9. Kapitel


»Guten Morgen, Colonel Bolivar«, sagte jemand. Es war eine sanfte Frauenstimme.

Eddie machte die Augen auf. Zwei hübsche Zimmermädchen mit Frühstückstabletts standen vor ihm.

»Ihr Frühstück.«

Eddie hatte im ganzen Leben noch nicht im Bett gefrüh-stückt. Er setzte sich auf und sah zu, wie die Mädchen ein zierliches Eßtablett auf seinem Bett abstellten und das Frühstücksgeschirr darauf legten. Alles roch wundervoll. Sie hatten Orangensaft, Waffeln, Eier mit Speck und eine Kanne dampfenden Kaffees.

Eines der Mädchen beugte sich über ihn und fragte leise: »Haben Sie sonst Wünsche, Colonel?«

Eddie lächelte. »Nein danke, das ist alles.« Das ist ein Leben, dachte er. Frühstück im Bett. Ich muß das alles Mary erzählen, wenn ich wieder zu Hause bin. Vielleicht bringt sie mir dann ja auch einmal Frühstück ans Bett.

Er begann zu frühstücken. Es schmeckte alles hervorragend. Als er fertig war, klingelte er, und die Mädchen kamen wieder und servierten ab.

Das Frühstück hatte ihn wieder ganz müde gemacht. Ich werde noch ein kleines Nickerchen tun, dachte er. Nur ein kleines.

Er schloß die Augen.

Eine sanfte Hand rüttelte ihn wach. »Colonel Bolivar!«

Er machte die Augen auf. Eine wunderschöne Blondine war über ihn gebeugt. Sie war nur sehr leicht bekleidet.

»Guten Morgen«, sagte Eddie. »Wer sind Sie?«

»Nun, Ihre Masseuse natürlich«, sagte die Frau. »Es ist Zeit für Ihre Massage.«

»Massage?«

»Ja. Wie jeden Mittwoch.« »Ach so, ja.«

Er setzte sich auf. Die Frau war umwerfend schön. Sie hatte in der Mitte des Zimmers bereits einen Massagetisch aufgebaut.

»Wenn Sie sich bitte auf den Tisch legen möchten, Colonel.«

»Ich, äh . gewiß, ja.«

Eddie war noch nie massiert worden.

Er schlang das Bettlaken um sich herum und trippelte zu dem Massagetisch. Die Frau beobachtete ihn verwundert. Der Colonel hatte bisher niemals Hemmungen gehabt, splitternackt vor ihr herumzugehen und sich auf den Massagetisch zu legen.

Eddie legte sich, in sein Laken eingewickelt, auf den Tisch und sagte: »Ich bin bereit.«

Die Masseuse kam herbei, nahm ihm das Laken ab und legte dafür ein kleines Handtuch über ihn.

Dann faßte sie in eine Dose und holte etwas süßriechende Creme heraus, mit der sie ihn einrieb.

Eddie konnte kaum glauben, was für ein wunderbares Gefühl das war, massiert zu werden. Sie knetete seine Muskeln und entspannte ihn damit. Da merkte er erst, wie angespannt und verspannt er zuvor gewesen war. Selbstverständlich angespannt, dachte er bei sich. Ist schließlich nicht so einfach, ein Land zu regieren. Vielleicht bleibe ich überhaupt hier. Vielleicht stirbt Bolivar ja, und ich übernehme dann seine Rolle auf Dauer. Dann kann ich auch Mary und das Baby herkommen lassen. Wir werden ein prima Leben haben. Ich frühstücke jeden Tag im Bett und lasse mich massieren und ...

Und dann war er eingeschlafen.

Als er wieder aufwachte, sagte die Masseuse gerade: »Fertig, Colonel.« Sie beugte sich einladend über ihn. »Haben Sie sonst vielleicht noch einen Wunsch?«

Eddie verneinte kopfschüttelnd. »Ich, äh . « Es war schon schwer, nein zu sagen. »Nein«, sagte er schließlich.

