3. November

LAKE WINDERMERE — CUMBRIA

Lynley traf am Nachmittag in Ireleth Hall ein. Vor die Wahl gestellt, entweder zu fliegen, mit dem Auto oder mit dem Zug zu fahren, hatte er sich trotz der Länge der Strecke für das Auto entschieden und den Tag tief in Gedanken versunken in seinem Healey Elliott verbracht.

Er war am Abend zuvor nicht mit Isabelle zusammen gewesen. Sie hatte ihn eingeladen, und er wäre gern zu ihr gefahren, aber er war zu dem Schluss gekommen, dass es besser für sie beide war, wenn er diesmal nicht zu ihr ging. Obwohl sie das Gegenteil beteuert hatte, wusste er, dass sie das Ziel und den Grund seiner Reise in Erfahrung bringen wollte, und er hatte nicht vor, sie darüber aufzuklären. Lynley wollte den Streit vermeiden, den das Gespräch unweigerlich ausgelöst hätte. Isabelle hatte in den Monaten, seit sie zusammen waren, ihren Alkoholkonsum radikal eingeschränkt, und er befürchtete, dass irgendetwas — wie zum Beispiel ein Krach mit ihm — sie wieder zur Flasche greifen lassen könnte.

Darling, ich hatte ja keine Ahnung, dass du Frauen gegenüber so ein Feigling geworden bist, hätte Helen dazu gesagt. Aber so wie er das sah, hatte es nichts mit Feigheit zu tun, sondern mit Lebenserfahrung. Darüber und über sich und Isabelle hatte er fast auf dem ganzen Weg nach Cumbria nachgedacht. Und er hatte sich gefragt, ob sie zusammenpassten.

Die Flügel des großen schmiedeeisernen Tors von Ireleth Hall standen weit offen, als hätte man ihn bereits erwartet. Lynley fuhr im Schatten von steinalten Eichen über den Weg, der sich zum Windermere-See hinunterwand, und hielt schließlich vor einem eindrucksvollen, von grauen Flechten überzogenen steinernen Gebäude mit zahlreichen Giebeln und einem mächtigen Wehrturm, ein Hinweis auf das hohe Alter zumindest eines Teils des Gebäudes. Dreizehntes Jahrhundert, dachte Lynley. Mehr als vierhundert Jahre älter als sein eigener Herrensitz in Cornwall.

Zu beiden Seiten des Gebäudes erstreckten sich weitläufige Rasenflächen mit vereinzelten Eichen, darunter einige der ältesten, die Lynley je gesehen hatte, und Platanen, unter denen Damwild graste.

Lynley stieg aus und atmete tief ein. Die Luft war noch feucht vom Regen. Der See war vom Haus verdeckt, aber von den nach Westen gelegenen Fenstern aus hatte man wahrscheinlich einen fantastischen Blick aufs Wasser und das gegenüberliegende Ufer.

«Da sind Sie ja.«

Lynley drehte sich um, als er Bernard Faircloughs Stimme hörte. Der Mann kam aus einem Garten an der Nordseite des Gebäudes auf ihn zu, der von einer Mauer eingegrenzt wurde. Er begrüßte Lynley, fuhr voller Bewunderung mit der Hand über einen Kotflügel des Healey Elliott, erkundigte sich höflich nach Baujahr und Leistung des Oldtimers und fragte, ob Lynley eine angenehme Fahrt gehabt habe. Nach dem Austausch der Nettigkeiten führte er Lynley ins Haus. Sie betraten eine riesige, eichengetäfelte Eingangshalle, an deren Wänden blankpolierte Brustschilde alter Rüstungen hingen. Ein Feuer brannte in einem offenen Kamin, vor dem zwei Sofas einander gegenüberstanden. Über dem Haus schien eine tiefe Stille zu liegen, die nur vom Knistern des Feuers und dem Ticken einer Standuhr gestört wurde.

