29 Das Vogelfest

Mat wachte von den Würfeln auf und erwog weiterzuschlafen, bis sie zur Ruhe kämen, aber schließlich stand er doch mißmutig auf. Als hätte er nicht schon genug Sorgen. Er verscheuchte Nerim, zog sich an, aß währenddessen die letzten Stücke Brot und Käse vom Vorabend und sah dann nach Olver. Der Junge war hin- und hergerissen zwischen der Möglichkeit sich rasch anzukleiden, um hinauszugelangen, und der Möglichkeit stehenzubleiben - Stiefel und Hemd in der Hand haltend -, um Dutzende von Fragen loszuwerden, die Mat nur halbherzig beantwortete. Nein, sie würden heute nicht zu den Rennen gehen. Vielleicht könnten sie die Tierschau besuchen. Ja, Mat würde ihm eine Federmaske für das Fest kaufen. Wenn er sich jemals fertig ankleidete. Was prompt geschah.

In Wahrheit beschäftigten Mat die Würfel in seinem Kopf. Warum hatten sie erneut zu rollen begonnen? Er wußte immer noch nicht, warum sie auch früher schon zu rollen begonnen hatten!

Als Olver schließlich angezogen war, folgte er Mat plappernd ins Wohnzimmer - und stieß von hinten gegen ihn, als Mat jäh stehenblieb. Tylin legte das Buch, das Olver am Abend zuvor gelesen hatte, auf den Tisch zurück.

»Majestät!« Mat warf einen raschen Blick zur Tür, die er letzte Nacht abgeschlossen hatte und die jetzt weit offenstand. »Welche Überraschung.« Er zog Olver vor sich, zwischen sich und das spöttische Lächeln der Frau. Nun, vielleicht war es nicht wirklich spöttisch, aber gewiß schien es in dem Moment so. Sie war offensichtlich mit sich zufrieden. »Ich wollte Olver gerade mit in die Stadt nehmen. Wir wollen uns das Fest ansehen. Und eine Tierschau. Er wünscht sich eine Federmaske.« Er schloß jäh den Mund, um nicht weiteren Unsinn von sich zu geben, und ging langsam auf die Tür zu, wobei er den Jungen als Schild benutzte.

»Ja«, murmelte Tylin, die ihn durch gesenkte Wimpern beobachtete. Sie machte keinerlei Anstalten einzugreifen, aber ihr Lächeln vertiefte sich, als warte sie nur darauf, daß sein Fuß in einer Falle landete. »Es ist weitaus besser, wenn er in Begleitung ist, als wenn er mit den Straßenkindern umherrennt, wie ich gehört habe. Man hört eine Menge über Euren Jungen. Riselle?«

Eine Frau erschien im Eingang, und Mat zuckte zusammen. Eine phantasievolle Maske aus blauen und goldenen Federn verbarg weitgehend Riselles Gesicht, aber die Federn an ihrem übrigen Kostüm verbargen sonst nicht viel. Sie besaß den aufsehenerregendsten Busen, den er je gesehen hatte.

»Olver«, sagte sie und sank auf die Knie, »würdest du gern mit mir zum Fest gehen?« Sie hielt eine rotgrüne Falkenmaske hoch, die genau die richtige Größe für einen Jungen hatte.

Bevor Mat den Mund öffnen konnte, riß sich Olver von ihm los und lief zu ihr. »O ja, bitte. Vielen Dank.« Der undankbare kleine Flegel lachte, als sie ihm die Falkenmaske vors Gesicht band und ihn an ihren Busen drückte. Hand in Hand liefen sie hinaus und ließen Mat mit offenem Mund zurück.

Mat erholte sich ausreichend schnell, als Tylin sagte: »Gut für dich, daß ich keine eifersüchtige Frau bin, mein Süßer.« Sie zog den langen Eisenschlüssel zu seiner Tür hinter ihrem Gold- und Silbergürtel hervor, dann einen zweiten und winkte ihm damit. »Die Leute bewahren ihre Schlüssel immer in einem Kasten in der Nähe der Tür auf.« Dort hatte auch er seinen gelassen. »Und niemand denkt jemals daran, daß es noch einen weiteren Schlüssel geben könnte,« Ein Schlüssel wurde wieder hinter den Gürtel gesteckt, während der andere mit lautem Klicken im Schloß gedreht wurde, bevor er seinem Gegenstück folgte. »Nun, Schätzchen.« Sie lächelte.

Es war zuviel. Die Frau jagte ihn, versuchte, ihn auszuhungern, und jetzt sperrte sie ihn mit ihr ein wie ... er wußte nicht, was. Schätzchen! Diese verdammten Würfel sprangen in seinem Schädel umher. Außerdem mußte er sich um wichtige Angelegenheiten kümmern. Die Würfel hatten niemals etwas damit zu tun gehabt, etwas zu finden, aber... Er erreichte sie mit zwei langen Schritten, ergriff ihren Arm und suchte die Schlüssel. »Ich habe, verdammt noch mal, keine Zeit für...« Sein Atem gefror, als die scharfe Spitze ihres Dolches unter seinem Kinn ihm die Worte raubte und ihn sich auf Zehenspitzen aufrichten ließ.

