VIERZEHNTES KAPITEL, in welchem die Geschichte eine gänzlich andere Wendung nimmt

Der arme Fandorin verstand überhaupt nichts. Er stolperte ein paar Schritte vorwärts.

»Zurück!« fuhr ihn der Chef an. »Und fuchteln Sie nicht so mit dieser Pistole herum, die ist ja doch nicht geladen. Sie hätten ruhig mal nachschauen können. Wie kann einer nur so verdammt gutgläubig sein! Keinem darf man trauen außer sich selbst!«

Brilling holte aus der linken Rocktasche genau die gleiche Herstal-Pistole hervor; die rauchende Smith&Wesson warf er Fandorin vor die Füße.

»Die hier dagegen ist vollständig geladen, wovon Sie sich gleich überzeugen können«, sagte Brilling; die Gehässigkeit in seiner Stimme nahm mit jedem Wort zu. »Ich werde sie dem unglücklichen Cunningham in die Hand legen, und es wird so aussehen, als hätten Sie beide einander im Schußwechsel getötet. Ein Ehrenbegräbnis mit tränenreichen Grabreden ist Ihnen sicher. Ich weiß doch, wieviel Wert Sie darauf legen. Und hören Sie endlich auf, mich anzugucken wie ein dummes Kalb!«

Fandorin sah mit Schrecken, daß der Chef den Verstand verloren haben mußte; er unternahm einen verzweifelten Versuch, ihn aus seiner jähen geistigen Umnachtung zurückzuholen, und brüllte: »Chef, ich bin es, Fandorin! Hallo, Herr Brilling! Herr Staatsrat!«

»Wirklicher Staatstat, wenn ich bitten darf«, sagte Brilling und grinste schief. »Sie sind nicht auf dem neuesten Stand, Fandorin. Per kaiserlichem Erlaß befördert am siebten Juni, für die erfolgreiche Durchführung einer Operation zur Unschädlichmachung der terroristischen Vereinigung >Asasel<. Sie dürfen mich also mit Eure Exzellenz ansprechen.«

Brillings dunkle Silhouette vor dem Fenster wirkte wie ein Scherenschnitt auf grauem Papier. Die nach allen Seiten strebenden toten Äste der Ulme hinter seinem Rücken bildeten ein tückisches Spinnennetz. Eine Spinne, eine Giftspinne! blitzte es durch Fandorins Kopf. Sie hat ihr Netz gewebt, und ich stecke drin.

Brillings Gesicht verzerrte sich wie im Schmerz, und Fan- dorin begriff, daß der Chef einen Grad an Entschlossenheit erreicht hatte, der ihn gleich würde abdrücken lassen. Eine Eingebung schoß ihm durch den Kopf, die augenblicklich zu einer Kette kleinster Gedankensplitter zerfiel: Die Herstal wird per Knopfdruck entsichert, der Knopf geht straff, halbe Sekunde, Viertelsekunde, wie soll ich das schaffen, wie soll ich .

Schrill aufheulend, die Augen zusammengekniffen, hechtete Fandorin nach vorn, rammte den Kopf gegen das Kinn seines Chefs.

Fünf Schritt, nicht mehr, waren sie voneinander entfernt gewesen. Das Klicken der Entsicherung hatte Fandorin nicht gehört. Der Schuß aber ging in die Decke. Beide, Brilling ebenso wie Fandorin, fielen um und stürzten über den niedrigen Sims aus dem Fenster.

Mit Wucht prallte Fandorin bäuchlings gegen den Stamm der toten Ulme, dann rutschte er, Äste abbrechend und sich das Gesicht schürfend, abwärts. Der Aufschlag war so hart, daß ihm die Sinne schwinden wollten, doch der zähe Überlebensinstinkt ließ es nicht zu. Fandorin stemmte sich auf die Knie und schaute wild um sich.

Der Chef war nirgends zu sehen. Dafür entdeckte er an der Hauswand die kleine schwarze Herstal-Pistole. Wie eine Katze sprang er, immer noch auf allen vieren, darauf zu, krallte sie sich und drehte den Kopf nach allen Seiten.

Brilling war verschwunden.

Auf die Idee, nach oben zu schauen, kam Fandorin erst, als er ein gepreßtes Röcheln vernahm.

Es sah absurd und gespenstisch aus, wie Brilling in der Luft hing. Seine blankgeputzten Halbstiefel zappelten über Fan- dorins Kopf. Unter dem Wladimir-Kreuz, da, wo sich ein roter Fleck auf der gestärkten Hemdbrust ausbreitete, ragte ein spitzer, abgebrochener Ast heraus, der den hochverehrten Generalmajor regelrecht durchbohrt hatte. Das Gräßlichste aber war, daß die hellen Augen Fandorin ansahen.

