7. Verdruß mit den Zwergen

Die beiden kalormenischen Soldaten an der Spitze des Trupps hielten Tirian für einen Tarkhan, für einen großen Herrn, für einen Grafen mit zwei bewaffneten Edelknaben. Sie blieben stehen und erhoben ihre Speere zum Gruß.

»O mein Herr und Meister«, sagte der eine Soldat, »wir führen diese Männlein nach Kalormen zur Arbeit in die Bergwerke unseres Königs Tisrok, lang soll er leben!« »Beim großen Gott Tasch, das sind wirklich folgsame, unterwürfige Leute«, meinte Tirian. Doch dann wandte er sich plötzlich an die Zwerge. Jeder sechste etwa trug eine Fackel. Bei dem flackernden Licht konnte man ihre bärtigen Gesichter sehen, alle blickten grimmig und verbissen drein. »Zwerge«, sprach er sie an, »hat der Tisrok eine große Schlacht gewonnen und euer Land erobert, daß ihr euch wie geduldige Schafe in den Salzgruben von Lumführ bis zum Verrecken schinden sollt?«

Überrascht starrten die beiden Soldaten den König an.

Die Zwerge antworteten: »Alles auf Aslans Befehl. Er hat uns verkauft. Was konnten wir dagegen tun?«

»Tisrok ist schuld«, fügte einer hinzu und spuckte aus. »Der soll’s nur versuchen, uns fertigzumachen!«

»Schweig, du Hund!« rief der Anführer.

»Schaut her!« sagte Tirian und stellte Grauohr gehörig ins Licht. »Alles nur Lüge! Aslan ist überhaupt nicht nach Narnia gekommen. Der Affe hat euch betrogen. Dieses Ding da holte er aus dem Stall und gab es als Aslan aus. Schaut es euch nur gut an.«

Was die Zwerge da sahen, mußte ihnen eigentlich beweisen, wie schändlich man sie betrogen hatte. Die Löwenhaut war während Grauohrs langer Gefangenschaft im Stall schon unansehnlich geworden und krumm gebeutelt auf seiner Reise durch den Wald. Der größte Teil der Haut hing in einem dicken Klumpen auf einer Schulter. Der Löwenkopf, seitlich ziemlich abgestoßen, war weit zurückgerutscht, so daß man das sanfte Eselsgesicht gut erkennen konnte. Etwas Gras steckte noch in seinem Maul, denn Grauohr hatte still für sich geknabbert, als sie ihn herbrachten. Er murmelte: »Es war nicht meine Schuld, ich bin nicht klug. Das habe ich nie behauptet.«

Einen Augenblick lang starrten alle Zwerge mit weit geöffnetem Mund auf Grauohr. Dann sagte der eine Soldat in scharfem Ton: »Seid ihr verrückt, Herr und Meister? Was wollt ihr von den Sklaven?« Und der andere fragte: »Wer bist du?« Nun waren die Speere nicht mehr zum Gruß erhoben, sondern zum Angriff bereit.

»Nennt das Losungswort!« forderte der Anführer Tirian auf.

»Da hast du mein Losungswort«, erwiderte der König und zog sein Schwert. »Das Licht kommt herauf, die Lüge ist offenbar. Hütet euch, Schurken, denn ich bin Tirian, König von Narnia.«

Schnell wie ein Blitz streckte er den ersten Soldaten nieder. Eugen war dem Beispiel des Königs gefolgt. Mit gezogenem Schwert stürzte er sich auf den anderen Soldaten. Was ihm Tirian am Nachmittag beizubringen versucht hatte, war völlig vergessen. Doch er hatte das Glück mancher Anfänger. Wild hieb er um sich, und zu seiner eigenen Überraschung sah er plötzlich den Kalormenen tot zu seinen Füßen liegen.

Der König rief: »Los, auf die beiden anderen!«

Aber das war nicht mehr nötig. Die Zwerge hatten die beiden übrigen Kalormenen bereits erledigt.

»Gut gehalten, Eugen!« rief Tirian und schlug ihm wohlwollend auf die Schulter. »Nun, Zwerge, seid ihr frei. Morgen sollt ihr unter meiner Führung ganz Narnia befreien. Ein dreifaches Hoch auf Aslan!«

Aber das Echo auf diese Worte war schwach. Etwa fünf Zwerge stimmten zu, mehrere knurrten verdrießlich, die übrigen sagten gar nichts.

