Kapitel 3

Die Tierarztpraxis brannte, aber wie sich herausstellte, nicht die neue Klinik selbst, die in einem Nebengebäude untergebracht war. Von der Straße aus konnte man jedoch nur den völlig in Flammen aufgegangenen Empfangs- und Bürotrakt sehen, aus dessen Dach unter goldenem Funkenregen rote Zungen hoch in den Himmel hinaufschossen. Es war ein einstöckiges Haus, solid, weitläufig, und sein Ende war spektakulär - großartig, trotz des ganzen Desasters.

Ken war wie rasend allein aus dem Restaurant gestürzt und in wahnsinniger Fahrt davongebraust, ob wir ihm nun folgten oder nicht und ohne zu bedenken, wie zurückgestoßen sich Belinda dadurch fühlen würde.

»Er hätte auf mich warten können.«

Sie sagte das in gekränktem Ton viermal, doch niemand äußerte sich dazu. Ich fuhr uns unter Mißachtung des Tempolimits in den Ort.

An die Tierarztpraxis war mit dem Wagen nicht heranzukommen. Feuerwehrgerät, Streifenwagen und Schaulustige drängten sich am Parkplatzrand und versperrten die ganze Fahrbahn. Der Lärm war ungeheuer. Scheinwerfer und Straßenlaternen warfen tiefschwarze Schatten hinter die umherrennenden Helfer, und die Flammen verliehen den Feuerwehrhelmen orangefarbene Heiligenscheine, widerspiegelten sich in dem Wasser überall und tanzten auf den gebannten Gesichtern außerhalb des abgesperrten Bereichs.

»O Gott, die Pferde ...« Belinda rannte sofort los, als unser Wagen zwangsläufig zum Stehen kam, und drängte und schlängelte sich nach vorn durch, wo ich sie dann kurz bei einem Disput mit einem Uniformierten erblickte,

der ihr den Weg versperrte. Ken war nicht zu sehen.

Dunstumhülltes Wasser stieg aus Schläuchen empor und fiel in leuchtenden Fontänen auf das brennende Dach nieder, um sich, wie es schien, augenblicklich in Dampf zu verwandeln und unter dem schwarzen Himmel zu verwehen. Die Hitze erwärmte noch weithin die Nacht.

»Die Ärmsten«, sagte Vicky und mußte schreien, um sich in dem Lärm Gehör zu verschaffen.

Ich nickte. Ken hatte ohnedies schon genug Sorgen.

Es gab zwei dumpfe Explosionen irgendwo innerhalb der Mauern, und beide trieben riesige Stichflammen zu den geborstenen Vorderfenstern heraus. Beißender, in die Augen stechender Rauch quoll hinter ihnen her.

»Zurück, zurück«, wurde gerufen.

Noch zwei Explosionen. Durch die Fenster zuckten, aufröhrend wie Flammenwerfer, spitze helle Zungen über den Parkplatz auf die erschrockenen Schaulustigen zu und jagten sie in die Flucht.

Wieder ein Knall. Wieder eine gewaltige Flammengarbe. Die Feuerwehrleute gruppierten sich neu, steckten die Köpfe zusammen.

Das ganze Dach stürzte ein wie mit einem Donnerschlag, worauf noch mehr Flammen wie Zahncreme aus den Fenstern gepreßt wurden, und dann verwandelte das brüllende Inferno sich urplötzlich in fettschwarze Rauchschwaden, und das Feuerwerk versickerte in einem nassen, dreckigen Chaos, das säuerlich roch.

Asche trieb im Wind und ließ sich in grauen Flocken auf unseren Haaren nieder. Man hörte das Zischen von Wasser auf heißer, erlöschender Glut. Würgendes Husten im Rauch. Die Zuschauer zogen langsam ab, so daß wir drei näher an das zerstörte Gebäude heran konnten, um nach

Belinda und Ken zu suchen.

»Meinen Sie, das ist sicher?« fragte Vicky zweifelnd und blieb weit davor stehen. »Sind da nicht Bomben hochgegangen?«

»Eher Farbdosen«, sagte ich.

Greg sah überrascht drein. »Kann Farbe explodieren?«

Wo hatte er denn gelebt, fragte ich mich, wenn er das in seinem Alter nicht wußte?

»Mehl explodiert auch«, sagte ich.

Vicky warf mir einen sonderbaren Blick zu, als ob sie trotz erheblicher Zweifel noch an meine geistige Gesundheit zu glauben bemüht sei, aber mit Mehl durchsetzte Luft explodiert tatsächlich, wenn man sie entzündet. Mit Luft vermischt, sind viele Stoffe leicht entzündlich. Alte Kumpane: Sauerstoff, Brennstoff und Feuer.

»Gehen Sie doch zurück zum Auto«, schlug ich Vicky und Greg vor. »Ich suche die beiden. Ich sage ihnen, daß ich Sie nach Hause fahre.«

Sie sahen beide erleichtert aus und schlossen sich den abwandernden Leuten an. Ich drückte mich an ein paar Beamten vorbei, konnte zwar nirgends Belinda und Ken entdecken, fand aber rechts von dem abgebrannten Gebäude einen Seitenarm des Parkplatzes, der zu einem größeren Platz auf der Rückseite führte. Dort hinten war Bewegung, Licht und waren Leute.

Ich sah Ken kurz von weitem, als er durch einen Lichtkreis eilte, und lief auf ihn zu, obwohl hinter mir Warnrufe ertönten. Die Hitze, die von der Ziegelmauer zu meiner Linken ausging, hatte Backofenstärke, was die Rufe erklärte, und ich hoffte im Vorbeisausen doch sehr, daß nicht der ganze Bau nach außen kippte und mich auf der Stelle röstete.

Ken sah mich auf sich zurennen und blickte erst einmal mit offenem Mund den Weg hinunter, den ich gekommen war.

»Guter Gott«, sagte er, »sind Sie da langgelaufen? Das ist gefährlich. Man kann außen herumgehen.« Er deutete hinter sich, und ich sah, daß es tatsächlich einen Zugang von einer anderen Straße gab, denn dort stand ein Löschfahrzeug, das die Flammen von der Rückseite her bekämpft hatte.

»Kann ich irgendwas tun?« fragte ich.

»Den Pferden geht’s gut«, sagte Ken. »Aber ich brauche ... ich weiß nicht.« Er schwieg abrupt und begann zu zittern, als hätte das Ausmaß der Katastrophe ihn jetzt, wo es nicht mehr nötig war, sofort zu handeln, überwältigt. Sein Mund verzerrte sich, und sein ganzes Gesicht bebte.

»Gott steh mir bei«, sagte er.

Es klang nach einem echten Stoßgebet, das sich auf sehr viel mehr bezog als den Verlust eines Gebäudes. Ich war zwar kein guter Ersatz für die Gottheit, aber doch auch nicht unerfahren in der Bewältigung von Katastrophen. Verunglückte etwa ein Bus mit britischen Touristen, dann landeten sie, bildlich gesprochen, vor den Türen der Botschaft, und so hatte ich mich schon vieler menschlicher Tragödien angenommen.

»Ich bringe Vicky und Greg nach Hause und komme dann wieder her«, sagte ich.

