Kapitel 12

Eadulf hatte gleich hinter Cnoc Loinge eine Nacht in einem Gasthof verbracht. Er hatte nicht noch einmal Fiachraes Gastfreundschaft in Anspruch nehmen wollen und war deshalb einen Umweg geritten. Erst als die Dämmerung hereinbrach und Nebel sich von den Bergen senkte, hatte er sich gefragt, ob das richtig gewesen war. Doch da hatte in der Ferne ein Licht aufgeblinkt. Kurze Zeit später hatte er sein Pferd unter der Laterne eines Gasthofs zum Stehen gebracht. Auf einem Schild stand »Bruden Slige Mudan«.

Eadulf war immer wieder davon beeindruckt, was man in den fünf Königreichen unter Gastfreundschaft verstand. Allerorts gab es Herbergen mit freier Kost und Logis für jedermann. Jeder Clan besaß einen eigenen Herbergswirt, der brugaid genannt wurde. Dessen Pflicht war es, ein für alle Reisenden offenes Haus zu führen. Der brugaid erhielt ein Stück Land und andere Vergütungen, um die laufenden Kosten für die Herberge zu bestreiten. Sein Berufsstand genoß hohes Ansehen. Die meisten Betreiber öffentlicher Herbergen waren vom Rang eines bo-aire, eines Friedensrichters, und es stand in bestimmten juristischen Fällen in ihrer Macht, Recht zu sprechen. Sie waren auch befugt, Versammlungen zur Wahl des Fürsten ihres Stammesgebiets abzuhalten. In jedem Gebiet gab es mindestens eine solche öffentliche Herberge, die vom jeweiligen Stamm unterhalten wurde.

Doch nicht in allen Gasthöfen konnte man kostenlos essen und übernachten. In Ferlogas Wirtsstube und in der von Aona am Brunnen von Ara konnte man das nicht, wie Eadulf festgestellt hatte. Es waren private Einrichtungen, in denen die Gäste bezahlen mußten.

Eadulf hatte eine erquickliche Nacht in der Herberge an der Straße von Mudan verbracht, zumindest was sein leibliches Wohl betraf. Die Speisen und Getränke waren köstlich, und auch das Bett war sehr bequem gewesen. Der Wirt war freundlich auf alle Fragen Eadulfs zur Abtei von Colman eingegangen. Es waren in letzter Zeit eine Reihe von Reisenden vorbeigekommen, doch an die aus dem fraglichen Zeitraum konnte er sich nicht genau erinnern. Er hatte Eadulf darauf aufmerksam gemacht, daß die Straße bald in das Land der Ui Fidgente führen würde. Der Wirt hatte wenig Respekt für seine Nachbarn bewiesen und vor Eadulf eine Reihe von derben Flüchen gegen sie ausgestoßen.

Eadulf ritt nun weiter. Es war ziemlich kalt, und es fielen sogar ein paar Schneeflocken vom grauen Himmel, doch der Schnee blieb nicht liegen. Obwohl die Tage jetzt sehr kurz waren, kam Eadulf gut voran. Auch wenn er nicht der beste Reiter war, so schien er sich, ohne dem kritischen Blick Fidelmas ausgesetzt zu sein, auf dem Pferd gut zu behaupten. Der Ritt durch die weiten Wälder der breiten Ebene, die sich von Westen her erstreckte, verlief ohne Zwischenfälle und war leicht. Es gab keine Anzeichen für feindliche Übergriffe von den Ui Fidgente. Ganz im Gegenteil, die in dieser Gegend wohnenden Leute schienen genauso höflich zu sein wie überall. Es dauerte eine Weile, ehe er die breite waldige Ebene durchquert hatte, dann machte er im Süden das Gebirge aus und die Straße, die sich am Fuß der Berge entlangzog. Als er über einen Paß zwischen zwei höheren Bergen ritt, waren die Bergspitzen vom Nebel eingehüllt. Er gelangte an einen breiten Fluß.

