Daraufhin meinte der alte Mann: »J a, und sie ist auch schwanger! «

Das ist Leben!

Lebt total und lebt natürlich; dann werdet ihr keine Religion brauchen, dann werdet ihr keine Priester brauchen, dann werdet ihr keinen Gott brauchen. Dann wird es niemanden geben, der euch ausbeuten kann, der eure Intelligenz zerstören kann, der euer Leben zerstören kann, der euch krank und unglücklich machen kann.

... Seht ihr jetzt, warum ich gefährlich bin?

Die zweite Frage:

Warum ist die Lüge, dass es einen Gott gibt, so erfolgreich?

Weil ihr versagt habt. Es ist euer Versagen, das diese Lüge so erfolgreich macht. In eurem ganzen Leben habt ihr noch nie total geliebt, habt ihr noch nie total gelebt. Ihr habt niemals irgendetwas total gemacht; das ist euer Versagen.

Mit Versagen meine ich nicht das, was ihr darunter versteht.

Nach eurem Verständnis habt ihr versagt, wenn ihr nicht superreich seid. Wenn ihr kein großer Politiker seid, Premierminister oder Präsident. Wenn ihr nicht weltberühmt seid. Das hat aber nichts mit Versagen zu tun, das ist einfach nur euer konkurrenzbetontes, egoistisches Leben.


Und diese Art von Leben ist am unglücklichsten, denn man ist ständig am Kämpfen, man kämpft, man stellt anderen ein Bein, man erhebt sich über andere Menschen, man benutzt sie als Trittbrett, um höher zu kommen. Solch ein Leben ist voller Gewalt, und ein gewaltsames Leben kann nicht schön sein. Man muss gnadenlos sein, nur dann kann man superreich werden. Man kann kein Mitgefühl haben, denn wie könnte man sonst Millionen von Menschen so ausbeuten, dass sie verhungern, während man selbst einfach immer mehr Geld anhäuft, Geld, das man überhaupt nicht mehr verwenden kann? Es dient keinem Zweck, immer noch mehr anzuhäufen, das Anhäufen ist einfach nur zur Gewohnheit geworden.

Der derzeit reichste Mann der Welt lebt in Japan; er besitzt sechsundzwanzig Milliarden Dollar. Was soll man mit sechsundzwanzig Milliarden Dollar anfangen? Es gibt nichts, was man mit sechsundzwanzig Milliarden Dollar machen könnte, aber er strebt immer noch nach mehr.

Die Menschen, die ihr für erfolgreich haltet, streben immer nur nach mehr. Tief im Innern sind sie nicht erfolgreich.

Ein Mensch ist nur dann erfolgreich, wenn er seiner eigenen Natur, seinem eigenen Weg folgt und ihn so total und intensiv wie möglich lebt. Wenn du ein Musiker sein möchtest, wirst du vermutlich kein reicher Mann werden. Wenn du ein Flötist sein möchtest, wirst du kein großer Politiker werden, aber du wirst vollkommen glücklich sein. Vielleicht reicht dein Geld gerade so zum Leben, doch was macht dir das aus, wenn du auf deiner Flöte spielst? Du verschwindest einfach in deiner Musik. Dein Flötenspiel wird zu deiner Meditation. Dein Lied, dein Tanz wird zu deiner Meditation.

Alles, was total gelebt wird, ist Meditation. Dann braucht ihr keine Meditation mehr. Und ein Mensch, der von Augenblick zu Augenblick lebt, vollkommen seiner eigenen Natur folgend, entsprechend seinem eigenen Inneren, kennt kein Bedauern, kennt kein Versagen. Ein glücklicher Mensch, ein glückseliger Mensch, braucht keinen Gott. Es ist euer Elend, eure fehlende Natürlichkeit, die Gott so erfolgreich macht. Gott füllt euer Vakuum. Doch ein Mensch, der total lebt, kennt kein Vakuum. Ich habe keinen Gott –

doch nicht etwa, weil ich ein Atheist wäre. Ich brauche einfach keinen Gott. Ich bin in mir selbst so erfüllt, dass ich keine Religion brauche und keine Gebete und keine Meditation. Jeder Augenblick ist so großartig, so enorm ekstatisch – wer würde sich da noch um irgendwelche dummen Fragen nach Gott, Himmel und Hölle kümmern? Das sind Fragen einer kranken Menschheit, und diese kranke Menschheit wird dann von den Priestern im Namen Gottes ausgebeutet.

Zuerst machen sie euch verrückt, und dann müsst ihr ihnen Opfergaben bringen. Es ist ein seltsames Spiel. Die Priester spielen das hässlichste Spiel auf dieser Welt. Ihr ganzer Erfolg beruht auf eurem Versagen, und euer Versagen beruht darauf, dass ihr nicht eurer Natur folgt.

Für alle, die ihn verstehen, ist mein Zugang ganz einfach und klar: Folge einfach deiner Natur, und Gott spielt keine Rolle mehr, Himmel und Hölle spielen keine Rolle mehr, Priester spielen keine Rolle mehr. Jeden Augenblick bist du so im Einklang mit dem Leben, dass du wie eine Blume erblühst, dass du wie ein Pfau tanzt, dass du wie eine Nachtigall singst. Dein Leben wird einen vollkommen anderen Geschmack bekommen. Es wird den Duft eines Menschen verströmen, der vollkommen mit sich selbst und dem Leben, so wie es ist, zufrieden ist, ohne jeden Wunsch, etwas zu verändern, ohne jeden Wunsch, dieses Leben zu verbessern, ohne jeden Gedanken an das, was nach dem Tod kommt.

In diesem Zusammenhang ist eine Aussage von Sokrates von großer Bedeutung. Als er mit dem Tod konfrontiert war, fragte ihn jemand: »Hast du Angst davor, dass du diesen Abend bei Sonnenuntergang den Giftbecher trinken musst?«

Er antwortete darauf: »Warum sollte ich Angst haben? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder sterbe ich, und dann ist niemand mehr da, der sich Sorgen machen könnte, oder ich sterbe nicht, und wozu dann die Sorgen? Zwei ganz einfache Alternativen: Entweder verschwinde ich vollständig, und wenn ich verschwinde, ist niemand mehr da; wer sollte sich dann noch Sorgen machen? Wer sollte leiden? Oder ich sterbe nicht. Wenn ich nicht sterbe, warum sollte ich mir dann Sorgen machen? Ich weiß, wie man lebt. Ich habe mein ganzes Leben so voll Freude gelebt. Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, werde ich weiterleben. Ich beherrsche diese Kunst. Wenn es kein Leben gibt, werde ich mich zur Ruhe legen.

Ich weiß, wie man vollkommen ruht, ewig. Auch das ist kein Problem. Entweder werde ich tanzen, oder ich werde ruhen, doch ich weiß, dass beides wunderbar ist. Ruhe besitzt ihre eigene Schönheit – ewige Ruhe, ohne Sorgen, ohne Verzweiflung, ohne Angst, ohne Furcht. Oder ich werde tanzen, und auch diese Kunst beherrsche ich. Mein Tanz kann ewig weitergehen. «

Ein wirklich erfolgreicher Mensch wird dieselbe Einstellung wie Sokrates haben. Wer macht sich schon Sorgen um den Tod? Nur Menschen, die nicht wirklich gelebt haben, machen sich Sorgen um den Tod.

Das ist ein sehr seltsames Phänomen. Menschen, die nie wirklich gelebt haben, die einfach nur gehofft haben, eines Tages zu leben, morgen oder übermorgen oder vielleicht nach dem Tod, im Paradies – jene, die das Leben aufgeschoben haben –, sie sind die einzigen, die sich vor dem Tod fürchten, weil sie die Kunst des Lebens nicht beherrschen.

Die Kunst des Lebens ist ganz einfach. Sei natürlich. Kümmere dich nicht um Manu, Moses, Mahavira, Mohammed – kümmere dich um überhaupt niemanden. Sie haben ihr Leben gelebt, sie haben sich niemals um irgendjemand anderen gekümmert.

Entdecke einfach nur dieses Geheimnis. Buddha lebte sein Leben nicht nach irgendeiner Schrift, nicht nach irgendwelchen Veden, nicht nach irgendeiner Disziplin. Er lebte nach seiner eigenen Erkenntnis. Das macht seine Größe aus. Das ist es, was ihn zu einer wunderschönen Blume macht, zu einem Lotus, vollkommen offen für die Sonne, den Regen, den Wind, tanzend, genießend. Auch Mahavira lebte sein eigenes Leben. Alle Menschen, die ihr Leben total leben, ohne jedes Schuldgefühl, ohne dass sich irgendwelche Priester einmischen, sind erfolgreich.

Ich kenne nur einen Erfolg, und der besteht darin, dass dein Leben dein eigenes Leben ist, deine natürliche Existenz. Doch wenn es dir nicht gelingt, deiner authentischen Natur zu folgen, dann wird die Lüge, dass es einen Gott gibt, bei dir erfolgreich sein.

Denn dann musst du dir jemanden suchen, der sich um dich kümmert. Dann machst du dir Sorgen darüber, was nach dem Tod kommt. Vielleicht gibt es ja einen Gott; wie kannst du ihm gegenübertreten, wenn du ihn nicht angebetet hast? Also ist es besser, ihn anzubeten: Wenn es keinen Gott gibt, spielt es keine Rolle; und wenn es doch einen gibt, kannst du immer noch sagen:

»Ich habe dich doch angebetet. « Solche Menschen sind Feiglinge; man kann sie eigentlich gar nicht als Menschen bezeichnen.


Sei authentisch, sei natürlich, sei aufrichtig in jeder deiner Handlungen. Und das ist nur dann möglich, wenn du dein eigenes Inneres betrittst und das Zentrum findest. Das ist der einzig mögliche Erfolg in dieser Welt: das eigene Zentrum zu finden und sich dann von diesem Zentrum führen zu lassen. Licht wird vom Zentrum ausstrahlen, wird von dir ausstrahlen, und du wirst ein natürlicher Mensch sein. Der natürliche Mensch ist der Buddha.

Der unnatürliche Mensch ist krank, ist pathologisch. Er ist dazu bestimmt, von den Priestern ausgebeutet zu werden, oder von den Psychoanalytikern – den modernen Priestern. Sie haben nichts anzubieten. Ihre Psychoanalyse ist genauso Schwindel wie die Religion. Sie sind die neuen Rabbis, die neuen Bischöfe, die neuen Päpste. Sie geben nichts, sie beuten euch einfach nur aus. Auch die Priester haben nichts zur Entwicklung der Menschheit beigetragen, sie haben sie einfach nur ausgebeutet. Sie sind die größten Parasiten in dieser Welt.

Die dritte Frage:

Es scheint, als ob der Gedanke an einen Gott aus dem Gefühl

herrührt, dass es etwas Größeres gibt als uns selbst. Ist dieses

»Größere« das, was du als No-Mind bezeichnest, oder ist es etwas

anderes?

Es gibt nichts Größeres als euch selbst. Eure Religionen haben euch beigebracht, dass ihr alle Sünder seid, dass Heilige besser sind und dass Gott größer ist, dass ihr nur Würmer seid, die auf der Erde kriechen. Eure Religionen haben dafür gesorgt, dass ihr unter einem Minderwertigkeitskomplex leidet. Deshalb sucht ihr ständig nach jemandem, der größer ist. Doch das ist nichts Natürliches, das ist aufgezwungen, einprogrammiert, konditioniert. Ihr wurdet dadurch zu Untermenschen degradiert. Euer ganzer Stolz, eure Würde, eure Ehre, wurden euch genommen. Ihr bleibt ohne Ehre, ohne Selbstachtung, ohne Würde zurück. Natürlich denkt ihr dann, dass jemand anderer größer sein muss.

Und dann gibt es alle möglichen Arten von Betrügern. Ihr kennt nur ihr Äußeres, nicht ihr Inneres. Nach außen hin benehmen sie sich so unnatürlich wie möglich, so dass in euch die Vorstellung entsteht, dass all diese Heiligen euch vollkommen überlegen sind –

denn die Religionen haben euch gelehrt: »Wenn ihr nicht eure Natur überwindet, könnt ihr Gott nicht erfahren.«


Alles, was sie machen, ist Selbstquälerei. Für mich sind sie Masochisten, die eigentlich psychiatrische Hilfe brauchen. Doch die Religionen haben sie als Heilige gepriesen. Sie stehen zwischen euch und Gott, doch Gott ist natürlich am höchsten; er befindet sich über euch im Himmel. Habt ihr jemals darüber nachgedacht, dass die Erde rund ist? Als ich in Amerika war, befand sich Gott über meinem Kopf, doch Amerika befindet sich jetzt direkt unter meinen Füßen. Ich halte meine Füße direkt über Ronald Reagans Kopf.

Gott ist oben, doch die Erde ist rund, und was ist dann oben und was unten? Der Gott von Menschen, die auf der anderen Seite der Erde wohnen, befindet sich unter euren Füßen, und euer Gott befindet sich unter ihren Füßen. Wenn ihr eure Hände zum Gebet erhebt, denkt also daran – ihr lebt auf einer runden Erde. Seid nicht dumm. Es gibt niemand Höheren, niemand Niedrigeren, es ist alles eine einzige Existenz.

Das war es, was Sekitos Erleuchtung auslöste – dass er das Sutra eines alten Meisters las, der sagte, dass jemand, der die Einheit wahrnimmt, das eine Leben in allen Dingen, jemand, der im Einklang mit der Existenz ist, vollkommen eins mit ihr ist.

Niemand ist höher als du, niemand ist niedriger. Es gibt nur eine einzige Existenz, nur ein Leben. Wir sind unterschiedliche Ausdrucksformen dieses einen Lebens, und es ist gut, dass es so viele verschiedene Ausdrucksformen gibt. Das macht das Leben schön, es gibt ihm Vielfalt, es gibt ihm Farbe. Das macht das Leben zu einem Regenbogen. Es ist nicht langweilig, es ist enorm interessant und spannend.

Begib dich auf die Suche, und du wirst immer wieder Neues finden. Die Wissenschaft, die im Außen forscht, entdeckt jeden Tag irgendeine neue Wahrheit. Jene, die im Innern forschen, entdecken jeden Augenblick, je tiefer sie gehen, immer neue Seligkeiten, immer neue Ekstasen. Es gibt Schichten auf Schichten auf Schichten, und das Mysterium nimmt niemals ein Ende.

Ich liebe dieses geheimnisvolle Universum, und ich liebe alles, was aus diesem Mysterium entstanden ist. Es ist unergründlich und lässt sich daher nicht ausdrücken.

Hier nun der zweite Teil des Sutras aus Sandokai:

Sekito schrieb: Ursache und Wirkung stammen

notwendigerweise beide aus der einen großen Realität.


Alles stammt aus der einen großen Realität. Es gibt keine andere Realität; es gibt nur eine Realität, diese eine große Realität. Außen und innen sind einfach zwei Aspekte dieser großen Realität. Jede Ursache, jede Wirkung stammt notwendigerweise aus dieser einen großen Realität.

Die Wörter »hoch« und »niedrig« werden immer relativ

gebraucht.

Achtet nicht auf diese Wörter. Sie sind nur relativ.

Doch selbst eure sogenannten großen Menschen leiden unter seltsamen Vorstellungen. Napoleon Bonaparte, den ihr als großen, erfolgreichen Mann betrachtet, litt immer darunter, dass er nur einen Meter fünfundsechzig groß war. Seine Wachen dagegen waren fast zwei Meter groß. Eines Tages versuchte er ein Bild an der Wand zu befestigen, doch er reichte nicht hoch genug. S eine Leibwache sagte zu ihm:

»Lasst es mich machen, ich bin größer.« Darauf entgegnete er:

»Halt den Mund! Sag nicht >größer<. Sag, du bist >länger< als ich, aber nicht >größer<.«

Eine Wunde, die er das ganze Leben mit sich herumgetragen hatte, wurde dabei berührt.

Der Mann, der die Russische Revolution in die Wege leitete, Wladimir Iljitsch Lenin, litt sein ganzes Leben lang an einem Minderwertigkeitskomplex. Er, der größte Revolutionär der Welt, versteckte sich immer hinter einem Schreib tisch, weil seine Beine kürzer waren als sein Oberkörper, sodass sie vom Stuhl herabhingen und nicht bis auf den Boden reichten. Und er konnte sich auch nicht auf einen niedrigeren Stuhl setzen, weil das seltsam gewirkt hätte: »Warum sitzen Sie auf einem so niedrigen Stuhl?«

Also saß er immer auf einem hohen Stuhl, doch ein Schreibtisch verbarg dabei seine Beine. Seine Beine waren ihm so peinlich, dass er nie jemanden nahe an sich heranließ. Man musste ihm gegenüber auf der anderen Seite des Schreibtisches sitzen, damit man seine Beine nicht sehen konnte. Und er fühlte sich deshalb ganz unnötigerweise unterlegen ...

All eure Vorstellungen von »groß« und »klein« sind relativ – sie entspringen eurem Kopf –, weil ihr ständig vergleicht. Jeder Mensch ist einzigartig, daher ist alles Vergleichen falsch.

Im Licht ist Dunkelheit – weil es keinen wirklichen Unterschied zwischen Licht und Dunkelheit gibt. Der Unterschied ist nur relativ.


Dunkelheit lässt sich als weniger Licht definieren, und Licht lässt sich als weniger Dunkelheit definieren – so wie man dasselbe Thermometer für kaltes und heißes Wasser verwenden kann.

Heißes Wasser ist etwas weniger kalt, und kaltes Wasser ist etwas weniger warm; aber das sind nur verschiedene Abstufungen, und alle Abstufungen sind relativ. Im Grunde ist es dasselbe.

Licht und Dunkelheit sind ein einziges vollständiges Ganzes, die zwei Extreme einer einzigen Realität. Es gibt Tiere, die in der Dunkelheit sehen können. Ihr kennt die Eule, deren Nacht dann anfängt, wenn euer Tag beginnt. Sie geht schlafen, sobald die Sonne aufgeht, weil ihre Augen zu empfindlich sind. Sie kann sie nicht im Licht öffnen, denn das würde ihnen wehtun. Ihre Augen sind so empfindlich, dass sie nur in der Dunkelheit sehen können, doch die Dunkelheit ist vollkommen hell für die Eule, lauter Licht in der Dunkelheit. Also ist es nur eine Frage der Sehfähigkeit der Augen. Mit bestimmten Instrumenten können auch eure Augen in der Dunkelheit sehen, können eure Augen genauso empfindlich werden wie die der Eule.

Ihr könnt keine Radiowellen wahrnehmen, und doch müssen sie vorhanden sein, denn sobald ihr das Radio anmacht, könnt ihr sie empfangen. Auch wenn ihr also das Gefühl habt, dass keine Radiowellen um euch herum vorhanden sind, sind sie doch da – es liegt einfach nur daran, dass eure Ohren nicht fähig sind, sie wahrzunehmen.

Während des Zweiten Weltkriegs geschah es einmal in der Schweiz, dass ein Mann eine Kugel im Ohr hatte. Die Kugel wurde operativ entfernt, und das Ohr heilte, doch danach passierte etwas Seltsames: Der Mann konnte den ganzen Tag lang die nächste Radiostation hören – und sie ließ sich durch nichts abschalten.

Er erzählte es den Krankenschwestern, die ihm aber nicht glaubten. »Das müssen Sie sich einbilden. Es kann gar nicht sein.

Wie sollten Sie in der Lage sein, den Radiosender zu hören?«

Er bat sie, die Ärzte zu rufen. Doch auch die Ärzte glaubten ihm nicht. Da meinte er: »Dann macht doch irgendein Experiment, wenn ihr mir nicht glaubt. Ich werde noch wahnsinnig! Es lässt sich einfach nicht abschalten!«

Also beschlossen sie schließlich – weil der Mann vollkommen normal zu sein schien, auch wenn das, was er sagte, nicht normal klang –, ein Experiment zu machen, um ihn zufrieden zu stellen.


Sie stellten ein Radio in einen angrenzenden Raum und sagten zu dem Mann: »Schreiben Sie einfach einmal alles auf, was Sie hören.« Und ein Arzt saß im anderen Raum beim Radio und schrieb alles auf, was die Radiostation sendete. Und als die Aufzeichnungen verglichen wurden, waren sie vollkommen identisch! Also musste man das Ohr dieses Mannes nochmals operieren, damit er wieder normal wurde.

Doch das eröffnet die Möglichkeit, dass man eines Tages vielleicht überhaupt keine Radios mehr benötigt. Man hat einfach einen kleinen Knopf im Ohr, und darauf befinden sich alle Stationen. Man dreht ihn zu der Station, die man hören möchte, und kann sie dann unmittelbar über das Ohr empfangen. Man braucht dann kein Radio oder sonstige Geräte mehr.

Das führt mich zu einer weiteren Vorstellung, was vielleicht einmal möglich sein wird. So wie Radiowellen dauernd vorhanden sind, verlaufen auch ständig Fernsehwellen um uns herum. Es wäre also durchaus möglich, dass wir eines Tages nur noch eine spezielle Brille aufsetzen müssen. Die Augen reagieren empfindlich auf bestimmte Wellen, und auf der Brille befinden sich alle Fernsehstationen. Man stellt also die Station an der Brille ein, setzt sie auf und genießt alles im Stillen, ohne dass jemand anderer dabei belästigt werden muss.

Wir sind uns vieler Dinge, die um uns herum vor sich gehen, nicht bewusst. Selbst unseres eigenen Wesens sind wir uns nicht bewusst, und auch nicht der Dinge, die in uns vorgehen.

Sekito hat Recht.

Im Licht ist Dunkelheit, doch sei dieser Dunkelheit nicht

verhaftet. In der Dunkelheit ist Licht, doch suche nicht nach

diesem Licht. Licht und Dunkelheit gehören zusammen, so wie

der vordere und der hintere Fuß beim Gehen zwei Beine

desselben Menschen, derselben Realität. Jedes Ding hat seinen

eigenen inneren Wert und ist mit allem anderen in seiner

Funktion und Position verbunden. Das Relative gehört zum

Absoluten wie eine Schachtel zu ihrem Deckel; das Absolute wirkt

zusammen mit dem Relativen wie zwei Pfeile, die sich in der Luft

begegnen.

Die ganze Existenz funktioniert in Kooperation mit dir. Das ist Erfolg: Wenn du mit der Existenz im Einklang bist wie zwei Pfeile, die sich in der Luft begegnen. Das ist Versagen: Wenn du von deiner Seite aus nicht kommst und die Existenz auf dich wartet, während du irgendwo abgebogen bist. Du kannst überall hingehen, doch du wirst keine Befriedigung verspüren, solange du nicht zur Existenz gehst und ihr begegnest. Dann wird dein Herzschlag zum Herzschlag des ganzen Universums. Das ist Erfolg, und das ist Erleuchtung.