»Bestimmt?« Schon für den Vorsatz schien er rührend dankbar zu sein. Er zitterte weiter, dem Zusammenbruch nah.

»Halten Sie durch«, sagte ich und ging, ohne noch Zeit zu verlieren, zum Hinterausgang hinaus, lief die schmale Straße dort hinunter und gelangte durch eine Gasse wieder auf die Hauptstraße, ein Glücksfall, denn ich kam nur ein paar Schritte vom Wagen entfernt heraus. Vicky und Greg ließen sich ohne Protest nach Hause fahren. Belinda würde ihnen hoffentlich verzeihen, aber sie hätten das Bedürfnis, eine Woche lang nur zu schlafen, sagten sie, und ich solle ihr bitte ausrichten, daß sie nicht geweckt werden wollten.

Ich blickte sie liebevoll an, während sie ermattet in der blanken Halle von Thetford Cottage standen. Sie hatten viel mitgemacht, und wenn ich zurückdachte, hatten sie sich eigentlich nicht ein einziges Mal ernstlich darüber beklagt. Ich sagte ihnen tschüs, bis morgen, und nahm auf ihre Bitte hin den Schlüssel für die Haustür mit, die sie hinter mir zuwarfen.

Ich kehrte über die Seitenstraße zur Tierarztpraxis zurück und roch an der Zufahrt wieder den ätzenden Rauch, der im Hals schmerzte wie eine Mandelentzündung. Das Löschfahrzeug auf der Rückseite hatte seine Schläuche eingeholt und sich verabschiedet, nur ein einzelner behelmter Mann in gelber Ölhaut stapfte umher, um aufzupassen, daß die Trümmer nicht von selber wieder Feuer fingen.

Schnell schaute ich mir den Bereich an, der vom Brand verschont geblieben war: ein neu aussehender einstöckiger Bau, dessen sämtliche Fenster hell erleuchtet waren, eine Reihe von leeren Stallboxen mit offenen Türen, leicht zurückgesetzt unter einem vorstehenden Dach, und ein verglaster, dreißig Meter langer Durchgang, der das abgebrannte mit dem nicht abgebrannten Nebengebäude verband. Diese Passage war erstaunlicherweise weitgehend unbeschädigt, nur die am stärksten der Hitze ausgesetzten vorderen Scheiben waren zersprungen.

Die Leute hasteten noch herum, als ob es ungehörig wäre, langsam zu gehen. Die größte Dringlichkeit war indessen vorbei: Was blieb, waren die üblichen mühseligen Räumungsarbeiten. Wobei es diesmal anscheinend keine Toten gab, die man in Säcken hinaustragen mußte. Man muß auch die positiven Seiten sehen.

Da Ken nirgends zu sehen war und eine Tür des Neubaus offenstand, ging ich hinein, um ihn zu suchen, und landete in einer als Warteraum ausstaffierten Eingangshalle mit einem halben Dutzend Klappstühlen und einem Mindestmaß an Behaglichkeit.

Alles, einschließlich des Fliesenfußbodens und eines Kaffeeautomaten in der Ecke, war klitschnaß. Ein Mann, der erfolglos versuchte, dieser Maschine eine Stärkung zu entlocken, versetzte ihr einen kräftigen Tritt, als wäre ihr Ausfall nach all dem anderen nun wirklich der Gipfel.

»Wo ist Ken?« fragte ich ihn.

Er deutete auf eine offene Tür und ging erneut auf den Automaten los, und ich folgte seinem ausgestreckten Zeigefinger und kam zu einem breiten Gang mit Türen auf beiden Seiten, darunter wieder einer offenen, hinter der Licht brannte. Ich fand Ken dort in einem ziemlich kleinen, funktionalen Raum, der momentan mehr Leute beherbergte, als vom Architekten vorgesehen.

Ken stand an dem vorhanglosen Fenster und zitterte immer noch wie Espenlaub. Ein grauhaariger Mann saß betrübt hinter einem Metallschreibtisch. Eine Frau mit verschmutztem Gesicht stand neben ihm und streichelte ihm die Schulter. Zwei weitere Männer und noch eine Frau hockten auf Büromöbeln oder lehnten an der Wand. Das Zimmer roch nach dem in ihrer Kleidung sitzenden Qualm, und es war kühl genug, um Kens Frösteln einer äußeren Ursache zuzuschreiben.

Alle wandten den Kopf nach mir, als ich in der Tür erschien, nur Ken nicht. Ich sagte seinen Namen, und er drehte sich um und sah mich, brauchte aber einen Moment, um zu schalten.

»Kommen Sie rein«, sagte er, und zu den anderen gewandt: »Er ist ein Helfer.«

Sie nickten, stellten keine Fragen. Alle sahen erschöpft aus, und bei meiner Ankunft hatten sie geschwiegen, als hielte der Schock sie noch davon ab, die panische Geschäftigkeit abzuschütteln und das normale Leben wieder aufzunehmen. Ich hatte schon viele Menschen in diesem Schwebezustand gesehen, zum erstenmal mit dreiundzwanzig, auf meinem ersten Auslandsposten in einem entlegenen Konsulat. Der Konsul war nicht da, und so mußte ich mich allein um ein britisches Charterflugzeug kümmern, das nach Einbruch der Dunkelheit einen bewaldeten Berghang gestreift und zerfetzte Körper zwischen zersplitterte Bäume gestreut hatte. Unter anderem war ich im Morgengrauen da draußen gewesen, um Plünderer fernzuhalten. Dann kamen Angehörige in die Stadt, um zu identifizieren, was sie konnten, und wie betäubt vor Schmerz bei mir Trost zu suchen. Da hieß es dann ganz schnell erwachsen werden. Schlimmer war es seither nicht gekommen.

Der Mann, der den Kaffeeautomaten mit Fußtritten traktiert hatte, kam in das Büro, ging an mir vorbei und setzte sich auf den Fußboden, den Rücken gegen die Wand gelehnt.

»Wer sind Sie?« fragte er im Aufblicken.

»Ein Bekannter von Ken.«

»Peter«, sagte Ken.

Der Mann nickte gleichgültig. »Der Kaffeeautomat ist im Eimer«, verkündete er.

Seine Augen waren rotgerändert, seine Hände und sein Gesicht schmutzig, sein Alter unbestimmt, zwischen dreißig und fünfzig. Seine Auskunft wurde apathisch aufgenommen.

Der grauhaarige Mann hinter dem Schreibtisch schien sowohl der Älteste wie auch der Ranghöchste zu sein. Er blickte von einem zum anderen und sagte müde: »Irgendwelche Vorschläge?«

»Daß wir ins Bett gehen«, sagte der Kaffeeautomatenmann.

»Einen besseren Computer kaufen«, regte einer der anderen Männer an. »Wenn die Daten auf Sicherungskopien überspielt sind, sollten wir sie künftig in einem Tresor aufbewahren.«

»Dafür ist es ein bißchen zu spät«, sagte eine von den Frauen, »da alle unsere Daten verbrannt sind.«

»Die neuen Daten eben.«

»Falls wir noch eine Praxis haben«, sagte Ken heftig.

