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Der höchste Gipfel im zentralen Gebirgskamm der Insel Kursoviki war die Narpaspitze, die sich zwölftausend Meter über den Meeresspiegel aufreckte. In dieser Höhe war der Luftdruck auf Starkad dem irdischen Standard etwa angemessen, und ein Mensch konnte unbesorgt atmen. Hier, auf einem kleinen Hochplateau im Schatten des Gipfels, hatten die Menschen den Stützpunkt Highport errichtet; einen Landeplatz, umgeben von häßlichen vorfabrizierten Unterkünften. Zur Zeit beherbergte die Kolonie fünftausend Menschen, aber sie war in raschem Wachstum begriffen. Durch die Wände seines Büros hörte Oberst Max Abrams vom Nachrichtendienst der kaiserlichen Marine das Rattern von Baumaschinen.

Seine Zigarre war wieder ausgegangen. Er kaute daran, bis er die Meldung auf seinem Schreibtisch durchgelesen hatte, dann zündete er den Stummel von neuem an. Eine blaue Wolke stieg auf und löste sich im dichten Dunst auf, der schon unter der Decke des kahlen kleinen Raumes hing. Das Büro und seine Kleider stanken nach kaltem Rauch. Er merkte es nicht.

„Verdammt!“ Der Drehstuhl ächzte unter seinem Gewicht. Er war ein bulliger, untersetzter Mann mit einem fleischigen Gesicht, kurzen grauen Haaren und stechenden Augen über der Hakennase. Der Kragen seiner zerknautschten Uniform war offen.

Es war nicht nur, daß eine Maschine vermißt wurde und daß der Pilot wahrscheinlich tot war. Abschüsse waren keine Seltenheit. Der Junge hatte eben Pech gehabt. Wie hieß er eigentlich, ja, Fähnrich Dominic Flandry. Gut, daß ich ihn nie kennengelernt habe. Gut, daß ich seinen Eltern nicht schreiben muß. Aber die Gegend, wo er als vermißt gemeldet wurde, das war beunruhigend. Sein Auftrag war ein Aufklärungsflug über der Zletovarsee gewesen, kaum tausend Kilometer entfernt. Wenn die Merseier ihre Aktivität so weit ausgedehnt hatten…

Aber waren sie überhaupt verantwortlich zu machen? Niemand schien es zu wissen, was der Grund war, daß man die Meldung ihm zugeschoben hatte. Eine Suchmaschine hatte außer den üblichen Handelsschiffen und Fischerbooten nichts gesehen. Nun, auch ein Defekt war nicht ausgeschlossen; es mangelte an Ersatzteilen, und das Bodenpersonal konnte nicht jedes Zeichen mechanischer Überbeanspruchung im voraus erkennen. Andererseits galten diese kleinen Aufklärungsmaschinen als sehr sicher und wenig störanfällig.

Und die Merseier verstärkten ihre Anstrengungen. Die von ihnen kontrollierten Gebiete vergrößerten sich ständig. Bisher hatte ein Viertel des Planetenumfanges zwischen ihrem Einflußbereich und der Insel Kursoviki eine Art Pufferzone abgegeben, und so war die Zahl der bewaffneten Zusammenstöße in Grenzen geblieben. Aber wenn sie sich in dieser Richtung ausdehnten?

Fragen wir, dachte Abrams. Es kann nicht schaden.

Er drückte auf einen Telefonknopf, und das müde Gesicht eines Vermittlers blickte aus der Mattscheibe. „Verbinden Sie mich mit Runei“, befahl Abrams.

„Jawohl, Herr Oberst. Wenn möglich.“

„Was heißt: wenn möglich? Wofür werden Sie bezahlt? Sagen Sie seinem Verbindungsmann, daß ich meinen nächsten Zug machen will.“

„Wie bitte?“ Der Vermittler war neu hier.

„Sie haben mich gehört.“

Es würde eine Weile dauern, bis die Verbindung hergestellt wäre. Abrams öffnete eine Schublade, holte sein magnetisches Schachbrett heraus und grübelte. Sein schwarzer König saß in einer bösen Klemme; nahm er ihn zurück, geriet die Königin in Gefahr… aber hier, der Läufer konnte ihn abschirmen und zugleich den weißen Turm bedrohen… das war es.

