Karlsson und die Fernsehbüchse

Papa kam mit einer neuen Sorge nach Hause,

„Ihr armen Kinder, es hat den Anschein, als müßtet ihr euch ein paar Tage ganz allein behelfen. Ich muß ganz überraschend geschäftlich nach London fliegen. Meint ihr, daß es gehen wird?"

„Das wird schon gut gehen", sagte Lillebror. „Wenn du nur nicht zu nah an den Propeller kommst."

Da lachte Papa.

„Ich dachte aber mehr daran, wie es euch hier zu Hause ergehen wird, ohne Mama und mich."

Birger und Betty meinten, es werde glänzend gehen. Es wäre sogar fast ein Spaß, wenn man ausnahmsweise einmal elternfrei hätte, sagte Betty.

„Ja, aber denkt an Lillebror", sagte Papa.

Betty streichelte ihrem Bruder zärtlich den blonden Scheitel.

„Ich werde wie eine Mutter zu ihm sein", versicherte sie. Aber daran glaubte Papa nicht so recht und Lillebror auch nicht.

„Du bist ja immer mit Jungens unterwegs, wenn man dich gerade am nötigsten braucht", schmollte Lillebror.

Birger versuchte, ihn zu trösten.

„Du hast mich ja dann."

„Ja, auf dem Sportplatz", sagte Lillebror.

Birger lachte.

„Bleibt noch der Hausbock. Sie läuft nicht mit Jungens herum, und fußballern tut sie auch nicht."

„Nein, leider", sagte Lillebror.

Er saß da und versuchte, sich darüber klarzuwerden, wie wenig er Fräulein Bock mochte. Aber da stellte er etwas Merkwürdiges fest: Er war nicht mehr böse auf sie. Kein bißchen böse.

Lillebror war erstaunt. Wie war denn das gekommen? Brauchte man nur zwei Stunden lang mit einem Menschen zusammen eingeschlossen zu sein, um zu merken, daß man es mit ihm aushalten konnte? Es war nicht so, daß Fräulein Bock ihm plötzlich gefiel - keineswegs —, sie kam ihm aber sozusagen ein wenig menschlicher vor. Die Ärmste, sie mußte ja mit dieser Frieda zusammen leben! Lillebror wußte nur zu gut, was es hieß, lästige Schwestern zu haben. Und dabei prahlte Betty nicht einmal mit Geistern im Fernsehen wie Frieda.

„Ich möchte nicht, daß ihr nachts allein bleibt", sagte Papa. „Es wird das beste sein, wenn ich Fräulein Bock frage, ob sie hier schlafen kann, solange ich fort bin."

„Soll ich mich nun Tag und Nacht mit ihr herumschlagen", sagte Lillebror. Aber im tiefsten Innern fand er es schön, daß jemand bei ihnen bleiben sollte, und wenn es auch nur ein Hausbock war.

Und Fräulein Bock wollte nur zu gern nachts bei den Kindern bleiben. Als sie mit Lillebror allein war, erklärte sie ihm, weshalb.

„Es spukt ja immer gerade nachts am allermeisten, nicht wahr.

Und jetzt möchte ich für ein Fernsehprogramm sammeln, so daß Frieda vom Stuhl fällt, wenn sie mich im Apparat sieht."

Lillebror wurde unruhig. Wenn nun Fräulein Bock in Papas Abwesenheit einen Haufen Fernsehleute ins Haus brächte und die bekämen Karlsson zu Gesicht, o je, dann würde er ins Fernsehen kommen, das war so sicher wie nur was, obgleich er kein Geist war, sondern nur einfach Karlsson. Und dann würde es mit dem Hausfrieden vorbei sein, um den Mama und Papa so besorgt waren. Lillebror kam zu dem Ergebnis, daß er Karlsson warnen und ihn bitten müsse, sich in acht zu nehmen.

Das konnte er erst am Abend tun, als er allein zu Hause war.

Papa war schon nach London geflogen, Birger und Betty hatten etwas vor, und Fräulein Bock war schnell einmal zu Frieda nach Hause gefahren, um zu fragen, ob sie kürzlich irgendeinen Geist gesehen habe.

„Ich bin gleich wieder zurück", sagte sie zu Lillebror, als sie ging. „Und sollte inzwischen ein Geist kommen, dann sag ihm, er solle solange Platz nehmen."

Fräulein Bock machte selten einen Scherz und lachte fast nie.