Sie sah richtig enttäuscht aus. »Bitte sehr. Ihre Sauna wartet auf Sie.«

»Sauna?«

»Ja! Sie gehen doch immer in die Sauna nach der Massage.«

Die Sauna war geradezu himmlisch. Er saß in der Hitze der Kabine und fühlte sich vollkommen entspannt und erholt.

So läßt es sich leben, dachte er. Wenn ich heimkomme, lasse ich mir eventuell auch so eine Sauna bauen und veranlasse, daß ich Frühstück ans Bett bekomme und hinterher eine Massage. Mein Theaterstück über den Diktator wird ein Riesenerfolg werden und mich reich machen, da kann ich mir das alles leisten. Ich werde auch selbst berühmt sein. Wegen meiner Hauptrolle in meinem eigenen Stück.

Er verließ die Sauna, duschte und zog sich eine von Colonel Bolivars prächtigsten Uniformen an.

Capitan Torres kam herein.

»Ich habe versucht, Ihren Terminplan so knapp wie möglich zu halten. Aber ein paar Dinge lassen sich einfach nicht vermeiden. Heute vormittag müssen Sie eine Sitzung im Petitionszimmer leiten.«

»Was ist das, das Petitionszimmer?«

»Einmal im Monat erlaubt Colonel Bolivar in seiner Großzügigkeit Bürgern vom flachen Land, herzukommen und ihm ihre Sorgen und Nöte vorzutragen, damit er ihnen helfen kann.«

Eddies Gesicht hellte sich sogleich auf. »Das finde ich aber prima. Das ist wirklich großartig, daß er das tut.«

»Ich bin noch nicht fertig«, sagte Capitan Torres leicht ungehalten. »Natürlich ist seine Antwort immer nein.«

Eddie sah ihn wieder einmal verständnislos an. »Warum macht er sich dann die Mühe überhaupt erst?«

»Weil es gut aussieht. Lieber Mann, sagen Sie mir, wie viele Diktatoren kennen Sie, die sich aus den Problemen ihres Volkes irgend etwas machen?«

»Nicht viele«, räumte Eddie ein.

»Sehen Sie, Colonel Bolivar ist ein sehr freundlicher und verständnisvoller Mann. Aber er kennt auch das Leben und weiß, daß jeder, dem man den kleinen Finger gibt, gleich die ganze Hand haben will. Das Volk muß ständig an der kurzen Leine gehalten werden.«

»Und was ist das zweite auf meiner Terminliste von heute?« fragte Eddie.

»Ein Besuch im Zoo am Nachmittag.«

»In diesem Gefängnis?«

»Nein, im echten Zoo. Dort kommt ein neuer Panda an, und die Zeitungsfotografen wollen unbedingt ein Bild von Ihnen zusammen mit dem Tier. Das wird dem Volk zeigen, wie human Sie sind.«

»Gut«, sagte Eddie. »Zoos mag ich gern. Das wird mir Spaß machen.«

»Der Zweck Ihres Besuches ist nicht, daß es Ihnen Spaß macht«, sagte Capitan Torres scharf. »Sondern daß etwas für das gute Image von Colonel Bolivar getan wird.«

Das Petitionszimmer war ein sehr großer Raum und jetzt voller Menschen. Auf einem Podium stand ein goldener Sessel, und dorthin geleitete Capitan Torres Eddie.

Er flüsterte ihm noch zu: »Und vergessen Sie nicht, das sind alles nur Unruhestifter. Sie sagen zu allem immer nur nein, verstanden?«

»Ja, ja«, sagte Eddie.