»Versteht ihr nicht?« fragte Jutta ungeduldig. »Was ist denn mit euch los? Hört ihr nicht, was der König sagt? Der ganze Spuk ist vorbei. Der Affe wird nicht länger Narnia beherrschen. Jeder kann frei und ohne Sorgen wieder heimkehren. Ihr könnt wieder lustig sein. Seid ihr nicht froh?«

Nach einer Pause von fast einer Minute fragte ein häßlich aussehender Zwerg mit Haar und Bart so schwarz wie Ruß: »Wer bist denn du, kleines Fräulein?«

»Ich bin Jutta«, erwiderte sie. »Dieselbe Jutta, die König Kilian vom bösen Zauber befreite, und das ist Eugen, der mir dabei half. Wir sind nach vielen hundert Jahren aus einer anderen Welt zurückgekommen. Aslan hat uns geschickt.«

Die Zwerge sahen sie an, nicht erfreut, sondern mit höhnischem Lächeln.

»So, so!« sagte ein schwarzhaariger Zwerg namens Krall, »ich weiß nicht, was meine Freunde davon halten. Aber ich habe nun so viel über Aslan gehört, daß ich für den Rest meines Lebens bedient bin.«

»Jawohl, so geht es uns auch«, brummten die anderen Zwerge. »Und nun will man uns von neuem beschwindeln.«

»Was meint ihr damit?« fragte Tirian. Als er gegen seine Widersacher kämpfte, war er nicht blaß geworden, aber jetzt war er totenbleich. Er hatte geglaubt, die Zwerge müßten vor Glück laut aufjubeln, statt dessen benahmen sie sich wie Irre.

»Wir denken langsam, aber um so gründlicher«, erklärte Krall. »Wir sind einmal übers Ohr gehauen worden, und nun erwartest du, daß wir uns im nächsten Augenblick wieder übertölpeln lassen. Wir können keine Geschichten mehr über Aslan hören. Schaut ihn euch an, den alten Esel mit den langen Ohren.«

»Himmel, ihr macht mich noch verrückt«, sagte Tirian. »Wer behauptet denn, das sei Aslan? Damit will doch nur der Affe den wirklichen Aslan nachahmen. Versteht ihr das denn nicht?«

»Und du willst uns eine bessere Nachahmung anbieten, nicht wahr?« sagte Krall. »Nein, danke vielmals. Wir sind einmal zum Narren gehalten worden, ein zweites Mal lassen wir uns nicht hintergehen.«

»Ich habe keine Nachahmung anzubieten«, sagte Tirian ärgerlich, »ich diene dem wirklichen Aslan.«

»Wo ist er denn? Wer ist es? Zeig ihn doch!« riefen mehrere Zwerge.

»Glaubt ihr Narren etwa, ich hielte ihn in meiner Tasche verborgen?« antwortete Tirian. »Wer bin denn ich, daß ich Aslan so ohne weiteres erscheinen lassen könnte? Er ist kein zahmer Löwe.«

Im gleichen Augenblick merkte Tirian schon, daß seine Worte falsch ausgelegt wurden. In höhnischem Singsang wiederholten die Zwerge: »Kein zahmer Löwe, kein zahmer Löwe.« Und einer sagte: »Davon haben uns ja auch die anderen dauernd erzählt.«

»Ihr glaubt also nicht an den wirklichen Aslan?« fragte Jutta. »Ich habe ihn doch gesehen. Er hat uns nach Narnia geschickt, aus einer anderen Welt hierher.«

»Aha«, meinte Krall mit breitem Lächeln. »Das behauptest du. Deine Lehrer haben dir etwas Schönes beigebracht. Nun sagst du brav deine Aufgaben her, nicht wahr?«

»Flegel!« schrie Tirian, »willst du eine Dame als Lügnerin hinstellen?«

»Bleibt nur hübsch höflich, mein Herr«, versetzte der Zwerg, »wenn du wirklich Tirian bist, dem du nicht im geringsten ähnelst. Wir brauchen genausowenig Könige wie irgendwelche Aslans. Wir werden von jetzt an nur mehr uns selbst achten und vor niemandem den Hut ziehen, verstehst du?«

»So ist es«, sagten die anderen Zwerge. »Wir sind selbständig geworden. Kein Aslan mehr, keine Könige und keine albernen Märchen mehr von fremden Welten. Zwerge sind nur noch für Zwerge da.«

Dann ordneten sie sich zum Rückmarsch, dahin, woher sie gekommen waren.

