7

Der Eingang war so perfekt getarnt, daß vermutlich nicht einmal Kyle ihn entdeckt hätte. Er war sogar auf dem Weg hierher daran vorbeigekommen, und mit ziemlicher Sicherheit war er von einem halben Dutzend Überwachungs- und Ortungsgeräten erfaßt worden, ohne es auch nur zu bemerken. Die Erkenntnis beunruhigte Kyle - nicht, weil er die Technik der Rebellen fürchtete, sondern weil sie ein weiteres Indiz war, daß seine Fähigkeiten rapide abnahmen. Etwas stimmte nicht mit ihm. Die Entwicklung war noch lange nicht bedrohlich, aber er mußte sie im Auge behalten.

»Du wartest hier.«

Der Mann, der sich ihm als Arson vorgestellt hatte, deutete auf eine niedrige Tür. Sie war nur angelehnt, so daß Kyle erkennen konnte, daß sie äußerst massiv war - fünf Zentimeter dick und aus altem, verrostetem Eisen. Selbst seine Kräfte würden nicht ausreichen, sie gewaltsam zu öffnen. Der Raum dahinter war winzig: eine nackte Betonkammer, kaum hoch genug, um aufrecht darin zu stehen, und knapp fünf mal fünf Schritte groß. Aus den Wänden ragten abgeschnittene Rohre und Kabelenden. Kyle vermochte nicht zu erkennen, welchem Zweck diese Kammer einmal gedient hatte.

Jetzt war sie eindeutig ein Gefängnis. Auf dem Boden lag eine zerschlissene Matratze, daneben ein primitiver, offenbar mit Flüssiggas zu betreibender Heizofen. Der Raum stank.

Kyle trat widerspruchslos durch die Tür und wandte sich wieder zu Arson um. Der bärtige Rebell musterte ihn auf eine Art, die Kyle nicht gefiel. Sein Herz schlug schnell, und Kyle registrierte eine stark vermehrte Schweiß- und Adrenalinausschüttung. Arson ... hatte Angst.

Aber warum? Spürte er, daß Kyle nicht der war, der er zu sein vorgab? Aber das war unmöglich.

»Was habt ihr mit mir vor?« fragte er, als Arson die Tür schließen wollte.

Arson zögerte. Er sah Kyle an, aber aus irgendeinem Grund gelang es ihm nicht, seinem Blick standzuhalten. Er wurde immer nervöser.

»Nichts«, sagte er schließlich. »Nichts, wenn du die Wahrheit sagst.« Er schloß die Tür, aber ehe er den Riegel einschnappen ließ, öffnete er sie noch einmal und sah zu Kyle herein. »Brauchst du irgend etwas?« fragte er.

»Ich bin durstig«, antwortete Kyle.

»In Ordnung. Ich lasse dir Wasser bringen.«

Die Tür fiel mit einem dumpfen Laut ins Schloß, und Kyle war allein. Es war vollkommen dunkel, und plötzlich spürte er auch, wie kalt es hier drinnen war. Rasch erhöhte er seine Körpertemperatur und veränderte seine Hautoberfläche so, daß sie kaum noch Wärme abstrahlte. Dann setzte er sich mit angezogenen Knien auf die Matratze, schloß die Augen und versank in eine Mischung aus Schlaf und Trance, in der er weder das Verstreichen der Zeit noch die Kälte oder den quälenden Durst spürte. Trotzdem blieb ein winziger Teil seines Bewußtseins wach - als Arson nach einer Weile zurückkam, um ihm etwas zu trinken zu bringen, fand er Kyle zitternd vor Kälte auf der Matratze hockend vor. Kaum hatte er die Tür hinter sich wieder geschlossen, da leerte Kyle die Tasse, die er ihm mitgebracht hatte, mit einem Zug und versank abermals in seinen tranceähnlichen Schlaf.

Als ihn die lautlose Alarmsirene hinter seinen Schläfen das nächste Mal weckte, waren fast anderthalb Stunden vergangen. Schritte näherten sich der Tür, die Schritte von mehreren Personen, von denen eine eine Frau zu sein schien, dann wurde der Riegel zurückgeschoben, und die Tür ging quietschend auf. Der grelle Lichtstrahl eines starken Handscheinwerfers fiel auf sein Gesicht.

