KAPITEL DREI TEELA BROWN

Teela lachte unsicher.

»Nun hören Sie aber auf«, widersprach Louis Wu energisch. »Sie können Glück doch nicht züchten wie buschige Augenbrauen!«

»Und doch züchten Sie telepathische Veranlagungen!«

»Das ist doch nicht das gleiche! Telepathie ist keine psychische Eigenschaft. Die Mechanismen im rechten parietalen Lobus sind genau lokalisiert. Sie funktionieren nur bei den meisten Menschen nicht.«

»Früher hat Ihr Volk geglaubt, Telepathie sei eine Form von PSI. Und jetzt behaupten Sie, mit Glück sei das nicht so.«

»Glück ist Glück.«

Die Situation wäre vielleicht lustig gewesen, so lustig, wie Teela Brown dachte, daß sie war — doch Louis erkannte, was ihr verborgen blieb. Der Pierson-Puppenspieler meinte es ernst. »Das Mittelmaß pendelt zur einen und zur anderen Seite. Wenn sich die Chancen zu sehr verlagern, sind Sie raus aus dem Spiel — wie einst die Dinosaurier. Die Würfel fallen zu Ihren Gunsten, und…«

»Man sagt, manche Menschen könnten den Fall eines Würfels beeinflussen.«

»Also schön, dann habe ich einen schlechten Vergleich gewählt. Der Punkt ist doch…«

»Genau«, polterte der Kzin. Seine Stimme brachte Wände zum Beben, wenn er es wollte. »Der Punkt ist der, daß wir akzeptieren werden, wen auch immer Nessus auswählt. Ihnen gehört das Schiff, Nessus. Wo also ist unser viertes Besatzungsmitglied?«

»Hier im Zimmer!«

»Jetzt aber tanj Moment mal!« Teela sprang auf. Das silberne Netzkostüm schimmerte wie echtes Metall auf ihrer blaugetönten Haut, und ihr Haar flatterte wie eine Flamme im Zugwind der Klimaanlage. »Diese ganze Sache ist vollkommen lächerlich. Ich gehe nirgendwohin. Warum sollte ich?«

»Suchen Sie jemand anderen, Nessus! Es gibt sicher Millionen qualifizierter Kandidaten. Wo ist das Problem?«

»Keine Millionen, Louis. Wir haben ein paar tausend Namen und Telefonnummern sowie Transferkabinennummern von den meisten davon. Jeder stammt seit fünf Generationen von Vorfahren ab, die ihre Existenz der Geburtsrechts-Lotterie verdanken.«

»Und?«

Nessus lief im Zimmer auf und ab. »Viele davon scheinen im Augenblick eine Pechsträhne zu haben. Die übrigen sind nie zu erreichen. Wenn wir anrufen, sind sie gerade unterwegs, oder der Computer gibt uns eine falsche Verbindung. Wenn wir einen Vertreter der Familie Brandt ermitteln wollen, klingelt jedes Telefon in ganz Südamerika. Es ist zum Verzweifeln!« Tap-Tap-Tap. Tap-Tap-Tap.

»Sie haben mir bisher nicht einmal erzählt, wo Sie hinwollen«, sagte Teela.

»Ich darf Ihnen unser Reiseziel noch nicht verraten, Teela. Aber Sie können…«

»Bei Finagles roten Klauen! Sie wollen uns nicht einmal das verraten?«

»Sehen Sie sich das Holo an, das Louis bei sich trägt. Das ist die einzige Information, die ich Ihnen zur Zeit geben kann.«

Louis reichte ihr das Holo, das einen babyblauen Streifen hinter einer grellen weißen Sonne vor dem schwarzen Hintergrund des Alls zeigte. Teela Brown nahm sich Zeit, es zu betrachten. Allein Louis bemerkte, wie ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg.

Als sie schließlich sprach, spuckte sie die Worte einzeln hervor wie Kirschkerne. »Das ist das absolut Lächerlichste, von dem ich je gehört habe! Sie erwarten allen Ernstes, daß Louis und ich mit einem Puppenspieler und einem Kzin als Begleiter über die Grenzen des Bekannten Weltraums hinausjagen, ohne mehr über unser Reiseziel zu wissen, als daß es ein Stück blaues Band um einen Lichtfleck herum ist? Das ist… einfach lächerlich!«

»Also weigern Sie sich, mit uns zu kommen?«

Teela Brown hob die Augenbrauen.