»Nehmt Eure Hand fort«, sagte sie kalt. Er sah ihr ins Gesicht. Jetzt lächelte sie nicht mehr. Er ließ ihren Arm vorsichtig los. Sie lockerte den Druck der Klinge jedoch nicht. Sie schüttelte den Kopf. »Ts, ts, ts. Ich versuche zu bedenken, daß Ihr ein Fremder seid, Gänschen, aber da Ihr es auf die grobe Art wollt... Hände an die Seiten. Bewegt Euch.« Die Dolchspitze wies ihm die Richtung. Er schlich lieber auf Zehenspitzen rückwärts, als die Kehle durchschnitten zu bekommen.

»Was habt Ihr vor?« stieß er durch zusammengebissene Zähne hervor. Der gestreckte Hals ließ seine Stimme angestrengt klingen - unter anderem. »Nun?« Er konnte versuchen, ihr Handgelenk zu ergreifen. Er war schnell mit seinen Händen. »Was habt Ihr vor?« Schnell genug, wenn das Messer bereits an seiner Kehle anlag? Das war die Frage. Das und diejenige, die er ihr gestellt hatte. Wenn sie ihn zu töten beabsichtigte, würde ein Ruck ihres Handgelenks genau jetzt genügen, den Dolch bis in sein Gehirn zu stoßen. »Wollt Ihr mir antworten?« Es klang keine Panik in seiner Stimme mit. Er war nicht in Panik. »Majestät? Tylin?« Nun, vielleicht war er etwas in Panik, wenn er ihren Namen gebrauchte. Man könnte jede Frau in Ebou Dar den ganzen Tag ›Entchen‹ oder ›Süße‹ nennen, und sie würde lächeln, aber ihren Namen zu gebrauchen, bevor sie es erlaubte, bewirkte eine heftigere Reaktion, als wenn man eine fremde Frau irgendwo anders auf der Straße in den Po zwickte. Und einige ausgetauschte Küsse genügten keineswegs als Erlaubnis.

Tylin antwortete nicht, sondern ließ ihn einfach weiter auf Zehenspitzen zurückweichen, bis er mit den Schultern plötzlich gegen etwas prallte, das ihn aufhielt. Da dieser glühende Dolch keinen Moment gelockert wurde, konnte er den Kopf nicht bewegen, aber er versuchte sich dennoch umzublicken. Sie befanden sich im Schlafraum, und ein mit geschnitzten Blumen verzierter Bettpfosten drückte hart zwischen seine Schulterblätter. Warum sollte sie ihn hierher...? Er errötete jäh. Nein. Sie konnte doch nicht vorhaben... Es war nicht anständig! Es war nicht möglich!

»Das könnt Ihr mir nicht antun«, murmelte er, und wenn seine Stimme ein wenig atemlos und schrill klang, so bestand gewiß Grund dazu.

»Beobachtet und lernt, mein Kätzchen«, sagte Tylin und zog ihren Hochzeitsdolch.

Hinterher, erhebliche Zeit später, zog er das Laken verärgert über seine Brust. Ein Seidenlaken. Nalesean hatte recht gehabt. Die Königin von Altara summte glücklich neben dem Bett, die Arme auf dem Rücken, um die Knöpfe ihres Kleids zu schließen. Er trug nur sein Fuchskopf-Medaillon um den Hals und das schwarze Halstuch. Ein Band um ihr Geschenk, hatte die verdammte Frau es genannt. Er rollte sich herum und ergriff seine silberverzierte Pfeife und den Tabaksbeutel von dem kleinen Tisch auf der anderen Seite des Bettes. Eine goldene Zange und ein heißes Stück Kohle in einer goldenen, mit Sand gefüllten Schale dienten zum Anzünden der Pfeife. Er verschränkte die Arme und paffte heftig.

»Du solltest dich nicht aufregen, Entchen, und du solltest auch nicht schmollen.« Sie zog ihren Dolch aus dem Bettpfosten, wo er neben ihrem Hochzeitsdolch stak, und überprüfte die Spitze, bevor sie ihn in die Scheide steckte. »Was ist los? Du weißt, daß du genauso viel Vergnügen daran hattest wie ich, und ich...« Sie lachte plötzlich laut und steckte den Hochzeitsdolch ebenfalls wieder in die Scheide. »Wenn das dazugehört, ein Ta'veren zu sein, mußt du sehr beliebt sein.« Mat errötete zutiefst.

