II. UNGEZIEFER DES WELTRAUMS

Dr. Henree ließ die Pfeife aus der Hand fallen, sie kullerte über den Linolitboden. Er schenkte dem keine Beachtung.

»Was?«

Conway lief rot an und sein Gesicht bildete einen farbenfrohen Kontrast zu seinen schlohweißen Haaren. »Soll das ein Scherz sein?«

»Er ist fünf Minuten vor dem Start an Bord gekommen. Ich habe mich mit dem Posten unterhalten, Wilson heißt er, und dafür gesorgt, daß er sich nicht einmischt. Ich mußte den Kerl zu einem Kampf herausfordern, und ich hätte ihm auch eine anständige Abreibung verpaßt«, er führte harte Zweierkombinationen in der Luft vor, »aber er hat sich gedrückt.«

»Du hast ihn einfach gehen lassen und uns nicht Bescheid gesagt?«

»Wie hätte ich das tun können? Ich muß machen, was Lucky sagt. Er meinte nur, daß er in allerletzter Minute und ohne daß es jemand erfährt, an Bord gehen müsse, sonst würden Sie und Dr. Henree ihn aufhalten.«

Conway stöhnte. »Er hat es getan. Beim All, Gus, ich hätte es besser wissen sollen. Statt dessen verlasse ich mich auf diesen Dreikäsehoch vom Mars. Bigman, du Dummkopf! Du weißt doch, daß das Schiff eine Zeitbombe ist.«

»Klar. Lucky weiß es auch. Er hat gesagt, ihr sollt keine Schiffe hinterherschicken, sonst wäre alles im Eimer.«

»Im Eimer, wie? Trotzdem werden in einer Stunde Leute auf seinen Fersen sein.« Henree ergriff den Ärmel seines Freundes. »Vielleicht nicht, Hector. Wir wissen nicht, wie seine Pläne aussehen, aber wir können uns darauf verlassen, daß er aus allem mit heiler Haut herauskommt, wo er hineingerät. Laß' uns nicht eingreifen.«

Vor Wut und Aufregung zitternd, ließ sich Conway zurücksinken.

Bigman sagte: »Er meint, wir sollen ihn auf Ceres treffen und dann noch, daß Sie sich beherrschen sollten, Dr. Conway.«

»Du...« fing Conway an, und Bigman machte sich eilig davon.

*

Die Marsumlaufbahn lag hinter ihm, und die Sonne war ein zusammengeschrumpftes Ding.

Lucky Starr liebte die Stille des Weltraumes. Seit er sein Examen gemacht hatte und dem Wissenschaftsrat beigetreten war, stellte das All und nicht so sehr irgendeine Planetenoberfläche seine Heimat dar. Bei der Atlas handelte es sich um ein komfortables Schiff. Es war für eine komplette Besatzung verproviantiert, und man hatte nur gerade soviel weggelassen, wie sich als Verbrauch vor Erreichen der Asteroiden erklären ließ. Die Atlas war darauf angelegt, auf jede erdenkliche Weise den Eindruck zu erwecken, daß sie bis kurz vor Eintreffen der Piraten voll bemannt gewesen war.

Lucky schwelgte also in Syntho-Steaks aus den Gerstenbeeten der Venus, Marsgebäck und knochenlosem Hühnchen von der Erde.

Er werde fett werden, dachte er und beobachtete den Himmel.

Er war nahe genug, um die größeren Asteroiden erkennen zu können. Da stand Ceres, der größte von ihnen, ungefähr achthundert Kilometer im Durchmesser. Vesta befand sich auf der anderen Seite der Sonne, Juno und Pallas aber lagen im Blickfeld.

Falls er sich an das Schiffsteleskop setzen würde, hätte er Tausende, vielleicht Zehntausende mehr entdeckt. Es waren unendlich viel.

Früher hatte man angenommen, daß sich zwischen Mars und Jupiter ein Planet befunden habe, der vor Milliarden Jahren explodiert war und dessen Überreste nunmehr umhertrieben, dem war aber nicht so. Jupiter war der Übeltäter. Im Verlaufe der riesigen Zeiträume, in denen sich das Sonnensystem gebildet hatte, war das All Hunderte von Millionen Meilen im Umkreis von seiner Anziehungskraft in Mitleidenschaft gezogen worden. Der kosmische Schutt zwischen ihm und dem Mars konnte sich nie zu einem Planeten vereinigen, da Jupiter zog und zog. Statt dessen verschmolz der Schutt zu einer Unzahl kleiner Welten.