Dieser Gedanke war auch schon den anderen gekommen, die weiter trübsinnig dreinschauten.

»Wie ist das Feuer ausgebrochen?« fragte ich.

Der grauhaarige Mann antwortete mit todmüder Stimme: »Wir hatten die Anstreicher hier. Unter uns verzichten wir aufs Rauchen, aber Handwerker mit Zigaretten ...« Er ließ den Satz unbeendet, denn das Szenario war allgemein bekannt.

»Keine Brandstiftung also«, sagte ich.

»Sind Sie Journalist?« wollte eine von den Frauen wissen.

»Nein, ganz bestimmt nicht.«

Ken schüttelte den Kopf. »Er ist Diplomat. Er regelt alles mögliche.«

Keiner von ihnen wirkte beeindruckt. Die Frauen meinten, ein Diplomat sei das letzte, was sie brauchten, doch der grauhaarige Mann sagte, wenn ich irgendwelche praktischen Vorschläge hätte, solle ich sie äußern.

Zögernd sagte ich: »Ich würde die ganze Nacht jemand hierlassen, bei voller Beleuchtung.«

»Tja ... wieso?«

»Falls es doch Brandstiftung war.«

»Das kann keine Brandstiftung gewesen sein«, sagte der Grauhaarige. »Weshalb sollte irgend jemand unsere Praxis anzünden wollen?«

Einer der anderen Männer sagte: »Bei der Klinik hier hätten sie jedenfalls nicht viel ausrichten können. Die haben wir ganz aus feuerhemmendem Material bauen lassen. Sie ist angeblich brandsicher.«

»Und sie hat ja auch nicht gebrannt«, sagte die Frau. »Die Feuerschutztüren im Durchgang haben standgehalten. Die Feuerwehrleute haben tonnenweise Wasser da hineingejagt.«

»Und den Kaffeeautomaten ruiniert«, sagte der Mann auf dem Fußboden.

Einige lächelten schwach.

»Wir haben also noch unsere Klinik«, erklärte mir der grauhaarige Mann, »aber wir haben die Apotheke verloren, das Labor, die Kleintierpraxis und, wie Sie gehört haben, alle unsere Unterlagen. Die Steuer situation allein . « Er brach ab und schüttelte hoffnungslos den Kopf. »Ich glaube, ins Bett zu gehen war ein guter Vorschlag, und wir sollten ihn annehmen. Wer aber die Nacht über hierbleiben kann, soll sich bitte melden.«

Sie hatten alle genug, und niemand muckste sich.

Nach einer merklichen Pause stieß Ken hervor: »Ich bleibe, wenn Peter bleibt.«

Das hatte ich mir selbst eingebrockt, dachte ich. Nun ja.

»Okay«, sagte ich.

»Wer hat Bereitschaftsdienst?« fragte der grauhaarige Mann.

»Ich«, sagte Ken.

»Und ich auch«, setzte eine dunkelhaarige junge Frau hinzu.

Der Grauschopf nickte. »In Ordnung. Ken bleibt dann hier. Alle anderen gehen schlafen.« Er stand auf und stieß sich müde, mit flach aufgelegten Händen vom Schreibtisch ab. »Kriegsrat morgen früh um neun hier, in diesem Büro.« Er kam um den Schreibtisch herum und blieb vor mir stehen. »Danke, wer immer Sie sind.« Er drückte mir kurz die Hand. »Carey Hewett«, stellte er sich vor.

»Peter Darwin.«

»Oh. Irgendwie verwandt mit ...?«:

Ich schüttelte den Kopf.

»Nein. Natürlich nicht. Es ist spät. Feierabend, Leute.«

Er ging als erster aus dem Büro, und die anderen wanderten hinter ihm her, gähnten und nickten mir kurz zu, nannten aber nicht ihre Namen. Keiner von ihnen zeigte sich neugierig oder äußerte gar Bedenken gegenüber dem Fremden, den sie so einfach auf ihrer Klinik zurückließen. Wahrscheinlich vertrauten sie Ken und übertrugen ihr Vertrauen auch auf seine Bekannten.

»Wo ist Belinda?« fragte ich, als der letzte von ihnen verschwunden war.

»Belinda?« Ken sah einen Augenblick verwirrt aus. »Belinda ... die ist mit den Pferden weg.« Er schwieg und erklärte es dann. »Wir hatten drei Pferde draußen in den Boxen. Patienten. Pflegebedürftig. Wir haben sie zu einem Trainer geschafft, der Platz in seinem Stall hat. Belinda ist mitgefahren, um nach dem Rechten zu sehen.« Neuerliche Pause. »Sie waren aufgeregt, verstehen Sie? Sie konnten den Rauch riechen. Und wir wußten ja nicht ... ich meine, die Klinik hätte doch auch in Brand geraten können - und die Boxen.«

»Ja.«

Er zitterte immer noch.

Ich sagte: »Es ist ganz schön kalt hier.«

»Bitte? Ja, wahrscheinlich. Die Feuerwehrleute sagten, wir sollten die Zentralheizung erst wieder anstellen, wenn sie überprüft worden ist. Wir haben Gasheizung.«

»Gas? Auch im Bürogebäude?«

»Ja, aber sie war abgestellt. Ist sie nach Feierabend immer. Die Feuerwehrleute fragten danach.« Er starrte mich an. »Sie haben sofort die Hauptleitung gesperrt.« Das Zittern wurde wieder stärker. »Das Ganze ist ein Alptraum. Es ist ... es ist ...«

»Ja«, sagte ich, »setzen Sie sich.« Ich wies auf den Sessel des grauhaarigen Mannes hinter dem Schreibtisch, die einzige halbwegs bequeme Sitzgelegenheit, die zu sehen war.

Ken tastete sich vorwärts und setzte sich, als wären ihm die Beine weggeknickt. Er hatte die Art von langen, schlaksigen Gliedmaßen, die immer so aussehen, als seien sie im Begriff, aus dem Hüftgelenk, Kniegelenk, Fußgelenk zu springen - ein Skelett, das kaum noch hält. Der längliche Norwegerkopf unterstrich diesen Eindruck, und die dünnen großknochigen Finger waren eine Anatomiestunde für sich.

»Von dem Feuer abgesehen«, sagte ich, »wo liegt das Problem?«

Er stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und legte den Kopf in die Hände und antwortete mindestens eine Minute lang nicht. Als er schließlich sprach, war seine Stimme leise und äußerst beherrscht.

»Ich operiere etwa fünfmal in der Woche Pferde.

Normalerweise verliert man noch nicht eins von zweihundert, die auf den Operationstisch kommen. Bei mir wären das ein bis höchstens zwei Todesfälle im Jahr. Man kann nichts dafür, Pferde sind schwierig in der Narkose. Wie auch immer«, er schluckte, »mir sind in den vergangenen zwei Monaten vier weggestorben.«

Das schien mir eher Pech zu sein als eine fürchterliche Katastrophe, doch ich sagte: »Ist das übermäßig viel?«

»Sie verstehen nicht!« Die Anspannung ließ seine Stimme einen Moment auffahren, und er unterdrückte sie mit Mühe.