»Ekelhaft«, hörte er den Chef deutlich sagen, das Gesicht vor Schmerz oder Abscheu verzerrt. »Ist das ekelhaft . « Und dann, stöhnend, mit ganz fremd scheinender Stimme:

»A-sa-sel«

Ein eiskalter Schauer überlief Fandorin vom Scheitel bis zur Sohle. Brilling röchelte noch eine halbe Minute und verstummte.

Als hätten sie nur darauf gewartet, klapperten jetzt Hufe und holperten Wagenräder über das Pflaster vor dem Haus. Die Kutschen mit den Gendarmen rollten an.

Generaladjutant Lawrenti Arkadjewitsch Misinow, Chef der Dritten Abteilung und des Gendameriekorps, rieb sich die vor Müdigkeit roten Augen. Die goldenen Achselschnüre an seiner Paradeuniform klingelten leise. Nicht einmal zum Umziehen hatte er Zeit gefunden seit dem gestrigen Abend, als ihn ein Eilkurier vom Ball aus Anlaß des Namenstages Seiner Durchlaucht des Großfürsten Sergej Alexandrowitsch geholt hatte, geschweige zum Schlafen. Denn seither war die Hölle los.

Mißmutig blickte der General auf den Jungen, der mit zerrauftem Haarschopf neben ihm saß und die geschundene Nase in die Papiere steckte. Zwei Nächte hatte der nicht geschlafen und schien frisch wie der junge Morgen. Benahm sich, als hätte er sein Lebtag in hochherrschaftlichen Kabinetten gesessen. Gleichviel! Sollte er ruhig noch ein bißchen weiterzaubern. Hingegen Brilling! Das wollte einem einfach nicht in den Kopf.

»Wie steht’s, Fandorin, sind Sie bald fertig? Oder hat Sie schon wieder eine von Ihren Ideen auf Abwege geführt?« fragte der General streng; was ihn selbst betraf, so waren nach der durchwachten Nacht und dem erschöpfenden Tag keine Ideen mehr zu erwarten.

»Gleich, Hohe Exzellenz, gleich«, murmelte der Milchbart. »Fünf Einträge hab ich noch. Ich hatte Ihnen ja gleich prophezeit, daß die Liste chiffriert sein würde. Und schauen Sie, wie raffiniert! Die Hälfte der Buchstaben haben wir noch nicht heraus, und ich kann mich auch nicht an alle Namen, die da standen, entsinnen. Aha, hier haben wir den Oberpostdirektor aus Dänemark, wer sagt’s denn! Und der hier? Der erste Buchstabe ein Kreuz, also nicht entschlüsselt, der zweite auch ein Kreuz, der dritte ein M, der vierte noch ein M, dann wieder ein Kreuz, dann ein N, ein D, das fraglich ist, und am Ende zwei Lücken. Sehen Sie, was sich ergibt: + +MM+ND? + + .«

»Mumpitz!« Generaladjutant Misinow seufzte. »Brilling hätte es sofort heraus gehabt. Sind Sie wirklich sicher, daß das bei ihm nicht nur ein Koller war? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß ...«

»Absolut sicher, Hohe Exzellenz«, beteuerte Erast Fan- dorin zum wer weiß wievielten Mal. »Und ich habe deutlich gehört, wie er das Wort Asasel ausgesprochen hat. Stopp! Ich hab’s! In der Liste der Beshezkaja gab es einen Commander. Das muß er sein.«

»Commander? Das ist ein Rang bei der britischen und amerikanischen Flotte«, wußte der General zu erläutern. »Er entspricht unserem Kapitän im zwoten Rang.« Wütend begann er im Zimmer auf und ab zu gehen. »Asasel, Asasel, was brockt uns dieser Asasel noch alles ein! Das hieße ja, wir wären so schlau wie am Anfang! Brillings Moskauer Ermittlungen wären keinen Heller wert! Alles Blödsinn, Schwindel, Fiktion - die Terroristen genauso wie das Attentat auf den Thronfolger? Nur um die Spuren zu verwischen? Hat er uns gar falsche Leichen angedreht? Oder ein paar echte Nihilistenbrüder als Köder? Von ihm darf man alles erwarten, er war ein sehr, sehr fähiger Mann. Himmelherrgott, wo bleiben die Durchsuchungsberichte! Wie lange wollen die denn noch wühlen?«

Die Tür schob sich einen Spalt auf, darin erschien ein Kopf mit goldener Brille und blasser, magerer Physiognomie.

»Hohe Exzellenz? Rittmeister Beloserow!«

»Na endlich! Wie gerufen. Soll reinkommen.«

Das Kabinett betrat, müde blinzelnd, ein nicht mehr ganz junger Gendarmerieoffizier, den Fandorin schon am gestrigen Abend in Cunninghams Haus gesehen hatte.