Eadulf mußte wieder nach Süden reiten, er hielt Ausschau nach einer Furt oder einer Brücke. Bald be-gegnete er einem Holzfäller. Der zeigte ihm den Weg zu einer Furt und erklärte ihm, daß das Gewässer Fi-als Fluß genannt wurde. Eadulf beging den Fehler, sich laut zu fragen, wer Fial gewesen sein mochte. Der Holzfäller erzählte ihm bereitwillig, daß sie die ältere Schwester von Emer, der Tochter von Forgall von Manach, gewesen war. Und als Eadulf dann auch noch sagte, daß er diese Personen ebenfalls nicht kannte, fing der Mann von dem großen Helden von Ulaidh, Cuchulainn, an zu reden, der Fial als seine Geliebte abgewiesen und sich ihrer jüngeren Schwester Emer zugewandt hatte. So wurde er ziemlich lange aufgehalten. Als er schließlich die Furt durch den Fluß gefunden hatte, war es schon dunkel.

Er setzte sich hin und dachte einen Moment nach. Er überlegte, ob er es wagen sollte, die Furt zu durchqueren. Denn auf dieser Uferseite war ihm keine Unterkunft bekannt, während auf der anderen Seite ein schwaches Licht leuchtete. Er hatte von Fidelma gelernt, daß ein Pferd ein intelligentes Wesen war und gewöhnlich von allein einen sicheren Weg durchs Gewässer fand, wenn man es laufen ließ. Mit Gefühl bewegte er das Pferd in den dunklen Fluß und gelangte unbeschadet hinüber. Dann hielt Eadulf auf das Licht zu. Ringsum wurde es immer dunkler. Er konnte gerade noch erkennen, daß er sich auf einem breiten Weg befand. Von der Umgebung war nichts mehr zu sehen. Weder Mond noch Sterne leuchteten. Dicke Wolken hingen tief am Himmel. Er wußte nur, daß er sich Richtung Süden bewegen mußte.

Nach einer Ewigkeit merkte er, daß der Weg steil bergab führte, und plötzlich stand er vor der Laterne, die ihm geleuchtet hatte. Er war an einem Gasthaus angelangt. Erleichtert glitt er vom Pferd und fand ein Geländer, um es anzubinden. Steif und ziemlich durchgefroren betrat er die Gaststube und wurde von einem wärmenden Feuer empfangen. Als er die Tür hinter sich schloß, stampfte er mit den Füßen auf, damit sie besser durchblutet würden. Er blickte sich um. Das Gasthaus war leer, zumindest schien es so. Dann tauchte aus einer anderen Tür eine Frau auf und lächelte ihn an. Ein großer Mann mit Hakennase und schwarzen mißtrauischen Augen folgte ihr.

»Guten Abend, Fremder. Du bist sehr spät unterwegs«, sprach er, und es klang nicht gerade herzlich.

Eadulf legte seinen Umhang ab und sah, daß die beiden sich anblickten, als sie entdeckten, daß er ein Mönch war.

»Ich habe den Weg kaum erkennen können«, gestand er und ging unaufgefordert auf das Feuer zu. »Draußen ist mein Pferd«, fügte er hinzu.

Der Wirt nickte mit finsterem Blick.

»Ich werde mich darum kümmern, Bruder. Deinem Akzent nach bist du wohl ein Sachse.«

»So ist es. Ich bin zur Abtei von Colman unterwegs.«

Der Wirt zuckte mit den Schultern. »Natürlich. Hier ist auch keine andere religiöse Gemeinschaft in der Nähe. Wenn du die Straße nach Süden weiterreitest, durch die Berge, dann über die Ebene dahinter und an der Gebirgskette zu deiner Rechten vorbei, wirst du genau zur Abtei gelangen. Sie befindet sich am vorderen Ende einer langen, schmalen Bucht. Es ist ein leichter Ritt. Wenn du hier nach Sonnenaufgang aufbrichst, wirst du vor Mittag da sein.«

Der Wirt drehte sich zur Tür um, während seine Frau Eadulf Essen und Trinken anbot. Eadulf machte es sich auf einem Stuhl vor dem Feuer bequem.

»Wie heißt der Ort hier?« erkundigte er sich.

Die Frau blickte ihn lächelnd an. Sie schien immer zu lächeln.

»Wir nennen den Ort Gasthof am Berg der Festungen.«

»Cnoc an gCaiseal?« meinte Eadulf. »Hat der Name eine Bedeutung?«

Die Wirtsfrau goß ihm einen Becher corma ein.

