16 Das Thema von Verhandlungen

Die Morgensonne am Horizont ließ die eine Seite von Tar Valon noch immer von Schatten verhüllt, aber der Schnee, der alles bedeckte, funkelte grell. Die Stadt selbst schien hinter ihren langen weißen Mauern zu leuchten, ihre Türme waren alle tapfer beflaggt, aber für Egwene, die am Flussufer oberhalb der Stadt auf ihrem braunen Wallach saß, schien sie noch weiter weg zu sein, als sie es in Wirklichkeit war. Der Erinin nahm hier eine Breite von fast zwei Meilen an, und der Alindrelle Erinin und der Osendrelle Erinin, die um die Insel flossen, waren jeweils fast halb so breit, sodass sich Tar Valon in der Mitte eines großen Sees zu erheben schien, unerreichbar trotz der massiven Brükken, die hoch über dem Wasser aufragten, damit die Schiffe mühelos unter ihnen hindurchsegeln konnten. Die Weiße Burg mit ihrem knochenweißen Hauptturm, der aus dem Herzen der Stadt zu einer Höhe von fünfhundert Fuß emporwuchs, erfüllte Egwene mit einer Sehnsucht nach der Heimat. Nicht nach den Zwei Flüssen, sondern nach der Burg. Das war jetzt ihre Heimat. Rauch erregte ihre Aufmerksamkeit, ein dunstiger schwarzer Strich, der vom anderen Ufer jenseits der Stadt emporstieg, und sie verzog das Gesicht. Daishar stampfte im Schnee mit den Hufen, aber ein Klaps auf den Hals reichte aus, den Braunen zu beruhigen. Um seine Reiterin zu beruhigen, würde es mehr brauchen. Heimweh war das kleinste aller Probleme. Winzig, verglichen mit dem Rest.

Mit einem Seufzen legte sie die Zügel auf dem hohen Knauf ihres Sattels ab und hob das lange Messingfernrohr. Ihr Umhang fiel zurück und rutschte von einer Schulter, aber sie ignorierte die Kälte, die ihren Atem in Nebel verwandelte, und beschattete die Linse mit einer behandschuhten Hand vor dem grellen Sonnenlicht. Die Stadtmauern sprangen förmlich in ihrem Sichtfeld heran. Sie konzentrierte sich auf die hohen, ringförmigen Mauern des Nordhafens, der flussaufwärts in die Strömungen hineinragte. Auf den Wehrgängen, die den Hafen umrundeten, bewegten sich Menschen zielstrebig, aber aus dieser Entfernung konnte sie kaum die Männer von den Frauen unterscheiden. Trotzdem war sie froh, dass sie nicht ihre Stola, mit den sieben Farbstreifen trug und dass ihr Gesicht tief im Schatten der Kapuze lag, nur für den Fall, dass dort unten jemand ein besseres Fernrohr als sie hatte. Die breite Öffnung des von Menschenhand errichteten Hafens wurde von einer massiven Eisenkette blockiert, die mehrere Fuß über dem Wasser gespannt war. Winzige Punkte auf dem Wasser, Vögel, die vor dem Hafen nach Beutefischen tauchten, verliehen der Kette einen Maßstab. Ein schrittlanges Glied hätte zwei Männer benötigt, um hochgehoben werden zu können. Ein Ruderboot hätte vielleicht unter der Barriere hindurchschlüpfen können, aber kein Schiff von welcher Größe auch immer würde dort einlaufen, es sei denn, die Weiße Burg erlaubte es. Natürlich war die Kette nur dazu gedacht, die Feinde fern zu halten.

»Da sind sie, Mutter«, murmelte Lord Gareth, und sie senkte das Fernrohr. Ihr General war ein stämmiger Mann mit einem einfachen Brustharnisch über einem schmucklosen braunen Mantel; es gab weder eine Spur von Gold noch irgendwelche Verzierungen. Das Gesicht hinter den Stangen des Helmvisiers war offen und von den Elementen gezeichnet, und die Jahre hatten ihm eine seltsame Art von vertraueneinflößender Ruhe verliehen. Sollte sich die Grube des Verderbens vor ihm auftun, würde er seine Angst verdrängen und alles Nötige tun. Und andere Männer würden ihm folgen. Er hatte auf einem Schlachtfeld nach dem anderen bewiesen, dass sein Weg der Weg zum Sieg war. Ein guter Mann, der ihr da folgte. Ihr Blick folgte der Hand mit dem Panzerhandschuh, die flussaufwärts zeigte.

Gerade bogen fünf, sechs — nein, sieben — Flussschiffe um eine Landspitze und schnitten Bahnen in den Erinin. Sie waren groß, was die Schiffe anging, die diesen Fluss befuhren; Dreimaster, deren Dreieckssegel sich wölbten, und ihre langen Ruder schnitten hart in das blaugrüne Wasser, um noch für etwas zusätzliche Fahrt zu sorgen. Alles an diesem Dreimaster kündete von dem Verlangen nach Schnelligkeit, dem Verlangen, Tar Valon jetzt zu erreichen! Der Fluss war hier tief genug, dass die Schiffe an einigen Stellen auf Rufweite an den Ufern vorbeifahren konnten, aber diese hier segelten fast in einer Reihe in der Mitte des Erinin, so gut das den Steuermännern gelang. Matrosen, die sich oben an den Masten festklammerten, beobachteten die Ufer, und sie hielten nicht nach Untiefen Ausschau.

Tatsächlich hatten sie nichts zu befürchten, solange sie außer Bogenschussweite blieben. Gewiss, von ihrem Standpunkt hätte Egwene jedes Einzelne dieser Schiffe in Brand stecken oder einfach Löcher in ihre Rümpfe schneiden und sie versenken können. Eine Arbeit von wenigen Augenblicken. Aber das würde unweigerlich bedeuten, dass alle an Bord ertrinken würden. Die Strömungen waren stark, das Wasser eiskalt, und die Strecke zum Ufer lang — jedenfalls für jene, die schwimmen konnten. Selbst nur ein Tod würde die Macht für sie zu einer Waffe werden lassen. Sie versuchte so zu leben, als wäre sie bereits durch die Drei Eide gebunden, und die Eide beschützten jene auf den Schiffen vor ihr und anderen Schwestern. Eine Schwester, die auf den Eidstab geschworen hatte, würde nicht dazu imstande sein, diese Gewebe zu benutzen, sie möglicherweise nicht einmal erschaffen können. Falls sie sich nicht selbst davon überzeugen konnte, dass diese Schiffe eine unmittelbare Gefahr für sie darstellten. Aber offensichtlich glaubten weder die Kapitäne noch die Mannschaften daran.