»Es ist nicht natürlich«, platzte er heraus und nahm den Pfeifenstiel aus dem Mund. »Ich sollte derjenige sein, der erobert!« Ihr erstaunter Blick spiegelte jäh den seinen wider. Wäre Tylin ein Schankmädchen gewesen, das ihn anlächelte, hatte er sein Glück vielleicht versucht - nun, wenn das Schankmädchen keinen Sohn hätte, der gern Menschen durchlöcherte -, aber er war der Eroberer. Er hatte niemals zuvor an die umgekehrte Möglichkeit gedacht. Er hatte niemals zuvor daran denken brauchen.

Tylin lachte, schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Oh, Täubchen.

Ich vergesse es stets. Du bist jetzt in Ebou Dar. Ich habe im Wohnzimmer ein kleines Geschenk für dich hinterlegt.« Sie tätschelte durch das Laken hindurch seinen Fuß. »Iß heute anständig. Du wirst deine Kraft brauchen.«

Mat legte eine Hand über die Augen und bemühte sich sehr, nicht zu schreien. Als er die Hand wieder herunternahm, war sie fort.

Er stieg aus dem Bett und wickelte das Laken um sich. Aus einem unbestimmten Grund bereitete ihm die Vorstellung, nackt herumzulaufen, Unbehagen. Die verdammte Frau könnte aus dem Schrank springen. Die Kleidung, die er getragen hatte, lag über den Boden verstreut. Warum sollte man sich mit Schnüren abmühen, dachte er zornig, wenn man jemandem die Kleidung einfach vom Körper schneiden kann! Sie hatte jedoch kein Recht gehabt, seine rote Jacke so zu verderben. Es hatte ihr einfach Spaß gemacht, ihn mit dem Messer herauszuschälen.

Er öffnete seinen hohen, rotgoldenen Schrank, wobei er fast den Atem anhielt. Sie verbarg sich nicht darin. Seine Auswahlmöglichkeiten waren begrenzt. Nerim hatte seine meisten Jacken zum Reinigen oder Flicken gebracht. Er zog sich eilig an, wählte eine einfache Jacke aus dunkel bronzefarbener Seide und stopfte dann die zerschnittenen Fetzen so weit unters Bett wie möglich, bis er sich ihrer entledigen könnte, ohne daß Nerim es sah. Oder sonst jemand. Zu viele Leute wußten bereits entschieden zuviel über das, was zwischen ihm und Tylin vor sich ging. Er könnte niemandem in die Augen sehen, der hiervon wüßte.

Im Wohnzimmer hob er den Deckel des Lackkastens an der Tür an und ließ ihn dann seufzend wieder zufallen. Er hatte wirklich nicht erwartet, daß Tylin den Schlüssel zurücklegen würde. Er lehnte sich gegen die nicht abgeschlossene Tür. Licht, was sollte er tun? Wieder ins Gasthaus ziehen? Er wüßte zu gern, warum die Würfel zuvor angehalten hatten. Tylin wäre es durchaus zuzutrauen, Herrin Anan und Enid oder welche andere Gastwirtin auch immer zu bestechen. Und er würde es Nynaeve und Elayne zutrauen zu behaupten, er hätte irgendeine Vereinbarung gebrochen, wodurch sie nicht mehr an ihre Versprechen gebunden seien. Verdammt seien alle Frauen!

Ein großes, sorgfältig in grünes Papier gewickeltes Paket stand auf einem der Tische. Es enthielt eine Adlermaske in Schwarz und Gold und eine dazu passende, mit Federn besetzte Jacke. Außerdem befand sich eine rote Seidenbörse mit zwanzig Goldkronen und einem nach Blumen duftenden Zettel darin.

Ich hätte dir einen Ohrring gekauft, Ferkelchen, aber ich habe bemerkt, daß dein Ohr nicht durchstochen ist. Laß es machen und kauf dir etwas Hübsches.

Er war wieder nahe daran zu schreien. Er machte Frauen Geschenke. Die Welt stand Kopf! Ferkelchen? Oh, Licht! Kurz darauf nahm er die Maske hoch. Soviel schuldete sie ihm allein schon für seine Jacke.

Als er schließlich den kleinen, schattigen Hof erreichte, wo sie sich jeden Morgen an einem winzigen runden Teich mit Seerosen und hell gesprenkelten, weißen Fischen trafen, fand er Nalesean und Birgitte ebenfalls auf das Fest vorbereitet vor. Der Tairener hatte sich mit einer einfachen grünen Maske begnügt, aber Birgittes Maske war ein Sprühregen aus Gelb und Rot mit einem Federschopf, Sie trug ihr blondes Haar offen und ebenfalls von oben bis unten federgeschmückt, sowie ein Gewand mit einem breiten gelben Gürtel, das weitere, darunter getragene rote und gelbe Federn durchscheinen ließ. Es enthüllte nicht annähernd soviel wie Riselles Kleid, schien es aber tun zu wollen, wann immer sie sich bewegte. Er hätte niemals gedacht, daß sie ein Kleid wie andere Frauen trug.

