7. Ein Weg voller Schatten

Die Straße, die am Strand des Engländers entlangführte, glühte im Licht des Sonnenuntergangs und wand sich wie eine scharlachrote Schlange dem Dorf entgegen. Irene, die mit dem Fahrrad ihres Bruders unterwegs war, sah zum Haus am Kap zurück. Simones Worte und die Angst in ihren Augen, als sie gesehen hatte, wie ihre Tochter bei Sonnenuntergang überstürzt das Haus verließ, gingen ihr immer noch nach, doch der Gedanke an Ismael, der der Nachricht von Hannahs Tod entgegensegelte, war stärker als jedes schlechte Gewissen.

Simone hatte ihr erklärt, dass einige Stunden zuvor zwei Ausflügler Hannahs Leiche in der Nähe des Waldes gefunden hätten. Von diesem Moment an hatte die Nachricht Verzweiflung, Schmerz und Mutmaßungen bei allen ausgelöst, die das Glück gehabt hatten, das lebhafte Mädchen zu kennen. Man wusste, dass ihre Mutter Elisabet einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte, als sie die Nachricht erhielt, und von Doktor Giraud Beruhigungsmittel verabreicht bekam. Aber nicht viel mehr.

Gerüchte über eine frühere Verbrechensserie, die das Leben im Dorf vor Jahren erschüttert hatte, waren erneut an die Oberfläche gelangt. Einige wollten in dem Unglück eine Neuauflage jener makabren Mordgeschichte sehen, ohne jedoch eine Erklärung dafür zu haben, dass diese sich schon in den zwanziger Jahren im Wald von Cravenmoore ereignet hatte.

Andere warteten lieber ab, bis weitere Einzelheiten über die genauen Umstände der Tragödie bekannt wurden. Doch bei allen Spekulationen kam kein Licht in die mögliche Todesursache. Die beiden Ausflügler, die die Leiche gefunden hatten, waren stundenlang auf dem Gendarmerieposten, um ihre Aussage zu machen, und zwei Gerichtsmediziner, so hieß es, seien auf dem Weg aus La Rochelle. Darüber hinaus war Hannahs Tod ein Mysterium.

Obwohl sie so schnell fuhr, wie sie nur konnte, erreichte Irene das Dorf erst, als die Sonne bereits vollständig hinter dem Horizont verschwunden war. Die Straßen waren verwaist, und die wenigen Gestalten, die unterwegs waren, gingen schweigend ihrer Wege wie herrenlose Schatten. Das Mädchen lehnte das Rad gegen eine alte Straßenlaterne, die den Anfang des Gässchens beleuchtete, in dem das Haus von Ismaels Onkel lag. Es war ein einfaches, bescheidenes Haus, eine Fischerkate an der Bucht. Der letzte Anstrich musste Jahrzehnte zurückliegen, und das warme Licht zweier Öllampen fiel auf eine vom salzigen Seewind zerfressene Fassade.

Mit Magenschmerzen näherte sich Irene der Haustür. Sie hatte Angst, anzuklopfen. Mit welchem Recht wagte sie es, in einem solchen Moment den Schmerz einer Familie zu stören? Was dachte sie sich nur dabei?

Sie blieb unvermittelt stehen, unfähig, weiterzugehen oder umzukehren, wie festgenagelt zwischen ihren Bedenken und dem Bedürfnis, Ismael zu sehen, in einem Moment wie diesem bei ihm zu sein. In diesem Augenblick öffnete sich die Haustür und der dickbäuchige, strenge Dorfarzt Doktor Giraud trat auf die Straße. Die hinter Brillengläsern hervorblitzenden Augen des Arztes entdeckten Irene in der Dunkelheit.

»Du bist doch die Tochter von Madame Sauvelle, stimmt’s?«

Sie nickte.

»Wenn du zu Ismael willst, der ist nicht zu Hause«, erklärte Giraud. »Als er das von seiner Cousine erfahren hat, ist er in sein Boot gestiegen und davongesegelt.«

Der Arzt sah, wie das Gesicht des Mädchens blass wurde.

»Er ist ein guter Seemann. Er wird zurückkommen.«


Irene ging bis zum Ende der Mole. Vom Mond beschienen, zeichnete sich die einsame Silhouette der Kyaneos im Dunst ab. Das Mädchen setzte sich auf den Damm und beobachtete, wie Ismael Kurs auf die Leuchtturminsel nahm. Nichts und niemand konnte ihn jetzt aus der selbstgewählten Einsamkeit retten. Irene wäre zu gerne in eines der Boote gestiegen und dem Jungen bis ans Ende seiner geheimen Welt gefolgt, doch sie wusste, dass jetzt jede Mühe vergebens war.