»Wir haben sie, Hohe Exzellenz«, rapportierte er leise. »Erst hatten wir Haus und Garten in Planquadrate aufgeteilt, alles umgewühlt und durchkämmt - Ergebnis gleich null. Dann ist Agent Eulensohn, ein Detektiv mit besonderem Riecher, auf die Idee gekommen, im Asternatskeller die Wände abzuklopfen. Und was glauben Sie, Lawrenti Arka- djewitsch? Wir haben ein Geheimverlies gefunden, eine Art;

photographisches Laboratorium, und darin zwanzig Kästen zu je an die zweihundert Karteikarten. Seltsam verschlüsselt, sieht aus wie Hieroglyphen, ganz anders als in dem Brief. Ich habe angeordnet, daß die Kästen hergebracht werden. Außerdem habe ich die komplette Chiffrierabteilung aus den Betten geholt, sie gehen sogleich an die Arbeit.«

»Ausgezeichnet, Beloserow, ganz ausgezeichnet« lobte der General, dessen Gesichtszüge sich aufgehellt hatten. »Und den mit dem Riecher sollten Sie zur Auszeichnung vorschlagen. Nun denn, begeben wir uns mal in die Chiffrierstube. Kommen Sie mit, Fandorin, das wird Sie doch auch interessieren. Hier können Sie anschließend weitermachen, das hat ja jetzt Zeit.«

Sie stiegen zwei Stockwerke höher und schritten eilig einen Korridor entlang, der kein Ende nehmen wollte. Als sie schließlich um eine Ecke bogen, kam ihnen ein Beamter, mit den Armen rudernd, entgegengerannt.

»Ein Unglück, Hohe Exzellenz, ein Unglück! Die Tinte verblaßt vor unseren Augen, wir wissen nicht, was los ist!«

Misinow fegte in einem Tempo davon, das man seiner massigen Figur nicht zugetraut hätte; die goldenen Kamillen an seinen Epauletten flatterten wie Mottenflügel. Beloserow und Fandorin ließen es jedoch an Ehrerbietung fehlen und überholten den Vorgesetzten, um als erste durch die hohe weiße Flügeltür zu stürmen.

In dem großen, mit Schreibtischen vollgestellten Raum herrschte helle Aufregung. Ein gutes Dutzend Beamter flitzte um die Unmengen säuberlich beschnittener weißer Kartellen, die sich auf den Tischen stapelten. Fandorin griff nach dem erstbesten: Die Schriftzeichen, die tatsächlich chinesischen Hieroglyphen ähnelten, waren gerade noch zu erkennen, er konnte zusehen, wie sie verschwanden, kurze Zeit später hielt er ein blütenweißes Kärtchen in der Hand.

»Was ist das für eine Hexerei!« rief der keuchende General. »Irgendwelche Geheimtinten?«

»Ich befürchte weit Schlimmeres, Hohe Exzellenz«, meinte ein Herr von professoralem Aussehen, nachdem er eines der Kärtchen bei Licht besehen hatte. »Rittmeister, hatten Sie nicht gesagt, die Kartei habe sich in einer Art Photographenkammer befunden?«

»Zu Befehl!« bestätigte Beloserow ehrerbietig.

»Erinnern Sie sich an die Beleuchtung! War es zufällig rotes Licht?«

»Richtig, da war eine rote elektrische Lampe.«

»Dachte ich mir. Tja, Lawrenti Arkadjewitsch, die Kartei ist leider irreparabel hinüber.«

»Wie? Das kann nicht sein!« brauste der General auf. »Nein, Herr Kollegienrat, ich darf doch bitten, denken Sie sich gefälligst etwas aus. Sie sind ein Meister Ihres Fachs, eine Koryphäe!«

»Nur leider kein Zauberer, Hohe Exzellenz. Augenscheinlich sind die Karten mit einer speziellen Lösung imprägniert, so daß sich nur bei Rotlicht mit ihnen arbeiten ließ. Die Schicht, auf die die Buchstaben aufgetragen sind, ist nun belichtet. Raffiniert, das muß man sagen. So etwas ist mir noch nicht untergekommen.«

Der General hob und senkte die buschigen Brauen, schnaufte bedrohlich. Im Zimmer wurde es still - ein Unwetter drohte. Doch das Gewitter entlud sich nicht.

»Gehen wir, Fandorin«, versetzte der Chef der Dritten Abteilung mit tonloser Stimme. »Die Arbeit ruft.«

Die zwei letzten chiffrierten Einträge blieben unentschlüs- selt - sie waren erst am dreißigsten Juni hinzugekommen, so daß Fandorin keine Chance hatte, sie wiederzuerkennen. Man durfte nun erste Schlüsse ziehen.

Der müde General Misinow hatte seine Wanderung durch das Kabinett wieder aufgenommen und überlegte laut.