„Kommandant Runei, Herr Oberst.“

Die Mattscheibe wurde dunkel, dann erschien ein neues Gesicht. Abrams konnte die individuellen Unterschiede zwischen Nichtmenschen ebenso leicht erkennen wie bei seinen eigenen Rassegenossen. Das gehörte zu seinem Geschäft. Ein ungeübtes Auge sah nur die Fremdartigkeit. Nicht, daß die Merseier besonders auffallend gewesen wären. Runei gehörte zur Gattung der echten Säuger und stammte von einem erdähnlichen Planeten. Die Reptilienahnen waren ein wenig deutlicher zu erkennen als beim Homo Sapiens; die haarlose, schwach geschuppte Haut und die kurzen, dreieckigen Rückenknorpel, die vom Nacken bis zur Spitze des dicken und langen Schwanzes verliefen, bezeugten es. Der Schwanz bildete das Gegengewicht zu einer vorgeneigten Körperhaltung und diente zusammen mit den Beinen als Sitzgelegenheit. Aber davon abgesehen, ähnelte Runei einem großen, breiten und etwas kurzbeinigen Mann. Starke Überaugenbögen und knochige Auswüchse an Stelle der Ohren änderten nichts daran, daß Kopf und Gesicht auf eine fast bestürzende Weise menschlich aussahen. Er trug die anliegende, schwarze, mit Silber abgesetzte Uniform seiner Waffengattung. Hinter ihm an der Wand waren ein Schiffsmodell, eine sonderbare Statuette und eigenartig geformte Hieb- oder Stichwaffen zu sehen; Erinnerungsstücke an ferne Welten.

„Ich begrüße Sie, Kommandant“, sagte Runei mit musikalischer, akzentloser Aussprache. „Sie machen Überstunden?“

„Und Sie gehören zu den Frühaufstehern, wie mir scheint“, grunzte Abrams. „Bei Ihnen muß gerade die Sonne aufgehen.“

Abrams versuchte sich das gegnerische Hauptquartier vorzustellen. Starkad war ein großer Planet, dessen dichte und feuchte Atmosphäre die Landmassen benagte, eine Welt flacher Ozeane, vom Wind und den Monden aufgewühlt; eine Welt zahlloser großer und kleiner Inseln, aber ohne wirkliche Kontinente. Die Merseier hatten sich in einer Region niedergelassen, die sie Kimraigsee nannten, und ihre Flieger beherrschten den Luftraum. Selten kam ein Aufklärer nach Highport zurück, um zu berichten, wie es dort aussah. Eines Tages, dachte Abrams, wird jemand das stillschweigende Abkommen brechen und ein paar Beobachtungssatelliten in den Himmel schießen. Warum nicht wir? Natürlich werden die anderen dann statt mit Transportern mit Kriegsschiffen kommen und auf die Satelliten Jagd machen. Und dann müssen wir mit größeren Kriegsschiffen kommen…

„Gut, daß Sie angerufen haben“, sagte Runei. „Ich habe mich schon bei Admiral Enriques für die Destillierpumpe bedankt, aber ein besonderes Vergnügen ist es mir, diesen Dank einem Freund zu wiederholen.“

„Wie?“

„Sie wissen nichts davon? Eine unserer Wasserentsalzungsanlagen war ausgefallen. Ihr Admiral war so gütig, uns ein Ersatzteil zur Verfügung zu stellen, das wir im Moment nicht vorrätig hatten.“

„Ach ja, diese Sache.“ Abrams rollte die Zigarre zwischen den Zähnen. Lächerliche Zustände, dachte er grimmig. Menschen und Merseier bekriegten sich auf Starkad, brachten einander um. Nichtsdestoweniger hatte Runei noch nie vergessen, Glückwünsche zu schicken, wenn ein Geburtstag fällig war. Und Enriques hatte Runei davor bewahrt, mangels Trinkwasser seine Biervorräte opfern zu müssen.

