleihen, alles Falsche zu berichtigen und diese Armseligen aus seinem Leben zu entfernen.
Da war noch ein anderer Zauberspruch – der sogar vollständig war und der den Geist für achtzig Jahreszeiten verbannte, aber was nutzte der ihm? Warum sollte er erst große Macht erringen und sie dann wieder abgeben?
Zuerst hatte er nicht an alles geglaubt, was er gelesen hatte. Aber was hatte er schon zu verlieren?
Er hatte keine Freundin.
Keine Familie, keinen Job, keine Freunde.
Nichts.
Aber er hatte eine Bestimmung. Er war ein Nachkomme des Herzens des Drachen. Er verdiente etwas Besseres – und er würde es bekommen.
Jemand in seiner Stammkneipe erzählte ihm von Moondoggy Verlander, einem Hippie in Geldnot, der gut darin war, obskure Sachen zu finden. Albert heuerte ihn an. Moondoggy wurde auch sein Versuchskaninchen und er fühlte sich deswegen etwas schuldig. Das Resultat war allerdings genauso, wie er es gehofft hatte. Das Schuldgefühl wurde schnell von Euphorie vertrieben.
Dann war Albert endlich in der Lage, sich an denen zu rächen, die ihm Unrecht getan hatten, ihn abgehalten hatten, seine Bestimmung zu erreichen.
Jetzt waren sie beseitigt und er stand an einem Scheideweg.
Was sollten er und sein Vorfahre, der Ronin, als Nächstes tun?
Es hatte ihn kalt erwischt, als der Supermarkt-Manager ihn geboxt hatte. Obwohl er verblüfft war, hatte er nur einen kurzen Schmerz gespürt. Auch wenn er ziemlich sicher war, dass er gehört hatte, wie sein Nasenbein brach, blieb keine Verletzung, nachdem er das Blut weggewischt hatte.
Es schien, als sei er unverwundbar, solange das Herz des Drachen an ihn gebunden war. Das hatte nicht in den Texten gestanden und er fragte sich, welche anderen unbekannten Dinge durch die Verbindung mit seinem Ahnherrn entstanden waren. Was mochte sonst noch in den verlorenen Texten gestanden haben?
Als er sich jetzt umsah, wusste er, dass es noch mehr für ihn zu tun geben musste.
Genug. Ich kann nicht mehr in der Vergangenheit verweilen, überlegte er. Er musste über seine Zukunft nachdenken.
Sein Apartment war, milde ausgedrückt, ein Loch. Die Bude, wie sein Vermieter es genannt hatte, war winzig, mit verzogenen Dielen im Wohnzimmer, einem alten, fleckigen Teppich im Schlafzimmer und brüchigem Linoleum in der Küche. Er konnte sich kaum eine Hängematte zum Schlafen und Makkaroni zum Essen leisten. Er besaß nur einen Stuhl, den er auf der Straße gefunden hatte.
Er musste irgendwie nach oben kommen.
Das Herz des Drachen konnte ihm das ermöglichen.
Er dachte mit einem kleinen Lächeln an das, was er vielleicht erreichen konnte, und begann noch einmal den Spruch aufzusagen. Vielleicht würde es ihm helfen, seinen rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft zu finden, wenn er mehr Zeit mit dem Ronin verbrachte.
Die Feuer der Hölle brannten hell und die Gestalt des Ronin erschien in den Flammen, die bis zur Decke züngelten. So wie das Feuer Yoshio Nakadai verzehrt hatte, folgten ihm die Flammen durch die Jahrhunderte. Albert fühlte die Hitze des Feuers auf seinem Gesicht tanzen. Sie vertrieb die Kälte aus dem schlecht geheizten Apartment.
Trotzdem war es nicht nur Hitze, die er spüren konnte. Nein, es war Macht. Er hatte die Macht über ein Wesen, das jeden töten konnte. Es wurde Zeit, dass er seinen Vorfahren noch für etwas anderes einsetzte als armselige Rache.
Das Herz des Drachen war ein großer Held gewesen, der in ganz Japan berühmt war. Albert Chao hatte vor, mindestens genauso berühmt zu werden.
Er hatte nicht genug Geld gehabt, um Moondoggy zu bezahlen, aber jetzt konnte er so viel Geld bekommen, wie er nur wollte.
