Das fünfte Kapitel


Pressekonferenz in München / Das Dorf auf Rädern / Mäxchen >frisiert< eine Reporterin /Der Kunstreiter Galoppinski muss sein Pferd um Erlaubnis fragen / Fünf Portionen Karamellpudding sind zu viel / Wie wär ’s mit einem Ausflug nach Pichelstein?


So ein Zirkus ist, wie gesagt, keine Kleinigkeit. Und der Zirkusdirektor hat nichts zu lachen. Er ließe sich am ehesten mit einem Bürgermeister vergleichen. Mit dem Unterschied, dass in anderen Städten und Dörfern, außer braven Haustieren, nur Menschen leben und auf gar keinen Fall Löwen, Tiger, Elefanten, Bären, Affen und Seehunde.

Und ein zweiter wichtiger Unterschied kommt hinzu: Der Zirkus ist ein Dorf, das reist. Jeden Monat oder jeden zweiten Monat wohnt man woanders. Man bricht das Dorf kurzerhand und über Nacht ab. Und schon am nächsten, spätestens am übernächsten Tage steht das gleiche Dorf, als sei nichts gewesen, am Rand einer anderen Großstadt und in einem anderen Land mit einer anderen Sprache. Und am selben Abend findet die erste Galavorstellung statt. Es grenzt an Hexerei.

Doch es wird nicht gehext. Es wird gearbeitet. Jeder Handgriff sitzt. Jeder Mann funktioniert wie ein Rädchen im Uhrwerk. Der Verlademeister, der Menageriechef, der Zeltmeister, der Wagenparkchef und der Chef-Elektriker sind die größeren Rädchen. Und wer hat die ganze Uhr im Kopf und unterm Zylinder? Der Herr Direktor. Der Bürgermeister des Dorfs auf Rädern. Dazu braucht man Nerven wie Stricke. Oder, wie Direktor Brausewetter, viele graue und schwarze Handschuhe.

Auch die Reise von London nach München hatte wie am Schnürchen geklappt. Als Brausewetter nachmittags die Münchner Presseleute im Zirkus Krone empfing, trug er blütenweiße Handschuhe, und seine Schnurrbartspitzen standen auf Schönwetter.

Er gab einen kurzen Überblick: »Meine Damen und Herren«, sagte er, »wir sind ein reisendes Dorf. 150 Angestellte und Artisten leben mit ihren Familien in Wohnwagen. Sie kochen und verpflegen sich selbst.«

»Nanu«, rief ein Fräulein mit Notizblock und Hornbrille. »Sie kochen sich sogar selber? Schmeckt das denn?«

Direktor Brausewetter drohte ihr mit seinem weiß behandschuhten Zeigefinger. »Legen Sie mich nicht auf die Goldwaage, junge Dame! Ich will ein paar Zahlen nennen, nichts weiter. Also: Allein für unsere 300 Tiere kaufen wir täglich 150 kg Fleisch, 20 kg Brot, 100 kg Gemüse und Früchte, 25 Liter Milch, 12 Kubikmeter Sägemehl und 6 Kubikmeter Erde. Für den Fahrzeugpark brauchen wir pro Tag 400 Liter Treibstoff. Für Lichtmaschine und Heizung 500 Liter Heizöl.«

»Donnerkiel«, meinte ein Journalist, »das nenne ich einen teuren Spaß.«

Brausewetter nickte lebhaft. »Und wenn wir abends nicht ausverkauft sind, ist es überhaupt kein Spaß, sondern nur noch teuer. Denn die Mannschaft richtet ihren Hunger nicht nach dem Kartenverkauf an der Kasse. Täglich konsumiert sie, beispielsweise, einen Zentner Brot, einen Zentner Kartoffeln und einen halben Zentner Frischfleisch.«

»Und wie viel isst der kleine Mann?«, fragte ein Journalist. »Das interessiert unsere Leser ganz bestimmt.«

Der Direktor zeigte auf die Tür. Professor Jokus von Pokus und Mister Drinkwater waren soeben erschienen. »Fragen Sie ihn doch selber!«

Die Journalisten, auch das vorlaute Fräulein, sprangen von den Stühlen hoch und klatschten in die Hände. Mäxchen, der in der Brusttasche des Professors steckte, winkte ihnen zu. Als sich alle gesetzt hatten, wiederholte der Reporter seine Frage.