»In den Bergen über uns gibt es viele alte Festungen, die in grauer Vorzeit genutzt wurden.«

»Wie heißt das Gebirge?« »Sléibhte Ghleann an Ridire.«

Eadulf runzelte die Stirn. »Gebirge des Tals der Krieger?« wiederholte er.

»In alten Zeiten kämpften in diesem Gebirge die Götter und Krieger gegeneinander«, erklärte sie ernst.

Eadulf hatte keine Zeit für weitere Legenden.

»Gibt es viele Reisende, die hier vorbeikommen?«

»Eine ganze Reihe, Bruder.«

»Vor einer Woche, kam da ein Kräutersammler mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern in einem Karren vorbei?«

Da trat ihr Mann wieder in die Gaststube. Mißtrauisch beäugte er Eadulf.

»Warum willst du das wissen?« fragte er abwehrend.

Eadulf lächelte ruhig. »Sie sind vor einigen Tagen durch Cashel gekommen, ich muß sie unbedingt einholen.«

»Wie meine Frau schon sagt, hier reisen viele Leute durch, wir können uns nicht an alle erinnern.«

Es machte wenig Sinn, eine Unterhaltung fortzusetzen, die nicht erwünscht war.

»Egal«, sagte Eadulf und ließ es dabei bewenden. »Ich hoffe, ihr habt ein Bett für die Nacht für mich und könnt euch um mein Pferd kümmern.«

»Dein Pferd ist schon im Stall, mein Sohn reibt es gerade trocken und wird es dann füttern. Ich habe deine Satteltasche geholt, Bruder.« Er stellte die Tasche neben Eadulf ab.

»Vielen Dank. Ich werde noch eine Schüssel von der hervorragenden Suppe deiner Frau nehmen. Und ganz gewiß auch noch einen Becher corma.«

Der Wirt holte das Bier, und seine Frau schenkte Suppe nach. Dabei flüsterte sie: »Die Leute, die du suchst, kamen hier vor einer Woche durch. Sie sagten mir, daß sie eine Weile in der Abtei von Colman bleiben wollten. Du wirst sie sicher dort antreffen.« Sie lächelte entschuldigend. »Mein Mann hat alte Ansichten und glaubt, daß die Angelegenheiten der Reisenden niemanden etwas angehen.«

Der Wirt trat mit dem corma zu ihnen und sah sie mißtrauisch an.

»Ich habe gerade die gute Suppe deiner Frau gelobt«, sagte Eadulf, »und versucht, ihr das Rezept abzuschwatzen.«

Der Wirt stellte ihm mit mürrischem Gesicht das Bier hin.

»Du bist sehr freundlich zu uns, Bruder. Doch wenn wir allen reisenden Fremden unsere Geheimnisse anvertrauen würden, wären wir bald unser Geschäft los.«

»Ich werde euch nicht weiter behelligen, nach dem Essen brauche ich nur noch ein Bett«, antwortete Eadulf ernst.

Das Warten machte Fidelma ganz ungeduldig. Sie konnte die Stimme ihres alten Mentors Brehon Morann hören: »Wer Geduld hat, wird sich durchsetzen, Fidelma.« Ungeduld war immer schon ihr größter Fehler gewesen, wenn es denn ein Fehler war. »Ungeduld«, hatte sie einmal dem alten Richter erklärt, »ist ein Zeichen dafür, daß wir uns nicht nur der bloßen Hoffnung auf die Lösung eines Problems verschrieben haben, sondern daß wir sie aktiv vorantreiben wollen. Ich finde es nicht tugendhaft, nur abzuwarten und zu sehen, was das Schicksal für uns bereithält. Ich neige eher dazu, selbst einzugreifen.«

Brehon Morann hatte betrübt den Kopf geschüttelt. »Lerne, geduldig zu sein, Fidelma, wenn Geduld vonnöten ist. Sei impulsiv und stürmisch, wenn das vonnöten ist. Lerne vor allem aber, zwischen beidem zu unterscheiden, denn es heißt, jene, die nicht begreifen, wann Geduld eine Tugend ist, sind nicht weise.«

Am Vormittag nach Eadulfs Verschwinden waren Fidelma tausend Gedanken durch den Kopf geschossen. Nach der Freilassung der Fürsten der Ui Fidgente war sie ruhelos und nervös durch die Burg gelaufen und hatte sich auf keine Tätigkeit konzentrieren können. Nichts konnte sie von den quälenden Sorgen ablenken, die sie bedrückten. Selbst Conchobar, der Apotheker, war noch nicht zurück, und Brehon Dathal wurde zunehmend unerträglicher. Gereizt schlich sie von einem Raum in den anderen, von einem Ort zum anderen. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, wurde ihr klar, daß sie nicht einen Tag länger in untätiger Verzweiflung verbringen wollte.