Sie spürte, wie die Nachricht mit voller Wucht in ihr Bewusstsein rückte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Als die Kyaneos in der Dunkelheit verschwunden war, nahm sie das Fahrrad und machte sich auf den Heimweg.

Während sie die Strandstraße entlangfuhr, stellte sie sich vor, wie Ismael schweigend auf dem Leuchtturm saß, ganz allein mit sich. Sie erinnerte sich an die unzähligen Male, die sie selbst diese Reise in ihr eigenes Inneres unternommen hatte, und sie schwor sich, dass sie, was auch immer geschehen mochte, nicht zulassen würde, dass der Junge auf diesem Weg voller Schatten verloren ging.


Das Abendessen fiel kurz aus. Bei dieser schweigsamen Mahlzeit saß die Trauer mit am Tisch, während Simone und ihre beiden Kinder so taten, als brächten sie tatsächlich einen Bissen herunter, bevor sie sich in ihre Zimmer zurückzogen. Punkt elf war niemand mehr auf dem Korridor unterwegs, und im ganzen Haus brannte nur noch ein einziges Licht: Dorians Nachttischlämpchen.

Ein kühler Wind wehte durch das geöffnete Fenster ins Zimmer. Auf seinem Bett liegend, lauschte Dorian den unheimlichen Stimmen des Waldes, den Blick in der Dunkelheit verloren. Kurz vor Mitternacht löschte er das Licht und trat ans Fenster. Ein dunkles Blättermeer wogte im Wind. Dorian starrte auf das Gewimmel von Schatten, die in den Bäumen tanzten. Er konnte förmlich spüren, wie dieses Wesen durch die Dunkelheit streifte.

Jenseits des Waldes waren die gezackten Umrisse von Cravenmoore zu sehen und das golden erleuchtete Rechteck des letzten Fensters des Nordflügels. Plötzlich brach ein heller, flackernder Strahl durch die Blätter. Lichter im Wald. Eine Laterne oder eine Taschenlampe im Unterholz. Der Junge schluckte. Lichtblitze flammten auf und zogen im Inneren des Waldes ihre Kreise.

Eine Minute später schlich Dorian in einem dicken Pullover und seinen Lederstiefeln leise die Treppe hinunter und öffnete ganz vorsichtig die Verandatür. Die Nacht war kalt, und das Meer brüllte in der Dunkelheit am Fuß der Klippen. Er folgte mit den Augen dem silbrigen Band des Mondlichts, das sich zum Wald spannte. Mit einem Kribbeln im Magen dachte Dorian an die warme Sicherheit seines Zimmers. Er atmete tief durch.

Die Lichter bohrten sich wie weiße Nadeln durch den Nebel am Waldrand. Der Junge setzte einen Fuß vor den anderen, immer weiter. Bevor er sich versah, umfingen ihn die Schatten des Waldes, und das Haus am Kap erschien ihm weit weg, unendlich weit.


Keine Dunkelheit und keine Stille der Welt halfen Irene in dieser Nacht, Schlaf zu finden. Um Mitternacht gab sie schließlich auf und knipste das kleine Nachttischlämpchen an. Alma Maltisse Tagebuch lag neben dem winzigen Medaillon, das ihr Vater ihr vor Jahren geschenkt hatte, ein kleiner silberner Engel. Irene nahm das Tagebuch zur Hand und schlug es erneut auf der ersten Seite auf.

Die feine, geschwungene Handschrift hieß sie willkommen. Das vergilbte, ockerfarbene Blatt erinnerte an ein Roggenfeld, das im Wind wogte. Während ihr Blick über die Zeilen glitt, machte sich Irene erneut auf die Reise in das geheime Gedächtnis der Alma Maltisse.

Schon als sie die erste Seite umblätterte, führte sie der Zauber der Worte weit weg. Sie hörte weder das Schlagen der Wellen noch den Wind im Wald. Sie war in einer anderen Welt…


… Heute Nacht hörte ich sie in der Bibliothek streiten. Er schrie ihn an, flehte ihn an, ihn in Ruhe zu lassen, das Haus für immer zu verlassen. Er sagte ihm, er habe kein Recht dazu, das mit unserem Leben zu tun. Ich werde nie dieses wilde Gelächter vergessen, das wütende, rasende Heulen eines Tieres, das durch die Mauern drang. Das Geräusch tausender Bücher, die aus den Regalen flogen, war im ganzen Haus zu hören. Sein Zorn wird immer größer. Seit ich diese Bestie aus ihrem Bann befreite, ist sie jeden Tag mächtiger geworden.

Er wacht jede Nacht am Fuß meines Bettes. Ich weiß, dass er Angst hat, der Schatten werde mich holen, wenn er mich nur einen Moment alleine lässt. Seit Tagen sagt er mir nicht, was ihm im Kopf herumgeht, aber das ist auch nicht nötig. Er hat seit Wochen nicht geschlafen. Jede Nacht besteht aus furchtbarem, endlosem Warten. Er stellt Hunderte von Kerzen überall im Haus auf, versucht jeden Winkel mit Licht zu füllen, um zu verhindern, dass der Schatten Zuflucht in der Dunkelheit sucht. Sein Gesicht ist in einem Monat um zehn Jahre gealtert.