»Fassen wir das wenige zusammen, was wir haben. Es existiert eine internationale Organisation, deren Name möglicherweise >Asasel< ist. Der Anzahl Karten nach zu urteilen, die zu lesen uns nicht mehr vergönnt ist, umfaßt sie 3854 Mitglieder. Über siebenundvierzig von ihnen - respektive fünfundvierzig, zwei Einträge sind nicht entschlüsselt - wissen wir etwas. Allerdings nicht viel - nur die nationale Zugehörigkeit und den Stand. Keine Namen, keine Altersangaben, keine Adressen. Was wissen wir noch? Die Namen zweier Asaseller: Cunningham und Brilling. Beide tot.

Außerdem wissen wir von einer Amalia Beshezkaja in England - falls Ihr Surow sie nicht getötet hat und falls sie nicht schon außer Landes ist und falls sie überhaupt so heißt. >Asa- sel< agiert aggressiv, schreckt nicht vor Mord und Totschlag zurück, hat sich offensichtlich einem höheren Zweck verschrieben. Nur welchem? Es sind keine Freimaurer, das wüßte ich, bin ja selbst einer, und nicht irgendeiner ... Äh, hm. Das Letzte haben Sie nicht gehört.«

Fandorin zog verlegen den Kopf zwischen die Schultern.

»Es ist auch nicht die Sozialistische Internationale«, fuhr Misinow fort, »für derlei Aktionen sind die Herren Kommunisten nicht intelligent genug. Und Brilling ein Revolutionär - das kann nun wirklich nicht sein. Was immer er da heimlich getrieben hat, Nihilisten hat mein lieber Kollege stets mit Ernst und Erfolg gejagt. Was also bezweckt dieser >Asa- sel

Cunningham tot. Brilling tot. Dieser Nikolai Krug ist eine unwichtige Figur, ein Handlanger. Pyshow, dieser Lump, ist tot. Alle Fäden verlaufen im Sande.« Misinow hob entrüstet die Schultern. »Nein, ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll! Ich habe Brilling seit über zehn Jahren gekannt. Ich habe ihn zu dem gemacht, was er zuletzt war! Er war meine Entdeckung! Stellen Sie sich vor, Fandorin: Damals als Generalgouverneur von Charkow habe ich alle möglichen Wettbewerbe für Gymnasiasten und Studenten ausschreiben lassen, um bei der jungen Generation Patriotismus zu wecken und das Bedürfnis, sich fürs Vaterland nützlich zu machen. Man brachte mir einen dürren, ungelenken Jungen, Abiturient, der einen sehr vernünftigen und leidenschaftlichen Aufsatz zum Thema »Rußlands Zukunft« verfaßt hatte. Glauben Sie mir, sein Werdegang und seine geistigen Anlagen ließen an einen jungen Lomonossow denken - ohne Stammbaum und Adel, Vollwaise, hat jede Kupferkopeke gespart, um Unterricht zu bekommen, und bestand auf Anhieb die Prüfung für die siebte Gymnasialklasse. Als reiner Autodidakt! Ich übernahm persönlich die Patenschaft, habe ihn mit einem Stipendium ausgestattet, an die Petersburger Universität geschickt und anschließend zu mir ins Amt geholt, was ich kein einziges Mal bereut habe! Er war der fähigste von meinen Leuten, mein engster Vertrauter! Er hat eine glänzende Karriere gemacht, mit den besten Aussichten! Was für ein heller, paradoxer Geist, welche Energie und Verläßlichkeit! Die eigene Tochter wollte ich ihm zur Frau geben, großer Gott!« Der General faßte sich an den Kopf.

Fandorin, der die Gefühle seines Vorgesetzten respektierte, ließ eine Pause verstreichen, ehe er sich hüstelnd zu Wort meldete.

»Hohe Exzellenz, ich wollte bemerken ... Wir haben freilich nicht sehr viele Anhaltspunkte, aber . einige schon!«

Der General schüttelte den Kopf, wie um die unnützen Erinnerungen zu verscheuchen, und setzte sich an den Tisch.

»Ich höre. Legen Sie los, Fandorin. Keiner kennt sich in dieser Geschichte besser aus als Sie.«

»Ja, also, was ich meine, ist . « Fandorin schaute auf seine Liste, strich etwas mit Bleistift an. »Es gibt hier siebenundvierzig Personen, davon zwei unentschlüsselt, und der Wirkliche Staatsrat Iwan Brilling zählt schon nicht mehr. Wenigstens acht von ihnen dürften einfach zu identifizieren sein. Überlegen Sie doch mal, Hohe Exzellenz. Wieviel Chefs kann die Leibwache des Kaisers von Brasilien schon haben? Oder hier, N° 47F - belgischer Ministerialdirektor, abgesandt am 11. Juni, eingegangen am 15. Bestimmt unschwer festzustellen, wer das ist. Damit hätten wir schon zwei. Drittens, N° 549F - Vizeadmiral der französischen Flotte, abgesandt: 15. Juni, eingegangen: 17. Viertens, N° 1007F - frischgebackener englischer Baronet, abgesandt: 9. Juni, eingegangen: 10. Fünftens, N° 694F - portugiesischer Minister, abgesandt: 29. Mai, eingegangen: 7. Juni.«

