Fünfzehntes Kapitel Schluss der Vorstellung

Am Freitagmorgen führten die Detektive in Korlsbüttel die angekündigte Sammlung für Jackie durch. Dienstag und der Professor übernahmen den Strand und den Hafen, Gustav das Familienbad, Emil die Straßen im Ort und Pony den Bahnhof.

"Es ist so aufregend", erklärte sie, "wenn man sich vorstellt, daß jetzt überall an der ganzen Küste, viel weiter als man blicken kann, Kinder mit Listen und Bleistiften unterwegs sind und für Jackie Geld kassieren. Gebt mir rasch eine Liste und einen Bleistift. Da kann ich nicht ruhig zusehen!"

Als sie mittags zurückkehrten und sich in der Veranda zusammensetzten, um das Geld zu zählen, lief ihnen Klotilde über den Weg. Sie war total aus dem Häuschen. "Da soll der Mensch kochen können!" rief sie. "Wißt ihr, wie oft es heute geklingelt hat? Dreiundzwanzigmal! Und jedesmal standen Kinder draußen, fragten nach euch und brachten Geld!"

"Aber Schlips", sagte der Professor, "das ist doch wunderbar."

"Vielleicht für euch", entgegnete sie gereizt. "Fürs Mittagessen bestimmt nicht! Erst ist die Milch übergelaufen.

Dann ist das Gemüse zerkocht. Und zum Schluß ist der Hammelbraten angebrannt. Ich bin eine Köchin und keine Bankfiliale!"

"Für so ‘nen Zweck", meinte Gustav, "schmeckt mir sogar angebrannter Braten, Fräulein Selbstbinder."

Sie brummte etwas vor sich hin, holte aus der Schürzentasche einen Haufen Geldstücke und packte sie auf den Tisch.

"Hier!

Drei Mark und neunzig Pfennige. Zur doppelten Buchführung hatte ich keine Zeit." Sie hob die Nase hoch und schnupperte.

"Entsetzlich! Da brennt ja schon wieder was an!" Sie raste in die Küche. (Daß fünfzig Pfennige von ihrem eigenen Geld dabei waren, hatte sie absichtlich verschwiegen. Sie war eine Köchin mit vornehmem Charakter.) Die Kinder holten aus allen möglichen Taschen Geldstücke hervor, schütteten sie auf den Tisch und sortierten den Berg aus Kupfer, Nickel und Silber. Sie häuften die gleichartigen Münzen übereinander. Dann zählten sie. Es waren dreiundvierzig Mark.

Sie addierten die Listenbeträge. Die Rechnung stimmte.

Der kleine Dienstag legte schmunzelnd einen Zwanzigmarkschein dazu und sagte: "Von meinem Vater. Vom großen Dienstag."

Der Professor rannte in den Garten, stöberte seinen Vater im Treibhaus bei den Tomaten auf und kam mit einem Zehnmarkschein zurück.

Dann kramten sie in ihrem Taschengeld, machten Kassensturz und gaben nicht eher Ruhe, als bis insgesamt fünfundsiebzig Mark auf dem Tisch des Hauses lagen.

Sie strahlten vor Begeisterung.

Dienstag holte ein sauberes Taschentuch hervor und schippte das Geld auf das Tuch. Dann knotete er das Tuch fest zu.

"Willst du Zauberkunststücke machen?" fragte Emil.

"Willst du bis drei zählen und die fünfundsiebzig Mark verschwinden lassen?"

"Ich nehme das Geld mit", erklärte Dienstag.

"Wieso denn?" fragte der Professor.

"Das kann doch hierbleiben!" rief Pony.

Gustav sagte: "Laßt den Kleinen nur machen. Wir haben mit dem Geld etwas vor. Es ist ein Einfall von mir."

"O je", rief Pony. "Jetzt hast du auch schon Einfälle! Du bist doch nicht etwa krank ?"

"Ich nicht", sagte er und krempelte die Ärmel hoch.

"Komm mal näher ‘ran. Wir besuchen dich morgen im Krankenhaus."

Er rückte ihr zuleibe. Sie rannte zu Klotilde in die Küche.

"So eine Feuertüte", meinte Gustav. "Da hat man nun schon einmal eine gute Idee, da kommt so’n Frauenzimmer und gibt an."

