Fünfzehn

Es ist bloß ein weiteres System, das von den Enigmas kontrolliert wird, sagte sich Geary, als die letzten Minuten bis zum Verlassen des Sprungraums bei Hua verstrichen. Wir haben sie jedes Mal geschlagen, sogar als sie wussten, dass wir auf dem Weg zu ihnen waren. Wir kommen auch hier durch.

»Wenigstens dürfte es die Enigmas völlig überraschen, dass wir bei Hua auftauchen«, sprach Desjani unwissentlich das aus, was Geary durch den Kopf ging. »Die beglückwünschen sich vermutlich noch immer gegenseitig, weil sie glauben, die Kiks hätten unsere Flotte ausgelöscht. Sie wissen, dass es hier ein Hypernet-Portal gibt, nicht wahr?«

»Ja, das weiß ich.« Für die Enigmas war es ein an der Grenze gelegenes System, und soweit sie das beurteilen konnten, benutzten die Enigmas die Portale selbst als Verteidigungswaffe, anstatt den Mechanismus in einer viel kleineren und unauffälligeren Mine zu verstauen, wie es die Spinnenwölfe machten.

Sein Verstand wurde durcheinandergewirbelt, als die Dauntless den Sprungraum verließ und so wie alle anderen Allianz-Schiffe das im Voraus programmierte Ausweichmanöver flog. Als er wieder klarer denken konnte, bemerkte er, dass die Sensorsysteme keine unmittelbare Gefahr meldeten. Mit Erleichterung beobachtete er, dass auf seinem Display weder ein Minenfeld noch eine Formation aus Enigma-Kriegsschiffen in unmittelbarer Nähe zum Sprungpunkt angezeigt wurde.

»Da ist es«, sagte Desjani. Das Hypernet-Portal hing in einer Entfernung von drei Lichtstunden bedrohlich genau in der Richtung im All, die die Flotte bei ihrem Ausweichmanöver eingeschlagen hatte. »Gute Wahl, was unsere Kursänderung angeht, Admiral.«

»Danke.« Wo waren die Sprungpunkte?

Dann wurde ihm klar, dass er nicht erst warten musste, bis die Flottensensoren die Sprungpunkte lokalisiert hatten. Die sechs vor der Flotte befindlichen Schiffe der Spinnenwölfe machten einen regelrechten Satz nach vorn, um auf eine Position an Steuerbord zuzuhalten. Geary gab sofort den Befehl aus, den verbündeten Aliens zu folgen und dabei die Geschwindigkeit zu erhöhen, um den Abstand zu ihnen nicht zu groß werden zu lassen. »Hängen wir uns an die Spinnenwölfe.«

»Haben Sie jemals damit gerechnet, so etwas zu sagen?«, kommentierte Desjani, die ihr Display aufmerksam beobachtete. »Vereinzelte fest installierte Verteidigungsanlagen… Raumdocks hier und da… Das da sieht aus wie eine große militärische Orbitalstation. Da, da und dort halten sich Kriegsschiffe auf.«

»Eindeutig Enigma-Kriegsschiffe«, stellte Geary fest. Es waren nur fünf Stück, und sie alle wiesen die gedrungene, an Schildkröten erinnernde Form auf, die für die Kriegsschiffe der Enigmas typisch waren. In der Größe reichten sie von Allianz-Zerstörern bis hin zu etwas, das größer als ein Schwerer Kreuzer, aber deutlich kleiner als ein Schlachtschiff war.

»Abgesehen von dem verdammten Hypernet-Portal«, erklärte Desjani schließlich, »finden sich hier nicht annähernd so viele Verteidigungseinrichtungen, wie ich erwartet hatte. Immerhin grenzt dieses System unmittelbar an das Gebiet der Spinnenwölfe. General Charban könnte mit seiner Vermutung recht gehabt haben.«

»Captain«, meldete sich Lieutenant Yuon. »Es scheint in diesem System etliche Andockeinrichtungen für Militärschiffe zu geben. Das macht den Eindruck, dass hier normalerweise viel mehr Kriegsschiffe zu finden sind.«

Desjani nickte. »Gute Beobachtung, Lieutenant. Sie haben ihre Verteidigungsstreitmacht auf ein Minimum zurückgefahren, um genügend Schiffe für eine Angriffsstreitmacht abstellen zu können.« Sie sah zu Geary. »Und wir wissen, wohin diese Streitmacht sehr wahrscheinlich abgereist ist. Es muss für die Enigmas nach einer sicheren Sache ausgesehen haben, Hua nahezu ohne Verteidigung zurückzulassen, um sich auf Midway zu stürzen. Die denken, wir sind von den Kiks ausgelöscht worden, ausgenommen vielleicht ein paar versprengte Schiffe, die irgendwie versuchen, nach Hause zu humpeln. Die Spinnenwölfe lassen unterdessen ihre Nachbarn in Ruhe, solange die nicht bei ihnen auftauchen.«

»Wenn etwas so gut aussieht, stellt sich einem immer die Frage, was man wohl übersehen hat«, gab er zu bedenken. »Die Enigmas haben die Tatsache übersehen, dass wir möglicherweise nicht die Rolle spielen, die sie für uns in ihrem Plan vorgesehen haben.«

»Das Hypernet-Portal liegt drei Stunden hinter uns«, betonte Desjani. »Die größte militärische Einrichtung ist auf der Backbordseite in Richtung des Sterns viereinhalb Lichtstunden von uns entfernt. Wie weit bis zum Sprungpunkt?«

Es vergingen einige Sekunden, ehe diese Information auf den Displays auftauchte.

»Eindreiviertel Lichtstunden«, sagte sie dann, während ihre Finger über das Tastenfeld wirbelten, da sie Daten von den Steuersystemen der Flotte durchrechnen ließ. »Wenn wir versuchen, auf die gleiche Geschwindigkeit wie die Spinnenwölfe zu gehen, also 0,15 Licht vor dem Beginn des Bremsmanövers, dann haben wir… fünfzehn Stunden Transitzeit vor uns.«

Die Berechnung war simpel. In spätestens viereinhalb Stunden würde man auf der Militärbasis das Eintreffen der Allianz-Flotte bemerken. Wenn eines der Enigma-Kriegsschiffe vor diesem Zeitpunkt mit Überlicht-Komm eine Warnung aussandte, würde diese Zeitspanne auf zwei Stunden schrumpfen. Wenn die Basis daraufhin dem Hypernet-Portal den Befehl zum Kollabieren übermittelte, würde es fast fünfeinhalb Stunden dauern, bis das Signal das Portal erreichte. Die dann folgende Druckwelle der Explosion würde noch einmal mehr als drei Stunden benötigen, ehe sie die Flotte auf dem Weg zum Sprungpunkt erreicht hatte. »Dreizehn Stunden, bevor sie uns erwischen können.«

»Vielleicht nur zehn, wenn eines der Kriegsschiffe die Neuigkeit von unserer Ankunft mit Überlichtgeschwindigkeit meldet«, warnte Desjani ihn.