Manchmal glaube ich, dass alles meine Schuld ist, dass der Fluch sich mit mir auflöste, wenn ich verschwände. Vielleicht ist es das, was ich tun sollte: Von hier fortgehen und mich der unvermeidlichen Begegnung mit dem Schatten stellen. Nur das würde uns Frieden bringen. Das Einzige, was mich von diesem Schritt abhält, ist die Tatsache, dass ich den Gedanken nicht ertrage, ihn zu verlassen. Ohne ihn hat nichts einen Sinn. Weder das Leben noch der Tod…


Irene sah von dem Tagebuch auf. Das Labyrinth der Zweifel, in dem sich Alma Maltisse befand, kam ihr verstörend vor und zugleich beunruhigend nah. Es schien nur eine feine Linie zwischen Almas Schuldgefühl und ihrem Lebenswillen zu liegen, schmal wie die Schneide eines vergifteten Messers. Irene löschte das Licht. Das Bild ging ihr nicht aus dem Kopf. Ein vergiftetes Messer.


Dorian ging immer tiefer in den Wald, folgte den Lichtern, die er im Gebüsch aufblitzen sah, ein kurzes Aufscheinen, das von überall aus dem Dickicht kommen konnte. Die nebelfeuchten Blätter bildeten einen Fächer unerklärlicher Erscheinungen. Der Klang seiner eigenen Schritte kam ihm nun wie eine beängstigende Warnung vor. Schließlich atmete er tief durch und rief sich sein Vorhaben in Erinnerung: Er würde nicht eher von hier fortgehen, bis er herausgefunden hatte, was sich im Wald verbarg. Das war alles.

Der Junge blieb am Rand der Lichtung stehen, wo er tags zuvor die Fußspuren entdeckt hatte. Die Spur war nun verwischt und kaum noch zu erkennen. Er ging zu dem zerfetzten Baumstamm und betastete die Schrammen. In seiner Vorstellung machte sich der Gedanke an ein Wesen breit, das in rasender Geschwindigkeit die Bäume erklomm, wie eine Raubkatze direkt aus der Hölle. Zwei Sekunden später verriet ihm das erste Knacken hinter seinem Rücken, dass jemand – oder etwas– in der Nähe war.

Dorian verbarg sich im Gebüsch. Nadelspitze Zweige zerkratzten ihm die Haut. Er hielt den Atem an und betete, dass derjenige, der sich dort näherte, sein Herz nicht so laut pochen hörte wie er selbst in diesem Moment. Wenig später tasteten sich die flackernden Lichter, die er aus der Ferne gesehen hatte, durch das Unterholz und verwandelten den wabernden Nebel in einen rötlichen Brodem.

Auf der anderen Seite der Büsche waren Schritte zu hören. Der Junge schloss die Augen, während er zur Statue erstarrte. Die Schritte hielten inne. Dorian ging die Luft aus, aber wenn nötig, konnte er noch die nächsten zehn Jahre durchhalten, ohne zu atmen. Als er schließlich glaubte, seine Lungen würden platzen, schoben zwei Hände die Zweige des Gebüschs auseinander, hinter dem er sich versteckte. Seine Beine wurden zu Pudding. Das Licht einer Laterne blendete ihn. Nach einem Moment, der dem Jungen endlos vorkam, stellte der Unbekannte die Laterne auf den Boden und hockte sich vor ihm nieder. Ein vage vertrautes Gesicht leuchtete vor ihm auf, doch die Panik hinderte ihn daran, es zu erkennen. Der Unbekannte lächelte.

»Sieh an. Darf man erfahren, was du hier machst?«, fragte eine ruhige, freundliche Stimme.

Irgendwann begriff Dorian, dass der Mann dort vor ihm schlicht und einfach Lazarus war. Erst jetzt atmete er auf.

Es dauerte eine gute Viertelstunde, bis das Zittern in Dorians Händen nachließ. Lazarus reichte ihm eine Schale heiße Schokolade und setzte sich ihm gegenüber. Lazarus hatte ihn zu dem Anbau neben der Spielzeugfabrik geführt. Dort hatte er in aller Ruhe zwei Tassen Schokolade zubereitet.

Beide schlürften laut und sahen sich über die Tassen hinweg an, bis Lazarus schließlich zu lachen begann.

»Du hast mir einen Riesenschreck eingejagt, mein Junge«, sagte er.