Ein lautes Geräusch hinter ihm ließ ihn herumfahren. Er sah einen kahlköpfigen Mann im Flur stehen. Er hatte offensichtlich die Tür eingetreten und das Schloss zerschmettert. Albert wurde wütend. Nicht nur, weil er die Tür eingetreten hatte, sondern weil sein Apartment so schäbig war, dass man die Tür so leicht eintreten konnte.
Der Mann hatte eine Pistole, sah aber nicht wie ein Räuber aus.
„Wer sind Sie?“, fragte er.
„Das tut nichts zur Sache“, sagte der Glatzkopf. „Aber ich kenne dich. Du bist Albert Chao und hast kaltblütig vier Menschen umgebracht – und ich bin hier, um dich aufzuhalten.“
Albert grinste breit.
„Das bezweifle ich.“
Wortlos befahl er dem Herzen des Drachen, den Kahlkopf zu töten. Umgeben von ewigen Flammen setzte der Geist Alberts Gedanken sofort in die Tat um. Der Ronin hob das Katana über den Kopf. Er hielt es im richtigen Winkel für einen Sokutso-Schlag, der abwärts auf das Schlüsselbein des glatzköpfigen Mannes zielte. Währenddessen erhob Albert das Wort.
„Ich kontrolliere das Herz des Drachen, Gaijin. Er steht unter meinem Kommando, solange ich lebe.“
„Gut“, sagte der kahlköpfige Mann. Er zog seine Waffe und schoss auf Albert.
Samuel musste zugeben, dass er Albert Chaos schockierten Gesichtsausdruck genoss, als die Kugel des .38er Smith-&-Wesson-Revolvers Modell 60 in sein Knie einschlug. Ein Blutfleck breitete sich auf seinem Hosenbein aus, als der junge Mann auf den verzogenen Holzfußboden fiel.
Auf dem Weg nach unten schlug Chaos Kopf gegen die Wand, was eine garstige Wunde auf der Stirn verursachte.
Unglücklicherweise bewegte sich der Mann mit dem Schwert immer noch auf ihn zu, obwohl Chao erst einmal ausgeschaltet war. Flammen flackerten grausam in dem schlecht beleuchteten Apartment.
Samuel richtete seinen Revolver auf den Geist.
„Das wird nicht viel nutzen, Samuel“, sagte Deanna hinter ihm. Sie und Mary standen im Flur und bereiteten den Gegenzauberspruch vor, den sie in der Bücherei gefunden hatten. Bartows Freund, der Professor aus Berkeley, hatte ihn für sie übersetzt.
„Ja, ich weiß“, schnauzte Samuel über die Schulter, während er hastig vor dem Geist zurückwich. „Ich hatte nur gehofft, er zuckt ein wenig zusammen. Handfeuerwaffen waren im feudalen Japan nicht gerade alltäglich.“
Bartows ausführliche Notizen erzählten von einem Samurai ohne Herren namens Yoshio Nakadai, der im neunzehnten Jahrhundert in Japan gelebt hatte. Er trug den Beinamen Doragon Kokoro, was ‚Herz des Drachen‘ hieß.
Bingo.
Sie berichteten von seinem Tod, wahrscheinlich durch die Hand eines Dämons. Sie besagten auch, dass sein Geist durch einen Abkömmling wieder erweckt werden konnte, wenn er den richtigen Zauberspruch einsetzte. Ein Teil des Zauberspruchs hatte sich unter den Papieren der Bücherei gefunden.
Weil Chao Halbjapaner war, war es möglich, dass er mit Nakadai verwandt war.
Die Tatsache, dass ein Dämon für Nakadais Tod verantwortlich war, erklärte die Schwefelrückstände. Bartow hatte keine anderen Vorzeichen für dämonische Aktivitäten gefunden. Das war jedenfalls sehr ungewöhnlich. Also war für ihn und die Campbells eine Verbindung zur Herkunft des Geistes wahrscheinlicher als die zu einer dämonischen Aktivität.
Unter den Texten befand sich ebenfalls ein Zauberspruch, der den Geist zurückschicken konnte – und er war vollständig. Es bannte den Geist nicht für immer, aber es war besser als die Alternative …
Die wertvollste Information, die sie bei ihren Recherchen fanden, war eine Anforderungskarte der Öffentlichen Bücherei von San Francisco. Bartow hatte sie sofort eingesteckt, weil sie Namen und Adresse der Person enthielt, die das Buch zuletzt ausgeliehen hatte.
Albert Chao.