Geary betrachtete das Sternensystem, das ständig aktualisiert wurde, da die Sensoren kontinuierlich neue Daten erfassten und verarbeiteten. Das System war weder reich an Ressourcen, noch war es besonders dicht besiedelt, dennoch handelte es sich um ein gutes System. Auf einem Planeten fanden sich die getarnten Städte, die sich am Rand von beeindruckend großen Ozeanen drängten. »Wir wissen nicht, wie detailliert eine dieser Überlicht-Übermittlungen ausfallen kann. Würden sie das Portal sprengen, ohne sich erst davon zu überzeugen, was eines ihrer Schiffe gemeldet hat? Vor allem wenn sie sehen, dass wir schnurstracks zum nächsten Sprungpunkt fliegen, um von hier zu verschwinden, anstatt hier zu verharren oder tiefer ins System einzudringen?«

»Menschliche Logik hilft uns nicht unbedingt weiter, wenn es um die Enigmas geht«, machte Desjani ihm klar.

»Stimmt. Aber wir wissen, dass die Zahl der ihnen zur Verfügung stehenden Systeme begrenzt ist, weil wir uns auf der einen und die Bärkühe auf der anderen Seite befinden. Und nicht zu vergessen die Spinnenwölfe, die ihnen in die andere Richtung den Weg versperren. Auf unserem Weg durch ihr Territorium haben wir nicht ein einziges Enigma-System entdeckt, das dem Kollaps eines Hypernet-Portals ausgesetzt gewesen ist. Sie können nicht die Befugnis besitzen, ein ganzes Sternensystem hochgehen zu lassen, außer ihnen bleibt überhaupt keine andere Möglichkeit.«

Eine Verwundbarkeitsphase, die sich irgendwo zwischen zwei und fünf Stunden bewegte. Und das Einzige, was sie tun konnten, war bereits eingeleitet worden: das Bemühen, den nächsten Sprungpunkt so schnell wie möglich zu erreichen, um von hier verschwinden zu können.

Er hatte in der Nacht vor der Ankunft in diesem System nicht gut geschlafen, und nun drohte der Flotte über Stunden hinweg keine Gefahr. »Captain Desjani, ich ziehe mich in mein Quartier zurück, um mich eine Weile auszuruhen. Ich schlage vor, Sie gönnen Ihrer Crew auch eine Erholungspause.«

Desjani warf ihm einen skeptischen Blick zu und tat so, als würde sie nicht bemerken, wie die Brückencrew sich alle Mühe gab, keinen hoffnungsvollen Gesichtsausdruck zur Schau zu tragen. »Meine Crew soll sich ausruhen?«

»Wenn Sie nichts dagegen einzuwenden haben.« Er wusste, wie angestrengt sie alle gearbeitet hatten, um bei der Ankunft alle Systeme wieder einsatzbereit zu haben, und wie sie alles getestet und repariert hatten, damit die Dauntless so gefechtsbereit war, wie es nur irgend möglich war.

»Nein, Admiral, habe ich nicht. Jeder an Bord hat es sich verdient. An die Besatzung, hier spricht der Captain. Unterbrechen Sie Ihre Arbeit für drei Stunden, nach Ablauf dieser Zeit nehmen Sie Ihre Tätigkeit wieder auf.« Sie ließ die Komm-Taste los und zwinkerte Geary so zu, dass niemand sonst davon etwas mitbekommen konnte. »Genießen Sie Ihre Ruhepause, Admiral. Ich werde hier oben alles im Auge behalten.«

»Tanya, Sie sollten…«

»Ich habe letzte Nacht genug Schlaf bekommen.«

Vermutlich war das eine maßlose Übertreibung, aber er würde ihr nicht vor versammelter Brückencrew widersprechen und sie damit indirekt als Lügnerin bezeichnen.

Nur zwei Stunden später war er bereits auf dem Rückweg zur Brücke, wobei ihm auffiel, dass auch etliche andere Crewmitglieder offenbar nicht die drei freien Stunden voll ausgenutzt hatten.

»Was glauben Sie, was die denken?«, fragte Desjani. »Die Enigmas meine ich. Wir tauchen hier auf, eskortiert von sechs Schiffen der Spinnenwölfe, und haben ein Kik-Superschlachtschiff im Schlepptau, das unübersehbar schon bessere Zeiten erlebt hat.«

»Ich hoffe«, antwortete Geary, »die Enigmas sehen, dass wir zum einen neue Verbündete haben und zum anderen die Kiks nicht nur zum Teufel gejagt, sondern ihnen auch noch ein schönes Andenken abspenstig gemacht haben.« Einen Moment lang fragte er sich, welchen Namen die Enigmas wohl für die Kiks benutzten. »Eines von beiden könnte die Enigmas dazu veranlassen, ernsthaft mit uns zu verhandeln. Aber beides zusammen genügt vielleicht sogar, um sie davon zu überzeugen, dass sie sich nicht mit uns anlegen sollten.«

»Klingt nicht so, als würden Sie an das glauben, was Sie mir sagen«, stellte Desjani fest und lehnte sich auf ihrem Platz nach hinten, während sie das Display nicht aus den Augen ließ.

»Nein.« Geary verspürte wieder dieses alte Gefühl der Sinnlosigkeit. »General Charban glaubt, die Enigmas müssen mindestens noch einmal ordentlich unter Beschuss genommen werden, damit sie begreifen, dass sie uns militärisch nicht schlagen können.«

»Wie kann ein General der Bodentruppen so gut begreifen, wie eine fremde Spezies denkt?«

»Ich habe keine Ahnung. Und trotzdem ist er unverheiratet.« Geary konnte sich nicht davon abhalten, diese Bemerkung anzufügen.

Desjani drehte sich nicht zu ihm um, sondern sah ihn nur aus dem Augenwinkel an. »Frauen sind keine fremde Spezies.«

»Habe ich das gesagt? Hat sich irgendwas Erwähnenswertes ereignet?«

»Außer dass sich ein Admiral auf sehr dünnem Eis bewegt? Nein. Dann wären Sie sofort darüber informiert worden, Sir.« Sie deutete auf eines der Enigma-Kriegsschiffe. »Der Bursche ist uns am nächsten, er wird uns als Erster bemerken, und zwar irgendwann in den nächsten Minuten. Wenn wir in einigen Stunden seine Reaktion zu sehen bekommen, gibt uns das vielleicht einen Hinweis darauf, was die Enigmas tun werden.«

Geary rieb sich mit einer Hand übers Kinn. Er wünschte, er hätte klarere und aktuellere Informationen. Eigentlich solltest du dich inzwischen an diese zeitversetzten Informationen gewöhnt haben. Er betätigte die interne Komm-Taste. »Gesandte Rione? General Charban? Haben wir von den Spinnenwölfen etwas gehört?«

Dr. Shwartz meldete sich. »Ich bin momentan allein hier, Admiral. Wir haben absolut nichts von ihnen gehört.«

»Was haben wir ihnen geschickt?«

»Bei unserer Ankunft haben wir eine Nachricht übermittelt, mit der wir die Spinnenwölfe zu fragen versuchen, was sie tun werden. Es ist nach wie vor schwierig, Piktogramme und andere Symbole auf eine Weise zu formatieren, dass wir ihnen auch nur die simpelsten Konzepte senden können. Vor einer Stunde haben wir angefragt, ob sie wissen, wie die Enigmas reagieren werden. Wir haben ihnen diese Frage natürlich auch schon gestellt, bevor wir das Gebiet der Spinnenwölfe verlassen haben, aber sie haben nicht geantwortet. Da haben wir uns gedacht, wir wiederholen einfach unsere Frage an sie.«

»Nicht gerade freundlich«, murmelte Geary.