»Wenn es Sie tröstet: das war nichts im Vergleich zu dem Schreck, den Sie mir eingejagt haben«, setzte Dorian hinzu, während er spürte, wie die heiße Schokolade in seinem Magen ein warmes Gefühl der Ruhe verbreitete.

»Daran habe ich keinen Zweifel«, lachte Lazarus. »Jetzt sag mir, was du da draußen gemacht hast.«

»Ich habe Lichter gesehen.«

»Du hast meine Laterne gesehen. Und deshalb bist du nach draußen gegangen? Um Mitternacht? Hast du vergessen, was mit Hannah passiert ist?«

Dorian schluckte, und es kam ihm vor, als schluckte er eine großkalibrige Bleikugel.

»Nein, Monsieur.«

»Gut. Dann vergiss es nicht. Es ist gefährlich, im Dunkeln hier herumzulaufen. Ich habe seit Tagen das Gefühl, dass sich jemand im Wald herumtreibt.«

»Haben Sie auch die Spuren gesehen?«

»Welche Spuren?«

Dorian erzählte ihm von seinen Ängsten und Befürchtungen bezüglich dieses seltsamen Wesens, das er im Wald vermutete. Anfangs glaubte er, er sei nicht dazu in der Lage, doch Lazarus flößte ihm die nötige Ruhe und das nötige Vertrauen ein, um seine Zunge zu lösen. Während der Junge erzählte, hörte Lazarus aufmerksam zu, doch bei den phantastischsten Details seiner Schilderung konnte er ein gewisses Erstaunen und auch das eine oder andere Lächeln nicht verbergen.

»Ein Schatten?«, fragte Lazarus plötzlich.

»Sie glauben kein Wort von dem, was ich gesagt habe«, stellte Dorian fest.

»Doch, doch. Ich glaube dir. Oder ich versuche dir zu glauben. Du musst verstehen, dass das, was du mir erzählst, ein wenig… sonderbar klingt«, sagte Lazarus.

»Aber Sie haben doch auch etwas gesehen. Deshalb sind Sie im Wald gewesen. Ist es nicht so?«

Lazarus lächelte.

»Ja. Ich hatte auch den Eindruck, etwas gesehen zu haben, aber ich kann es nicht so detailliert beschreiben wie du.«

Dorian trank seine Schokolade aus.

»Noch mehr?«, bot Lazarus an.

Der Junge nickte. Die Gesellschaft des Spielzeugfabrikanten war ihm angenehm. Mitten in der Nacht bei einer Tasse Schokolade mit ihm zusammenzusitzen erschien ihm aufregend und lehrreich.

Als er einen Blick in die Werkstatt warf, in der sie sich befanden, bemerkte Dorian auf einer der Werkbänke eine riesige Figur mit weit ausgebreiteten Armen, die unter einem Tuch verborgen war.

»Arbeiten Sie an etwas Neuem?«

Lazarus nickte bestätigend.

»Soll ich es dir zeigen?«

Dorians Augen wurden riesengroß. Eine Antwort war nicht nötig.

»Nun, du musst berücksichtigen, dass es eine unvollendete Arbeit ist…« sagte der Mann, während er zu dem Tuch ging und eine Laterne hochhielt.

»Ist es ein Automat?«, wollte der Junge wissen.

»In gewisser Weise, ja. Eigentlich ist es ein ziemlich außergewöhnliches Stück, wie ich finde. Die Idee ging mir seit Jahren durch den Kopf. Es war ein Junge ungefähr in deinem Alter, der mich vor langer Zeit darauf gebracht hat.«

»Ein Freund von Ihnen?«

Lazarus lächelte wehmütig.

»Bereit?«, fragte er.

Dorian nickte lebhaft mit dem Kopf. Lazarus zog das Tuch weg, das die Gestalt verhüllte… und der Junge wich erschreckt einen Schritt zurück.

»Es ist nur eine Maschine, Dorian. Du brauchst keine Angst zu haben.«

Dorian betrachtete die wuchtige Figur. Lazarus hatte einen Engel aus Metall gebaut, einen Koloss von fast zwei Metern Höhe mit zwei gewaltigen Schwingen. Das aus Stahl getriebene Gesicht glänzte unter einer Kapuze hervor. Die riesigen Hände hätten seinen Kopf mit einer Faust umfassen können.

Lazarus drückte eine Feder im Nacken des Engels, und das mechanische Geschöpf öffnete die Augen, zwei Rubine, die leuchteten wie glühende Kohlen. Sie sahen ihn an. Ihn.

Dorian spürte, wie sich sein Magen verkrampfte.

»Bitte, stellen Sie ihn ab…« bat er.

Lazarus bemerkte den angsterfüllten Blick des Jungen und deckte den Automaten rasch wieder zu.

Dorian seufzte erleichtert auf, als der dämonische Engel nicht mehr zu sehen war.