Kyles Pupillen verengten sich und filterten den Großteil der Helligkeit heraus, so daß er die drei Gestalten unter der Tür deutlicher erkennen konnte als sie ihn. Trotzdem hob er hastig die Arme vor das Gesicht und blinzelte. Seine Haut war jetzt grau, und unter den Augen lagen dunkle Ringe. Er sah aus wie ein Mann am Ende seiner Kräfte.

»Komm raus«, sagte eine Stimme. Sie gehörte nicht Arson.

Kyle erhob sich so ungeschickt, wie er es gerade noch wagte, um nicht zu übertreiben, trat gebückt durch die Tür und blinzelte mehrmals, als müssen seine Augen sich an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnen. Während er es tat, musterte er seine Gegenüber genau.

Außer Arson waren noch vier weitere Personen da: eine schlanke, schmalgliedrige Eingeborene mit kurzgeschnittenem, dunklem Haar - ihrem Teint und ihren flinken Bewegungen zufolge eine Wastelanderin. Zwei Männer, die die fleckigen Phantasie-Uniformen der Rebellen trugen, und ein fünfter, sehr großer Mann, an dem Kyle ein zweifingerbreiter, grüngefärbter Haarstreifen auffiel. Kyle stufte diesen Mann sofort als den Gefährlichsten ein, nicht nur, weil er ein wahrer Riese war. Sein Gesicht hatte einen fast dümmlichen Ausdruck, aber Kyle merkte sofort, daß dieser Eindruck täuschte. Hinter den Augen des Riesen lauerte ein messerscharfer Verstand.

»Das ist Bart«, sagte Arson mit einer Geste auf den Mann mit dem grüngefärbten Haar. »Ihr kennt euch?«

Kyle schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Aber ich habe von dir gehört. Du bist Skudders Stellvertreter, nicht wahr?« Er wandte sich an die Planetengeborene. »Und du mußt Net sein.«

»Hast du auch von ihr gehört?« fragte Bart lauernd.

Kyle fuhr innerlich zusammen. Hatte er einen Fehler gemacht? Seine Worte hatten Barts Mißtrauen geschürt, statt zu besänftigen. Zögernd nickte er.

»Ich habe euch gesucht«, sagte er. »Das heißt, nicht euch beide, sondern Skudder und diese Frau, die bei ihm ist. Man hat mir erzählt, daß ihr beide sie begleitet. Wo sind sie?«

Arson wollte antworten, aber Bart machte eine rasche, kaum bemerkbare Bewegung, und der Rebell schwieg.

»Wir bringen dich zu ihnen«, sagte er. »Komm mit.«

Das war gelogen. Arson sah nicht einmal in seine Richtung, aber Kyle entging das unmerkliche Zusammenzucken des Rebellen keineswegs. Seine Pupillen weiteten sich um eine Winzigkeit, und der Geruch seines Schweißes änderte sich. Neben anderen Talenten war Kyle auch so etwas wie ein wandelnder Lügendetektor. Es war möglich, ihm etwas zu verschweigen. Aber es war nicht möglich, ihn zu belügen. Captain Laird und der Shark waren entweder gar nicht hier, oder Bart hatte nicht vor, ihn wirklich zu ihnen zu bringen.

Er ließ sich nichts von alledem anmerken, sondern folgte den Männern tiefer in die unterirdische Anlage hinein.

Der erste Eindruck, den er von dem Rebellenversteck gehabt hatte, bestätigte sich: Das Labyrinth unterirdischer Gänge und Stollen war nichts anderes als die ehemalige Kanalisation einer Stadt. Kyle befragte seinen Erinnerungssektor und erfuhr, daß es gerade in diesem Teil des Planeten ausgedehnte Zerstörungen gegeben hatte. Die Eingeborenen hatten sich erbittert gegen die Kolonisation zur Wehr gesetzt, und da sie bereits über eine - wenn auch primitive - thermonukleare Waffentechnologie verfügten, hatten sie einen Großteil ihres eigenen Planeten verwüstet, ehe es den Sturmtruppen gelang, ihren Widerstand zu brechen.

Es war seltsam - aber der Gedanke erfüllte ihn mit Unbehagen. Er war schon auf anderen Welten gewesen, die Spuren eines atomaren Krieges aufwiesen, und manche davon waren sehr viel mehr zerstört worden als dieser Planet. Aber niemals hatte ihn das so beeinflußt. Sonderbar.