Wenn sie es trotzdem einmal tat, war man dankbar, daß es nicht öfter geschah. Gerade jetzt aber war sie höchst munter. Lillebror konnte sie weit unten im Treppenhaus noch lachen hören. Es war ein Gelächter, das von den Wänden widerhallte.

Gleich darauf kam Karlsson zum Fenster hereingeflogen.

„Heißa hopsa, Lillebror, was wollen wir jetzt machen?" fragte er. „Hast du nicht eine Dampfmaschine, mit der wir herumexplodieren können, oder einen Hausbock, den wir tirritieren können, ganz gleich was, aber Spaß will ich haben, sonst mach' ich nicht mit."

„Wir können ja Fernsehen angucken", schlug Lillebror vor.

Und da stellte es sich heraus, daß Karlsson keine Ahnung vom Fernsehen hatte! Er hatte in seinem ganzen Leben noch keinen Fernsehapparat gesehen. Lillebror nahm ihn mit ins Wohnzimmer und zeigte stolz auf ihren nagelneuen Apparat.

„Sieh mal!"

„Was ist das für 'ne Büchse?" fragte Karlsson.

„Das ist keine Büchse, das ist der Fernsehapparat", erklärte Lillebror.

„Was bewahrt man in solchen Büchsen auf?" fragte Karlsson.

„Zimtwecken etwa?"

Lillebror lachte.

„So siehst du aus! Hier, schau mal her, was das ist."

Er schaltete am Apparat, und eh' man sich's versah, erschien ein Mann auf dem Bildschirm und teilte mit, wie das Wetter im nördlichen Norrland würde.

Karlssons Augen wurden rund vor Staunen.

„Wie habt ihr den in die Büchse reingekriegt?"

Lillebror lachte hellauf.

„Ja, wie meinst du wohl? Er ist da hineingekrochen, als er klein war, das ist doch klar."

„Wofür habt ihr ihn denn?" wollte Karlsson wissen.

„Ach was, merkst du nicht, daß ich Spaß mache?" sagte Lillebror. „Natürlich ist er da nicht hineingekrochen, als er klein war, und wir haben ihn nicht für irgend etwas. Er ist nur einfach da, verstehst du, und sagt uns, wie morgen das Wetter ist. Er ist nämlich so ein Wettermann, weißt du."

Karlsson kicherte.

„Habt ihr extra einen Mann in eine Büchse gesteckt, nur damit er davon redet, was morgen für Wetter ist? Das werdet ihr doch sehen! Oder ihr könnt ebensogut mich fragen. Wir kriegen Ge-witter und Regen und Hagel und Sturm und Erdbeben. Bist du nun zufrieden?"

„An der Küste von Norrland ist für morgen Sturm und Regen zu erwarten", sagte der Wettermann auf dem Fernsehschirm.

Karlsson lachte begeistert.

„Was habe ich gesagt - Sturm und Regen!"

Er ging dicht an den Apparat heran und drückte seine Nase gegen die Nase des Wettermannes.

„Und dann auch Erdbeben, vergiß das nicht! Arme Norrländer, die kriegen aber ein Wetter! Sie können nur froh sein, daß sie überhaupt ein Wetter kriegen. Denk bloß, wenn sie ganz ohne dasitzen müßten."

Er versetzte dem Mann auf dem Bildschirm einen freundschaft-lichen Klaps.

„So ein netter kleiner Mann", sagte er. „Kleiner als ich. Das gefällt mir."

Dann kniete er sich hin und besah sich den Apparat von unten.

„Von wo ist er eigentlich da reingekrochen?"

Lillebror versuchte, ihm zu erklären, daß das auf dem Schirm nur ein Bild sei und kein lebendiger Mensch, aber da wurde Karlsson beinahe böse.

„Das kannst du einem anderen auf die Nase binden, du Dummer. Er bewegt sich doch, soviel ich sehe. Und das Wetter im nördlichen Norrland - erzählen tote Menschen im allgemeinen davon, was?"

Lillebror wußte nicht allzuviel über das Fernsehen, er strengte sich aber aufs äußerste an, um Karlsson die Sache klarzumachen. Und dann wollte er die Gelegenheit nutzen, gleich seine Warnung anzubringen.

„Weißt du, Fräulein Bock möchte gern ins Fernsehen kommen", fing er an, aber da brach Karlsson in ein schallendes Gelächter aus.

„Der Hausbock und in so eine kleine Büchse! Der große Klum-pen — da muß sie sich aber vierfach zusammenfalten."