»Es tut mir leid«, sagte Lazarus. »Ich hätte ihn dir nicht zeigen sollen. Es ist nur eine Maschine, Dorian. Metall. Lass dich nicht von seinem Aussehen erschrecken. Es ist nur ein Spielzeug.«

Der Junge nickte ohne jede Überzeugung.

Lazarus schenkte ihm rasch eine weitere Tasse dampfender Schokolade ein. Dorian schlürfte geräuschvoll die dicke, stärkende Flüssigkeit unter dem aufmerksamen Blick des Spielzeugfabrikanten. Als er die Tasse halb ausgetrunken hatte, sah er Lazarus an, und die beiden tauschten ein Lächeln.

»War ein ordentlicher Schreck, was?«, fragte der Mann.

Der Junge lachte unsicher.

»Sie müssen mich für einen Angsthasen halten.«

»Im Gegenteil. Nur wenige würden sich trauen, da draußen im Wald herumzulaufen, nach dem, was mit Hannah passiert ist.«

»Was, glauben Sie, ist denn passiert?«

Lazarus zuckte mit den Schultern.

»Schwer zu sagen. Vermutlich müssen wir abwarten, bis die Polizei ihre Untersuchungen abgeschlossen hat.«

»Ja, aber…«

»Aber was?«

»Und wenn wirklich etwas im Wald ist?«, fragte Dorian.

»Der Schatten?«

Dorian nickte ernst.

»Hast du schon einmal von Doppelgängern gehört?«, fragte Lazarus.

Der Junge schüttelte den Kopf. Lazarus beobachtete ihn unauffällig.

»Es ist ein deutscher Begriff«, erklärte er. »Er wird verwendet, um den Schatten einer Person zu beschreiben, der sich aus irgendeinem Grund von seinem Besitzer gelöst hat. Willst du eine merkwürdige Geschichte hören?«

»Gerne…«

Lazarus machte es sich dem Jungen gegenüber in einem Sessel bequem und zog eine dicke Zigarre hervor. Dorian wusste aus dem Kino, dass diese Art Torpedo den Namen Havanna trug und, obwohl sie ein Vermögen kostete, einen beißenden, durchdringenden Gestank verbreitete. Nach Greta Garbo war Groucho Marx sein Held der Sonntagnachmittagsvorstellungen. Die einfachen Leute im Dorf mussten sich damit zufrieden geben, den Rauch aus zweiter Hand zu schnuppern. Lazarus betrachtete die Zigarre und steckte sie unangezündet wieder weg, um dann mit seiner Erzählung zu beginnen.

»Also gut. Die Geschichte hat mir vor langer Zeit ein Kollege erzählt. Wir schreiben das Jahr 1915. Wir befinden uns in Berlin…

Von allen Uhrmachern in Berlin war keiner mit so viel Hingabe bei der Arbeit und strebte so sehr nach Vollkommenheit wie Hermann Blöcklin. In seiner Besessenheit, die präzisesten Uhrwerke zu schaffen, hatte er sogar eine Theorie über das Verhältnis zwischen der Zeit und der Geschwindigkeit entwickelt, mit der sich das Licht im Universum fortbewegt. Blöcklin lebte umgeben von Uhren im Hinterzimmer seiner Werkstatt in der Henrichstraße. Er war ein einsamer Mann. Er hatte keine Familie. Er hatte keine Freunde. Seine einzige Gesellschaft war ein alter Kater, Salman, der stundenlang reglos neben ihm lag, während Blöcklin Stunden und Tage mit seiner Wissenschaft in der Werkstatt zubrachte. Im Laufe der Jahre wurde aus Interesse Besessenheit. Es kam nicht selten vor, dass er seinen Laden tagelang zusperrte. Tage, an denen er vierundzwanzig Stunden ohne Pause an seinem größten Vorhaben arbeitete: der perfekten Uhr, dem universellen Zeitmessgerät.

An einem solchen Tag, als seit zwei Wochen ein eisiger Schneesturm über Berlin tobte, erhielt der Uhrmacher Besuch von einem sonderbaren Kunden, einem vornehmen Herrn namens Andreas Corelli. Corelli trug einen teuren, blütenweißen Anzug und seine langen, seidig glänzenden Haare waren silbergrau. Seine Augen waren hinter schwarzen Brillengläsern verborgen. Blöcklin wies ihn darauf hin, dass der Laden für Kundschaft geschlossen sei, doch Corelli ließ nicht locker, sondern erzählte, er sei von weither angereist, nur um ihn aufzusuchen. Er erklärte ihm, er sei über seine technischen Errungenschaften auf dem Laufenden und beschrieb diese sogar detailliert, was den Uhrmacher außerordentlich aufregte, war er doch überzeugt, dass seine Entdeckungen bis dahin ein Geheimnis für die Welt waren.