Wer diese Zeilen liest, sollte die große Realität verstanden

haben. Urteile nicht nach irgendwelchen Standards. Wenn du

den Weg nicht siehst, siehst du ihn nicht, auch wenn du in

Wahrheit auf ihm gehst.

Dir ist vielleicht nicht bewusst, dass du ein Buddha bist, doch du trägst den Buddha die ganze Zeit über in dir. Du weißt vielleicht nicht, dass du auf dem Weg zum Letztendlichen bist, doch du bist die ganze Zeit auf dem Weg, ohne es zu wissen. Der ganze Unterschied besteht zwischen Wissen und Nicht-Wissen. Wenn du es nicht weißt, bist du unglücklich, wenn du es weißt, tanzt du voll Freude und Glück.

Wenn du den Weg gehst, ist es nicht nah und nicht fern. Wenn

du in der Täuschung verfangen bist, bist du viele Berge und Täler

davon entfernt.

Nur in deiner Illusion – in den Wahnvorstellungen, den Halluzinationen deines Verstandes – ist es weit entfernt, viele Berge und Täler entfernt. Doch wenn du dich nicht täuschen lässt, wenn du einfach nur still bist ohne Gedanken, befindest du dich mitten darin. Es gibt keinen Abstand zwischen dir und der Wahrheit, es gibt keinen Abstand zwischen dir und der Existenz.

Jetzt in diesem Augenblick braucht es nur ein klein wenig Bewusstheit, und plötzlich wirst du mit diesem unendlichen Glanz, diesem großartigen Wunder der Existenz verschmelzen.

Ich sage respektvoll zu jenen, die nach Erleuchtung streben:

Vergeudet nicht nutzlos eure Zeit.

Das ist seine letzte Aussage: »Wenn du nach Erleuchtung strebst, vergeude nicht deine Zeit. Verschiebe es nicht auf morgen.

« Setze hier und jetzt deine ganze Energie ein, und du wirst erleuchtet werden. Erleuchtung ist deine wahre Natur, also wirst du sie nirgendwo anders finden. Du musst nicht auf irgendeine Pilgerschaft gehen. Du musst nicht zu irgendeinem heiligen Platz gehen. Du musst nicht an irgendeine Theologie glauben, an irgendeine Religion. Du musst dich nur tiefer auf dich selbst einlassen, auf den gegenwärtigen Moment, und plötzlich wird sich das ganze Leben darin zeigen.

Und dann wirst du überrascht feststellen, dass der Buddha in dir selbst verborgen war und nicht in irgendeinem Tempel. Du warst immer schon auf dem richtigen Weg, du hast immer schon den Buddha als deine eigene Natur in deinem Schoß getragen. Du hast ihn dir nur niemals wirklich angesehen.

Alles, was ich euch lehre, ist, nach innen zu schauen, um euer Zentrum zu finden. Das ist das Zentrum der ganzen Existenz.

Buson schrieb:

Ich werde alt -

Süßer Vogel, du verschwindest

In der herbstlichen Dämmerung.

Er sagt damit: »Ich werde alt, so wie ein Vogel in der Herbstdämmerung in der Ferne verschwindet; man sieht ihn bis zu einem bestimmten Punkt, und dann löst er sich im blauen Himmel auf ...« Er sagt damit: »Auch ich werde alt, süßer Vogel, meine herbstliche Dämmerung wird bald kommen. Auch ich werde mich im blauen Himmel der Existenz auflösen.« Das sind die Worte eines Wissenden.

Der Tod ist eine Tür zum Göttlichen, der Tod ist eine Tür zum tiefsten Mysterium der Existenz. Man muss sich einfach nur auflösen. Du bist das einzige Problem, du bist das einzige Hindernis. Lass einfach dieses Problem los, dieses Hindernis, und alles ist nur noch Ekstase und reine Seligkeit.

Und hier noch eine Frage:

Friedrich Nietzsche sah die Energie des Menschen als einen

See, der bisher »zu Gott hin ausgeflossen« war. Er wartete auf

den Tag, an dem der See nicht mehr ausfließen würde, an dem

ein Damm sich bilden würde, so dass sich die Energie des

Menschen höher und höher aufstauen kann.

Mir scheint, er war auf der richtigen Spur damit, dass es

darum geht, nach innen zu gehen, doch das Aufstauen von

Energien klingt für mich verdächtig nach Askese. Könntest du

das bitte kommentieren?

Friedrich Nietzsche war ein Denker, ein Philosoph von enormer Genialität. Doch was er sagt, ist nur eine logische, rationale, philosophische Aussage. Es ist nicht existentiell. Versuche also zu verstehen, dass ein Mensch, der niemals über den Verstand hinausgegangen ist, trotzdem gewisse Aussagen machen kann, die der Wahrheit sehr nahe kommen. Doch selbst nahe ist weit entfernt.

Er sagt, dass die menschliche Energie bisher wie ein See war, der ausfloss in Richtung Gott, nach außen. Er wartet auf den Tag, an dem der See nicht mehr ausfließen wird, an dem sich ein Damm bilden wird, so dass sich die Energie des Menschen höher und höher aufstauen kann. Er kommt sehr nahe an den Punkt der Meditation.

Eure Energien fließen nach außen, hin zu Objekten, zu Geld, zu Macht – und wenn ihr religiös seid, zum Paradies, zu Gott – doch all das ist außen. Eure Energien fließen also aus, und das Ergebnis davon ist, dass ihr euch vollkommen leer fühlt, hohl, unwürdig, als Versager. Nietzsche stellt sich vor, dass irgendwann der Tag kommen muss, an dem die Menschen einen Damm errichten, um dieses Ausfließen zu verhindern, so dass sich die ganze Energie im Innern ansammeln kann. Statt sich als dünne Schicht nach außen zu verbreiten, beginnt sie wie eine Säule im Innern anzusteigen.

Er hat vollkommen Recht, doch es ist nicht seine eigene Erfahrung. Er stellt es sich nur vor – »eines Tages«.

Ich biete euch diesen Tag an, den er sich vorstellte. Was ist Meditation? Meditation bedeutet einfach nur, alle Energien von außen abzuziehen und zum innersten Zentrum zu bringen. Und wenn sich die Energien ansammeln, steigen sie nicht nur höher, sie gehen auch gleichzeitig tiefer, so wie die Wurzeln eines großen Baumes. Die Wurzeln wachsen tiefer und tiefer nach unten, und der Baum wächst höher und höher nach oben.

Genauso werden euer Bewusstsein und eure Lebensenergie gleichzeitig weiter nach oben und nach unten wachsen. Sie berühren die Tiefen der Erde – das ist Materialismus. Und sie berühren die Sterne – das ist eure Spiritualität. So wie ein Baum nicht ohne Wurzeln wachsen kann, wird auch Spiritualität ohne Wurzeln in der Erde niemals gedeihen.

Der Osten weiß genau, dass seine Art von Spiritualität versagt hat, und doch behaupten die Menschen dort immer noch, dass Materialismus sich gegen Spiritualität richte. Aufgrund dieser Vorstellung leidet der gesamte Osten unter Armut und Hunger. Es wurden keine Wissenschaften entwickelt, es wurde keine Technologie entwickelt, die den Menschen helfen kann. Und der Westen hat ebenfalls gelitten, weil man dort denkt, die Wurzeln seien genug, der Stamm und die Blüten und die Früchte seien nicht notwendig. Doch was soll man allein mit den Wurzeln anfangen?

Der Westen hat tiefe Wurzeln in der Erde entwickelt, in Form von Technologie, von Wissenschaft, von objektiver Forschung, doch innerlich fühlt er sich vollkommen leer. Der Osten hat riesige Bäume entwickelt, deren Zweige zu den Sternen streben, doch sie fallen immer wieder um, denn ohne Wurzeln kann ein Baum nicht stehen. Beide brauchen eine große Begegnung. Osten und Westen, Materialismus und Spiritualität, das Innere und das Äußere, das Oben und das Unten – beide müssen zu einer gewissen Synchronizität finden, nur dann wird der Mensch ganz werden.

Doch deine Sorge ist unnötig. Du sagst: »Mir scheint, er war auf der richtigen Spur damit, dass es darum geht, nach innen zu gehen, doch das Aufstauen von Energien klingt für mich verdächtig nach Askese. «

Er wusste überhaupt nichts von Meditation, also verwendete er das Wort »aufstauen«. Doch dieses Wort sollte symbolisch verstanden werden. Es stammt von einem Philosophen, der sich immer noch im Bereich des Verstandes bewegt. Nietzsches Verstand zählte vermutlich zu den großartigsten, die es je auf dieser Erde gab, denn er konnte sich etwas jenseits des Verstandes vorstellen, während er noch im Verstand lebte. In einer dunklen Zelle ohne jede Öffnung konnte er sich doch in seinen Träumen den Sonnenaufgang vorstellen. Er hat ihn niemals gesehen. Seine Vorstellungskraft war enorm und sollte gewürdigt werden.

Nein, er war kein Asket. Er war vollkommen gegen Askese, also konnte er nicht meinen, was du befürchtest. Es klingt so, als würde das Festhalten aller Energien im Inneren bedeute n, dass man sie gefangen hält, so dass sie nicht nach außen fließen können. Doch er war einfach nicht in der Lage, die richtigen Worte zu finden, weil ihm die Erfahrung fehlte.

Wenn deine Energien wie eine Säule nach oben steigen und gleichzeitig in die tiefsten Tiefen reichen, werden beide Welt en zusammenkommen – die innere und die äußere Welt –, weil das Innere und das Äußere zwei Aspekte derselben Energie sind.

Natürlich wird die Energie dann nicht mehr in Richtung Gott fließen, der nur eine Fiktion ist. Sie wird zum wahren Ozean des Bewusstseins fließen, und du wirst dich darin auflösen.


Das ist nicht Askese. Ganz sicher war er kein Asket, also kann er es nicht so gemeint haben. Doch ein Mann ohne Augen, der über das Licht spricht — und er kommt ihm so nahe —, sollte wirklich gewürdigt werden. Er hatte keine Augen, also hatte er keine Vorstellung davon, was Licht ist, doch er kam ihm sehr nahe, indem er einfach nur darüber nachdachte. Zwar ist seine Aussage nicht vollkommen richtig, sie geht nur in die richtige Richtung, aber kein anderer Philosoph ist der Wahrheit jemals so nahe gekommen.

Das macht seine Schönheit aus.

Gott ist das Geschäft der Priester

Als lmpo sich von Ma Tzu verabschiedete, fragte dieser:

»Wohin gehst du?«

Impo antwortete: »Ich gehe zu Sekito.«

Ma Tzu warnte ihn: »Der Weg auf dem Stonehead ist glatt!«

Impo erwiderte: »Ich nehme den Stab eines Seiltänzers mit - ich

kann ihn einsetzen, wann immer ich möchte.« Und damit brach

er auf.

Als er bei Sekito ankam, ging Impo einmal um Sekitos Zen-

Sessel herum, schwang seinen Stab mit einem Schrei und fragte:

»Was ist das Dharma hiervon?«

Sekito antwortete: »Wie traurig! Wie traurig!«

Impo wusste darauf nichts zu sagen, also ging er zurück zu

Ma Tzu und erzählte ihm die Geschichte. Darauf wies Ma Tzu

ihn an:

»Geh noch einmal hin, und wenn Sekito sagt: >Wie traurig',

dann beginne zu weinen.«

Also ging Impo erneut zu Sekito und fragte auf dieselbe

Weise: »Was ist das Dharma hiervon?« Da begann Sekito zu

weinen.

lmpo wusste wieder nichts zu sagen und kehrte zu Ma Tzu

zurück. Ma Tzu meinte darauf zu ihm: »Ich habe es dir ja gesagt

der Pfad auf dem Stonehead ist glatt!«

Nun, Freunde, zunächst die Fragen. Hier die erste Frage:

Wir Menschen mögen es offensichtlich, wenn man uns sagt,

was wir tun sollen. Wenn wir keinen »Gott« haben, dann haben

wir jemand anderen, der uns sagt, was richtig und was falsch ist,

was gut und was schlecht ist. Woher kommt dieser Widerstand

dagegen, selbst nachzudenken?


Es ist keine Frage des Nachdenkens. Tatsächlich denkt ihr viel zu viel. Die Frage ist, wie man aufhört zu denken und jede Situation, mit der man konfrontiert ist, unmittelbar durchschaut.

Wenn keine Gedanken vorhanden sind, gibt es kein Hindernis, gibt es keinen Staub in euren Augen — dann könnt ihr klar sehen. Und wenn diese Klarheit vorhanden ist, gibt es keine Alternative von gut und schlecht. Mit dieser Klarheit geht ein wahlfreies Bewusstsein einher. Man tut einfach das, was richtig ist — und man muss dafür keine Anstrengung aufbringen. Zu einem Menschen, der bewusst ist, der gewahr ist, der wach ist, kommt das Richtige ohne jede Anstrengung. Er kann sich das Schlechte, das Böse überhaupt nicht vorstellen. Seine ganze Bewusstheit weist ihn einfach auf das Richtige hin.

Das Problem besteht also nicht darin, woher der Widerstand dagegen kommt, selbst nachzudenken. Ihr könnt gar nicht selbst nachdenken, denn die Vision des Guten ist kein Teil des Verstands.

Und ihr kennt nur den Verstand, daher entsteht das ganze Problem überhaupt. Weil ihr nur den Verstand kennt, habt ihr keine Klarheit in euch. Ihr habt Hunderte von Gedanken, die ständig durch euren Verstand rasen. Dort herrscht vierundzwanzig Stunden am Tag Stoßverkehr; Massen von Gedanken bewegen sich hindurch, Wolken ziehen so schnell durch, dass ihr hinter den Wolken vollkommen verborgen seid. Eure Augen sind beinahe blind. Eure innere Empfindsamkeit ist vollkommen von euren Gedanken verdeckt. Mit dem Verstand könnt ihr nicht erkennen, was gut und was schlecht ist. Ihr müsst euch also auf andere verlassen. Diese Abhängigkeit ist vollkommen natürlich, denn der Verstand ist ein abhängiges Phänomen; er hängt von anderen ab; sein ganzes Wissen ist nur geborgt.

Alles, was euer Verstand weiß, stammt entweder von euren Eltern oder von euren Priestern oder von euren Lehrern oder von eurer Gesellschaft. Beobachtet es nur einmal, und ihr werdet nicht in der Lage sein, einen einzigen Gedanken zu finden, der von euch selbst stammt.

Alles ist geborgt; der Verstand lebt von geborgtem Wissen. In jeder Situation braucht er jemanden, der ihn lenkt. Euer ganzes Leben wird von anderen gelenkt. Von Anfang an wird euch von euren Eltern gesagt, was richtig ist und was falsch ist. Dann von euren Lehrern, von euren Priestern, von euren Nachbarn ... doch sie wissen es auch nicht, denn auch sie haben es nur von anderen geborgt.

Dieses Borgen geht schon seit Jahrhunderten so, seit Generationen. Jede Krankheit wird immer von der neuen Generationgeerbt. Es ist nur eine Wiederholung der alten Generation, eine Reflexion, ein Schatten, doch es besitzt keine Originalität. Aus diesem Grund braucht ihr einen Gott, einen obersten Führer. Ihr könnt euch nicht auf eure Eltern verlassen, denn wenn ihr älter werdet, beginnt ihr ihre Falschheiten zu erkennen, ihre Lügen. Ihr beginnt zu erkennen, dass ihre Ratschläge nicht perfekt sind; sie sind fehlbare menschliche Wesen. Doch das kleine Kind glaubte an sie, als ob sie unfehlbar wären.

Es war nicht ihre Schuld, es lag an der Unschuld des kleinen Kindes; das Kind vertraute dem Vater, der Mutter, die es liebte.

Doch wenn es etwas älter und reifer wird, erkennt es schließlich, dass das, was diese Menschen sagen, nicht notwendigerweise der Wahrheit entspricht. Eines Tages war ich beim Spielen – ich muss so fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein ... Ein alter Mann pflegte immer zu meinem Vater zu Besuch zu kommen, ein äußerst langweiliger Mann, und mein Vater war ihn langsam satt. Also rief er mich und sagte zu mir: »Ich sehe, dass dieser Mann im Anmarsch ist; er wird nur unnötig meine Zeit verschwenden, und es ist sehr schwierig, ihn wieder loszuwerden. Ich muss immer weggehen und zu ihm sagen, dass ich einen Termin habe – völlig unnötigerweise, nur um ihn loszuwerden. Und manchmal sagt er sogar: >Ich komme mit dir, dann können wir uns auf dem Weg noch unterhalten.< Aber es ist keine wirkliche Unterhaltung, es ist nur ein Monolog. Er redet und quält die Leute.«

Also sagte mein Vater zu mir: »Ich gehe nach drinnen. Spiel du einfach weiter hier draußen, und wenn er kommt, dann sag ihm einfach, dass dein Vater nicht da ist.«

Mein Vater pflegte zu mir zu sagen: »Sag immer die Wahrheit.«

Also war ich schockiert. Das war ein Widerspruch.

Als der Mann kam und mich fragte: »Wo ist dein Vater? «, antwortete ich: »Er ist drinnen, aber er hat gesagt, dass er nicht da sei.«

Mein Vater hörte das von drinnen, und der Mann kam mit mir ins Haus, so dass er vor ihm nichts zu mir sagen konnte. Zwei oder drei Stunden später, als der Mann endlich wieder gegangen war, war mein Vater ziemlich ärgerlich auf mich und nicht etwa auf diesen Mann.

Er sagte zu mir: »Ich habe dir doch gesagt, dass du zu ihm sagen sollst, dass ich nicht da bin.«

Darauf erwiderte ich: »Genau, und das habe ich ihm ja auch gesagt: >Mein Vater sagt, dass ich Ihnen sagen soll, dass er nicht da ist. Aber er ist da, in Wahrheit ist er drinnen.< Du hast mir beigebracht, ehrlich zu sein, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.

Also bin ich bereit für die Konsequenzen. Wenn du mich bestrafen möchtest, dann tu das. Aber denke daran, wenn man die Wahrheit bestraft, zerstört man sie. Die Wahrheit muss belohnt werden. Gib mir also eine Belohnung, damit ich weiter die Wahrheit sagen kann, egal, was geschieht.«

Er schaute mich an und sagte zu mir: »Du bist ganz schön schlau.«

Ich antwortete: »Das weißt du doch. Gib mir einfach eine Belohnung. Ich habe die Wahrheit gesagt.«

Er musste mir also eine Belohnung geben; er gab mir eine Rupie. Damals konnte man von einer Rupie fast einen halben Monat lang leben. Und er sagte: »Geh und kauf dir etwas, was dir Freude macht.«

Ich sagte zu ihm: »Du musst immer daran denken. Wenn du zu mir sagst, dass ich eine Lüge erzählen soll, dann werde ich dem anderen sagen, dass du es mir aufgetragen hast. Ich werde nicht lügen. Und jedes Mal, wenn du dir selbst widersprichst, wirst du mich belohnen müssen. Also hör auf zu lügen. Wenn du nicht möchtest, dass dieser Mann dich besucht, solltest du zu ihm sagen, dass du keine Zeit hast und sein langweiliges Gerede nicht hören magst, weil er immer wieder dasselbe erzählt. Warum hast du Angst davor? Warum musst du ihm eine Lüge erzählen?«

Er antwortete: »Das Problem ist, dass er mein bester Kunde ist.«

Mein Vater besaß ein Kleidergeschäft, und dieser Mann war sehr reich. Er pflegte große Mengen für seine Familie, seine Verwandten und seine Freunde einzukaufen. Er war ein sehr großzügiger Mann – nur leider auch sehr langweilig.

Mein Vater meinte also: »Ich muss seine langweiligen Reden ertragen, weil er mein bester Kunde ist und ich es mir nicht leisten kann, ihn zu verlieren.«


Ich entgegnete ihm: »Das ist dein Problem, nicht meines. Du lügst, weil er dein bester Kunde ist, und ich werde ihm das erzählen.«

Er sagte: »Warte!« Doch ich er widerte: »Ich kann nicht warten , denn ich muss ihm sofort sagen, dass du sein langweiliges Gerede nur deshalb erträgst, weil er ein guter Kunde ist – und du musst mir eine Belohnung dafür geben.«

Da sagte mein Vater: »Du bist wirklich schwierig. Du nimmst mir meinen besten Kunden, und dann muss ich dir auch noch eine Belohnung geben? Lass es doch bitte einfach bleiben.«

Doch ich tat es. Und ich bekam zwei Belohnungen – eine von diesem langweiligen Mann, weil ich zu ihm sagte: »Die Wahrheit sollte immer belohnt werden, also gib mir eine Belohnung, weil ich meinem Vater einen seiner besten Kunden wegnehme.«

Er umarmte mich und gab mir zwei Rupien. Ich sagte zu ihm:

»Denk daran, du sollst nicht aufhören, im Laden meines Vaters einzukaufen, aber du solltest aufhören, ihn zu langweilen. Wenn du reden möchtest, kannst du mit den Wänden reden oder mit den Bäumen. Die ganze Welt steht dir zur Verfügung. Du kannst dich einfach in deinem Zimmer einschließen und mit dir selber reden.

Dann wirst du dich langweilen.«

Und zu meinem Vater sagte ich: »Mach dir keine Sorgen.

Schau, eine Rupie habe ich von dir bekommen, und zwei von deinem Kunden. Nun schuldest du mir noch eine weitere Rupie; du musst sie mir geben, weil ich die Wahrheit gesagt habe. Aber mach dir keine Sorgen. Ich habe dafür gesorgt, dass er ein noch besserer Kunde wird und dass er dich niemals mehr langweilen wird. Er hat es mir versprochen.«

Mein Vater erklärte: »Du hast ein Wunder vollbracht!« Von diesem Tag an kam der Mann nicht mehr vorbei, oder wenn, dann blieb er nur ein oder zwei Minuten, um hallo zu sagen, und ging dann wieder. Und er kaufte weiter im Laden meines Vaters ein.