»Manchmal macht es Spaß, wenn man angeschaut wird«, sagte sie und stieß ihn in die Rippen, als er eine Bemerkung machte. Ihr Grinsen hätte zu Nalesean gepaßt, wenn er äußerte, wieviel Spaß es machte, Schankmädchen zu zwicken. »Es ist weitaus mehr daran, als Federtänzer tragen, aber nicht genug, um mich zu behindern, und ich glaube ohnehin nicht, daß wir uns auf dieser Seite des Flusses schnell voranbewegen müssen.« Die Würfel in seinem Kopf klapperten. »Was hat Euch aufgehalten?« fuhr sie fort. »Ich hoffe, Ihr habt uns nicht warten lassen, um einem hübschen Mädchen zu schmeicheln.« Er hoffte, daß er nicht errötete.

»Ich...« Er war sich nicht sicher, welche Entschuldigung er ersonnen hätte, aber in diesem Moment kamen ein halbes Dutzend Männer mit federbesetzten Jacken in den Hof, die alle schmale Schwerter an der Hüfte und außer einem Mann kunstvolle Masken mit buntem Schöpf und Schnabel trugen, die keinen jemals von menschlichen Augen erblickten Vogel darstellten. Die Ausnahme war Beslan, der seine Maske am Band umherwirbelte. »Oh, Blut und Asche, was macht er hier?«

»Beslan?« Nalesean faltete die Hände über dem Knauf seines Schwerts und schüttelte ungläubig den Kopf. »Verdammt sei meine Seele, aber er sagte, er beabsichtige das Fest in Eurer Gesellschaft zu begehen. Er behauptet, es ginge um ein Versprechen, das Ihr gegeben hättet. Ich habe ihm gesagt, daß es tödlich langweilig würde, aber er wollte mir nicht glauben.«

»Ich kann mir nicht vorstellen, daß es in Mats Nähe jemals langweilig ist«, sagte Tylins Sohn. Seine Verbeugung galt ihnen allen, aber seine dunklen Augen verweilten besonders auf Birgitte. »Ich hatte noch niemals so viel Spaß wie an dem Tag, als ich mit Mat und Lady Elaynes Behüterin in einer swovanischen Nacht getrunken habe, obwohl ich mich in Wahrheit an kaum etwas erinnere.« Er schien diese Behüterin nicht wiederzuerkennen. Seltsamerweise, wenn man ihren Geschmack bei Männern bedachte -Beslan sah gut aus, vielleicht ein wenig zu gut, aber absolut nicht auf ihre Art -, lächelte sie leicht und bildete sich etwas auf seinen forschenden Blick ein.

Aber Mat kümmerte es im Moment nicht, wie unpassend sie sich benahm. Beslan hegte offensichtlich keinen Verdacht, sonst hätte er sein Schwert bereits gezogen, aber das letzte unter dem Licht, was Mat wollte, war ein Tag in seiner Gesellschaft. Es wäre unerträglich. Mat besaß einen gewissen Sinn für Anstand, auch wenn das auf Beslans Mutter nicht zutraf.

Das einzige Problem war Beslan, der dieses verdammte Versprechen, alle Feste und Festtage zusammen zu verbringen, sehr ernst nahm. Je mehr Mat mit Nalesean darin übereinstimmte, daß der von ihnen geplante Tag unglaublich langweilig würde, desto entschlossener wurde Beslan. Nach einer Weile verdüsterte sich seine Miene zusehends, und Mat begann zu glauben, daß er sein Schwert vielleicht doch noch ziehen würde. Nun, ein Versprechen war ein Versprechen. Als Mat und Nalesean und Birgitte den Palast verließen, stolzierten ein halbes Dutzend befiederte Narren hinterdrein. Mat war sich sicher, daß dies nicht geschehen wäre, wenn Birgitte ihre gewöhnliche Kleidung getragen hätte. Der ganze Haufen betrachtete sie ständig und lächelte.

»Was sollten all diese Verrenkungen, während Beslan Euch die ganze Zeit betrachtete?« murrte er, als sie den Mol Hara überquerten. Er zog das Band fester, das seine Adlermaske hielt.

»Ich habe mich nur ein wenig bewegt.« Ihre Sprö-digkeit war so offenkundig vorgetäuscht, daß er zu einem anderen Zeitpunkt gelacht hätte. »Ein wenig.« Sie lächelte jäh wieder und senkte die Stimme, so daß nur er ihre nächsten Worte hören konnte. »Ich sagte Euch bereits, daß es manchmal Spaß macht, wenn man angeschaut wird. Nur weil sie alle zu gut aussehen, bedeutet das noch lange nicht, daß ich ihren Anblick nicht genieße. Oh, Ihr werdet sie Euch ansehen wollen«, fügte sie hinzu und deutete auf eine schlanke Frau, die mit einer blauen Eulenmaske und eher noch weniger Federn, als Riselle getragen hatte, vorübereilte.