Da waren die vier größten, jede von ihnen hundert oder mehr Kilometer im Durchmesser. Dann fünfzehnhundert weitere, deren Durchmesser zwischen zehn und hundert Kilometer betrug. Dann kamen Tausende (niemand wußte, wieviel es genau waren), die zwischen einer und zehn Kilometer und Zehntausende solcher, deren Durchmesser weniger als einen Kilometer betrug, die aber immer noch so groß oder größer waren als die große Pyramide von Gizeh. Sie waren so zahlreich, daß Astronomen sie das »Gesindel des Weltraums« nannten.

Die Asteroiden verteilten sich auf die gesamte Fläche zwischen Mars und Jupiter, und jeder einzelne rotierte auf seiner ureigensten Umlaufbahn. Kein anderes der Menschheit bekanntes Sonnensystem verfügte über solch einen Asteroidengürtel.

Einerseits war es ein Glück gewesen. Die Asteroiden hatten ein Sprungbrett zu den Hauptplaneten dargestellt. Andererseits war es ein Unglück. Jeder Verbrecher, der in den Asteroidengürtel entkommen konnte, war vor Festnahme sicher, es sei denn, er hätte unwahrscheinliches Pech. Es gab einfach keine Polizeitruppe, die jeden einzelnen dieser fliegenden Berge absuchen konnte.

Die kleineren Asteroiden stellten Niemandsland dar. Auf den größeren, hauptsächlich auf Ceres, gab es gutbesetzte astronomische Observatorien. Auf Pallas befanden sich Beryllium-Minen, während Vesta und Juno wichtige Versorgungsstationen waren. Es blieben aber noch fünfzigtausend ausreichend große Asteroiden übrig, über die das Terrestrische Empire keinerlei Kontrolle ausübte. Einige waren groß genug, um ganze Flotten aufnehmen zu können. Andere hingegen zu klein, um mehr als einen einzelnen Schnellkreuzer und vielleicht einen Brennstoff-, Wasser- und Lebensmittelvorrat für sechs Monate zu beherbergen.

Und es war unmöglich, sie auf Karten zu erfassen. Selbst in den alten, voratomaren Zeiten, lange bevor es Raumfahrt gab, als nur fünfzehnhundert oder so bekannt gewesen waren -dabei hatte es sich um die größten gehandelt -, war eine karthographische Erfassung unmöglich gewesen. Die Umlaufbahnen waren mit Hilfe von Teleskopbeobachtungen sorgfältig berechnet worden, und dennoch wurden ständig Asteroiden »verloren« oder »wiederentdeckt«.

*

Lucky schreckte aus seinen Tagträumen auf. Das hochempfindliche Ergometer fing Pulsationen aus den äußeren Bereichen auf. Mit einem Schritt stand er vor den Meßgeräten.

Die konstante Energieabstrahlung der Sonne, ob es sich nun um direkte oder auf dem Umweg über die indirekten relativ schwachen Reflektionen von den Planeten handelte, wurden von dem Instrument herausgefiltert. Was jetzt hereinkam, war die charakteristische Energiepulsation eines hyperatomaren Motors.

Lucky schaltete die Ergographverbindung ein, und das Energiemuster wurde als eine Reihe von Linien dargestellt. Er verfolgte die ausgeworfenen Papierstreifen, und seine Kinnmuskeln spannten sich.

Es hatte durchaus die Chance bestanden, daß die Atlas auf ein ganz normales Handelsschiff oder ein Passagierfahrzeug traf, aber dieses Energiemuster war damit nicht zu vergleichen. Das sich nähernde Schiff besaß Motoren modernster Bauart, die sich zudem von denen der terrestrischen Flotte radikal unterschieden.

Es vergingen fünf Minuten, bis er über ausreichend Datenmaterial verfügte, um Abstand und Richtung der Energiequelle berechnen zu können.

