Am gleichen Tag verkündete die Abendzeitung, daß nicht nur die dritte, sondern ebenso auch die vierte Goldene Eintrittskarte gefunden worden sei. ZWEI GOLDENE EINTRITTSKARTEN GEFUNDEN... NUR NOCH EINE ÜBRIG... schrien die Schlagzeilen.
«Jetzt lies uns vor, wer sie gefunden hat», sagte Großvater Josef, als sich nach dem Abendessen die ganze Familie im Zimmer der Großeltern versammelt hatte.
Charlies Vater hielt die Zeitung ganz dicht vors Gesicht. Er hatte schlechte Augen und konnte sich keine Brille leisten.
«Die dritte Goldene Eintrittskarte wurde von Violetta Beauregarde gefunden. Es herrschte große Aufregung in der Familie Beauregarde, als unser Reporter erschien, um die glückliche junge Dame zu interviewen. Fernsehkameras surrten, Blitzlichter blitzten, und Menschen drängten und schubsten, um etwas näher an das berühmte Mädchen heranzukommen. Das berühmte Mädchen selbst stand im Wohnzimmer auf einem Stuhl und wedelte mit der Goldenen Eintrittskarte. Sie sprach sehr laut und sehr schnell zu den versammelten Leuten, aber sie war nur schwer zu verstehen, da sie ständig wie besessen auf einem Stück Kaugummi kaute.
Sie rief:
Kaugummi nicht leben. Ich kaue den ganzen Tag lang. Außer bei Tisch. Da nehme ich meinen Kaugummi ein paar Minuten aus dem Mund und klebe ihn mir solange hinters Ohr. Ich würde mich, ehrlich gesagt, nicht wohl fühlen, wenn ich nicht den ganzen Tag einen Kaugummi zwischen den Zähnen hätte. Meine Mutter sagt immer, das ist nicht damenhaft, und sie behauptet, es sieht häßlich aus, wenn bei einem jungen Mädchen dauernd der Unterkiefer rauf und runter geht wie bei mir, aber das finde ich nicht. Außerdem geht ihr Unterkiefer auch den ganzen Tag lang rauf und runter, weil sie dauernd an mir herummeckert! >
«Gräßliches Mädchen!» sagte Großmutter Josefine.
«Abscheulich!» stimmte Großmutter Georgine zu. «Sie wird noch mal ein schlimmes Ende nehmen, bei all dem Kaugummi, das sie kaut, ihr werdet schon sehen.»
«Und wer hat die vierte Goldene Eintrittskarte, Vater?» fragte Charlie.
«Moment», sagte Charlies Vater und kniff die Augen zusammen. «Ah, ja, hier steht es:
«Wahrscheinlich noch so eine üble Type», murmelte Großmutter Josefine.
«Bitte, unterbrich nicht, Großmutter», sagte Charlies Mutter.
Charlies Vater las weiter: «Auch bei Familie Schießer wimmelte es schon von aufgeregten Besuchern, als unser Reporter eintraf. Aber Micky Schießer, der glückliche Gewinner, schien sich für das alles nicht zu interessieren.
Der neunjährige Junge saß vor einem riesigen Fernsehgerät und sah sich einen Film an, in dem eine Bande Gangster eine andere Bande Gangster mit Maschinenpistolen zusammenschoß. Micky selbst hatte nicht weniger als achtzehn Spielzeugpistolen in allen Größen an Gürteln um sich herumhängen. Hin und wieder sprang er auf und verknallte ein paar Runden Schießplättchen mit der einen oder anderen dieser Waffen.
Als jemand ihm eine Frage stellte, schrie Micky Schießer:
«Das finde ich auch», sagte Großmutter Georgine. «Benehmen sich heutzutage alle Kinder so wie diese... diese vier Gören, von denen wir da gehört haben?»
«Natürlich nicht», sagte Charlies Vater und sah die beiden Großmütter lächelnd an. «Manche benehmen sich so... ziemlich viele sogar. Aber längst nicht alle.»»
«Jedenfalls ist jetzt nur noch eine Goldene Eintrittskarte übrig», sagte Großvater Georg.
«Ja», schniefte Großmutter Georgine. «Und genauso sicher, wie wir morgen abend wieder Kohlsuppe essen werden, genauso sicher wird diese allerletzte Goldene Eintrittskarte von irgendeinem fürchterlichen, verzogenen kleinen Biest gefunden, das sie gar nicht verdient.»