"Was sich liebt, das neckt sich", erklärte Dienstag. Dann nahm er seinen Geldsack und ging nach Hause.

Zum Mittagessen tauchte Jackie auf. Der Braten schmeckte, trotz Klotildes ehrlicher Trauer, recht gut. Sie aßen andächtig.

Die Großmutter brachte das Gespräch auf die Geldsammlung und fragte Jackie, wie er darüber dachte.

"Ich freue mich kolossal darüber, Frau Großmutter", meinte er. "Vor allem, weil es so freundlich von den Jungens ist.

Aber auch sonst. Geld kann man immer brauchen. Der Käpten ist ganz meiner Meinung. - Sehen Sie, heute vormittag hab’ ich drei Stunden lang Tennisbälle gesammelt. Das ist auch ‘ne Art Geldsammlung. Mit dem Trinkgeld machte es eine Mark achtzig.

Heute nachmittag arbeite ich noch einmal zwei Stunden.

Das ist wieder eine Mark. Wenn Sie sich die Mühe machen und das auf ‘nen Monat umrechnen, werden Sie merken, daß ich mir glatt ein möbliertes Zimmer mit voller Pension leisten könnte.

Vielleicht sogar mit Balkon."

Sie lachten alle.

"Na ja", sagte er. "Hab’ ich nicht recht? Gestern hab’ ich auf dem Tennisplatz nur so aus Drall ein paar Saltos aus dem Stand gemacht. Da waren die Spieler so platt, daß mir der eine vor Schreck einen alten Tennisschläger geschenkt hat. Falls mir dieser Sport liegt, kann ich ja später einmal Tennislehrer werden.

Dann pachte ich ein paar Plätze, gebe Unterricht und gewinne eines Tages die deutsche Meisterschaft. Dann fahre ich nach Paris und Amerika und werde vielleicht Weltmeister. Oder wenigstens Zweitbester. Na, und dann borge ich mir Geld und eröffne eine Fabrik für Tennisschläger und für Tennissachen überhaupt.

Und weil mein Name bekannt ist, kaufen viele Leute das Zeug.

Pachulke werde ich mich natürlich nicht nennen. Mit so einem Namen kann man nicht Weltmeister werden. Aber ich habe auch schon einmal Byron geheißen. Auf einen Namen mehr oder weniger kommt’s nicht mehr an." Er beugte sich über den Teller und aß tüchtig.

"Um den ist mir nicht bange", erklärte die Großmutter.

"Mir auch nicht", sagte Jackie. "Es gibt eine Menge Berufe für einen Artisten, der zu schnell gewachsen ist!"

Nachmittags legten an der Brücke nacheinander zwei Dampfer an. Der eine kam aus den westlich gelegenen Seebädern herüber. Der andre kam von Osten. Aus diesen beiden Dampfern drängten Hunderte von Kindern und überschwemmten Korlsbüttel mit Wogen von Geschrei und Gelächter. Am wildesten war das Gewimmel und Getümmel vor den ,Leuchtturm-Lichtspielen’. (Die Kassiererin war noch zwei Tage danach krank davon.) Punkt vier Uhr begann die erste Vorstellung, in welcher der Film ,Emil und die Detektive’ gezeigt werden sollte.

Herr Bartelmann, der Besitzer des Kinos, blickte in den überfüllten Raum.

Vorm Haus standen Scharen von Kindern, die auf die zweite Vorstellung warteten. Herrn Bartelmann tat es in der Seele weh, daß die Tageseinnahmen nicht ihm gehörten. Na, das ließ sich nun nicht ändern! Er ging zu den Detektiven, die sich in seinem Büro versammelt hatten, und gab ihnen genaue Anweisungen.

"Brrr!" sagte Emil. "Jetzt wird’s Ernst."

Und Gustav meinte: "Lache Bajazzo! Wenn’s Herz auch bricht."

Als das Beiprogramm vorüber war, schloß sich der Vorhang vor der Leinwand. Es wurde Licht. Der Vorhang öffnete sich wieder.

Und nun standen vier Jungen und ein Mädchen auf der Bühne!

Die Kinder im Zuschauerraum stellten sich auf die Sitze.

Dann wurde es langsam stiller und endlich ganz still.