Dann stiegen sie eine rostige Leiter in einen großen Raum hinab. Der Saal diente offenbar als Aufenthaltsraum - es gab ein paar einfache Möbel und ein primitives, aber funktionstüchtiges Funkgerät, vor dem ein Rebell mit Kopfhörern und Mikrofonen saß. Neben Bart und seinen vier Begleitern erwartete sie ein weiteres halbes Dutzend Männer. Alle waren bewaffnet, und alle machten einen sehr wachen Eindruck. Kyle konnte die Gefahr geradezu riechen. Er mußte vorsichtig sein. Aus einem Grund, den er noch nicht wußte, trauten ihm die Rebellen nicht. Kyle schätzte seine Chancen, mit diesen Männern fertig zu werden, nicht einmal allzu schlecht ein, aber er war schließlich nicht unverletzbar. Und er war nicht hier, um die Rebellen unschädlich zu machen.

»Setz dich.« Bart deutete auf eine zerschlissene Couch, hinter der zwei bewaffnete Rebellen standen. Der eine hatte sein Gewehr in der Armbeuge liegen, aber die Waffe war gesichert. Die Maschinenpistole des anderen deutete drohend auf Kyles Rücken. Falls es zum Kampf kam, würde er sich um diesen Mann zuerst kümmern müssen.

»Wo ist Captain Laird?« fragte er.

»Später«, antwortete Bart. »Zuerst wirst du uns noch ein paar Fragen beantworten. Du heißt also Kyle. Du fährst eine Shark-Maschine, du trägst Shark-Kleider, und du sprichst wie wir. Wie kommt es dann, daß ich dich nicht kenne?«

»Ich bin kein Shark«, antwortete Kyle. »Ich wollte es immer werden, aber ich habe ...« Er schwieg einen Moment und lächelte dann verlegen. »Ich habe mich nicht getraut, zu euch zu kommen«, sagte er. »Ich hatte Angst vor euch.«

»Vielleicht ja zu Recht«, sagte Bart kalt. »Du hast uns bespitzelt, wie?«

»Nicht bespitzelt«, verteidigte sich Kyle. »Ich habe euch beobachtet, aber nicht mehr.« Er wußte, daß er mit dieser Behauptung kein Risiko einging. Daniel hatte ihm erklärt, daß immer wieder junge Männer oder auch Frauen zu den Sharks gestoßen waren. Meistens, um zu sterben. Nur sehr wenige überlebten die Mutproben der Sharks.

»Wir halten nicht viel von Schnüfflern«, sagte Bart. »Weißt du das eigentlich?«

»Ja«, antwortete Kyle verärgert. »Aber wenn ich nicht geschnüffelt hätte, dann wäre ich jetzt nicht hier, um euch zu warnen. Ihr seid in Gefahr. Vor allem Laird und Skudder, aber ich denke, ihr anderen auch.«

»Was ist passiert?« fragte Bart.

»Ich ... war in der Nähe eurer Stadt, als die Gleiter angegriffen haben«, begann Kyle. »Ich hatte mich versteckt. Sie haben mich nicht gesehen. Aber dafür habe ich alles genau beobachtet.«

Bart wurde ein wenig hellhörig. Kyle wußte, daß er nicht mehr dagewesen war, als Daniels Kampfschiffe die Stadt angegriffen hatten.

»Du hast alles gesehen?« fragte er. »Wie viele von den Jungs haben sie erwischt?«

»Viele«, antwortete Kyle wahrheitsgemäß. »Wahrscheinlich die meisten. Sie sind in die Berge geflohen, aber Daniels Drohnen haben sie aufgespürt. Vielleicht sind ein paar entkommen, aber bestimmt nicht viele. Danach haben sie die Stadt bombardiert. Ich war ganz in der Nähe, aber ich habe es nicht gewagt, mein Versteck zu verlassen.«

Bart schwieg. Sein Gesicht war wie aus Stein, aber sein Herzschlag hatte sich fast auf das Doppelte erhöht, und seine Hände zitterten ganz leicht. Aber Kyle spürte auch, daß es eher Zorn war als Schmerz, der den Shark aufwühlte.

»Weiter«, sagte er nach einer Weile.