»Das geht in der Branche doch wie ein Lauffeuer herum. Die Leute lachen sich eins. Dann dringt es auch bald an die Öffentlichkeit, und keiner schickt einem noch Pferde. Sie verlangen einen anderen Tierarzt. Man braucht Jahre, um sich einen Namen zu machen. Verlieren können Sie ihn wie nichts.« Er schnippte mit den langen Fingern. »Ich weiß, daß ich ein guter Chirurg bin. Carey weiß es, sie wissen es alle, sonst wäre ich bereits draußen. Aber sie müssen auch an sich selbst denken. Wir sitzen alle im selben Boot.«

Ich winkte mit der Hand durch das leere Büro.

»Die Leute, die hier waren ...?«:

Ken nickte. »Eine Gemeinschaftspraxis von sechs Tierärzten, mich eingeschlossen, und dazu Scott, der Anästhesiepfleger. Und bevor Sie mich fragen - nein, ihm kann ich nichts vorwerfen. Er ist fachlich kompetent und im übrigen ausgebildeter Tierpfleger, wie Belinda.«

»Was ist heute morgen passiert?« fragte ich.

»Wieder das gleiche«, sagte Ken unglücklich. »Ich hatte eine Röhrbeinfraktur zu verschrauben. Routine. Aber der Herzschlag des Pferdes verlangsamte sich, und sein Blutdruck sank wie ein Stein, und wir konnten es nicht zurückholen.«

»Wir?«

»Normalerweise wären es nur Scott, Belinda und ich gewesen, aber heute hat auch Oliver Quincy assistiert. Und zwar, weil der Besitzer darauf bestand, er hatte nämlich die Gerüchte gehört. Und trotzdem ist das Pferd gestorben, und ich kann nicht ... ich weiß nicht ... mein ganzes Leben hängt daran.«

Nach einer Pause sagte ich: »Die Instrumente und Medikamente, die Sie benutzen, haben Sie alle überprüft, nehme ich an.«

»Aber natürlich. Wieder und wieder. Heute morgen haben wir alles doppelt kontrolliert, bevor wir es benutzt haben. Dreifach. Ich hab’s geprüft, Scott hat’s geprüft, Oliver hat’s geprüft. Jeder für sich.«

»Wer hat zuletzt kontrolliert?«

»Ich.« Er sagte es automatisch, dann erst ging ihm die Bedeutung meiner Frage auf. Er sagte noch einmal, langsamer: »Ich habe zuletzt kontrolliert. Ich sehe ein, daß ich das vielleicht nicht hätte tun sollen. Aber ich wollte sicher sein.«

Die Äußerung und die Handlungsweise eines Unschuldigen, dachte ich bei mir.

Ich sagte: »Wäre es unter den Umständen nicht vielleicht klüger gewesen, das Röhrbein von einem der anderen Tierärzte operieren zu lassen?«

»Was?« Er sah mich verdutzt an, begriff dann, daß ich mich nicht auskannte, und erklärte die Sache. »Wir sind Partner in einer großen Allgemeinpraxis, aber jeder von uns hat sein Spezialgebiet. Carey und zwei Frauen sind Kleintierärzte, obwohl Lucy Amhurst auch Schafe und Pferde behandelt. Jay Jardine behandelt Rinder. Ich Pferde. Oliver Quincy ist Großtierarzt, macht aber wenn, dann nur kleinere Operationen und noch dazu fast nie hier im Spital. Kastrationen und all so etwas. Das wird vor Ort gemacht.«

Er hatte beinah aufgehört zu zittern, so, als hätte das Darüberreden und Erklären schon den schlimmsten Druck von ihm genommen.

»Bis zu einem gewissen Grad sind wir austauschbar«, sagte er.

»Ich meine, jeder von uns kann eine Schnittwunde nähen, sei es bei einem Frettchen oder bei einem Zugpferd. Jeder von uns kennt die gängigen Tierkrankheiten und Heilmittel. Aber darüber hinaus spezialisieren wir uns.« Er schwieg. »Genaugenommen gibt es nicht allzu viele Chirurgen wie mich im Land. Ich bekomme Überweisungen von anderen Ärzten. Diese Klinik hat sich einen Ruf erworben, den zu verlieren wir uns nicht leisten können.«

Ich überlegte ein wenig und fragte: »Sind auch in der Hunde- und Katzenabteilung überdurchschnittlich viele Unglücke passiert?«

Ken schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Nur bei den Pferden.«

»Rennpferde?«

»Meistens. Aber vor ein paar Wochen war es ein Springpferd mit Olympiaqualifikation - und das ist nicht bei einer Operation gestorben. Ich mußte es einschläfern.« Er sah gequält ins Leere.

»Eine Woche vorher hatte ich sein linkes Hinterbein zusammengeflickt, das es sich bei einem unglücklichen Rumpier durchbohrt hatte, und davon erholte es sich zu Hause ganz gut. Dann haben sie mich angerufen, weil das ganze Bein dick geschwollen war wie ein Ballon und die Sehne völlig kaputt. Das arme Tier konnte nicht auftreten. Ich gab ihm ein Schmerzmittel, brachte es her und schnitt ihm das Bein auf, aber es war hoffnungslos ... die Sehne

hatte sich zersetzt. Da gab es nichts zu flicken.«

»Kommt das oft vor?« fragte ich.

»Nein, weiß Gott nicht. Der Besitzer war wütend, seine Tochter in Tränen aufgelöst, das ganze Haus in Aufruhr. Gott sei Dank hatten sie das Pferd versichert, sonst hätten wir den nächsten Prozeß am Hals gehabt. Wir haben uns schon gegen Kunstfehler versichern müssen wie die amerikanischen Ärzte. Heutzutage gibt es einige sehr streitlustige Leute in der Pferdewelt. Sie verlangen absolute Perfektion, und die ist unmöglich.«

Ich hatte das unbestimmte Gefühl, er habe irgend etwas ausgelassen, kam aber zu dem Schluß, daß es sich wohl um eine technische Einzelheit handelte, von der er wußte, ich würde sie nicht verstehen. Ich hatte ohnehin keinen Anspruch darauf, daß er mir jeden einzelnen Gedanken mitteilte.

Die Nacht wurde kälter. Ken schien ganz in sich hineinzuhorchen. Ich spürte ein großes Verlangen, etwas von dem Schlaf nachzuholen, den ich versäumt hatte. Niemand würde kommen und die Klinik in Brand stecken. Es war blöd von mir gewesen, das aufs Tapet zu bringen.

Ich schüttelte das Schlafbedürfnis ab und ging auf den Korridor hinaus. Alles ruhig, alles hell erleuchtet. Ich lief in die Eingangshalle und überzeugte mich, daß die Tierärzte die Vordertür abgeschlossen hatten, als sie gegangen waren.

Alles sicher.

Die Eingangshalle war zwar naß, aber deutlich wärmer als der Korridor und das Büro. Ich hielt meine Hand an die Wand, die dem abgebrannten Gebäude am nächsten lag, und fühlte die Wärme in ihr - eher angenehm als gefährlich. Die massive Tür zu dem verglasten Verbindungsgang war mit Riegeln gesichert und trug ein

Plastikschild mit der gestanzten Anweisung: »Feuerschutztür. Bitte geschlossen halten.« Der Türflügel war wärmer als die Wand, aber nicht annähernd heiß genug zum Eierbacken.