Dr. Shwartz musste ihn gehört haben. »Wir wissen nicht, ob die Frage so ankommt, wie wir uns das vorstellen. Außerdem kennen wir ihre gesellschaftlichen Protokolle nicht. Wenn man einem Menschen eine Frage stellt und er weiß die Antwort nicht, dann wird er als höflicher Mensch antworten: ›Das weiß ich nicht.‹ Vielleicht verlangt die gleiche Höflichkeit von einem Spinnenwolf, dass er gar nichts antwortet, wenn er keine weiterführende Antwort geben kann.«

»Aber wir wissen nicht, ob das bei ihnen wirklich so abläuft.«

»Nein, Admiral, das wissen wir nicht.« Sie schüttelte bedauernd den Kopf. »Mit imaginären Aliens kommt man viel besser zurecht. Die verhalten sich letztlich doch immer so, wie man es will. Zu dieser Erkenntnis sind alle unsere ›Experten‹ gekommen, bevor sie jetzt echten Aliens begegnet sind. Die Enigmas, die Bärkühe und die Spinnenwölfe beharren darauf, Dinge in einer Weise zu tun, die nicht in die Formen passt, die wir für sie zu schaffen versuchen. Einige meiner Kollegen haben große Schwierigkeiten, das zu akzeptieren. Sie versuchen weiter, die Aliens an die Form anzupassen, anstatt das genaue Gegenteil zu machen. Ich kann es ihnen nicht einmal verübeln, schließlich haben wir alle schon immer so gearbeitet.«

»Glauben Sie, dass General Charban deshalb auf diese plausiblen Erklärungen für das Verhalten der Spinnenwölfe kommt? Weil er kein Experte ist, der sein Leben lang überlegt hat, wie eine fremde Spezies wohl denkt? Ein Experte, der dann wegen dieser jahrelangen Mutmaßungen nicht in der Lage ist, die Aliens so zu sehen, wie sie wirklich sind?«

Shwartz schien zu erschrecken, dann jedoch wurde sie nachdenklich. »Ja, das wäre möglich, Admiral. Wäre es anmaßend von mir, wenn ich darauf hinweise, dass ich auch ein paar Erkenntnisse zu dem Ganzen beigetragen habe?«

Geary lächelte. »Das haben Sie allerdings getan, Doctor. Ich bin Ihnen für Ihre Anwesenheit dankbar, und ich werde dafür sorgen, dass in der Allianz jeder erfährt, welch großen Beitrag Sie zu dieser Mission geleistet haben.«

»Woraufhin alle meine Kollegen einen noch nie da gewesenen Hass auf mich entwickeln werden«, gab sie lachend zurück. »Haben Sie schon mal mitangesehen, wie Akademiker die Messer wetzen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen tatsächlich danken soll. Ach, ich werde es einfach mal machen. Falls die Regierung beschließt, eine Delegation zu den Spinnenwölfen zu schicken, dann hoffe ich, dass ich als Mitreisende in Erwägung gezogen werde.«

»Wenn ich bei der Auswahl irgendetwas zu entscheiden habe, werden Sie auf jeden Fall zu einer solchen Delegation gehören.«

Von den Spinnenwölfen, deren Schiffe unverändert auf den Sprungpunkt nach Pele zuhielten, war noch immer keine Antwort gekommen, als endlich eine Reaktion der Enigmas zu sehen war. »Das Schiff dreht bei«, sagte Desjani. »Das sieht so aus, als ob… Ich wette, der geht auf Abfangkurs zu uns. Oder er kommt uns so nahe, dass die Distanz höchstens ein paar Lichtminuten beträgt.«

»Ein Späher«, überlegte Geary. »Er hängt sich an uns dran, damit er den aktuellen Status mit Überlichtgeschwindigkeit melden kann. Auf die Weise wissen die Enigma-Oberen in diesem System viel eher, was wir vorhaben. Das Gleiche haben sie schon gemacht, als wir zuvor durch ihre Systeme geflogen sind.«

»Das deutet nicht darauf hin, dass sie das Hypernet-Portal kollabieren lassen wollen«, machte Desjani deutlich.

»Nein, es spricht eher dafür, dass sie uns beobachten und dafür sorgen werden, dass wir so schnell von hier verschwinden, wie wir gekommen sind.«

»Also wollen sie, dass wir nach Pele weiterfliegen«, fügte Desjani hinzu und versetzte seiner wachsenden Erleichterung einen gehörigen Dämpfer.

»Falls ja, wird es ihnen noch leid tun, wenn wir da eintreffen.«

Als die Spinnenwölfe bereits den Sprungpunkt erreicht hatten und dort verschwunden waren, wurde die Allianz-Flotte immer noch von dem Enigma-Schiff verfolgt. Fünfzehn Minuten später wechselten auch Gearys Schiffe in den Sprungraum, das Sternensystem Hua verschwand, an seine Stelle trat das endlose Nichts.

»Fünf Tage«, bemerkte Desjani. »Wie Neeson gesagt hat: Wenn eine Streitmacht nach Midway unterwegs ist, haben die Enigmas bei Hua sie längst wissen lassen, dass wir hinter ihnen sind.«

»Ich weiß. Fünf Tage.« Diesmal verspürte er keine Angst bei der Frage, was sie bei Pele erwarten mochte. Vielmehr war er von dem Willen erfasst, sich mit dem letzten Hindernis zwischen dieser Flotte und dem von Menschen besiedelten Gebiet zu befassen.

Sie verließen den Sprungraum, alle Waffen feuerbereit, die Nerven bis zum Zerreißen gespannt, weil sie sehen wollten, was sie bei Pele erwartete.

»Sie sind hier«, sagte Desjani.

»Nicht mehr lange«, erwiderte Geary.

Die Enigma-Flotte befand sich weit rechts von der Allianz-Flotte, fast drei Lichtstunden von dem Punkt entfernt, an dem die Menschen in das System gekommen waren. Die Enigmas waren mit 0,16 Licht auf dem Weg zum Sprungpunkt nach Midway und entfernten sich damit von Gearys Kriegsschiffen. Sie hatten kaum mehr als eine Stunde Flug vor sich, dann würden sie in den Sprungraum wechseln können. Da das Licht von der Ankunft der Allianz-Flotte ihre Position erst in drei Stunden erreichte, würden die Aliens bereits den Sprung nach Midway unternommen haben, ohne etwas davon mitzubekommen, dass die Menschen Pele erreicht hatten und dicht hinter ihnen her waren.

Allerdings hätte sie das auch nicht von ihrem Vorhaben abbringen können, ihre Befehle zu befolgen und Midway anzufliegen, um dort so viel Schaden wie möglich anzurichten, ehe Gearys Flotte sie eingeholt hatte.