Emil trat an die Rampe und sagte mit lauter Stimme: "Meine Freunde, meine Kusine und ich danken euch, daß ihr hierher gekommen seid. Und wir danken euch, daß ihr für Jackie Geld gesammelt habt. Er ist ein patenter Kerl.

Sonst hätten wir euch ja auch nicht um euren Beistand gebeten. Nach der Vorstellung wird er sich persönlich bei euch bedanken. Und jetzt wollen wir uns miteinander den Film ansehen. Hoffentlich ist er schön."

Ein ganz kleiner Junge, der seiner Mutter auf dem Schöße saß, rief aus dem Zuschauerraum mit piepsiger Stimme: "Bist du der Emil?"

Die Kinder lachten.

"Jawohl", sagte Emil. "Ich bin Emil Tischbein."

Pony trat stolz neben ihn und knickste. "Ich bin Pony Hütchen, Emils Kusine."

Dann trat der Professor vor. "Ich bin der Professor."

Seine Stimme klang etwas zittrig.

Dienstag machte einen tiefen Bückling. "Ich bin der kleine Dienstag."

Zum Schluß kam Gustav an die Reihe. "Ich bin Gustav mit der Hupe. Aber jetzt hab’ ich ein Motorrad." Er machte eine kleine Pause. "Na, ihr Feuertüten!" rief er dann. "Seid ihr alle da?"

"Ja!" brüllten die Kinder.

Gustav lachte. "Und wie heißt die Parole?"

Da schrien alle, daß man’s bis an den Bahnhof hören konnte: "Parole Emil!"

Vorm Kino ging ein Pferd durch. So laut brüllten die Kinder!

Dann wurde es dunkel, und der Vorführungsapparat begann zu surren.

Als der Film zu Ende war, klatschten die Zuschauer minutenlang Beifall. Dann wurde es hell. Ein Mädchen, das neben Pony saß, sagte: "Du hast dich aber seitdem enorm verändert!"

Pony meinte: "Das Mädchen im Film bin ja gar nicht ich!

Die spielt mich doch nur!"

"Ach so. Und der Film-Emil und der richtige Emil, der neben dir sitzt, sind auch nicht dieselben?"

"Nein", erwiderte Pony. "Der richtige Emil ist mein Vetter.

Und den Film-Emil kenne ich überhaupt nicht persönlich.

Nun sei aber still. Es geht weiter!"

Jackie kam auf die Bühne. Er trat an die Rampe und sagte: "Ihr habt für einen Jungen Geld gesammelt. Der Junge bin ich.

Herzlichen Dank allerseits! Ich finde das großartig von euch.

Wenn ich später mal ein reicher Mann bin und es geht dann einem von euch dreckig, soll er sich bei mir melden.

Aber nicht vergessen!"

Dann kam Gustav auf die Bühne. Er sagte zu Jackie: "Im Auftrage meiner Freunde und der anderen Korlsbüttler Kinder überreiche ich dir das Resultat der hiesigen Sammlung.

Es ist ein Sparkassenbuch mit fünfundsiebzig Mark."

Jackie schüttelte seinem Freunde die Hand.

Unten im Zuschauerraum meinte der Professor zu Dienstag: "Das also war Gustavs Idee!"

Dienstag fragte: "Findest du sie schlecht?"

"Ausgezeichnet ist sie!" erklärte der Professor. "Ganz ausgezeichnet!"

Gustav rief von der Bühne herunter: "Und nun bitte ich die Vertreter der anderen Bäder heraufzukommen."

Unten entstand ein wildes Gedränge.

Endlich standen sieben weitere Jungen auf der Bühne.

Einer aus Ahrenshoop, einer aus Brunshaupten, einer aus Heiligendamm, einer aus Warnemünde, einer aus Heidekrug, einer aus Graal und einer aus Müritz. Und jeder überreichte ein Sparkassenbuch! Jackie hatte Tränen in den Augen, obwohl er eigentlich gar nicht rührselig veranlagt war.

Gustav blätterte eifrig in den Sparkassenbüchern. Und als die sieben Delegierten wieder von der Bühne geklettert waren, rief er: "Die Gesamtsumme beläuft sich auf sechshundertfünfzehn Mark. Außerdem kriegt Jackie die heutigen Kino-Einnahmen.