Denn dies war kein Krieg. Nicht offiziell. Nicht einmal zwischen den beiden hier beheimateten Rassen. Land- und Seebewohner hatten einander wahrscheinlich schon zu allen Zeiten bekämpft. Aber in ihrem Kampf hatte es nichts Systematisches gegeben. Es waren die gelegentlichen Zusammenstöße zwischen natürlichen Feinden gewesen. Bis die Merseier angefangen hatten, die Meeresbewohner mit Material und Ratgebern zu unterstützen, so daß sie die Landbewohner zurückdrängen konnten. Als man auf Erden davon erfahren hatte, war es eine politische Selbstverständlichkeit gewesen, den Landbewohnern eine entsprechende Hilfeleistung zu gewähren und das Gleichgewicht der Kräfte wiederherzustellen, damit Starkad nicht als Marionette der Merseier geeint werde. Als Resultat hatten die Merseier ihre Hilfe verstärkt, das Imperium hatte mit gleichen Maßnahmen geantwortet, und so ging es immer noch weiter.

Und die beiden Großmächte lebten im Frieden. Was sie hier stationiert hatten, waren Hilfsmissionen, nicht wahr? Das Imperium hatte seinen Stützpunkt auf der Narpaspitze auf Grund eines Abkommens mit den Getigerten — wie die Landbewohner genannt wurden — von Ujanka, Merseia saß im Kimraiggebiet, nachdem es mit den Herren des Meeres ein ähnliches Abkommen geschlossen hatte. Die Merseier schossen keine von Menschen bemannten Aufklärer ab. Das taten nur ihre Techniker, die den Seetrollen — wie sie von den Getigerten genannt wurden — bei der Verteidigung ihres Luftraums halfen. Das Imperium hatte nichts damit zu tun, daß eine Gruppe Merseier, die am Westkap gelandet war, in einen Hinterhalt geriet und aufgerieben wurde; seine Truppen halfen den Verbündeten lediglich bei der Bewachung der Grenzen.

„Vielleicht können Sie mir als Gegenleistung einen Gefallen tun“, sagte Abrams. „Wir haben über der Zletovarsee eine Maschine verloren, möglicherweise durch einen Unfall. Wie wäre es mit einer gemeinsamen Untersuchung?“

„Sie scherzen, Kommandant.“ Runei lächelte kopfschüttelnd.

„Natürlich müßte mein Vorgesetzter Ihnen den Vorschlag offiziell machen“, setzte Abrams hinzu, „aber ich werde es ihm nahelegen. Sie haben bessere Möglichkeiten als wir, gesunkene Wracks ausfindig zu machen.“

„Aber warum?“

Abrams zuckte die Achseln. „Beiderseitiges Interesse an der Unfallverhütung“, sagte er lahm. „Pflege der Freundschaft zwischen Völkern und Individuen.“

Runei dachte nach. „Das ist so gut wie unmöglich. Denken Sie nur an den Aufwand, den eine solche Suchaktion erfordern würde. Nein, ich rate Ihnen, keinen derartigen Vorschlag ins Protokoll eingehen zu lassen.“

„Warum nicht? Es würde schlecht aussehen, wenn Sie ablehnten.“

„Es würde die Spannungen nur vergrößern, ohne daß etwas erreicht wäre. Muß ich Ihnen den Standpunkt meiner Regierung wiederholen? Die Ozeane auf Starkad gehören dem Seevolk. Es hat sich dort entwickelt. Die Ozeane sind seine natürliche Umgebung, sie werden vom Landvolk nicht benötigt. Trotzdem versucht sich das Landvolk daran zu bereichern. Seine Schleppnetzfischerei, seine Algenernten, seine organisierten Jagden auf Großtiere des Meeres, alles das führt zur Zerstörung einer Ökologie, die für die andere Rasse lebenswichtig ist. Ich will nicht ausführlich von den Getöteten sprechen, von den mit Felsblöcken bombardierten Unterwasserstädten, von den abgesperrten Buchten und Meerengen. Ich will nur darauf verweisen, daß das Landvolk uns die kalte Schulter zeigte, als Merseia seine Vermittlerdienste anbot, um einen Modus vivendi auszuhandeln. Meine Aufgabe ist, dem Seevolk bei der Abwehr der Aggression zu helfen, bis die verschiedenen Gruppen des Landvolks einem gerechten und dauerhaften Frieden zustimmen.“