Er sagte zu meinem Vater: »Es ist wegen Ihres Sohnes, dass ich weiter zu Ihnen komme. Andernfalls wäre ich verletzt gewesen, aber dieser Junge hat beides geschafft. Er hat mich davon abgehalten , Sie weiter zu langweilen , und gleichzeitig von mir verlangt, dass ich weiter bei Ihnen einkaufen soll, weil Sie von mir abhängen. Ich habe ihm zwei Rupien gegeben – und dabei hat er doch so schockierende Dinge zu mir gesagt. Niemand hat es je gewagt, mir zu sagen, dass ich langweilig bin.«

Er war der reichste Mann in unserem Dorf. Jeder war auf irgendeine Art und Weise von ihm abhängig. Die Leute borgten sich Geld von ihm oder pachteten Land von ihm, um es zu bearbeiten. Er war der reichste Mann und der größte Grundbesitzer in diesem Dorf. Jeder war ihm auf die eine oder andere Art verpflichtet, und daher konnte ihm niemand sagen, dass er langweilig war. Also sagte er: »Es war ein großer Schock, doch es war die Wahrheit. Ich weiß, dass ich langweilig bin. Ich langweile mich selbst mit meinen Gedanken. Das ist der Grund, warum ich immer zu anderen gehe und sie langweile, einfach nur um meine Gedanken loszuwerden. Wenn meine Gedanken mich selbst langweilen, dann weiß ich sehr wohl, dass auch die anderen davon gelangweilt sein werden, aber jeder ist mir irgendwie verpflichtet.

Nur dieser Junge war mir nicht verpflichtet und hatte keine Angst vor den Konsequenzen. Und er hat Mut! Er hat mich um eine Belohnung gebeten. Er hat zu mir gesagt: >Wenn du die Wahrheit nicht belohnst, belohnst du damit die Lüge.<«

Das ist der Grund, warum es in unserer Gesellschaft so verrückt zugeht. Jeder bringt euch bei, aufrichtig zu sein, doch niemand belohnt euch dafür, wenn ihr aufrichtig seid, so dass ein schizophrener Zustand entsteht. Die indische Regierung steht unter dem Motto Satyameva jayate – »Die Wahrheit ist immer siegreich«.

Das ist ihr Motto. Doch alle Politiker belügen die Menschen, geben Versprechen ab, von denen sie doch genau wissen, dass sie sie nicht halten können. In jedem Gerichtsgebäude steht Satyameva jayate –

»Die Wahrheit ist immer siegreich«. Doch vor Gericht ist es nicht die Wahrheit, die siegreich ist, sondern der geschicktere Anwalt, der besser argumentierende Anwalt gewinnt den Fall. Es spielt keine Rolle, ob er für oder gegen den Kriminellen ist.

Ich kannte einmal einen Anwalt, der einer der besten Rechtsexperten der Welt war. Er hatte drei Büros, eines in London, eines in Neu-Delhi und eines in Peking. Er reiste ständig von einem Land ins andere und verlor nie auch nur einen einzigen Fall. All die wichtigen Fälle, bei denen es um Millionen von Dollar ging ... alle indischen Maharadschas waren seine Klienten. Aber er trank.

Einmal vertrat er einen Fall vor dem Staatsrat in London, dem höchsten Berufungsgericht für Indien unter britischer Oberhoheit.


Der oberste Gerichtshof war in Indien, doch wenn man gegen diesen Berufung einlegen wollte, musste man vor den Staatsrat in London gehen. Und er war dort Anwalt; er vertrat ständig Fälle vor dem Staatsrat.

Eines Abends war er bei einer Party und trank zu viel. Am nächsten Tag hatte er einen Kater und war immer noch etwas zugedröhnt, doch er musste vor Gericht erscheinen. Der Fall ging um zwei Distrikte in Rajasthan, Udaipur und Jaipur. Die bei den Maharadschas stritten um ein Stück Land – zu welchem Distrikt es gehörte. Es ging um Tausende von Hektar Land. Doch wegen seines Katers hatte er vergessen, welche Partei er vertrat, Udaipur oder Jaipur.

Also richtete er alle seine Argumente gegen den Maharadscha von Jaipur; in allen Punkten wandte er sich gegen ihn. Viele Male zog ihn sein Sekretär am Ärmel, doch er wollte einfach nicht hören.

Als es Mittagszeit war, wurde das Gericht eine Stunde vertagt. Da sagte sein Sekretär zu ihm: »Sie haben den ganzen Fall verdorben.

Sie sollten eigentlich für den Maharadscha von Jaipur sein, doch sie argumentieren die ganze Zeit gegen ihn. Und damit haben Sie ein ganz schönes Problem geschaffen, denn der Anwalt, der den Maharadscha von Udaipur vertritt, der gegen Sie antritt, ein großer Experte, weiß überhaupt nicht mehr, was er tun soll. Alle Argumente, die er vorbereitet hat, haben Sie bereits gegen den Maharadscha von Jaipur vorgebracht.

So langsam ließ sein Kater nach, und er konnte wieder klar denken. Also sagte er: »Machen Sie sich keine Sorgen. Das bekomme ich schon hin.«

Nach der Mittagspause sagte er also zum Gericht: »Vormittags habe ich alle Argumente aufgeführt, die die Gegenpartei vorbringen kann. Jetzt werde ich diese Argumente Punkt für Punkt widerlegen, denn ich vertrete hier den Maharadscha von Jaipur. « Und dann widerlegte er bravourös seine eigenen Argumente.

Als er mir diese Geschichte erzählte ... Ich pflegte ihn oft zu besuchen. Er mochte mich sehr gern und sagte immer zu mir: »Du solltest an die juristische Fakultät wechseln, statt an der philosophischen Fakultät zu bleiben.«

Ich antwortete ihm immer: »Das ist nicht mein Gebiet.« Aber er liebte meine Argumente.


Er sagte: »Das ist ein Verlust für die Welt der Jurisprudenz und der Verfassung. Du kannst so gut argumentieren, dass du ein weltberühmter Rechtsexperte werden könntest.«

Darauf meinte ich: »Oh, ich werde ein in der ganzen Welt berüchtigter Unrechtsexperte werden. Mach dir meinetwegen keine Sorgen.«

Aber er mochte mich, also erzählte er mir von diesem Vorfall.

Es ist keine Frage der Wahrheit, es ist nur eine Frage, wer besser argumentieren kann. Zwar sagen die Regierung und die Religionen und alle Priester immer wieder: »Ihr sollt die Wahrheit sagen.«

Doch die Gesellschaft belohnt die Wahrheit nicht. Erst vor kurzem bekam ich einen Drohbrief von einem Anwaltsbüro in Madras, in dem stand, dass ich die religiösen Gefühle ihrer Klienten verletzt hätte. Ich sagte also meinem Rechtsberater, dass er ihnen antworten solle, dass es erstens keine religiösen Gefühle gibt. Religion ist jenseits von Gefühlen und Gedanken, sie ist jenseits des Verstandes. Ein religiöser Mensch kann nicht verletzt werden. Er kennt die Wahrheit. Doch hier geht es um religiösen Aberglauben.

Die Lügen, mit denen die Menschen leben, werden verletzt. Die Wahrheit vernichtet immer die Lüge. Sagen Sie also Ihren Klienten, dass sie wirklich religiös werden sollten. Wer über den Verstand hinausgeht, über Gefühle, Emotionen, Vorstellungen, kann nicht mehr verletzt werden. Doch wenn sie vor Gericht gehen möchten, können sie das ruhig tun. Mein ganzes Leben lang habe ich vor Gericht darum gestritten, ob die religiösen Gefühle bestimmter Menschen verletzt wurden. Ich habe den Richtern immer gesagt:

»Wenn ich Recht habe und dadurch die Gefühle von jemandem verletzt werden, sollte ich dann dafür bestraft werden? Dieser Mensch braucht psychologische Behandlung. Wenn seine religiösen Gefühle so schwach sind, zeigt das, dass es nur Glaubenssätze sind. Er weiß gar nicht, was Religion ist. Und wenn die Wahrheit den Menschen wehtut, was schlagen Sie dann vor?

Soll ich anfangen zu lügen?« Die Richter schauten sich dann immer an – was sollten sie tun? Sie können nicht sagen, dass ich anfangen soll zu lügen, also sind sie hilflos.

Als ich zum ersten Mal vor Gericht stand, gab man mir die Wahl zwischen Bibel, Koran und Bhagavadgita, je nachdem, zu welcher Religion ich mich bekannte. Der Richter forderte mich auf, ein es der Bücher aufzunehmen – sie lagen alle drei auf dem Tisch – und darauf zu schwören, dass ich nur die Wahrheit sagen würde und nichts anderes.

Ich antwortete: »Das kann ich nicht tun, und zwar aus dem einen Grund: Alle diese drei Bücher sind voller Lügen. Es ist vollkommen absurd, auf ein Buch zu schwören, das voller Lügen ist. Sie sind doch ein intelligenter Mensch. Zweitens kann ich solch einen Eid nicht schwören, weil ich immer die Wahrheit sage. Einen Eid zu schwören würde bedeuten, dass ich nur dann die Wahrheit sage, wenn ich es schwöre. Die Schlussfolgerung ist klar. Es bedeutet, dass ich kein wahrhaftiger Mensch bin. Damit beleidigen Sie mich vor Gericht. Wenn ich Sie beleidige, heißt es, das Gericht wurde beleidigt. Doch Sie beleidigen mich, indem Sie mich auffordern, einen Eid zu schören. Ich kann keinen Eid schwören, weil ich einfach immer nur die Wahrheit sage. Ein Eid kommt überhaupt nicht in Frage.«

Der Richter schaute mich an und sagte: »Ich verstehe, doch das verschafft uns ein Problem. Ohne den Eid kann der Fall nicht aufgenommen werden.«

Ich antwortete: »Das ist nicht mein Problem. Wer möchte, dass er aufgenommen wird? Die andere Partei möchte das. Ich kann sofort wieder nach Hause gehen.«

Darauf meinte der Richter: »Ich werde für Sie eine Ausnahme machen, weil Sie versprechen, dass Sie die Wahrheit sagen werden.«

Ich erwiderte: »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass ich immer nur die Wahrheit sage. Und das ist das Problem. Diese Menschen fühlen sich von der Wahrheit verletzt. Ich habe gesagt, dass es keinen Gott gibt, und sie glauben an einen Gott. Nun müssen sie beweisen, dass es einen Gott gibt. Das ist ihr Problem, nicht meins. Ich wiederhole einfach nur, dass es keinen Gott gibt.

Jetzt sollen sie die Existenz Gottes beweisen, mit Zeugen, mit Nachweisen.«

»Was glauben Sie?«, fragte ich den Richter. »Glauben Sie an Gott? Haben Sie irgendeinen Beweis, einen Zeugen, der Gott gesehen hat? Können Sie sagen, dass Sie selbst Gott gesehen haben?«

Er antwortete: »Es scheint fast so, als wären Sie hier der Richter und ich der Angeklagte.« Darauf sagte ich: »Die Wahrheit ist immer siegreich. Das steht direkt hinter Ihnen. Lesen Sie es.«


Der Fall wurde abgewiesen. Hunderte von Fällen wurden abgewiesen. Doch die Gesellschaft belohnt weiter diejenigen, die euch trösten. Es spielt keine Rolle, dass sie euch mit einer Lüge trösten.

Einmal geschah es, dass ein Mann starb und seine Frau vollkommen verzweifelt war und weinte und weinte. Einer meiner Nachbarn ging zu ihr und sagte: »Machen Sie sich keine Sorgen, die Seele ist unsterblich. Ihr Mann ist nicht gestorben, das war nur sein Körper; seine Seele ist unsterblich und kann nicht sterben. Sie brauchen also nicht unnötig zu verzweifeln, zu weinen und traurig zu sein; dazu besteht überhaupt keine Veranlassung.«

Ich hörte das, weil ich zufällig in der Nähe stand. Ich dachte bei mir: »Warte nur. Wenn jemand aus der Umgebung dieses Mannes stirbt, werde ich zu ihm gehen.« Zwei Jahre später starb sein Vater.

Also ging ich gleich zu ihm.

Mein Vater wollte wissen, wo ich hinging. Ich antwortete:

»Dahin, wo du auch hingehst«, denn er ging zur Beerdigungsprozession. Es war ein Nachbar, der gestorben war, und ein alter Freund. Er sagte also: »Er war ein alter Freund von mir. Aber warum willst du hingehen? «

Ich erwiderte: »Ich werde mich um seinen Sohn kümmern, denn dieser Idiot hat zu einer Frau, deren Mann gestorben war, gesagt:

>Weine nicht, die Seele ist unsterblich.< Jetzt will ich sehen, ob er weint oder nicht.«

Natürlich weinte er. Ich sagte also zu ihm: »Hör auf zu weinen.

Du hast zu dieser armen Frau gesagt, dass die Seele unsterblich ist.

Was ist jetzt los mit dir? Glaubst du, dass die Seele deines Vaters nicht unsterblich ist? Also hör auf zu weinen.«

Er antwortete: »Sie sind ein seltsamer Mensch. Ich bin in tiefer Trauer.« Ich erwiderte: »Und was war vor zwei Jahren? Als der Mann jener Frau gestorben war, hast du ihr wunderbare Dinge gesagt. Alles Lügen! Deine Tränen beweisen, dass du gelogen hast.

Wenn es wahr gewesen wäre, würdest du jetzt nicht weinen. Die Seele deines Vaters ist unsterblich.«

Er sagte: »Das weiß ich. Aber was soll ich tun? Ich bin trotzdem traurig.«

Da sagte ich zu ihm: »Jene Frau hat es auch gewusst.«


Alles Wissen ist nur geborgt; daher ist all dieses geborgte Wissen eine Lüge. Im tiefsten Innern seid ihr nicht damit im Einklang. Im tiefsten Innern habt ihr Zweifel.

Deine Frage bedeutet also: Wenn es keinen Gott gibt, entsteht plötzlich das Problem, an wen wir uns wenden sollen, um zu entscheiden, was gut und was schlecht ist. Und du denkst, dass das daran liegt, dass es einen gewissen Widerstand gibt, selbst darüber nachzudenken. Aber es ist nicht so, wie du denkst. Es ist keine Frage des Widerstands gegen eigenständiges Denken. Denken kann das Problem nicht lösen.

Nehmen wir an, ein Mann ist in einen Graben gefallen. Ist es nun gut oder schlecht, ihn herauszuziehen? Lässt sich das durch Denken entscheiden? Du denkst vielleicht, dass es gut ist, den Mann zu retten. Aber wenn du ihn rettest und er am nächsten Tag einen Mord begeht, dann bist du mitverantwortlich, bist du mindestens zu fünfzig Prozent mitverantwortlich für den Mord.

Wenn du den Mann nicht gerettet hättest, hätte es keinen Mord gegeben.

Es gibt eine Sekte in Indien, die Terapanth, die sagen: Misch dich nicht in das Leben anderer ein. Wenn jemand ertrinkt, geh einfach weiter; hör nicht hin. Wenn er um Hilfe ruft, dann hör nicht hin, denn er leidet unter dem Karmas einer vergangenen bösen Taten. Wenn du dich einmischst, begehst du zwei Verbrechen.

Erstens mischst du dich in sein persönliches Leben ein. Er musste wegen seiner bösen Taten leiden. Er muss leiden, und du hältst ihn davon ab. Er wird also irgendwann wieder ins Wasser fallen müssen. Es ist besser, man lässt es ihn gleich erledigen und lässt ihn mit seinen vergangenen bösen Taten abschließen. Und zweitens übernimmst du eine enorme Verantwortung, wenn du ihn rettest.

Vielleicht vergewaltigt er irgendwann eine Frau oder bringt irgendjemanden um. Vielleicht wird er zum Dieb oder Ähnliches, und du wirst dann Verantwortung dafür tragen. Wenn du ihn rettest, hast du dir also unnötigerweise eine Verantwortung aufgeladen, die dein eigenes spirituelles Wachstum stören wird.

Die Anhänger von Terapanth sagen also: »Gib einem Bettler nichts. Er ist ein Bettler, weil er unter dem Karma seiner vergangenen Leben leidet.« Sie glauben nicht an Wohltätigkeit, sie glauben nicht an Mitgefühl, sie glauben nicht, dass man jemandem helfen sollte, der in Schwierigkeiten steckt. Man sollte sich fern halten, denn sonst übernimmt man eine Verantwortung, die zu groß für einen werden könnte. Die vordringlichste Aufgabe besteht darin, sich von den eigenen bösen Taten zu befreien. Wie könnte man da noch die Verantwortung für andere Menschen übernehmen?

Auf diese Weise kann man niemals erleuchtet werden. Die Anhänger dieser Sekte sind also vollkommen unmenschlich geworden; nichts ist für sie von Bedeutung.

Durch Denken lässt sich nichts entscheiden, weil etwas in einer Situation gut sein kann und in einer anderen schlecht. Manchmal kann Gift Medizin sein, und manchmal ist Medizin Gift – man muss den wechselnden Fluss des Lebens verstehen.

Durch Denken lässt es sich also nicht entscheiden. Man kann es nicht durch logische Schlussfolgerungen entscheiden, sondern nur durch wahlfreies Bewusstsein. Man braucht einen Verstand ohne Gedanken, mit anderen Worten also einen leeren Geist, No-Mind, reine Stille, so dass man die Dinge unmittelbar sehen kann. Und aus dieser Klarheit wird die Wahl von selbst kommen; nicht du bist es, der entscheidet. Du wirst so handeln, wie ein Buddha handelt.

Deine Handlung wird voller Schönheit sein, deine Handlung wird voller Wahrheit sein, deine Handlung wird den Duft des Göttlichen in sich tragen. Du brauchst nicht zu entscheiden.

Ihr aber sucht nach Führung, weil ihr nicht wisst, dass euer innerer Führer in euch selbst verborgen ist. Ihr müsst den inneren Führer finden, und er ist das, was ich als euren Zeugen bezeichne.

Das ist es, was ich als euer Dharma bezeichne, als euren inneren Buddha. Ihr müsst diesen Buddha erwecken, dann wird euer Leben voller Segen sein, voller Seligkeit. Euer Leben wird strahlen voller Güte, voller Göttlichkeit, mehr als ihr euch jemals vorstellen könnt.

Es ist fast wie mit dem Licht. Wenn dein Zimmer dunkel ist, bring einfach Licht hinein. Schon eine kleine Kerze genügt, und die Dunkelheit verschwindet. Und sobald du eine Kerze hast, weißt du, wo die Tür ist. Du musst nicht mehr darüber nachdenken: »Wo ist die Tür?« Nur blinde Menschen denken darüber nach, wo die Tür ist. Menschen, die Augen haben und die Licht haben, brauchen nicht zu denken. Hast du jemals darüber nachgedacht, wo die Tür ist? Du stehst einfach auf und gehst hinaus. Du verschwendest nie auch nur einen einzigen Gedanken daran, wo die Tür ist. Du fängst nicht an, nach der Tür zu suchen und dir den Kopf an der Wand anzuschlagen. Du siehst sie einfach, und dazu braucht es nicht den winzigsten Gedanken. Du gehst einfach hindurch.

Genauso ist es, wenn du dich jenseits des Verstandes befindest.

Wenn es keine Wolken gibt und die Sonne hell am Himmel steht, musst du nicht darüber nachdenken, wo die Sonne ist. Nur wenn die Sonne von Wolken bedeckt ist, musst du darüber nachdenken, wo sie gerade steht.

Euer eigenes inneres Wesen ist von Gedanken, Gefühlen, Emotionen verdeckt, und sie alle sind Produkte des Verstandes.

Entfernt sie einfach, dann wird alles, was ihr tut, gut und richtig sein – nicht weil ihr bestimmte Schriften befolgt, nicht weil ihr bestimmte Gebote befolgt, nicht weil ihr bestimmten spirituellen Führern folgt. Ihr selbst seid der Führer für euer Leben. Und darin besteht die Würde des Menschen – der Führer für sein eigenes Leben zu sein. Das macht den Menschen zum Löwen, das verwandelt ihn von einem Schaf, das immer nach jemandem sucht, der ihm Sicherheit gibt, in einen Löwen.

Doch das ist nicht nur dein Problem, das ist das Problem fast der gesamten Menschheit. Andere haben euch einprogrammiert, was richtig und was falsch ist.

Wenn es also keinen Gott gibt, dann gibt es auch keine heiligen Schriften und keinen Sohn Gottes wie Jesus Christus, der euch errettet, und dann hat der Papst als Vertreter Jesu Christi, der der Sohn Gottes ist, den es nicht gibt, keine Bedeutung! Kann man der Sohn von jemandem sein, der nicht existiert? Der Sohn von jemandem zu sein, der nicht existiert, bedeutet einfach nur, dass man ein Knallkopf ist – und der Papst repräsentiert den Knallkopf Jesus Christus.

Es heißt immer, dass der Papst unfehlbar sei, doch jeder Papst hat anderen Päpsten widersprochen. In diesen zwanzig Jahrhunderten gab es viele Fälle, in denen ein Papst sich auf eine bestimmte Art und Weise verhielt und der nächste dem widersprach und die Regeln änderte. Doch beide können nicht Recht haben.

Beide können nicht unfehlbar sein. Beide können fehlbar sein, aber beide können nicht unfehlbar sein. Einer muss fehlbar sein – doch wenn ein Papst fehlbar ist, wo ist dann die Garantie dafür, dass andere Päpste nicht ebenfalls fehlbar sind?

Und der Papst wird gewählt. Wählt man einen Buddha?

Entscheidet man durch eine Wahl, wer ein Buddha ist? Dann wären eure Politiker Buddhas, und eure Buddhas würden keine Wahl gewinnen, weil eure Buddhas nicht um Stimmen werben. Einem Buddha ist es gleichgültig, ob du ihn für einen Buddha hältst oder nicht. Der Papst wird gewählt. Und es wird euch vielleicht überraschen zu erfahren, dass auch Jesus Christus dreihundert Jahre nach seinem Tod durch eine Konferenz unter Kaiser Konstantin zu einem göttlichen Wesen gemacht wurde. Diese Konferenz ist als das Konzil von Nicäa bekannt. Durch eine Wahl, durch eine Abstimmung wurde entschieden, dass Jesus heilig ist.

Man kann nicht durch eine Abstimmung entscheiden, ob Jesus heilig ist. Man kann nicht durch eine Abstimmung entscheiden, ob Albert Einstein Recht hat oder nicht – durch eine Abstimmung von Leuten, die nichts von Mathematik verstehen, die nichts von Physik verstehen. Menschen, die keine Erfahrung mit dem Heiligen haben, entscheiden für oder gegen Jesus, entscheiden, ob er heilig ist oder nicht. Nach dreihundert Jahren entscheiden Menschen, die Jesus nicht kannten und die keine Vorstellung und keine Erfahrung von Heiligkeit haben, durch eine Abstimmung über seine Heiligkeit!