»Wie viel ich am Tag esse und trinke?« Mäxchen dachte kurz nach. »Na ja, auf den Millimeter genau weiß ich das nicht, und manchmal ist es etwas mehr und manchmal etwas weniger, nicht anders wie bei Leuten, die dreißig- und vierzigmal länger sind als ich. Ich verzehre also ungefähr zwei Quadratzentimeter Schwarzbrot, eine Messerspitze Butter, einen Teelöffel Kakao, einen Fingerhut Limonade, einen Pfifferling, drei Kubikzentimeter Kalbsschnitzel oder Rindsfilet, den zehnten Teil einer Salzkartoffel, zwei Häppchen Wurst ...«

»Und keinen Käse?«, fragte das vorlaute Fräulein.

»Doch, doch. Aber nur Schweizerkäse. Sogar sehr viel! Täglich zwanzig bis dreißig Löcher!«

Da lachten alle miteinander. Außer dem Fräulein.

Die Pressekonferenz dauerte noch eine geschlagene Stunde. Erst unterhielt sich der Jokus mit den Herrschaften, und zum Schluss kam Mister Drinkwater an die Reihe. Er erzählte von dem Film, den er drehen werde. Von den Aufnahmen im Zirkus und, mit dem kleinen Mann auf der Taube Emma, oben in der Kuppel. Von den Atelieraufnahmen im Studio 5 draußen in Geiselgasteig. Und von den Außenaufnahmen in Pichelstein, wo kein Einwohner größer sei als 51 Zentimeter. In jenem seltsamen Dorf, das Mäxchens Eltern eines Tages verlassen hätten, um als Artisten ihr Glück zu versuchen.

»Kannst du dich überhaupt noch an Pichelstein erinnern?«, fragte das ungemütliche Fräulein.

»Nein«, sagte Mäxchen. »Ich war noch nie dort.« Er konnte die Gans nicht leiden. Sie war ihm ausgesprochen zuwider.

»Aber an deine kleinen niedlichen Eltern erinnerst du dich sicher noch«, fuhr sie zuckersüß fort. »Und wie dir zumute war, als man dir erzählte, sie seien vom Eiffelturm geweht worden. Und an die Beisetzung der falschen Chinesenzöpfchen. Hast du damals sehr geweint?«

Mäxchen schwieg. Die anderen saßen stumm und steif auf den Stühlen.

»Warum antwortest du denn nicht?«, fragte das Fräulein ungeduldig.

»Er antwortet nicht, weil Sie eine taktlose Person sind«, sagte der Jokus leise.

»Was heißt hier Takt?« Sie klopfte mit dem Kugelschreiber auf den Tisch. »Ein tüchtiger Reporter darf nicht zimperlich sein. Also, Kleiner, wird’s bald?«

Mäxchen nickte. »Sofort, meine Dame.« Schon stand er auf dem Tisch. Im Nu kletterte er an ihr hoch. Im nächsten Moment stand er mitten in ihrer kunstvoll aufgedonnerten Frisur und zog und zerrte aus Leibeskräften an ihren Haaren.

»Aua!«, schrie sie gellend. »Lass los!«, brüllte sie. »Hilft mir denn keiner?«

Niemand rührte einen Finger. Sie ruderte mit den Händen in der Luft herum. Doch Mäxchen ließ sich nicht stören. Er schuftete wie bei der Heuernte. Die Haare flogen büschelweise durch die Luft. Sie kreischte. Sie heulte. Sie schrie wie am Spieß. Aber Mäxchen war unerbittlich. Die Fotoreporter knipsten. Es war eine tolle Szene.

Das Fräulein sah sich nicht mehr ähnlich. Die kunstvolle Frisur war zum Teufel. Die Wimperntusche war, vor lauter Tränen, breit gelaufen. Mit letzter Kraft schlug sich die junge Dame auf den Kopf, um den kleinen Mann zu erwischen. Doch sie traf nur sich selbst und eine Haarnadel und stöhnte schmerzlich. Die Tusche brannte ihr in den Augen. Sie konnte nichts mehr sehen. Die Haare hingen in langen Strähnen bis zur Bluse. Sie sah scheußlich aus.