Lillebror seufzte. Karlsson hatte offensichtlich nichts begriffen.

Lillebror mußte wieder von vorn anfangen. Es sah hoffnungslos aus, schließlich aber hatte er Karlsson doch so weit, daß er verstand, wie merkwürdig eine solche Einrichtung arbeitete.

Fräulein Bock brauche nicht selbst in den Apparat zu kriechen, sie könne in aller Gemütsruhe mehrere Kilometer weit weg sitzen, und trotzdem könne man sie leibhaftig auf dem Bildschirm sehen, versicherte Lillebror.

„Leibhaftiger Hausbock — uh, wie schauerlich", sagte Karlsson.

„Schmeißt die Büchse lieber raus oder tauscht sie gegen eine mit Wecken ein, davon habt ihr mehr."

Im selben Augenblick erschien eine hübsche Ansagerin auf dem Bildschirm. Sie lächelte, und Karlsson machte große Augen.

„Allerdings", meinte er, „müßten es natürlich sehr gute Wecken sein - unter diesen Umständen. Denn wie ich sehe, gibt es in dieser Büchse mehr, als man vorher ahnen konnte."

Die Ansagerin lächelte Karlsson immerzu an, und Karlsson lächelte zurück. Gleichzeitig knuffte er Lillebror in die Seite.

„Guck dir nun bloß dieses Schnuckelchen an! Ich gefalle ihr! Ja, sie sieht ja auch, daß ich ein schöner und grundgescheiter und ziemlich dicker Mann in den besten Jahren bin."

Plötzlich verschwand die Ansagerin. Es erschienen nun zwei ernsthafte, garstige Herren, die in einem fort redeten. Das gefiel Karlsson nicht. Er begann, an allen Rädchen und Knöpfen zu schrauben, die da waren.

„Neeiin, laß das", sagte Lillebror.

„Doch, ich möchte das Schnuckelchen wieder herbeischrauben", sagte Karlsson.

Er schraubte wie wild, aber die Ansagerin kam nicht wieder.

Das einzige, was geschah, war, daß die garstigen Herren noch garstiger wurden. Sie bekamen ganz, ganz kleine, kurze Beine und sehr hohe Stirnen. Darüber lachte Karlsson. Eine ganze Weile vergnügte er sich auch damit, den Apparat abwechselnd abzustellen und wieder anzudrehen.

„Diese Burschen kommen und gehen, ganz, wie ich will", sagte er befriedigt.

Die beiden Herren redeten und redeten, sobald Karlsson ihnen Gelegenheit dazu gab.

„Was mich betrifft, so meine ich nun so ...", sagte der eine.

„Das ist mir ganz schnuppe", sagte Karlsson. „Mach, daß du nach Hause kommst!"

Er stellte den Apparat ab und lachte begeistert.

„Denk nur, wie dieser Bursche sich ärgert, wenn er nicht mehr davon reden kann, was er so meint!"

Jetzt hatte Karlsson aber das Fernsehen satt und wollte etwas anderes haben, was Spaß machte.

„Wo ist der Hausbock? Hol sie her, damit ich sie figurieren kann."

„Figurieren - wie machst du das denn?" fragte Lillebror beunruhigt.

„Es gibt", sagte Karlsson, „drei Arten, wie man Hausböcke bändigt. Man kann sie tirritieren oder ihnen einen Streich spielen oder sie figurieren. Ja, eigentlich ist es alles dasselbe.

Wenn man sie aber figuriert, dann ist es sozusagen mehr ein Nahkampf."

Lillebror wurde noch unruhiger. Wenn Karlsson sich nun mit Fräulein Bock in einen Nahkampf einließ, dann bekam sie ihn ja zu sehen, und genau das durfte nicht geschehen. Lillebror mußte ihn bewachen, solange Mama und Papa weg waren, wie schwierig das auch sein mochte. Auf irgendeine Weise mußte er versuchen, Karlsson einen Schrecken einzujagen, so daß Karlsson von selbst vernünftig genug war, Fräulein Bock aus dem Wege zu gehen. Lillebror überlegte, dann sagte er listig:

„Du, Karlsson, möchtest du vielleicht ins Fernsehen kommen?"

Karlsson schüttelte heftig den Kopf.

„In die Büchse da? Nicht, solange ich bei Kräften bin und imstande, mich zur Wehr zu setzen."

Dann aber wurde er nachdenklich.

„Wenn allerdings ... wenn dieses Schnuckelchen dann gleichzeitig da wäre ..."