Jackie, ich gratuliere dir zu deinem Vermögen. Möge es dir zum Schmerbauch gedeihen!"

Gustav verschwand hinter der Bühne.

"Das habe ich nicht erwartet!" sagte Jackie. "Da brauche ich ja einen Bankier!" Er zog die Jacke aus. "Mein alter Freund, der Käpten Schmauch, hat mir geraten, euch etwas vorzuturnen. Gewissermaßen als Erkenntlichkeit. Nun bin ich zwar gewöhnt, mit einem Untermann zu arbeiten. Aber ein bißchen was kann ich auch alleine." Er warf die Jacke hinter die Bühne und ging in den Handstand. Dann beugte er die Arme, bis er im Ellbogenstütz war. Dann drückte er die Arme wieder durch und spazierte von der einen Seite der Bühne auf die andere. Immer auf den Händen. Die Zuschauer applaudierten.

Jackie sprang wieder auf die Füße. Dann schlug er Rad.

Dann machte er Spagat. Und dann die Brücke. Dann machte er, unter Zuhilfenahme beider Hände, einen Überschlag vorwärts.

Noch einen. Noch einen. Dann nur mit einer Hand. Immer wieder.

Quer über die ganze Bühne.

Und als Abschluß zeigte er einen Salto. Dann noch einen.

Noch einen. Und noch einen. Schneller. Immer schneller. Bald waren die Beine oben. Bald der Kopf. Er wirbelte wie ein kleines Glücksrad durch die Luft!

Die Kinder johlten, jubelten und klatschten sich die Hände rot. Auch die Erwachsenen waren hingerissen.

Dann rauschte der Vorhang zu. Schon drängten die Kinder, die zur zweiten Vorstellung wollten, in den Saal. Es war ein Gewurstel und ein Krach wie in einem Hexenkessel.

"Der Salto hat mir gut gefallen", sagte die Großmutter zu Emil. "Den muß ich morgen mal üben."

Am Abend legten die zwei Küstendampfer wieder an der Brücke an. Die Kinder aus den sieben Nachbarbädern stürmten an Bord. Die Eltern und Kinderfräulein wurden wie von Strudeln mitgerissen.

Die Dampfer läuteten zur Abfahrt. Ein paar Nachzügler kamen schreiend und winkend dahergestolpert und polterten an Deck. Dann seilte der Brückenwärter die Dampfer los.

Sie schaukelten. Die Schrauben schaufelten Wasser. Die Motoren arbeiteten. Hunderte von Taschentüchern wurden geschwenkt.

(Manche Tücher waren nicht mehr ganz sauber. Aber es war ja schon ziemlich dunkel.) "Parole Emil!" brüllten die Kinder auf dem Schiff, das nach Westen fuhr. "Parole Emil!" schrien die Kinder auf dem Dampfer, der nach Osten fuhr.

Und "Parole Emil!" brüllten die Korlsbüttler Kinder, die auf der Brücke standen.

"Das war der schönste Tag meines Lebens!" sagte Fräulein Klotilde Seelenbinder.

Drüben auf den Dampfern wurden bunte Lampions angezündet. Der eine fuhr nach links. Der andre nach rechts.

Emil und die Detektive standen am Brückenkopf und blickten schweigend hinter den Schiffen her.

Gustav räusperte sich. Dann legte er seine Arme um die drei Jungen, die vor ihm standen, und sagte: "Wir wollen Freunde bleiben. Bis uns die Vollbärte durch den Tisch wachsen."

Die andern sagten nichts. Aber sie waren derselben Meinung.

Da kam Jackie angaloppiert. "Hier seid ihr!" meinte er befriedigt. "Ich habe euch schon überall gesucht." Er trat zu ihnen. "An den Tag werde ich denken", sagte er selbstvergessen.

"Soviel Geld auf einen Haufen gibt’s ja gar nicht."

"Wo hast du denn deine acht Sparkassenbücher?" fragte Dienstag.

"Ich hab’ sie dem Bartelmann zum Wegschließen gegeben. Er hat in seinem Kinobüro einen feuersicheren Geldschrank.