»Zweihundertzweiundzwanzig Enigma-Kriegsschiffe«, merkte Desjani an. »Ich schätze, mehr konnten sie auf die Schnelle nicht zusammenbekommen.«

»Ja, ich…« Geary brach mitten im Satz ab, da er sich an etwas erinnerte. »Dreihundertdreiunddreißig.«

»Was?«

»Die Leute, die wir vom Gefängnisasteroiden der Enigmas gerettet haben… ihre Zahl betrug stets dreihundertdreiunddreißig. Und jetzt besteht diese Enigma-Flotte aus zweihundertzweiundzwanzig Schiffen.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Dann gefällt es ihnen wohl, Ziffern zu wiederholen.«

»Offensichtlich ja. Ich frage mich nur, warum das so ist.«

»Ist das wichtig?«

»Wenn ich sie begreifen will, ist es wichtig.« Er sah, wie Desjani eine abfällige Miene darüber aufsetzte, dass er sich immer noch die Mühe machte, die Enigmas verstehen zu wollen. »Captain, je mehr ich über sie weiß, umso überlegener bin ich ihnen, und umso leichter kann ich einschätzen, was sie tun werden. Diese Enigma-Streitmacht erreicht Midway einige Stunden vor uns. Ich würde gern herausfinden, wie wir sie bei unserer Ankunft im System ablenken können, damit wir eine Chance haben, sie zu stoppen, bevor sie zu viel Unheil anrichten.«

»Gut, ich muss zugeben, das ist ein plausibler Grund, um mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Aber ganz gleich, was sie denken und wie viele Stunden Vorsprung sie haben, es hängt viel davon ab, was wir tun.« Desjani sah ihn an und wartete auf seine Entscheidung.

Er wusste, worauf sie anspielte, und er wusste auch, dass sich in diesem Moment jeder Matrose dieser Flotte die gleiche Frage stellte. Würde die Flotte die Verfolgung geschlossen fortsetzen und dabei in Kauf nehmen, dass sie wegen der Schlachtschiffe, der Hilfsschiffe, der Sturmtransporter und des erbeuteten Superschlachtschiffs nur langsam vorankam? Angesichts der großen Zahl an Enigma-Kriegsschiffen war es nur vernünftig, die gesamte Feuerkraft der Flotte zu nutzen. Doch das konnte bedeuten, dass sie zu spät nach Midway gelangten, um dort noch etwas zu bewirken.

»Helfen Sie mir bei der Vorbereitung, Tanya. Ich will die Flotte aufteilen. Alle Schlachtkreuzer, Leichten Kreuzer und die Hälfte der Zerstörer werden der schnellen Verfolgergruppe zugeteilt. Schlachtschiffe, Schwere Kreuzer und die restlichen Zerstörer folgen uns mit maximaler Geschwindigkeit.«

Desjanis Grinsen verriet ihm, dass ihr dieser Plan gefiel. Dann wandte sie sich ihrem Display zu und begann die Schiffe zuzuteilen.

Ehe Geary sich ebenfalls dieser Aufgabe widmen konnte, rief er erst noch Captain Armus. »Captain, ich teile die Flotte auf und fliege mit unseren schnellsten Schiffen voraus, um den Angriff der Enigmas auf Midway zu stören. Sie haben das Kommando über den Rest der Flotte. Ihr Befehl lautet, uns mit diesen Schiffen zu folgen und so bald wie möglich in Midway einzutreffen. Ich benötige Ihre Feuerkraft. Trotzdem werden Sie unser erbeutetes Superschlachtschiff und die Schlachtschiffe, die es abschleppen, nicht zurücklassen. Irgendwelche Fragen?«

Hätte Armus dazu geneigt, vor Freude zu strahlen, dann wäre dies jetzt der Fall gewesen. Schlachtschiffkommandanten wurden innerhalb der Flotte als die zuverlässigen, aber eher langweiligen Typen angesehen, weshalb das Kommando über eine Formation üblicherweise einem Befehlshaber eines Schlachtkreuzers übertragen wurde. Geary war bislang meistens gezwungen gewesen, sich diesem Verhalten anzuschließen, weil ihm nur die Schiffskommandanten zur Verfügung standen, die er quasi geerbt hatte. Immerhin war ja auch davon auszugehen, dass der Befehlshaber eines Schlachtkreuzers fähiger war als der eines Schlachtschiffs. Bedauerlicherweise hatte Geary aber herausfinden müssen, dass einige von ihnen zu den schlechtesten Kommandanten zu zählen waren.

Anstatt aber Freude darüber erkennen zu lassen, dass ihm eine Gelegenheit geboten wurde, die einem Schlachtschiffkommandanten nur selten zuteil wurde, nickte Armus nur bedächtig. Erst danach salutierte er und sagte: »Verstanden, Admiral. Danke für das Vertrauen, das Sie in mich setzen.«

Nachdem Geary die Verbindung beendet hatte, sah Desjani ihn verblüfft an. »Armus? Er und Jane Geary sind in Sachen Dienstalter praktisch auf gleicher Höhe.«

»Ich weiß.« Und ich weiß auch, wem von den beiden ich vertrauen kann, dass er das Superschlachtschiff mitsamt den Abschleppschiffen nicht im Stich lassen wird.

Er sprach es nicht laut aus, doch Tanya wusste ganz bestimmt, warum er sich für Armus entschieden hatte. Aber von ihr kam kein Widerspruch.

»An alle Einheiten: Hier spricht Captain Geary. Ich werde die Flotte aufteilen. Die schnelle Verfolgergruppe wird nach Midway vorausfliegen, um die Enigmas aufzuhalten, der Rest der Flotte folgt so zügig wie möglich. Die Formationsbefehle werden gleich versandt.«

»Erledigt«, sagte Desjani. »Wie weit sind Sie? Oh verdammt, lassen Sie mich das fertig machen.«

»Ich musste mit verschiedenen Leuten reden«, verteidigte er sich.

»Ja, Sie sind der Admiral. Und nachdem Sie mir und allen anderen gesagt haben, was wir tun sollen, können Sie sich jetzt von uns helfen lassen, das in die Tat umzusetzen.«

Die Berechnung der Flugmanöver für jedes einzelne Schiff hätte den Verstand eines Menschen überfordert, der Tage für etwas benötigt hätte, was sich mithilfe automatisierter Systeme innerhalb von Sekunden erledigen ließ. Wenn derjenige, der sich dieser Aufgabe widmete, ein gutes intuitives Verständnis dafür besaß und wusste, welches Schiff wohin sollte, dann ging es sogar noch zügiger.

Desjani besaß sogar ein sehr gutes intuitives Verständnis für diese Tätigkeit. »Überprüfen Sie’s«, sagte sie nur kurze Zeit später.

Er nahm eine flüchtige Überprüfung vor, zumal er wusste, dass die Steuersysteme der Flotte alle kleineren Fehler und Ungenauigkeiten eigenständig korrigierten. Was das Gesamtbild anging… »Das sieht hervorragend aus.« Zwei weitere Tastendrucke am Komm-System und schon wurden die Steuerbefehle an jedes Schiff der Flotte übermittelt.