Fairclough sprach so leise, als befänden sie sich in einer Kirche oder als fürchtete er, dass jemand mithören könnte, obwohl sie allein waren, soweit Lynley das beurteilen konnte.»Ich musste Valerie mitteilen, warum Sie hier sind«, sagte er.»Wir haben keine Geheimnisse voreinander — wir sind seit mehr als vierzig Jahren verheiratet, und im Übrigen kann ich ihr sowieso nichts vormachen. Sie ist also im Bilde. Sie wird mitspielen, auch wenn sie nicht gerade begeistert davon ist, dass ich diese Sache ins Rollen gebracht habe. Aber sie versteht mich … So gut wie eine Mutter es eben verstehen kann, wenn es um ihr eigenes Kind geht. «Fairclough rückte seine Hornbrille zurecht und überlegte.»Aber sie ist die Einzige, die eingeweiht ist. Für alle anderen sind Sie einfach ein Mitglied aus dem Twins Club, der für ein paar Tage hier zu Besuch ist. Einige wissen über die Sache mit Ihrer Frau Bescheid. Das macht das Ganze … äh … glaubwürdiger. Ich hoffe, Sie haben damit kein Problem?«

Er wirkte nervös. Lynley fragte sich, warum. Weil er hier war? Weil er Polizist war? Oder weil zu befürchten stand, dass er bei seinen Nachforschungen auf etwas Peinliches stieß? Wahrscheinlich kamen alle drei Möglichkeiten in Frage. Auf jeden Fall machte Faircloughs Nervosität ihn neugierig.»Über Helens Tod wurde in allen Zeitungen berichtet«, sagte er.»Ich kann also kaum etwas dran ändern, dass die Umstände ihres Todes allgemein bekannt sind.«

«Gut, gut. «Fairclough rieb sich die Hände, wie um zu sagen: Packen wir’s an. Er lächelte.»Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer und führe Sie kurz durchs Haus. Für heute Abend habe ich ein Abendessen im kleinen Kreis geplant, nur für uns vier, und morgen können Sie dann vielleicht … Was auch immer Sie vorhaben.«

«Uns vier?«

«Unsere Tochter Mignon wird auch dabei sein. Sie wohnt nicht hier im Haus, denn in ihrem Alter braucht eine Frau ihre eigenen vier Wände. Aber sie wohnt ganz in der Nähe, und sie ist alleinstehend, und da Sie Witwer sind, dachten wir …«

Wenigstens besaß Fairclough den Anstand, in Verlegenheit zu geraten, dachte Lynley.

«… das würde Ihrer Anwesenheit noch etwas mehr Glaubwürdigkeit verleihen. Ich habe mit Mignon nicht direkt über die Sache gesprochen, könnte mir jedoch vorstellen, dass sie Ihnen gegenüber gesprächiger ist, wenn Sie … ihr ein bisschen Interesse entgegenbringen.«

«Glauben Sie, sie hat etwas zu verbergen?«, fragte Lynley.

«Sie ist mir ein Rätsel«, antwortete Fairclough.»Mir ist es noch nie gelungen, bis zu ihr durchzudringen. Ich hoffe, dass Sie da mehr Glück haben. Kommen Sie. Hier entlang.«

Das Treppenhaus, dessen Wände mit Landschaftsaquarellen geschmückt waren, befand sich im Wehrturm. Sie stiegen ein Stockwerk hoch und betraten einen Korridor, der ebenso wie die Eingangshalle mit Eichenpaneelen getäfelt war, allerdings ohne die großen Fenster. Nur durch ein schmales Bleiglasfenster am Ende des Korridors fiel ein Lichtstreifen, in dem Staubflöckchen tanzten, als wären sie glücklich, der Gefangenschaft in dem persischen Läufer entkommen zu sein.

Sie betraten ein geräumiges Zimmer mit einem Erkerfenster, in dessen Laibung eine Bank eingebaut war. Fairclough führte Lynley an dieses Fenster.»Windermere«, sagte er überflüssigerweise.