Eine dritte Tür führte von der Eingangshalle in einen geräumigen spartanischen Waschraum, und hinter einer vierten befand sich Reinigungsgerät. Nirgendwo kauerten Brandstifter.

An dem stillgelegten Kaffeeautomaten vorbei kehrte ich ins Büro zurück und bat Ken, mir den Rest der Klinik zu zeigen. Teilnahmslos stand er auf und sagte mir, daß das Büro, in dem wir waren, den jeweils operierenden Ärzten dazu diente, ihren Bericht über den Operationsverlauf und die verabreichten Medikamente zu schreiben. Die Berichte, setzte er mit einem verzweifelten Kopfschütteln hinzu, kamen dann ins Sekretariat und zu den Akten.

»Nicht in den Computer?« fragte ich und schnippte mit dem Finger nach einem Monitor, der neben dem Schreibtisch stand.

»In den Hauptcomputer schon, aber unsere Sekretärin gibt nur das Datum, den Namen des Tieres, seines Besitzers, die Art des Eingriffs und ein Aktenzeichen ein. Den ganzen Bericht einzutippen dauert zu lange, und außerdem schleichen sich dabei Fehler ein. Wer seine Aufzeichnungen konsultieren will, ruft einfach das Aktenzeichen auf und sucht den Bericht im Original heraus.« Er machte eine hilflose Handbewegung. »Jetzt dürften die Akten alle hinüber sein. Und der Computer wohl auch. Das Terminal hier ist jedenfalls tot. Es gibt also keine Belege mehr dafür, daß die Operationen, bei denen die Pferde gestorben sind, ordnungsgemäß ausgeführt wurden.«

Ich überlegte, daß andererseits, nämlich wenn es

Abweichungen vom normalen Verfahren gegeben hatte, auch die Belege dafür vom Tisch waren. Und doch nahm ich Ken seine Verzweiflung ab, weshalb wäre ich sonst mitten in der Nacht in einem Tierspital herumgelaufen, auf der Suche nach Leuten, die mit Streichhölzern spielten.

»Das Ärgerlichste ist«, sagte Ken, »daß der Architekt, von dem wir die Klinik haben bauen lassen, uns gesagt hat, das Sekretariat entspreche nicht seinen Vorstellungen von Feuerfestigkeit. Er meinte, wir sollten überall massive Feuerschutztüren einbauen, und ehrlich gesagt, das wollten wir nicht, die halten einen so auf. Wir wußten, die würden doch immer offenstehen. Aber wie man sieht, hatte er recht. Er bestand darauf, daß wenigstens an beide Enden des Verbindungsgangs eine feuerfeste Tür kam, und die Feuerwehr sagt, daß diese Türen - und die Länge des Durchgangs - die Klinik gerettet haben.«

»Weshalb ist der Durchgang so lang?«

»Hat was mit dem Untergrund hier zu tun. Weiter vorn war er zum Bauen nicht geeignet. Also brauchten wir den Durchgang, um nicht im Regen von Gebäude zu Gebäude laufen zu müssen.«

»Glück gehabt.«

»Sieht ganz so aus.«

»Wie alt ist die Klinik?«

»Drei, vier Jahre«, sagte Ken. »Dreieinhalb so ungefähr.«

»Und alle benutzen sie?«

Er nickte. »Natürlich nicht für kleinere Sachen. Häufig handelt es sich um irgendeinen Notfall. Angefahrener Hund oder so. Wir haben einen Kleintiertrakt. Ansonsten gibt es - gab es - die beiden Kleintierbehandlungszimmer drüben im Hauptgebäude, für Impfungen und so weiter.«

Er schwieg. »Gott, ist das alles deprimierend.«

Er führte mich vom Büro auf den Gang hinaus. Der Fußboden war durchgehend mit schwarzen, grau gestreiften Vinylfliesen ausgelegt, die Wände unerbittlich weiß. Die Klinik war eben nicht darauf abgestellt, die Ängste menschlicher Patienten zu lindern: strenges

Zweckbewußtsein herrschte, gepaart mit dem Geist der Feuerbeständigkeit.

Nichts war aus Holz gefertigt. Die Türen waren durchweg aus Metall, in Metall eingefaßt, braun gestrichen. Hinter drei nebeneinanderliegenden auf der linken Seite seien Lagerräume, sagte Ken. Sie waren abgesperrt. Ken schloß sie auf, und wir schauten hinein: alles ruhig.

Rechts hinter dem Büro lag ein viel größerer Doppelraum mit Gerät zum Entwickeln von Röntgenaufnahmen in der einen Hälfte und einem fahrbaren Röntgenapparat in der anderen. Auch ein einfaches Bett mit zusammengelegtem Bettzeug stand dort, offenbar unbenutzt, und eine jetzt geschlossene Tür ging auf den Patientenparkplatz hinaus.

»Wir müssen all diese Türen verschlossen halten, auch die zum Büro«, sagte Ken grimmig. »Wir haben festgestellt, daß die Sachen hier Beine bekommen, wenn wir alle im OP beschäftigt sind. Sie glauben ja nicht, was manche Leute mitgehen lassen.«

Plündern war ein angeborener Instinkt, dachte ich.

Direkt hinter dem Röntgenraum kam eine massive Feuerschutztür, die uns den Weg hätte versperren müssen. Sie war da, aber bis hintenhin aufgerissen und mit einem kräftigen Keil unterlegt. Ken sah, wie ich mir das anschaute, und zuckte die Achseln.

»Das ist das Problem. Wir kriegen diese Türen nicht auf, wenn wir die Arme voller Zeug haben. Die Feuerwehrleute haben die Tür da zugemacht, als sie kamen, aber inzwischen hat sie wieder jemand geöffnet. Die Macht der Gewohnheit.«

Nach der Gewohnheit kam geradeaus eine besonders breite Tür. Der Gang selbst bog nach rechts ab.

»Diese Tür«, Ken zeigte nach vorn, »ist der Eingang zur Chirurgie, wenn man von hier kommt. Der Gang führt weiter zu einer Außentür.«

Er schloß die OP-Tür auf, drückte reihenweise Schalter an, um unseren Weg zu beleuchten, und ging voran in einen Vorraum mit Türen zu beiden Seiten und einer am hinteren Ende.

»Umkleideräume links und rechts«, sagte Ken, indem er die Türen öffnete und hineinwies. »Hier ist dann das Wäschemagazin mit den Kitteln, den Handschuhen und so weiter. Wir wollen bitte jetzt auch Kittel und Überschuhe anziehen, im Interesse der Sauberkeit im Operationssaal.«

Er reichte mir ein paar Wegwerf-Überschuhe aus Plastik und eine Art Baumwolloverall, zog sich das gleiche an und versorgte uns auch noch mit duschhaubenähnlichen Kappen und Mundschutz. Ich kam mir schon vor wie in einem Krankenhausfilm, die ganze Mimik in den Augen. »Die Instrumente und Medikamente sind auch hier«, fuhr er fort und zeigte mir verschlossene Glasschränke. »Der Schrank hier läßt sich von beiden Seiten öffnen, von hier und vom Operationssaal aus. Der Medikamentenschrank hat zwei Schlösser und ist aus unzerbrechlichem Glas.«

»Eine Festung«, bemerkte ich.