Das war so bemerkenswert an Birgitte: Sie stieß ihn genauso bereitwillig in die Rippen und wies ihn auf ein hübsches Mädchen hin wie jeder ihm jemals bekannte Mann, und erwartete, daß er sie im Gegenzug ebenfalls auf alles hinwies, was sie gern betrachtete - im allgemeinen der häßlichste sichtbare Mann. Aber ob sie es sich nun erwählt hatte, heute halbnackt zu gehen oder nicht, war sie ... nun, eine Freundin. Die Welt erwies sich als immer seltsamer. Die eine Frau betrachtete er zunehmend als Zechkumpan, und eine andere verfolgte ihn genauso hartnäckig, wie er jemals - sowohl in jenen alten Erinnerungen als auch in seinen eigenen - einer hübschen Frau nachgestellt hatte. Hartnäckiger. Er hatte niemals eine Frau verfolgt, die ihn hatte wissen lassen, daß sie nichts von ihm wollte. Eine verkehrte Welt.

Die Sonne war noch nicht halbwegs aufgestiegen, aber Zelebranten bevölkerten bereits die Straßen, Plätze und Brücken. Akrobaten, Jongleure und Musikanten mit an ihre Kleidung genähten Federn führten an jeder Straßenecke etwas auf, wobei die Musik häufig im Lachen und Rufen verklang. Der ärmeren Bevölkerung genügten einige ins Haar gesteckte Federn, Taubenfedern, die sie zwischen umherspringenden Straßenkindern und Bettlern vom Straßenpflaster aufgelesen hatten, aber die Masken und Kostüme wurden kunstvoller, je schwerer die Geldbörsen wurden. Kunstvoller und oft auch schockierender. Männer und Frauen waren häufig mit Federn geschmückt, die mehr Haut enthüllten, als Riselle oder jene Frau auf dem Mol Hara gezeigt hatten. Heute fand auf den Straßen und Plätzen kein Handel statt, obwohl eine Anzahl Läden geöffnet zu sein schien - ebenso wie natürlich jede Taverne und jedes Gasthaus -, aber hier und da bahnte sich ein Wagen seinen Weg durch die Menge, oder ein Lastkahn wurde vorüber gestakt, worauf sich Plattformen befanden, auf denen junge Männer und Frauen posierten, die bunte, ihre ganzen Gesichter bedeckende Vogelmasken mit manchmal einen vollen Schritt aufragenden Schöpfen trugen und breite, farbenprächtige Schwingen so bewegten, daß ihre restlichen Kostüme jeweils nur kurz aufblitzten. Was genauso gut war, wenn man darüber nachdachte.

Beslans Worten zufolge wurden diese Bühnenbilder, wie sie genannt wurden, normalerweise in Gildensälen und in privaten Palästen und Häusern aufgeführt. Das ganze Fest fand normalerweise überwiegend in Gebäuden statt. In Ebou Dar schneite es niemals richtig, selbst wenn das Wetter normal wäre - Beslan sagte, er würde diesen Schnee gern eines Tages sehen -, aber offensichtlich war der normale Winter ausreichend kalt, um die Menschen davon abzuhalten, fast unbekleidet im Freien herumzulaufen. Bei dieser Hitze strömten jedoch alle auf die Straßen. Wartet, bis die Nacht hereinbricht, sagte Beslan. Dann würde Mat wirklich etwas zu sehen bekommen. Mit dem schwindenden Sonnenlicht schwanden auch die Hemmungen.

Während Mat eine große, schlanke Frau betrachtete, die in Maske und federbesetztem Umhang und darüber hinaus nur sechs oder sieben weiteren Federn durch die Menge glitt, fragte er sich, welche Hemmungen diese Menschen noch verlieren sollten. Er hätte sie beinahe angeschrien, sich mit diesem Umhang zu bedecken. Sie war hübsch, aber draußen auf der Straße, vor dem Licht und allen Leuten?

Die Wagen mit den Bühnenbildern zogen zahlreiche Zuschauer an, dichte Knäuel von Männern und Frauen, die riefen und lachten, während sie Münzen und manchmal zusammengefaltete Geldscheine auf die Wagen warfen und alle anderen auf der Straße beiseite drängten. Mat gewöhnte sich daran vorauszueilen, bis sie in eine Seitenstraße einbiegen konnten, oder zu warten, bis das Bühnenbild vorübergezogen war, um eine Querstraße oder Brücke zu erreichen. Birgitte und Nalesean warfen schmutzigen Straßenkindern und Bettlern Münzen zu, während sie warteten. Nun, Nalesean warf sie. Birgitte konzentrierte sich auf die Kinder und drückte jedem von ihnen eine Münze wie ein Geschenk in eine schmuddelige Hand.