Abrams schnaubte ärgerlich. Er wußte, daß er diesen Argumenten nichts entgegensetzen konnte, und so ging er zum Gegenangriff über. „Sagen Sie mir lieber, warum Sie wirklich hier sind!“

„Ich habe Ihnen schon erklärt…“

„Ich weiß, ich weiß. Sie haben Ihre Befehle, und denen gehorchen Sie, wie es sich für einen braven kleinen Soldaten gehört. Aber fragen Sie sich nicht manchmal, was für ein Gewinn bei der ganzen Sache für Merseia herausschaut? Ich habe mir diese Frage gestellt. Wir sitzen hier in der Mitte eines hundert Lichtjahre breiten Streifens Niemandsland. Die Gegend ist kaum erforscht. Ich wette, die Hälfte der Sterne ringsherum ist nicht einmal katalogisiert. Die nächste Zivilisation ist Beteigeuze, und diese Leute sind Neutrale, die uns beiden Feuer aufs Dach wünschen. Sie sind zu alt, um noch an Gnomen und Elfen oder an den Altruismus großer Reiche zu glauben. Warum also sind Sie hier?“

„Ich kann nicht über die Entscheidungen des Roidhun und seines Großen Rates befinden; ich kenne sie auch nicht.“ Runeis Zurückhaltung löste sich in einem Lächeln auf. „Wenn Starkad so nutzlos ist, wie Sie meinen, warum sind dann Sie hier?“

„Viele Leute zu Hause legen sich die gleiche Frage vor“, gab Abrams zu. „Einer der Grundsätze unserer Politik ist, daß wir Sie eindämmen, wo immer wir können. Setzen Sie sich auf diesem Planeten fest, hätten Sie einen Stützpunkt, der unseren Grenzen fünfzig Lichtjahre näher ist.“

„Hoffen wir, daß es Ihrem Abgesandten gelingen wird, die Streitfrage aus der Welt zu schaffen“, sagte Runei.

„Was für ein Abgesandter?“

„Haben Sie noch nicht davon gehört? Unser letzter Kurier informierte uns, daß ein gewisser Graf Hauksberg hierher unterwegs ist. Anschließend wird er nach Merseia weiterreisen. Der Große Rat wird ihn empfangen.“

„Was?“ Abrams schüttelte den Kopf. „Ich wünschte, unsere Post wäre so gut wie Ihre.“ Abrams reckte sich und gähnte. „Zeit, ins Bett zu gehen“, sagte er. „Hat mich gefreut, mit Ihnen zu sprechen, alter Bösewicht.“

Runei gab ihm ein Krokodilslächeln. „Sie sind am Zug.“

„Ach so — ja. Glatt vergessen. Läufer von C5 auf E7.“

Runei zog sein Schachbrett hervor und verschob die Figur. Dann saß er still und studierte die Lage.

„Rufen Sie zurück, wenn Sie bereit sind“, sagte Abrams und schaltete aus.

Seine Zigarre war wieder erloschen. Er legte den Stummel in den überquellenden Aschenbecher, zündete sich eine neue an und stand auf. Er zog seinen Mantel an, setzte die Mütze auf und ging hinaus.

Die Kälte warf sich ihm mit ungestümen Windstößen entgegen. Der nähere Mond, Egrima, war aufgegangen und stand fast voll am Himmel, doppelt so groß wie der Mond von der Erde aus gesehen. Er übergoß die Schneegipfel ringsum mit eisig blauem Licht. Buruz, der fernere Mond, erhob seine matte kleine Scheibe eben über die Dächer der windgepeitschten Baracken.

Das gefrorene Geröll der ungepflasterten Straße knirschte unter seinen Stiefeln. Hier und dort drang Lichtschein aus einem Fenster. Bogenlampen schwankten im Wind, der Wolken glitzernder Eiskristalle durch die Straßen fegte. Links, wo die Werkstätten lagen, flackerte Feuerschein aus einem Schmelzofen und spiegelte sich auf den metallenen Leibern zweier Raumschiffe. Überall dort draußen wurde gearbeitet. Man vergrößerte den Landeplatz und errichtete neue Schuppen und Baracken. Zu seiner Rechten, zwischen den Wohnbaracken und der Kantine, zuckte fiebrige Leuchtschrift, und er glaubte abgerissene Musikfetzen und Gelächter zu hören. Dort hatte die Truppenbetreuung ihr Quartier, und es gab Mädchen und Glücksspiele und eine Bar. Warum nicht? Die meisten dieser Soldaten waren jung und einsam.