»Den können Sie vergessen«, unterbrach ihn der General, der sehr konzentriert zugehört hatte. »Die Portugiesen hatten im Mai einen Regierungswechsel, da sind alle Minister im Kabinett neu.«

»Ach so?« Fandorin ärgerte sich. »Na schön, dann sind es nicht acht, sondern sieben. Als fünften hätten wir dann einen Amerikaner: Nummer 852F - stellvertretender Senatsausschußvorsitzender, abgesandt am 10. Juni, eingegangen am 28. in meinem Beisein. Sechstens, Nummer 1042F, Türkei, persönlicher Sekretär des Prinzen Abd ul-Hamid, abgesandt: 1. Juni, eingegangen am 20.«

Dieser Punkt schien Misinow besonders zu interessieren.

»Sagen Sie bloß? Das ist ein wichtiger Hinweis. Tatsächlich am 1. Juni? Na, sowas. Am 30. Mai gab es in der Türkei einen Staatsstreich, Sultan Abd ul-Asis ist gestürzt worden, der neue Machthaber Midhat Pascha hat Murad V inthronisiert. Und schon am nächsten Tag soll er Abd ul-Hamid, Murads jüngerem Bruder, einen neuen Sekretär zugewiesen haben? Das ist mir aber verdächtig eilig, sagen Sie mal! Eine hochinteressante Information. Dieser Midhat Pascha wird doch am Ende nicht auch Murad loswerden und Abd ul-Hamid auf den Thron heben wollen? He, he . Gut, Fandorin, das ist nicht Ihr Bier. Den Sekretär herauszufinden ist übrigens ein Kinderspiel. Ich werde nachher gleich an Nikolai Pawlowitsch Gnatjew telegrafieren, das ist unser Botschafter in Konstantinopel, ein alter Freund von mir. Fahren Sie fort.«

»Ja, bleibt noch der Siebente, Nummer 1508F - Präfekt einer Schweizerischen Kantonspolizei, abgesandt am 25. Mai, eingegangen am 1. Juni. Die restlichen aufzudecken wird schwierig bis unmöglich sein. Aber wenn man zumindest diese sieben ausfindig machte und verdeckt observierte .«

»Geben Sie die Liste her!« sagte der General und streckte die Hand aus. »Ich werde sofort anordnen, daß die betreffenden Botschaften verschlüsselte Depeschen erhalten. Man wird mit den Geheimdiensten der Länder zusammenarbeiten müssen. Abgesehen von der Türkei, wo wir selbst über ein vorzügliches Netz verfügen . Übrigens, lieber Fandorin, falls ich etwas sehr schroff zu Ihnen war, sehen Sie es mir nach. Ich schätze Ihren Beitrag natürlich außerordentlich und so weiter . Mir geht die Sache einfach sehr nah, müssen Sie wissen. Wegen Brilling ... Sie verstehen.«

»Ich verstehe, Hohe Exzellenz. Mir geht es ja selbst, in gewisser Weise, ganz genauso.«

»Das ist gut. Das ist hervorragend. Sie werden bei mir arbeiten. Am Fall Asasel. Ich bilde eine Sonderkommission, aus den erfahrensten Leuten. Wir werden diesen Knoten zerschlagen, dafür sorge ich.«

»Hohe Exzellenz, ich müßte einmal nach Moskau fahren.«

»Wozu?«

»Um mit Lady Aster zu sprechen. Sie selbst wird, da sie ja eher ein himmlisches, denn ein irdisches Wesen ist« - an dieser Stelle lächelte Fandorin - »über Cunninghams wahre Machenschaften kaum unterrichtet gewesen sein, doch immerhin kannte sie den Mann von Kindesbeinen an und könnte durchaus etwas Nützliches zu erzählen haben. Und das muß ja nicht auf offiziellem Weg über die Gendarmerie geschehen, nicht wahr? Ich habe das Glück, Mylady ein wenig zu kennen, sie wird sich vor mir nicht fürchten, und englisch spreche ich auch. Vielleicht ergibt sich noch irgendein neuer Anhaltspunkt? Vielleicht ist Cunninghams Vergangenheit der Schlüssel zu etwas?«

»Selbstverständlich. Fahren Sie. Aber nicht länger als einen Tag. Und jetzt gehen Sie erst einmal schlafen, mein Adjutant wird Ihnen ein Quartier zuweisen. Morgen nehmen Sie den Abendzug nach Moskau. Wenn wir Glück haben, sind bis dahin schon die ersten Rückdepeschen aus den Botschaften da. Übermorgen früh, den 28. sind Sie in Moskau, reden mit Lady Aster, und am Abend erwarte ich Sie zurück, Sie erstatten mir umgehend Bericht. Zu jeder Tages- und Nachtzeit, verstanden?«

»Verstanden, Hohe Exzellenz.«

Ein sehr vornehmer alter Herr mit stattlichem Schnauzbart, Brillantnadel an der Krawatte, zigarrerauchend, stand im Zug von Sankt Petersburg nach Moskau auf dem Gang des

Erste-Klasse-Wagens und starrte mit unverblümter Neugier auf die verschlossene Tür des Coupes N° 1.