Als die Flussschiffe näher kamen, hallten aus der Ferne dünne Rufe über das Wasser. Die Ausgucke auf den Masten zeigten auf sie und Gareth, und es wurde schnell ersichtlich, dass man sie für eine Aes Sedai mit ihrem Behüter hielt. Oder die Kapitäne waren zumindest nicht bereit, das Risiko einzugehen, dass sie etwas anderes war. Einen Augenblick später vergrößerte sich die Zahl der Ruderschläge. Nur um einen Bruchteil, aber die Ruderer strengten sich an, diesen Bruchteil zu erreichen. Eine Frau auf dem Quarterdeck des Führungsschiffs — vermutlich der Kapitän — winkte mit den Armen, als würde sie eine noch größere Anstrengung erwarten, und mehrere Männer liefen an Deck auf und ab, zogen hier ein Tau fester oder lösten es, um den Winkel der Segel zu verändern. Allerdings konnte Egwene nicht erkennen, ob sie damit überhaupt etwas erreichten. An Deck waren noch andere Männer als die Matrosen, und die meisten von ihnen drängten sich an der Reling. Einige hatten ein Fernrohr und schienen die Distanz zu schätzen, die sie noch überbrücken mussten, bevor sie den sicheren Hafen erreicht hatten.

Egwene dachte darüber nach, eine Stichflamme zu weben, eine Lichtexplosion, vielleicht etwas mit einem lauten Knall, direkt über den Schiffen. Das würde jeden mit wenigstens einem Funken Verstand im Kopf erkennen lassen, dass ihnen hier weder Distanz noch Schnelligkeit Sicherheit brachte, sondern nur aus den Drei Eiden heraus entstandene Nachsicht. Sie sollten wissen, dass sie sicher waren, weil es eine Aes Sedai so wollte. Sie atmete schwer aus, schüttelte den Kopf und schalt sich in Gedanken. Dieses einfache Gewebe würde auch in der Stadt Aufmerksamkeit erregen, und mit Sicherheit mehr als das Auftauchen einer einzelnen Schwester. Schwestern kamen oft zum Flussufer, um Tar Valon und die Burg zu betrachten. Selbst wenn die einzige Reaktion auf ihr Feuerwerk eine Gegendemonstration sein sollte, sobald diese Art von Wettbewerb einmal angefangen hatte, konnte er unter Umständen nur sehr schwer wieder zu beenden sein. Einmal angefangen konnten die Dinge außer Kontrolle geraten. Und dafür gab es mehr als genug Gelegenheiten, vor allem in diesen letzten fünf Tagen.

»Der Hafenmeister hat seit unserer Ankunft nicht mehr als acht oder neun Schiffe auf einmal eingelassen«, sagte Gareth, als das erste Schiff die Führung übernahm, »aber die Kapitäne scheinen einen Zeitplan ausgearbeitet zu haben. Bald werden die nächsten Schiffe kommen und die Stadt zu genau dem Zeitpunkt erreichen, ab dem die Burgwächter sich sicher sind, dass die Kerle auch gekommen sind, um in das Heer einzutreten. Jimar Chubain weiß genug, um zu verhindern, dass ich Männer auf die Schiffe schmuggle. Er hat mehr Wächter im Hafen postiert als an jedem anderen Ort, mit Ausnahme der Brückentürme, und soweit ich es in Erfahrung bringen kann, gibt es anderswo nicht viele. Aber das wird sich ändern. Der Strom an Schiffen beginnt im ersten Licht und hört erst bei Anbruch der Nacht wieder auf, hier und auch im Südhafen. Die Schiffe da unten scheinen nicht so viele Soldaten zu transportieren wie die meisten. Jeder Plan ist brillant, bis der Tag gekommen ist, Mutter, aber dann muss man sich den Umständen anpassen, oder man wird niedergeritten.«

Egwene gab einen verdrossenen Laut von sich. Auf diesen sieben Schiffen mussten zweihundert oder mehr Passagiere sein. Ein paar mochten Kaufleute oder andere unschuldige Reisende sein, aber die niedrig stehende Sonne funkelte auf Helmen und Harnischen und auf Lederwämsern aufgenähten Stahlscheiben. Wie viele Schiffe trafen jeden Tag ein? Wie auch immer die genaue Zahl war, ein regelmäßiger Strom kam in die Stadt, um sich unter dem Hochkapitän Chubain zu verdingen. »Warum haben es Männer immer so eilig, zu töten oder getötet zu werden?«, murmelte sie gereizt.

Lord Gareth sah sie ruhig an. Er saß wie eine Statue auf seinem Pferd, einem großen Hengst mit einem weißen Streifen auf der Nase. Manchmal glaubte sie einen kleinen Teil dessen erahnen zu können, was Siuan für diesen Mann empfand. Manchmal glaubte sie, jede Mühe wäre gerechtfertigt gewesen, die es kosten würde, ihn aus der Ruhe zu bringen, nur um zu sehen, wie er seine Beherrschung verlor.

Unglücklicherweise kannte sie die Antwort auf ihre Frage genauso gut wie er. Sie traf zumindest auf Männer zu, die zu Soldaten wurden. O ja, es gab Männer, die loseilten, um eine Sache zu unterstützen oder das zu verteidigen, was ihnen am Herzen lag, und manche suchten Abenteuer, was auch immer sie dafür hielten, aber es war schlichtweg eine Tatsache, dass ein Mann für das Tragen eines Speers am Tag das Doppelte von dem verdiente, was er hinter dem Pflug eines anderen Mannes bekam, und er bekam noch einmal die Hälfte mehr, wenn er gut genug reiten konnte, um sich der Kavallerie anzuschließen. Ein Mann, der für einen anderen arbeitete, konnte davon träumen, eines Tages seinen eigenen Hof oder Laden zu besitzen, oder einen Anfang zu haben, auf dem seine Söhne aufbauen konnten, aber er hatte auch sicherlich die Tausende von Geschichten gehört, in denen Männer, die sich fünf oder zehn Jahre als Soldaten verdungen hatten, mit genügend Gold nach Hause kamen, um ein bequemes Leben zu führen, Geschichten von ganz gewöhnlichen Männern, die zu Generälen oder Lords aufstiegen. Für einen armen Mann, hatte Gareth schlicht gesagt, der eine Pike entlangstarrte, konnte es eine bessere Aussicht sein als das Hinterteil des Zugpferds, das einem anderen Mann gehörte. Selbst wenn es wahrscheinlicher war, dass er durch eine Pike starb, statt Ruhm und Reichtum zu ernten. Eine bittere Betrachtungsweise, aber sie vermutete, dass die meisten der Männer auf den Schiffen es genauso sahen. Und genauso hatte sie ihr Heer zusammenbekommen. Für jeden Mann, der die Usurpatorin vom Amyrlin-Sitz gezerrt sehen wollte, für jeden Mann, der überhaupt wusste, wer Elaida war, hatten zehn wenn nicht sogar hundert des Soldes wegen angeheuert. Einige der Männer auf dem Schiff hoben die Hände, um den Wächtern auf den Hafenwällen zu zeigen, dass sie keine Waffen hielten.

»Nein«, sagte sie, und Lord Gareth seufzte. Seine Stimme blieb ruhig, aber seine Worte waren kaum tröstlich, als er sprach.