Capitan Torres wandte sich an die Leute und gebot Ruhe. »Die Petitionen können beginnen.«

Ein kleiner, alter Mann humpelte nach vorne. »Colonel, ich bin in großen Schwierigkeiten. Ich war in der Klinik, weil ich sehr krank war und nicht mehr arbeiten konnte und meine Stellung verlor. Jetzt habe ich natürlich kein Geld, meine Krankenhausrechnung zu bezahlen.« Er deutete auf einen Mann, der weiter hinten stand. »Der dort hat mich entlassen und will mir meine Arbeit nicht wiedergeben.«

Eddie sah zu diesem Mann hin. »Kommen Sie doch mal vor«, gebot er.

»Jawohl, Colonel.«

»Haben Sie diesen Mann da entlassen?«

»Ja, natürlich. Wieso soll ich ihn bezahlen, wenn er gar nicht mehr arbeiten kann?«

»Wie lange hat er bei Ihnen gearbeitet?«

»Zwanzig Jahre.«

»Und, war er eine gute Arbeitskraft?«

»Ja, doch, das kann man nicht anders sagen.«

»Und als er krank wurde, haben Sie ihn einfach hinausgeschmissen?«

»Ja sicher!«

»Halten Sie das für fair?«

»Gott, fair«, sagte der Mann. »So ist das nun mal im Geschäftsleben. Das hat doch nichts mit fair zu tun. Sondern mit der Gewinnrechnung. Nicht?«

Eddie wandte sich an den alten Mann. »Sind Sie wieder gesund genug, um ihre frühere Arbeit verrichten zu können?«

»O ja, natürlich, gewiß, Colonel. Der Arzt sagte, ich bin wieder voll arbeitsfähig.«

»Das freut mich zu hören«, sagte Eddie.

Er wandte sich an den Arbeitgeber. »Sie werden den Mann wieder einstellen und ihm seinen ganzen Lohn nachträglich erstatten, den er bekommen hätte, während er krank war, und auch seine Krankenhausrechnung bezahlen.«

Dem Mann blieb der Mund offen. Es dauerte eine Weile, bis er die Sprache wieder fand, um zu stammeln: »Jawohl, Colonel.«

Capitan Torres hätte Eddie am liebsten mit Blicken getötet. Er war außer sich. »Colonel -!« zischte er.

Eddie blickte unschuldig zu ihm hin. »Ja? Ist was, Capitan? Wollten Sie etwas sagen?« »Ich, äh . nein, Colonel.«

»Gut. Dann wollen wir fortfahren.«

Der nächste Fall war eine Frau, die regelmäßig von ihrem Mann verprügelt wurde. Der Mann stand auf und verteidigte sich: »Sie ist doch meine Frau. Mit der kann ich machen, was ich will, oder? Ich gebe ihr ja schließlich ein Dach über dem Kopf und ihr tägliches Essen.«

»Aha«, sagte Eddie. »Und was tut sie dafür? Führt sie Ihnen den Haushalt und putzt?«

»Ja.«

»Und bereitet sie das Essen zu?«

»Ja.«

»Haben Sie Kinder?«

»Drei Jungen.«

»Versorgt sie die?«

»Ja.«

»Also leistet sie ihren ordentlichen Anteil«, sagte Eddie. Er beugte sich vor. »Wenn ich noch einmal höre, daß Sie sie schlagen, wandern Sie in den Kerker, ist das klar?«

Der Mann zitterte. »O nein, Colonel . ich meine, ja, gewiß ... ich werde sie nicht mehr prügeln. Wie Sie befehlen.«

»In Ordnung«, sagte Eddie. »Nächster Fall.«

Capitan Torres war einem Schlaganfall nahe. »Colonel -!«

»Warum gehen Sie nicht Ihren anderen Aufgaben nach, Ca-pitan«, sagte Eddie gelassen. »Ich kann das ganz gut allein hier erledigen.«

Die Petitionsstunde zog sich drei Stunden lang hin. Es wurden Dutzende Beschwerden vorgebracht, und Eddie sorgte dafür, daß immer die armen und kleinen Leute ihr Recht bekamen. Die Grobiane und Rücksichtslosen wies er in ihre Schranken und ließ sie für ihre Schandtaten bezahlen.