Wie Lynley vermutet hatte, lag die Westseite des Hauses zum See hin. Das Gelände war in Terrassen angelegt. Die zwei oberen bestanden aus Rasenflächen, während die unterste, die direkt an den See grenzte, mit Kies bedeckt war. Dort standen verwitterte Tische, Stühle und Liegen. Weit entfernt im Nordosten ragte eine Halbinsel in den See, Rawlinson Nab, wie Fairclough Lynley erklärte. Etwas näher lag die winzige, von ein paar Eschen bewachsene Insel Grass Holme, die im Wasser zu treiben schien, und weiter draußen stach die Insel Grubbins Point wie ein Fingerknöchel aus dem Wasser.

«Wie schön, hier zu wohnen«, bemerkte Lynley.»Außer im Sommer vielleicht, denn ich könnte mir vorstellen, dass die Gegend dann von Urlaubern überlaufen ist. «Er wusste, dass Cumbria und ganz besonders der Lake District eins der beliebtesten Urlaubsziele Englands waren. Von Juni bis September wurde hier bei jedem Wetter gewandert, geklettert und gezeltet.

«Ehrlich gesagt, wünschte ich, ich könnte öfters hier sein«, sagte Fairclough.»Bei all den Terminen in der Firma in Barrow, bei der Stiftung, mit meinen Anwälten in London und beim Verteidigungsministerium schaffe ich es höchstens einmal im Monat hierher.«

«Verteidigungsministerium?«

Fairclough verzog das Gesicht.»Mein Leben ist vollkommen unromantisch. Ich stelle eine Komposttoilette her, an der die interessiert sind. Wir führen schon seit Monaten Gespräche.«

«Und die Anwälte? Gibt es ein Problem, über das ich Bescheid wissen müsste? Etwas, das mit der Familie zu tun hat? Mit Ian Cresswell?«

«Nein, nein«, sagte Fairclough.»Es handelt sich um Patentanwälte. Dann sind da noch die Anwälte der Stiftung. Das alles hält mich ziemlich auf Trab. Um das Haus hier kümmert sich Valerie. Da sie hier aufgewachsen ist, macht sie das gern.«

«Klingt, als würden Sie sich nicht allzu oft sehen.«

Fairclough lächelte.»Das Geheimnis einer langen, glücklichen Ehe. Ein bisschen ungewöhnlich, aber es funktioniert schon sehr lange. Ah, da kommt Valerie.«

Lynley schaute in den Garten hinaus in der Annahme, Fairclough habe seine Frau dort erblickt, doch der zeigte auf ein Ruderboot auf dem See, das sich dem Ufer näherte. Aufgrund der Entfernung war nicht zu erkennen, ob die rudernde Person männlich oder weiblich war.»Sie fährt zum Bootshaus«, sagte Fairclough.»Am besten, wir gehen gleich hin, dann kann ich Sie einander vorstellen. Bei der Gelegenheit sehen Sie auch, wo Ian … Na ja, Sie wissen schon.«

Als sie ins Freie traten, fiel Lynley auf, dass das Bootshaus vom Haupthaus aus nicht zu sehen war. Vom Südflügel von Ireleth Hall aus führte ein gewundener Weg durch einen Garten. Mahonien, mit der Stechpalme verwandte Sträucher, standen dort so dicht, als wüchsen sie dort schon seit hundert Jahren. Nachdem sie ein Pappelwäldchen durchquert hatten, öffnete sich vor ihnen eine fächerartig angelegte Anlegestelle, neben der sich das Bootshaus erhob: eine verspielte Konstruktion, mit den für die Gegend typischen Schieferplatten, einem Spitzdach und einer einzigen Tür. Fenster gab es keine.

Die Tür stand offen, und Lynley folgte Fairclough hinein. Im Innern des Bootshauses verlief entlang der zum Land gelegenen Giebelwand und der beiden Seitenwände ein gemauerter Anleger, gegen den die Wellen des Sees plätscherten. Ein Motorboot, ein Skullboot und ein uraltes Kanu waren daran vertäut. Fairclough erklärte Lynley, das Skullboot habe Ian Cresswell gehört. Valerie Fairclough hatte das Bootshaus noch nicht erreicht, aber sie konnten sie bereits sehen.