Als sie erst einmal den Gegenzauber abgeschrieben und die Materialien für seine Ausführung besorgt hatten, gingen sie direkt in Chaos Wohnung. Sie hofften ihn aufzuhalten, bevor er das Herz des Drachen anwies, noch jemanden zu töten. Im Moment sah es so aus, als könnte es Samuel sein, obwohl er einem kraftvollen Hieb des Geistes mit dem Katana gerade noch ausweichen konnte.
Samuel legte eine Hand an die Wange. Sie war noch warm von der Nähe der Flammen. Es war merkwürdig – obwohl er die Hitze spüren konnte, hatte das Feuer noch nicht die Wohnung in Brand gesetzt.
„Wie geht es denn mit dem Zauberspruch voran, kleines Fräulein?“, rief Samuel Mary zu.
„Nenn mich nicht so!“, antwortete sie aus dem Flur. Dann erschien sie in der Tür. In ihrer rechten Hand hielt sie ein Stück Papier, auf dem die Worte des Zauberspruchs phonetisch aufgeschrieben waren. In der linken Hand hielt sie pulverisierte Kihada-Wurzel, die sie in einer kleinen Drogerie in Japantown erstanden hatten.
Das Herz des Drachen schwang erneut das Schwert.
Samuel stolperte über einen klapprigen Stuhl, als das Katana bereits seine Glatze versengte. Die Wohnung war spärlich möbliert, zudem sehr klein, und schnell fand Samuel keine Deckung mehr.
„Wo ist das verdammte Claymore-Schwert?“, fragte er Deanna, die zwischen ihm und Mary stand.
„Bist du wahnsinnig geworden? Das ist ein Katana! Das schneidet das Claymore locker durch!“
Der Geist schwang sein Flammenschwert und kam auf ihn zu. Ohne dass Samuel es bemerkt hatte, stand er plötzlich mit dem Rücken zur Wand.
Er hörte eine Stimme. Mary sprach die Formel leise, um die Worte richtig auszusprechen. Er wusste, dass sie es richtig machen musste, damit es klappte. Aber wenn sie sich nicht beeilte, würde er aufgespießt und verkohlt werden.
Samuels Gedanken rasten. Da war ein Fenster in der Nähe, aber ein kurzer Blick zeigte, dass es nicht das zur Feuertreppe war. Albert wohnte im fünften Stock, also kam aus dem Fenster zu springen nicht infrage.
In den Augenblicken, bevor das Wesen zuschlug, wünschte er von Herzen, dass der Schuss Alberts Macht über den Geist gebrochen hätte.
Verdammt.
Der Krieger erhob sein Katana. Hitze dämonischer Flammen zuckten über Samuels Gesicht. Er war fast versucht, einen Schuss abzufeuern, nur um zu sehen, was passieren würde. Aber er wusste, dass er nur eine Kugel verschwenden würde.
Und jetzt würde er ertragen, was er konnte, weil er sich nirgendwo hinducken konnte, keinen Ausweg mehr hatte …
Er hob die Pistole.
Mary beendete die Formel und warf die pulverisierte Wurzel in die Flammen, die den Ronin umgaben.
Der Geist hielt das Katana noch erhoben, warf seinen Kopf in den Nacken und schrie. Die Flammen wurden heißer und Samuel hielt sich die Hände vors Gesicht, um die brennende Hitze abzuwehren.
Ein Lichtblitz.
Dann nichts.
Mary grinste.
„Ich glaube, das hat geklappt“, sagte sie triumphierend.
„Fürs Erste“, erwiderte Deanna. „Erinnere dich daran, was der Professor gesagt hat: Der Zauberspruch verbannt den Geist für zwanzig Jahre.“
Mary zuckte die Schultern.
„Dann kommen wir eben in zwanzig Jahren wieder und machen das noch mal. Wir können mit einem Shuttle von unserem Haus auf dem Mond runterfliegen.“
Samuel rollte mit den Augen.
„Mondshuttle. Schon klar. Wenn wir erst auf dem Mond sind, werden wir genug mit den Monstern da oben zu tun haben, wette ich.“
Während er sprach, durchdrangen laute Sirenen die Stille des Abends. Er blickte aus dem Fenster und sah Feuerwehrautos und Polizeiwagen, die sich dem Gebäude näherten.
„Wir müssen abhauen“, drängte er. Chao war jetzt harmlos – zumindest für die nächsten zwanzig Jahre – und brauchte einen Arzt. Aber das sollte die Polizei erledigen. Die Campbells mussten jetzt schleunigst abhauen.