»Hallo, Verehrtester!« Mit rundlichem Finger winkte er den just in diesem Moment auftauchenden Kondukteur zu sich heran.

Der kam geflogen und verbeugte sich vor dem hochrangigen Passagier. »Zu Ihren Diensten!«

Der gnädige Herr nahm ihn mit zwei Fingern am Kragen, zog ihn zu sich heran und raunte mit Baßstimme: »Der junge Mann, der in der N° 1 reist - was ist das für einer? Hast du eine Ahnung? Scheint noch arg jung zu sein.«

»Wundert mich auch«, entgegnete der Kondukteur im Flüsterton. »Bekanntlich ist die N° 1 hochprominenten Personen vorbehalten, da hat nicht mal jeder General ein Anrecht. Nur wer in dringenden Staatsangelegenheiten reist.«

»Ist mir bekannt.« Der gnädige Herr blies einen Strahl Rauch in die Luft. »Bin selbst einmal darin gefahren, geheime Inspektionsreise nach Noworossijsk. Aber was sucht dieser Grünschnabel da? Vielleicht irgendein Junior? Reicher Nichtsnutz?«

»Wo denken Sie hin, solche sind in N° 1 nicht gelitten, da ist man sehr streng. Höchstens ausnahmsweise mal ein junger Großfürst. Nach dem hier hab ich mich erkundigt, aus der Passagierliste beim Herrn Zugführer war etwas zu erfahren.«

Der Bedienstete hatte die Stimme noch mehr gesenkt.

»Na, und?« wurde er von dem neugierigen Herrn zur Indiskretion ermuntert.

Ein üppiges Trinkgeld vorhersehend, legte der Schaffner den Finger auf die Lippen.

»Aus der Dritten Abteilung. Geheimdetektiv mit Sonderauftrag.«

»Ja nun, freilich mit Sonderauftrag. Mit einem einfachem säße er nicht in N° 1.« Der gnädige Herr machte eine vielsagende Pause. Dann fragte er: »Was genau?«

»Er hat sich da einquartiert und läßt sich seither nicht blicken. Ich habe ihm zweimal Tee angeboten, um zu sehen, was er macht. Sitzt über irgendwelchen Papieren und schaut nicht auf. Wir sind in Petersburg mit fünfundzwanzig Minuten Verspätung abgefahren, wie Ihnen gewiß aufgefallen sein wird. Nur seinetwegen. Es gab Anweisung zu warten, bis er kommt.«

»Oho!« staunte der Passagier. »Hat man so was schon gehört!«

»Kommt vor, aber äußerst selten.«

»Und der Name stand auf der Liste nicht vermerkt?«

»Leider nein. Weder Rang noch Name.«

Unterdessen versuchte Fandorin aus den knappen, wenige Zeilen umfassenden Berichten schlau zu werden und fuhr sich nervös durch die Haare. Ein mystisches Grauen schnürte ihm die Kehle zu.

Kurz vor Abfahrt zum Bahnhof war Misinows Adjutant in der Dienstwohnung erschienen, wo Fandorin beinahe den ganzen Tag hindurch tief und fest geschlafen hatte, und hieß ihn noch warten - die ersten drei Depeschen aus den Botschaften seien eingetroffen, man entschlüssele sie soeben. Es dauerte eine geschlagene Stunde, so daß Fandorin den Zug zu verpassen fürchtete, doch der Adjutant wußte ihn diesbezüglich zu beruhigen.

Kaum befand sich Fandorin in dem geräumigen, mit grünem Samt tapezierten Coupe (darin ein Schreibtisch, ein weiches Sofa und zwei Nußbaumstühle, deren Beine am Boden angeschraubt waren), als er den Brief öffnete und zu lesen begann.

Die drei Depeschen stammten aus Washington, Paris und Konstantinopel. Der Kopf stimmte bei allen überein:

Dringend! An Ew. Hohe Exzellenz Lawrenti Arkadjewitsch Misinow in Beantwortung der Depesche N° 13476/8g v. 26. Juni 1876.

Die Schreiben waren von den Gesandten persönlich gezeichnet. Dem Inhalt nach waren sie sehr verschieden.