Corellis Ansinnen war nicht weniger sonderbar. Blöcklin sollte ihm eine Uhr machen, jedoch eine besondere Uhr. Ihre Zeiger sollten sich entgegen der üblichen Richtung bewegen. Der Grund für diesen Auftrag sei, dass Corelli an einer tödlichen Krankheit leide, die ihm nur noch wenige Monate zu leben lasse. Aus diesem Grund wolle er eine Uhr haben, die die Stunden, Minuten und Sekunden zähle, die ihm noch blieben.

Dieses außergewöhnliche Ansinnen war von einem mehr als großzügigen finanziellen Angebot begleitet. Darüber hinaus garantierte Corelli ihm ausreichend Geldmittel, um seine Forschungen lebenslänglich bezahlen zu können. Als Gegenleistung müsse er lediglich einige Wochen auf den Bau dieses Uhrwerks verwenden.

Keine Frage, dass Blöcklin auf den Handel einging. Es vergingen zwei Wochen intensiver Arbeit in seiner Werkstatt. Blöcklin war ganz in seine Aufgabe vertieft, als Tage später erneut Andreas Corelli an seine Tür klopfte. Die Uhr war fertig. Corelli begutachtete sie lächelnd, und nachdem er die Arbeit des Uhrmachers gelobt hatte, sagte er, dieser habe seinen Lohn mehr als verdient. Blöcklin bekannte erschöpft, dass er seine ganze Seele in diesen Auftrag gesteckt habe. Corelli nickte. Dann zog er die Uhr auf und setzte ihren Mechanismus in Gang. Er überreichte Blöcklin einen Beutel mit Goldmünzen und verabschiedete sich.

Außer sich vor Freude und Gier, zählte der Uhrmacher gerade seine Goldmünzen, als sein Blick auf sein Abbild im Spiegel fiel. Er sah älter aus, abgezehrt. Er hatte zu viel gearbeitet. Mit dem Entschluss, sich einige Tage freizunehmen, legte er sich schlafen.

Am nächsten Morgen schien eine strahlende Sonne durchs Fenster. Noch müde, stand Blöcklin auf, um sich das Gesicht zu waschen, und betrachtete erneut sein Spiegelbild. Doch diesmal lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Als er sich am Abend zuvor schlafen gelegt hatte, war sein Gesicht das eines einundvierzigjährigen Mannes gewesen, müde und erschöpft zwar, aber noch jugendlich. An diesem Tag nun sah er sich dem Abbild eines Mannes um die sechzig gegenüber. Erschrocken ging er in den Park, um frische Luft zu schnappen. Als er in den Laden zurückkehrte, nahm er erneut sein Äußeres in Augenschein. Aus dem Spiegel blickte ihm ein Greis entgegen. Von Panik gepackt, stürzte er auf die Straße und stieß mit einem Nachbarn zusammen, der ihn fragte, ob er den Uhrmacher Blöcklin gesehen habe. Hysterisch rannte Hermann davon.

Diese Nacht verbrachte er in Gesellschaft von Kriminellen und zweifelhaften Gestalten in einem Winkel einer elenden Kaschemme. Lieber das, als alleine zu sein. Er fühlte, wie seine Haut mit jeder Minute runzliger wurde. Seine Knochen kamen ihm brüchig vor. Sein Atem ging schwer.

Es ging auf Mitternacht zu, als ihn ein Unbekannter fragte, ob er sich zu ihm setzen dürfe. Blöcklin sah ihn an. Es war ein junger, gutaussehender Mann von knapp zwanzig Jahren. Sein Gesicht kam ihm fremd vor, bis auf die dunkle Brille, die seine Augen verbarg. Blöcklin spürte, wie ihm das Herz stehen blieb. Corelli…

Andreas Corelli setzte sich ihm gegenüber und zog die Uhr hervor, die Blöcklin Tage zuvor angefertigt hatte. Verzweifelt fragte der Uhrmacher, was das für ein seltsames Phänomen sei, unter dem er leide. Weshalb nur altere er in Sekundenschnelle? Corelli zeigte ihm die Uhr. Die Zeiger drehten sich langsam gegen den Uhrzeigersinn. Corelli erinnerte ihn an seine Worte, dass er seine ganze Seele in diese Uhr gesteckt habe. Aus diesem Grund alterten sein Körper und seine Seele mit jeder Minute, die verstreiche.

Außer sich vor Angst, flehte Blöcklin ihn um Hilfe an. Er sei bereit, alles zu tun, auf alles zu verzichten, wenn er nur seine Jugend und seine Seele wiederbekäme. Corelli lächelte ihn an und fragte, ob er sich da sicher sei. Der Uhrmacher beteuerte noch einmal: zu allem sei er bereit.