»Wie gesagt - ich hatte ein Versteck gefunden, aber ich wagte es nicht, es zu verlassen«, fuhr Kyle fort. »Ich bin fast zwei Tage in dieser Höhle geblieben. Und dann kam das Schiff.«

»Was für ein Schiff?«

»Eine riesige fliegende Scheibe«, antwortete Kyle. »Ich habe so was noch nie vorher gesehen. Wie die Gleiter, aber zehnmal so groß. Ein paar Männer stiegen aus, und eine ganze Horde Ameisen, und dann einer, der Daniel gewesen sein muß.«

»Daniel?« Das Mißtrauen in Barts Augen flackerte erneut auf. »Woher weißt du, wie er aussieht?«

»Das weiß ich gar nicht«, antwortete Kyle ruhig. »Aber er muß es gewesen sein. Die Ameisen haben sich fast überschlagen, um seine Wünsche zu erfüllen. Und es war noch jemand bei ihm. Ein Mann.«

»Was für eine präzise Beschreibung«, spöttelte Net.

»Ich habe ihn nicht genau erkannt«, verteidigte sich Kyle. »Ich war fast zwei Meilen weit weg. Aber ich habe gesehen, wie Daniel eine ganze Weile mit ihm gesprochen hat. Und dann hat er sich eine von euren Maschinen geschnappt und ist aus der Stadt gefahren. Ein paar Minuten später ist das Riesenschiff dann wieder abgeflogen.«

»Und daraus schließt du, daß wir in Gefahr sind?« fragte Net höhnisch.

»Nein«, sagte Kyle verärgert. »Aber als alle weg waren, bin ich auch in die Stadt gegangen. Ich habe mir die Maschine genommen, mit der ich herkam, und bin dem Typen gefolgt. Ihr habt in einem kleinen Dorf in den Bergen Hilfe gefunden, nicht wahr?«

Barts Augen wurden schmal. »Woher weißt du das?«

»Weil ich dem Typen gefolgt bin«, antwortete Kyle. »Fragt mich nicht, wie er eure Spur gefunden hat, aber er hat. Er ist in dieses Dorf gefahren und hat ...« Er schwieg einen Moment, als koste es ihn Überwindung, weiterzusprechen. »Er hat sie alle getötet«, sagte er.

»Was?!« Bart fuhr zusammen wie unter einem Hieb.

»Das ist nicht möglich!« sagte Net überzeugt. »In dem Dorf lebten fast ...«

»Sie waren alle tot, als ich ankam«, unterbrach sie Kyle. »Alle, bis auf ein Mädchen.« Er sah Net an. »Sie war ungefähr so alt wie du. Sie war verletzt, aber sie konnte mir noch sagen, was geschehen war, ehe sie starb. Sie sagte, ihr Name sei Liz. Kanntest du sie?«

Net nickte.

»Was ist passiert?« fragte Bart.

»Liz konnte nicht mehr viel sagen«, antwortete Kyle ausweichend. »Aber wie es aussieht, sucht dieser Mann nach euch. Und er weiß, wo ihr seid.«

»Ich glaube dir kein Wort«, sagte Net. »Ein einzelner Mann hätte das nie geschafft.«

»Liz sagte, es wäre ein...« Er suchte eine Sekunde nach Worten. »Metakrieger. Habt ihr schon einmal davon gehört?«

»Mega«, verbesserte ihn Arson. Seine Augen verdunkelten sich vor Sorge. »Es heißt Megakrieger. Ich habe davon gehört.«

»Was soll das sein?« fragte Bart.

»So eine Art künstlicher Superman«, antwortete der Rebell leise. »Sie setzen sie ein, wenn sie mit normalen Mitteln nicht mehr weiterkommen. Und wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was man sich über sie erzählt, dann möchte ich lieber nicht hier sein, wenn er auftaucht.«

»Wir sind mehr als zwanzig Mann«, sagte Bart zweifelnd.

Arson lachte humorlos. »Vor ein paar Jahren soll einer von ihnen drüben in Europa eine ganze Stadt zerstört haben«, antwortete er.

Das stimmte. Die Informationen, die man Kyle über diesen Planeten gegeben hatte, wußten von einem solchen Zwischenfall. Kyle war nur ein wenig erstaunt, daß Arson davon wußte. Offenbar gab es einen Informationsaustausch von Kontinent zu Kontinent.