Abrams war fast bei seiner Behausung, als ihm einfiel, daß er die Papiere auf seinem Schreibtisch nicht weggeschlossen hatte. Er blieb stehen, drehte sich um und stapfte fluchend zurück. Nicht, daß er Spionage fürchtete, aber Leutnant Novak pflegte morgens als erster ins Büro zu kommen, und Abrams wollte kein schlechtes Beispiel geben.

Vor der Tür blieb er stehen, nahm langsam die Zigarre aus dem Mund und warf sie weg. Die Tür war geschlossen, die Fenster dunkel. Aber im Schnee vor der Schwelle sah er neben seinen eigenen fremde Fußabdrücke. Und sie waren frisch.

Die Alarmanlage war stumm geblieben. Da war einer im Büro, der sich auskannte.

Abrams zog seine Strahlpistole. Sollte er die Wache rufen? Nein, wer in sein Büro eindringen konnte, hatte auch daran gedacht, den Funksprechverkehr zu überwachen, und würde fliehen, bevor Hilfe einträfe.

Abrams fühlte sein Herz gegen die Rippen schlagen. Er schlich an die Tür und stellte die Zahlenkombination des Sicherheitsschlosses ein. Dann drückte er die Tür einen Spaltbreit nach innen und spähte hinein. Im ungewissen Licht sah er jemanden vor seinem Safe, eine Gestalt, die nun herumwirbelte. Auf den ersten Blick schien es ein Arbeiter in einem Strahlenschutzanzug zu sein, aber dem einen Arm entsprossen statt einer Hand Werkzeuge, und der zurückgeklappte Helm zeigte ein metallisches Gesicht mit elektronischen Augen.

Ein Merseiergesicht.

Blaues Licht schoß wie ein Blitzstrahl aus der Werkzeughand und traf mit einem Funkenregen auf die Stahltür. Abrams hatte geistesgegenwärtig seinen Kopf zurückgezogen. Nun zielte er mit seiner Strahlpistole durch den schmalen Spalt und feuerte auf die Waffe des Eindringlings. Sie erlosch, und Abrams war mit einem Satz im Büro. Er feuerte wieder. Die Distanz war so kurz, daß sein Feuerstrahl, nadelscharf und dünn wie ein Bleistift, die Beine des Unbekannten abtrennte. Klappernd und polternd schlug der Eindringling auf den Boden.

Abrams hob sein Handgelenk vor den Mund und brüllte ins Funksprechgerät: „Wache! Sofort zwei Mann zum Nachrichtenbüro!“

Dann schaltete er das Licht ein. Das Wesen am Boden regte sich. Aus den Beinstümpfen floß kein Blut. Versengte Kabel, Batterien, Verstärker hingen heraus. Was er gefangen hatte, war weniger als die Hälfte eines Merseiers. Schwanzlos, ohne Brust und Unterkörper, ohne Gesicht. Natürlichen Ursprungs schienen nur ein Teil des Schädels, ein Arm und der Stumpf eines zweiten zu sein. Der Rest war Maschinerie. Noch nie hatte er eine so perfekte prothetische Arbeit gesehen. Er schüttelte verdutzt den Kopf. So etwas gab es nur bei Rassen, die sich nicht auf die Regeneration von Geweben verstanden oder keine Lagerung von Körpergeweben kannten. Die Merseier aber — immerhin, hier hatten sie einen wunderbaren Allzweckmechanismus!

Das Wesen stieß haß- und angsterfüllte Worte hervor, die Abrams nicht verstand. Die Hand fummelte am metallischen Brustkorb herum. Um das Herz abzustellen? Abrams stieß das Handgelenk weg und pflanzte seinen Fuß darauf. „Langsam, Freundchen“, sagte er.

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