»Mutter, so lange die Häfen offen bleiben, wird Tar Valon besser versorgt sein, als wir es sind, und statt vom Hunger geschwächt zu werden, wird die Burgwache größer und stärker. Ich bezweifle sehr, dass Elaida Chubain einen Ausfall auf unsere Truppen erlauben wird, so sehr ich mir das auch wünschen würde. Jeder Tag, den Ihr abwartet, wird die Schlachterrechnung, die früher oder später bezahlt werden muss, nur noch erhöhen. Ich habe von Anfang an gesagt, dass es am Ende zu einem Sturmangriff kommen wird, und das hat sich auch nicht geändert, aber alles andere schon. Lasst die Schwestern mich und meine Männer im Inneren der Stadtmauern absetzen, und ich kann Tar Valon erobern. Es wird nicht sauber sein. Das ist es nie. Aber ich kann die Stadt für Euch nehmen. Und es werden weniger sterben, als wenn Ihr es hinauszögert.«

Ihr Magen zog sich so fest zusammen, dass sie kaum Luft bekam. Schritt für Schritt führte sie die Novizinnenübungen durch, um den Knoten zu lösen. Das Ufer hält den Fluss, führt ihn, ohne ihn zu kontrollieren. In ihr breitete sich Ruhe aus.

Zu viele Leute waren Zeuge von der Benutzung von Wegetoren geworden, und in gewisser Weise repräsentierte Gareth die schlimmsten von ihnen. Sein Geschäft war der Krieg, und darin war er sehr gut. Sobald ihm klar geworden war, dass mehr als nur eine kleine Gruppe ein Wegetor passieren konnte, hatte er die Konsequenzen erkannt. Selbst die großen Mauern von Tar Valon, die jenseits der Reichweite eines jeden Belagerungskatapults lagen, das nicht auf einer Barke schwamm, und die mit der Macht verstärkt werden konnten, bis nicht einmal das größte Katapult ihnen etwas anhaben konnte, hätten genauso gut aus Papier bestehen können, wenn sie gegen ein Heer antraten, das das Schnelle Reisen beherrschte. Aber ob nun Gareth Bryne es begriffen hatte oder nicht, andere Männer würden die Idee aufgreifen. Die Asha'man hatten es anscheinend bereits getan. Der Krieg war schon immer hässlich gewesen, jetzt würde er noch hässlicher werden.

»Nein«, beharrte sie. »Ich weiß, dass Menschen sterben werden, bevor das hier vorbei ist.« Das Licht sollte ihr beistehen, sie brauchte nur die Augen zu schließen, um sie sterben zu sehen. Aber noch mehr Menschen würden sterben, wenn sie die falschen Entscheidungen traf, und nicht nur hier an diesem Ort. »Aber ich muss die Burg am Leben erhalten — für Tarmon Gai'don, um zwischen der Welt und den Asha'man zu stehen, und die Burg wird sterben, wenn es so weit kommt, dass sich Schwestern in den Straßen von Tar Valon gegenseitig umbringen.« Das war schon einmal geschehen. Es durfte kein zweites Mal passieren. »Wenn die Weiße Burg stirbt, stirbt die Hoffnung. Ich sollte Euch das nicht noch einmal erklären müssen.«

Daishar warf schnaubend den Kopf hoch und machte einen Satz, als hätte er ihre Gereiztheit gespürt, aber sie zügelte ihn energisch und schob das Fernrohr in das Lederfutteral, das am Sattel hing. Die Vögel flogen davon, als die dicke Kette, die den Nordhafen blockierte, sich senkte. Sie würde weiter unter der Oberfläche versunken sein, bevor das erste Schiff die Hafenmündung erreichte. Wie lange war es her, dass sie Tar Valon auf der gleichen Route erreicht hatte? Es schien jenseits ihres Erinnerungsvermögens zu liegen. In einem anderen, längst vergangenen Zeitalter. Es war eine andere Frau gewesen, die an Land gegangen und von der Oberin der Novizinnen empfangen worden war.

Gareth schüttelte missbilligend den Kopf. Aber er gab niemals auf, oder? »Ihr müsst die Weiße Burg am Leben erhalten, Mutter, aber es ist meine Aufgabe, sie Euch zu übergeben. Falls sich die Dinge nicht geändert haben und ich nicht darüber informiert sein sollte. Ich sehe doch, wie die Schwestern flüstern und über die Schulter blicken, selbst wenn ich dafür den Grund nicht kenne. Wenn Ihr die Burg haben wollt, wird es zu einem Sturmangriff kommen, und zwar besser früher als später.«

Plötzlich erschien der Morgen dunkler, als wären Wolken vor die Sonne gezogen. Wie auch immer sie sich entschied, Tote würden sich wie Brennholz aufschichten, aber sie musste die Weiße Burg am Leben erhalten. Sie musste es. Wenn es keine guten Möglichkeiten gab, musste man die wählen, die am wenigsten falsch erschienen.

»Ich habe hier genug gesehen«, sagte sie leise. Mit einem letzten Blick auf den schmalen Rauchstreifen jenseits der Stadt lenkte sie Daishar in Richtung der Bäume, die hundert Schritte vom Ufer entfernt standen; dort wartete ihre Eskorte unter den winterkahlen Buchen und Birken und dem immergrünen Farnen.

Zweihundert Mann leichte Kavallerie in Brustpanzern aus Leder oder mit Eisenscheiben bestickten Mänteln hätten am Ufer mit Sicherheit Aufmerksamkeit erregt, aber Gareth hatte sie von der Notwendigkeit dieser Männer mit ihren schlanken Lanzen und kurzen Reiterbogen überzeugt.

Zweifellos stieg der Rauch am anderen Ufer von brennenden Proviantwagen auf. Nadelstiche, aber diese Nadelstiche kamen jede Nacht, manchmal nur einmal, manchmal auch zwei- oder dreimal, und mittlerweile hielt jeder nach dem Aufstehen sofort nach aufsteigendem Rauch Ausschau. Bislang hatte es sich als unmöglich erwiesen, die Angreifer zu stellen. Plötzliche Schneestürme prasselten auf die Verfolger nieder, oder unvermittelt auftretende Eiswinde verwischten die Spuren, und der Schnee jenseits der letzten Hufabdrücke war so unberührt wie frisch gefallen. Die Rückstände von Geweben machten deutlich, dass sie Hilfe von Aes Sedai hatten, und es wäre dumm gewesen, das Risiko einzugehen, dass Elaida Männer und vielleicht auch Schwestern auf dieser Seite des Flusses hatte. Nur wenige Dinge hätten Elaida mehr Freude gemacht, als Egwene al'Vere in die Hände zu kriegen.