Es lag natürlich an der Macht Kaiser Konstantins; er zwang die Menschen, für Jesus Christus als Heiligen abzustimmen. Weil sie sich nicht gegen den Kaiser wehren konnten, mussten sie abstimmen. Doch die zweite Frage, über die sie abstimmen sollten, war, dass Jesus in seiner Mission gescheitert war, auch wenn er heilig war und der Messias war.

»Ich bin der wahre Messias«, sagte Konstantin zu der Konferenz, »darum müsst ihr nun für mich stimmen. Ich bin der wahre Messias und ein erfolgreicher Messias.« Er sorgte dafür, dass sich das gesamte Römische Reich zum Christentum bekannte. Das ist der Grund dafür, dass der Vatikan in Italien liegt. Italien war das Zentrum des Römischen Reiches, und unter Konstantin konvertierte das gesamte Römische Reich zum Christentum. Natürlich war er erfolgreicher als Jesus.

Man kann nicht wirklich annehmen, dass Jesus erfolgreich war.

Er wurde gekreuzigt, der arme Kerl, nennt ihr das einen Erfolg?

Kreuzigung? Und auf beiden Seiten hing je ein Verbrecher ... selbst sie lachten ihn aus. Sie wurden ebenfalls gekreuzigt, doch sie hatten wenigstens Verbrechen begangen, keine Frage; sie wussten, dass ihre Bestrafung gerechtfertigt war.


Jesus sagte zu ihnen ... zuerst zu dem einen: »Sorge dich nicht, du wirst mit mir ins Paradies kommen. Ich bin der Sohn Gottes, also werde ich dir helfen, ins Paradies zu kommen.« Dann sagte er dasselbe zu dem anderen, und beide begannen zu lachen. Sie sagten: »Du kannst nicht einmal dich selbst retten! Und du bist kein Verbrecher, das wissen wir. Du hast kein Verbrechen begangen, und doch wirst du gekreuzigt. Du kannst dich selbst nicht retten und versprichst uns, dass du uns retten wirst? «

Doch Konstantin zwang das Konzil von Nicäa, ihn als den wahren Messias anzuerkennen – und ganz sicher war Konstantin erfolgreich; er bekehrte das gesamte Römische Reich zum Christentum.

Jesus hatte nur zwölf Apostel, ungebildete, unkultivierte Zimmerleute und Fischer – kein einziger Rabbi, kein einziger Gelehrter war jemals unter seinen Anhängern. Keine gebildeten, kultivierten Menschen versammelten sich um ihn.

Doch Pontius Pilatus, der Statthalter des Römischen Reichs –

Judäa unterstand damals römischer Herrschaft –, hörte über seine Frau von Jesus. Zufällig fuhr sie vorüber, als Jesus vor einer Menge predigte, also hielt sie ihren Wagen an. Vom Wagen aus hörte sie Jesus, und ihr gefiel, was er sagte. Seine Aussagen waren wunderbar. Sie sagte zu ihrem Mann:

»Dieser Mann hat etwas, eine bestimmte Qualität. Ich habe noch nie jemanden mit solcher Autorität sprechen hören, solch wundervolle Aussagen. Und er ist ungebildet und sehr jung« – er war damals nur dreißig Jahre alt. Mit dreiunddreißig Jahren wurde er gekreuzigt. Pontius Pilatus als Statthalter konnte nicht hingehen und ihm zuhören, aber als Soldat verkleidet konnte er vorbeigehen und von fern unter einem Baum stehen und zuhören, was dieser Mann sagte. Und seine Frau hatte Recht.

Pilatus war ein sehr gebildeter Mann, doch er hatte noch nie jemanden mit solcher Autorität sprechen hören; so schöne Worte von einem so ungebildeten Mann! Daher war er Jesus sehr gewogen und versuchte ihn irgendwie vor der Kreuzigung zu bewahren, aber die Juden waren zu sehr gegen ihn – nicht weil er irgendein Verbrechen begangen hatte, sondern weil er etwas behauptete, was die Juden nicht akzeptieren konnten. Er behauptete: »Ich bin der Prophet, auf den ihr seit Jahrhunderten gewartet habt. Ich bin gekommen. «


Doch er war nur der Sohn eines Zimmermanns, und es gab sogar Zweifel daran, ob er tatsächlich der Sohn seines Vaters war, weil er nur vier Monate nach der Hochzeit geboren worden war. So entstand die ganze Geschichte mit der Jungfrau Maria und dem Heiligen Geist. Die Sache war die, dass das Mädchen bereits schwanger war, als sie Joseph den Zimmermann heiratete. Es war nicht der Heilige Geist gewesen, sondern irgendein unheiliger Nachbar. Jesus war nicht der Sohn Gottes; er war nicht einmal der Sohn seines eigenen Vaters!

Doch wenn man die Wahrheit sagt, wenn man ihn »Bastard«

nennt, dann sind die Christen in ihren religiösen Gefühlen verletzt.

Und dabei sage ich doch einfach nur die Wahrheit! Sie müssen erst einmal beweisen, dass es der Heilige Geist war, und worin besteht die Logik, ihn heilig zu nennen, wenn er jungfräuliche Mädchen vergewaltigt? Doch die Menschen fühlen sich verletzt, weil sie nicht wissen, was echte Religiosität ist. Ihr lebt mit geborgten Vorstellungen; wenn es also keinen Gott mehr gibt und keinen Jesus mehr gibt und keine Päpste mehr gibt, wer soll euch dann noch führen?

Wenn es keinen Gott gibt, dann sind auch all die hinduistischen Inkarnationen Gottes falsch. Wenn es Gott selbst nicht gibt, wie könnte er dann in Krishna oder in Rama inkarniert sein ... ? Das sind alles nur Erzegoisten, die etwas behaupten, was sie nicht beweisen können. Nicht eine einzige Inkarnation Gottes war in der Lage zu beweisen, auf welcher Basis er sich als eine Inkarnation Gottes bezeichnete. Selbsternannte sogenannte Inkarnationen Gott es, selbsternannte Propheten und Heilande haben eure Moral, eure Religion erschaffen, und ihr habt euch auf sie verlassen. Glaubt ihr, dass von ihnen die Wahrheit kommen kann?

Die Wahrheit kann nur in euch selbst auftauchen. Niemand anderer kann sie euch geben. Und mit der Wahrheit kommt Schönheit, gefolgt von Güte. Das ist die wahre Dreifaltigkeit des wirklich religiösen Menschen: das Wahre, Schöne, Gute. Diese drei Erfahrungen macht man, wenn man sich in seine eigene Subjektivität begibt, wenn man das Innerste seines eigenen Wesens erforscht.

Ihr habt bisher auf der Veranda außerhalb eures Wesens gelebt; ihr seid niemals nach innen gegangen. Sobald ihr nach innen geht, findet ihr eure Buddhaschaft, euer Gewahrsein, euer wahlfreies Bewusstsein. Dann braucht ihr nicht mehr zu entscheiden, was richtig und was falsch ist. Dieses wahlfreie Bewusstsein führt euch ohne jede Anstrengung zu dem, was gut und richtig ist. Es geschieht anstrengungslos. Und weil es anstrengungslos ist, schenkt es große Freude.

Wenn Anstrengung vorhanden ist ... habt ihr schon einmal darüber nachgedacht? Anstrengung bedeutet einfach nur Unterdrückung. Andernfalls wäre keine Anstrengung notwendig.

Musst du dich anstrengen, um dich hungrig zu fühlen? Oder musst du dich anstrengen, um dich durstig zu fühlen? Wenn du durstig bist, weißt du, dass du durstig bist, wenn du hungrig bist, weißt du, dass du hungrig bist. Doch du musst dich anstrengen, um ohne Sex zu leben. Alle Anstrengungen sind vergeblich, sind gegen die Natur. Ich sage euch, dass es niemals einen einzigen Mann gab, der wirklich zölibatär lebte – außer er war impotent. Doch die Impotenten zählen nicht. Ich behaupte das auf der Basis des Wissens, dass niemand sich gegen die Natur verhalten kann.

Jene, die versuchen, sich gegen die Natur zu verhalten, müssen eine Anstrengung unternehmen. Jede Anstrengung ist gegen die Natur, und jede Entspannung ist im Einklang mit der Natur. Und im Einklang mit der Natur zu sein bedeutet, religiös zu sein, bedeutet, im Einklang mit dem Universum zu sein. Und dafür braucht ihr keinen Führer. Allein dieser Einklang macht euch zu einer duftenden Blume. Es braucht keine Anstrengung von eurer Seite, es ist einfach ein natürliches Wachstum.

' Doch all eure Religionen sind gegen die Natur. Es ist sehr seltsam – und ihr habt niemals darüber nachgedacht –, aber all diese Religionen sagen, dass Gott die Natur erschaffen hat. Doch wenn Gott die Natur erschaffen hat, dann bedeutet es doch, gegen Gott zu sein, wenn man gegen die Natur ist. Das ist solch ein einfaches Argument, dass es nicht viel Intelligenz dazu braucht. Wenn Gott die Existenz erschaffen hat, dann ist die einzige Möglichkeit, religiös zu sein, im Einklang mit der Existenz zu sein – im Einklang mit Gottes Existenz zu sein.

Doch seltsamerweise lehren euch alle Religionen, gegen die Natur zu sein. Sie lehren euch zu fasten – doch Fasten ist nicht natürlich. Vielleicht ab und zu, aber auch das braucht es nur, wenn ihr eurem Magen Unnatürliches zugemutet habt. Wenn ihr euren Magen mit unnötigen Dingen vollgestopft habt, dann müsst ihr vielleicht ab und zu einmal fasten. Doch wenn ihr euch natürlich verhalten habt, wenn ihr nur so viel gegesen habt, wie euer Körper benötigt, und nicht mehr, dann werdet ihr in eurem ganzen Leben niemals zu fasten brauchen.

Alle Religionen schreiben euch vor, weniger als acht Stunden zu schlafen, was natürlich wäre. Sie lehren euch, euren Schlaf zu reduzieren. Heilige schlafen nur drei Stunden oder sogar nur zwei; je größer die Heiligkeit, desto weniger Schlaf benötigt ein Heiliger.

Eines Tages kam eine Frau zu mir, die Frau eines Sardar, eines Sikh. Sie sagte zu mir: »Mein Mann ist am Durchdrehen.«

Ich fragte: »Was ist los mit Ihrem Mann?«

Sie antwortete: »Er folgt einem sogenannten Heiligen, der ihn dumme Dinge lehrt, und er befolgt sie ...«

Der Heilige hatte zu ihrem Mann gesagt: »Zunächst einmal solltest du nur reine Nahrung zu dir nehmen.«

Und was ist nach hinduistischer Ansicht reine Nahrung? ' Die einzige reine Nahrung ist Milch. Tatsächlich aber ist das gegen die Natur. Habt ihr jemals ein erwachsenes Tier gesehen, das von Muttermilch lebt? Nur am Anfang, wenn die jungen Säugetiere noch keine feste Nahrung verdauen können – dabei handelt es sich nur um einen Zeitraum von wenigen Wochen –, ernähren sie sich von Muttermilch. Sobald sie anfangen, feste Nahrung zu fressen, hören sie auf, Milch zu sich zu nehmen. Es ist nur eine vorübergehende Ernährungsweise. Nur der Mensch trinkt weiter Milch. Und es ist nicht einmal Muttermilch, denn die Mutter kann einem nicht das ganze Leben lang Milch geben. Vier oder fünf Jahre sind schon genug, um ihre Brüste zu ruinieren. Ein ganzes Leben lang? Dann bist du irgendwann siebzig Jahre alt und trinkst immer noch Muttermilch ... das würde die arme Frau umbringen!

Das ist also nicht möglich, und auch keine andere Frau wird dir das ermöglichen. Nicht einmal deine eigene Frau wird es zulassen.

Also trinkt ihr Milch von anderen Tieren – Kühen und Schafen und Ziegen –, ohne dass ihr euch über die unterschiedliche Chemie im Klaren seid. Kuhmilch ist für Kälber gedacht, nicht für euch.

Diese arme Frau sagte also zu mir:

»Dieser Heilige wies ihn an, nur noch Milch zu sich zu nehmen und sexuell enthaltsam zu sein. Seine ganze Sexualität stieg ihm deshalb zu Kopf; den ganzen Tag lang denkt er nur noch an Sex und an nichts anderes mehr.«


So steht es um alle eure Heiligen. Ihr braucht nur ein kleines Fenster in ihrem Kopf aufzumachen, und schon seht ihr drinnen eine nackte Marilyn Monroe, eine nackte Sophia Loren, eine Frau nach der anderen aufgereiht ... Ich hoffe, dass wir eines Tages in der Lage sein werden, Fenster zum Kopf aufzumachen, so dass die Leute zuschauen können.

Wenn man die Sexualität unterdrückt, wird sie zerebral. Sie steigt einem zu Kopf, denn das eigentliche Sexualzentrum befindet sich im Gehirn. Das sorgt dann für Fantasien, sexuelle Vorstellungen ... und dann muss man wieder zum Heiligen gehen und sich einen weiteren Rat geben lassen:

»Was soll ich tun? Mein Kopf schwirrt mir vor lauter Gedanken an Frauen.« Dann empfiehlt dir der Heilige, deine Schlafdauer zu reduzieren.

Dieser Heilige sagte also zu dem Mann dieser armen Frau:

»Schlafe weniger.« Er schlief daraufhin nur noch vier Stunden und war den ganzen Tag über müde. Er konnte nicht mehr zur Arbeit gehen, weil seine Arbeit gefährlich war. Er arbeitete in einer Waffenfabrik, und wenn er übermüdet war, konnte es gefährlich werden. Er konnte einen Fehler machen und die ganze Fabrik in die Luft sprengen. Seine Vorgesetzten sagten also zu ihm: »Zuerst müssen Sie sich wieder erholen, was immer auch gerade mit Ihnen los ist. Den ganzen Tag über wirken Sie müde. In diesem Zustand können wir Sie nicht an die Maschinen lassen.«

Wieder ging er zu dem Heiligen – auf diese Weise muss man immer wieder zu seinen Gurus und Rabbis und Bischöfen und Priestern und Heiligen gehen. Sie geben einem immer nur Ratschläge, die keine Heilung bringen, sondern in Wahrheit für mehr und mehr Krankheit sorgen. Der Heilige sagte also zu ihm:

»Wenn du den ganzen Tag über müde bist, bedeutet das, dass Tamas hochkommt ...« In der hinduistischen Philosophie spricht man von Tamas – die vergangenen Leben waren finster, und nun kommen sie zum Vor schein. Die Dunkelheit kommt zum Vorschein, Tamas kommt hoch. Also muss man den ganzen Tag über den Namen Gottes wiederholen, Rama – das ist der hinduistische Gott.

Dieser Sardar war nun also ständig am Rezitieren: »Rama, Rama, Rama ... « Selbst wenn er auf der Straße ging, musste er den Namen wiederholen. Die Wiederholung war schon so automatisch geworden, dass er die Lastwagen, Busse und Autos überhaupt nicht mehr hupen hörte, weil er so voll war mit seinem »Rama, Rama, Rama ...«. Seine Frau hatte Angst, dass er überfahren, erden könnte.

Die Leute hatten ihr erzählt, dass er direkt vor einem Lastwagen über die Straße gegangen war, und der Lastwagen hupte, doch er hörte es nicht. Also sagte sie zu mir: »Ich bin zu Ihnen gekommen, weil Sie mir helfen müssen. Und er lässt auch alle anderen nicht mehr schlafen, so dass wir alle krank werden. Er steht um drei Uhr morgens auf. Und er geht um ein Uhr nachts ins Bett. Bis ein Uhr nachts hört man also sein >Rama, Rama, Rama ...< durchs ganze Haus. Die Kinder klage n:

>Wir haben bald Prüfungen, und er lässt uns nicht schlafen.< Und morgens um drei Uhr ist er schon wieder wach. Selbst die Nachbarn kommen schon und sagen: >Das ist zu viel, das ertragen wir nicht mehr. Von drei Uhr morgens an Rama, Rama, und er schreit dabei!« Also sagte sie zu mir:

»Es muss etwas geschehen.«

Ich antwortete ihr: »Unbedingt. Bringen Sie ihn zu mir.« Doch er hörte nicht zu, sondern wiederholte nur ständing »Rama, Rama«, direkt vor mir! Ich schrie ihn an: »Ruhe! « Das brachte ihn dazu, dass er aufhörte und sagte: »Aber es ist der Name Gottes.«

Ich fragte ihn: »Wer hat Ihnen das gesagt?« Er antwortete:

»Mein Guru.«

Ich fragte: »Er weiß genau, dass Rama der Name Gottes ist?«

Er erwiderte: »Sein eigener Meister hat es ihm gesagt.« Da meinte ich zu ihm: »Das ist nur eine Geschichte, die von einem Idioten zum nächsten weitergegeben wird ... und Sie sind der letzte in der Linie. Es ist nichts Heiliges an diesem Namen, es ist nichts Göttliches daran; es ist ein ganz gewöhnlicher Name. Millionen von Menschen in Indien tragen ein Ram in ihrem Namen – glauben Sie vielleicht, dass sie alle Götter sind?«

Er sagte: »Nein.«

Ich fragte: »Wie heißen Sie ? « Und zufällig lautete sein Name Sardar Ram Singh. »Sie sind ein Idiot! Sie wiederholen doch einfach nur Ihren eigenen Namen.«

Er antwortete: »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. «

Ich sagte zu ihm: »Sie haben noch nie über irgendetwas nachgedacht! Was hat Ihnen Ihr Guru sonst noch gesagt? Sie sind den ganzen Tag müde, weil Sie nicht genügend schlafen. Und Sie denken ständig nur an Sex, weil Sie versuchen, enthaltsam zu leben. Weil Sie so viel an Sex denken, sagt Ihr Guru zu Ihnen, dass Ihre Nahrung wohl unrein sein muss, also sollten Sie Kuhmilch trinken. Das wird Sie nur noch sexueller machen – Sie werden zu einem Bullen werden! Bald, mein lieber Sardar Ram Singh, werden Sie zu einem Bullen! «

Das erschreckte ihn: »Mein Gott! Was soll ich nur tun?«

Ich sagte zu ihm: »Erstens sollten Sie aufhören, Milch zu trinken. Leben Sie einfach wie ein normaler Mensch. Sie können morgens ein bisschen Milch in Ihren Tee geben, aber nicht den ganzen Tag Milch trinken. Wie viel Milch trinken Sie denn? Sie wirken so dick.«

Seine Frau sagte: »Er trinkt den ganzen Tag Milch, um rein zu werden. Sein Job ist weg, und seine ganzen Ersparnisse gingen dafür drauf, zwei Kühe zu kaufen, und er trinkt die gesamte Milch dieser beiden Kühe! «

Ich sagte zu ihr: »Sie haben ihn gerade noch rechtzeitig gebracht. Bald hätte er sich in einen Bullen verwandelt. Er befindet sich schon an der Grenze.« Und zu ihm sagte ich:

»Verkaufen Sie diese beiden Kühe, und essen Sie wieder wie ein normaler Mensch. Schlafen Sie wie ein normaler Mensch. Und Sie brauchen auch nicht die ganze Zeit >Rama, Rama ...< zu wiederholen. Machen Sie einfach Folgendes: Sagen Sie am Morgen

>Rama<, und dann sagen Sie: >Dito – das gilt für vierundzwanzig Stunden.< Das ist nur eine kleine Sache. Sie können es auf ein Blatt Papier schreiben: >Dito – gültig für vierundzwanzig Stunden.< Und am nächsten Tag sagen Sie es wieder einmal am Morgen: >Rama< und >Dito<.«

Er war begeistert: »Das ist ein großartiges Geheimnis! Ich wurde es schon langsam müde, und ich war auch schon dabei, taub zu werden von den unzähligen Wiederholungen, Wiederholungen, Wiederholungen. Selbst in den zwei Stunden Schlaf war ich ständig innerlich am Wiederholen: >Rama, Rama ...<« Denn wenn man etwas vierundzwanzig Stunden am Tag wiederholt, kann man es nicht einfach für zwei Stunden während des Schlafs beiseite lassen; es wird innerlich immer weitergehen.

Ich erklärte ihm: »Innerhalb von zwei Wochen wird es Ihnen wieder besser gehen. Es braucht nicht viel, verhalten Sie sich einfach normal und natürlich. Und hören Sie auf, zu diesem dummen Mann zu gehen, den Sie für einen Heiligen halten.«

Er fragte mich: »Kann ich dann zu Ihnen kommen?«

Darauf sagte ich zu ihm: »Nein. Sie brauchen niemanden im Außen; Sie müssen nach innen gehen. Werden Sie in den nächsten zwei Wochen erst einmal wieder gesund; danach können Sie zu mir kommen, und ich werde Ihnen beibringen zu meditieren. Sie müssen nicht den ganzen Tag meditieren; nur eine Stunde vor Sonnenaufgang. Und Sie brauchen dabei nicht zu schreien, denn Sie beten nicht für die Nachbarn, und es gibt keinen Gott, der Sie hören könnte, so laut Sie auch schreien. Es gibt keinen Gott, der zuhört. Oder haben Sie jemals eine Antwort bekommen?« Er antwortete: »Nein, ich habe niemals eine Antwort bekommen, nur zahllose Vorwürfe von allen Seiten. Meine Kinder sind gegen mich, meine Frau ist gegen mich, die ganze Nachbarschaft ist gegen mich.

Mein Boss ist gegen mich. Diese Religion hat mich nur in Schwierigkeiten gebracht ...«

Jeder befindet sich mehr oder weniger in derselben Situation.

Alle Religionen machen die Menschen verrückt.

Und sie geben euch Ratschläge, die bedeutsam wirken, weil sie in den heiligen Schriften seit Jahrhunderten niedergeschrieben sind.

Sie sind so alt, dass man nicht daran zweifeln kann.

Doch ihr braucht niemanden, der euch sagt, was richtig und was falsch ist. Alles, was ihr braucht, ist das Erwachen eines Bewusstseins in euch, das euch die Dinge so sehen lässt, wie sie sind. Dann braucht es keine Entscheidung mehr.

Niemand entscheidet sich bewusst für das Falsche, das Böse. Es ist das Unbewusste, die Dunkelheit in euch, die sich für das Böse entscheidet.