Geary hatte für die Verfolgergruppe eine ovale Formation vorgegeben, die mit ihrer Breitseite nach vorn wies. Die Schiffe, die sich dort befinden sollten, flogen kreuz und quer, um ihre neue Position einzunehmen. In der Mitte waren die Schlachtkreuzer aufgereiht, die sich so mühelos genau dorthin schicken ließen, wo sie gerade am dringendsten benötigt wurden. Nach dem Verlust der Invincible und der Brilliant waren nur noch vierzehn übrig, von denen die Illustrious und die Incredible seit Honor schwer in Mitleidenschaft gezogen waren. Auch wenn sie nach extrem umfangreichen Reparaturen theoretisch wieder gefechtstauglich waren, musste Geary aufpassen, wie er diese beiden einsetzte.

Rings um die Schlachtkreuzer rangierten die Leichten Kreuzer, während die Zerstörer sich zu allen Seiten an die Ränder der Formation begaben. »An alle Einheiten der Verfolgergruppe: Beschleunigen Sie unverzüglich auf 0,25 Licht.«

Die Verfolgergruppe entfernte sich rasch von den restlichen Schlachtschiffen, Schweren Kreuzern und Zerstörern, die ihrerseits ebenfalls eine ovale Formation rund um das gekaperte Superschlachtschiff, die Sturmtransporter, die Hilfsschiffe und die Schlachtschiffe einnahmen.

Geary erkannte, dass seine Verfolgergruppe sich zügig der kleinen Formation aus Spinnenwolf-Schiffen näherte, die bislang immer noch vorausflog. »General Charban, Gesandte Rione, wir müssen die Delegation der Spinnenwölfe davon in Kenntnis setzen, dass unsere Formation mit maximaler Geschwindigkeit in Richtung Allianz-Gebiet fliegt, um sich den Enigmas in den Weg zu stellen.«

»Diese Nachricht könnte unser verfügbares Vokabular sprengen, Admiral«, antwortete Rione. »Aber wir werden unser Bestes geben.«

Was war noch? Er musste mit jemandem reden… ja, genau. »Admiral Lagemann.«

Lagemann wirkte ein wenig abgekämpft, aber das änderte nichts an seiner guten Laune. Angesichts der rauen Lebensbedingungen auf dem gekaperten Schiff war Geary eigentlich nur erstaunt, dass der andere Admiral nicht noch schlechter aussah. »Ich fliege voraus. Captain Armus hat das Kommando über die Formation um Sie herum. Er wird nichts bis zu Ihnen durchkommen lassen.«

»Vielen Dank, Admiral«, erwiderte Lagemann. »Falls doch etwas bis zu uns durchkommt, kann ich auf eine beeindruckende Streitmacht aus Marines zurückgreifen, die mein Schiff verteidigen werden. Ich hätte mir nie träumen lassen, einmal auf diese Weise ins Gefecht zu ziehen.«

»Wir werden versuchen, Sie von einem Gefecht zu verschonen.«

»Na ja«, meinte der Admiral und machte eine ausholende Handbewegung. »Wenn es hart auf hart kommt, sind wir wenigstens gut gepanzert. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich mein Schiff getauft habe?«

»Nein«, sagte Geary. »Sie haben ihm einen Namen gegeben?«

»Ja, einen passenden Namen. Ich war es leid, dass mein Schiff ständig nur mit GKS bezeichnet wurde oder mit RGLZ oder…«

»RGLZ?«, unterbrach Geary ihn.

»Richtig großes lahmes Ziel. Ich habe mir etwas viel Besseres überlegt.« Lademann grinste breit. »Darf ich Ihnen die neueste Invincible vorstellen, Admiral?«

Er mochte das witzig finden, doch Geary hatte nicht das Gefühl, dass es Desjani und den meisten Offizieren und Matrosen gefallen würde. »Halten Sie das wirklich für eine gute Idee?«

»Oh ja, Admiral. Erstens, weil es so verdammt groß und so schwierig zu zerstören ist. Zweitens, weil es bereits einmal geschlagen und erobert wurde, womit der Beweis erbracht ist, dass der Name Invincible nicht Programm ist. Dass es unbesiegbar ist, haben die Kiks vermutlich gedacht, aber wir konnten sie widerlegen.« Wieder lächelte Lagemann. »Indem wir das Schiff Invincible nennen, machen wir auf ihren Irrtum aufmerksam, sie könnten ein Schiff gebaut haben, das zu groß und zu robust ist, um besiegt zu werden.«

In gewisser Weise ergab das sogar einen Sinn. »Sie gehen davon aus, dass die lebenden Sterne etwas für Ironie übrig haben.«

»Lieber Himmel, Admiral, sehen Sie sich das Universum doch nur an. Wenn das, was dies alles geschaffen hat, keinen Sinn für Ironie hat, wie wollen Sie dann die Existenz so mancher Dinge im Universum erklären? Das beste Beispiel sind doch schließlich wir Menschen.«

Admiral Lagemann hatte tatsächlich recht. »Was sagt Ihre Crew zu dem Namen?« Die Besatzung war recht klein, vor allem im Verhältnis zur Größe des Superschlachtschiffs. Gerade mal rund hundert Offiziere und Matrosen befanden sich an Bord, dazu kamen noch die Marines.

»Überraschend einverstanden. Einige von den Leuten kommen von der letzten Invincible, und ihnen gefällt der Gedanke, vielleicht endlich den Fluch dieses Namens brechen zu können. Den Marines gefällt er noch besser, weil sie davon ausgehen, dass er Bedrohungen wie magnetisch anziehen wird.«

»Tatsächlich?«, fragte Geary.

»Na ja, so begeistert sind die Marines eigentlich nicht, aber sie mögen die dicke Panzerung dieses Dings… entschuldigen Sie, ich wollte natürlich sagen: der neuen Invincible

»Dann wünsche ich Ihnen viel Glück. Wir sehen uns bei Midway wieder.« Geary beendete die Verbindung und schaute zu Desjani. »Haben Sie das mitbekommen?«

Sie saß mit entsetztem Gesichtsausdruck da, der sich allmählich in Richtung Unglauben verschob. »Das will er wirklich machen? Er ist ja noch verrückter als Benan.«

»Wenn er das Monstrum auf den Namen Invincible tauft, kann die Flotte keine anderen Schiffe so taufen, richtig?«

Desjanis Miene nahm einen berechnenden Zug an. »Richtig. Glaube ich jedenfalls. Und diese Superschlachtschiffe sind sehr schwer aus dem Weg zu räumen.« Sie deutete auf ihr Display.

Geary sah, dass sie ein großes virtuelles Fenster geöffnet hatte, das eine Ansicht des Bärkuh-Schiffs zeigte… der Invincible zeigte, korrigierte er sich. In Großaufnahme sah er die gleiche gepanzerte Hülle, die er zuletzt beim Angriff der Marines zu Gesicht bekommen hatte. Die Oberfläche aus Metall und Legierungen wies zwar an manchen Stellen Kerben auf, die vom Beschuss durch die Allianz-Flotte stammten, aber überwiegend war die dunkle Hülle so glatt und so strahlend, dass sich die Sterne in ihr zu spiegeln schienen.

»Wie kriegt man eine so dicke Panzerung hin?«, wunderte sich Geary.