27. Juni (9. Juli) 1876,12.15 Uhr. Washington Die angefragte Person heißt John Pratt Dobbs und wurde am 9. Juni d.J. zum Stellvertretenden Vorsitzenden des Senatsausschusses für Finanzen gewählt. Der Mann ist in Amerika sehr populär. Ein Millionär von der Sorte, die hierzulande selfmade man genannt wird. Alter: 44. Über die frühe Lebensphase, Geburtsort, Herkunft etc. ist nichts bekannt. Gelangte vermutlich in Zeiten des kalifornischen Goldfiebers zu Reichtum. Gilt als unternehmerisches Genie. Während des Bürgerkriegs war er Berater des Präsidenten Lincoln in Finanzfragen. Manch einer ist der Ansicht, man habe es dem Bemühen Dobbs’ und beileibe nicht den Verdiensten der Unionsgeneräle zu danken, daß der kapitalistische Norden den Sieg über den konservativen Süden davontrug. Im Jahr 1872 wurde Dobbs in den Senat des Bundesstaates Pennsylvania gewählt. Aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, daß er als künftiger Finanzminister gehandelt wird.

9. Juli (27. Juni) 1876,18.45 Uhr. Paris.

Wie durch Vermittlung des Ihnen bekannten Geheimagenten Coco aus dem Kriegsministerium zu erfahren war, ist Konteradmiral Jean Entrepide, seit jüngstem Kommandeur des Siamesischen Flottengeschwaders, am 15. Juni zum Vizeadmiral befördert worden. Es handelt sich um eine der legendärsten Persönlichkeiten in der französischen Flotte. Vor zwanzig Jahren wurde von einer französischen Fregatte vor der Küste von Tor- tuga ein auf offener See treibendes Boot gesichtet, darin ein Knabe, der offensichtlich einen Schiffbruch überlebt hatte. Durch das Abenteuer war der Knabe vollkommen des Gedächtnisses beraubt, wußte weder seinen Namen noch seine Nationalität zu benennen. Als Schiffsjunge an Bord genommen, erhielt er den Namen der betreffenden Fregatte. Er machte glänzende Karriere. Nahm teil an zahlreichen Expeditionen und kolonialen Eroberungen. Erwarb sich besondere Verdienste im Mexikokrieg. Letztes Jahr sorgte J. E. in Paris für eine echte Sensation, als er die älteste Tochter des Herzogs de Rohan ehelichte. Details aus der Biographie der angefragten Person folgen im nächsten Bericht.

27. Juni 1876, 2 Uhr nachmittags. Konstantinopel Mein lieber Lawrenti, Deine Anfrage hat mich ordentlich überrascht. Die Sache ist die, daß ich auf Anwar Effendi, an dem Du ein so dringendes Interesse bekundest, schon geraume Zeit ein wachsames Auge habe. Dieses Subjekt, ein Vertrauter von Midhat Pascha und Abd ul-Hamid, gehört den mir vorliegenden Informationen zufolge zu den Schlüsselfiguren einer derzeit heranreifenden Palastrevolte. Der Sturz des jetzigen Sultans und die Thronbesteigung Abd ul-Hamids ist nur noch eine Frage der Zeit. Dann wird Anwar Effendi zweifellos eine außerordentlich einflußreiche Position gewinnen. Er ist sehr klug, europäisch gebildet, spricht eine große Zahl östlicher und westlicher Sprachen. Leider vermögen wir nicht mit detailliertem biographischem Material zu diesem interessanten Herrn aufzuwarten. Man weiß nur, daß er nicht älter als fünfunddreißig sein kann und irgendwo in Serbien oder Bosnien geboren sein muß. Sein Stammbaum liegt im Dunkeln, es gibt keinerlei Angehörige, was sich für die Türkei als sehr günstig erweisen könnte, sollte Anwar eines Tages Wesir werden. Man stelle sich vor: ein Wesir und kein Schwarm habgieriger Verwandter! Hierzulande einfach undenkbar. Anwar ist so etwas wie die »graue Eminenz« des Midhat Pascha, aktives Mitglied der »Partei neuer Osmanen«. Habe ich Deine Neugier befriedigen können? Dann befriedige Du auch die meine. Wozu ist Dir mein Anwar Effendi denn nütze? Was weißt Du von ihm? Bitte unverzüglich mitteilen, könnte von Wichtigkeit sein.

Fandorin las die Depeschen nun schon zum x-tenmal, machte Anstreichungen. In der ersten: Über die frühe Lebensphase, Geburtsort, Herkunft etc. ist nichts bekannt; in der zweiten: wußte weder seinen Namen noch seine Nationalität zu benennen; in der dritten: Stammbaum liegt im Dunkeln, es gibt keinerlei Angehörige. Man konnte das Grausen bekommen. Wie es sich darstellte, waren alle drei irgendwie urplötzlich, aus dem Nichts aufgetaucht, um sofort mit einer jedes menschliche Maß übersteigenden Zielstrebigkeit die Karriereleiter zu erklimmen. Waren das Mitglieder irgendeiner rätselhaften Sekte? Oder womöglich - o Gott! - überhaupt keine Menschen, sondern Wesen von einem anderen Stern? Marsbewohner zum Beispiel? Handelte es sich, schlimmer noch, um Teufelsspuk? Fan- dorin fröstelte es, da er an seine nächtliche Begegnung mit dem »Gespenst« Amalia dachte. Auch so ein Geschöpf von unklarer Herkunft, diese Beshezkaja. Und dann noch diese satanische Formel: Asasel. Das roch geradezu nach Schwefel.