Bewusstheit bringt Licht in dein ganzes Wesen; du wirst voller Licht. Dann kannst du nichts mehr tun, was irgendjemand anderem schadet. Du kannst nichts mehr tun, was deinem eigenen Körper schadet. Dir wird plötzlich bewusst, dass du eins bist mit dem ganzen Universum.

Deine Handlungen werden gut, schön, anmutig; deine Worte bekommen eine gewisse Poesie, dein Schweigen wird so tief, so voller Seligkeit, dass diese Seligkeit zu den anderen zu fließen beginnt.


Dieses Überfließen von Seligkeit ist das einzige entscheidende Kriterium für einen erwachten Menschen. Einfach nur mit diesem Menschen beisammen zu sein, einfach nur seine Anwesenheit, genügt, um dir einen Geschmack des Jenseits zu geben. Doch du kannst dich dabei nicht nach dem Urteil der anderen richten, sondern nur nach deiner eigenen Bewusstheit.

Wenn ich sage, Gott ist tot, dann bleibt nur dein eigenes Bewusstsein übrig. Und dein Bewusstsein ist Teil eines ozeanischen Bewusstseins, das dich umgibt. Sobald du dir deines Inneren bewusst wirst, wird dir bewusst werden, dass in allem das selbe Bewusstsein pulsiert und tanzt. In den Bäumen, in den Flüssen, in den Bergen, in den Meeren, in den Augen der Menschen, in ihren Herzen schwingt überall dasselbe Lied, derselbe Tanz – und du nimmst daran teil. Daran teilzunehmen ist gut, daran nicht teilzunehmen ist schlecht.

Die zweite Frage:

Wie ist eigentlich die Idee eines Gottes entstanden? Lag es

daran, dass der Mensch einfach keine Verantwortung für sein

eigenes Leben übernehmen wollte? Sind nicht die Priester ebenso

Opfer ihrer Angst, nach innen zu gehen, wie jeder andere

Mensch auch?

Gott ist aus der Angst entstanden.

Und die Priester sind ebenso Opfer wie ihr, aber sie sind schlauer als ihr.

Die Angst des Menschen vor der Dunkelheit, vor Krankheiten, vor dem Alter ... die Angst des Menschen vor dem Tod führte dazu, dass er jemanden zu seinem Schutz brauchte. Er konnte nirgendwo Schutz finden. Wenn man nirgendwo Schutz finden kann, muss man sich welchen erfinden, als Trost.

Erst heute habe ich ein Gedicht von einem der großen Urdu-Dichter gehört, von Mirza Ghalib. Ein Satz lautete: Hamko maloom hai jannat ki hakikat lekin dil ke bahlane ko ghalib khayal achchha hai – »Wir kennen sehr wohl die Wahrheit über euer Paradies, aber es ist ein guter Trost.«

Wir wissen, dass es nicht vorhanden ist, wir wissen, dass es eine Lüge ist, um uns zu trösten – dass nach dem Tod Engel da sein werden, die auf uns warten, die auf ihrer Harfe spielen, dass der heilige Petrus uns am Tor empfängt und Gott uns erwartet ... Ghalib hat Recht: ... dil ke bahlane ... es ist einfach eine tröstliche Vorstellung.

Die Priester wissen sehr gut, vielleicht besser als ihr, dass es keinen Gott gibt. Doch die Priester haben den schlausten Beruf der Welt – den schlechtesten und hässlichsten, weit aus hässlicher als Prostitution. Prostitution ist ein Produkt der Priester; es ist der zweithässlichste Beruf. Zuerst kommen die Priester, dann die Prostituierten, und dann alle möglichen Arten von Pathologien in dieser Welt.

Die Priester erkannten, dass alle Menschen Angst hatten und irgendeinen Schutz suchten. So entstand aus dieser Angst heraus Gott als Sicherheit, als ein Trost für die Zeit nach dem Tod.

Ansonsten hat man den Eindruck, dass es nach dem Tod nur ewige Finsternis gibt. Was wird passieren? Wo wirst du sein? All deine Freunde werden zurückbleiben, deine Familie wird zurückbleiben, niemand wird mit dir kommen. Du kannst kein Geld mitnehmen.

Du wirst als vollkommener Bettler, nackt und als reines Skelett in den Tod gehen. Und dann, für alle Ewigkeit – was? Das erzeugt große Angst – welche Art von Leben gibt es nach dem Tod?

Durch unsere Angst, unseren Schrecken, unseren Tod entstand also Gott. Die Priester erkannten darin sofort ein gutes Mittel, um die Menschen auszubeuten. Sie wurden zu den Vermittlern. Man kann Gott nicht sehen, also ist es sehr wohl möglich, wenn es keine Priester gäbe, die ständig verkünden, dass es einen Gott gibt – mit ihren Philosophien, Theologien, Schriften, Tempeln, Statuen, Ritualen, Gebeten, dem ganzen Drama ... Sie stehen zwischen euch und Gott, und sie sagen zu euch: »Wir haben eine direkte Verbindung zu Gott. Ihr habt keine direkte Verbindung. Ihr müsst zu uns kommen und eure Sünden bekennen , und dann werden wir Gott sagen, dass er euch vergeben soll.«

Ganz offensichtlich kann man Gott nicht sehen. Daher seid ihr sehr erleichtert, dass es jemanden gibt, der eine direkte Verbindung zu ihm hat. Und ihr habt das Gefühl, dass es billig ist. Ihr begeht eine Sünde und habt Angst, dass ihr dafür in der Hölle büßen müsst. Doch es gibt ja den Priester; ihr geht einfach hin und beichtet eure Sünde, und der Priester sagt zu euch: »Wirf fünf Euro in den Opferstock, und ich werde für dich beten.«

Und Gott ist voller Mitgefühl; er vergibt immer. Eure Sünden werden euch also für fünf Euro vergeben – doch diese fünf Euro steckt der Priester ein; sie kommen niemals irgendwo anders an, denn es gibt keinen Gott, dem er diese fünf Euro geben könnte.

Was sollte Gott mit fünf Euro machen? Er ist allein, es gibt kein Einkaufszentrum, was sollte er also mit den fünf Euro machen?

Und bis heute muss er Millionen und Milliarden von Euro angehäuft haben – alles wertloser Schrott. Was soll er mit diesen Euros machen, mit all den Scheinen? Er kommt nicht in diese Welt, um Dinge zu kaufen, und in keiner heiligen Schrift habe ich bisher gelesen, dass es im Paradies Einkaufszentren gibt. Heilige brauchen nichts. Alles wird sofort erfüllt; man lebt einfach ein ewiges Leben.

Man hat keinen Körper mehr, man ist nur ein Geist. Und Geister brauchen keine Nahrung, kein Wasser, keine Medikamente. Der Geist wird niemals krank, er wird niemals alt, er stirbt niemals. Was sollte Gott also mit diesen fünf Euro anfangen?

Doch jeden Sonntag halten die katholischen Priester ihre Kollekte ab, und alle anderen Priester haben ebenso ihre M et hoden. Ein hinduistischer Priester verein nahmt die Menschen von Anfang an. Noch bevor das Kind geboren ist, wird es schon vom Priester vereinnahmt. In der Vergangenheit pflegten die hinduistischen Priester den Menschen sogar zu sagen, an welchem Tag, in welcher Nacht und zu welcher Zeit sie zusammenkommen sollten, um ein wirklich intelligentes, besonderes, heiliges Kind zu zeugen. Und ganz Indien ist Beweis dafür, dass die Priester falsch lagen: Ich sehe keine heiligen Kinder. Doch das Kind ist von Anfang an vereinnahmt, sogar noch vor seiner Zeugung. Das Kind ist noch nicht einmal im Schoß der Mutter gezeugt, und der Priester erklärt schon, in welcher Nacht, zu welcher Zeit ...!

Ich pflegte immer eines der ältesten Parlamentsmitglieder Indiens zu besuchen. Er war seit sechzig Jahren ohne Unterbrechung Parlamentsmitglied gewesen. Man nannte ihn den

»Vater des indischen Parlaments«. Es gibt nur zwei Leute, die sechzig Jahre lang Parlamentsmitglieder waren. Einer von ihnen war mein Freund, Dr. Seth Govind Das, und der andere war Winston Churchill in England. Beide waren sechzig Jahre lang laufend, ohne Unterbrechung, gewählt worden. Dr. Govind Das war ein sehr frommer Hindu, also litt ich ständig unter seinem Fanatismus.

Ich besuchte ihn immer, wenn ich in Neu-Delhi war. Wenn ich Vorträge und Seminare in Neu -Delhi gab, dann übernachtete ich bei ihm. Und er war so fanatisch ... in Indien gibt es viele Menschen seiner Art, er ist damit nicht allein. Wenn er seinen Wahlkreis besuchte, fragte er immer seinen Priester, wann er das Haus verlassen sollte. Dieser konsultierte dann alle möglichen Schriften und sein Horoskop, um herauszufinden, wann der richtige Augenblick war, um sein Haus zu verlassen.

Nun verkehren die Züge aber leider nicht nach der Astrologie.

Der Zug ging um zwölf Uhr nachts, und sein Astrologe sagte: »Sie müssen Ihr Haus um drei Uhr nachmittags verlassen.« Darauf musste ich von drei bis zwölf Uhr mit ihm am Bahnhof warten.

Ich sagte zu ihm: »Das ist doch idiotisch, dass wir hier warten müssen. Am besten wärst du um drei Uhr aus dem Haus gegangen und dann durch die rückwärtige Tür wieder hinein. Das ist doch eine unnötige Tortur ...«

Doch er erwiderte: »Nein, ich musste das Haus verlassen und weggehen.«

Ich sagte zu ihm: »Es gibt Millionen von Hindus, die alle dieselben Fragen stellen, und trotzdem gibt es Zugunglücke.

Möglicherweise haben alle Hindus ihren Priester gefragt, und es wurde ihnen gesagt: >Das ist die richtige Zeit, ein guter Zeitpunkt zum Reisen< – und dann fällt der Zug in den Fluss, weil die Brücke eingebrochen ist.«

In Indien brechen ständig irgendwelche Brücken ein, weil es ein sehr religiöses Land ist, ein sehr spirituelles Land! Es vertraut auf Gott, nicht auf Zement. Daher werden Brücken mit so wenig Zement wie möglich gebaut; der größte Teil ist einfach nur Sand.

Das genügt, damit die Brücke für die Einweihungszeremonie durch den Premierminister hält. Und das ist genug. Wenn zum ersten Mal ein Zug darüberfährt, stürzen der Zug und die Brücke zusammen in den Fluss. Und alle Hindus im Zug haben vermutlich zuvor ihre Astrologen und Priester konsultiert: »Wann ist die beste Zeit? « In Indien sollte es eigentlich keine Unfälle geben.

Ich sagte also zu Dr. Seth Govind Das: »Warum gibt es trotzdem Zugunglücke? Es sollte so etwas in Indien eigentlich nicht geben.«

Einmal hatte er einen Autounfall. Als ich ihn besuchte, fragte ich ihn: »Was war mit deinem Astrologen los?«


Er antwortete: »Wenigstens diesmal solltest du nicht mit mir streiten. Du siehst doch, dass ich mir zahlreiche Knochen gebrochen habe.«

Doch ich sagte: »Genau das ist der richtige Zeitpunkt, um dir klar zu machen, dass du dein ganzes Leben lang dumm warst.

Hattest du deinen Astrologen befragt oder nicht? «

Er antwortete: »Ja, ich hatte ihn befragt.«

»Und warum hattest du dann einen Unfall ?«

Doch die Menschen haben nicht den Mut, mit der Vergangenheit zu brechen, auch wenn sie vollkommen falsch war.

In Indien werden die Ehen von Astrologen bestimmt, und alle Ehen sind Fehlschläge. Ich habe noch keine Ehe gefunden, die kein Fehlschlag war.

Einmal lebte ich in einer Stadt namens Raipur. Ich war ein Professor dort, und ich lebte dort sechs Monate lang. Die Stadt war so altmodisch, dass ich es bald leid war, dort zu leben. Überall standen Anzeigen auf den Wänden: »Kommen Sie zu mir, wenn Sie unter Geistern leiden«, und dazu die Adresse. Oder: »Kommen Sie zu mir, wenn Sie unter Hexen leiden. Ich kann Ihnen helfen, wenn Sie unter schwarzer Magie zu leiden haben.« Die ganze Stadt war voll schwarzer Magie, voller Hexen und Geister.

Direkt in meiner Nachbarschaft wohnte ein berühmter Astrologe, und er wurde immer bei der Planung von Ehen konsultiert, um die Geburtshoroskope zu vergleichen. Ich freundete mich mit ihm an. Irgendwann sprach ich ihn darauf an, dass das Ganze nicht funktionierte: »Es hat nicht einmal in deinem eigenen Fall funktioniert.« S eine Frau schlug ihn immer. Ich fragte ihn also: »Was ist passiert? Du bist so ein großer Astrologe. Du hast Hunderte von Ehen arrangiert. Ohne deine Zustimmung können die Menschen nicht heiraten, weil ihre Horoskope nicht übereinstimmen.« Es muss eine gewisse Übereinstimmung zwischen den Geburtshoroskopen geben. »Was also ist passiert?

Hast du das Geburtshoroskop deiner Frau nicht geprüft?«

Er antwortete: »Doch, das habe ich.«

»Was ist dann schief gelaufen?«

Er sagte: »Quäle mich nicht. Meine Frau quält mich schon genug, und nun bist auch du noch gekommen, um mich zu quälen?

«


Ich erwiderte: »Ich will dich nicht quälen. Ich möchte nur wissen, ob du selbst an deine Astrologie glaubst.«

Er war tatsächlich ein aufrichtiger Mensch. Er sagte zu mir:

»Sag es bitte niemandem weiter. Es ist mein Beruf, aber ich glaube nicht wirklich daran. Tatsächlich passiert es manch mal, dass die Geburtshoroskope nicht zusammen passen. Doch der Mann ist reich, und er gibt mir mindestens hundert Rupien, wenn ich ihm die Bestätigung gebe, dass diese Ehe erfolgreich wird. Also ändere ich manchmal die Horoskope. Ich erstelle für das Mädchen ein anderes Horoskop, das zu dem des Jungen passt.«

Die Priester wissen ganz genau, dass es keinen Gott gibt. Sie sind die einzigen, die es wirklich genau wissen. Doch es ist ihr Beruf; sie leben davon, dass sie die Menschen ausbeuten. Also müssen sie darauf bestehen, dass es einen Gott gibt. Gott ist ihr Geschäft. Und wenn es ums Geschäft geht, dann bedeutet es, dass es um ihren Lebensunterhalt geht.

Und es gibt Millionen von Priestern in den unterschiedlichen Religionen. Es gibt sogar in jedem einzelnen Land verschiedene Arten von Priestern, doch alles, was sie machen, ist, die Leute auszubeuten, indem sie ihnen Trost geben:

»Diese Ehe wird großartig.« Und jede Ehe ist eine Tragödie.

Ich habe noch nie eine Komödie vorgefunden.

Die Menschen können nur glücklich sein, wenn sie nicht verheiratet sind. Dann sind sie frei. Dann sind sie in Freiheit zusammen, nicht aufgrund irgendeines Vertrags, nicht aufgrund einer Geschäftsvereinbarung, nicht weil die Gesellschaft es so erzwingt. Nicht aufgrund von Gesetzen, sondern aus Liebe – nur aus Liebe sind sie zusammen, und wenn die Liebe verschwindet ...

Und alles hört einmal auf, denkt daran. Es ist ein Märchen, das von den Dichtern erfunden wurde, dass Liebe ewig währt. Nein, die Liebe, die ihr kennt, ist nicht ewig, und die Liebe, die die Dichter kennen, ist nicht ewig; sie vergeht. Sie bleibt nur dann bestehen, wenn die Liebenden nicht zusammenkommen.

In der ganzen Geschichte der Menschheit gab es nur drei oder vier Paare, die große Liebende waren – weil sie niemals zusammenkamen. Deshalb gab es keinen Streit, deshalb konnte ihre Liebe niemals enttäuscht werden. Die Gesellschaft ließ nicht zu, dass sie zusammenkamen, ihre Eltern erlaubten es nicht.


In Indien gibt es die Geschichten von Laila und Majnu sowie von Shiri und Farhad. Diese Liebenden kamen niemals zusammen, weil die Gesellschaft dagegen war. Sie gehörten unterschiedlichen Kasten, unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, unterschiedlichen Religionen an, also konnten sie nicht heiraten. Sie werden für große Liebende gehalten, und ihre Liebe verging niemals – weil sie niemals begann! Sobald sie beginnt, ist das Ende nicht mehr weit.

Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Wenn man geboren wird, ist der Tod nicht mehr weit entfernt. Jeden Tag kommt er näher.

Sobald man verheiratet ist, wird das Problem schwieriger. Aus Freiheit heraus könnt ihr zusammenleben, weil ihr wisst, dass ihr es in Freiheit tut; ihr könnt jeden Augenblick auseinander gehen.

Voller Freundschaft, in Dankbarkeit füreinander: »Du hast mir so viele wunderbare Augenblicke geschenkt, so wunderbare Tage und Nächte. Wir haben voll Poesie, voll Musik, voller Lieder gelebt.

Diese paar Tage und Nächte waren golden, doch nun ist diese Zeit vorbei, der Frühling ist vergangen, die Flitterwochen sind vorüber.

Es ist besser für uns beide, wenn wir uns trennen.« In großer Dankbarkeit ... es gibt keine Rachegefühle, keinen Hass, keinen Grund für Zorn. Beide haben sich gegenseitig so viel geschenkt, wie ihnen möglich war, und nun sind sie beide reicher als zuvor.

Die Erfahrung hat sie bereichert.

Doch eine Heirat erlaubt euch nicht mehr auseinander zu gehen.

Die Liebe verschwindet, doch ihr müsst so tun, als würdet ihr euch immer noch lieben. Und immer wenn man etwas vortäuschen muss, macht es das Herz schwer. Wenn man etwas vortäuscht, wird man unaufrichtig – man selbst weiß es, und der Partner weiß es ebenfalls.

Wenn die Liebe verschwunden ist, kann man dem anderen nichts vormachen. Vielleicht ein paar Tage lang, indem man jeden Tag Eiskrem mitbringt, doch wie lange? Tatsächlich ist die Tatsache, dass man Eiskrem mitbringt, ein Anzeichen dafür, dass die alte Wärme der Liebe verschwunden ist, dass nun die Kälte kommt!

Nur Leute wie Dale Carnegie ... und sie können nur in Amerika erfolgreich sein, nirgendwo sonst. Dale Carnegie ist der einzige Philosoph Amerikas. Sein Buch wurde in Millionenauflagen verkauft, nur knapp unter den Auflagen der Bibel. Sein bekanntestes Buch ist »Wie man Freunde gewinnt«. Alles in diesem Buch ist unaufrichtig. Er sagt: »Jeder Mann sollte seiner Frau einen Kuss geben, bevor er zur Arbeit geht.« Ob er sie liebt oder nicht, ist nicht von Bedeutung, doch er sollte sie küssen und ihr sagen: »Ich liebe dich, mein Schatz.« Und wenn er nach Hause kommt, sollte er sie wieder umarmen, ihr ein paar Rosen mitbringen und sagen:

»Mein Liebling, ich habe den ganzen Tag an dich gedacht. «

Mindestens dreimal am Tag und dreimal in der Nacht sollte er ihr bewusst machen, dass er sie liebt. Und dasselbe gilt auch für die Frau. Beide folgen einfach nur den Anweisungen von Dale Carnegie, ohne dass Liebe da ist. Doch man sagt es einfach immer weiter ...

Der Mann ruft seine Frau ein oder zweimal am Tag an, einfach nur, um ihr zu sagen, dass er sie liebt. Und während er mit ihr telefoniert, sitzt seine Sekretärin auf seinem Schoß! Das passiert in jedem Büro, ohne Ausnahme. Sekretärinnen werden nicht danach ausgewählt, ob sie mehr können als andere ... Wenn sie zum Vorstellungsgespräch bei ihrem Vorgesetzten kommen ...

Ich habe einmal Folgendes gehört. Die erste Sekretärin stellte sich vor und sagte, dass sie sehr viel Erfahrung hätte, und sie hatte alle Zeugnisse und konnte sehr schnell tippen. Dann kam die nächste; sie war jünger, frischer, doch sie hatte keine Erfahrung.

Dann kamen die dritte und die vierte, insgesamt mindestens ein Dutzend. Als schließlich der Personalmanager fragte: »Und, für welche haben Sie sich entschieden?«, antwortete der Direktor: »Für die mit den größten Titten.«

Sekretärinnen werden nach ihren Titten ausgewählt? So laufen die Dinge eben.

Sobald man sich in etwas gefangen fühlt, möchte man sich sofort befreien, es ist wie ein Gefängnis. Euer Gott, eure Priester, sie alle sind eure Gefängniswärter. Sie erschaffen immer neue Gefängnisse für euch – durch die Moral, durch die Ehe, durch die Verantwortung für eure Kinder, alle Arten von Ketten und Verstrickungen. Die ganze Absicht dahinter ist, euch unglücklich zu machen, denn wenn ihr nicht unglücklich seid, geht ihr nicht zur Kirche. Wenn ihr nicht unglücklich seid, seht ihr keine Notwendigkeit zu beten. Nur im Unglück erinnert ihr euch an Gott

– und ihr wisst es! Nur wenn ihr leidet, denkt ihr an Gott, denkt ihr an die Bibel, denkt ihr an die Bhagavadgita, geht ihr in den Tempel

–nur wenn ihr unglücklich seid.

Bertrand Russell hat vollkommen Recht, wenn er sagt:

»Wenn wir die ganze Menschheit glücklich machen könnten, würden die Religionen verschwinden.« Dem stimme ich absolut zu, doch er weiß nicht, wie man die ganze Menschheit glücklich machen kann. Ich weiß es.