Er stellte seinen Visierschirm auf Teleskopbetrieb, sofort vermehrte sich das Glitzern des Sternfeldes. Sorgfältig suchte er die unendlich ruhigen, unendlich weit entfernten und unendlich bewegungslosen Sterne ab, bis seinen Augen eine flackernde Bewegung auffiel, und die Anzeigen des Ergometers überall Null zeigten.

Es war ein Pirat. Kein Zweifel! Er konnte die Schiffsumrisse an der sonnenbeschienenen Hälfte und an der Backbordbefeuerung auf der im Schatten liegenden Seite erkennen. Das Schiff war schlank und anmutig und sah schnell und wendig aus. Außerdem wirkte es fremdartig.

Sirianischer Entwurf, dachte Lucky.

Er schaute zu, wie das Schiff auf dem Bildschirm größer wurde. War es ein solches Schiff gewesen, das seine Eltern an ihrem letzten Tag beobachtet hatten?

*

Er konnte sich nur schwach an Mutter und Vater erinnern, aber er hatte Bilder von ihnen gesehen und von Conway und Henree endlose Geschichten über Lawrence und Barbara Starr gehört. Sie waren unzertrennlich gewesen, der große ernste Gus Henree, der cholerisch-beharrliche Hector Conway und der bewegliche lachende Larry Starr. Sie hatten gemeinsam die Schulbank gedrückt, gleichzeitig Examen gemacht, waren zusammen dem Rat beigetreten und hatten ihre Aufträge als Team gelöst.

Dann war Lawrence Starr befördert worden und auf eine Dienstreise zur Venus geschickt worden. Er, seine Frau und ihr vierjähriger Sohn waren auf dem Weg zur Venus gewesen, als das Piratenschiff angriff.

Jahrelang hatte sich Lucky voller Traurigkeit vorgestellt, wie die letzten Stunden auf dem sterbenden Schiff abgelaufen sein mußten. Zuerst die Vernichtung der Haupttriebwerke am Heck des Schiffes, während Pirat und Opfer noch voneinander getrennt waren, dann die Sprengung der Luftschleusen und die Enterung. Mannschaft und Passagiere beeilten sich, in die Raumanzüge zu kommen, als die Schleusen eingedrückt wurden und die Luft zu entweichen begann. Die Mannschaft war bewaffnet und lauerte. Die Passagiere ohne viel Hoffnung in den Innenräumen zusammengepfercht. Weinende Frauen, schreiende Kinder.

Sein Vater befand sich nicht unter denen, die sich versteckten. Sein Vater war Ratsmitglied. Er war bewaffnet und hatte gekämpft. Dessen war sich Lucky sicher. Er hatte ein Bild vor Augen, eine kurze intensive Erinnerung, die sich in seinen Geist eingebrannt hatte. Da stand sein Vater, ein großer starker Mann mit hocherhobenem Blaster in der Hand und mit einem Gesichtsausdruck, der einen der wenigen Augenblicke kalter Wut in seinem Leben widerspiegeln mußte, während gleichzeitig die Tür zum Kommandostand in einer schwarzen Rauchwolke nach innen krachte. Und seine Mutter, mit nassem, rußverschmiertem Gesicht, das nichtsdestotrotz klar durch das Visier des Druckanzuges zu erkennen war, zwängte ihn in ein kleines Rettungsboot.

»Nicht weinen, David, alles wird gut werden.«

Dies waren die einzigen Worte seiner Mutter, an die er sich erinnern konnte. Dann war hinter ihm ein Donnergetöse zu hören gewesen und er wurde an die Schottwand gedrückt.

Zwei Tage später fand man ihn in dem Rettungsboot, sie waren dem kalten, automatischen Hilferuf gefolgt.

Die Regierung hatte direkt im Anschluß daran einen ungeheuren Feldzug gegen die Piraten auf den Asteroiden in die Wege geleitet, und der Rat hatte dieser Aktion seine vollste Unterstützung zuteil werden lassen. Für die Piraten hatte sich herausgestellt, daß ein Angriff auf Schlüsselfiguren des Rats schlimme Folgen zeitigte. Diejenigen Asteroidenverstecke, die gefunden wurden, verwandelte man in Staub, und für zwanzig Jahre stellte die Bedrohung durch die Piraten nur eine unwesentliche Gefahr dar.