Lillebror sagte mit großer Bestimmtheit, das solle sich Karlsson nur nicht einbilden. O nein, wenn Karlsson ins Fernsehen komme, dann sicher mit dem Hausbock zusammen.

Karlsson sprang auf.

„Der Hausbock und ich in derselben Büchse - oh, oh, wenn nicht vorher schon ein Erdbeben im nördlichen Norrland gewesen ist, dann kommt eins, das geb' ich dir schriftlich. Wie kommst du nur auf solchen hirnverbrannten Gedanken?"

Da erzählte Lillebror alles über das Spukprogramm, das Fräulein Bock im Fernsehen machen wollte, damit Frieda vom Stuhl fallen sollte.

„Hat der Hausbock denn einen Geist gesehen?" fragte Karlsson.

„Nein, nicht gesehen", sagte Lillebror. „Sie hat aber draußen vorm Fenster etwas gehört, ein Muhen. Sie denkt, du bist ein Geist."

Und Lillebror erklärte ganz genau den Zusammenhang zwischen Frieda und dem Hausbock und Karlsson und dem Fernsehen; wenn er aber geglaubt hatte, das würde Karlsson abschrecken, dann hatte er sich geirrt. Karlsson klatschte sich auf die Knie und tobte vor Begeisterung, und als er fertig getobt hatte, knuffte er Lillebror in den Rücken.

„Hüte den Hausbock gut! Er ist das beste Möbel, das ihr im Hause habt. Hüte sie unter allen Umständen gut! Denn jetzt werden wir wirklich einen Spaß haben."

„Wie denn?" fragte Lillebror ängstlich.

„Hoho", rief Karlsson, „jetzt wird nicht nur Frieda vom Stuhl fallen! Nee, haltet euch fest, alle Hausböcke und Fernsehmänner! Jetzt werdet ihr sehen, wer da angedampft kommt!"

Lillebror wurde immer unruhiger.

„Wer kommt angedampft?"

„Das Gespenst vom Vasaviertel!" brüllte Karlsson. „Hoho!"

Da gab Lillebror es auf. Er hatte gewarnt und versucht, zu tun, was Papa und Mama wünschten. Jetzt mochte es so werden, wie Karlsson es wünschte. Denn so wurde es ja ohnehin immer.

Karlsson sollte Streiche machen und spuken und figurieren dürfen, soviel er mochte, Lillebror hatte nicht die Absicht, ihn noch weiter daran zu hindern. Und als er sich endlich dazu entschlossen hatte, war ihm klar, daß es lustig werden könnte.

Ihm fiel ein, wie Karlsson einmal Gespenst gewesen war und Diebe verscheucht hatte, die Mamas Wirtschaftsgeld und das Eßsilber hatten wegnehmen wollen. Karlsson hatte es auch nicht vergessen.

„Weißt du noch, was für einen Spaß wir hatten?" sagte er.

„Übrigens - wo ist das Gespenstergewand, das ich damals hatte?"

Lillebror mußte gestehen, daß Mama es an sich genommen hatte. Sie war damals ziemlich böse gewesen wegen des Lakens, das Karlsson kaputtgeschnitten hatte. Sie hatte aber später die Löcher ausgebessert und das Gespenstergewand wieder in ein Laken verwandelt.

Karlsson fauchte, als er das hörte.

„So eine Einmischerei macht mich wütend. Nie kann man in diesem Haus etwas für sich allein haben."

Er setzte sich auf einen Stuhl und maulte.

„Wenn das so ist, dann mach' ich nicht mit. Ihr könnt euch eure Gespenster selber besorgen, so viele, wie ihr wollt."

Aber dann lief er zum Wäscheschrank und machte ihn auf.

„Zum Glück gibt es ja noch mehr Laken."

Er zerrte eines von Mamas besten Leinenlaken heraus, aber da kam Lillebror angestürzt.

„Nein, nein, das nicht! Laß das! Hier sind alte, abgelegte Laken, die gehen wohl ebenso gut."

Karlsson machte ein unzufriedenes Gesicht.

„Alte abgelegte Laken! Ich dachte, das Gespenst vom Vasaviertel bekäme ein bißchen hübsche Sonntagskleider.

Allerdings, wieso auch? Es ist ja ohnehin kein besseres Haus ...

Her mit den Lumpen!"

Und Lillebror zog ein paar zerrissene Laken heraus, die er Karlsson überließ.