Durch tiefe Meditation entsteht Glückseligkeit, und dann empfindet ihr den ganzen Tag, die ganze Nacht hindurch nur noch Glück – ohne jeden Grund. Es quillt einfach aus euch hervor. Es ist eure innerste Natur, euer Dharma. Dann braucht ihr keinen Gott mehr und keine Priester mehr, dann lebt ihr nicht mehr im Unglück und im Gefängnis. In dem Augenblick, in dem ihr das Gefühl habt, dass etwas nicht mehr stimmig ist, dass etwas unaufrichtig geworden ist, eine Maske geworden ist, lasst ihr es einfach los. Ihr bleibt eurem eigenen Bewusstsein treu – das ist eure einzige Verantwortung. Und alles andere wird folgen, und euer Leben wird ein Leben des Feierns sein. Und nicht nur euer Leben wird ein Feiern sein, sondern auch euer Tod. Der Tod zerstört nichts. Die fünf Elemente des Körpers kehren zu ihrer ursprünglichen Quelle zurück, und für das Bewusstsein gibt es zwei Möglichkeiten: Wenn es niemals Meditation erfahr en hat, wird es sich in einen anderen Schoß begeben; wenn es Meditation erfahren hat, wenn es seine eigene Ewigkeit erkannt hat, seine Unsterblichkeit, wird es sich in den Kosmos begeben und sich in dieser Weite auflösen. Und dieses Auflösen ist der groß artigste Moment im Leben. Du bist eins geworden mit der Quelle, aus der du hervorgegangen bist. Du bist zurückgekehrt und in ihr verschwunden.

Echte Religion braucht keinen Gott, braucht keine Priester, braucht keine Gebete. Alles, was es braucht, ist eine Erforschung der inneren Welt.

Diese Erforschung nenne ich Zen. Im Sanskrit heißt sie Dhyan, im Chinesischen Ch'an, im Japanischen Zen. Doch es ist immer dasselbe Wort. Wenn man nach innen geht und den innersten Punkt erreicht, öffnet sich eine Tür in den göttlichen Kosmos. Wenn du an diesem Punkt stehst, bist du ein Buddha. Dadurch verändert sich dein ganzes Leben; es ist eine Metamorphose. Du bist zu einem neuen Menschen geworden.


Wir brauchen dringend diesen neuen Menschen. Es war noch nie so dringend wie heute. Dieser neue Mensch ist die einzige Hoffnung für die gesamte Menschheit. Wenn dieser neue Mensch nicht bald auftaucht, wird der alte Mensch Selbstmord begehen, globalen Selbstmord.

Die dritte Frage:

Einmal hörte ich einen fundamentalistischen Christen sagen:

»Ist dir bewusst, dass ein Sklave mehr Freiheit hat als sein Herr?

Das liegt daran, dass sein Herr die ganze Verantwortung trägt

und der Sklave überhaupt keine Sorgen hat. Wir können froh

sein, Gott als unseren Herrn zu haben!«

Könntest du dazu etwas sagen?

Diese Aussage ist vollkommen richtig in dem Sinne, dass man ebenfalls abhängig wird, wenn man jemanden zum Sklaven macht.

Man muss sich um ihn kümmern, man muss für ihn sorgen. Man hat damit eine große Verantwortung übernommen.

Doch der Sklave, der seine Verantwortung verloren hat, hat damit auch seine Freiheit verloren; er hat außerdem seine Würde verloren, seine Menschlichkeit. Er ist zu einem Arbeitstier geworden; er ist nur noch eine Maschine. Man kümmert sich ja auch um eine Maschine. Man wäscht sein Auto, man macht es sauber, und man weiß, wenn etwas kaputt ist, muss man es reparieren lassen. So wie man sich um seine Maschinen kümmert, kümmert man sich auch um seine Sklaven.

Es ist also wahr, dass ein Herr in gewisser Weise vom Sklaven abhängig wird. Doch der Christ, der das gesagt hat, hat die Konsequenzen seiner Aussage nicht erkannt. Wenn Gott sein Herr ist, bedeutet das, dass Gott sein Sklave ist. Das ist seine Aussage; er sagt: »Ist dir bewusst, dass ein Sklave mehr Freiheit hat als sein Herr? « Gott ist also weniger frei als ihr!

Doch ein Gott, der weniger frei ist als ihr, ist euch unterlegen, ein Gott, der weniger frei ist als ihr, kann euch keine Freiheit schenken. Er selbst ist ja weniger frei. Was sollen wir also mit einem Gott, der nicht einmal so frei ist wie wir, geschweige denn freier? Er ist doch weniger frei als ihr!

Doch Fanatiker verstehen keine Logik, sie verstehen keine Argumente. Fanatiker sind einfach nur blinde Menschen.

Andernfalls hätte dieser Mensch nicht gesagt: »Das liegt daran, dass der Herr die ganze Verantwortung trägt und der Sklave überhaupt keine Sorgen hat. Wir können froh sein, Gott als unseren Herrn zu haben! « Er hätte sagen sollen: »Wir können froh sein, Gott als unseren Sklaven zu haben, denn er übernimmt alle Sorge und Verantwortung, er erschafft die Welt und die Sünde und alle möglichen Probleme und alle möglichen Lösungen, und er hat sogar seinen eigenen Sohn in die Welt geschickt, um sie zu retten!

«

Und er schickt einen Propheten nach dem anderen, die sich untereinander bekämpfen und dafür sorgen, dass die Menschen sich gegenseitig umbringen – er ist so involviert und beschäftigt! Und was bekommt er dafür? Nur diese Fanatiker!

Wenn es einen Gott gibt, ist der Mensch nicht nur ein Sklave, sondern eine Marionette. Dann ist er nicht wirklich Mensch. Wenn Gott den Menschen aus Lehm geformt und ihm dann Leben eingehaucht hat, wie die Christen glauben, dann ist der Mensch nur eine künstlich geschaffene Marionette. Alle Fäden sind dann in Gottes Hand. In jedem Augenblick kann er ihn zerstören, so wie er ihn in einem bestimmten Augenblick aus einer Laune heraus erschaffen hat ... Und was hat er davor getan? Man muss diese Frage einfach stellen, denn nach den Christen hat er die Welt erst vor sechstausend Jahren erschaffen. Das ist vollkommener Unsinn, denn in Indien wurden Städte mit großer Kultur und Zivilisation gefunden – Mohenjo Daro und Harappa, die von christlichen Forschern ausgegraben wurden. Sie konnten es nicht glauben – Gott zerstörte diese Städte vor siebentausend Jahren ... bevor er die Welt erschaffen hatte! Und in China wurde ein menschliches Skelett gefunden, das als Pekingmensch bezeichnet wird und das achtzigtausend Jahre alt ist.

Ganz sicher ist die Welt sehr viel älter als euer Gott. Vielleicht hat der Mensch vor sechstausend Jahren Gott erschaffen – das ist möglicherweise richtig. Doch Idioten sind eben Idioten ...

Ein großer, gelehrter Bischof war sehr verwirrt von diesen Dingen, dem Pekingmenschen, Harappa und Mohenjo Daro, und von der Behauptung eines berühmten Gelehrten aus Pune, eines gewissen Lokmanya Tilak, dass die Veden der Hindus neunzigtausend Jahre alt sind. Und sein Beweis dafür ist nicht widerlegbar. Im Rig Veda wird bis ins kleinste Detail eine bestimmte Sternenkonstellation beschrieben, die sich den Astronomen nach vor neunzigtausend Jahren ereignete. Der Rig Veda muss von Menschen geschrieben worden sein, die diese Konstellation gesehen hatten, denn sonst hätten sie sie nicht so detailliert beschreiben können; und seither ist diese Konstellation nicht wieder aufgetaucht. Vielleicht wird es sie irgendwann in der Zukunft wieder einmal geben, doch in den letzten neunzigtausend Jahren gab es sie kein zweites Mal. Die Beschreibung ist daher ein klarer Beweis, dass der Rig Veda von Menschen geschrieben wurde, die diese Konstellation gesehen hatten; ohne sie gesehen zu haben, hätten sie nicht so genau beschreiben können, welcher Stern sich in welcher Position befand. Und sie beschrieben alles so exakt, dass man es nicht besser hätte machen können. Als dieser Bischof nun all diese Dinge hörte ...

Und im Himalaja, auf dem höchsten Gipfel des Himalaja, wurden Skelette von Meerestieren gefunden. Das bedeutet einfach, dass es zu irgendeiner Zeit – vielleicht vor hundert Millionen Jahren – ein Meer dort gab, wo heute der Himalaja liegt. Anders könnten Meerestiere aus dem Ozean nicht auf den Gipfel des Himalaja gelangen. Die einzige Möglichkeit – und inzwischen ist es wissenschaftlich nachgewiesen – besteht darin, dass der Himalaja sich aus dem Ozean erhob. Und als er sich aus dem Ozean erhob, wurden zahlreiche Fossilien mit auf den Gipfel gehoben. Der Himalaja wurde immer weiter hochgehoben, und diese Fossilien wurden mit Schnee bedeckt. Und als sich die lange Bergkette, die den Himalaja bildet, erhob, wich der Ozean zurück.

Der Hind Mahasagar, der große Indische Ozean, befand sich früher dort, wo heute der Himalaja liegt – vor einhundert Millionen Jahren. Diese Tiere beweisen es, weil sie einhundert Millionen Jahre alt sind. Es gibt Möglichkeiten, das Alter von Skeletten festzustellen, und diese Methoden sind inzwischen sehr genau.

Der Bischof war zornig, weil das alles gegen die Bibel ist. Also erfand er eine Theorie – und deshalb sage ich, Fanatiker wollen die Wahrheit nicht sehen; sie versuchen, weiter an eine Lüge zu glauben, sie erfinden alle möglichen Ausflüchte. Es lohnt sich, sich diese Ausflüchte genauer anzusehen. Der Bischof stellte die Theorie auf, dass Gott die Welt vor sechstausend Jahren erschaffen hat, wie es in der Bibel steht, doch weil er allmächtig ist, erschuf er Meerestiere und legte sie auf den Himalaja. Er erschuf sie so, dass sie hundert Millionen Jahre alt wirken. Er erschuf auch die Ruinen von Harappa und Mohenjo Daro und ließ sie siebentausend Jahre alt wirken; er erschuf das Skelett des Pekingmenschen, so als wäre es achtzigtausend Jahre alt ... alles nur, um den Glauben der Christen zu testen!

Was für eine großartige Logik! Gott scheint ein Schwindler zu sein: »Es ist alles nur eine Frage eures Glaubens.« Doch Tatsache ist, dass diese Erde aus wissenschaftlicher Sicht vier Milliarden Jahre alt ist. Und die Menschheit ist mindestens eine Million Jahre alt und hat sich durch viele verschiedene Stufen hindurch entwickelt, bis hin zu Gautama Buddha, dem höchsten Gipfel, dem Mount Everest des Bewusstseins.

Dieser christliche Fundamentalist sagte: »Wir können froh sein, Gott als unseren Herrn zu haben.« Und was ist mit Gott? Ist er froh, die Verantwortung für euch zu haben? Wenn Gott für alles verantwortlich ist ... und das sollte er sein; wenn er die Welt erschaffen hat, ist er verantwortlich für Adolf Hitler, den Zweiten Weltkrieg, Hiroshima und Nagasaki. Wer sonst? Wenn er sich um die Welt kümmert und die Menschen an ihren Fäden hält, dann hatte er auch die Fäden von Präsident Truman in der Hand, als er die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abwerfen ließ.

Truman ist dann nicht verantwortlich – Gott hatte seine Fäden in der Hand, was hätte er da tun können? Wenn der Marionettenmeister auf eine bestimmte Art und Weise an den Fäden der Puppe zieht, tanzt sie. Wenn der Marionettenmeister anders an ihnen zieht, dann kämpft sie. Wenn er die Fäden loslässt, sinkt die Puppe nieder und schläft. Und wenn er die Fäden wiederaufnimmt, ist die Puppe wieder da und bereit, alles zu tun.

Wenn Gott die Welt erschaffen hat, dann sind wir alle Marionetten; wir besitzen keine Spiritualität und sind einfach nur Staub, aus Staub erschaffen.

Ist Gott glücklich, all diese Marionetten zu haben, die die Welt ins Chaos stürzen? Und er ist dafür verantwortlich! Doch Fanatiker kennen keine Logik. Sein Argument beweist, dass Gott ein Sklave seiner eigenen Sklaven ist; er ist nicht der Herr. Du bist der Herr, und er muss sich um dich kümmern.

Statt die Realität der Dinge genau zu betrachten, erschaffen die Menschen lieber Hypothesen, Lügen, Fiktionen – Vorstellungen, Halluzinationen. Der Verstand hat diese Fähigkeit.

Solange man sich nicht jenseits des Verstandes befindet, kann man nicht sicher sein, dass das, was man sieht, real ist. Erst wenn man sich jenseits des Verstandes befindet, wird man sich dessen bewusst, was real ist. Und in dieser Realität findet sich kein Gott.

Buddha konnte keinen Gott finden. In seinem höchsten Erleuchtungszustand konnte er keinen Gott und keinen Anfang des Universums finden. Mahavira konnte in seiner höchsten Erleuchtung keinen Gott und keine Schöpfung finden. Die Welt, die Existenz, ist ohne Anfang und ohne Ende. Dreiundzwanzig weitere Tirthankaras der Jaina konnten keinen Gott finden, als sie sich in Samadhi befanden. Als sie sich jenseits des Verstandes befanden, gab es keine Angst, keine Furcht, keinen Tod; es gab keine Notwendigkeit für die Hypothese eines Gotte s. Gott verschwand einfach wie ein Schatten des Verstandes.

So wie Träume verschwinden, wenn man aufwacht ...

Erleuchtung ist nichts anderes als ein Erwachen, und alle Träume verschwinden. Und Gott wurde von Tausenden erleuchteter Menschen als Traum erkannt.

Nur die Unwissenden glauben an Gott. Nur jene, die kein Gefühl von Würde haben, glauben an Gott. Menschen, die die Erfüllung ihres Potentials erreicht haben, die wie Lotusblumen erblüht sind, haben alle die Existenz Gottes verneint.

Es gibt drei Religionen in der Welt: eine, die aus Gautama Buddhas Inspiration entstand, eine andere, die aus Adinathas Inspiration entstand, und eine dritte, die aus Laotses Inspiration entstand, dem Tao. Diese drei sind die höchsten Gipfel, die je erreicht wurden, und sie alle kennen keinen Gott.

Verglichen mit ihnen sind der Islam, das Christentum, der Hinduismus und das Judentum recht kindisch. Sie sind gut als Spielzeug, als Trost, doch sie lösen keine Probleme, und sie geben dem Menschen keine Freiheit. Sie führen ihn nicht über Geburt und Tod hinaus. Sie machen ihn nur zum Sklaven.

Ich hasse Sklaverei, und meine ganze Anstrengung geht dahin, euch von allem zu befreien, was euch bindet. Erst wenn ihr von allen Fesseln befreit seid, könnt ihr eure wahre Schönheit erreichen, einen Glanz, auf den selbst Kaiser neidisch sein werden.

Nun zu den Sutren:

Als Impo sich von Ma Tzu verabschiedete, fragte dieser:

»Wohin gehst du?«

Ma Tzu war einer der großen erleuchteten Meister; doch er war nicht nur groß, er war auch seltsam. Es gab keinen anderen, der mit ihm vergleichbar wäre. Sein ganzes Verhalten war einfach absolut einzigartig. Es heißt, dass er auf allen vieren ging, wie ein Tier.

Weil er so im Einklang mit der Natur war, gab er die Vorstellung auf, auf zwei Beinen stehen zu wollen. Er sagte: »Durch das Stehen auf zwei Beinen entwickelte sich der Verstand.« Das ist der Grund, warum Tiere keine Religion haben, warum sie keinen Gott haben.

Tiere sind weit besser dran; sie gehen nicht zur Kirche, sie verneigen sich nicht vor irgendeinem Stein, der Gott darstellen soll.

Tiere gehen daran einfach vorbei; kein Esel macht sich etwas daraus. Nur der Mensch scheint so dumm zu sein.

Wenn Tiere eine Sprache haben – und es gibt unter den Wissenschaftlern den Verdacht, dass sie eine haben; sie haben Symbole, und sie besitzen eine gewisse Sprache, wenn auch von anderer Art als die der Menschen –, dann müssen sie wohl über die Menschen lachen. Sie müssen sich wohl heimlich zuzwinkern:

»Schaut euch nur diesen Kerl an, der sich vor einem Affengott verneigt!«

Ma Tzus Vorstellung war, dass das Gehirn sich entwickelte, weil der Mensch auf zwei Beinen stand. Und darin zeigt sich ein tiefes Verständnis. Das Gehirn kann sich nicht entwickeln – darin ist sich die Wissenschaft mit Ma Tzu einig – das Gehirn kann sich nicht entwickeln, wenn man auf allen vieren geht, denn wenn man sich horizontal, wie ein Tier, bewegt, ist die Blutzufuhr zum Gehirn so stark, dass sich die zarten, empfindlichen Nerven im Gehirn nicht entwickeln können. Die starke Blutzufuhr zerstört sie. Als der Mensch sich auf zwei Beine erhob, wurde die Blutzufuhr im Kopf geringer, weil das Blut sich gegen die Schwerkraft bewegen muss.

Alles wird durch die Schwerkraft nach unten gezogen, und das Herz muss das Blut nach oben pumpen. Das ist eine schwierige Aufgabe. Das ist der Grund, warum nur Menschen einen Herzinfarkt erleiden, Tiere nicht. Nur der Mensch ist ständig krank, weil er die ganze Zeit gegen die Schwerkraft kämpfen muss. Die Erde zieht alles nach unten, und der Mensch hebt alles nach oben, gegen die Schwerkraft. Also ist es ein ständiger Kampf.

Ma Tzu bewegte sich also auf allen vieren, um über den Verstand hinauszugehen und im Einklang mit der Natur zu sein.

Alle lachten über ihn und sagten: »Wie seltsam!«

Und er wirkte wie ein Tiger. Er hatte so glänzende Augen, dass er einen wie ein Tiger ansehen konnte. Die Schüler, die sich um Ma Tzu versammelten, waren Menschen mit viel Mut, denn er pflegte die Leute anzufallen und zu schlagen. Ma Tzu entwickelte das Schlagen und Prügeln und Anfallen von Leuten als Meditationstechnik! Ihr glaubt es vielleicht nicht, doch er schaffte es, mehr Menschen zur Erleuchtung zu führen als selbst Gautama Buddha, denn er hatte ein Geheimnis entdeckt. Wenn er jemanden ansprang, setzte dessen Verstand aus. Dann konnte dieser Mensch nicht mehr denken: »Was passiert hier?« Er konnte es sich nicht erklären, denn so et was war ihm noch nie passiert.

Der Verstand kennt nur das, was schon einmal passiert ist; der Verstand weiß nur das, was er gelernt hat. Kein Mensch hat einen je angesprungen; niemand ist je auf allen vieren gegangen. Wenn jemand Ma Tzu zum ersten Mal auf allen Vieren gehen sah, war er schockiert: Was ist das? Und dann schaut er einen an, als wäre er ein Tiger – ein weiterer Schock – und plötzlich packt er einen – und er war ein sehr starker Mann, wie ein Gorilla – und sitzt einem auf der Brust und fragt: »Kapiert?«

Da muss man einfach sagen: »Kapiert!«, denn wenn man das nicht tut, macht er vielleicht irgendetwas Schlimmeres. Er schlägt einen vielleicht, er prügelt einen, was auch immer. Doch wenn er einen anspringt, hört der Verstand auf zu funktionieren. Wenn etwas vollkommen Absurdes geschieht, kann der Verstand nicht mehr funktionieren. Der Verstand ist ein rationaler und logischer Mechanismus. Mit Absurdität kann er nichts anfangen. Als Impo also zu Ma Tzu sagte, dass er gehen wolle, fragte Ma Tzu: »Wohin gehst du?«

Impo antwortete: »Ich gehe zu Sekito.«

Sekito war zu dieser Zeit bereits sehr berühmt, und viele Leute gingen zu ihm.

Ma Tzu warnte ihn: »Der Weg auf dem Stonehead ist glatt!«

Du kannst gehen, doch denke daran, dieser Sekito Stonehead ...

Weil er immer auf einem Felsen saß und seinen Kopf glatt geschoren trug, so dass er ebenfalls wie ein Fels aussah, wurde er

»Sekito Stonehead« genannt. Er war ebenfalls ein einzigartiger Meister. Selbst Ma Tzu erkannte seine Einzigartigkeit an, und wenn Ma Tzu jemanden anerkannte, dann bedeutete das wirkliche Anerkennung.

Ma T zu sagte also: »Sei vorsichtig. Der Pfad auf dem Stonehead ist sehr glatt.«


Impo erwiderte: »Ich nehme die Stange eines Seiltänzers mit

...«

Ihr habt vielleicht schon jemanden gesehen, der auf dem Hochseil ging. Wenn jemand auf dem Seil geht, hält er eine Stange in der Hand, um zu balancieren. Er muss ständig balancieren, sonst fällt er vom Seil. Der ganze Trick besteht darin, die Balance zu halten, und dafür braucht man eine Hilfe ... manchmal hat man das Gefühl, dass man sich etwas mehr nach links bewegt, dann hält man die Stange etwas mehr nach rechts, so dass sie einen ausbalanciert. Und wenn man das Gefühl hat, dass man sich nach rechts bewegt, hält man die Stange mehr nach links. Die Stange ist nur eine Hilfe, um zwischen rechts und links die Balance zu halten, damit man in der Mitte bleiben kann. Ohne eine solche Stange kann kein Akrobat auf dem Seil gehen. Die Stange ist das ganze Geheimnis. Sie ist seine Stütze; andernfalls fällt er, wenn er sich zu sehr zu einer Seite bewegt und nichts hat, um ihn zu stützen und das Gewicht auszugleichen.

Impo sagte also: » Ich nehme die Stange eines Seiltänzers mit.«

Er sagte: »Mach dir keine Sorgen. So glatt der Weg von Sekito Stonehead auch sein mag, ich habe eine Stange bei mir, ich bin schon auf dem Seil gegangen. Mach dir keine Sorgen; ich werde mein Gleichgewicht ganz sicher halten.«

Ich kann jederzeit eine Vorstellung damit geben.« Und damit

brach er auf.

Als Impo zu Sekito kam, ging er einmal um Sekitos Zen-Stuhl

herum, schwang seine Stange mit einem Schrei und fragte:

»Was ist das Dharma hiervon?«

Das ist eine wichtige Frage. Er fragt: »Was ist die Wahrheit hiervon? « Indem er mit der Stange auf den Stein schlägt, auf dem Sekito sitzt, fragt er: »Was ist die Natur dieses Augenblicks? « In Gautama Buddhas Sprache: Was ist die Bedeutung von Tathata, der Vollkommenheit des Seins? Buddhas ganze Lehre lässt sich auf dieses eine Wort reduzieren: Sosein, Dasein, Sein, der gegenwärtige Augenblick. Was ist die Bedeutung dieses gegenwärtigen Augenblicks?