Natürlich war das nicht ihre ganze Eskorte. Außer Sheriam, ihrer Behüterin der Chroniken, hatten sie an diesem Morgen sechs Aes Sedai begleitet, die ihre Behüter mitgenommen hatten. Hinter den Schwestern warteten acht Männer in farbverändernden Umhängen, die auf Übelkeit erregende Weise wogten, wenn der Wind sie erfasste, und ansonsten Teile der Reiter und Pferde scheinbar mit den Baumstämmen verschmelzen ließen. Sich der Gefahren bewusst — zumindest von den Stoßtrupps — und sich darüber im Klaren, dass ihre Aes Sedai bis zum Zerbersten angespannt waren, beobachteten sie das sie umgebende Wäldchen, als wären die Kavalleristen nicht da. Ihre Hauptsorge galt der Sicherheit ihrer Aes Sedai, und die vertrauten sie niemand anderem an. Sarin, ein kleiner Mann mit schwarzem Bart, der weniger klein als vielmehr sehr breit war, hielt sich so nahe an Nisao, dass er die winzige Gelbe zu überragen schien, und Jori schaffte es, Morvrin zu überragen, obwohl er kleiner als sie war. Er war so breit wie Sarin, für einen Cairhiener aber sehr klein. Myrelles drei Behüter — die drei, zu denen sie sich öffentlich zu bekennen wagte — drängten sich um sie, sodass sie ihr Pferd nicht hätte in Bewegung setzen können, ohne vorher eines der ihren aus dem Weg zu drängen. Setagana, der Behüter von Anaiya, schlank, dunkel und so attraktiv, wie sie unscheinbar war, schaffte es beinahe, sie allein zu umgeben, und Tervail mit seiner eindrucksvollen Nase und dem vernarbten Gesicht tat das Gleiche mit Beonin. Carlinya hatte keinen Behüter, für eine Weiße nicht ungewöhnlich, aber sie musterte die Männer aus den Tiefen ihrer pelzverbrämten Kapuze, als würde sie darüber nachdenken, sich einen zuzulegen.

Vor gar nicht so langer Zeit hätte Egwene gezögert, mit diesen sechs Frauen gesehen zu werden. Genau wie Sheriam hatten sie ihr die Treue geschworen, aus unterschiedlichen Gründen, und weder sie noch Egwene wollten, dass dies bekannt wurde oder man es überhaupt vermutete. Sie waren ihre Möglichkeit gewesen, die Ereignisse zu beeinflussen, so weit ihr das möglich war, als alle sie für nicht mehr als ein Aushängeschild betrachtet hatten, ein Mädchen als Amyrlin, das der Saal der Burg nach Lust und Laune benutzen konnte und auf das niemand hörte. Diese Illusion hatte der Saal verloren, als Egwene die Sitzenden dazu gebracht hatte, Elaida den Krieg zu erklären, als sie endlich zugegeben hatten, was seit dem Tag ihrer Flucht aus der Burg ihr eigentliches Ziel gewesen war. Aber seitdem sorgten sich der Saal und die Ajahs, was Egwene als Nächstes tun würde, und sannen auf Mittel und Wege, ihre Zustimmung zu erlangen. Die Sitzenden waren sehr überrascht gewesen, als sie ihren Vorschlag eines Rates akzeptiert hatte, eine Schwester jeder Ajah, um sie mit ihrer Weisheit und Erfahrung zu beraten. Vielleicht glaubten sie ja, dass ihr der Erfolg mit der Kriegserklärung zu Kopf gestiegen war. Natürlich hatte sie Morvrin und Anaiya und den anderen gesagt, dass sie dafür sorgen sollten, zu den auserwählten Schwestern zu gehören, und sie hatten über genügend Ansehen in ihren Ajahs verfügt, um das zu bewerkstelligen, aber es war haarscharf gewesen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich ihre Ratschläge wochenlang angehört, auch wenn sie sie nicht immer befolgt hatte, aber jetzt bestand keine Notwendigkeit mehr, verstohlene Treffen zu arrangieren und Geheimbotschaften zu versenden.

Es hatte den Anschein, als wäre in der Zeit, in der Egwene die Burg betrachtet hatte, jemand zu der Gruppe gestoßen.

Sheriam trug die schmale blaue Stola ihres Amtes über dem Umhang; sie brachte im Sattel eine ausgesprochen formelle Verbeugung zustande. Die Frau mit den flammenroten Haaren konnte manchmal unglaublich formell sein.

»Mutter, die Sitzende Delana wünscht Euch zu sprechen«, sagte sie, als könnte Egwene die pummelige Graue Schwester nicht sehen, die auf einer Stute saß, die fast so dunkel wie Sheriams schwarzfüßiges Pferd war. »In einer wichtigen Angelegenheit, wie sie sagt.« Und der leichte Anflug von Schroffheit bedeutete, dass Delana ihr nicht gesagt hatte, worum es ging. Das hatte Sheriam gewiss nicht gefallen. Sie konnte sehr eifersüchtig auf ihre Position sein.

»Unter vier Augen, wenn das möglich ist, Mutter«, sagte Delana, schob die dunkle Kapuze zurück und enthüllte Haar, das beinahe die Farbe von Silber hatte. Ihre Stimme war tief für eine Frau, aber sie wies kaum den drängenden Tonfall von jemandem auf, der etwas Wichtiges zu sagen hatte.

Ihre Anwesenheit war eine kleine Überraschung. Delana unterstützte Egwene oft im Saal der Burg, wenn sich die Sitzenden darüber stritten, ob eine bestimmte Entscheidung tatsächlich etwas mit dem Krieg gegen Elaida zu tun hatte. Das bedeutete, dass der Saal Egwenes Befehle mit größerer Entschlossenheit unterstützen musste, als es tatsächlich der Fall war. Und selbst den Sitzenden, die für den Krieg gewesen waren, gefiel dies nicht im Mindesten, was für endlose Diskussionen sorgte. Sie wollten Elaida stürzen, aber sich selbst überlassen hätte der Saal nur geredet.

Um die Wahrheit zu sagen, war Delanas Unterstützung nicht immer willkommen. Am einen Tag konnte sie das Musterbild einer Verhandlungsführerin der Grauen sein, die eine Einigung erzielen wollte, und am nächsten war sie so unnachgiebig, dass jede Sitzende in Hörweite sich sträubte. Von ihr war bekannt, dass sie auch bei anderen Gelegenheiten die Katze in den Taubenschlag gelassen hatte. Mittlerweile hatte sie nicht weniger als dreimal verlangt, der Saal solle offiziell verkünden, dass Elaida eine Schwarze Ajah war, was unweigerlich zu peinlichem Schweigen führte, bis jemand dazu aufrief, die Sitzung zu vertagen. Nur wenige waren bereit, öffentlich über die Schwarzen Ajah zu sprechen. Delana würde über alles diskutieren, von dem Problem, wie sie für neunhundertundsiebenundachtzig Novizinnen die angemessene Kleidung finden sollten, bis zu der Frage, ob Elaida unter den Schwestern insgeheim Anhänger hatte, noch ein Thema, das bei den meisten Schluckbeschwerden auslöste. Was alles zu der Frage führte, warum sie so früh angeritten kam, und dann noch allein. Sie war noch nie zuvor ohne mindestens die Begleitung einer Sitzenden vor Egwene getreten. Delanas blassblaue Augen verrieten genauso wenig wie ihr glattes Aes Sedai-Gesicht.

»Während wir reiten«, sagte Egwene. »Wir wollen unter uns bleiben«, fügte sie hinzu, als Sheriam den Mund aufmachte. »Bleibt bitte mit den anderen zurück.« Die Behüterin der Chroniken kniff die Augen mit einem beinahe wütenden Ausdruck zusammen. Sie war eine eifrige und effiziente Behüterin der Chroniken, die ihre ganze Hoffnung auf Egwene gesetzt hatte und kaum einen Hehl daraus machte, dass es ihr nicht gefiel, von einer Besprechung ausgeschlossen zu werden, egal, worum es dabei ging. Ob nun aufgebracht oder nicht, nach einem kaum merklichen Zögern nickte sie zustimmend. Sheriam hatte nicht immer gewusst, wer von ihnen beiden hier die Befehle gab, aber das hatte sich geändert.