»Ich muß auf einer direkten Antwort bestehen. Vielleicht finden meine Agenten schon bald einen anderen Kandidaten.«

»Ja«, sagte Teela Brown. »Ja, ich weigere mich.«

»Dann vergessen Sie bitte nicht, daß Sie nach Ihren eigenen Gesetzen verpflichtet sind, Stillschweigen über die Angelegenheit zu bewahren. Man hat Ihnen für diese Besprechung ein Beraterhonorar überwiesen.«

»Wem bitte schön sollte ich davon erzählen?« Teela lachte hysterisch auf. »Wer würde mir denn glauben? Louis, wollen Sie sich wirklich dieser lächerlichen…?«

»Ja.« Louis dachte längst über andere Dinge nach, wie zum Beispiel eine taktvolle Möglichkeit, Teela aus dem Büro zu schaffen. »Aber nicht jetzt gleich. Dort draußen findet noch immer eine Party statt. Wollen Sie mir nicht einen Gefallen tun? Schalten Sie den Musicmaster von Band vier auf Band fünf, ja? Und sagen Sie jedem, der fragt, daß ich in einer Minute wieder da sein werde.«

Nachdem die Tür hinter Teela Brown ins Schloß gefallen war, sagte Louis: »Tun Sie mir und sich selbst einen Gefallen und lassen Sie mich beurteilen, ob ein Mensch für eine Reise ins Unbekannte qualifiziert ist oder nicht, ja?«

»Sie wissen, welche Qualifikationen Vorrang haben«, erwiderte Nessus. »Bisher gibt es noch nicht einmal zwei Kandidaten, unter denen wir auswählen könnten.«

»Aber Sie haben Zehntausende!«

»Nicht wirklich. Viele disqualifizieren sich selbst; andere sind unauffindbar. Verraten Sie mir doch einfach, warum dieses menschliche Weibchen nicht Ihren Ansprüchen genügt?«

»Sie ist zu jung!«

»Kein Kandidat, der nicht Teela Browns Generation entspringt, kann sich qualifizieren.«

»Glück als Zuchtziel! Nein, halt, ich will nicht wieder darüber streiten. Ich kenne Menschen, die noch verrückter sind. Ein paar davon treiben sich auf meiner Party herum… außerdem haben Sie selbst gesehen, daß Teela Brown nicht xenophil ist.«

»Sie ist auch nicht xenophob! Sie fürchtet sich weder vor Der-zuden-Tieren-spricht noch vor mir.«

»Aber sie besitzt den Funken nicht! Sie ist nicht… ist nicht…«

»Sie ist nicht rastlos«, sagte Nessus. »Sie ist glücklich, wo sie ist. Das ist in der Tat ein Hinderungsgrund. Es gibt nichts, das sie sich wünscht. Woher sollten wir das wissen, ohne sie zu fragen?«

»Also schön, suchen Sie sich Ihre Kandidaten halt selbst aus.« Louis stapfte aus dem Büro.

Hinter ihm flötete der Puppenspieler: »Louis! Sprecher-zu-denTieren! Das Signal! Einer meiner Agenten ist fündig geworden!«

»Sicher ist er das!« brummte Louis angewidert. Auf der anderen Seite des Wohnzimmers funkelte Teela Brown wütend einen fremden Pierson-Puppenspieler an.


Louis erwachte nur langsam. Er erinnerte sich, daß er das Headset aufgesetzt und den Strom auf eine Stunde gestellt hatte. Das war wahrscheinlich vor einer Stunde gewesen. Sobald der Strom sich abschaltete, würde das unbequeme Ding auf dem Kopf ihn geweckt haben…

Das Set war nicht auf seinem Kopf.

Louis setzte sich abrupt auf.

»Ich habe Ihnen das Set abgenommen«, sagte Teela Brown. »Sie hatten Ihren Schlaf nötig.«

»O Mann. Wie spät ist es?«

»Kurz nach siebzehn Uhr.«

»Ich bin ein miserabler Gastgeber! Was macht die Party?«

»Nur noch zwanzig Leute. Keine Sorge, ich habe ihnen gesagt, was ich vorhatte. Alle hielten es für eine gute Idee.«

»Okay.« Louis rollte sich aus dem Bett. »Danke. Wollen wir zu dem zurückkehren, was von der Party noch übrig ist?«

»Ich möchte zuerst mit ihnen reden.«

Louis setzte sich wieder. Die Benommenheit des Schlafs wich langsam von ihm. »Worüber?« fragte er.

»Sie wollen diese verrückte Reise tatsächlich mitmachen?«

»Ja.«

»Warum?«

»Ich bin zehnmal so alt wie Sie, Teela«, antwortete Louis. »Ich muß nicht arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich habe nicht die Geduld, um Wissenschaftler zu werden. Ich habe versucht zu schreiben, aber das stellte sich als Knochenarbeit heraus, und das war das Letzte, was ich erwartet hatte. Was bleibt also noch? Ich spiele viel.«

Sie schüttelte den Kopf, und Feuerflackern tanzte über die Wände. »Es klingt aber gar nicht nach einem Spiel.«

Louis zuckte die Schultern. »Mein größter Feind ist die Langeweile. Sie hat viele meiner Freunde umgebracht, aber sie wird mich nicht kriegen. Sobald ich anfange, mich zu langweilen, riskiere ich irgendwo mein Leben.«

»Sollten Sie nicht wenigstens wissen, auf welches Risiko Sie sich einlassen?«

»Ich werde gut bezahlt.«

»Sie brauchen das Geld nicht.«

»Die menschliche Rasse braucht das, was die Puppenspieler als Belohnung anbieten. Sehen Sie, Teela, wir haben Ihnen von diesem Quantum II Hyperraumantrieb erzählt. Es ist das einzige Raumschiff im Bekannten Weltraum, das schneller ist als drei Tage pro Lichtjahr. Und es ist gleich vierhundertmal so schnell!«