Während einer dieser Pausen legte Beslan Nalesean plötzlich eine Hand auf den Arm und erhob seine Stimme über den Lärm der Menge und die Kakophonie der Musik aus mindestens sechs verschiedenen Richtungen. »Verzeiht mir, Tairener, aber gebt ihm nichts.« Ein zerlumpter Mann drängte argwöhnisch wieder in die Menge zurück. Von hagerer und knöcherner Statur schien er die wenigen Federn, die er vielleicht für sein Haar gefunden hatte, verloren zu haben.

»Warum nicht?« fragte Nalesean.

»Er trägt keinen Messingring am kleinen Finger«, erwiderte Beslan. »Er gehört nicht zur Gilde.«

»Licht«, sagte Mat. »Darf ein Mann in dieser Stadt nicht einmal betteln, ohne einer Gilde anzugehören?« Vielleicht lag es an seinem Tonfall, daß ihm der Bettler an die Kehle sprang, der plötzlich ein Messer in der schmutzigen Faust hielt.

Ohne nachzudenken ergriff Mat den Arm des Mannes, drehte ihn um und schleuderte ihn wieder in die Menge. Einige Leute fluchten über Mat und einige über den ausgestreckt daliegenden Bettler. Einige wenige warfen dem Burschen eine Münze zu.

Mat sah aus den Augenwinkeln einen zweiten hageren Mann in Lumpen, der versuchte, Birgitte aus dem Weg zu stoßen, um ihn mit einem langen Messer zu erreichen. Es war ein törichter Fehler, die Frau wegen ihres Kostüms zu unterschätzen. Sie zog von irgendwo zwischen den Federn einen Dolch hervor und stach ihn unter den Arm.

»Vorsicht!« schrie Mat ihr zu, aber es war keine Zeit mehr für Warnungen. Noch während er schrie, zog er einen Dolch aus seinem Jackenärmel und warf ihn seitlich. Die Klinge strich an Birgittes Gesicht vorbei und versank in der Kehle eines weiteren Bettlers, bevor er ihr Stahl zwischen die Rippen stechen konnte.

Plötzlich waren überall Bettler mit Dolchen und mit Eisenspitzen versehenen Knüppeln. Schreie und Rufe ertönten, während Menschen in Masken und Kostümen aus dem Weg zu gelangen versuchten. Nalesean schlitzte einem Mann in seinem Zorn das Gesicht auf, so daß er zurücktaumelte. Beslan traf einen anderen Mann in den Bauch, während seine kostümierten Freunde weitere Angreifer bekämpften.

Mat hatte keine Zeit, mehr wahrzunehmen. Er fand sich Rücken an Rücken mit Birgitte im Angesicht der Feinde wieder. Er konnte Birgitte sich bewegen spüren und hörte ihre unterdrückten Flüche, aber er war sich dessen kaum bewußt. Sie konnte auf sich selbst aufpassen, und als er die beiden Männer vor sich betrachtete, war er sich nicht sicher, ob dasselbe auch für ihn galt. Der ungeschlachte Bursche mit dem zahnlosen, höhnischen Grinsen besaß nur einen Arm und eine runzlige Höhlung, wo sein linkes Auge gewesen war, aber er hielt einen zwei Fuß langen Knüppel mit dornenbesetzten Eisenbändern in der Faust. Sein rattengesichtiger kleiner Begleiter hatte noch beide Augen und mehrere Zähne, und trotz eingesunkener Wangen und Arme, die nur aus Knochen und Sehnen zu bestehen schienen, bewegte er sich wie eine Schlange, leckte sich die Lippen und wechselte einen rostigen Dolch ständig von einer Hand in die andere. Mat zielte mit dem kürzeren Dolch in seiner Hand, der noch immer ausreichend lang war, die lebenswichtigen Organe eines Menschen zu treffen, zuerst auf den einen und dann auf den anderen Mann. Sie bewegten sich unruhig und warteten beide darauf, daß der jeweils andere ihn zuerst angreifen würde.

»Das wird Old Cully nicht gefallen, Spar«, grollte der größere Mann, und Rattengesicht schoß vorwärts, während die rostige Klinge weiterhin blitzend von einer Hand in die andere wechselte.

Er rechnete nicht mit dem Dolch, den Mat plötzlich in der linken Hand hielt und mit dem er dem Mann ins Handgelenk stach. Sein Dolch fiel klappernd auf die Pflastersteine, aber der Bursche warf sich dennoch auf Mat. Als Mats andere Klinge in seine Brust eindrang, schrie er mit geweiteten Augen und schloß die Arme krampfartig um Mat. Das höhnische Grinsen des kahlköpfigen Burschen vertiefte sich, als er seinen Knüppel hob und hinzutrat.

Das Grinsen schwand jedoch, als sich zwei Bettler auf ihn stürzten und wütend auf ihn einstachen.

Mat beobachtete die Szene ungläubig, während er den leblosen Körper des Rattengesichts von sich schob. Die Straße war bis auf die Kämpfenden verlassen, in fünfzig Schritt Umkreis menschenleer, und überall wälzten sich Bettler auf dem Pflaster, von denen zwei oder drei und manchmal sogar vier auf einen einzelnen einstachen oder ihn mit Knüppeln oder Steinen schlugen.