Das Land stieg vom Fluss Erinin an, aber nicht in Form von Hügeln, sondern in einer kontinuierlichen Steigung zu dem monströsen Gipfel hin, der sich im Westen auftürmte und so gewaltig war, dass er die Bezeichnung Berg zu verspotten schien. Der Drachenberg hätte selbst am Rückgrat der Welt alles überragt; in dem eher flachen Gelände in der Umgebung von Tar Valon schien sein weißgekrönter Gipfel in den Himmel zu reichen, vor allem, wenn so wie jetzt eine dünne Rauchsäule aus seiner zerklüfteten Spitze strömte. Eine dünne Rauchsäule, die aus der Nähe auch etwas ganz anderes hätte sein können. Auf halbem Weg den Drachenberg hinauf gab es keine Bäume mehr, und es war noch niemandem gelungen, den Gipfel zu erreichen oder ihm auch nur nahe zu kommen, obwohl man sich erzählte, dass seine Abhänge von den Knochen derjenigen übersät waren, die es versucht hatten. Warum überhaupt jemand es versuchen sollte, dafür gab es keine einleuchtende Erklärung. Manchmal erstreckte sich der lange Abendschatten des Berges den ganzen Weg bis zur Stadt. Die Menschen der Gegend waren daran gewöhnt, dass der Drachenberg den Himmel beherrschte, so wie sie daran gewöhnt waren, dass der Turm der Weißen Burg die Stadtmauern überragte und auf Meilen hin sichtbar war. Beides waren unveränderliche Fixpunkte, die immer da gewesen waren und es auch immer sein würden, aber das Leben der Menschen drehte sich um die Felder und das Handwerk, nicht die Berge oder die Aes Sedai.

In winzigen Weilern aus zehn oder einem Dutzend Häusern mit Stroh- oder Schieferdächern und dem gelegentlichen Dorf aus hundert Gehöften blieben die Kinder, die im Schnee spielten oder Wasser aus den Brunnen holten, stehen und starrten den Soldaten nach, die über die unbefestigten Pfade ritten, die als Straßen dienten, wenn sie nicht vom Schnee bedeckt waren. Sie trugen keine Banner, aber ein paar der Soldaten hatten die Flamme von Tar Valon auf dem Umhang oder den Mantelärmeln, und die seltsamen Umhänge der Behüter kennzeichneten zumindest einige der Frauen als Aes Sedai. Selbst in dieser Nähe zur Stadt waren Schwestern bis vor kurzem ein seltener Anblick gewesen, und sie stellten noch immer etwas dar, was Kinderaugen glänzen ließ. Aber auch die Soldaten selbst schafften es vermutlich auf die Liste der Wunder. Die Bauernhöfe, die Tar Valon ernährten, nahmen den größten Teil des Landes in Beschlag, mit Steinmauern abgegrenzte Felder, die Häuser und hohe Scheunen aus Stein oder Ziegel umgaben, dazwischen Wälder unterschiedlichster Größe, und oft liefen Gruppen von Bauernkindern ein Stück mit den Reitern und sprangen wie Hasen durch den Schnee. Winterarbeiten hielten die meisten älteren Leute im Inneren der Häuser, aber jene, die schwer vermummt wegen der Kälte nach draußen gingen, hatten kaum Zeit für einen Blick auf Soldaten, Behüter oder Aes Sedai. Bald kamen der Frühling und das Pflügen und Aussäen, und was die Aes Sedai taten, hatte darauf keine Auswirkungen. Falls das Licht es erlaubte, würde es das nicht tun.

Es war sinnlos, Wächter zu postieren, es sei denn, sie wären geritten, als würden sie einen Angriff erwarten, und Lord Gareth hatte für eine starke Vorhut und Reihen von flankierenden Soldaten gesorgt, während eine Nachhut den Abschluss bildete. Er führte die Masse der Soldaten direkt hinter den Behütern, die sich dicht an Sheriam und den »Rat« hielten. Sie alle bildeten einen großen, unsymmetrischen Kreis um Egwene, und solange sie sich nicht zu genau umsah, konnte sie sich fast vorstellen, mit Delana allein durch die Gegend zu reiten. Statt die Sitzende der Grauen zu drängen — es war ein langer Ritt zum Lager, und es war niemandem erlaubt, ein Wegetor zu weben, wenn man dabei beobachtet werden konnte; es war also genug Zeit, um sich anzuhören, was Delana zu sagen hatte —, verglich Egwene die vorbeiziehenden Höfe mit denen an den Zwei Flüssen.

Vielleicht war es die Erkenntnis, dass die Zwei Flüsse nicht länger ihr Zuhause waren, die sie die Höfe betrachten ließ. Sich die Wahrheit einzugestehen konnte niemals ein Verrat sein, aber sie musste sich an die Zwei Flüsse erinnern. Wenn man vergaß, wo man herkam, konnte man auch vergessen, wer man war, und manchmal erschien ihr die Wirtstochter aus Emondsfelde wie eine Fremde. In der Nähe von Emondsfelde hätte jeder dieser Höfe seltsam gewirkt, auch wenn sie den Grund nicht benennen konnte. Eine andere Form der Häuser, ein anderer Winkel der Dächer. Und viel öfter waren die Dächer mit Schiefer gedeckt statt mit Stroh, sofern man es unter dem Schnee, der sie bedeckte, ausmachen konnte. Natürlich gab es auch bei den Zwei Flüssen weniger Stroh und mehr Stein und Ziegelwerk als früher. Das hatte sie gesehen, in Tel'aran'rhiod. Veränderungen geschahen entweder so langsam, dass man nie wahrnahm, wie sie sich an einen anschlichen, oder überfielen einen so schnell, dass es Unbehagen bereitete, aber sie kamen. Nichts blieb so, wie es war, selbst wenn man das glaubte. Oder es hoffte.

»Einige glauben, Ihr wollt ihn als Behüter an Euch binden«, sagte Delana unvermittelt. Sie hätte genauso gut an einer nichts sagenden Unterhaltung teilnehmen können. Ihre ganze Aufmerksamkeit schien darauf gerichtet zu sein, mit den grün behandschuhten Händen die Kapuze ihres Umhangs zu richten. Sie ritt gut und verschmolz so mühelos mit den Bewegungen ihres Pferdes, dass sie das Tier überhaupt nicht zu bemerken schien. »Einige glauben, dass Ihr das vielleicht bereits getan habt. Ich habe schon einige Zeit keinen mehr gehabt, aber allein das Wissen, dass Euer Behüter da ist, kann schon ein Trost sein. Wenn man den richtigen auswählt.«

Egwene hob eine Braue — sie war stolz, dass sie die Frau nicht anstarrte; das war so ungefähr das letzte Thema, mit dem sie gerechnet hätte —, und Delana fügte hinzu: »Lord Gareth verbringt viel Zeit mit Euch. Er ist älter als üblich, aber Grüne wählen oft einen erfahreneren Mann als ihren Ersten aus. Ich weiß, dass Ihr nie einer Ajah angehört habt, aber ich halte Euch oft für eine Grüne. Wird Siuan erleichtert sein, wenn Ihr mit ihm einen Bund eingeht, oder aufgebracht? Manchmal glaube ich das eine, manchmal das andere. Ihre Beziehung, wenn man sie so nennen will, ist sehr seltsam, aber es scheint ihr nicht im Mindesten peinlich zu sein.«