Was sagt ihr dazu? Er hat mir einen Antrag gemacht! Ich soll in seinem Kino als artistische Bühnenschau auftreten.

Zunächst mal eine Woche lang."

"Was will er zahlen?" fragte der Professor sachlich.

"Fünf Mark täglich. Ohne Abzüge."

Die Detektive freuten sich.

"Und die heutigen Einnahmen, die ihr mir herausgeholt habt, betragen ungefähr zweihundertfünfzig Mark. Genau weiß er’s noch nicht. Aber so zirka!" Jackie lachte leise. "Ich glaub’s noch gar nicht. Wenn das so weitergeht, kauf ich mir nächste Woche eine Villa mit Warmwasserbeleuchtung."

Draußen in der Ostsee schwammen zwei kleine illuminierte Dampfer. Das Meer rauschte. Am Strand überschlugen sich die Wellen. Der weiße Schaum glänzte in der Dunkelheit.

"Herrschaften", sagte Kapitän Schmauch. "Ich habe unsern Pikkolo fest versprechen müssen, daß wir noch ins Hotel kommen. Er hat den ganzen Tag strammen Dienst gehabt.

Nicht einmal den Film hat er gesehen."

Man beschloß also, auf einen Sprung ins Strandhotel zu gehen.

"Es sind ja Ferien", meinte Frau Haberland und hakte sich beim Justizrat unter.

Sie gingen alle über die Brücke. Der Kapitän und Jackie marschierten vorneweg. "Ich möchte dir einen Vorschlag machen", sagte Kapitän Schmauch.

"Worum handelt sich’s denn, Käpten?"

"Mein Haus ist zwar klein", erklärte der Mann. "Aber für mich allein ist es ein bißchen zu groß."

"Vermieten Sie doch ein Zimmer!" rief Jackie.

"Das möchte ich ja", sagte der Kapitän. "Wie lange willst du denn in Korlsbüttel bleiben?"

"Bis die Tennisplätze geschlossen werden. Solange bleibe ich hier als Balljunge. Und wenn die Hauptsaison vorbei ist, gibt mir der Trainer täglich eine Stunde Unterricht. Ganz billig. Vielleicht umsonst."

"Wenn du Lust hast, kannst du zu mir ziehen", sagte der Kapitän.

"Mach’ ich, Käpten! Wieviel verlangen Sie Miete?"

Herr Schmauch knuffte Jackie. "Mach keine faulen Witze! Du tust mir ja nur einen Gefallen."

"Fein", sagte der Junge. "Danke schön, Käpten. Und abends spielen wir in der Veranda Schwarzen Peter oder Schafkopf."

Der Kapitän freute sich mächtig.

Dann fragte Jackie: "Brauchen Sie übrigens Geld? Ich bin jetzt vermögend. Ich könnte, wenn ich noch ein paar Wochen spare, tausend Mark in Ihr Geschäft stecken. Was sollen die Moneten auf der Sparkasse, nicht?"

"Gut", sagte der Kapitän. "Können wir machen. Du wirst mein stiller Teilhaber. Unter einer Bedingung! Du mußt jeden Sommer bei mir in Korlsbüttel wohnen."

"Topp!" rief Jackie. "Und wenn ich fürs Tennis kein Talent haben sollte, trete ich in unserm Geschäft als Schiffsjunge ein!"

"Das soll ein Wort sein!" meinte Kapitän Schmauch.

"Hoffentlich hast du kein Talent zum Tennis."

Sie lachten und traten ins Hotel.

Die Großmutter und Emil gingen als letzte hinterdrein.

Sie blieben vorm Hotel stehn und blickten aufs Meer. Der eine Dampfer war schon verschwunden. Der andre schwamm noch am Horizont. Wie eine leuchtende Nußschale.

Emil sagte: "Der Jackie hätte unsre Hilfe gar nicht gebraucht, glaub’ ich!"

Die Großmutter antwortete: "Jede gute Tat hat ihren Sinn, mein Junge." Sie trat auf die Stufen: "Und jetzt schreiben wir deiner Mutter eine Ansichtskarte!"

"Könnten wir nicht zwei Karten schreiben?" "Wem denn noch?"

"Dem Oberwachtmeister Jeschke", sagte er. Da gab ihm die alte Frau einen Kuß.

ENDE

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