»Ihr kleinen Biester!« schimpfte Eugen. »Wollt ihr euch nicht wenigstens dafür bedanken, daß wir euch vor den Salzgruben bewahrt haben?«

»Oh, wir wissen Bescheid«, erklärte Krall über seine Schulter hinweg. »Ihr wolltet uns für euch haben und uns ausnutzen, darum habt ihr uns gerettet. Treibt nur euer Spiel allein. Kommt weiter, meine Freunde!«

Die Zwerge stimmten ein munteres Marschlied an, und unter Trommelschlag schritten sie in die Dunkelheit.

Tirian und seine Freunde starrten ihnen nach. Dann sagte der König: »Kommt!«, und auch sie setzten ihren Weg fort.

Sie waren eine schweigsame Gesellschaft. Grauohr fühlte sich noch in Ungnade, außerdem verstand er nicht genau, was eigentlich geschehen war. Jutta hatte sich sehr über die Zwerge geärgert. Sie war aber auch beeindruckt von Eugens Sieg über den kalormenischen Soldaten und empfand nun eine gewisse Hochachtung für ihn. Was Eugen betrifft, so schlug sein Herz noch immer aufgeregt.

Tirian und Kleinod schritten traurig hinterher. Der König hatte seinen Arm auf die Schulter des Einhorns gelegt, und Kleinod beschnüffelte hin und wieder mit seiner weichen Nase die Wange des Königs. Es wäre ihnen schwergefallen, etwas Tröstliches mit Worten auszudrücken. Als der Affe einen falschen Aslan auf den Thron setzte, hatte Tirian nicht im Traum daran gedacht, daß die Leute nun nicht mehr an den richtigen Aslan glauben wollten. Er hatte gemeint, die Zwerge ständen auf seiner Seite, wenn er ihnen zeigte, wie sie betrogen worden waren. In der folgenden Nacht hätte er sie sowieso auf den Stallberg geführt und Grauohr dann allen zusammen gezeigt. Vielleicht noch ein Handgemenge mit den Kalormenen, dann wäre das ganze Trauerspiel für immer vorbei gewesen. Aber nun konnte Tirian nicht mehr damit rechnen. Ob sich die anderen Narnianen nicht ebenso verhielten wie die Zwerge?

»Ich glaube, jemand folgt uns«, meldete Grauohr plötzlich. Sie hielten an und lauschten. Grauohr hatte richtig gehört, hinter ihnen klang das Trapptrapp kleiner Füße.

»Wer kommt da?« rief der König.

»Nur ich, Majestät«, sprach eine Stimme. »Ich, der Zwerg Pogge. Ich kam noch glücklich von den anderen weg. Ich bin auf deiner Seite, Majestät, und auf der Aslans. Wenn du mir ein kleines Schwert in die Hand gibst, will ich mich gern für die richtige Seite einsetzen.«

Alle hießen Pogge herzlich willkommen, lobten ihn und klopften ihm auf den Rücken. Natürlich konnte ein einziger Zwerg nichts an der ganzen Sache ändern, aber es war schon erfreulich, noch eine Hilfe mehr zu haben. Die ganze Gesellschaft wurde heiter. Aber Jutta und Eugen blieben es nicht lange, denn sie gähnten allmählich aus vollem Hals und waren zu müde, um noch an etwas anderes als ans Bett zu denken.

In der kältesten Stunde der Nacht, kurz vor der Morgendämmerung, kamen sie zu ihrem Turm zurück. Hätte dort eine Mahlzeit für sie bereitgestanden, so hätten sie sich froh ans Essen gemacht, aber sie scheuten Mühe und Zeit, noch etwas zuzubereiten. So tranken sie aus dem Bach, besprühten ihre Gesichter mit Wasser und taumelten in ihre Betten. Nur Grauohr und Kleinod nicht; sie meinten, sie hätten es draußen bequemer. Mit einem Einhorn und einem dicken, ausgewachsenen Esel wäre der kleine Raum ohnehin überfüllt gewesen.