»Da müsst Ihr Siuan schon selbst fragen.« Egwenes Lächeln hatte Biss. So wie ihr Tonfall, was das anging. Sie verstand selbst nicht genau, warum Gareth Bryne ihr seine Loyalität angeboten hatte, aber der Saal der Burg hatte Besseres mit seiner Zeit anzufangen, als wie Dorfweiber zu klatschen. »Ihr könnt wem auch immer Ihr wollt sagen, dass ich mit keinem den Bund eingegangen bin, Delana. Lord Gareth verbringt Zeit mit mir, wie Ihr es ausgedrückt habt, weil ich die Amyrlin bin und er mein General ist. Daran könnt Ihr übrigens alle erinnern.« Also betrachtete Delana sie als Grüne. Das war die Ajah, die sie gewählt hätte, obwohl sie sich in Wahrheit nur einen Behüter wünschte. Aber Gawyn war entweder in Tar Valon oder auf dem Weg nach Caemlyn, und was auch zutreffen mochte, sie würde ihn in absehbarer Zeit nicht zu sehen bekommen. Sie tätschelte Daishars Hals unnötigerweise und bemühte sich, dass ihr Lächeln nicht zu einer finsteren Grimasse wurde. Es war angenehm gewesen, eine Zeit lang nicht an den Saal und an anderes denken zu müssen. Der Saal ließ sie verstehen, warum Siuan oft wie eine Bärin mit Zahnschmerzen ausgesehen hatte, als sie noch die Amyrlin gewesen war.

»Ich würde nicht sagen, dass es zu einem allgemeinen Thema geworden ist«, murmelte Delana. »Bis jetzt. Aber es besteht ein gewisses Interesse daran, ob Ihr mit einem Behüter einen Bund eingeht oder nicht, und wer es sein wird. Ich bezweifle, dass man Gareth Bryne für eine kluge Wahl halten würde.« Sie drehte sich im Sattel um und schaute über die Schulter. Vermutlich in Richtung von Lord Gareth, aber als sich die Sitzende wieder nach vorn wandte, sagte sie sehr leise: »Sheriam war natürlich nie Eure Wahl als Behüterin der Chroniken, aber Ihr müsst wissen, dass die Ajahs den Rest von dem Haufen dazu veranlasst haben, Euch ebenfalls im Auge zu behalten.« Ihre graue Stute war kleiner als Daishar, daher musste sie zu Egwene aufsehen, was sie versuchte, nicht so aussehen zu lassen. Die blassen blauen Augen blickten plötzlich sehr scharf. »Manche glaubten, Siuan würde Euch... zu gut beraten, so wie Ihr die Kriegserklärung gegen Elaida zustande gebracht habt. Aber sie ist noch immer verärgert wegen ihrer veränderten Lebensumstände, nicht wahr? Jetzt betrachtet man Sheriam als die Schuldige. Wie dem auch sei, die Ajahs wollen eine kleine Warnung, bevor Ihr mit der nächsten Überraschung kommt.«

»Ich danke Euch für den Hinweis«, sagte Egwene höflich. Schuldige? Sie hatte dem Saal bewiesen, dass sie nicht seine Marionette sein würde, und doch beharrten die meisten weiterhin darauf, dass sie die eines anderen sein musste. Wenigstens ahnte niemand die Wahrheit über ihren Rat. Jedenfalls konnte man das nur hoffen.

»Es gibt einen weiteren Grund, warum Ihr misstrauisch sein solltet«, fuhr Delana fort, und die Intensität in ihrem Blick strafte die Teilnahmslosigkeit in ihrer Stimme Lügen. Das hier war ihr wichtiger, als sie Egwene wissen lassen wollte. »Ihr seid Euch vielleicht sicher, dass jeder Rat, den eine von ihnen gibt, direkt von der Führung ihrer Ajah kommt, und wie Ihr wisst, sind die Führung einer Ajah und ihre Sitzenden nicht immer einer Meinung. Zu sehr darauf zu hören könnte Euch Probleme mit dem Saal bescheren. Nicht jede Entscheidung betrifft den Krieg, das dürft Ihr nicht vergessen, aber Ihr wollt doch sicherlich, dass einige davon Eurem Willen entsprechen.«

»Eine Amyrlin sollte jede Seite anhören, bevor sie eine Entscheidung trifft«, erwiderte Egwene, »aber ich werde an Eure Warnung denken, wenn sie mich beraten, Tochter.« Hielt Delana sie für eine Närrin? Vielleicht versuchte die Frau auch nur, sie wütend zu machen. Wut führte zu hastigen Entscheidungen und groben Worten, die man manchmal nur schwer wieder zurücknehmen konnte. Sie hatte keine Ahnung, worauf Delana eigentlich hinauswollte, aber wenn die Sitzenden sie nicht auf eine Weise gefügig machen konnten, versuchten sie es auf eine andere. Seit man sie zur Amyrlin erhoben hatte, hatte sie viel Übung darin, solchen Bestrebungen aus dem Weg zu gehen. Sie nahm tiefe, regelmäßige Atemzüge und fand das Gleichgewicht der Ruhe. Auch darin hatte sie in letzter Zeit zu viel Übung.

Die Graue schaute sie am Rand ihrer Kapuze vorbei an; ihr Gesicht war völlig ausdruckslos. Aber ihre blauen Augen blickten jetzt bohrend scharf. »Ihr könntet sie fragen, was sie davon halten, mit Elaida Verhandlungen aufzunehmen, Mutter.«

Beinahe hätte Egwene gelächelt. Die Pause war sehr künstlich gewesen. Anscheinend missfiel es Delana, von einer Frau Tochter genannt zu werden, die jünger als die meisten Novizinnen war. Jünger als die meisten, die aus der Burg stammten. Andererseits war Delana selbst zu jung, um eine Sitzende zu sein. Und sie konnte ihr Temperament nicht so gut zügeln wie eine Wirtstochter. »Und warum sollte ich sie das fragen?«

»Weil das Thema in den letzten Tagen im Saal aufgekommen ist. Nicht als Vorschlag, aber es ist erwähnt worden, sehr verstohlen, und zwar von Varilin und Takima, und auch von Magla. Und Faiselle und Saroiya schienen daran interessiert zu sein, was sie zu sagen hatten.«

Ruhe oder nicht, plötzlich wand sich Zorn wie ein Wurm in Egwenes Innerem, und es war keine leichte Aufgabe, ihn zu zerquetschen. Diese fünf waren vor der Spaltung der Burg Sitzende gewesen, aber was noch wichtiger war, sie gehörten den beiden Hauptfraktionen an, die um die Vorherrschaft des Saals kämpften. Tatsächlich teilten sie sich zwischen Romanda und Lelaine auf, aber die beiden würden einander auch dann noch bekämpfen, wenn es bedeutete, dass sie beide ertranken. Und sie hatten ihre Anhängerinnen eisern im Griff.