Als sie die Treppe zum Hinterausgang hinuntereilten, der hoffentlich von der Polizei wegführen würde, flüsterte Deanna: „Wenn wir zurück ins Hotel kommen, werde ich Marty anrufen und ihn bitten, einen Heimflug zu organisieren.“
Samuel war nach der erfolgreichen Jagd großzügig und ergänzte Deannas Äußerung.
„Und dann darfst du Jack anrufen, kleines Fräulein. Vielleicht könnt ihr zwei zusammen zu Abend essen.“
Deanna warf ihm einen überraschten Blick zu, aber Mary schüttelte den Kopf.
„Das ist in Ordnung, Dad. Ich meine, wir könnten doch alle mit ihm essen gehen, zum Dank, finde ich.“
Sie rannten aus der Hintertür und auf die Straße zu, die hinter dem Gebäude entlanglief.
„Ich dachte, du magst den Jungen?“
„Er ist nett“, sagte Mary. „Und es war schön, ihn zu sehen. Aber wie du immer sagst, Dad, die Liebe und die Jagd passen nicht zusammen.“
Sie grinste. „Außer bei euch beiden.“
Deanna schmunzelte, während sie zur Bushaltestelle gingen.
„Lasst uns nach Hause fahren.“
Albert schnappte nach Luft und setzte sich schnell auf.
Sein Knie fühlte sich gut an.
Er legte eine Hand an den Kopf und fühlte, dass sich die Platzwunde bereits geschlossen hatte. Er wischte das Blut weg.
Anders als der einfache Schlag von gestern Abend würden diese Wunden ein bisschen länger brauchen, um zu heilen. Zunächst die Knieverletzung, die krampfartige Schmerzen in seinen ganzen Körper ausgestrahlt hatte. Als er gegen die Wand knallte, war er tatsächlich für ein paar Sekunden ohnmächtig gewesen – aber er hatte Fetzen des Gesprächs der drei Gaijin mitbekommen. Auch die Worte des Mädchens – die mit einem abscheulichen Akzent gesprochen hatte – die Worte des anderen Zauberspruchs aus der Bibliothek.
In der kurzen Zeit, in der sie die Formel gesprochen hatten und gegangen waren, waren seine Wunden bereits geheilt. Was immer er für eine Verbindung zum Herzen des Drachen hatte, sie war noch existent.
Er konnte nicht verletzt werden – oder zumindest nicht auf Dauer.
Er riss sein blutverschmiertes Hosenbein hoch und legte das bloße Fleisch frei. Da war Blut an seinem Knie, aber die Haut selbst war unverletzt und zeigte keine Narbe.
Er grinste. Das war wie Magie.
Tatsächlich war es Magie – sehr gute Magie.
Während Albert keine Ahnung hatte, wer die drei Gaijin waren, wusste er, dass sie dachten, die Schlacht wäre vorbei – zumindest für die kommenden beiden Dekaden.
Aber wenn diese zwei Dekaden vorüber waren, wollte Albert bereit sein.
Drei Polizisten erschienen in seiner Tür.
„Keine Bewegung!“
„Was ist hier los, Officers?“, fragte er unschuldig.
„Wir haben einen Hinweis bekommen, dass hier ein Schuss abgefeuert wurde“, sagte einer von ihnen.
„Nein, Sir, Officer“, entgegnete Albert mit seiner unterwürfigsten Stimme. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war Ärger mit der Polizei.
Ein anderer Officer untersuchte das zerschmetterte Schloss.
„Ihre Tür wurde eingetreten.“
„Ja, ich versuche seit Wochen meinen Vermieter dazu zu bekommen, das zu reparieren“, antwortete er.
Der Officer schnaubte. „Da würd’ ich drauf wetten.“
„Was ist mit ihrem Bein passiert?“
„Ich hab die Hosen von der Wohlfahrt. Ich kann es mir gerade nicht erlauben, wählerisch zu sein, wissen Sie?“
Die Polizisten hatten noch ein paar Fragen, aber außer der beschädigten Tür gab es keine Anzeichen eines Verbrechens und sie schienen auch nicht gerade scharf darauf zu sein, welche zu finden.
Sobald sie gegangen waren, lächelte Albert.
Das war jetzt erledigt. Nun hatte er zwei Jahrzehnte Zeit, um darüber nachzudenken, wie er die Macht seines Vorfahren am besten für sich nutzen konnte.