Als Impo fragte: »Was ist das Dharma hiervon?«, antwortete Sekito: »Wie traurig! Wie traurig!«


Warum sagte er das? Er sagte es, weil man diese Frage nicht stellt, wenn man »das« kennt. Und wenn man »das« nicht kennt, kann man die Frage nicht stellen.

Seht ihr das Problem? Wenn man das kennt — diesen Augenblick, dieses Sosein, diese Stille — wenn man das kennt, wird man diese Frage nicht stellen. Und wenn man das nicht kennt

... wie kann man diese Frage stellen, ohne es zu kennen?

Das ist der Grund, warum er sagt: »Wie traurig! Wie traurig! «

Jener Mann kennt nur die Frage, ohne zu verstehen, was er damit fragt. Diese Frage kann man nicht stellen, man kann sie nur erfahren. Jener Mann scheint ein gewisses Wissen zu besitzen, er muss Schriften gelesen haben, in denen es beschrieben wird.

Wieder und immer wieder sagte Buddha:

»Dieser Augenblick ist alles.« Wenn man das Geheimnis dieses Augenblicks verstehen kann, hat man die gesamte Existenz verstanden, denn die Existenz befindet sich immer in der Gegenwart. Sie ist niemals in der Vergangenheit, niemals in der Zukunft. Die Vergangenheit ist deine Erinnerung; die Zukunft ist deine Vorstellung. Die Existenz bleibt immer in der Gegenwart. Sie hat keine Vergangenheit und keine Zukunft.

Wenn man also das Sosein versteht, die Gegenwart des gegenwärtigen Augenblicks, hat man alle Geheimnisse und alle Mysterien verstanden. Es gibt nichts, was darüber hinausginge.

Doch Impo stellt diese Frage als ein Gelehrter, nicht als ein Meditierender. Darum sagt Sekito: »Wie traurig! Wie traurig! Du kennst die richtige Frage, doch du hast die richtige Erfahrung noch nicht gemacht. Und ohne die Erfahrung ist die Frage bedeutungslos.

Hättest du die Erfahrung gemacht, hättest du die Frage nicht gestellt, sondern hättest dich einfach an meine Seite gesetzt und das Sosein erfahren. Es umgibt diesen Berg. Dieses Schweigen, diese unendliche Ruhe und Stille ... du hast sie gestört, indem du mit deiner Stange auf meinen Felsen geschlagen hast. Das war die einzige Störung in der Stille des Berges. Abgesehen davon war es vollkommen still. Und ich bin traurig um deinetwillen, weil du nur ein Mensch des Verstandes bist, weil du das Geheimnis des No-Mind nicht kennst.«

Der Verstand kann nichts über die Existenz wissen, er kann nur durch die Schriften, durch die Aussagen anderer etwas wissen. All sein Wissen ist geborgt. Er hat aber keine direkte Erfahrung, und nur direkte Erfahrung befreit. »Wie traurig ...« Darauf hatte Impo nichts zu sagen, er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er hatte nicht erwartet, dass dieser Mann sagen würde: »Wie traurig! Wie traurig! « Das ist doch keine Antwort auf seine Frage! Und nun ist er verlegen.

Impo wusste darauf nichts zu sagen, also ging er zurück zu

Ma Tzu und erzählte ihm die Geschichte. Darauf wies Ma Tzu

ihn an:

»Geh noch einmal hin, und wenn Sekito sagt: >Wie traurig<,

dann beginne zu weinen.«

Ma Tzu spielt ein Spiel, so wie Sekito ein Spiel spielt.

Zusammen versuchen sie, Impo den gegenwärtigen Augen blick bewusst zu machen. Nun sagt also Ma Tzu: »Du bist in Schwierigkeiten geraten. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass Sekitos Pfad sehr glatt ist. Jetzt weißt du es. Du bist sofort zurückgekommen. Nur eine Frage, und schon hattest du deine Stange vergessen! Jetzt geh noch einmal hin und stelle die gleiche Frage.« Das ist die Strategie von Ma Tzu. Er konfrontiert ihn noch einmal mit dem Problem. Er sagt zu ihm: »Geh und stelle dieselbe Frage, und wenn Sekito sagt: >Wie traurig<, dann beginne zu weinen.«

Also ging Impo erneut zu Sekito und fragte auf dieselbe

Weise:

»Was ist das Dharma hiervon?«

Da begann Sekito zu weinen.

Das war ein großartiger Schachzug von zwei Meistern, die nicht miteinander gesprochen hatten, die sich nicht kannten, die sich niemals getroffen hatten! Doch beide waren erleuchtet.

Dieser Mönch kann die Sprache der Erleuchtung nicht verstehen. Als Ma Tzu ihn mit einer Antwort zurückschickte, wusste er sehr wohl, dass Sekito nicht »Wie traurig! Wie traurig! «

wiederholen würde, denn kein Erleuchteter wiederholt sich jemals.

Er reagiert immer neu auf die neue Situation.

Nun, dies ist eine neue Situation. Beim ersten Mal kam Impo, ohne zu wissen, was er sagen würde; nun kommt er und weiß genau, was er sagen wird. Das hat die gesamte Situation vollkommen verändert. Dieser Mann kommt nun und kennt seine alte Reaktion. Doch die alte Reaktion passt nicht mehr. Und die Antwort von jemand anderem kann nicht die eigene Antwort sein.


Ma Tzu sagte zu ihm: »Geh noch einmal hin. Er wird wieder sagen: >Wie traurig! Wie traurig!. Dabei wusste er genau, dass er das nicht sagen würde! – »Und wenn er das sagt, dann beginne zu weinen.« Er gab ihm eine Antwort vor.

Doch eine Antwort, die von jemand anderem gegeben wird, nutzt nichts, denn ein Erleuchteter reagiert in jedem Augenblick neu und frisch. Als Sekito erneut gefragt wurde:

»Was ist das Dharma hiervon?«, begann er zu weinen.

Das bedeutet: »Das ist zu viel! Beim ersten Mal hat es mich schon traurig gemacht, doch diese Traurigkeit scheint dich nicht berührt zu haben. Du stellst immer noch dieselbe Frage! Das bringt mich zum Weinen! «

Wieder hat der arme Impo keine Antwort, denn ihm war gesagt worden, er solle weinen. Nun, da Sekito selbst weint, was soll er da tun?

Impo wusste wieder nichts zu sagen und kehrte zu Ma Tzu

zurück. Ma Tzu meinte darauf zu ihm: »Ich habe es dir ja gesagt

der Pfad auf dem Stonehead ist glatt!«

»Wo ist deine Stange? Du bist zweimal ausgeglitten! Du beschämst mich! « – das sagt Ma Tzu damit. »Als mein Schüler bist du zweimal ausgeglitten und konntest nicht antworten.«

Das erinnert mich an eine kleine Geschichte, die euch helfen wird, das besser zu verstehen. Es gab einmal zwei Tempel in Japan, die miteinander verfeindet waren. Der eine war ein Shinto-Tempel und der andere ein Zen-Tempel. Und seit Jahrhunderten lagen sie im Streit miteinander und argumentierten gegeneinander. Beide hatten Meister, und beide hatten junge Helfer, denn die Meister waren alt und brauchten jemanden zur Unterstützung, um Gemüse einzukaufen oder das Essen zu kochen.

Beide sagten zu ihren Jungen: »Sprich nicht mit dem Jungen von diesem anderen Tempel – auf keinen Fall! Wir sind seit Jahrhunderten miteinander verfeindet, wir reden nicht miteinander.«

Doch Jungs sind nun mal Jungs, und weil es beiden verboten worden war, waren sie beide neugierig ... Eines Tages, als sie zum Markt gingen, um Gemüse zu holen, begegneten sie sich auf der Straße. Und einer der Jungen fragten den anderen – der Shinto-Junge, der vom Shinto-Tempel kam, fragte den Zen-Jungen:

»Wohin gehst du?«


Und der Zen -Junge antwortete: »Wohin der Wind mich führt.«

Er hatte seinem Meister gelauscht, allen möglichen Dingen, und hatte dabei einen Geschmack von Zen bekommen. Er sagte also:

»Wohin der Wind mich führt.«

Der Shinto-Junge war schockiert. Was sollte er darauf antworten? Er hätte sich gern mit dem anderen Jungen angefreundet, doch dieser schien daran überhaupt nicht interessiert; er hatte ihn vollkommen auflaufen lassen. Es gab keine Möglichkeit zu einem Gespräch – was sollte er darauf antworten? Der andere hatte gesagt: »Wohin der Wind mich führt.«

Sehr traurig ging er zu seinem Meister zurück und sagte zu ihm:

»Ich habe dir nicht gehorcht. Es tut mir leid. Ich war einfach nur neugierig auf diesen anderen Jungen. Ich fühlte mich einsam und dachte, er müsse sich ebenfalls einsam fühlen. Und eure beiden Tempel mögen seit Jahrhunderten verfeindet sein, doch wir sind nur Jungs. Wir könnten Freunde sein. Aber du hattest Recht; es war nicht gut, ihn anzusprechen. Diese Leute sind ganz sicher gefährlich. Ich fragte den Jungen: >Wohin gehst du?<, und er antwortete: >Wohin der Wind mich führt.<«

Der Meister antwortete: »Ich hatte dich gewarnt. Morgen gehst du wieder hin und wartest an demselben Platz, und wenn dieser Zen-Junge kommt, fragst du ihn wieder: >Wohin gehst du ?< Und wenn er sagt: >Wohin der Wind mich führt<, dann frage ihn: >Und wenn der Wind nicht bläst, was dann ...?<«

Der Junge ging also hin, stellte sich an denselben Platz und wartete. Als der Zen-Junge kam, fragte er ihn: »Wohin gehst du? «

Und der Junge antwortete: »Wohin mich meine Füße tragen. «

Nun konnte er nicht die Antwort geben, die der Meister ihm empfohlen hatte: »Und wenn der Wind nicht bläst ...« Es wäre absurd gewesen, so zu antworten. Er kam also sehr traurig zum Shinto-Meister zurück und sagte: »Diese Leute sind sehr seltsam.

Dieser Junge hat sich vollkommen anders verhalten! Ich stellte ihm dieselbe Frage, doch diesmal sagte er: >Wohin mich meine Füße tragen.<«

Der Meister antwortete: »Nun, ich hatte dich gewarnt. Jetzt warst du unnötigerweise unterlegen, und das bedeutet eine Niederlage für unseren Tempel. Das ist nicht gut. Geh noch einmal hin! Stell dich morgen wieder an denselben Platz, und wenn der Junge kommt und du ihn fragst: >Wo hin gehst du?<, und wenn er sagt: >Wohin mich meine Füße tragen<, dann frag ihn: >Und wenn du keine Füße hättest, würdest du dann irgendwohin gehen oder nicht?«<

Vollkommen glücklich, ging der Junge also wieder zu demselben Platz, stellte sich hin und wartete. Als der andere Junge aus dem Tempel kam, fragte er ihn: »Wohin gehst du? «, glücklich, dass er diesmal eine Antwort hatte.

Doch der Junge antwortete: »Ich gehe Gemüse einkaufen.« Und wieder ist die Situation vollkommen anders. Nun kann er weder sagen: »Und wenn du keine Füße hättest ...« noch »Und wenn der Wind nicht bläst ...« Also kehrte er sehr zornig zum Tempel zurück und sagte zu seinem Meister: »Diese Leute sind sehr seltsam. Sogar der Junge ist seltsam. «

Der Meister antwortete: »Das habe ich dir doch gesagt, doch du hast es nicht verstanden.«

Die Geschichte ist ganz genau dieselbe. Beide Geschichten weisen darauf hin, dass jeder Augenblick so frisch und neu ist, dass nichts Altes wiederholt werden kann. Dieser Zen-Junge hatte durch seinen Meister und dessen andauernden Dialog mit seinen Schülern verstanden, dass sich nichts wiederholen lässt, weil die Situation niemals dieselbe ist.

Jeden Augenblick muss man also neu reagieren – aus dem eigenen Bewusstsein heraus, so wie ein Spiegel. Wenn du vor einem Spiegel stehst und in ihn hineinblickst, wirst du dein Gesicht darin sehen. Und wenn ein Affe hineinblickt, wird der Affe sein Gesicht darin sehen. Wenn ein Esel hinein blickt, wird der Esel sein Gesicht darin sehen. Der Spiegel ist ein reflektierendes Medium, er hat keine eigene Meinung. Man kann nicht sagen, dass der Spiegel widersprüchlich ist, dass er nicht konsistent ist: Manchmal zeigt er das Gesicht eines Menschen, manchmal einen Affen, manchmal einen Esel – was für ein Spiegel ist das? Er müsste doch konsistent sein. Zen ist nicht konsistent mit der Vergangenheit, sondern immer in vollständiger Übereinstimmung mit der Gegenwart. Seine Konsistenz ist ein vollkommen anderes Phänomen als alles andere, was es irgendwo in der Welt gibt. Es ist einzigartig.

Philosophen sind konsistent, sie stimmen immer mit ihren vergangenen Aussagen überein. Wenn sie einmal etwas gesagt haben, dann werden sie ihr Leben lang mit diesen Aussagen übereinstimmen, doch solch eine Konsistenz ist tot. An dem Tag, an dem die Aussage zum ersten Mal gemacht wurde, starb sie.

Doch der Philosoph wiederholt dieselbe Aussage immer wieder, obwohl die Situation sich ständig verändert.

Zen besitzt keine Konsistenz innerhalb der Zeit, sondern eine Konsistenz mit der Existenz. Es beobachtet einfach die Existenz und das, was auftaucht. Es ist nichts künstlich Erfundenes. Als der Junge beim ersten Mal sagte: »Wohin der Wind mich führt«, war das seine Antwort in diesem Augenblick. Natürlich kann er sie beim nächsten Mal nicht wiederholen, denn der andere Junge muss mit einer fertigen Antwort gekommen sein, und fertige Antworten funktionieren nicht in der Welt des Zen.

Auch wenn er nur ein Junge ist, so hat er doch in einer Zen-Atmosphäre gelebt und eines verstanden: Wiederhole dich niemals, denn die Existenz wiederholt sich auch nicht. Ihr werdet keine zwei identischen Menschen auf der ganzen Welt finden. Ihr werdet an einem Baum keine zwei identischen Blätter finden; ihr werdet keine zwei vollkommen identischen Rosen finden. Die Existenz wiederholt sich niemals. Sie erschafft immer ein Original; sie glaubt nicht an Kopien.

Fertige Antworten funktionieren nicht in der Atmosphäre von Zen. Man kann von einem Zen -Meister also erwarten, dass er immer frisch und neu reagiert. Er ist immer jung und immer frisch, und er antwortet auf die jeweilige Situation. Er kümmert sich nicht um seine Erinnerung an vergangene Antworten. Er hat nichts mit ihnen zu tun. Er ist immer für die Gegenwart verfügbar, so wie ein Spiegel.

Buson schrieb:

Ich gehe,

du bleibst –

zwei Herbstzeiten.

Was meint er mit diesem Haiku? Der Herbst ist wunder schön in Japan; daher taucht er in Haikus immer wieder auf. Er ist eine der schönsten Zeiten im ganzen Jahr. Buson ist ein Zen-Meister, erwacht, erleuchtet. Und wenn er sagt:

»Ich gehe, ich gehe weg – du bleibst«, dann spricht er zum Herbst. Der Herbst geht, und es tut schon fast weh, dass der Herbst geht. Also sagt er zum Herbst: »Du bleibst. Ich werde gehen. Ich bin auch ein Herbst; so wie du wunderschön und strahlend bist, bin ich es auch. An deiner Stelle kann auch ich gehen, und du bleibst.«


Das zeigt ein enormes Mitgefühl: »Warum gehst du, wenn ich doch bereit bin, an deiner Stelle zu gehen? Und die Menschen lieben dich, sie genießen dich. Sie tanzen, wenn der Herbst kommt.

Zerstöre ihre Freude nicht. Wenn jemand gehen muss, dann bin ich bereit zu gehen.«

Ich gehe,

du bleibst-

zwei Herbstzeiten.

»Du bist ein Herbst, und auch ich bin ein Herbst. Du hast geblüht, und auch ich habe geblüht. Da gibt es also kein Problem, ich kann deinen Platz einnehmen. Du kannst hierbleiben.«

Es ist so, als würde man zu einer Rosenblüte sprechen, die dabei ist, ihre Blätter fallen zu lassen und zu verwelken. Man fühlt ein enormes Mitgefühl für die Rose und sagt zu ihr: »Geh nicht. Ich kann für dich gehen, und du bleibst. Die Menschen lieben dich so sehr. Sie freuen sich, wenn du im Wind und im Regen und in der Sonne tanzt. Alle lieben dich. Und meine Zeit ist um. Ich habe geblüht, ich habe meinen Höhepunkt erreicht. Es gibt nichts weiter zu erreichen. Ich bin am Ende meines Weges angekommen. Ich kann gehen, und du bleibst.«

Nur ein Zen-Meister kann diese Art von Dialog führen, denn er fühlt sich im Einklang mit der Existenz. Ob es nun Frühling oder Herbst oder Sommer oder Winter ist, spielt keine Rolle. Er fühlt sich im Einklang mit dem Universum. Und er möchte, dass das, was schön ist, bleibt, damit alle anderen Menschen es genießen können. Er ist bereit zugehen, in diesem weiten Ozean der Existenz zu verschwinden. Das ist ein wunderbares Haiku.

Ich gehe,

du bleibst-

zwei Herbstzeiten.

So wie du eine wunderbare Atmosphäre besitzt, so bin auch ich in meinem Innern. Mein Herbst ist gekommen. Also kann ich gehen. Du brauchst nicht zu gehen. Die Menschen lieben dich so sehr.

Die letzte Frage:

In seinem Werk »Morgenröte« schrieb Friedrich Nietzsche:

»Inmitten des Ozeans des Werdens wachen wir auf einem

Inselchen, das nicht größer als ein Nachen ist, auf, wir

Abenteurer und Wandervögel , und sehen uns hier eine kleine


Weile um: so eilig und so neugierig wie möglich, denn wie schnell

kann uns ein Wind verwehen oder eine Welle über das Inselchen

hinwegspülen, so dass nichts mehr von uns da ist! ... und so leben

wir eine köstliche Minute der Erkenntnis und des Erratens, unter

fröhlichem Flügelschlagen und Gezwitscher miteinander, und

Abenteuern im Geiste hinaus auf den Ozean, nicht weniger stolz

als er selber! «

Ist nicht Nietzsches Dreifaltigkeit – Frohsinn, Wagemut und

Lebenslust – von sehr viel größerem Wert als die Dreifaltigkeit

des hinduistischen oder christlichen Gott es? Und ist nicht

Nietzsches Wahnsinn von größerer Bedeutung als die so

genannte geistige Gesundheit eines Christen, der bereit ist, für

seine Fantasien zu sterben?

Nietzsche war ein großer und einzigartiger Dichter. Er schrieb Dichtung in Prosa – ein sehr seltenes Phänomen. Er schrieb Gedichte, und auch seine Prosa ist reine Dichtkunst. Jeder Satz ist poetisch, symbolisch. Was immer er sagte, ist wunderschön, auch wenn er niemals über den Verstand hinausging.

Ich würde am liebsten zu Nietzsche dasselbe sagen, was Sekito zu jenem Mönch sagte: »Wie traurig! Wie traurig!« Dieser Mann hätte es verdient, ein Buddha zu sein. Doch weil er im Westen lebte, konnte er den Weg aus dem Verstand hinaus nicht finden.

Du hast Recht, die christliche oder die hinduistische Dreifaltigkeit sind nicht mit der Dreifaltigkeit Friedrich Nietzsches vergleichbar: Frohsinn, Wagemut und Lebenslust. Das ist es, was ich euch immer gelehrt habe.

Die christliche Dreifaltigkeit ist nur eine Fiktion. Gott, der Heilige Geist und der einzige eingeborene Sohn, Jesus Christus, sind alles Fiktionen. Jesus Christus ist zu neunundneunzig Prozent Fiktion und nur zu einem Prozent Realität. In dieser ganzen Dreifaltigkeit besitzt nur Jesus Christus ein Prozent Realität als menschliches Wesen. Doch alle seine Wunder sind erfunden. Sein Gehen auf dem Wasser ist Unsinn; sein Auferwecken von Toten ist absurd; seine jungfräuliche Geburt, seine unbefleckte Empfängnis, ist unlogisch und unwissenschaftlich; seine Auferstehung ist eine Fälschung und ein Betrug. Er starb niemals am Kreuz, also kann es auch keine Auferstehung gegeben haben. Er entkam einfach aus der Höhle; es war eine Verschwörung zwischen dem römischen Statthalter, Pontius Pilatus, und den Anhängern Jesu. Pontius Pilatus hatte ein schlechtes Gefühl, weil er Jesus nicht kreuzigen lassen wollte. Doch er war vollkommen machtlos dagegen. Es war Tradition, dass die jüdischen Rabbis, insbesondere die Hohepriester des großen jüdischen Tempels von Jerusalem, an jedem jüdischen Feiertag, wenn zum Tod verurteilte Verbrecher gekreuzigt werden sollten, das Recht hatten, einen der Verbrecher als einen Akt der Gnade freizulassen.

Drei Männer sollten gekreuzigt werden. Zwei von ihnen waren Mörder. Einer von ihnen war ein besonders schlimmer Verbrecher, der sieben Morde und Vergewaltigungen und alle möglichen Verbrechen begangen hatte, und außerdem war er ein Trunkenbold, wenn auch ein sehr starker Mann, Barabbas. Und der zweite Mann war ebenfalls ein Verbrecher. Pontius Pilatus hoffte, dass die Juden fordern würden, dass Jesus freigelassen werden sollte. Er war vollkommen unschuldig; er hatte kein Verbrechen begangen, er hatte nichts Ungesetzliches getan. Er war absolut unschuldig.

Doch die Juden waren zornig auf ihn, weil er sich selbst als Sohn Gottes bezeichnet hatte. Und die Juden glauben nicht daran, dass Gott eine Familie hat, denn sobald man eine Familie hat, ist es eine endlose Geschichte. Es gibt Brüder und Schwäger, es gibt Schwestern und Schwägerinnen und immer so weiter. Dann hat Gott noch eine Frau, und schließlich noch einen Vater und einen Großvater, und wer weiß, wo die Linie schließlich endet. Gott wird zu einer Großfamilie. Auch weit entfernte Vettern werden dann noch auf ihre Göttlichkeit pochen. Die Juden akzeptieren keine Dreifaltigkeit. Gott ist allein; es gibt keinen Sohn und keinen Heiligen Geist. Die Juden waren also zornig darüber, dass dieser Mann behauptete, er sei der einzige eingeborene Sohn Gottes.