»Warum muß man denn so schnell sein?«

Louis war nicht in der Stimmung, ihr einen Vortrag über die Explosion des galaktischen Zentrums zu halten. »Kommen Sie, kümmern wir uns lieber um die Gäste.«

»Nein, warten Sie!«

»Okay.«

Sie besaß große Hände mit langen, schlanken Fingern. Sie glänzten im reflektierten Licht, als Teela nervös durch ihre Feuermähne fuhr. »Tanj, ich verderbe noch alles! Louis, haben Sie im Augenblick eine Geliebte?«

Die Frage überraschte ihn. »Ich denke nicht.«

»Sehe ich wirklich aus wie Paula Cherenkow?«

Im Halbdunkel des Schlafraums sah sie aus wie die brennende Giraffe in Dalis Gemälde. Ihr Haar leuchtete von innen heraus, eine flackernde gelbe und orangefarbene Flamme, die in Rauch auslief. Teelas Körper war nur ein Schatten, der in ihrem eigenen Licht badete. Louis’ Erinnerung füllte die Einzelheiten hinzu: die langen, perfekten Beine, die kegelförmigen festen Brüste, die zarte Schönheit ihres kleinen Gesichts. Er hatte sie vor vier Tagen kennengelernt, in den Armen von Tedron Dohenny, einem spindeldürren Crashlander, der extra wegen Louis’ Party zur Erde gereist war.

»Ich dachte, du wärst Paula selbst«, sagte er schließlich. »Sie lebt auf We Made It, wo ich Ted Dohenny kennengelernt habe. Als ich euch beide zusammen sah, dachte ich, ihr wärt auf dem gleichen Schiff hergekommen.

Aus der Nähe gibt es ein paar Unterschiede. Deine Beine sind schöner; dafür war Paulas Gang anmutiger. Paulas Gesicht war… kühler, denke ich. Vielleicht spielt mir auch nur die Erinnerung einen Streich.«

Von draußen drangen Klänge von Computermusik herein, wild und ursprünglich und merkwürdig unvollständig ohne die Lichteffekte, die sie zu einem Ganzen machten. Teela bewegte sich unruhig, und Schatten von flackerndem Feuer tanzten über die Wand.

»Was geht in deinem Kopf vor? Vergiß nicht«, sagte Louis, »die Puppenspieler können unter ein paar tausend Kandidaten wählen. Jeden Tag, jede Minute könnte unser vierter Mann auftauchen, und dann: Los geht’s!«

»Das stimmt«, sagte Teela.

»Bleibst du bis dahin bei mir?«

Teela nickte, und ihre Feuermähne flackerte.


Der Puppenspieler kam zwei Tage nach der Party vorbei.

Louis und Teela waren draußen auf dem Rasen, wo sie die Sonne genossen und eine todernste Partie Feenschach spielten. Louis hatte ihr einen Turm genommen. Jetzt bedauerte er es. Teela wechselte ständig zwischen Intellekt und Intuition; Louis konnte nie im voraus sagen, welchen Zug sie als nächstes machte. Sie nahm das Spiel sehr ernst.

Sie kaute auf ihrer Unterlippe und dachte über den nächsten Zug nach, als der Servo heranglitt und sich mit einem Gong meldete. Louis blickte zum Display hinauf. Zwei einäugige Pythons sahen aus dem Bauch des Servos auf ihn herab.

»Schick ihn zu uns nach draußen«, sagte er gutgelaunt.

Teela sprang in einer plötzlichen, schroffen Bewegung auf. »Ihr beide habt sicher Geheimnisse.«

»Vielleicht. Was hast du vor?«

»Ich muß noch ein paar Sachen lesen.« Sie richtete einen drohenden Zeigefinger auf ihn und sagte: »Rühr das Brett nicht an!«

An der Tür begegnete sie dem Puppenspieler, der gerade in den Garten wollte. Sie winkte ihm lässig zu, als sie an ihm vorbeiging, und Nessus sprang zwei Meter zur Seite. »Verzeihung«, flötete er. »Sie haben mich erschreckt.«

Teela hob eine Augenbraue und verschwand im Haus.

Der Puppenspieler blieb vor Louis stehen und faltete die Beine unter dem Leib. Ein Kopf blieb auf Louis gerichtet; der andere bewegte sich nervös im Kreis und beobachtete mißtrauisch die Umgebung. »Kann die Frau uns belauschen?«

Louis zeigte seine Überraschung. »Natürlich! Sie wissen selbst, daß es im Freien keinen Schutz vor Abhörstrahlen gibt. Was gibt’s?«

»Irgend jemand oder irgend etwas könnte uns beobachten. Louis, gehen wir in Ihr Büro!«

»Mir gefällt es hier.« Louis fühlte sich vollkommen behaglich, wo er war. »Würden Sie bitte endlich Ihren Kopf stillhalten? Sie benehmen sich, als hätten Sie Todesangst!«