Egwene hätte sich vielleicht vorstellen können, dass die anderen von den Ereignissen in Panik versetzt worden waren, aber nicht Romanda oder Lelaine. Seit mehreren Tagen waren die Debatten über Elaida oder die Zurückeroberung der Burg beinahe vollständig von besorgten Unterhaltungen über diese unglaublich mächtige, unmöglich lange Eruption der Einen Macht überschattet worden. Fast jeder wollte wissen, was sie verursacht hatte, und fast jeder hatte Angst vor der Antwort. Erst gestern hatte Egwene den Saal davon überzeugen können, dass es für eine kleine Gruppe möglich sein musste, gefahrlos an den Ort zu Reisen, an dem diese Eruption stattgefunden hatte — sogar die Erinnerung war für jeden stark genug, um die Stelle genau zu lokalisieren —, und die meisten Schwestern schienen kollektiv den Atem anzuhalten, bis Akarrin und die anderen zurückkehrten. Jede Ajah hatte eine Repräsentantin dabei haben wollen, aber Akarrin war die einzige Aes Sedai gewesen, die den Vorstoß wagte.

Doch weder Lelaine noch Romanda wirkten besorgt. So gewalttätig und lange anhaltend das Schauspiel auch gewesen war, es hatte sich auch in weiter Ferne abgespielt, und soweit sie sehen konnten, war kein Schaden entstanden; wenn es das Werk der Verlorenen war, was als sehr wahrscheinlich erschien, dann war die Chance, etwas zu erfahren, verschwindend gering, und die Möglichkeit, etwas dagegen auszurichten, sogar noch kleiner. Zeit und Mühe für Unmöglichkeiten zu verschwenden war sinnlos, wenn eine wichtige Aufgabe direkt vor ihnen lag. Das sagten sie und knirschten mit den Zähnen, weil sie derselben Ansicht waren. Aber sie stimmten auch darin überein, dass man Elaida Stola und Stab abnehmen musste, Romanda mit fast der gleichen Leidenschaft wie Lelaine, und wenn es Lelaines Zorn erregt hatte, dass Elaida eine ehemalige Blaue vom Posten der Amyrlin gestürzt hatte, dann hatte Elaidas Edikt, mit dem sie die Blaue Ajah auflöste, sie beinahe tollwütig gemacht. Wenn sie Gespräche über Verhandlungen zuließen... Es ergab keinen Sinn.

Das Letzte, was Egwene wollte, war, dass Delana oder andere auf die Idee kamen, Sheriam und die anderen wären mehr als ein paar Wachhunde, die auf sie aufpassen sollten, aber sie rief sie mit einem scharfen Ruf herbei. Sie waren verschlagen genug, die Geheimnisse zu bewahren, die bewahrt werden mussten, denn ihre eigenen Ajahs würden ihnen die Haut abziehen, wenn auch nur die Hälfte herauskam, und sie würden sich Zeit dabei lassen. Sie ritten heran und drängten sich in einer engen Gruppe um sie, ihre Gesichter waren Masken der Gelassenheit und Geduld. Dann bat Egwene Delana, das zu wiederholen, was sie ihr gesagt hatte. Trotz ihrer ursprünglichen Bitte um ein Gespräch unter vier Augen zögerte die Graue nicht lange, bevor sie dies tat. Und das war dann das Ende der Ruhe und Gelassenheit.

»Das ist Wahnsinn«, verkündete Sheriam, bevor eine andere den Mund aufmachen konnte. Sie klang ärgerlich und vielleicht auch etwas ängstlich. Was verständlich war. Ihr Name stand auf einer Liste von Frauen, die gedämpft werden sollten. »Keine von ihnen kann ernsthaft annehmen, dass Verhandlungen möglich sind.«

»Das glaube ich auch nicht«, bemerkte Anaiya trocken. Ihr Gesicht hätte eher zu einer Bäuerin als zu einer Blauen Schwester gepasst, und zumindest in der Öffentlichkeit kleidete sie sich sehr einfach in gutes Tuch, aber sie führte ihren braunen Wallach genauso mühelos wie Delana ihre Stute. Anaiya konnte nur wenig aus der Ruhe bringen. Natürlich hatte sich unter den Schwestern, die von Verhandlungen gesprochen hatten, keine Blaue befunden. Anaiya sah nicht kämpferisch aus, aber für die Blauen war es ein Krieg bis aufs Messer, ohne Gnade. »Elaida hat die Situation eindeutig dargestellt.«

»Elaida ist unberechenbar«, sagte Carlinya und warf den Kopf in den Nacken, was ihre Kapuze zurückfallen ließ und ihre kurzen dunklen Locken enthüllte. Gereizt zog sie die Kapuze wieder zurück. Carlinya zeigte nur selten Gefühle, aber ihre blassen Wangen waren fast so gerötet wie Sheriams, und ihre Stimme klang entschieden. »Sie kann unmöglich glauben, dass wir jetzt alle zu ihr zurückkriechen. Wie kann Saroiya auf die Idee kommen, dass sie sich mit weniger zufrieden geben würde?«

»Kriechen, genau das hat Elaida verlangt«, murmelte Morvrin giftig. Ihr für gewöhnlich gelassenes rundes Gesicht trug ebenfalls einen säuerlichen Ausdruck, ihre pummeligen Hände verkrampften sich um die Zügel. Sie starrte einen Schwarm Elstern, die durch die vorbeireitenden Pferde von ein paar Birken aufgescheucht wurden, so finster an, dass sie eigentlich tot vom Himmel hätten fallen müssen. »Takima hört sich manchmal gern reden. Sie muss es gesagt haben, um sich selbst reden zu hören.«

»Und Faiselle auch«, fügte Myrelle düster hinzu und starrte Delana an, als wäre sie die Schuldige. Die Frau mit der dunklen Haut war für ihr Temperament bekannt, sogar unter den Grünen. »Ich hätte nie erwartet, so etwas aus ihrem Mund zu hören. Sie ist noch nie eine Närrin gewesen.«

»Ich kann nicht glauben, dass Magla das ernst meint«, beharrte Nisao und sah die anderen der Reihe nach an.

»Das ist unmöglich. So ungern ich das auch sage, Romanda hat Magla so sehr unter dem Daumen, dass sie jedes Mal quiekt, wenn Romanda niest. Und für Romanda stellt sich nur die Frage, ob man Elaida auspeitschen soll, bevor man sie ins Exil schickt.«

Delana verzog keine Miene; sie musste einfach ein selbstgefälliges Lächeln unterdrücken. Das war offensichtlich genau die Reaktion, die sie sich erhofft hatte. »Romanda hat Saroiya und Varilin genauso fest im Griff, und Takima und Faiselle setzen kaum einen Fuß vor den anderen, ohne vorher Lelaines Erlaubnis eingeholt zu haben, aber sie haben es nun einmal gesagt. Doch ich glaube, Eure Beraterinnen denken eher so wie die meisten Schwestern, Mutter.« Sie glättete ihre Handschuhe und warf Egwene einen Seitenblick zu. »Wenn Ihr energisch handelt, könnt Ihr das im Keim ersticken. Anscheinend werdet Ihr die nötige Unterstützung der Ajahs haben. Und meine natürlich im Saal. Meine und genügend andere, um dem ein sofortiges Ende zu bereiten.« Als würde Egwene Unterstützung brauchen, um das zu erreichen. Vielleicht versuchte sie ja, sich bei ihr einzuschmeicheln. Oder den Anschein zu erwecken, dass ihre einzige Sorge in der Unterstützung von Egwene bestand.