»Ich vermute, das gehört zu den Dingen, denen unsere Ingenieure und Wissenschaftler auf den Grund gehen wollen«, sagte Desjani. »Es ist eigentlich nicht meine Sache, weil ich Schnelligkeit, Beweglichkeit und Schlagkraft mag. Aber wenn ich mir diesen Rumpf und die Größe des Schiffs ansehe, dann denke ich doch, dass das ein irres Schiff ist.«

»Aber nicht wirklich unbesiegbar.«

»Nein, natürlich nicht. Aber dieser Admiral Lagemann könnte recht haben. Wir sagen damit aus: ›Wir haben es begriffen, lebende Sterne. Wir wissen, dieser Name passt nicht mal zu diesem Schiff, und wir selbst haben den Beweis dafür erbracht.‹«

Sie wurden unterbrochen, da Dr. Nasr sich bei Geary meldete und dabei finster dreinblickte. »Zwei weitere Bärkühe sind während des Transits von Hua nach hier gestorben«, erklärte der Arzt. »Soweit wir das beurteilen können, haben sie zu viel Beruhigungsmittel erhalten. Mit Sicherheit lässt sich das aber nicht sagen.«

Damit blieben noch drei lebende Kik-Gefangene übrig. Geary wandte den Blick ab. »Warum lassen die sich nicht von uns retten?«

»Wir haben darüber gesprochen, Admiral. Aber aus ihrer Sicht erhalten wir sie nur am Leben, damit wir später eine frische Mahlzeit haben.«

»Doctor, ich würde gern Ihre ehrliche Meinung hören. Wie verfahren wir hier richtig?«

Nasr seufzte. »Admiral, der Leitsatz meines Berufsstands besagt, niemandem Leid zuzufügen. Das klingt recht simpel, aber jeder Arzt mit ein klein wenig Erfahrung wird Ihnen bestätigen, dass man sehr schnell in ein ernstes Dilemma verstrickt werden kann, wenn man versucht, diesen Leitsatz ernst zu nehmen. Wir haben versucht, uns richtig zu verhalten, indem wir die Verletzungen der Bärkühe behandelt und ihnen das Leben gerettet haben. Und das geschah nicht bloß aus Eigeninteresse, sondern weil wir ernsthaft daran interessiert waren, mit dieser Spezies eine Kommunikation zu erreichen. Aber unsere wohlmeinenden Absichten haben uns in eine Situation gebracht, in der jede weitere Entscheidung die verkehrte ist. Sie werden alle sterben, Admiral. Wir wissen nicht genug über ihren Metabolismus und über ihren Körper. Entweder verabreichen wir ihnen zu viel oder zu wenig Beruhigungsmittel. Ein wacher Moment genügt, und schon setzen die Bärkühe ihrem Leben selbst ein Ende. Wachen sie nicht auf, sterben sie an einer Überdosis Beruhigungsmittel.«

Geary sah den Arzt eindringlich an. »Wollen Sie mir damit sagen, ich soll sie sterben lassen?«

»Nein, das kann ich nicht machen. Ich sage Ihnen nur, dass sie so oder so sterben werden. Die Frage ist nur: Wann und wo passiert es? Sie können mir befehlen, ihnen weniger oder mehr Beruhigungsmittel zu verabreichen. Oder Sie sagen mir, wir sollen uns möglichst lange bemühen, sie am Leben zu erhalten.«

»Doctor, ich kann Ihnen nicht den Befehl erteilen, sie zu töten. Werden sie leiden, wenn wir versuchen, sie möglichst lange überleben zu lassen?«

»Leiden? Nein, sie wechseln lediglich von Bewusstlosigkeit hinüber in den Tod. Oder sie erwachen kurz und sind gleich darauf tot. Ich weiß nicht, ob das Sterben Schmerzen auslöst, aber nach den Werten der einen Bärkuh zu urteilen, die sich selbst umgebracht hat, und auf der Grundlage der Autopsie scheint es bei ihr kein Trauma ausgelöst zu haben. Der Körper wird vielmehr mit Chemikalien und Hormonen geflutet, die den Schmerz ausblenden und möglicherweise sogar Halluzinationen erzeugen, während die Körperfunktionen in sehr rascher Folge eingestellt werden.«

Es klang fast schon angenehm. Kein Schmerz, dazu womöglich Visionen von dem, was das sterbende Wesen sehen wollte. Trost, Frieden… Und dennoch — das eigene Ende absichtlich herbeizuführen? »Versuchen Sie alles, um sie am Leben zu erhalten. Das sind unsere Regeln, das gebe ich zu. Aber es sind die einzigen Regeln, die ich anwenden kann.«

»Wir ermöglichen ein Ende, wenn es keine Hoffnung mehr gibt und der Patient eine künstliche Verlängerung seines Lebens ablehnt«, machte Dr. Nasr ihm klar.

»Es gibt noch Hoffnung«, sagte Geary und fragte sich, ob er das tatsächlich glaubte.

Der Arzt nickte. Geary hatte dem medizinischen Stab nie das Prinzip verständlich machen können, einem vorgesetzten Offizier zu salutieren. »Eine Sache noch, Admiral. Diese Bürger der Syndikatwelten, die wir vor den Enigmas gerettet haben… Wissen Sie bereits, was mit ihnen geschehen soll?«

»Nein, Doctor. Das weiß ich noch nicht. Ich habe soeben Gott und Richter für diese Bärkühe gespielt. Soll ich das jetzt bei den Syndiks auch machen?«

»Das werden Sie machen müssen, Admiral. Wenn Sie sie den Behörden der Syndikatwelten übergeben, wissen Sie, was mit ihnen geschehen wird. Man wird sie wie Laborratten behandeln, man wird ihnen Schlimmeres antun, als es die Enigmas mit ihnen gemacht haben.«

Geary schüttelte wütend den Kopf. »Wenn ich sie mit zur Allianz nehme, wird man sie nicht besser behandeln! Unsere Forscher tönen, dass man ihre Würde und Menschlichkeit respektieren muss, aber das Ergebnis wird das Gleiche sein.« Er rief einen Bericht auf, an den er sich erinnern konnte, überflog ihn und fand das Gesuchte. »Diese Syndik-Bürger wurden gefragt, was sie wollen, und jeder von ihnen hat gesagt, dass er nach Hause zurückkehren will.«

»Wollen Sie nach Hause zurückkehren, Admiral?«

»Ich…« Ja, aber mein Zuhause existiert nicht mehr. Das ist schon vor langer Zeit verschwunden. Und wenn ich dorthin zurückkehre, wo mein Zuhause einmal war, werde ich keine ruhige Minute haben. So wie diese armen dreihundertdreiunddreißig Syndiks. »Ich verstehe, was Sie meinen, Doctor. Ganz ehrlich. Ich verspreche Ihnen, ich werde nichts entscheiden, solange ich mir nicht umfassende Gedanken über das Wohlergehen dieser Leute gemacht habe.«

»Danke, Admiral. Mehr als das will ich auch gar nicht.«

Geary ließ sich in seinen Sessel sinken. Er hatte genug davon, schwierige Entscheidungen zu treffen, vor allem bei Angelegenheiten, bei denen keineswegs klar war, welcher der richtige Weg war.

»Admiral?«, meldete sich Desjani leise zu Wort.