»Ich habe Angst, obwohl ich weiß, wie unbedeutend mein Tod wäre. Wie viele Meteoriten schlagen jährlich auf der Erde ein?«

»Keine Ahnung.«

»Wir sind dem Asteroidengürtel gefährlich nahe. Aber das spielt keine Rolle mehr. Wir haben noch kein viertes Besatzungsmitglied auftreiben können.«

»Schlimm, schlimm.« Das Benehmen des Puppenspielers gab Louis Rätsel auf. Wäre Nessus ein Mensch gewesen… Doch Nessus war kein Mensch. »Sie haben noch nicht aufgegeben, schätze ich.«

»Nein, aber unsere Fehlschläge sind bitter. Die letzten vier Tage haben wir nach einem Norman Haywood KJMMCWTAD gesucht. Er wäre der perfekte Kandidat.«

»Und?«

»Er ist gesund und kräftig. Vierundzwanzig irdische Jahre und vier Monate alt. Die letzten sechs Generationen seiner Vorfahren verdanken sämtlich ihre Existenz Lotteriegewinnen! Das beste von allem: Er reist gern und zeigt die Rastlosigkeit, die wir benötigen.

Selbstverständlich versuchten wir, mit ihm in Kontakt zu treten. Drei Tage lang folgte ihm einer meiner Agenten durch die Transferkabinen, immer einen Sprung hinter ihm, während Norman Haywood zum Skilaufen in der Schweiz war, zum Surfen in Sri Lanka, zum Einkaufen in New York und in den Rocky Mountains oder im Himalaja Partys besuchte. Letzte Nacht holte mein Agent ihn ein, als er an Bord eines Passagierraumschiffs nach Jinx ging. Das Schiff startete, bevor mein Agent seine natürliche Furcht vor Ihren unsicheren Schiffen überwinden konnte.«

»Auch ich hatte schon derartige Tage. Können Sie ihm nicht eine Hyperwellen-Botschaft nachschicken?«

»Louis, unsere Expedition muß ein Geheimnis bleiben!«

»Ja, natürlich«, sagte Louis und betrachtete einen Pythonkopf, der sich drehte und drehte und drehte und nach unsichtbaren Feinden suchte.

»Wir werden Erfolg haben«, sagte Nessus. »Tausende geeigneter Kandidaten können sich doch nicht ewig verstecken! Das können sie doch nicht, Louis? Sie wissen ja nicht einmal, daß wir nach ihnen suchen!«

»Sie werden schon einen finden. Sie sind auf dem besten Weg.«

»Ich bete, daß es nicht so ist! Louis, wie soll ich das nur schaffen? Wie kann ich zusammen mit drei Aliens an Bord eines Schiffes gehen, das nur für einen einzigen Piloten gebaut ist? Das wäre Wahnsinn!«

»Nessus, was macht Sie denn so nervös? Diese ganze Expedition war Ihre Idee!«

»War sie nicht. Meine Anweisungen kommen von Denen-dieFühren, aus zweihundert Lichtjahren Entfernung.«

»Irgend etwas hat sie verängstigt. Ich will wissen, was das ist. Was haben Sie herausgefunden? Kennen Sie die echten Reiseziele? Was hat sich geändert, seit Sie bereit waren, vier Kzinti in einem öffentlichen Restaurant zu beleidigen? He, beruhigen Sie sich!«

Der Puppenspieler hatte die Köpfe und Hälse zwischen die Vorderbeine gesteckt und sich zu einer Kugel zusammengerollt.

»Kommen Sie«, sagte Louis. »Kommen Sie wieder heraus!« Er streichelte sanft mit beiden Händen über die Hälse des Puppenspielers — soweit sie zu erreichen waren. Der Puppenspieler erschauerte. Seine Haut war weich wie Chamoisleder und fühlte sich angenehm an.

»Nun kommen Sie schon wieder hervor. Niemand wird Sie hier angreifen. Ich beschütze meine Gäste.«

Ein dumpfes Jammern drang unter dem Bauch des Puppenspielers hervor. »Ich war verrückt! Verrückt! Habe ich wirklich vier Kzinti beleidigt?«

»Nun kommen Sie endlich wieder hervor. Hier geschieht Ihnen nichts. So ist es schon besser!« Ein flacher Kopf spähte aus dem warmen Schatten. »Sehen Sie? Nichts, vor dem Sie sich fürchten müßten.«

»Vier Kzinti? Nicht drei?«

»Mein Fehler. Ich habe mich verzählt. Es waren drei.«

»Verzeihen Sie mir, Louis.« Der Puppenspieler schob den anderen Kopf bis zum Auge hervor. »Meine manische Phase ist zu Ende. Ich befinde mich im depressiven Teil meines Zyklus.«

»Können Sie nichts dagegen tun?« Louis dachte an die Folgen, wenn Nessus in einem kritischen Augenblick in Depressionen verfiel.