Aber Lucky fragte sich oft, ob man wohl dasjenige Schiff aufgespürt hatte, mit den Männern an Bord, die seine Eltern getötet hatten. Es gab keine Möglichkeit, das herauszufinden.

Und nun war das Piraterieproblem von neuem aufgeflammt, zwar nicht so spektakulär wie ehedem, dafür aber auf eine viel gefährlichere Weise. Heutzutage waren Piratenangriffe keine Einzelunternehmungen mehr. Es sah vielmehr ganz nach einer gezielten, gut durchorganisierten Attacke auf die terrestrischen Handelsverbindungen aus. Es steckte noch mehr dahinter: Aus der Art und Weise der Kriegführung schloß Lucky mit Sicherheit, daß sich ein einzelner Wille, eine bestimmte strategische Richtungsgebung unter allem verbarg. Er wußte, diesen einen Willen würde er finden müssen.

Er richtete den Blick wieder auf das Ergometer. Die Energieaufzeichnung war jetzt stark. Das andere Schiff befand sich inzwischen durchaus in der Reichweite, bei der es die Höflichkeitsgepflogenheiten des Alls angetan sein ließen, wechselseitig Identifikationssignale abzusetzen. Wenn man es recht betrachtete, dann war die Entfernung für Piraten, die etwas im Schilde führten, genau richtig.

Der Boden vibrierte unter Luckys Füßen. Dabei handelte es sich keineswegs um einen Blasterschuß vom anderen Schiff, sondern um den Rückstoß eines fliehenden Rettungsbootes. Die Energieimpulse waren stark genug geworden, um die Abschußautomatik auszulösen.

Ein weiteres Vibrieren, dann noch eins, fünf insgesamt.

Er spähte aufmerksam auf das näherkommende Schiff. Piraten schossen häufig die Rettungsboote zusammen, teils aus perversem Vergnügen, teils um die Flüchtenden an einer Beschreibung des Schiffes zu hindern, wobei sie davon ausgingen, daß dies nicht bereits vorher durch Funk geschehen war.

Diesmal jedoch ignorierte das Schiff die Rettungsboote vollständig. Es kam auf Andockentfernung heran. Die magnetischen Enterhaken schossen vor, hefteten sich an den Rumpf der Atlas, und die beiden Fahrzeuge waren plötzlich wie aneinandergeschweißt, wobei ihre Bewegungen im All aufeinander abgestimmt waren.

Lucky wartete.

Er hörte, wie sich die Schleuse öffnete und wieder schloß. Er vernahm das Hallen von Schritten und das Geräusch, wie Helme abgeschraubt wurden, dann Stimmen.

Er rührte sich nicht.

Im Türrahmen erschien eine Gestalt. Helm und Handschuhe fehlten, der Rest des Mannes steckte aber noch in dem eisverkrusteten Raumanzug. Raumanzüge hatten diese Angewohnheit, trat man von draußen, wo der beinahe absolute Nullpunkt herrschte, nach drinnen in die warme feuchte Luft eines Schiffes, begann das Eis zu schmelzen.

Erst als er zwei Schritte ins Innere des Kommandostandes getan hatte, bemerkte der Pirat Lucky. Er stand bewegungslos da, wobei seine Gesichtszüge zu einem fast komisch anmutenden Ausdruck von Überraschung einfroren. Lucky hatte ausreichend Zeit, das dünne schwarze Haar, die lange Nase und die bleiche weiße, vom Nasenflügel bis zu den wölfischen Zähnen verlaufende Narbe, die die Oberlippe in zwei ungleiche Hälften spaltete, zu registrieren.

Die erstaunte Musterung des Piraten ließ Lucky ruhig über sich ergehen. Er befürchtete keineswegs, erkannt zu werden. Angehörige des Rats im aktiven Dienst arbeiteten stets ohne öffentliches Aufsehen zu erregen. Im Hintergrund stand dabei die Überlegung, daß ein allzu bekanntes Gesicht die Verwendbarkeit des Betreffenden einschränken könne. Das Gesicht seines Vaters war erst nach seinem Tod über den SubÄther gegangen. Lucky dachte in einer flüchtigen Anwandlung von Bitterkeit, daß ein größeres Maß an Bekanntheit zu Lebzeiten vielleicht den Piratenangriff verhindert hätte. Aber das war Unsinn, soviel stand fest. Als die Piraten Lawrence Starr zu Gesicht bekommen hatten, war der Angriff zu weit fortgeschritten, als das er noch hätte gestoppt werden können.