Capitan Torres, der trotzdem dageblieben war, obwohl ihn Eddie ausdrücklich fortgeschickt hatte, hörte ihm immer mißmutiger zu und dachte schließlich: Nein, in Öl sieden ist noch viel zu milde für diesen Unglücksmenschen. Ich werde mir etwas noch Besseres ausdenken.

Am Nachmittag war dann der Besuch im Zoo. Ein Dutzend Fotografen und Fernsehteams waren da, um Colonel Bolivar mit dem neuen, soeben aus China eingetroffenen Panda zu fotografieren und zu filmen.

Eddie war von der Größe des Zoos beeindruckt. Da waren Käfige voller Löwen und Tiger und Panther. Es gab Elefanten und Vögel mit wunderschönem Gefieder.

»Das ist ja ein großartiger Zoo«, sagte Eddie zu Capitan Torres. »Es muß sehr schön sein für das Volk, hier herumzuwandern.«

Capitan Torres starrte ihn wieder einmal ungläubig an. »Was meinen Sie denn damit? Das Volk?«

»Ja.«

Torres erklärte es ihm. »Das Volk darf doch hier nicht herein. Das hier ist Ihr Privatzoo!«

»Was?« sagte Eddie. »Sie meinen, sonst darf hier niemand herein?«

»Natürlich nicht. Nur Sie und Ihre Freunde und Gäste.«

»Das ist aber nicht richtig«, sagte Eddie. »Das wollen wir doch gleich mal umgehend ändern.«

»Also bitte, Colonel, ich flehe Sie an .«

Aber es war schon zu spät. Schon hatte sich Eddie an die versammelten Reporter gewandt und verkündete: »Ich möchte bekanntgeben, daß dieser Zoo ab sofort für die Allgemeinheit zugänglich ist. Jedermann kann ihn betreten und besuchen. Und der Eintritt ist frei.«

Die Reporter applaudierten begeistert, und es erhob sich ein Stimmengewirr unter ihnen.

»Das ist ja wunderbar!«

»Da bringe ich gleich morgen meine Kinder her!«

»Meine Eltern haben sich schon lange einen Zoobesuch gewünscht.«

»Können wir jetzt das Foto von Ihnen mit dem Panda machen, Colonel?«

»Natürlich.«

»Gehen Sie nicht zu nahe an ihn ran. Die Viecher sehen so sanft und gemütlich aus, aber sie sind gefährlich in Wirklichkeit, wissen Sie!«

Es gab ein ganzes Gewitter von Kamerablitzen, als Eddie sich neben den Pandakäfig stellte. Die Reporterschar folgte ihm auch noch bei seinem Rundgang zu den anderen Tieren und machte Hunderte Fotos.

Im Hintergrund standen zwei Männer in Tierpflegeruniformen des Zoos. Der eine war Juan, und der andere hieß Hector.

»Ich weiß, wie wir ihn kriegen«, flüsterte Juan.

»Wie?«

»Die Schlangengrube. Sie ist voller giftiger Schlangen. Auch eine Kobra ist dabei. Deren Biß ist auf der Stelle tödlich.«

»Ausgeschlossen, den Colonel auch nur in die Nähe der Schlangengrube zu bekommen.«

»Das versuchen wir auch gar nicht erst.«

»Ja, wie denn sonst?«

»Wir bringen nicht ihn zu der Schlange, sondern die Schlange zu ihm. Ich sorge dafür, daß sie heute abend in seinem Bett liegt. Sobald er sich hineinlegt, beißt die Kobra zu. Er wird sofort tot sein.«