»Ich kann nur warten, bis sie endet. Ich kann mich schützen, so weit das möglich ist. Ich kann versuchen, meine Urteilskraft nicht dadurch beeinflussen zu lassen.«

»Armer Nessus. Und Sie sind sicher, daß Sie nichts Neues in Erfahrung gebracht haben?«

»Weiß ich denn nicht bereits genug, um jeden gesunden Verstand in Angst und Schrecken zu versetzen?« Der Puppenspieler erhob sich unsicher. »Wieso mußte ich Teela Brown treffen? Ich dachte, sie wäre längst wieder abgereist!«

»Ich bat sie zu bleiben, bis wir unser viertes Besatzungsmitglied gefunden haben.«

»Weshalb?«

Diese Frage hatte Louis sich auch gestellt.

Es hatte wenig mit Paula Cherenkow zu tun. Er hatte sich seit damals zu sehr verändert; außerdem war er kein Mann, der eine Frau in die Form einer anderen preßte.

Schlafplattformen waren für zwei Benutzer konstruiert, nicht für einen. Es hatte auch noch andere Mädchen auf der Party gegeben… vielleicht nicht ganz so hübsch wie Teela. Konnte es sein, daß der weise alte Louis sich immer noch durch Schönheit allein blenden ließ?

Aus den silbernen Augen hatte mehr als Schönheit geblickt. Irgend etwas Hochkompliziertes.

»Zur Befriedigung sexueller Gelüste«, erwiderte Louis Wu. Ihm war zu Bewußtsein gekommen, daß er sich mit einem Alien unterhielt. Der Puppenspieler würde die Komplexität geschlechtlicher Beziehungen nicht begreifen. Er sah, daß Nessus noch immer zitterte und fügte hinzu: »Gehen wir lieber in mein Büro. Es liegt unter dem Hügel. Keine Meteore.«


Als der Puppenspieler sich verabschiedet hatte, suchte Louis nach Teela. Er fand sie in der Bibliothek vor einem Leseschirm. Sie blätterte mit einer selbst für ausgesprochene Schnelleser hohen Geschwindigkeit durch die Tafeln.

»Hi«, begrüßte sie ihn und hielt das Lesegerät an. »Wie geht es unserem zweiköpfigen Freund?«

»Er ist außer sich vor Angst. Und ich bin total erschöpft. Ich mußte mich bei einem Pierson-Puppenspieler als Psychiater betätigen.«

Teelas Mine erhellte sich. »Erzähl mir vom Sexualleben der Puppenspieler.«

»Ich weiß nur, daß man ihm nicht erlaubt sich fortzupflanzen. Es macht ihm zu schaffen. Ich nehme an, er könnte es tun, wenn es kein Gesetz dagegen gäbe. Ansonsten hat er das Thema gemieden. Tut mir leid.«

»Schön. Worüber habt ihr gesprochen?«

Louis winkte ab. »Dreihundert Jahre traumatischer Erlebnisse. So lange hält sich Nessus nämlich schon unter Menschen auf. Er kann sich kaum noch an seine Heimatwelt erinnern. Ich kriege allmählich das Gefühl, der Arme hat sich dreihundert Jahre lang nur gefürchtet.« Louis ließ sich seufzend in einen Massagestuhl fallen. Die Anstrengung, mit einem Alien mitzufühlen, hatte seinen Verstand ermüdet und sein Vorstellungsvermögen arg strapaziert. »Wie steht’s mit dir? Was liest du da?«

»Die Explosion des galaktischen Kerns.« Teela deutete auf den Leseschirm.

Sterne in Clustern und Haufen und Nebeln. Man sah kein Schwarz — es gab einfach zu viele Sterne. Es sah aus wie ein dichter Sternhaufen, doch es war keiner. Es konnte keiner sein. Weder Teleskope noch ein normales Raumschiff besaßen genügend Reichweite.

Es war der galaktische Kern, mit einem Durchmesser von fünftausend Lichtjahren — eine dichte Kugel aus Sternen im Mittelpunkt des Wirbels der Milchstraße. Ein einziger Mensch war bis dorthin vorgedrungen, vor zweihundert Jahren und in einem Experimentalschiff der Puppenspieler. Auf dem Schirm sah man rote, blaue und grüne Sterne, die sich gegenseitig überlagerten. Die roten Sterne waren am größten und hellsten. Im Zentrum des Bildes war eine gleißend helle Stelle, die einem aufgeblähten Komma ähnelte. Im Innern des Kommas waren zwar punkt- und linienförmige Schatten zu erkennen, doch die Schatten im Zentrum des Bildes waren heller als die hellsten Sterne außerhalb davon.

»Deshalb brauchst du also das Schiff der Puppenspieler«, murmelte Teela. »Richtig?«

»Richtig.«

»Wie ist es dazu gekommen?«

»Die Sterne stehen zu dicht beieinander«, erklärte Louis. »Im Durchschnitt nur ein halbes Lichtjahr voneinander entfernt, wie in jeder anderen Galaxis auch. Im Zentrum sind sie noch dichter zusammengedrängt. Im Mittelpunkt einer Galaxis stehen die Sterne so dicht beisammen, daß sie sich gegenseitig aufwärmen können. Und wenn sie heißer werden, brennen sie auch rascher aus. Das heißt, sie altern rascher.