Die Narnianischen Zwerge, obwohl kaum vier Fuß hoch (nach unserer Berechnung sind das etwa 1,20 Meter) sind die zähesten und stärksten Wesen ihrer Art. Kein Wunder, daß Pogge trotz eines schweren Tages und einer langen Nacht völlig erfrischt vor den anderen erwachte. Er griff sofort nach Juttas Bogen, ging hinaus und schoß ein paar Wildtauben. Dann setzte er sich hin, rupfte sie auf der Türschwelle und plauderte mit Grauohr und Kleinod. Grauohr sah an diesem Morgen weit besser aus und fühlte sich auch so. Kleinod, eines der edelsten und taktvollsten Tiere, war sehr freundlich zu Grauohr. Sie sprachen über Dinge, die sie gemeinsam angingen und die beide verstanden, wie etwa Gras und Zucker und die Sorge um die Hufe.

Jutta und Eugen kamen um halb elf aus dem Turm heraus, sie gähnten und rieben sich die Augen. Der Zwerg zeigte ihnen die Stelle, wo sie eine Menge von dem ›Narnianischen Kraut‹ sammeln konnten, das fast wie unser Waldsauerampfer aussieht, aber ein gut Teil besser schmeckt, wenn es gekocht wird. Freilich braucht man dazu ein bißchen Butter und Pfeffer, aber das hatten sie nicht. Doch mit ein paar anderen Zutaten bereiteten sie einen großartigen Eintopf.

Tirian war mit einer Axt etwas weiter in den Wald hineingegangen und hatte einige Zweige zum Feuermachen mitgebracht. Das Essen kochte endlos, wie es schien, besonders da es immer besser duftete, je weiter es dem Ende zuging. Derweil suchte der König noch eine vollständige Ausstattung für Pogge: Panzerhemd, Helm, Schild, Schwert, Brustriemen und Dolch. Dann prüfte er das Schwert Eugens und stellte fest, daß er es nach dem Tode des Kalormenen schmutzig in die Scheide zurückgesteckt hatte. Eugen wurde dafür getadelt und mußte das Schwert säubern und blankputzen.

Geschäftig lief Jutta hin und her. Sie rührte im Topf und blickte neidisch auf den Esel und das Einhorn, die zufrieden grasten. Viel lieber hätte sie auf die lästige Kocherei verzichtet und einfach auch Gras gefuttert.

Aber als das Essen schließlich fertig war, fand jeder, es hätte sich doch gelohnt, darauf zuwarten. Nachdem jeder so viel gegessen hatte, wie er nur konnte, setzten sich die drei Menschen und der Zwerg auf die Türschwelle. Die Vierfüßler legten sich hin und blickten in die Runde. Der Zwerg zündete sich geruhsam eine Pfeife an (mit Erlaubnis von Jutta und Tirian), und der König sagte: »Nun, Freund Pogge, du weißt sicher mehr vom Feind als wir. Erzähl uns doch, was für eine Lügengeschichte sie aus meiner Flucht gemacht haben.«

»Eine ganz tolle Geschichte, Majestät, haben sich die Feinde da ausgedacht«, erklärte Pogge. »Der Kater Rotschopf hat sie erzählt und höchstwahrscheinlich auch etwas ausgeschmückt. Dieser Rotschopf, Majestät, der pfiffigste und schlauste aller Kater, sagte, er sei an dem Baum vorbeigekommen, wo jene Schufte Euer Majestät gefesselt hatten. Und er sagte, ihr hättet ganz furchtbar gebrüllt und geflucht und Aslan verwünscht in einer Sprache, die ich nicht wiederholen möchte. Dabei verhielt sich Rotschopf ruhig und gesittet; du kennst ja die feine Art, die solche Katzen an den Tag legen, wenn es ihnen so gefällt. Dann, erzählte Rotschopf, sei Aslan plötzlich in einem Blitz erschienen und hätte Euer Majestät mit einem Biß verschlungen. Bei diesem Bericht haben alle Tiere gezittert, und einige fielen in Ohnmacht. Das nutzte der Affe natürlich aus. Er rief: ›Da seht ihr, was Aslan mit denen tut, die ihn nicht achten. Laßt euch das allen eine Warnung sein.‹ Und die armen Geschöpfe jammerten und sagten zu allem: ›Ja, ja!‹ Die Flucht hat Euer Majestät also keine treuen Freunde gewonnen, die uns helfen wollen. Alle sind nur noch ängstlicher geworden und dem Affen gehorsam.«