Beslan ergriff Mats Arm. Er hatte Blut im Gesicht, aber er grinste. »Wir sollten gehen und die Gilde der Armen ihre Arbeit erledigen lassen. Es ist nicht ehrenvoll, Bettler zu bekämpfen, und außerdem wird die Gemeinschaft keinen dieser Burschen überleben lassen. Folgt mir.« Nalesean runzelte die Stirn - er hielt es zweifellos ebenfalls für wenig ehrenvoll, Bettler zu bekämpfen - und Beslans Freunde ebenso, deren Kostüme teilweise verrutscht waren und von denen einer seine Maske abgesetzt hatte, damit ein anderer einen Schnitt an seiner Stirn abtupfen konnte. Aber der Mann mit dem Schnitt grinste ebenfalls. Birgitte hatte keine sichtbare Verletzungen erlitten, und ihr Kostüm wirkte noch genauso ordentlich wie zuvor im Palast. Sie ließ ihren Dolch wieder verschwinden. Es war unmöglich, eine Klinge unter diesen Federn zu verbergen, aber sie tat es.

Mat hatte nichts dagegen einzuwenden, sich fortziehen zu lassen, aber er grollte: »Gehen Bettler in dieser ... dieser Stadt ständig herum und greifen Leute an?« Beslan hätte es vielleicht nicht gern gehört, wenn er sie eine verdammte Stadt genannt hätte.

Der Mann lachte. »Ihr seid ein Ta'veren, Mat. Um Ta'veren herrscht immer Aufregung.«

Mat erwiderte das Lächeln mit zusammengebissenen Zähnen. Verdammter Narr, verdammte Stadt und verdammtes Ta'veren. Nun, wenn ihm ein Bettler die Kehle aufschlitzte, brauchte er nicht zum Palast zurückzukehren und sich von Tylin wie eine reife Birne schälen zu lassen. Verdammt sei alles!

Die Straße zwischen der Färberei und der Rose von Elbar war ebenfalls von Feiernden bevölkert, wenn auch nicht von so vielen unzureichend Bekleideten. Anscheinend mußte man Geld besitzen, um fast nackt zu gehen. Obwohl die Akrobaten vor dem Haus des Kaufmanns dem nahekamen. Die Männer waren barfuß und mit unbedeckter Brust in farbenfrohen Hosen und die Frauen in noch engeren Hosen und dünnen Blusen. Sie trugen alle nur wenige Federn im Haar, wie auch die Schabernack treibenden Musikanten vor dem kleinen Palast an der nächsten Ecke - eine Frau mit einer Flöte, eine weitere mit einer großen schwarzen, mit Hebeln versehenen Tuba und ein Bursche, der nach Kräften eine große Trommel schlug. Das Haus, das zu beobachten sie hierher gekommen waren, wirkte fest verschlossen.

Der Tee in der Rose von Elbar war genauso schlecht wie immer, was immerhin bedeutete, daß er weitaus besser war als der Wein. Nalesean hielt sich an das herbe örtliche Bier. Birgitte bedankte sich, ohne zu sagen wofür, woraufhin Mat nur schweigend die Achseln zuckte. Sie lächelten sich an und prosteten einander zu. Die Sonne stieg auf, und Beslan saß da und balancierte zuerst einen Stiefel auf der Spitze des anderen und dann umgekehrt aber seine Begleiter wurden allmählich unruhig, egal wie oft er darauf hinwies, daß Mat ein Ta'veren sei. Ein Handgemenge mit Bettlern war wohl kaum die richtige Abwechslung, die Straße war zu schmal, als daß Bühnenbilder hätten vorüberziehen können, die Frauen waren nicht so hübsch wie anderswo und selbst Birgitte zu betrachten, schien an Reiz zu verlieren, als sie erst erkannten, daß sie nicht die Absicht hatte, auch nur einen von ihnen zu küssen. Mit der Beteuerung, daß sie es bedauerten, daß Beslan nicht mitkommen wollte, eilten sie auf der Suche nach etwas Unterhaltsamerem davon. Nalesean machte einen Spaziergang die Gasse neben der Färberei hinab, und Birgitte verschwand im düsteren Inneren der Rose, um, wie sie sagte, herauszufinden, ob es überhaupt etwas gab, was dem heimlichen Trinken in einer vergessenen Ecke gleichkam.

»Ich hätte niemals erwartet, eine Behüterin so bekleidet zu sehen«, sagte Beslan, der erneut die Stellung seiner Stiefel wechselte.

Mat blinzelte. Der Bursche hatte einen scharfen Blick. Sie hatte ihre Maske nicht einmal abgenommen. Nun, solange er nichts wußte von...