Es klopfte leise an die Tür, Fandorin zuckte zusammen, fuhr mit der Hand hinter den Rücken, an sein verstecktes Holster, ertastete den rauhen Griff der Herstal.

Das unterwürfige Gesicht des Kondukteurs erschien im Türspalt.

»Euer Exzellenz, in Kürze haben wir einen Aufenthalt. Wollen Sie sich vielleicht ein wenig die Beine vertreten? Es gibt auch einen Erfrischungsraum.«

Bei dieser Anrede straffte Fandorin unwillkürlich den Rücken und warf einen verstohlenen Blick in den Spiegel: Konnte man ihn allen Ernstes für einen General halten? Sich die Füße zu vertreten fand er indes keine schlechte Idee, im Gehen dachte es sich leichter. Schon die ganze Zeit beschäftigte ihn ein unausgegorener Gedanke, der ihm, sobald er ihn packen wollte, immer wieder entglitt, so als wollte er sagen: Grabe ruhig ein bißchen weiter, vielleicht kommst du noch drauf.

»Warum nicht. Wie lange stehen wir?«

»Zwanzig Minuten. Aber Sie müssen sich nicht sputen, ohne Sie fahren wir sowieso nicht los«, fügte der Kondukteur kichernd hinzu.

Fandorin sprang vom Trittbrett auf den von Laternenlicht überfluteten Bahnsteig. Nicht mehr alle Coupefenster waren erhellt - ein paar Passagiere hatten sich wohl schon schlafen gelegt. Sich behaglich reckend und die Arme hinter dem Rücken kreuzend, rüstete sich Fandolm zu einem Spaziergang, der die Gehirntätigkeit ein wenig anregen sollte. In diesem Moment jedoch stieg hinter ihm aus demselben Waggon ein würdevoller Herr mit Bart und Zylinder und warf ihm einen auffälligen, forschenden Blick zu, bevor er seiner jugendlichen Reisegefährtin den Arm bot. Beim Anblick ihres frischen, entzückenden Gesichts fühlte sich Fandorin wie vom Blitz getroffen. Dem Fräulein ging ein Strahlen über das Gesicht, und sie rief mit glockenheller Stimme: »Papa!« - sie betonte das Wort auf der letzten Silbe - »Papa, sieh mal, da ist der Herr von der Polizei! Von dem ich dir erzählt habe, erinnerst du dich? Na, der das Fräulein Pfuhl und mich verhört hat!«

Letzteres äußerte sie mit offenkundigem Stolz, und ihre blanken anthrazitfarbenen Augen sahen Fandorin voller Neugier an. Um der Wahrheit Genüge zu tun: Durch die sich überschlagenden Ereignisse der letzten Wochen war die Erinnerung an jene, die Fandorin für sich Lisanka getauft und manchmal, in besonders träumerischen Momenten, gar Engelchen genannt hatte, etwas in den Hintergrund getreten. Nun jedoch, beim Anblick dieses liebreizenden Geschöpfs, war die Glut, die seither im Herzen des armen Kollegienregistrators vor sich hin glomm, sofort aufs neue entfacht, loderte hell und sprühte leuchtende Funken.

»Ich bin genaugenommen kein Polizist«, murmelte Fan- dorin errötend. »Fandorin, Angestellter für besondere Dienste bei .«

»Ich weiß, ich weiß, je vous le dis tout cru«, sagte der bärtige Herr mit Verschwörermiene, und der Brillant auf seiner Krawatte blitzte. »Geheime Staatssache, Sie müssen nicht indiskret werden. Entre nous sois dit, ich hatte selbst wiederholt Gelegenheit, in derlei Angelegenheiten unterwegs zu sein, habe vollstes Verständnis.« Er lupfte den Zylinder. »Aber gestatten Sie, daß ich mich vorstelle. Wirklicher Geheimrat Alexander Apollodorowitsch Ewert-Kolokolnikow, Präsident der Moskauer Gouvernementsgerichtskammer. Meine Tochter Lisa.«

»Nennen Sie mich lieber Lizzy, Lisa gefällt mir nicht, es klingt wie der schiefe Turm von Pisa«, erbat sich das Fräulein und machte sodann ein naives Geständnis: »Ich habe oft an Sie gedacht. Emma haben Sie genauso gefallen. Ich weiß sogar noch Ihren Vor- und Vatersnamen: Erast Petrowitsch. Erast, ein hübscher Name.«

Fandorin glaubte zu träumen. Ein wunderbarer Traum. Wenn er nicht daraus erwachen wollte, durfte er sich nicht rühren.

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