Mäxchen saß längst wieder beim Jokus in der Brusttasche. Er war noch ganz außer Atem. »So«, sagte er schließlich, »und nun will ich Ihnen antworten. Jawohl, ich habe damals sehr geweint! Sind Sie jetzt zufrieden?«

Mister Drinkwater war ein hervorragender Organisator und, wie man in seinen Kreisen einen so erfahrenen Mann zu bezeichnen pflegt, ein alter Filmhase. Ihm konnte niemand etwas vormachen, kein Kameramann, kein Tonmeister, kein Regieassistent, kein Aufnahmeleiter und kein Beleuchter. Er hatte die Terminpläne für die Fernsehserie und den Film vom kleinen Mann im Kopf, als seien sie hineinfotografiert worden. Jeden Tag wurde das von ihm vorgesehene Pensum bewältigt. Es gab keine Panne. Es galt keine Ausrede.

Nachts sah und hörte er sich, mit den wichtigsten Mitarbeitern, im Vorführraum die >Muster< an. So nennt man die in der Kopieranstalt entwickelten Aufnahmen. Neben ihm saß der Schnittmeister, und er gab ihm Anweisungen, wo und wie man die Szenen schneiden und als Teile ins künftige Ganze einbauen solle.

Ihm selber machte diese Plackerei von früh bis spät und ohne Pause nichts weiter aus. Die Mitarbeiter hingen freilich abends in den Gräten. Doch sie rissen sich zusammen. Er war der Chef. Er war der Boss. »Der Mann ist eine Wucht«, sagten sie voller Bewunderung. Er war die Lokomotive und zog alle mit sich fort.

Der Jokus und er verstanden sich prächtig. Sie duzten sich vom ersten Drehtag an und nannten einander beim Vornamen. Der Professor sagte allerdings nur selten »John« zu dem langen Amerikaner. Manchmal nannte er ihn »Johannes« und noch häufiger »Hänschenklein«.

Mäxchen, aber auch alle anderen Zirkusleute machten ihre Sache sehr gut. Nur mit dem Kunstreiter gab es Ärger, weil er weder den Zauberfrack anziehen noch vor den Kameras vom Pferd fallen wollte.

»Das verstößt gegen meine Berufsehre«, erklärte Maestro Galoppinski stolz. »Den Film wird die ganze Welt sehen, und Nero und ich wären für alle Zeiten erledigt.« Nero war sein schwarzer Hengst.

Auch als ihm Drinkwater ein Extrahonorar und dem Pferd einen Doppelzentner Würfelzucker anbot, blieben beide hart und unerbittlich. Es war aussichtslos. Drinkwater wollte schon dem Cowboydarsteller Tom Middleton telegrafieren, ob dieser und sein Schimmel Whitehorse Zeit hätten, als sich der Jokus ins Gespräch mischte.

»Ehrgefühl verdient Respekt«, meinte er. »Aber ich kenne Tom Middleton samt seinem Schimmel. Beide sind ausgezeichnete Könner. Nur, lieber Kollege Galoppinski, zur Weltklasse wie Sie und Ihr Nero gehören Tom und Whitehorse keineswegs. Tom ist nicht elegant genug. Er wird vom Pferd fallen wie ein verstimmtes Klavier, und sein Schimmel wird vor Nervosität nicht in die Stallgasse, sondern in die Logen preschen.«

»Ich fürchte, dass Sie Recht haben, lieber Professor«, sagte der Kunstreiter. »Doch es lässt sich nicht ändern. Nero und ich haben uns ein einziges Mal im Leben blamiert. Damals in Berlin, als ich, ohne es zu ahnen, Ihren verrückten Frack angezogen hatte. Wir leiden noch heute darunter. Und diese Blamage sollen Nero und ich, für Film und Fernsehen, absichtlich wiederholen? Damit man uns von Washington bis Moskau und von Buenos Aires bis Hongkong auslacht? Nein, meine Herren. So viel Würfelzucker gibt es ja gar nicht.«

Der Jokus und Drinkwater ließen die Köpfe hängen. Plötzlich rief Mäxchen: »Ich weiß was!« Sie zuckten zusammen, weil sie vor lauter Sorgen vergessen hatten, dass er in der Brusttasche des Professors hockte und zuhörte.