»Ich glaube, Ihr werdet meiner Mutter guttun, Mat.«

Mat versprühte hustend Tee über die Vorübergehenden. Mehrere sahen ihn wütend an, und eine schlanke Frau mit einem hübschen kleinen Busen lächelte ihn unter einer blauen Maske, die vermutlich einen Zaunkönig darstellen sollte, scheu an. Sie stampfte jedoch mit dem Fuß auf und stolzierte davon, als er ihr Lächeln nicht erwiderte. Glücklicherweise war niemand in ihrer Begleitung ausreichend verärgert, ihm mehr als düstere Blicke zuzuwerfen, bevor sie ebenfalls weitergingen. Oder vielleicht unglücklicherweise. Er hätte nichts dagegen gehabt, wenn sechs oder acht Leute ihn genau jetzt herausgefordert hätten.

»Was meinst du?« fragte er heiser.

Beslan wandte mit erstaunt geweiteten Augen ruckartig den Kopf. »Nun, weil sie Euch als ihren Geliebten erwählt hat. Warum ist Euer Gesicht so rot? Seid Ihr böse? Warum...?« Plötzlich schlug er sich mit der Hand an die Stirn und lachte. »Ihr denkt, ich wäre böse. Verzeiht, aber ich vergesse stets, daß Ihr ein Fremder seid. Mat, sie ist meine Mutter, nicht meine Frau. Vater starb vor zehn Jahren, und sie hat immer behauptet, zu beschäftigt zu sein. Ich bin einfach froh, daß sie sich jemanden erwählt hat, den ich mag. Wohin geht Ihr?«

Mat hatte nicht bemerkt, daß er aufgestanden war, bis Beslan es erwähnte. »Ich wollte ... ich muß einfach einen klaren Kopf bekommen.«

»Aber Ihr trinkt doch Tee, Mat.«

Eine grüne Sänfte wurde vorbeigetragen, und er sah undeutlich, daß sich die Tür des Hauses öffnete und eine Frau mit einem mit blauen Federn besetzten Umhang über dem Kleid hinausschlüpfte. Ohne nachzudenken - sein Kopf war zu wirr, um klar denken zu können - folgte er ihr. Beslan wußte es! Er billigte es! Seine eigene Mutter, und er...

»Mat?« rief Nalesean hinter ihm. »Wohin geht Ihr?«

»Wenn ich bis morgen nicht zurück bin«, rief Mat wie abwesend über die Schulter, »dann sagt ihnen, sie müssen sie selbst finden!« Er ging wie benommen hinter der Frau her und hörte nicht, ob Nalesean oder Beslan noch etwas riefen. Der Bursche wußte es! Er erinnerte sich daran, daß er einmal geglaubt hatte, Beslan und seine Mutter wären beide verrückt. Es war weit schlimmer! Ganz Ebou Dar war verrückt! Er war sich kaum der Würfel bewußt, die in seinem Kopf noch immer umherrollten.

Reanne beobachtete von einem Fenster im Versammlungsraum aus, wie Solain die Straße hinab verschwand, die zum Fluß führte. Ein Bursche in einer bronzefarbenen Jacke folgte ihr auf dem Fuße, aber wenn er sie aufzuhalten versuchte, würde er bald herausfinden, daß Solain keine Zeit für Männer hatte.

Keanne war sich nicht sicher, warum der Drang heute so übermächtig geworden war. Seit Tagen begann er schon am Morgen und verging erst bei Sonnenuntergang, und sie hatte ihn tagelang bekämpft - infolge der strengen Regeln zögerten sie, sich auf das Recht zu berufen, daß der Befehl erst bei Halbmond ausgegeben würde, in sechs Nächten -, aber heute... Sie hatte den Befehl ausgesprochen, bevor sie nachgedacht hatte, und hatte sich nicht dazu bringen können, ihn bis zur gegebenen Zeit zurückzunehmen. Es würde gutgehen. Niemand hatte irgendwo in der Stadt ein Zeichen von den beiden jungen Närrinnen gesehen, die sich Elayne und Nynaeve nannten. Es hatte keine Notwendigkeit bestanden, unnötige Risiken einzugehen.

Sie wandte sich seufzend wieder zu den anderen um, die warteten, bis sie ihren Platz eingenommen hatte, bevor sie sich selbst setzten. Alles würde gutgehen, wie es immer gewesen war. Geheimnisse würden bewahrt werden, wie sie seit jeher bewahrt worden waren. Aber dennoch... Sie konnte nicht Weissagen oder Ähnliches, aber dieser Drang hatte ihr vielleicht dennoch etwas vermittelt. Zwölf Frauen betrachteten sie erwartungsvoll. »Ich denke, wir sollten erwägen, jedermann, der nicht den Gürtel trägt, eine Weile auf die Farm zu schicken.« Es gab kaum Widerspruch. Sie waren die Älteren, aber sie war die Älteste. Zumindest darin schadete es nicht, sich wie Aes Sedai zu verhalten.

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