»Das ist eine großartige Idee! Aber kommen wir in den Palast?«

»Ich habe einen Vetter, der ist bei der Telefonentstörung. Ich besorge mir seine Uniform und sage, es muß im Zimmer des Colonel eine Störung behoben werden. Die Kobra bringe ich in meinem angeblichen Werkzeugkasten mit. Wir holen sie uns heute abend hier ab.«

Spät abends kletterten Juan und Hector über die Mauer um den Zoo herum und schlichen sich hinein. Sie hatten eine große Leinenhandwerkertasche dabei und einen langen, vorne gegabelten Schlangenstock. Sie öffneten vorsichtig die Tür zum Schlangenhaus und schlüpften hinein. Die Kobra lag zusammengeringelt in einer Ecke und schlief. Juan kam vorsichtig heran, drückte ihr mit der Schlangengabel den Kopf an den Boden und steckte sie in den Leinensack.

»Jetzt aber nichts wie weg hier«, flüsterte Hector, »bevor wir entdeckt werden.«

Eine Stunde später erschien Juan am Palasttor in einer Uniform der Telefongesellschaft und mit der umgehängten Leinwandtasche.

»Was wollen Sie denn jetzt?« fragte der Wachtposten.

»Telefongesellschaft. Colonel Bolivar hat eine Störung in seinem Schlafzimmertelefon gemeldet.«

Der Posten kratzte sich am Kopf. »Das ist aber komisch. Uns hat niemand etwas davon gesagt.«

»Sagt euch der Colonel etwa alles?« fragte Juan.

»Nein, natürlich nicht. Aber Sie müssen eine Erlaubnis zum Hineingehen haben.«

»Na, gut«, meinte Juan achselzuckend. »Dann melde ich ihm eben, daß ihr mich nicht hineingelassen habt.«

Er wandte sich zum Gehen.

»Moment, warten Sie doch erst mal«, sagte der Posten. Er wollte natürlich auch nicht verantwortlich sein, daß dem Colonel sein Telefon nicht gerichtet wurde. »Ich meine, ist ja gut. Ich denke, es ist schon in Ordnung, wenn Sie reingehen.«

»Danke.«

»Ich führe Sie zum Schlafzimmer des Colonel.«

Er ging voran und zeigte Juan den Weg den ganzen langen Korridor entlang bis zu der Tür des Schlafzimmers von Colonel Bolivar.

»So, hier ist es. Der Colonel ist jetzt nicht da. Gehen Sie rein und richten Sie das Telefon. Aber machen Sie schnell.«

»Dauert nicht lange«, sagte Juan.

Er wartete, bis der Posten wieder gegangen war, und machte dann die Tür zu. Er ging zu dem großen Bett, setzte seine Leinwandtasche ab und öffnete sie. Die Kobra schien zu schlafen, aber Juan ging kein Risiko ein. Er hob sie mit der Schlangengabel aus dem Sack heraus und legte sie in das Bett, an das Fußende, wo sie nicht zu sehen war, und deckte sie zu. In dem Moment, in dem Colonel Bolivar in sein Bett stieg und sich ausstreckte und mit dem Fuß die Schlange berührte, würde diese sofort zustoßen.

Endlich ist es mir gelungen, ihn umzubringen, dachte Juan zufrieden, jetzt wird Amador doch noch frei.

Er machte seine Tasche wieder zu, verließ das Schlafzimmer und ging den Korridor zurück.

»Schon fertig?« fragte der Wachtposten.

»Ja, war nur eine Kleinigkeit«, sagte Juan. »Das Problem war schnell gelöst.« In Wirklichkeit aber, dachte er, habe ich ein großes Problem gelöst.

Eddie war müde. Es war ein langer Tag gewesen. Er war froh, daß er im Petitionszimmer so viele Probleme und Nöte der Menschen hatte lösen können, und er hatte den Zoo für die Allgemeinheit in Amador geöffnet. Jetzt war er rechtschaffen müde und hatte sich einen erholsamen Schlaf verdient.

Er ging in sein Schlafzimmer und begann sich auszuziehen.