Zuerst wurde ein Stern zur Nova. Er stieß eine Menge Hitze und Salven von Gammastrahlen aus. Die Sonnen um die Nova herum wurden noch heißer. Ich glaube, die Gammastrahlen regten die stellare Aktivität noch mehr an. Ein paar der Nachbarsterne explodierten.

Das vervielfachte die Hitze und die Strahlung. Weitere Sterne entflammten zur Nova. Eine Kettenreaktion, die nicht mehr zu bremsen war. Der weiße Fleck im Mittelpunkt ist eine einzige gewaltige Supernova. Wenn du willst, kannst du die Berechnungen ein wenig weiterverfolgen. Sie sind auf dem Band.«

»Nein danke«, sagte sie vorhersehbar. »Inzwischen ist alles wahrscheinlich längst vorüber?«

»Ja. Das ist altes Licht, das du dort siehst, obwohl es unseren Teil der Galaxis noch lange nicht erreicht hat. Die Kettenreaktion ist vor zehntausend Jahren zu Ende gewesen.«

»Und warum regen sich alle so auf?«

»Strahlung. Alle möglichen schnellen Partikel.« Der Massagestuhl tat seine Wirkung. Louis ließ sich noch tiefer in die formlose Masse sinken. Seine Muskulatur wurde von stehenden Wellen durchgeknetet. »Sieh es einmal von diesem Standpunkt: Der Bekannte Weltraum ist eine kleine Kugel aus Sternen, ungefähr dreiunddreißigtausend Lichtjahre vom Zentrum der Milchstraße entfernt. Die Novae explodierten vor mehr als zehntausend Jahren. Das bedeutet, daß die Wellenfront aus Strahlung uns in ungefähr zwanzigtausend Jahren erreicht. Stimmt’s?«

»Natürlich.«

»Unmittelbar nach der Strahlung erreicht uns eine Front subatomarer Partikel.«

»…Oh.«

»In zwanzigtausend Jahren müssen wir jede Welt evakuieren, von der du je gehört hast, und wahrscheinlich noch eine ganze Menge mehr.«

»Das ist eine lange Zeit. Wenn wir mit der Evakuierung sofort begännen, könnten wir es mit den Schiffen schaffen, die wir jetzt zur Verfügung haben. Leicht sogar.«

»Du denkst nicht richtig nach. Bei drei Tagen pro Lichtjahr brauchen wir sechshundert Jahre, um die Magellanschen Wolken zu erreichen!«

»Sie könnten doch alle Jahre irgendwo anhalten, um frischen Proviant und frische Luft an Bord zu nehmen…«

Louis lachte bitter. »Versuch doch mal, jemanden dazu zu überreden! Weißt du, was ich denke? Wenn das Licht der Explosion durch die Staubwolken zwischen hier und dem Zentrum der Milchstraße schimmert, werden plötzlich alle schreckliche Angst bekommen. Von diesem Augenblick an bleiben ihnen vielleicht noch hundert Jahre, um zu verschwinden.

Die Puppenspieler hatten die richtige Idee. Sie schickten einen Menschen zum Zentrum der Milchstraße, weil das für Publicity sorgte und ihnen half, Gelder für ihre Forschung aufzutreiben. Der Pilot schickte Bilder wie das dort zurück. Die Puppenspieler waren bereits verschwunden, ehe der Pilot wieder bei uns landen konnte. Kein Puppenspieler hielt sich mehr auf einem von Menschen besiedelten Planeten auf. Wir werden es niemals so machen wie die Puppenspieler. Wir werden warten und warten; und wenn wir uns endlich entschließen zu verschwinden, müssen wir Billionen intelligenter Lebewesen aus unserer Galaxis evakuieren. Wir werden die schnellsten und größten Schiffe benötigen, die wir bauen können, und wir werden so viele benötigen, wie wir nur kriegen. Wir brauchen den Antrieb der Puppenspieler jetzt, damit wir schon jetzt anfangen können, ihn zu verbessern. Der…«

»Okay. Ich komme mit.«

Louis verlor das Konzept. »Wie bitte?«

»Ich komme mit.«

»Du bist verrückt!«

»Du fährst doch mit, oder nicht?«

Louis biß die Zähne zusammen und zwang sich zur Ruhe. Als er schließlich sprach, klang er ruhiger, als es der Situation angemessen schien. »Stimmt, ich fahre mit. Aber ich habe meine Gründe, und du nicht. Ich bin besser als du, wenn es ums Überleben geht, weil ich darin länger Erfahrung habe.«

»Ich habe mehr Glück als du.«

Louis schnaubte verächtlich.

»Meine Gründe sind vielleicht nicht so gut wie deine, aber sie sind gut genug!« Ihre Stimme klang hoch und schrill vor Zorn.