«Ian hat das Skullboot zum Kentern gebracht, als er gestürzt ist«, sagte Fairclough.»Da vorne. Da, wo die beiden Steine fehlen. Wahrscheinlich hat sich einer der Steine gelöst, als er darauf getreten ist. Dann hat er das Gleichgewicht verloren und ist ins Wasser gefallen, und dabei ist auch der andere Stein rausgebrochen.«

«Wo sind sie jetzt?«Lynley ging zu der Stelle und hockte sich hin, um die Stelle genauer zu betrachten. Im Bootshaus gab es kaum Licht. Er würde noch einmal mit einer Taschenlampe herkommen müssen.

«Was meinen Sie?«

«Die Steine, die sich gelöst haben. Wo sind die? Ich würde sie mir gern ansehen.«

«Soweit ich weiß, liegen sie noch im Wasser.«

Lynley blickte auf.»Niemand hat sie herausgeholt, um sie zu untersuchen?«Das war ungewöhnlich. Ein frühzeitiger Tod wie dieser warf alle möglichen Fragen auf. Und eine davon lautete, wie ein Stein sich aus dem Mauerwerk hatte lösen können, egal, wie alt der Anleger sein mochte. Natürlich konnten Alterserscheinungen die Ursache sein. Aber ein Meißel kam auch in Frage.

«Der Gerichtsmediziner hat, wie gesagt, auf Unfall entschieden. Dem Polizisten, der hergerufen wurde, kam alles ziemlich eindeutig vor. Er hat einen Inspector benachrichtigt, der hat sich umgesehen und ist zu demselben Schluss gekommen.«

«Waren Sie hier, als es passiert ist?«

«Nein, ich war in London.«

«War Ihre Frau allein, als sie die Leiche entdeckt hat?«

«Ja. «Er schaute in Richtung See.»Ah, da ist sie.«

Lynley stand auf. Die Frau ruderte mit voller Kraft, und das Ruderboot näherte sich zügig. Kurz vor der Einfahrt zum Bootshaus hob Valerie Fairclough die Ruder aus den Dollen und legte sie auf den Boden des Boots, das mit dem letzten Schwung hineinglitt.

Valerie Fairclough trug Regenkleidung: gelbe Öljacke und — hose, Handschuhe und Gummistiefel. Sie hatte jedoch weder einen Hut noch eine Mütze aufgesetzt, und ihr graues Haar wirkte wie frisch frisiert, obwohl sie über den See gerudert war.

«Was gefangen?«, fragte Fairclough.

Sie drehte sich um, schien jedoch nicht im Mindesten überrascht.»Ach, da bist du ja«, sagte sie.»Nein, ich hatte kein Glück heute. Ich war drei Stunden draußen und habe nur drei armselige kleine Geschöpfe gefangen, die mich so unglücklich angesehen haben, dass ich sie wieder ins Wasser geworfen habe. Sie müssen Thomas Lynley sein. Willkommen in Cumbria.«

«Nennen Sie mich Tommy. «Er streckte ihr seine Hand entgegen. Aber anstatt sie zu nehmen, warf sie ihm die Leine zu.

«Kopfschlag«, sagte sie.»Oder klingt das chinesisch?«

«Für mich nicht.«

«Sie gefallen mir. «Sie reichte ihrem Mann ihre Angelausrüstung: einen Angelkasten, eine Rute und einen Eimer mit Maden. Auf jeden Fall war Valerie Fairclough keine zimperliche Frau, dachte Lynley.

Sie stieg aus dem Boot, während Lynley es vertäute. Sie war unglaublich behände für ihr Alter, und sie war immerhin schon siebenundsechzig, wie Lynley wusste. Sie schüttelte ihm die Hand.»Herzlich willkommen«, sagte sie.»Hat Bernie Sie schon herumgeführt?«Sie zog ihre Regenkleidung aus und hängte Jacke und Hose an der Wand auf, während ihr Mann die Anglerausrüstung unter einer Bank verstaute. Als er sich zu ihr umdrehte, hielt sie ihm eine Wange für einen Kuss hin.»Darling«, sagte sie zur Begrüßung. Dann:»Wann bist du angekommen?«Worauf er erwiderte:»Heute Mittag«, darauf sie:»Du hättest eine Leuchtrakete abschießen sollen. «Ein Zwinkern.»Mignon?«, fragte sie. Darauf er:»Noch nicht. Alles gut?«Und sie:»Allmählich. «Es war, dachte Lynley, der typische Telegrammstil von Paaren, die schon sehr lange zusammen waren.