»Ja?«

»Während Sie mit dem Arzt gesprochen haben, ist eine weitere Nachricht mit hoher Priorität für Sie eingegangen. Captain Jane Geary möchte so bald wie möglich mit Ihnen reden.«

Na, großartig. Dass dieser Moment kommen würde, hatte er gewusst. Da sich die Schlachtkreuzer immer weiter von den Schlachtschiffen entfernten, würde die Zeitverzögerung zwischen jeder Frage und Antwort größer und größer werden und die lästige Unterhaltung sich umso mehr in die Länge ziehen. »Ich melde mich von meinem Quartier aus bei ihr.«

»Reden Sie nicht um den heißen Brei herum, schonen Sie nicht ihre Gefühle. Sagen Sie ihr klipp und klar, was Sache ist. Und verraten Sie ihr bei den Vorfahren ja nicht, dass diese Ratschläge von mir gekommen sind.«

Einige Minuten lang blieb er noch auf der Brücke und sah mit an, wie die Enigma-Flotte mit Ziel Midway in den Sprungraum verschwand. Das war eigentlich schon vor Stunden geschehen, doch jetzt beobachten zu können, wie der Feind tatsächlich das System verließ, machte es umso deutlicher, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten.

»Also gut, ich bin dann in meinem Quartier und rede mit meiner Großnichte.«

Bevor er mit der Dreadnaught Kontakt aufnahm, überprüfte er zunächst alle Sicherheitseinstellungen seiner Komm-Software. Aus Erfahrung wusste er, dass es eine absolute Abhörsicherheit nicht gab, dennoch wollte er alles tun, damit dieses Gespräch unter vier Augen auch ein solches blieb.

Jane Gearys Bild nahm in seinem Quartier Gestalt an. Sie machte keinen erfreuten Eindruck, doch damit hatte er auch nicht gerechnet. »Admiral, ich bitte mit allem nötigen Respekt um eine Darlegung der Gründe, die dazu geführt haben, dass ich bei dem Kommando über diese Hälfte der Flotte übergangen wurde.«

Er konnte den persönlichen Ansatz für eine Antwort wählen, oder er konnte genauso wie sie eine dienstliche Fassade vorschieben, wie Jane Geary es schon zuvor wiederholt gemacht hatte, um ihre Gefühle zu verstecken. Entgegen Desjanis Ratschlag entschied er sich für den zweiten Weg.

»Captain Geary«, begann er in förmlichem Tonfall. »Ich habe den Offizier ausgewählt, der meiner Meinung nach am besten dafür geeignet ist, die erforderlichen Aufgaben auszuführen.«

»Wenn das etwas mit den Gerüchten zu tun hat, ich würde von Ihnen bevorzugt behandelt, dann ist es ungerecht, mich für falsche Anschuldigungen zu bestrafen, die andere über mich verbreiten, Admiral.«

Geary musste innehalten, bevor er antwortete. Es kursieren Gerüchte, dass ich Jane Geary bevorzugt behandele? Warum hat Tanya mir nichts davon gesagt? Aber vielleicht weiß sie ja auch gar nichts davon. Wer würde so etwas ihr gegenüber schon wiederholen wollen? Und welche Grundlage gab es für solche Gerüchte? Ich habe sie nach der Schlacht bei Honor gelobt, aber wer will dagegen etwas einwenden? »Captain Geary, ich kann Ihnen versichern, dass meine Entscheidung nicht durch irgendwelche Gerüchte beeinflusst worden ist.« Da mir keine Gerüchte zu Ohren gekommen sind, ist meine Erklärung so wahr, wie sie es nur sein kann.

Diesmal zögerte Jane Geary, ehe sie weiterredete. »Wieso bin ich nicht am besten für dieses Kommando geeignet?«

Sollte er ihr die Wahrheit sagen? Wenn er es nicht tat, war er dann nicht zwangsläufig für alles verantwortlich, was sie unternahm? Vor seinem geistigen Auge sah er Tanya, wie sie ihm einen ernsten Blick zuwarf. Sagen Sie ihr klipp und klar, was Sache ist. »Ich werde nicht drumherumreden, Captain Geary. Die Befehlshaberin der Dreadnaught, die ich bei Varandal kennengelernt habe, hätte dieses Kommando erhalten. Sie war aggressiv und klug, sie war zuverlässig und fähig. Ich war davon überzeugt zu wissen, was sie tun und wie sie reagieren würde. Seit wir Varandal verlassen haben, bin ich immer weniger davon überzeugt, ihre Reaktionen in einer beliebigen Situation einschätzen zu können.«

Erst wurde sie bleich, dann bekam sie einen roten Kopf. »Wann bin ich meinen Pflichten nicht nachgekommen? Welche Mission habe ich nicht ausgeführt? Für mein Verhalten bei Honor habe ich keine Vorwürfe zu hören bekommen.«

»Es wäre auch unmöglich, Ihnen für Ihr Verhalten bei Honor irgendwelche Vorwürfe zu machen«, entgegnete Geary. »Wie ich in meiner Belobigung bereits ausgeführt hatte, haben Sie den höchsten und besten Traditionen der Allianz-Flotte entsprechend gehandelt. Aber«, fuhr er fort, als sie wieder zu einer Bemerkung ansetzen wollte, »ich muss nicht wissen, ob einer meiner befehlshabenden Offiziere in der Lage ist, heldenhaft zu agieren. Es ist meine Aufgabe, alles zu tun, um zu verhindern, dass überhaupt irgendjemand so agieren muss. Wenn meine Anstrengungen fehlschlagen, dann kann jemand einschreiten, so wie Sie es getan haben. Das Problem ist dabei aber, Captain Geary, dass Sie es sich seitdem zur Angewohnheit gemacht haben, auch dann die Heldin zu spielen, wenn es dafür keine Notwendigkeit gibt. Sie wollen die Heldin sein. Es gibt für ein Schiff, für eine Crew, für eine Flotte nichts Gefährlicheres als einen Kommandanten, der ein Held sein will.«

Als Jane Geary ihn daraufhin fassungslos anstarrte, konnte er förmlich mitansehen, wie die Fassade vor ihren Gefühlen zu bröckeln begann. »Sie…«, brachte sie nur erstickt heraus. »Sie sind Black Jack. Er…«

»Ich bin nicht der Mann aus der Legende. Alles, was ich getan habe, geschah nur, weil es nötig war, weil es getan werden musste, aber nicht, weil ich mich danach gesehnt habe.«

»Das sieht in der Flotte aber niemand so!« Ihr schien nicht klar zu sein, dass sie ihre letzten Worte gebrüllt hatte.