Daraufhin willigte Corelli ein, ihm die Uhr und damit seine Seele zurückzugeben, wenn er dafür etwas bekomme, das Blöcklin im Grunde von keinerlei Nutzen sei: seinen Schatten. Überrascht fragte der Uhrmacher, ob das der ganze Preis sei, den er zu zahlen habe: ein Schatten. Corelli bejahte, und Blöcklin ging auf den Handel ein.

Der seltsame Kunde zog einen Glasflakon hervor, öffnete den Verschluss und stellte ihn auf den Tisch. In der nächsten Sekunde sah Blöcklin, wie sein Schatten in dem Flakon verschwand wie ein Wirbel aus Gas. Corelli verschloss die Flasche, und nachdem er sich von Blöcklin verabschiedet hatte, verschwand er in der Nacht. Kaum hatte er die Tür der Kneipe durchschritten, als die Zeiger der Uhr, die Blöcklin in den Händen hielt, ihre Richtung änderten.

Als Blöcklin im Morgengrauen nach Hause kam, war sein Gesicht wieder das eines jungen Mannes. Der Uhrmacher atmete erleichtert auf. Doch es wartete noch eine weitere Überraschung auf ihn. Salman, sein Kater, war nirgendwo zu sehen. Er suchte ihn in der ganzen Wohnung, und als er ihn schließlich fand, packte ihn das kalte Grausen. Das Tier baumelte an einer Lampe in der Werkstatt, ein Kabel um den Hals. Seine Werkbank war umgestoßen und sein Werkzeug im ganzen Raum verstreut. Man hätte meinen können, ein Tornado sei durch das Zimmer gefegt. Alles war zerstört. Doch da war noch etwas: Zeichen an den Wänden. Jemand hatte ungelenk ein unverständliches Wort auf die Wände gekritzelt:


Nilkcölb


Der Uhrmacher betrachtete lange diese Schmiererei, aber es dauerte, bis er ihren Sinn verstand. Es war sein eigener Name, nur rückwärts. Nilkcölb. Blöcklin. Eine Stimme raunte hinter seinem Rücken, und als Blöcklin sich umdrehte, stand er einem dunklen Abbild seiner selbst gegenüber, einem teuflischen Trugbild seines eigenen Gesichts.

Da begriff der Uhrmacher. Es war sein Schatten, der ihn beobachtete. Sein eigener Schatten, der ihn herausfordernd anstarrte. Er versuchte ihn festzuhalten, doch der Schatten lachte keckernd wie eine Hyäne und huschte über die Wände. Entsetzt sah Blöcklin, wie der Schatten ein langes Messer ergriff und durch die Tür floh, bevor er in der Dunkelheit verschwand.

Das erste Verbrechen in der Henrichstraße ereignete sich noch in dieser Nacht. Mehrere Zeugen sagten aus, gesehen zu haben, wie der Uhrmacher Blöcklin kaltblütig einen Soldaten erstochen habe, der in den frühen Morgenstunden die Straße entlanggegangen sei. Die Polizei nahm ihn fest und unterzog ihn einem langen Verhör. In der folgenden Nacht ereigneten sich zwei weitere Todesfälle, während Blöcklin unter Bewachung in seiner Zelle saß. Die Leute begannen über einen geheimnisvollen Mörder zu sprechen, der sich in der Dunkelheit der Berliner Nacht bewege. Blöcklin versuchte den Beamten zu erklären, was da vor sich ging, doch niemand wollte ihm zuhören. Die Zeitungen spekulierten über die Möglichkeit, dass ein Mörder Nacht für Nacht auf rätselhafte Weise aus seiner Hochsicherheitszelle entwich, um die abscheulichsten Verbrechen zu begehen, an die sich Berlin erinnern konnte.

Der Terror des Schattens von Berlin dauerte genau fünfundzwanzig Tage. Das Ende dieses sonderbaren Falls kam genauso unerwartet und unerklärlich, wie er begonnen hatte. In der Nacht des 12.Januar 1916 drang Hermann Blöcklins Schatten in das düstere Gefängnis der Kriminalpolizei ein. Ein Beamter, der vor der Zelle Wache hielt, schwor, er habe Blöcklin mit einem Schatten kämpfen gesehen, und irgendwann während des Gerangels habe der Uhrmacher auf den Schatten eingestochen. Am Morgen fand die Wachablösung Blöcklin tot in seiner Zelle, eine Wunde klaffte in seinem Herzen.

Einige Tage später erbot sich ein Unbekannter namens Andreas Corelli, sämtliche Kosten für Blöcklins Beerdigung in einem Gemeinschaftsgrab auf einem Berliner Friedhof zu übernehmen. Außer dem Bestatter und einer sonderbaren Gestalt, die eine dunkle Brille trug, nahm niemand an der Trauerfeier teil.