»Carey hat sich Rat bei unserer Versicherung, bei der Polizei und bei den Brandinspektoren geholt. Alle durften ein Wort mitreden.«

Ken wies auf eine Tür links von uns. »Die führt zum Kleintier-Operationsraum.« Eine Tür auf der rechten Seite führte in einen Waschraum. »Man kann durch den

Waschraum in den OP gehen«, sagte er, »aber wir gehen direkt von hier aus rein.«

Er stieß eine abwechslungsweise mal unverschlossene Schwingtür vor uns auf und betrat den Schauplatz seiner Debakel.

Es war unverkennbar ein Operationssaal, auch wenn der breite Tisch in der Mitte fast drei Meter lang gewesen sein mußte, mit einem nach oben herausstehenden Bein an jeder Ecke, wie ein Himmelbett. Rings an den Wänden standen nie gesehene Teewagen, fahrbare Tische und Karren, ganz aus Metall. Irgendwie war der Raum größer, als ich erwartet hatte. Ken ging schnurstracks an dem Tisch vorbei zur hinteren Wand, von der nach neuerlichem Schlüsselgeklimper ein ganzer Teil zurückglitt, so daß dahinter ein weiterer Raum sichtbar wurde. Ich folgte Ken dort hinein und stellte fest, daß der Boden unter meinen Füßen schwammig weich war. Erstaunt machte ich eine Bemerkung darüber.

Ken nickte: »Die Wände sind auch gepolstert.« Er schlug mit der Faust gegen eine der grauen, kunststoffbezogenen Platten, mit denen der ganze Raum ausgekleidet war. »Das Zeug ist wie die Matten, die man in Turnhallen benutzt«, sagte er. »Es ist stoßdämpfend. Wir betäuben die Pferde hier, und die Polsterung verhindert, daß sie sich verletzen, wenn sie niedergehen.«

»Gemütlich«, sagte ich trocken.

Ken nickte kurz und zeigte nach oben. »Sehen Sie die Schienen an der Decke und die Ketten, die herunterhängen? Wir stecken die Beine des Pferdes in gepolsterte Manschetten, machen die Manschetten an den Ketten fest, ziehen das Pferd hoch und fahren es die Schienen entlang in den OP.« Er deutete durch die Schiebetür. »Die Schienen leiten das Pferd direkt über den Tisch. Dann lassen wir es runter und bringen es in die gewünschte Position. Der Tisch ist ebenfalls fahrbar und läßt sich verstellen.«

Man lernt nie aus, dachte ich. Man lernt immer wieder die erstaunlichsten Dinge.

»Der Kopf muß natürlich gehalten ... ehm, getragen werden«, sagte Ken.

»Natürlich.«

Er schob die Wandtür wieder zu und schloß sie ab, ging dann über den Mattenboden zu einer anderen Tür, die ebenfalls gepolstert war, aber auf einen kurzen Flur führte, den wir überquerten, um in das zu kommen, was Ken den Vorbereitungsraum nannte. Die Wände dort waren vollgestellt mit Behandlungswagen, und es gab weitere Schränke.

»Notfallausrüstung«, erklärte er knapp. »Hier ist die Aufnahme, wenn die Pferde ankommen.« Er stieg aus den Überschuhen, bedeutete mir, es ihm gleichzutun, und warf sie einfach in einen Abfallbehälter. »Jetzt gehen wir wieder raus auf den Flur und von dort ins Freie.«

Ein Windstoß fegte Ascheflocken durch den sich verbreiternden Spalt der Ausgangstür, und Ken bedeutete mir, ihm schnell hinauszufolgen, dann schloß er wieder hinter uns ab.

Jeder von Kens Schlüsseln hatte einen farbigen Anhänger mit einem aufgeklebten Etikett, das seinen Zweck in der Gesamtstruktur bezeichnete. Ken rasselte und klirrte wie früher die Zuchthauswärter.

Draußen standen wir unter dem breiten, einen ziemlich großen Bereich üb er spannenden Dach einer Viererreihe von neu aussehenden Stallboxen, die sich nach links hinzog. Alle Boxentüren waren offen, wie ich schon gesehen hatte, und die Patienten fort.

»Das war’s so ungefähr«, sagte Ken, sich umblickend. »Wir laden die kranken Tiere hier aus und bringen sie meistens direkt in die Aufnahme. Oft ist nicht viel Zeit zu verlieren.«

»Fast immer Pferde?« fragte ich.

Er nickte. »Gelegentlich Rinder. Hängt vom Wert des Tieres ab, ob der Aufwand gerechtfertigt ist. Aber meistens Pferde, ja. Hier ist Jagdland, daher haben wir Pferde mit Splittern im Körper und auch mit Stacheldrahtverletzungen. Wenn wir sie daheim in ihrem Stall nicht ordentlich zusammenflicken können, schaffen wir sie her. Verletzungen der Bauchdecke oder dergleichen. Wie immer eine Frage der Liebe.«

Nachdenklich sagte ich: »Wie viele Pferde gibt es in Ihrem Bezirk?«

»Kann ich nicht genau sagen. Zusammen sind wir die Haustierärzte von, na, mindestens einem halben Dutzend Rennställen, fünf Reitschulen, etlichen Ponyclubs, zahllosen Jagdleuten, Springreitern, Fahrsportlern und Leuten, die sich einfach ein paar Klepper halten . ach, und von einem Ruhesitz für alte Hindernispferde. Es gibt schon eine Menge Pferde in Gloucestershire.«

»Eine Menge Liebe«, bemerkte ich.

Ken lächelte sogar. »Auf jeden Fall hält sie uns am Leben.«

Sein Lächeln erlosch. »Bis jetzt.«

»Das Gesetz der Wahrscheinlichkeit«, sagte ich. »Sie werden jetzt monatelang keinen Todesfall mehr haben.«

»Doch.«

Ich hörte die Hoffnungslosigkeit und auch die Angst in seiner Stimme und fragte mich, ob sie etwas mit dem zu tun hatten, was er mir vorhin unterschlagen hatte.

»Hier in den Boxen wird niemand sein«, sagte er.

»Sehen wir ruhig nach.«

Er zuckte die Achseln, und wir gingen die Reihe entlang und fanden sie tatsächlich verlassen, auch den kleinen Futter- und Geräteraum am Ende. Alles war gründlich gefegt und sauber, selbst nach dem Brand.

»Das war’s dann«, sagte Ken und wandte sich zurück.

Er verriegelte die leeren Boxen im Vorbeigehen und steuerte nicht auf die Tür der Notaufnahme zu, sondern auf eine weiter links gelegene, die, wie ich feststellte, in den Ableger des schwarzgefliesten Gangs führte. Von dort konnte man durch vorhanglose Fenster auf den Platz hinaussehen, wo das Löschfahrzeug gestanden hatte. An einer langen Reihe von Kleiderhaken an der Wand gegenüber den Fenstern hingen ein paar Anoraks, Stoffmützen und ein Pferdehalfter. Darunter, auf dem Fußboden, standen mehrere Paar grüne Gummistiefel, darüber, auf einem Bord, eine Reihe Hausschuhe.