Bart wirkte mit einemmal sehr besorgt. Sekundenlang starrte er an Arson vorbei ins Leere, ehe er sich mit einem Ruck wieder umwandte und auf Kyle herabsah. »Und dieser Superman ist also auf dem Weg hierher«, sagte er. »Dann verrate mir eins, Freundchen - wenn er wirklich so gut ist, wieso bist du vor ihm angekommen?«

»Woher soll ich das wissen?« fragte Kyle trotzig. »Liz hat mir gesagt, wo ich euch finde, und ich bin sofort losgefahren. Vielleicht haben sie ihn angelogen. Oder er wurde aufgehalten.«

Die Ankunft eines weiteren Rebellen hinderte ihn daran, weiterzusprechen. Es war einer der Männer, die er draußen in der Wüste getroffen hatte. Er wirkte erregt. So schnell, daß er fast das Gleichgewicht verloren hätte, stieg er die Eisenleiter herunter und winkte Arson zu sich heran. Kyle sah, wie die beiden Männer einen Moment aufgeregt miteinander sprachen, aber obwohl er sich anstrengte, konnte er die Worte nicht verstehen.

Es gehörte jedoch nicht viel Phantasie dazu, sich auszurechnen, daß es um ihn ging. Arson sah mehrmals in seine Richtung, und sein Blick wurde dabei immer finsterer. Schließlich gab der Rebell Arson etwas, das dieser sorgsam hinter dem Rücken hielt, als er wieder zu Kyle und Bart zurückkam. Kyle spannte sich innerlich. Irgend etwas war schiefgelaufen.

»Was ist passiert?« fragte Bart.

Arson zögerte. Sein Blick wanderte zwischen Kyle und Bart hin und her, und Kyle hatte das sichere Gefühl, daß sich die beiden Männer wortlos miteinander verständigten.

Bart schien sich überhaupt nicht zu bewegen, und trotzdem lag plötzlich eine klobige Waffe in seinen Händen, an deren Mündung ein giftgrüner Kristall glühte.

»Beweg dich, und du bist tot«, sagte Bart ruhig.

Kyle erstarrte. Er wußte noch immer nicht, was schiefgelaufen war, aber er begriff, daß seine Tarnung nicht mehr funktionierte. Und daß er wirklich kaum eine Chance hatte. Bart war schnell. Möglicherweise würde es ihm gelingen, sich zur Seite zu werfen, aber er hatte keine Ahnung über das Funktionsprinzip der Waffe, mit der Bart auf ihn zielte. Er hatte einen Strahler wie diesen noch nie zuvor gesehen.

»Wie habt ihr es gemerkt?« fragte er ruhig.

»Gemerkt?«

Net ächzte. Ihre Augen weiteten sich. Sie schien erst jetzt zu begreifen, was überhaupt geschah. Kyle hörte hastige Schritte, als die Männer hinter ihm beiseite sprangen, um aus Barts Schußfeld zu kommen.

Bart antwortete nicht, aber Arson trat einen weiteren Schritt auf ihn zu und nahm den Arm hinter dem Rücken hervor. Kyle sah jetzt, was ihm der andere Rebell gegeben hatte. Es war die Feldflasche, die er an der Wasserstelle gefüllt und an den Sattel seiner Maschine gehängt hatte. Ein unverzeihlicher Fehler. Kyle verstand nicht, wie er ihm hatte unterlaufen können.

»Stan ist tot«, sagte Arson. Net sah ihn fragend an, und der Rebell hob demonstrativ die Feldflasche. »Er war draußen bei uns, als wir diesen Typen fanden. Er hatte Durst. Ich schätze, er hat die Feldflasche gesehen und einen kräftigen Schluck daraus genommen.« Er lachte bitter, schraubte den Verschluß der kleinen Flasche auf und reichte sie an Net weiter. Die Wastelanderin schnupperte daran, benetzte ihren Zeigefinger mit dem Wasser und kostete vorsichtig mit der Zungenspitze.

»Es ist vergiftet«, sagte sie ungläubig. »Das ... das muß Wasser aus der Quelle sein, an der wir vorbeigekommen sind. Daniel hat sie alle verseuchen lassen.«

»Ja«, sagte Arson düster. »Ich weiß. Und Stan ist daran gestorben.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf Kyle.

»Er nicht.«

»Aber das ist doch nicht möglich!« protestierte Net. »Ich kenne dieses Gift. Es tötet einen Menschen innerhalb weniger Stunden!«

»Einen Menschen vielleicht«, sagte Bart. »Aber ich schätze, unser Freund hier ist kein Mensch.«

»Das stimmt«, sagte Kyle und sprang Bart mit übermenschlicher Schnelligkeit an, und der Shark feuerte beinahe noch schneller seinen Laser ab.

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