»Ich weiß was«, wiederholte Mäxchen und rieb sich die Hände. »In jedem Kino werden doch Programmhefte verkauft. Dort könnte man drucken, wie schwer es Herrn Galoppinski gefallen ist, von Nero herunterzupurzeln. Weil doch beide zur Weltklasse gehören und so etwas eigentlich gar nicht mehr können. Deshalb hätten sie das Herunterfallen monatelang üben müssen. Wie Clowns.«

»Ich lasse mich nicht gerne auslachen«, gestand Galoppinski. Er war ein bisschen verlegen.

»Seit wann werden Clowns ausgelacht?«, fragte Mister Drink-water erstaunt. »Der letzte Dummkopf im Zirkus weiß, dass sie nicht ungeschickt sind, sondern nur so tun. Man lacht sie nicht aus. Man lacht an ihrer Stelle, weil sie selber ernst bleiben.«

Maestro Galoppinski war ein Reiter und kein Denker, und ohne sein Pferd war er sowieso nur eine halbe Portion. Deshalb stand er plötzlich auf, schnarrte: »Ich bitte um Bedenkzeit« und marschierte zur Tür.

»Wo wollen Sie denn hin?«, fragte Mister Drinkwater.

»In den Stall.« Fort war er.

»Was will er denn im Stall?«

»Das Pferd will er fragen«, meinte Mäxchen. »Ohne Nero tut er nichts.«

»Erzähle mir bloß nicht, dass der Gaul reden kann!«

»Nein, aber er kann zuhören«, sagte der Jokus. »Wenn Galoppinski mit ihm gesprochen hat, schaut er ihn an. Weiter nichts. Und schon weiß er, ob Nero einverstanden ist.«

»Das machen die beiden immer so«, fügte Mäxchen hinzu.

Mister Drinkwater war sprachlos.

Fünf Minuten später kam Galoppinski aus dem Stall zurück. »Die Sache ist in Ordnung«, sagte er. »Mein Pferd hat nichts dagegen.«

Es waren harte Wochen. Abend für Abend und dreimal nachmittags Zirkusvorstellung. Morgens um sieben Ankunft im Filmstudio. Der Maskenbildner wartete schon mit der Schminkschatulle. Wenn er Mäxchen schminkte, brauchte er eine Lupe.

In der Halle 5 war Verschiedenes aufgebaut: ein Hotelzimmer, ein Hotelkorridor, ein Schaufenster mit dem Schönen Waldemar und anderen Kleiderpuppen, das Innere des Herrengeschäfts, das Zimmer der Räuber, Jakob Hurtigs Parterrefenster, das Wohnzimmer seiner Eltern, das Büro des Kriminalkommissars, der Blaue Salon, der Wohnwagen des Direktors Brausewetter und wer weiß, was noch alles. Man kam sich vor wie auf einem Jahrmarkt. Zwei Tage drehte man im Blauen Salon, drei Tage in der Räuberhöhle, einen halben Tag in der Gaststube des >Krummen Würfels<, wo die Schauspielerin, welche die Wirtin spielte, dem Darsteller des Räubers Bernhard den Karamellpudding ins Gesicht klatschte.

Diese Szene musste, weil es mit der Beleuchtung nicht klappen wollte, viermal gedreht werden. Der Schauspieler war schon beim dritten Pudding eine einzige Wut. Aber Mister Drinkwater ließ nicht locker, bis sein Kameramann mit der vierten Aufnahme zufrieden war.

Mittags aßen sie in der Kantine. Da saßen nun die zwei Räuber mit Rosa, dem Jokus und dem Darsteller des Kriminalkommissars Steinbeiß friedlich zusammen. Mäxchen stand neben Jakob Hur-tigs Teller und probierte die Leberknödelsuppe. Mister Drinkwater unterhielt sich mit dem unrasierten Darsteller des Kahlen Otto. Die Wirtin der Filmkantine bediente die Schauspielerin, die eben noch die Wirtin des >Krummen Würfels< gespielt hatte. Kurz, es ging reichlich komisch zu. Und es wurde viel gelacht.