Ken trat sich die Schuhe sorgfältig an einer Matte ab und wartete, während ich das gleiche tat; dann öffnete er wieder eine Tür, und jetzt waren wir nur wenige Schritte und ein paar Ecken von unserem Ausgangspunkt entfernt. Ken brachte unsere Kittel in den Umkleideraum und bemerkte, wie still es in dem sonst so belebten Gebäude sei.

Ich teilte seine Ansicht, daß wir uns im Moment wegen böser Eindringlinge nicht zu beunruhigen brauchten, und bereute einigermaßen, meine Dienste für die ganze Nacht angeboten zu haben. Die Kälte hatte ich nicht bedacht, dabei würde es vor Tagesanbruch vermutlich noch kälter werden.

»Können wir uns nicht die Anoraks überziehen«, schlug ich vor, »und uns in Decken einwickeln?«

»Ja, das ginge«, wollte er sagen, doch das gleiche gedämpfte Geräusch wie in dem Restaurant unterbrach ihn: Das Telefon an seinem Gürtel piepte.

Er sah mich einen Augenblick verständnislos an, zog aber den Apparat heraus und klappte ihn auf.

»Hewett und Partner«, sagte er. »Ja ... Ken hier.«

Ich hätte nicht gedacht, daß er noch blasser werden könnte, doch er wurde es. Das Zittern erfaßte ihn so schlimm wie zuvor.

»Ja«, sagte er. »Gut ... ich komme sofort.«

Er klemmte mit fahrigen Fingern das Telefon an seinen Gürtel zurück und versuchte sich mit drei, vier tiefen Atemzügen wieder in die Gewalt zu bekommen, doch in den hellblauen Augen stand fast panischer Schrecken.

»Das Gestüt Vernonside«, sagte er. »Sie haben eine Mutterstute mit einer Kolik. Der Stutmeister führt sie herum, aber es wird schlimmer. Ich muß hin.«

»Schicken Sie jemand anders«, schlug ich vor.

»Wie könnte ich? Wenn ich jemand anders schicke, habe ich praktisch abgedankt.«

Er warf mir den leeren, verstörten Blick eines Mannes zu, der in einer nervenzerreißenden Klemme steckt, und als hätte er wirklich keine Wahl, ging er, ohne zu zögern, den Gang hinunter in den Medikamentenraum, wo er rasch einen Armvoll Flaschen, Spritzen und andere Geräte zusammensuchte, um sie hinaus ins Auto zu schaffen. Die Finger zitterten ihm. Er ließ nichts fallen.

»Ich bin mindestens eine Stunde weg«, sagte er, »wenn alles gutgeht.« Er sah mich kurz an. »Würden Sie vielleicht hierbleiben? Es ist eine Zumutung, ich weiß ... eigentlich kennen wir uns ja kaum.«

»Ich bleibe hier«, sagte ich.

»Rufen Sie die Polizei, wenn irgendwas passiert.«

Er lief den Gang hinunter in Richtung der Kleiderhaken und sagte mir über die Schulter weg, daß ich mich mit ankommenden Telefonanrufen nicht herumzuschlagen brauchte, die würden in der Zentrale zu seinem tragbaren Apparat umgeleitet. Ihr Standardverfahren für denjenigen, der Nachtdienst hatte.

»Sie können aber nach draußen anrufen«, sagte er, nahm einen Anorak herunter, streifte seine Schuhe ab und schlüpfte in Gummistiefel. »Am besten nehmen Sie meine Schlüssel.« Er warf mir das schwere Bund zu. »Bis dann.«

Er eilte zur Tür am anderen Ende hinaus und warf sie hinter sich ins Schloß, und innerhalb von Sekunden hörte ich seinen Wagen starten und losfahren.

Als ich ihn nicht mehr hören konnte, probierte ich den verbliebenen olivgrünen Anorak an, doch er war für eine kleine Frau wie Belinda geschnitten und paßte mir nicht. Ich begnügte mich mit einer Wolldecke aus dem Röntgenraum, setzte mich, bis ans Kinn eingemummt, in den Sessel im Büro, legte die Füße auf den Schreibtisch und las einen Artikel in einer tiermedizinischen Zeitschrift, einen Aufsatz über die Verpflanzung von Eizellen unfruchtbarer Stuten auf gebärfähige andere und die möglichen Folgen, die sich daraus für das VollblutZuchtbuch ergeben konnten.

Das war nicht gerade spannende Unterhaltung.

Ein paarmal ging ich noch herum, erwartete oder befürchtete aber nicht mehr, ein neues Freudenfeuerchen zu entdecken. Nach wie vor fragte ich mich, ob der Bürobau angezündet worden war oder nicht, machte mir aber klar, daß Brandstiftung nur wegen Kens allgemeiner Sorgen als Möglichkeit in Betracht gekommen war.

Ich las noch einen Artikel, diesmal über ELISA, einen schnellen Antikörpertest zur Dopingkontrolle bei Rennpferden. Es war der einzige vorhandene Lesestoff. Ich hatte einen lesesüchtigen Freund, der sich, wenn es gar nicht anders ging, in Busfahrpläne vertiefte. Hewett und Partner benutzten keine Busse.

Ich beäugte das Telefon. Wen konnte ich um drei Uhr früh zu einem Plausch anrufen? In Mexiko-Stadt würde es neun Uhr abends sein. Eine gute Zeit für die Eltern. Besser nicht.

Ich döste bei einem Bericht über dreidimensionales Computer-Scanning der Zug- und Drucklinien in Sprunggelenken ein und schreckte hoch, als jemand mit etwas Hartem wie einem Geldstück ans Fenster klopfte.

Zu der Hand gehörte ein Gesicht, das dicht an die Scheibe kam, und eine Stimme rief: »Machen Sie mir auf.«

Er deutete heftig in Richtung der Hintertür, und als ich den Flur entlangging, entsann ich mich, daß es derjenige war, der den Kaffeeautomaten getreten hatte, vermutlich also jemand, den man zu den Guten zählen durfte.

Er stampfte mit den Füßen, als er hereinkam, und meckerte über die Kälte. Zwei große Thermosflaschen unterm Arm, erklärte er, er habe in der Eile seine Schlüssel vergessen.

»Aber was soll’s, Ken sagte ja, daß Sie hier sind.«

»Ken?« fragte ich.

Er nickte. »Er ist mit der Stute auf dem Weg hierher.« Er drückte mir die Thermosflaschen in die Hand und schleuderte seine Stiefel weg, um sich aus dem Regal über den Kleiderhaken ein paar Hausschuhe zu angeln. Während er da hineinstieg, legte er seine Daunenjacke ab. Dann sagte er: »Gott, hier ist es ja eisig« und zog sie wieder an. »Ken ruft noch Belinda, und ich soll den OP bereitmachen.«

Schon setzte er sich in Bewegung. »Ich hasse diese Notrufe mitten in der Nacht.« Er erreichte den Hauptkorridor. »Ich hasse kaputte Kaffeeautomaten.« Er marschierte in das Büro, schnappte sich eine von den Thermosflaschen, schraubte ihre Kappe ab und benutzte sie als Becher. Der Kaffee dampfte und roch angenehm, während er trank.