Und warum »der einzige«? Was ist los mit Gott? Ist er impotent? Kann er nicht mehr zeugen, während doch die hinduistischen Götter immer weiterzeugen? Ein Dutzend Kinder ist in Indien normal. Zwei Dutzend sind schon eine ganz gute Leistung. Gott hat nur einen einzigen Sohn, nicht einmal eine Tochter, die mit dem Sohn spielen könnte? Das ist vollkommen gegen die jüdische Vorstellung; daher wollten sie nicht, dass ihm vergeben werden sollte. Pontius Pilatus war kein Jude, daher konnte er das Problem nicht verstehen. Er war ein römischer Heide, und als solcher glaubte er an keinen speziellen Gott. Wo lag also das Problem? Es gibt keinen Gott, und wenn dieser Mann ein klein wenig exzentrisch ist und sich für den Sohn Gottes hält, so schadet das niemandem. Diese harmlose Erklärung zeigt einfach nur, dass er ein bisschen verrückt ist, ein bisschen daneben, ein Knallkopf!

Aber man schlägt Knallköpfe doch nicht ans Kreuz. Man genießt sie, man nagelt sie nicht ans Kreuz. Dieser Kerl ist ein bisschen verrückt; genießt es, doch er ist unschuldig. Lacht ihn aus, aber eine Kreuzigung scheint übertrieben und ungerecht.

Pontius Pilatus wartete also auf die Anfrage der Juden, doch sie waren anderer Ansicht; im Gegenteil, sie alle, die ganzen Rabbis – und es gab zweitausend Rabbis im Tempel, in diesem großen Tempel der Juden, der später zerstört wurde, und der Hohepriester des Tempels war fast schon der König der Juden – sie alle riefen einstimmig: »Wir wollen, dass du Barrabas freilässt! «

Barrabas konnte es selbst nicht glauben. Er war ebenfalls der Ansicht, dass dieser junge Kerl, der nur dreiunddreißig Jahre alt war ... und er hatte ihm selbst zugehört, denn er war ständig irgendwo am Predigen. Er zog auf seinem Esel durch Jerusalem, und wann immer sich eine Zuhörerschaft um ihn bildete, begann er zu reden. Er war ein Straßenprediger – daher hatte Barrabas ihn ab und zu gehört, und er mochte ihn. Der Kerl war nett und sagte wunderbare Dinge. Er hoffte natürlich darauf, freigelassen zu werden, doch als die Juden es bestätigten, konnte er es nicht fassen.

Er war schockiert. Als er freigelassen wurde, konnte er immer noch nicht glauben, dass es Wirklichkeit war. Er drehte sich immer wieder um, während er zum nächsten Gasthaus ging. Und innerhalb von sieben Tagen hatte er den nächsten Mann umgebracht.

Pontius Pilatus half also bereitwillig mit, und die Höhle, in die Jesus gelegt wurde, wurde von einem Römer bewacht. Die Juden konnten es nicht tun, weil es ein Sabbat war, der Tag, an dem sie nichts arbeiten durften. Die Kreuzigung fand am Freitag statt, das war so arrangiert. Das ganze Verdienst gebührt Pontius Pilatus, und nicht Gott oder irgend einem Wunder. Es wurde so arrangiert, dass es an einem Freitag geschah – weil am Samstag der Sabbattag der Juden ist, und an diesem Tag arbeiten sie nichts, alles ruht. Und am Freitag wurde die Kreuzigung so lange wie möglich hinausgeschoben, weil sie nicht ausgeführt werden konnte, so lange Pontius Pilatus nicht erschienen war. Er ging also so spät wie möglich hin, und die Kreuzigung begann erst nach zwölf Uhr mittags. Und es braucht achtundvierzig Stunden, bis ein gesunder Mann an einem jüdischen Kreuz stirbt – es ist ein langsamer Prozess, eine lange Tortur. Das Blut beginnt aus Händen und Füßen zu fließen. Nur vier Nägel werden verwendet: zwei für die Hände und zwei für die Füße.

Es braucht also achtundvierzig Stunden, bis jemand an einem jüdischen Kreuz stirbt, denn das Blut trocknet immer wieder an; man muss das angetrocknete Blut entfernen, so dass es frisch fließen kann. Es braucht achtundvierzig Stunden, und Jesus hing nur sechs Stunden am Kreuz – von zwölf Uhr mittags bis sechs Uhr abends. Als die Sonne unterging, musste er vom Kreuz abgenommen und in einer Höhle eingesperrt werden, denn am Samstag kann keine Kreuzigung stattfinden. Alles hört auf; selbst eine Kreuzigung muss unterbrochen werden.

In sechs Stunden kann ein junger Mann von dreiunddreißig Jahren nicht am Kreuz sterben. Das ist eine wissenschaftlich untermauerte Tatsache. Und kein Jude wäre bereit gewesen, ihn zu bewachen, denn das wäre gegen seine Religion gewesen; er hätte damit eine Arbeit vollbracht, eine Pflicht erfüllt. Ein Römer stand also Wache – das war perfekt. Der Stein wurde von der Öffnung der Höhle entfernt, und die Anhänger Jesu nahmen seinen Körper mit. Er war am Leben, nur verletzt – sie brachten ihn weg aus Judäa, das ein sehr kleines Land war, und hielten ihn einige Tage verborgen, bis er wieder geheilt war. Dann schlugen sie vor, dass er nicht nach Judäa zurückkehren sollte: »Sie werden dich im nächsten Jahr wieder kreuzigen, sie werden dich nicht in Ruhe lassen.« Also ging er nach Indien.

Er war zuvor schon in Indien gewesen – darum kannte er Indien bereits –, ab dem Alter von dreizehn Jahren, bis er dreißig Jahre alt war. Die Bibel erzählt nichts darüber, was Jesus in diesen siebzehn Jahren machte oder wo er war. Er war in Indien und studierte die Schriften, in Nalanda, in Takshila, in Ladakh und vielleicht auch in Tibet.

Buddha war erst fünfhundert Jahre zuvor gestorben; sein Duft lag immer noch in der Luft. In Takshila und Nalanda gab es Universitäten, die ältesten Universitäten der Welt, die vor allem Meditation lehrten, denn die ganze Botschaft Buddhas war Meditation. Dort lernte er also den östlichen Weg kennen. Diese siebzehn Jahre fehlen in der christlichen Bibel, es gibt keine Aufzeichnungen über sie. Doch es gab Aufzeichnungen über seinen zweiten Besuch in Ladakh, in einem buddhistischen Kloster.

Vor einhundertfünfzig Jahren entdeckte ein russischer Forscher in einem buddhistischen Kloster in Ladakh Aufzeichnungen, in denen Jesus genau beschrieben wurde: dass er das Kloster besuchte, dass er drei Monate lang dort war, dass er ein Jude war und aus Jerusalem gekommen war, dass er gekreuzigt worden war, doch nach sechs Stunden entkommen konnte ... alle Details waren vorhanden. Und dieser Russe veröffentlichte ein Buch, in dem er alles aufschrieb und das bis heute verfügbar ist. Doch als die Christen davon erfuhren – das Land stand damals unter britischer Herrschaft –, vernichteten sie diese Seiten im Kloster in Ladakh, auf denen Jesus beschrieben worden war. Nur diese zwei Seiten fehlen. Und man kann sehen, dass zwei Seiten fehlen, weil die Seiten nummeriert sind. Man kann es mit dem Buch des russischen Forschers vergleichen und feststellen, dass genau diese zwei Seiten mit ihren Seitenzahlen dort genannt sind. Es war das britische Imperium, das diese zwei Seiten zerstörte, um sicherzustellen, dass niemand behaupten konnte, dass Jesus in Indien und in Ladakh war, vielleicht sogar in Tibet.

Doch es gibt ein Grab in Kaschmir, in der Nähe von Pahalgam

... es ist ein ziemlicher Zufall, dass sich dort auch Moses' Grab befindet, und unmittelbar daneben Jesu Grab. Beide gingen nach Indien. Moses kam im hohen Alter nach Indien, auf der Suche nach dem verlorenen Stamm der Juden, die nach Kaschmir gezogen waren und sich dort niedergelassen hatten. Er war zu alt, um danach noch nach Jerusalem zurückzukehren, und Kaschmir wirkte wirklich wie Gottes eigenes Land, es war so schön. Kein Land der ganzen Welt lässt sich mit Kaschmir vergleichen. Er blieb also und starb dort. Jesus kam und blieb lange ... er lebte einhundertundzwölf Jahre. All das steht auf seinem Grab. Diese beiden Gräber sind die einzigen jüdischen Gräber in ganz Indien, denn es gibt sonst keine Juden in Indien. Und die Inschriften sind in Hebräisch. In Indien spricht niemand hebräisch, und nur Mohammedaner haben ansonsten Gräber in Indien, denn die Hindus verbrennen alle Leichen. Die Gräber der Mohammedaner müssen zur Kaaba hin ausgerichtet sein; der Kopf muss zur Kaaba gerichtet sein. Selbst im Tod darf ein Mensch nicht mit den Füßen in Richtung Kaaba liegen; das wäre eine Beleidigung. Bei allen mohammedanischen Gräbern ist also der Kopf zur Kaaba hin ausgerichtet. Nur diese beiden Gräber sind nicht so ausgerichtet, weil es keine mohammedanischen Gräber sind. Von allen Gräbern in Indien – und ich habe auf zahlreichen Friedhöfen nachgesehen, um ein einziges Grab zu finden – sind nur diese beiden Gräber nicht in Richtung der Kaaba ausgerichtet, weil es keine anderen Juden dort gab.

Alle Juden, die sich dort niedergelassen hatten, wurden gezwungen, zum Islam zu konvertieren. Als Indien unter islamische Herrschaft geriet, wurden alle Juden gezwungen, zum Islam zu konvertieren. Nur eine einzige jüdische Familie blieb übrig, die sich um diese beiden Gräber kümmerte, denn die Mohammedaner achten Moses und Jesus. Daher sorgte diese Familie traditionell für diese beiden Gräber, Generation auf Generation.

Das nächste Dorf dort heißt Pahalgam; das ist Kaschmiri und bedeutet »das Dorf des Hirten«. Jesus pflegte sich selbst als Hirten zu bezeichnen und die Menschen als Schafe. Pahalgam ist also passend; es ist das Dorf des Hirten. Und unmittelbar außerhalb von Pahalgam liegen diese beiden Gräber.

Jesus starb also niemals am Kreuz, und es gab auch keine Auferstehung. All das sind nur Fiktionen, die von den Christen erfunden wurden. Die zeitgenössische Literatur erwähnt nicht einmal den Namen Jesu. Man sollte es nicht glauben – wenn ein Mensch auf dem Wasser geht, andere Menschen durch bloße Berührung heilt, wenn Blinde wieder sehen und Taube wieder hören können, wenn Tote wieder lebendig werden, glaubt ihr da nicht auch, dass man im ganzen Land darüber sprechen würde?

Alle Zeitungen, alle Berichte würden ihn erwähnen. Solch einen Mann kann man nicht übersehen. Doch die zeitgenössische Literatur erwähnt nicht einmal seinen Namen.

Nur ein Prozent der ganzen Dreifaltigkeit scheint also Realität zu sein – der Sohn des Zimmermanns, Jesus Christus. Und die hinduistische Dreifaltigkeit ist nicht einmal zu einem Prozent real.

Sie ist vollkommene Fiktion. Ein Mann mit drei Köpfen – das wäre doch ein dauerndes Problem! Ein Kopf möchte in diese Richtung gehen, der andere in die andere Richtung und der dritte in wieder eine andere Richtung, und sie können nirgendwohin gehen, solange sich nicht alle drei einig sind. Und alle drei haben eine Ehefrau ...

da frage ich mich doch: Sie haben nur einen Körper, also auch nur ein Sexualorgan, aber drei Köpfe und drei Ehefrauen? Wie soll das funktionieren?

Das ist vollkommene Mythologie, und noch dazu eine hässliche Mythologie, obszön. Doch wenn ich solche Dinge sage, verletze ich damit religiöse Gefühle – aber was soll ich machen? Es sind eure eigenen Schriften, die eure religiösen Gefühle verletzen. Klagt also eure heiligen Schriften an – sie sollten vernichtet werden!

Nietzsches Dreifaltigkeit dagegen ist schön: Frohsinn, Wagemut und Lebenslust. Man könnte sie als die drei Attribute jedes Suchenden bezeichnen: Frohsinn, Wagemut und Lebenslust.

... Nach solch einer ernsthaften Diskussion braucht es als Gegengewicht unbedingt fröhliches Gelächter.

Muffin Snuffler leidet unter schwachen Nerven. Nach einer längeren Depression und dem vergeblichen Versuch, seinen Kummer in Alkohol zu ertränken, sucht er schließlich einen Psychiater auf.

Dieser stellt Muffin Fragen und ist schließlich im Bilde.

»Mister Snuffler«, erklärt der Doktor, »Sie sind in ernst haften Schwierigkeiten. Sie leben mit einem schrecklichen Monster, das Sie von morgens bis abends mit Beschlag belegt. Sie müssen herausfinden, was es ist, und es vernichten!«

»Psssst, Doktor«, flüstert Muffin da nervös. »Nicht so laut – sie sitzt draußen im Wartezimmer! «

Die Dinge sehen nicht gut aus für die katholische Kirche. Ihr Image leidet unter Geschichten über Sex und Perversionen innerhalb der Priesterschaft. Ihr sogenanntes Zölibat wird weltweit langsam zur Lachnummer. Der Polenpapst ruft also seinen Pressesekretär, Bischof Benedictus, und befiehlt ihm, eine Pressekampagne zu starten.

»Nun, eure Heiligkeit«, sagt der Bischof, »ich habe über diese Sache bereits gründlich nachgedacht. Ich bin überzeugt, dass wir unseren Kleidungsstil verändern müssen. Im Moment ist es so, dass die Leute uns anschauen, und alles, was sie sehen, ist ein Haufen dreckiger Habite!«

»Ja«, meint der Papst, »vielleicht hast du Recht. Was sollen wir also tun?«

»Ganz einfach! «, erwidert der Bischof. »Was ich vorhabe, ist ein vollkommener Imagewandel. Wir werden die Stadt mit Plakaten einer Nonne in einem Bikini pflastern! «


»Was?«, regt sich der Polenpapst auf. »Eine Nonne in einem Bikini? Wie soll das dazu beitragen, dem Zölibat in der Welt einen besseren Ruf zu verschaffen? «

»Nun «, erklärt der Bischof, »das Model für das Foto wird aussehen wie Mutter Teresa! «

Und nun die Meditation:

Werde still. Schließe deine Augen und nimm wahr, wie dein Körper vollkommen ruhig wird.

Das ist der richtige Augenblick, um nach innen zu gehen.

Sammle all deine Energien, dein gesamtes Bewusstsein, und dringe zum Zentrum deines Wesens vor – mit einer Dringlichkeit, als wäre dieser Augenblick der letzte Augenblick deines Lebens. Ohne solch eine Dringlichkeit kann niemand zum Zentrum seines Wesens gelangen.

Tiefer und tiefer ... Es hängt alles nur von deiner Intensität ab.

Die Entfernung ist nicht groß.

Während du deinem Zentrum langsam näherkommst, senkt sich eine große Stille über dich herab, fast wie ein sanfter Regen. Du kannst seine Kühle spüren. Noch ein bisschen näher, und du bist von einem großen Frieden umgeben, einem Frieden, den die Mystiker aller Zeiten immer den Frieden jenseits allen Verstehens nannten.

Nur noch ein Schritt, und du bist im Zentrum.

Plötzlich fühlst du dich trunken vom Göttlichen. Eine große Ekstase steigt in dir auf: Du wirst strahlend, alle Dunkelheit verschwindet. Du bist nicht mehr. Plötzlich erkennst du dein ursprüngliches Gesicht.

Im Osten haben wir Gautama Buddhas Gesicht als Symbol für das ursprüngliche Gesicht aller Menschen verwendet. Es ist nur ein Symbol. Du begegnest Gautama Buddha, nicht im Außen, sondern in seiner innersten Quelle. Du bist zu seinem innersten Herzen geworden.

Erinnere dich nur an eines, und das ist Gewahrsein. Das macht das gesamte Wesen des Buddhas aus. Du kannst es Gewahrsein nennen, du kannst es vollkommenes Bewusstsein nennen, du kannst es so nennen, wie Buddha es zu nennen pflegte – Sammasati, rechtes Erinnern –, doch Gewahrsein ist das wichtigste Wort.


Sei einfach gewahr, dass du nicht der Körper bist. Sei gewahr, dass du nicht der Verstand bist. Und werde dir schließlich gewahr, dass du nur ein Zeuge bist, nichts weiter.

In diesem Augenblick betrittst du den geheimsten Teil deines Zentrums.

Das ist der Anfang einer langen Pilgerschaft, durch die du im Kosmos verschwindest. Das ist die Tür, die sich in den Kosmos öffnet. Wir sind eins mit dem Ganzen.

Sei einfach nur Zeuge, und alles wird immer tiefer und tiefer und tiefer ...

Um dein Gewahrsein klarer werden zu lassen ... Entspanne dich, lass los. Doch bleibe weiter Zeuge.

Wenn dein Gewahrsein immer klarer und klarer wird, beginnst du wie Eis im Ozean zu schmelzen, dich in ein einziges Bewusstsein aufzulösen, in das universelle Bewusstsein, das ewige Bewusstsein, das unsterbliche Bewusstsein, ein Bewusstsein jenseits von Geburt und Tod.

Das ist dein wahres, dein authentisches Wesen.

Was verschwunden ist, war nur die Persönlichkeit. Jetzt ist nur noch das Essentielle, Existentielle übrig geblieben. Und dieses existentielle Bewusstsein ist nicht nur deines allein, es gehört zum ganzen Kosmos. Du bist nur wie ein Tautropfen, der vom Lotusblatt in den Ozean gefallen ist.

Genieße es.

Du zählst zu den glücklichsten Menschen der Welt. In diesem Augenblick, in dem alle mit Trivialitäten beschäftigt sind, erforschst du die majestätischste, großartigste Erfahrung, betrittst du den göttlichsten, heiligsten Raum.

Sammle all diese Erfahrungen ein – diese Glückseligkeit, dieses Gewahrsein, diese Stille ... Das ist es. Halte es fest. Und überrede den Buddha, mit dir zu kommen.

Er ist deine Natur, er ist dein Dharma, er ist dein innerstes Geheimnis.

Nimm ihn mit.

Das sind die drei Schritte der Erleuchtung: Zuerst steht der Buddha als eine Präsenz hinter dir. Du kannst sie fühlen, sie umgibt dich, sie ist ein Energiefeld; sie wird dein Verhalten vollkommen verändern, sie wird dir ein neues Gefühl für die Richtung deines Lebens geben. Sie wird dir eine neue Moral geben, deine eigene, und eine neue Spontanität im Leben. Sie wird dir Lebenslust schenken, eine nie gekannte Freude und neuen Mut, In dem Augenblick, in dem du weißt, dass du ewig bist, verschwindet alle Schwäche, verschwindet jedes Unterlegenheitsgefühl.

Beim zweiten Schritt tritt der Buddha vor dich, und du wirst zum Schatten.

Beim dritten Schritt löst sich dein Schatten langsam auf. Du bist nicht mehr vorhanden, nur noch der Buddha bleibt übrig. Er ist deine Ewigkeit, er ist deine Wahrheit, er ist deine Schönheit, er ist deine Göttlichkeit. Nun ... komm zurück. Doch komm zurück mit dieser Anmut, mit dieser Stille, mit diesem Frieden. Und bleibe einige Sekunden sitzen, um dich an den Pfad zu erinnern, dem du nach innen gefolgt bist. Es ist ein goldener Pfad. Das Zentrum, in das du gelangt bist, ist nicht nur dein eigenes Zentrum, es ist das Zentrum der ganzen Existenz.

Im Zentrum begegnen wir uns alle. Vögel, Bäume, Flüsse, Berge, alles und alle begegnen sich im Zentrum. An der Peripherie sind wir unterschiedlich, doch im Zentrum sind wir alle eins.

Und diese Einheit zu erkennen ist Erleuchtung.

Über den Autor

Oshos Lehren lassen sich nicht in ein enges Raster pressen, sie decken alles ab von der individuellen Sinnsuche bis hin zu den drängenden sozialen und politischen Fragen unserer Zeit. Seine Bücher wurden nicht von ihm geschrieben, sondern sind Transkriptionen der Audio und Videoaufzeichnungen seiner Vorträge, die er im Lauf von 35 Jahren vor einem internationalen Publikum hielt.

Die Londoner Sunday Times zählte Osho zu den »1000 Gestaltern des 20. Jahrhunderts«, und der amerikanische Autor Tom Robbins nannte ihn »den gefährlichsten Menschen seit Jesus Christus«.

Osho hat über sich und sein Wirken gesagt, dass er dazu beitrage, die Voraussetzungen für die Geburt eines neuen Menschen zu schaffen. Er hat ihn oft als »Sorbas, der Buddha«

charakterisiert – ein Mensch, der die irdischen Freu den eines Alexis Sorbas ebenso wie die heitere Stille eines Gautama Buddha genießen kann. Durch alle Aspekte von Oshos Werk zieht sich wie ein roter Faden eine Vision, die die zeitlose Weisheit des Ostens und das höchste Potential westlicher Wissenschaft und Technologie vereint.

Bekannt ist Osho auch für seinen revolutionären Beitrag zur Wissenschaft der inneren Transformation. Seine Auffassung von Meditation bezieht das beschleunigte Tempo unseres modernen Lebens mit ein. Daher sind seine einzigartigen »aktiven Meditationen« so gestaltet, dass zuerst der in Körper und Geist angesammelte Stress freigesetzt wird, was es leichter macht, einen gedankenfreien und entspannten Zustand von Meditation zu erfahren.

Von Osho sind zwei autobiografische Werke erhältlich: Autobiography of a Spiritually Incorrect Mystic. St. Martins Press, 2000 (dt.: Autobiografie. Ullstein, Berlin 2005) Glimpses of a Golden Childhood. The Rebel Publishing House, 1985 (dt.: Goldene Augenblicke. Osho Verlag, Köln 2002; jetzt über Innenwelt Verlag, Köln, zu beziehen)

Die Webseite www.osho.com bietet in mehreren Sprachen einen detaillierten Überblick über Oshos Werk und seine Meditationen.

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