»Es kennt mich auch niemand so, wie ich mich selbst kenne. Ich habe versucht, Sie näher kennenzulernen und eine persönliche Beziehung zu schaffen, aber…«

»Warum sind Sie nicht nach Glenlyon gereist? Die Leute dort haben auf Sie gewartet. Stattdessen bekamen sie mich vorgesetzt. Mich, die Großnichte, die es gerade mal zum Captain eines Schlachtschiffs gebracht hat. Ich musste mir endlose Geschichten über Black Jack anhören — und über meinen heldenhaften Bruder, der unter seinem Kommando gekämpft hat!«

Geary sprang wütend auf. »Sie haben bei Varandal auch unter meinem Kommando gekämpft, und das haben Sie verdammt gut gemacht! Jane, Sie haben bei Honor getan, was notwendig war. Was mir Sorgen macht, ist die Gefahr, dass Sie so etwas auch dann noch einmal machen, wenn es nicht notwendig ist. Sagen Sie mir die Wahrheit. Als Sie bei Honor eingeschritten sind, haben Sie in dem Moment an irgendetwas anderes gedacht als an das, was getan werden muss?«

Sie presste die Lippen zusammen, während sie ihn anschaute. Schließlich brachte sie in ersticktem Tonfall heraus: »Ich hatte Angst. Ich dachte an nichts anderes als daran, dass das die einzige Lösung ist. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Einsatz der kinetischen Projektile etwas bringen würde, aber ich war verzweifelt. Seitdem erzählt mir zwar jeder, wie mutig und tapfer es von mir gewesen ist, diese Attacke anzuführen, aber ich denke immer nur daran, welche Angst ich hatte. So, jetzt kennen Sie die Wahrheit. Jetzt wissen Sie, dass ich keine Heldin bin. Ich bin nicht mal eine gute Offizierin. Als ich mit dieser Situation konfrontiert wurde, hatte ich nur Angst, sonst nichts.«

Einen Moment lang starrte er sie an, dann musste er lachen, wobei er sah, wie sie zuerst erschrak, gleich darauf aber wütend wurde. »Jane… bitte… ich bin nicht… Vorfahren, bewahrt uns! Was glauben Sie, was Mut ist?«

»Wenn man keine Angst davor hat, sich einer Gefahr zu stellen! Jeder weiß…«

»Dann irrt sich jeder.« Geary setzte sich wieder hin und musterte sie. »Sie hatten also Angst. Haben Sie irgendeine Vorstellung davon, welche Angst ich bei Grendel ausgestanden habe? Mein Schiff wurde um mich herum in Stücke geschossen. Bis auf mich war die gesamte Crew der Merlon tot, die Selbstzerstörung war aktiviert, und ich konnte keine funktionierende Rettungskapsel finden.«

»Sie… was? Davon hat nie jemand ein Wort gesagt.«

»Weil es niemand weiß, ausgenommen Tanya Desjani. Und jetzt Sie. Jane, als ich noch sehr jung war, da sagte mein Vater mir etwas. Wir unterhielten uns über Helden. Ich kann mich daran erinnern, dass ich Geschichtsbücher gelesen hatte und dass ich davon sprach, wie großartig diese Menschen waren, die vor riesigen Herausforderungen gestanden und keine Angst verspürt hatten. Daraufhin lachte mein Vater noch viel lauter, als ich es eben getan habe. Er sagte mir, Mut ist nicht das Fehlen von Angst. Mut, also richtige Tapferkeit, heißt, Angst zu haben und trotzdem das zu tun, was getan werden muss. Ich nahm ihm das eigentlich nicht ab.« Er atmete tief durch. »Ich glaubte es ihm erst, als ich auf der Merlon war und den überlebenden Besatzungsmitgliedern den Befehl gab, das Schiff zu evakuieren, während ich noch etwas länger Gegenwehr leistete. Und als ich durch einen Korridor gehen musste, der mit Trümmern und Toten übersät war. Als ich versuchte, irgendwie dieses Schiffswrack zu verlassen, das jeden Moment explodieren würde.«

Jane Geary schaute betreten zu Boden. »Das haben mir die Leute auch gesagt, aber ich habe ihnen nicht geglaubt. Ich komme mir vor wie eine Betrügerin.«

»Sie sind ein Mensch, Jane. Und Sie sind eine gute Offizierin, solange Sie nicht versuchen zu beweisen, dass Sie auch noch eine Heldin sind. Das haben Sie bei Honor bewiesen, weil Sie da Angst hatten und trotzdem das taten, was notwendig war.« Er konnte nicht einschätzen, ob sie ihm glaubte.

Als sie endlich wieder etwas sagte, kam das so leise über ihre Lippen, dass er sie kaum hören konnte. »Hatte Michael Angst?«

»Als er mit der Repulse die Syndiks aufhielt, damit der Rest der Flotte entkommen konnte? Ja.«

»Warum haben Sie mir das nicht gesagt?«

Das war eine gute Frage, die ihn mit einem Mal erkennen ließ, aus welchem Grund er dazu geschwiegen hatte. »Weil Sie bis dahin so etwas nicht durchgemacht hatten«, antwortete er schließlich. »Hätte ich Ihnen gesagt, dass Michael Angst gehabt hat, dann hätten Sie das womöglich als Kritik an seiner Person aufgefasst, obwohl genau das Gegenteil gemeint war. Genauso gibt es Leute, die sich so in das vertiefen, was sie tun müssen, und die an tausend Dinge gleichzeitig denken, dass sie gar keine Zeit haben, um ihre Angst zu bemerken. Tanya Desjani gehört zu diesen Leuten. Diese Leute sind ebenfalls tapfer, aber auf eine andere Weise, weil sie ihre Ängste lange genug unterdrücken, um ihre Aufgaben zu erledigen. Aber wenn Mut bedeuten würde, gar keine Angst zu empfinden, dann wären wohl die Maschinen die Mutigsten von allen im ganzen Universum.«

Eine Weile dachte sie über seine Worte nach, dann fragte sie mit fester Stimme: »Was muss ich tun?«

Die Antwort darauf fiel ihm leicht. »Seien Sie wieder die Offizierin, die ich bei Varandal erlebt habe. Ich brauche niemanden, der beweisen will, dass er Black Jack ist. Ich brauche Jane Geary.«

Sie sah ihm in die Augen und nickte. »Ich glaube, ich kann mich an sie erinnern. Sie wollte allerdings noch etwas anderes beweisen, nämlich wer sie nicht ist.«

»Wir alle versuchen ständig, irgendetwas zu beweisen.« Geary sah ihr forschend in die Augen. »Jane, dieses Superschlachtschiff, die neue Invincible, muss nach Hause gebracht werden. Ihre Schlachtschiffe sind die letzte Verteidigungslinie vor den vier Schiffen, die diese Invincible schleppen. Lassen Sie sie nicht im Stich. Die brauchen Sie, um jeden Angriff abzublocken, der gegen sie gerichtet ist.«

Sie hob den Arm zu einem bedächtigen Salut. »Wenn irgendetwas durchkommt, dann nicht, weil ich es durchgelassen hätte.« Nachdem die Unterhaltung beendet und Jane Gearys Bild verschwunden war, stand er da und betrachtete die Stelle, an der er gerade eben noch seine Großnichte gesehen hatte. Wieder einmal hatte er ihr den Befehl gegeben, sich bis zum Äußersten gegen den Feind zur Wehr zu setzen — notfalls bis zum Tod. Nach diesem Gespräch war er überzeugt, dass sie das auch tun würde. Nicht, weil er es befohlen hatte, sondern weil sie wusste, wer sie war. Sollte sie diesmal bei der Ausführung seiner Befehle ums Leben kommen, dann würde das nichts an seinen Schuldgefühlen ändern.

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