»Einen Tanj sind sie!«

Teela tippte auf den Bildschirm. Unter ihrem Fingernagel schimmerte das Licht eines aufgeblasenen Kommas. »Ist das vielleicht ein fadenscheiniger Grund?«

»Wir bekommen den Puppenspieler-Antrieb, ob du mitkommst oder nicht. Du hast Nessus gehört: Es gibt Tausende wie dich, die als Kandidaten in Frage kommen.«

»Und ich bin eine davon!«

»Schön, du bist eine davon.«

»Warum bist du so tanj väterlich? Habe ich dich um deinen Schutz gebeten?«

»Tut mir leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Schließlich bist du erwachsen.«

»Vielen Dank! Ich beabsichtige, eurer Crew beizutreten«, sagte Teela mit eisig formeller Stimme.

Das Höllische daran war, Teela war tatsächlich erwachsen. Nicht nur, daß Louis sie nicht zwingen konnte — jeder Versuch, sie herumzukommandieren, würde ihm als schlechtes Benehmen angelastet und (was den Punkt viel eher traf) nicht funktionieren.

Vielleicht konnte man sie ja überzeugen…

»Denk doch mal nach«, sagte Louis Wu sanft. »Nessus hat sich gewaltig angestrengt, um unsere Forschungsreise geheimzuhalten. Warum wohl? Was will er verbergen?«

»Das ist doch seine Sache, oder? Vielleicht gibt es, wo auch immer wir hinfahren, etwas zu stehlen?«

»Na und? Wir reisen zu einem Ort, der immerhin zweihundert Lichtjahre entfernt ist. Wir sind die einzigen, die so weit kommen.«

»Dann will er eben verhindern, daß man das Schiff stiehlt.«

Was auch immer an Teela ungewöhnlich sein mochte — dumm war sie nicht. Louis hatte noch gar nicht an diese Möglichkeit gedacht. »Denk an die Besatzung — zwei Menschen, ein Puppenspieler, ein Kzin. Keiner davon ist als Forscher ausgebildet.«

»Ich durchschaue deine Absicht, Louis, aber ehrlich, ich werde mitkommen. Ich bezweifle, daß du mich aufhalten kannst.«

»Dann solltest du wenigstens wissen, worauf du dich einläßt. Weshalb die gemischte Besatzung?«

»Das ist Nessus Problem.«

»Ich würde sagen, es ist auch unseres. Nessus erhält seine Befehle direkt von Denen-die-Führen, aus dem Hauptquartier der Puppenspieler sozusagen. Ich glaube, er hat erst vor ein paar Stunden herausgefunden, was diese Befehle wirklich bedeuten. Jetzt hat er schreckliche Angst. Diese… diese Überlebenspriester haben vier Spiele gleichzeitig am Laufen, ganz zu schweigen von dem, was wir erforschen werden.«

Er bemerkte Teelas Interesse und fuhr fort: »Zum ersten ist da Nessus. Wenn der Puppenspieler verrückt genug ist, auf einer unbekannten Welt zu landen, kann er dann möglicherweise vernünftig genug sein, um dieses Abenteuer zu überleben? Die-die-Führen müssen das herausfinden. Nachdem die Puppenspieler die Magellanschen Wolken erreicht haben, müssen sie ein neues Handelsimperium errichten. Und das Rückgrat ihres Handels sind ihre Verrückten!

Zweitens, unser pelziger Freund. Als Gesandter bei einer fremden Rasse müßte er eigentlich zu den kultiviertesten Kzinti gehören. Ist er kultiviert genug, um mit uns anderen auszukommen? Oder wird er uns umbringen, um Platz zu haben und frisches Fleisch?

Und drittens du und dein vorgebliches Glück. Wenn das nicht das blauäugigste Forschungsprojekt ist, von dem ich je gehört habe!

Viertens ich, Louis Wu, ein wahrscheinlich typischer Abenteurer. Vielleicht bin ich die Kontrollperson.

Weißt du, was ich denke?« Louis stand inzwischen über dem Mädchen und hämmerte ihr seine Worte mit einer Technik ein, die er bei einem verlorenen Wahlkampf für die UN gelernt hatte, als er Mitte siebzig gewesen war. Er wollte Teela Brown unter keinen Umständen unter Druck setzen, aber er wünschte sich verzweifelt, er könnte sie überzeugen. »Den Puppenspielern ist es vollkommen egal, zu welchem Planeten wir aufbrechen! Warum auch nicht? Sie verlassen doch sowieso unsere Galaxis. Sie stellen unser kleines Team auf eine Zerreißprobe! Und bevor wir alle umkommen, lernen sie eine Menge darüber, wie wir untereinander agieren!«

»Ich glaube nicht, daß es ein Planet ist«, sagte Teela.