„Wenn du die zusammenflickst, dann gibt das ein sehr schönes Gespenstergewand", sagte er.

Karlsson stand mit finsterer Miene da, die Laken im Arm.

„Wenn ich sie zusammenflicke! Wenn du sie zusammenflickst, meinst du. Komm, wir fliegen zu mir rauf, damit der Hausbock nicht mitten ins Gestichel reinplatzt."

In der nächsten Stunde saß Lillebror oben bei Karlsson und nähte ein Gespenstergewand. In der Handarbeitsstunde in der Schule hatte er alle Stiche gelernt, Vorstich und Stielstich und Kreuzstich, aber wie man zwei zerrissene Laken zu einem Gespenstergewand zusammennäht, das hatte ihm niemand beige-bracht, das mußte er selbst herausfinden. Er machte einen zag-haften Versuch, Karlsson um Hilfe zu bitten.

„Du könntest doch wenigstens zuschneiden", sagte Lillebror.

Karlsson schüttelte den Kopf.

„Wenn ich etwas zuschneiden sollte, dann müßte es deine Mama sein, die würde ich gern zuschneiden. War es nötig, daß sie mein Gespenstergewand wegnahm! Er ist nicht mehr als recht und billig, wenn du ein neues nähst. Fang nur an und jammere nicht."

Außerdem, meinte Karlsson, habe er kein bißchen Zeit, er müsse ein Bild malen, und zwar unverzüglich.

„So was muß man nämlich tun, wenn die Inspiration über einen kommt, verstehst du, und die ist gerade über mich gekommen.

Blupp, machte es - das war die Inspiration, die kam."

Lillebror wußte nicht, was Inspiration war. Aber Karlsson erklärte ihm, daß es eine Art von Krankheit sei, die alle Bilder-maler befalle, so daß sie nur malen und malen und malen wollten, anstatt Gespenstergewänder zu nähen.

Und Lillebror hockte auf der Hobelbank mit den Beinen über Kreuz wie ein Schneider und heftete und nähte, während Karlsson, in die Herdecke gedrückt, sein Bild malte. Vor dem Fenster stand schwarz das Dunkel, aber bei Karlsson drinnen war es hell und traulich, die Petroleumlampe brannte, und im Herd flackerte ein Feuer.

„Du bist hoffentlich im Handarbeitsunterricht fleißig und tüchtig gewesen", sagte Karlsson. „Denn ich möchte unter allen Umständen ein hübsches Gespenstergewand haben. So Langetten um den Hals würden mir gut gefallen oder auch eine Reihe Grätenstiche."

Lillebror gab keine Antwort. Er nähte nur, das Feuer prasselte, und Karlsson malte.

„Was malst du da?" fragte Lillebror.

„Das wirst du sehen, wenn es fertig ist", sagte Karlsson.

Endlich hatte Lillebror ein Gespenstergewand zusammenge-stoppelt, von dem er meinte, daß es zu brauchen sei. Karlsson probierte es an und war sehr zufrieden. Er flog ein paar Runden durch das Zimmer, um es vorzuführen.

Lillebror gruselte es. Er fand Karlsson ganz unheimlich und gespenstisch. Armes Fräulein Bock, aber sie wollte ja Spuk haben, und hier kriegte sie wahrhaftig einen, der dem Mutigsten angst machen konnte.

„Jetzt kann der Hausbock die Männer vom Fernsehen bestellen", sagte Karlsson. „Denn jetzt kommt bald das Gespenst vom Vasaviertel, motorisiert, wild und schön und ungeheuer gefährlich."

Karlsson flog im Zimmer herum, zufrieden glucksend. Um sein Bild kümmerte er sich nicht mehr. Lillebror ging hin, um sich anzusehen, was Karlsson gemalt hatte.

„Porträt von meinen Kaninchen", stand ganz unten zu lesen.

Aber zu sehen war nur ein kleines rotes Tier, das eher wie ein Fuchs aussah.

„Ist das da nicht ein Fuchs?" fragte Lillebror.

Karlsson schwebte herab und stellte sich neben ihn. Er legte den Kopf schief und betrachtete sein Bild.

„Ja, natürlich ist das ein Fuchs. Es ist zweifellos ein Fuchs, vom besten Fuchsmaler der Welt gemalt."

„Ja, aber", sagte Lillebror, .„Porträt von meinen Kaninchen' -wo sind denn die Kaninchen?"

„Die sind im Fuchs drin", sagte Karlsson.

Загрузка...