»Was für eine üble Verdrehungskunst!« sagte Tirian. »Dieser Rotschopf ist also ein besonderer Freund im Rate des Affen.«

»Es ist noch die Frage, ob der Affe nicht etwa zu den Räten des Katers gehört«, entgegnete der Zwerg. »Der Affe hat sich dem Trunk ergeben. Ich glaube, die Verschwörung gegen dich wird mehr von Rotschopf geführt oder von Rischda – das ist ein kalormenischer Hauptmann. Ich denke, daß die Stimmung, die Rotschopf unter den Zwergen verbreitet hat, schuld ist an dem bösen Empfang, den sie dir machten. Ich will dir auch sagen, warum. Eines jener fürchterlichen Mitternachtstreffen war gerade in der vorletzten Nacht zu Ende gegangen, und ich war schon auf dem Heimweg. Da merkte ich, daß ich meine Pfeife zurückgelassen hatte. Ein wirklich gutes Stück, das ich ungern entbehre, und so ging ich zurück, um sie zu holen. Aber ehe ich an den Platz kam, an dem ich gesessen hatte (es war dort ziemlich finster), hörte ich das Miauen einer Katze und die Stimme eines Kalormenen ›hier‹ antworten mit der Mahnung ›sprich leise‹. Ich stand gleich still wie angewurzelt. Die beiden waren Rotschopf und Rischda Tarkhan, wie sie ihn nennen.

›Edler Tarkhan‹, sprach der Kater mit seiner seidigen Stimme. ›lch wollte nur genau wissen, was wir heute beide wegen Aslan meinten. Aslan ist also nicht mehr als Tasch?‹

›Zweifellos, scharfsinnigster aller Kater‹, bestätigte der andere, ›du hast meine Meinung erraten.‹

›Du meinst doch‹, fragte Rotschopf, ›solche Wesen wie Aslan und Tasch gibt es überhaupt nicht?‹

›Wer aufgeklärt ist, weiß das auch‹, erwiderte der Tarkhan.

›Dann verstehen wir einander, schnurrte der Kater. ›Bist du nicht auch des Affen ein bißchen überdrüssig geworden?‹

›Ein einfältiges, gefräßiges Vieh‹, sagte der andere, ›aber vorerst brauchen wir ihn noch. Wir beide müssen im geheimen Vorsorgen und dem Affen unseren Willen aufzwingen.‹

›Es wäre gut‹, sagte Rotschopf, ›einige der am meisten aufgeklärten Narnianen in unseren Rat aufzunehmen, einen nach dem anderen, wie wir sie für geeignet halten. Denn die Tiere, die wirklich an Aslan glauben, können sich jeden Augenblick wandeln und werden es tun, wenn der Affe in seiner Torheit sein Geheimnis verrät. Aber es gibt auch einige, die sich weder um Tasch noch um Aslan kümmern, sondern nur ihren eigenen Vorteil im Auge haben. Die warten auf eine Belohnung von Tisrok, wenn Narnia eine kalormenische Provinz ist, und bleiben natürlich hart.‹

›Ausgezeichnet, du kluger Kater‹, lobte ihn der Hauptmann. ›Aber wähl die in Frage kommenden sorgsam aus.‹«

Während der Zwerg noch sprach, schien sich der Himmel zu verändern. Es war sonnig gewesen, als sie sich niedersetzten. Nun begann Grauohr zu zittern. Mißtrauisch hob Kleinod seinen Kopf. Auch Jutta sah auf.

»Es kommen Wölken«, sagte sie.

»Kalt ist es«, meinte Grauohr und schüttelte sich.

»Und wie kalt, bei der Mähne des Löwen!« rief Tirian und blies in die Hände, »und pfui, was für ein widerlicher Geruch!«

»Pfui!« japste Eugen. »Da muß irgend etwas Totes in der Nähe sein. Vielleicht ein Vogel? Warum haben wir das nicht schon früher gemerkt?«

Mühsam sprang Kleinod auf die Füße und deutete mit seinem Hörn in Richtung der Bäume.

»Seht nur!« rief er. »Seht dort, seht, seht!«

Da erblickten alle sechs, zu Tode erschrocken, etwas Grauenhaftes.

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