Beonin war schweigend geritten. Sie hielt den Umhang fest und starrte auf eine Stelle zwischen den Ohren ihrer braunen Stute, aber plötzlich schüttelte sie den Kopf. Für gewöhnlich ließen ihre großen blaugrauen Augen sie aussehen, als sei sie von etwas überrascht, aber als sie jetzt aus dem Schatten ihrer Kapuze eine ihrer Gefährtinnen nach der anderen ansah, Egwene eingeschlossen, funkelte in ihnen blanker Zorn. »Warum sollten Verhandlungen nicht in Frage kommen?« Sheriam sah sie überrascht an, und Morvrin öffnete stirnrunzelnd den Mund, aber Beonin fuhr fort und richtete ihre Wut direkt auf Delana, wobei ihr tarabonischer Akzent stärker als gewöhnlich durchkam. »Ihr und ich, wir sind Graue. Wir verhandeln, wir vermitteln. Elaida hat unmögliche Bedingungen genannt, aber das ist bei Verhandlungsbeginn oft der Fall. Wir können die Weiße Burg wiedervereinen und jedermann Sicherheit garantieren, wenn wir nur miteinander reden.«

»Wir richten aber auch«, fauchte Delana, »und über Elaida ist gerichtet worden.« Genau genommen stimmte das so nicht, aber sie schien von Beonins Ausbruch überraschter als alle anderen zu sein. Ihr Tonfall troff förmlich vor Gift. »Vielleicht seid Ihr ja dazu bereit, so lange zu verhandeln, bis man Euch am Ende die Prügelstrafe verabreicht. Ich bin es nicht, und ich glaube nicht, dass Ihr viele finden werdet, die es sind.«

»Die Situation hat sich verändert«, beharrte Beonin auf ihrem Standpunkt. Fast flehentlich streckte sie eine Hand nach Egwene aus. »Elaida hätte die Proklamation über den Wiedergeborenen Drachen nicht verkündet, hätte sie ihn auf irgendeine Weise in der Hand. Dieser Ausbruch von Saidar war eine Warnung. Die Verlorenen müssen aktiv geworden sein, und die Weiße Burg muss...«

»Genug«, unterbrach Egwene sie. »Seid Ihr bereit, Verhandlungen mit Elaida aufzunehmen? Mit den Sitzenden, die noch in der Burg sind?«, ergänzte sie. Elaida würde niemals reden wollen.

»Ja«, sagte Beonin inbrünstig. »Die Dinge können zu jedermanns Zufriedenheit geregelt werden. Ich weiß, dass dies möglich ist.«

»Dann habt Ihr meine Erlaubnis.«

Sofort begannen alle hektisch auf Beonin einzureden, versuchten, sie davon abzubringen, sagten ihr, dies sei Wahnsinn. Anaiya schrie so laut wie Sheriam und gestikulierte wild, und Delana schienen vor Entsetzen beinahe die Augen hervorzuquellen. Einige der Reiter fingen an, die Schwestern fast genauso interessiert zu betrachten wie die Bauernhöfe, an denen sie vorbeikamen, und unter den Behütern, die in diesem Augenblick den Bund nicht brauchten, um zu wissen, dass ihre Aes Sedai aufgebracht waren, zeigte sich Unruhe, aber sie hielten sich zurück. Kluge Männer mischten sich nicht ein, wenn Aes Sedai die Stimmen erhoben.

Egwene ignorierte das Geschrei. Sie hatte über jede Möglichkeit nachgedacht, die ihr eingefallen war, um diesen Kampf so zu beenden, dass die Weiße Burg am Ende unbeschadet und vereint daraus hervorging. Sie hatte stundenlang mit Siuan gesprochen, die mehr Grund als alle anderen hatte, Elaida abgesetzt zu sehen. Wenn es die Burg gerettet hätte, hätte sie sich Elaida ergeben, ob die Frau nun auf rechtmäßige Weise auf den Amyrlin-Sitz gekommen war oder nicht. Siuan hatte bei diesem Vorschlag beinahe der Schlag getroffen, aber sie hatte widerstrebend zugestimmt, dass die Erhaltung der Burg alles andere unwichtig machte. Beonin zeigte ein so schönes Lächeln, dass es wie ein Verbrechen erschien, es zu zerstören.

Egwene hob die Stimme gerade genug, um gehört zu werden. »Ihr werdet Euch an Varilin und die anderen wenden, die Delana genannt hat, und arrangieren, in die Weiße Burg gelassen zu werden. Das sind die Bedingungen, die ich akzeptieren werde: Elaida muss abdanken und ins Exil gehen.« Denn Elaida würde niemals die Schwestern wieder aufnehmen, die gegen sie rebelliert hatten. Eine Amyrlin konnte nicht bestimmen, wie sich eine Ajah selbst verwaltete, aber Elaida hatte verkündet, dass Schwestern, die aus der Burg flohen, nicht länger einer Ajah angehörten. Demzufolge mussten sie eine Wiederaufnahme in ihre Ajah erbitten, nachdem sie ihre Strafe abgeleistet hatten. Elaida würde die Burg nicht wieder einen, sondern sie noch schlimmer zerschlagen, als es ohnehin schon geschehen war. »Das sind die einzigen Bedingungen, die ich akzeptieren werde, Beonin. Die Einzigen. Habt Ihr mich verstanden?«

Beonin verdrehte die Augen, und sie wäre vom Pferd gefallen, hätte Morvrin sie nicht gestützt. Sie murmelte etwas Unhörbares, während die Graue sie aufrecht hielt und ihr auf die Wangen schlug, und zwar nicht gerade sanft. Alle anderen starrten Egwene an, als hätten sie sie noch nie zuvor gesehen. Das tat selbst Delana, die vom ersten ihrer Worte an geplant haben musste, dass etwas Ähnliches geschah. Beonins Ohnmachtsanfall hatte sie anhalten lassen, und der Kreis aus Soldaten zog sich nach einem gebrüllten Befehl von Lord Gareth um sie zusammen. Einige starrten die Aes Sedai an, und obwohl ihre Gesichter hinter den Visieren verborgen lagen, war ihre Besorgnis unverkennbar.

»Es ist Zeit, ins Lager zurückzukehren«, sagte Egwene mit ruhiger Stimme. Was getan werden musste, musste getan werden. Vielleicht hätte eine Kapitulation die Burg wieder geeint, aber sie konnte das nicht glauben. Und jetzt kam es vielleicht dazu, dass auf den Straßen von Tar Valon Aes Sedai gegeneinander antraten — falls ihr Plan fehlschlug. »Wir haben zu tun«, sagte sie und nahm die Zügel.

»Und wir haben nicht mehr viel Zeit.« Sie betete, dass sie noch reichte.

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