Kaffee und Kuchen

Kasperl und Seppel saßen in Großmutters guter Stube und strahlten. Wie gut, dass sie endlich wieder daheim waren! Nicht zu fassen, dass nur drei Tage dazwischenlagen, seit sie das letzte Mal hier beisammengesessen hatten!

Großmutter strahlte auch. Sie deckte geschwind den Kaffeetisch, dann lief sie hinaus in die Speisekammer und brachte ein großes Blech mit Pflaumenkuchen hereingeschleppt. Auch eine Schüssel voll Schlagsahne stellte sie auf den Tisch.

„Aber Großmutter!", staunte Kasperl, „ist heute denn Sonntag?"

„Gewiss!", sagte Großmutter, „heute ist Sonntag bei uns, wenn auch anderswo Mittwoch ist!"

Sie trat an den Spiegel und rückte an ihrem Häubchen, dann eilte sie zu der Tür.

„Du willst weg?", fragte Kasperl.

„Ach, bloß zu Frau Meier hinüber, ich leihe mir ihre Kaffeemühle. Ohne Kaffeemühle geht es nicht ..."

„Nein", sagte Kasperl und schmunzelte, „ohne Kaffeemühle geht es wirklich nicht. – Bitte sehr!"

Er zog die Kaffeemühle unter dem Rock hervor, stellte sie auf den Tisch und war mächtig gespannt, was Großmutter sagen würde.

Großmutter sagte zunächst überhaupt nichts. Sie nahm die Kaffeemühle in die Hand und begann zu kurbeln. Und die Kaffeemühle spielte zweistimmig „Alles neu macht der Mai..."

Kasperl und Seppel verhielten sich mäuschenstill.

„Oh!", sagte Großmutter endlich, „wie schön! Wisst ihr, wie ich mir vorkomme?"

„Wie denn?"

„Wie wenn ich Geburtstag hätte – und Weihnachten wäre außerdem! Doch nun will ich Kaffee kochen ..."

Großmutter kochte den stärksten Kaffee ihres Lebens. Als die Kaffeekanne auf dem Tisch stand und alle Tassen gefüllt waren, mussten Kasperl und Seppel erzählen.

„Haarsträubend!", sagte Großmutter kopfschüttelnd, immer wieder nur: „Haarsträubend!"

Zwischendurch nippte sie dann und wann an ihrer Kaffeetasse. Kasperl und Seppel aßen Pflaumenkuchen mit Schlagsahne, bis sie Bauchweh bekamen, und sie waren so glücklich, dass sie mit keinem Menschen getauscht hätten, selbst mit dem Kaiser von Konstantinopel nicht.

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