Die Mordfälle aus der Henrichstraße liegen immer noch ungelöst in den Akten der Berliner Polizei…«

»Puh…«, flüsterte Dorian, als Lazarus zu Ende erzählt hatte. »Und das ist wirklich passiert?«

Der Spielzeugfabrikant lächelte.

»Nein. Aber ich wusste, dass dir die Geschichte gefallen würde.«

Dorian versenkte den Blick in seine Tasse. Er begriff, dass sich Lazarus diese Geschichte nur ausgedacht hatte, um ihn die Angst vor dem mechanischen Engel vergessen zu lassen. Ein guter Trick, aber eben ein Trick. Lazarus klopfte ihm sportlich auf die Schulter.

»Ich finde, es ist ein bisschen spät geworden, um Detektiv zu spielen«, bemerkte er. »Komm, ich begleite dich nach Hause.«

»Versprechen Sie mir, meiner Mutter nichts zu sagen?«, bat Dorian.

»Nur wenn du mir versprichst, nicht mehr alleine bei Nacht durch den Wald zu spazieren, solange nicht geklärt ist, was mit Hannah passiert ist.«

Die beiden sahen sich in die Augen.

»Abgemacht«, willigte der Junge ein.

Lazarus streckte ihm die Hand entgegen wie ein richtiger Geschäftsmann. Dann ging der Spielzeugfabrikant mit einem geheimnisvollen Lächeln zu einem Schrank und nahm ein Holzkästchen heraus. Er reichte es Dorian.

»Was ist das?«, fragte der Junge neugierig.

»Geheimnis. Öffne es.«

Dorian klappte das Kästchen auf. Im Licht der Lampen kam eine silberne Figur von der Größe seiner Handfläche zum Vorschein. Dorian sah Lazarus staunend an. Der Spielzeugfabrikant lächelte.

»Komm, ich zeige dir, wie sie funktioniert.«

Lazarus nahm die Figur und stellte sie auf den Tisch. Auf Knopfdruck entfaltete die Figur ihre Flügel und verriet ihre wahre Natur. Ein Engel. Genau wie der, den er zuvor gesehen hatte, maßstabsgetreu.

»In dieser Größe macht er dir keine Angst, oder?«

Dorian schüttelte begeistert den Kopf.

»Dann soll er dein Schutzengel sein. Um dich vor dunklen Schatten zu beschützen…«

Lazarus begleitete Dorian durch den Wald bis zum Haus am Kap, während er ihm von den Geheimnissen und der Funktionsweise von Automaten und mechanischen Objekten erzählte, die Dorian in ihrer Vertracktheit und ihrem Einfallsreichtum an Magie zu grenzen schienen. Lazarus schien alles zu wissen und hatte selbst auf die gewieftesten und hintergründigsten Fragen eine Antwort. Man bekam ihn einfach nicht zu packen. Als sie die andere Seite des Waldes erreicht hatten, war Dorian fasziniert und stolz auf seinen neuen Freund.

»Denk an unsere Abmachung, ja?«, flüsterte Lazarus. »Keine nächtlichen Ausflüge mehr.«

Dorian schüttelte den Kopf und ging zum Haus. Der Spielzeugfabrikant wartete draußen und ging nicht eher, bis der Junge in seinem Zimmer war und ihm vom Fenster aus zuwinkte. Lazarus winkte zurück und verschwand dann wieder in der Dunkelheit des Waldes.

Als Dorian im Bett lag, hatte er immer noch ein Lächeln auf dem Gesicht. All seine Sorgen und Ängste schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Beschwingt öffnete der Junge das Kästchen und nahm den mechanischen Engel heraus, den Lazarus ihm geschenkt hatte. Es war eine perfekte Arbeit von außergewöhnlicher Schönheit. Der komplizierte Mechanismus verriet eine geheimnisvolle, fesselnde Wissenschaft. Dorian stellte die Figur auf den Fußboden vor seinem Bett und löschte das Licht. Lazarus war ein Genie. Das war das richtige Wort. Dorian hatte es Hunderte Male gehört und war jedes Mal erstaunt, dass es so oft verwendet wurde, wo es doch in Wahrheit in keinem der Fälle auf den so Bezeichneten passte. Am Ende hatte er doch ein wahres Genie kennengelernt. Und außerdem war er sein Freund.

Die Begeisterung machte einer unüberwindlichen Schläfrigkeit Platz. Dorian überließ sich der Müdigkeit, und seine Gedanken trieben einem Abenteuer entgegen, in dem er als Lazarus’ Nachfolger eine Maschine erfand, die Schatten fing und die Welt von einer finsteren, verbrecherischen Vereinigung befreite.

Dorian schlief schon, als die Figur ohne jede Vorankündigung langsam ihre Flügel auszubreiten begann. Der metallene Engel wackelte mit dem Kopf und hob einen Arm. Seine schwarzen Augen glänzten in der Dunkelheit wie zwei Tränen aus Obsidian.

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