Louis explodierte. »Tanj! Was hat das denn damit zu tun?«

»Also wirklich, Louis. Wenn wir schon beim Erforschen getötet werden, dann können wir ebensogut versuchen herauszufinden, was es überhaupt ist. Ich denke, es ist ein Raumschiff.«

»Denkst du.«

»Ein ziemlich großes. Ringförmig, mit einem Staustrahltrichter, der interstellaren Wasserstoff auffangen soll. Ich denke, der Wasserstoff wird ins Zentrum geleitet, wo die Kernfusion stattfindet. Auf diese Weise erhält man Schub und eine Sonne obendrein. Man versetzt den Ring in Rotation, um Schwerkraft zu erzeugen, und überdacht die Innenseite mit Glas.«

»Jaaah« sagte Louis gedehnt. Er dachte an das merkwürdige Gebilde auf dem Holo, das der Puppenspieler ihm gegeben hatte. Er hatte noch viel zu wenig Zeit damit verbracht, über das Ziel der Expedition nachzudenken. »Könnte sein. Groß und primitiv und schwer zu steuern. Warum sollten Die-die-Führen daran interessiert sein?«

»Es könnte ein Flüchtlingsschiff sein. Rassen, die dichter am Zentrum leben, entdecken die stellaren Vorgänge auch früher, wo ihre Sonnen doch so dicht beisammen stehen. Vielleicht haben sie die Explosion schon Jahrtausende vorher kommen sehen… als es erst eine oder zwei Novae gab.«

»Supernovae. Könnte sein… und du hast mich schön vom Thema abgebracht. Ich habe dir gesagt, welches Spiel die Puppenspieler meiner Meinung nach spielen. Ich werde trotzdem mitfahren, und wenn es nur aus Spaß ist. Aber aus welchem Grund willst du mitkommen?«

»Die Explosion des Kerns.«

»Selbstlosigkeit ist eine großartige Sache, aber erzähl mir nicht, du machst dir Gedanken wegen etwas, das die Menschen frühestens in zwanzigtausend Jahren betrifft. Versuch’s noch mal.«

»Verdammt! Wenn du den Helden spielen kannst, kann ich das auch. Und du täuschst dich in Nessus. Eine Selbstmordmission würde er bestimmt nicht mitmachen. Außerdem… weshalb sollten die Pierson-Puppenspieler irgend etwas über uns in Erfahrung bringen wollen? Oder über die Kzinti? Warum sollten sie uns testen wollen? Die Puppenspieler ziehen sich aus der Galaxis zurück. Sie werden nie wieder etwas mit uns zu tun haben.«

Nein, Teela war ganz und gar nicht dumm. Aber… »Du irrst dich. Die Puppenspieler haben ganz ausgezeichnete Gründe, alles über uns in Erfahrung zu bringen.«

Teelas Blick ermutigte ihn, seine Behauptung zu untermauern. »Wir wissen nicht viel über die Völkerwanderung der Puppenspieler. Wir wissen, daß jeder lebende gesunde, normal denkende Puppenspieler auf der Flucht ist. Wir wissen auch, daß die Puppenspieler mit Unterlichtgeschwindigkeit fliehen. Sie fürchten sich vor dem Hyperraum.

Wenn sie dicht unterhalb der Lichtgeschwindigkeit mit ihrer Weltenflotte durch den Raum reisen, erreichen sie die Magellanschen Wolken in ungefähr fünfundachtzigtausend Jahren. Und was erwartet sie ihrer Meinung nach bei ihrer Ankunft?«

Louis grinste Teela an und lieferte ihr die Pointe: »Wir natürlich. Menschen und Kzinti. Vielleicht noch Kdatlyno und Pierin und Delphine. Die Puppenspieler wissen, daß wir bis zur letzten Minute warten und dann erst fliehen. Und sie wissen, daß wir überlichtschnelle Antriebe einsetzen werden. Wenn die Puppenspieler die Kleine Magellansche Wolke erreichen, werden sie auf uns treffen… oder die Spezies, die uns ausgelöscht hat. Und wenn sie uns Menschen kennen, können sie Rückschlüsse auf die Natur der Killer ziehen. Oh, die Puppenspieler haben gute Gründe, uns zu studieren!«

»Okay!«

»Willst du immer noch mitmachen?«

Teela nickte.

»Warum?«

»Das sage ich dir später.« Teelas Haltung war entschlossen. Was konnte Louis noch tun? Wäre sie Neunzehn gewesen, hätte er ihre Eltern angerufen. Mit Zwanzig galt sie als erwachsen. Irgendwo mußte man schließlich eine Grenze ziehen.

Als Erwachsene besaß sie das Recht auf einen freien Willen; sie hatte das Recht, von Louis gute Manieren zu erwarten, und bestimmte Bereiche ihrer Privatsphäre gingen ihn nichts an. Louis konnte nur überzeugen, und dabei hatte er gründlich versagt.

So gründlich, daß Teela nicht hätte tun müssen, was sie als nächstes tat. Plötzlich nahm sie seine Hände und sagte lächelnd, beinahe flehentlich: »Nimm mich mit dir, Louis. Ich habe wirklich Glück. Wenn Nessus sich für jemand anderen entscheidet, mußt du am Ende vielleicht allein schlafen. Du würdest es hassen. Ich weiß, daß du es hassen würdest.«

Sie hatte ihn im Sack. Er konnte sie nicht daran hindern, an Bord zu gehen — nicht, wenn sie direkt zu dem Puppenspieler gehen konnte.

»Also schön«, sagte er. »Rufen wir ihn an.«

Außerdem haßte er es tatsächlich, allein zu schlafen.

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