»Ich habe einen Blaster«, sagte Lucky. »Ich werde nur schießen, wenn du nach deinem greifst. Keine Bewegung!«

Der Pirat hatte den Mund geöffnet. Er ließ ihn wieder zuklappen.

»Wenn du nach den anderen rufen willst, dann tu's nur«, sagte Lucky.

Der Pirat beäugte ihn mißtrauisch und schrie dann laut, wobei er Luckys Blaster fest im Auge behielt: »Beim flimmernden All, hier ist ein Kerl mit 'ner Kanone.«

Die Antwort war ein Lachen und eine Stimme rief: »Ruhig!«

Ein weiterer Mann betrat den Raum. »Geh' zur Seite, Dingo«, sagte er. Er hatte den Raumanzug ganz abgelegt und stellte mit seiner Erscheinung einen seltsamen Anblick an Bord eines Schiffes dar. Seine Kleidung hätte aus dem vornehmsten Geschäft in International City stammen können und besser auf eine Abendgesellschaft auf der Erde gepaßt. Sein Hemd hatte das seidige Aussehen, das man von bestem Plastex erwarten konnte. Der Schimmer war eher dezent als schreiend, und die fest an den Knöcheln anliegenden Breeches paßten farblich so gut dazu, daß man meinen konnte, es handele sich um einen Einteiler, wenn da nicht der verzierte Gürtel gewesen wäre. Er trug ein zum Gürtel passendes Armband und dazu ein flauschiges himmelblaues Halstuch. Sein kurzes braunes Haar war lockig und sah ganz so aus, als ob es ständig gepflegt würde.

Er war einen halben Kopf kleiner als Lucky, aber der Haltung konnte das junge Ratsmitglied entnehmen, daß jeder Schluß auf eine eventuelle Schwäche wegen geckenhafter Kleidung, fehl am Platze war.

Mit angenehmer Stimme sagte der Neuankömmling: »Ich heiße Anton. Würden Sie Ihre Waffe weglegen?«

»Und dann erschossen werden?« erwiderte Lucky.

»Vielleicht werden Sie schließlich und endlich erschossen, im Augenblick jedenfalls nicht. Ich möchte Ihnen vorher einige Fragen stellen.«

Luckys Haltung veränderte sich keinen Deut.

»Ich halte mein Wort«, sagte Anton. Auf seinen Wangen zeichnete sich ein Anflug von Röte ab. »Das ist meine einzige Tugend, so wie Menschen Tugend verstehen, aber ich halte daran fest.«

Lucky legte den Blaster hin, und Anton nahm ihn in die Hand. Er reichte die Waffe dem anderen Piraten.

»Tu' sie weg, Dingo, und dann verschwinde.« Er wandte sich Lucky zu. »Die anderen Passagiere sind mit den Rettungsbooten entkommen, stimmt's?«

»Das ist eine plumpe Falle, Anton«, bemerkte Lucky.

»Captain Anton bitte.« Er lächelte, aber seine Nasenflügel zitterten.

»Gut, es ist also eine Falle, Captain Anton. Es ist klar, daß Sie wußten, daß hier an Bord weder eine Besatzung noch Passagiere gewesen sind. Das wußten Sie, lange bevor Sie geentert haben.«

»Wußte ich das? Wie reimt sich das denn zusammen?«

»Sie haben sich dem Schiff ohne Funkkontakt oder einen Warnschuß genähert. Sie haben sich auch nicht besonders beeilt. Sie haben die Rettungsboote beim Ablegen nicht beachtet. Ihre Leute haben das Schiff sorglos betreten, ganz so, als ob sie keinerlei Widerstand erwarteten. Der Mann, der mich zuerst gesehen hat, kam hier mit dem Blaster im Halfter hereinspaziert. Die Schlußfolgerung liegt demnach nahe.«

»Sehr gut. Und was machen Sie an Bord eines Schiffes ohne Besatzung und Passagiere?«

»Ich habe Sie gesucht, Captain Anton«, erwiderte Lucky grimmig.

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