Da klopfte es an der Tür.

»Wer ist da?« fragte er.

Eine sanfte, weiche Stimme antwortete. »Ich bin es, Schatz.«

Die Tür ging auf, und die Geliebte des Colonel Bolivar kam herein. Sie trug ein hauchdünnes Neglige.

»Tut mir leid, daß ich draußen auf dem Flur so häßlich zu dir war, Ramon«, sagte sie. »Aber du hattest mich in meinen Gefühlen verletzt. Du weißt doch, wie sehr ich mir wünsche, mit dir verheiratet zu sein.«

»Tut mir leid«, sagte Eddie. »Colonel Bolivar - ich meine, ich liebe meine Frau, und ich werde mich nicht von ihr scheiden lassen.«

»Ich verstehe es ja«, sagte die Geliebte des Colonel, »und ich will es auch akzeptieren.«

Sie ging auf sein Bett zu.

»Was machst du denn da?« fragte Eddie.

»Ich möchte, daß wir nur noch eine letzte Nacht miteinander verbringen«, sagte sie. »Dann siehst du mich nie wieder.«

Sie hielt eine Hand hinter ihrem Rücken. In dieser aber hielt sie einen Dolch, mit dem sie den Colonel töten wollte. Wenn sie den Mann, den sie liebte, nicht haben konnte, sollte ihn auch keine andere haben.

Sie ließ sich auf sein Bett nieder.

»Aber ... das können Sie, äh, du doch nicht machen!« protestierte Eddie.

Doch es half nichts mehr. Sie schlüpfte bereits unter die Decke und sagte: »Komm ins Bett, Liebling. Du weißt doch noch, wie schön es mit uns sein kann.«

Eddie kam auf sie zu. »Sieh mal«, sagte er, »Sie müssen -ich meine, du mußt dieses Zimmer verlassen. Das alles ist keine gute Idee.«

Er griff nach ihr, um sie aus dem Bett zu ziehen, aber im selben Augenblick zog sie den Dolch hervor und zielte damit auf sein Herz. Doch bevor sie noch zustoßen konnte, berührte ihr Fuß die Kobra unter der Decke, und sie verspürte einen scharfen Biß in ihrem Bein.

Sie schrie auf. »Was ist .« Und war tot.

Eddie starrte völlig ungläubig auf sie hinab.

»So kommen Sie doch zu sich!« sagte er.

Dann begriff er erst. »Hilfe!«

Die Tür ging auf, und Capitan Torres stürmte herein. »Was ist los?« fragte er. »Was haben Sie -«

Da sah er die tote Frau im Bett. »O mein Gott! Sie haben die Geliebte des Colonel getötet!«

»Das habe ich nicht«, sagte Eddie beleidigt.

Capitan Torres stellte sich vor ihn: »Was hatte sie in Ihrem Bett zu suchen?«

»Schwer zu erklären«, sagte Eddie.

»Da brauchen Sie gar nichts zu erklären. Das erklärt sich von selbst. Sie haben sich mit ihr vergnügt und sie dann umgebracht.«

»Ach Quatsch«, sagte Eddie. »Das habe ich nicht getan.«

»Wie stellen Sie sich vor, daß ich das dem Colonel schonend beibringen soll? Er war total verrückt nach dieser Frau. Er wollte sie sogar heiraten.«

»Da war ich nicht so sicher«, sagte Eddie.

»Was?«

»Nichts.«

»Wenn ich das dem Colonel mitteile, reißt er Sie in Stücke.«

»Ist der Colonel denn nicht noch immer auf Geschäftsreise?« fragte Eddie.

»Ja.«

»Nun, vielleicht stirbt er ja auch«, sagte Eddie hoffnungsvoll.

Capitan Torres aber lächelte dünn und böse.

»Nein, mein Lieber«, sagte er. »Er ist nicht derjenige, der stirbt. Er nicht.«

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