Am meisten aber wurde gelacht, als an jenem Tag, von dem die Rede ist, der Nachtisch serviert wurde. Das heißt, der Schauspieler, der den Bernhard darstellte, lachte nicht mit. Er schrie vor Entsetzen laut auf. Denn was, glaubt ihr, gab es als Nachtisch? Karamellpudding mit Himbeersoße!

Vier Puddings mitten ins Gesicht und jetzt den fünften vor der Nase, das war ihm entschieden zu viel. Er schüttelte sich vor Grausen und beruhigte sich erst, als ihm die Kantinenwirtin statt der >Zittersülze< Camembert mit Pumpernickel brachte.

Mäxchen hielt sich wacker. Das Filmen machte ihm Spaß. Und was einem Jungen Spaß macht, strengt ihn zehnmal weniger an als eine Arbeit, die er nicht leiden kann. Uns Erwachsenen geht es ja nicht anders. Deshalb ist es so wichtig, welchen Beruf man eines Tages wählt. (Aber ich merke, ich komme vom Thema ab.)

Mäxchen, erzählte ich gerade, machte das Filmen Spaß. Doch er sah auch gern zu, wenn er drehfrei hatte. Manchmal kletterte er am Kameramann hoch und durfte durch den Sucher sehen. Sogar wenn die Kamera auf Schienen lief oder von einem Kran geschwenkt wurde.

Am interessantesten fand er freilich die Außenaufnahmen in Pichelstein. In dem Dorf, wo alle Einwohner Pichelsteiner hießen und viel kleiner waren als die übrige Menschheit. In dem Dorf, aus dem seine Eltern stammten und das sie, etwa zehn Jahre vor seiner Geburt, mit Sack und Pack verlassen hatten, um zum Zirkus zu gehen.

Als man, an einem Oktoberabend nach der Vorstellung, zu viert in dem Künstlerrestaurant >Die Kanne< saß, sagte Mister Drink-water: »Morgen fahre ich früh um sechs mit dem Wagen nach Pichelstein. Der Aufnahmeleiter ist schon dort. Das Team fährt heute Nacht. Wenn morgen so schönes buntes Herbstwetter sein sollte wie heute, drehe ich mittags im Freien. Sonst in der Turnhalle. Der Verein will zeigen, was er kann: Bodenturnen, Hochreck, Ringe, Pferd, die Mädchen am Stufenbarren und auf dem Schwebebalken, damit wird unser Film anfangen.« Er machte eine kleine Pause, lächelte und fragte: »Wollt ihr mitkommen?«

»Oh«, flüsterte Mäxchen.

»Und was wird inzwischen aus dem Zirkus Stilke?«, fragte der Jokus.

»Ihr fahrt rechtzeitig mit dem Wagen zurück«, sagte Drinkwa-ter. »Ich selber bleibe während der Aufnahmen in Pichelstein. Übernachten muss ich allerdings in Regensburg. Denn die Betten im Pichelsteiner Gasthof sind zu kurz. Das längste misst siebzig Zentimeter. Da müsste man für mich drei Betten hintereinander stellen, aber dafür sind die Zimmer zu klein.«

»Selbstverständlich kommen wir mit«, erklärte Rosa Marzipan resolut. »Der Junge soll endlich die Heimat seiner Eltern kennen lernen.«

»Ist es dir recht?«, fragte der Jokus behutsam.

Mäxchen sah ihn unschlüssig an. »Ich möchte schon«, sagte er. »Aber ich habe auch ein bisschen Angst davor.«

»Wir sind ja bei dir«, meinte der Professor.

»Das stimmt. Denn sonst ... Lauter kleine Menschen, die Pichelsteiner heißen und mit mir verwandt sind und erzählen werden, dass sie mit meinen Eltern in der Schule waren .«

Als sie früh am nächsten Morgen in München abfuhren, war es noch finster und neblig. Später, als es heller wurde, löste sich der Nebel auf, und in Regensburg schien schon die Sonne. Der Himmel wurde seidenblau. Die Bäume waren bunt wie Herbststräuße. Hinter Regensburg ging es durch Dorfstraßen. Der Weg führte bergan und durch Wiesen und Wälder.

»Dort oben liegt Pichelstein«, sagte Drinkwaters Chauffeur. Und damit beginnt .

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