Hauptsache gut verkleidet

Kasperl und Seppel waren nicht zur Polizei gelaufen, sondern nur hinter die nächste Waldecke. Dort schlüpften sie in die Büsche und warteten. Als sie sahen, dass Hotzenplotz die Kartoffelkiste davonschleppte, waren sie sehr zufrieden.

„Eigentlich kann er einem ja Leid tun, der gute Mann", sagte Seppel.

„Wieso?", fragte Kasperl.

„Weil er die schwere Kiste ganz allein so weit schleppen muss. Hoffentlich holt er sich keine Plattfüße!"

„Der?", brummte Kasperl. „Von mir aus kann er sich krumm und dumm schleppen an dem Ding! Vergiss nicht, dass er ein Räuber ist und Großmutters Kaffeemühle geraubt hat!"

Zur Sicherheit blieben sie eine Weile in ihrem Versteck an der Waldecke liegen. Dann kehrten sie vorsichtig an die

Stelle zurück, wo Hotzenplotz sie überfallen hatte. Der leere Handwagen lag mit den Rädern nach oben im Straßengraben.

„Da liegt er gut", sagte Kasperl, „da bleibt er, bis wir zurückkommen."

Und wo war nun die Sandspur?

Sie brauchten nicht lang zu suchen: Dort führte sie in den Wald hinein! Kasperl wollte ihr eilends folgen, doch Seppel hielt ihn am Rockzipfel fest.

„Warte! Wir müssen uns erst verkleiden!"

„Verkleiden?"

„Gewiss doch! Der Räuber Hotzenplotz darf uns auf keinen Fall wiedererkennen!"

„Hm – das ist richtig. Aber wo nehmen wir in der Eile eine Verkleidung her?"

„Furchtbar einfach: Ich leihe dir meinen Hut und bekomme dafür deine Zipfelmütze!"

„Und was soll ich mit deinem Seppelhut?"

„Dumme Frage, du sollst ihn aufsetzen! Passt er dir?"

„Schlecht", sagte Kasperl.

Der Seppelhut war ihm viel zu weit, er sah darin wie eine Vogelscheuche auf Urlaub aus. Aber Seppel fand das gerade richtig.

„Großartig!", sagte er, „nicht zum Wiedererkennen! Und ich mit der Zipfelmütze?"

„Zum Schieflachen!", sagte Kasperl. „Großmutter fiele gleich wieder in Ohnmacht, wenn sie dich sehen könnte!"

„Dann bin ich beruhigt. Nun wird uns der Räuber Hotzenplotz ganz gewiss nicht erkennen. Komm, gehen wir!"

Kasperl und Seppel folgten der feinen Sandspur, die Hot-

zenplotz auf dem Waldboden hinterlassen hatte. Die Spur war schon deutlich zu sehen, der Wald aber wurde mit der Zeit immer dichter und finsterer.

„Huch!", dachte Seppel, „ein richtiger Räuberwald! Nur ein Glück, dass wir gut verkleidet sind!"

So mochten sie bald eine Stunde gelaufen sein, da blieb Kasperl, der vorneweg ging, auf einmal stehen.

„Was ist?", fragte Seppel.

Die Spur auf dem Waldboden teilte sich! War das möglich? Statt einer Spur gab es plötzlich zwei Spuren! Die eine führte nach rechts und die andere nach links.

„Kannst du dir das erklären, Seppel?"

„Ja, Kasperl. Eine von beiden muss falsch sein."

„Das fürchte ich auch. Aber welche ist nun die Richtige?"

„Schwer zu sagen, wir müssen es ausprobieren. Am besten, wir trennen uns."

„Gut, Seppel. Willst du rechts oder links gehen?"

„Losen wir!"

„Einverstanden!"

Kasperl und Seppel losten mit einem Geldstück. Seppel warf zweimal Adler und einmal Zahl. Das bedeutete, dass er nach links gehen musste

„Mach's gut – und sei vorsichtig, Seppel!"

„Ja, Kasperl, ich werde mir Mühe geben. Mach's selber gut!"



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