»Auch welchen?« fragte er und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.

»Ja, gern.«

Er füllte den Becher erneut und gab ihn mir behutsam. Heißer, starker Instantkaffee, gesüßt und mit Milch. Besser als Champagner in diesem Moment.

»Großartig«, sagte ich und schraubte die leer getrunkene Kappe wieder auf die Kanne.

»Okay. Ich nehme an, Sie haben keine Ahnung, wie man Pferde narkotisiert?«

»Keinen blassen Schimmer.«

»Nicht zu ändern. Sind das Kens Schlüssel? Gut.«

Er griff sich das Schlüsselbund und ging rasch hinaus. Er war groß, breitschultrig, dunkelhaarig, um die Vierzig, und er bewegte sich ruckartig, so als hätte er viel mehr explosive Kraft in seinen Muskeln, als er brauchte. Ich folgte ihm auf den Gang und sah, wie er einen der Lagerräume aufschloß.

»Okay«, sagte er. »Basislösung.« Er ging hinein und kam mit mehreren großen Plastikbeuteln voll klarer Flüssigkeit wieder.

»Würden Sie mir die abnehmen?« Er wartete nicht auf meine Antwort, sondern belud mich mit ihnen und holte noch mehr, um dann im Eiltempo den Gang hinunterzulaufen. Leise fluchend schloß er die breite Tür zum Vorraum des OP auf.

»Wie ich die ewigen Türen hasse«, sagte er und stapelte die Beutel mit der Flüssigkeit in dem Schleusenschrank, der sich auch vom OP aus öffnen ließ. Dann hakte er die Tür an der Wand ein. »Würden Sie einen Kittel und Überschuhe anziehen?«

Wir legten das ganze Zubehör an, und als wir damit fertig waren, ging er rückwärts durch die Schwingtür in den OP selbst und hielt mir einen Flügel auf.

»Gut.« Er hantierte herum. »Beatmungsgerät.« Er rollte einen der Metallwagen von der Wand an den Kopf des Operationstisches. »Pferde können nicht gut von selbst atmen, wenn sie unter Narkose stehen«, sagte er. »Die meisten Tiere nicht. Auch Vögel übrigens nicht. Man muß die Luft in sie hineinpumpen. Wollen Sie das alles hören?«

»Erzählen Sie nur.«

Er warf mir einen kurzen Blick zu und sah, daß ich ehrlich interessiert war.

»Wir führen das Narkotikum mit Sauerstoff zu«, sagte er.

»Halothan gewöhnlich. Dabei dosieren wir möglichst sparsam, auf eine leichte Narkose hin, weil es nicht ganz ungefährlich ist.«

Fachmännisch verband er die Schläuche des Beatmungsgerätes miteinander und schloß ein Elektrokabel an eine Steckdose am Boden an.

»Wir sind das gestern morgen endlos durchgegangen«, sagte er. »Haben jedes Ventil geprüft, die Pumpe geprüft, den Sauerstoff geprüft - der kommt aus den Behältern draußen, wenn wir diesen Hahn aufdrehen.« Er zeigte es mir. »Manchmal macht das Herz schlapp, und man kann einfach nichts dagegen tun.« Er hörte plötzlich auf zu erzählen, als wäre ihm eingefallen, daß ich nicht ganz hierhergehörte. »Jedenfalls prüfe ich alles zweimal.«

Er sauste hin und her, während er andere Sachen vorbereitete, die er nicht erklärte, und ich stand herum mit dem Gefühl, daß ich helfen sollte, es aber aus Unwissenheit nicht konnte.

Draußen schlug eine Wagentür zu. Scott - es mußte Scott, der Anästhesist sein - hob den Kopf bei dem Geräusch und rollte die Schiebewand so weit zur Seite, daß wir in den gepolsterten Raum hineinschlüpfen konnten. Er überquerte den weichen Boden mit seinem federnden Schritt und schloß die Tür zum Gang auf. Beide liefen wir - ich hinter ihm, schnell die Überschuhe ausziehend - durch den Gang, traten hinaus an die frischkalte Luft und sahen Ken, in Anorak und Stiefeln, wie er die Rampe eines kleinen Pferdeanhängers herunterließ, der an einen Landrover gekoppelt war.

»Scott - ein Glück«, sagte Ken und ließ mit Geklirr die Rampe fallen. »Ich mußte das verdammte Ding selber fahren. In Vernonside fohlen im Moment zwei Stuten, und sie haben keine Leute übrig. Die wissen nicht mehr aus noch ein. Die Stute hier stirbt fast im Stehen, und dabei trägt sie ein Fohlen von Rainbow Quest, Gott weiß wie wertvoll.«

Er eilte in den Hänger und holte seine Patientin, die sich rückwärts die Rampe herunterschleppte und kränker aussah, als ich es bei einem Tier für möglich gehalten hätte. Sie war hochträchtig und dick aufgequollen. Ihr Kopf hing herunter, ihr braunes Fell glänzte von Schweiß, ihre Augen waren stumpf, und sie gab stöhnende Laute von sich.

»Sie ist voll mit Schmerzmitteln«, sagte Ken. Er sah mich dastehen und sagte in tiefer Verzweiflung: »Das Herz macht ihr zu schaffen. Sie ist ganz aufgebläht von Gas, und es kommt ihr aus dem Magen hoch. Das bedeutet, daß ihr Darm verstopft ist. Es bedeutet, daß sie wahrscheinlich innerhalb von einer Stunde stirbt, wenn ich sie nicht operiere, und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch, wenn ich es tue.« »Es wäre sicherer, Sie würden eine zweite Meinung einholen.«

»Ja. Ich habe Carey auf der Herfahrt angerufen und ihn gebeten, jemand zu schicken oder selbst zu kommen. Er sagte, ich solle auf meine Fähigkeit vertrauen. Und ich sei der beste Pferdechirurg hier in der Gegend. Das weiß ich ja, auch wenn ich es normalerweise nicht sage.«

»Sie operieren also«, sagte ich.

»Hab doch keine Wahl, oder? Schauen Sie sie doch an.«

Er gab den Führzügel des Pferdes an Scott weiter, der sagte: »Belinda ist noch nicht da.«

»Sie kommt nicht«, sagte Ken. »Ich konnte sie nicht erreichen. Ich habe den Trainer angerufen, bei dem unsere Pferde stehen, und er sagte, er wüßte nicht, wo sie schläft, und würde sie um diese Zeit nicht suchen.«

»Aber ...«:, sagte Scott und verstummte.

»Ja. Aber.« Ken wandte sich mir zu. »Ich möchte, daß Sie zusehen und sich Notizen machen. Als Zeuge. Schreiben Sie einfach auf, was ich Ihnen sage und was Scott Ihnen sagt. Fallen Sie in Ohnmacht, wenn Sie Blut sehen?«

Ich dachte an die zerschmetterten Körper an dem Berghang.

»Nein«, sagte ich.

Загрузка...