«Sie haben sich wahrscheinlich gerade angesehen, wo unser Ian ertrunken ist, nehme ich an«, sagte Valerie zu Lynley mit einer Kopfbewegung in Richtung des Skullboots.»Bernie und ich sind uns in der Sache nicht einig, aber das wird er Ihnen schon mitgeteilt haben.«

«Er sagte mir, dass Sie den Toten gefunden haben. Es muss ein Schock für Sie gewesen sein.«

«Ich hatte gar nicht gewusst, dass er mit dem Boot rausgefahren war, ja nicht einmal, dass er überhaupt hier war. Er hatte seinen Wagen ja nicht am Haus geparkt. Als ich ihn fand, lag er schon fast vierundzwanzig Stunden im Wasser, Sie können sich also vorstellen, wie er ausgesehen hat. Trotzdem bin ich froh, dass ich ihn gefunden habe und nicht Mignon. Oder Kaveh. Nicht auszudenken, was dann passiert wäre.«

«Kaveh?«, wiederholte Lynley.

«Ians Lebensgefährte. Er führt hier auf dem Anwesen ein paar Arbeiten für mich aus. Ich lasse gerade einen Fantasiegarten anlegen, den hat er entworfen. Und jetzt beaufsichtigt er die Arbeiten.«

«Ist er jeden Tag hier?«

«Vielleicht dreimal pro Woche. Er meldet sich nicht bei mir an, und ich kümmere mich nicht darum. «Sie betrachtete Lynley, als versuchte sie zu ergründen, was in seinem Kopf vor sich ging.»Wäre es Ihnen recht, wenn der Gärtner der Mörder wäre?«

Lynley lächelte.»Vielleicht stellt sich ja auch heraus, dass der Gerichtsmediziner recht hatte.«

«Davon bin ich überzeugt. «Sie warf ihrem Mann einen Blick zu. Lynley sah, dass Fairclough konzentriert auf den See hinausschaute.»Es war ein schrecklicher Schlag für uns. Bernie und ich mochten Ian sehr. Wir hätten den Anleger besser in Schuss halten sollen. Er ist ziemlich alt — über hundert Jahre —, und er wurde ständig benutzt. Steine lockern sich mit der Zeit. Sehen Sie hier. Der ist auch locker.«

Sie stieß mit der Fußspitze gegen einen Stein neben der Stelle, wo die anderen beiden herausgefallen waren. Er war tatsächlich locker, genau, wie sie gesagt hatte. Aber das konnte natürlich auch daran liegen, dachte Lynley, dass jemand ihn absichtlich gelockert hatte.

«Wenn ein Unfall passiert, haben wir das Bedürfnis, einen Schuldigen zu finden«, sagte Valerie.»Und dieser Unfall war besonders tragisch, denn jetzt sind zwei Kinder ihrer verrückten Mutter ausgeliefert, und es gibt niemanden mehr, der einen mäßigenden Einfluss ausübt. Doch wenn in diesem Fall irgendjemand Schuld hat, dann bin ich das.«

«Valerie«, sagte ihr Mann.

«Ich bin verantwortlich für Ireleth Hall und das gesamte Anwesen, Bernie. Ich habe versagt. Und jetzt ist dein Neffe tot.«

«Ich mache dich nicht für seinen Tod verantwortlich«, entgegnete ihr Mann.

«Aber vielleicht solltest du das einmal in Erwägung ziehen.«

Sie schauten einander in die Augen, und Bernie wandte sich als Erster ab. Dieser Blick hatte Lynley mehr gesagt, als ihre Worte es getan hatten. Hier gab es tiefe und trübe Gewässer, und das galt nicht nur für den See.

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