Sie lief zur Kapelle und war erleichtert, daß sie dort niemanden antraf. Sie kauerte sich in eine dunkle Ek-ke, schloß die Augen und spürte die Stille geradezu, die sie umgab.

Sie versuchte sich zu konzentrieren, ihren Verstand von allen Gedanken zu befreien, indem sie in der Kunst der dercad Zuflucht suchte, einer Meditationsform, durch die unzählige Generationen von Asketen den Zustand des sitchäin erreicht hatten, den inneren Frieden, indem sie unwesentliche Gedanken verdrängten und alle Ablenkungen von sich wiesen. Sie versuchte sich zu entspannen und das Durcheinander in ihrem Kopf zu glätten. In Zeiten besonderer Belastung bemühte Fidelma oft die alte Kunst der dercad. Doch sie wurde inzwischen von vielen führenden Vertretern der Kirche in den fünf Königreichen abgelehnt. Selbst der heilige Patrick, ein Britannier, der einst eine führende Rolle bei der Einführung des neuen Glaubens spielte, hatte einige Formen der meditativen Selbsterleuchtung verboten. Doch obwohl man über die dercad die Stirn runzeln mochte, bisher war diese Art der Meditation nicht grundsätzlich geächtet worden.

Es war zwecklos. Immer, wenn sie Geduld benötigte, fruchteten die alten Techniken nicht. Das überraschte sie, denn sie hatte geglaubt, sie gut zu beherrschen.

Sie stand auf und verließ die Kapelle.

Unwillkürlich steuerte sie auf die Ställe zu. Niemand war da, dafür sprach sie ein Dankgebet. Sie wollte allein sein, um sich über ihre Ängste klarer zu werden. Sie entdeckte ihre schwarze Lieblingsstute und führte sie kurz darauf durch das Tor der Burganlage.

Die Wachleute standen verlegen da.

»Lady Fidelma«, wurde sie von einem begrüßt, »wir sind angewiesen, dich zu warnen, nicht allein auszureiten. Die Ui Fidgente könnten da draußen lauern.«

»Du hast deine Pflicht erfüllt«, erwiderte Fidelma kurz. »Sei unbesorgt, ich will nur mal raus.«

Ehe der Krieger etwas darauf erwidern konnte, hatte sie sich aufs Pferd geschwungen und preschte den Hang hinunter. Die Stadt, die um die Burg der Eog-hanacht gewachsen war, die Hauptstadt des großen Königreiches Muman, lag südlich des felsigen Kalksteinbergs, auf dem sich die Burg fast siebzig Meter über das umgebende flache Land erhob. Doch Fidelma ritt nicht auf die Stadt zu, sondern schlug den Weg ein, der um den Hügel und dann nördlich durch die Ebene führte. Als sie erst einmal außer Sichtweite der Burg war, gab sie dem Pferd die Sporen und ließ es einfach laufen.

Fidelma hatte reiten gelernt, als sie noch nicht richtig laufen konnte. Sie liebte das Gefühl, sich mit einem Pferd eins zu fühlen und mit ihm dahinzujagen. Sie lehnte sich nach vorn, ganz nah an den Hals der Stute, rief ihr ermunternde Worte zu, während sie vorwärtspreschte. Sie spürte die Freude der Stute, daß sie so frei und ungestüm wie der Wind vorwärtsfliegen konnte.

Erst als sie den Schweiß auf dem Hals des Pferdes bemerkte und sein leicht rasselndes Geräusch beim Atmen vernahm, griff sie nach den Zügeln, um das Tempo zu drosseln und in einen Trab zu fallen, ganz vorsichtig und langsam, denn wenn sie plötzlich anhielt, würde das dem Pferd schaden. An der Stelle, wo sich die Flüsse Suir und Clodaigh vereinten - letzterer rauschte von der entfernten Bergspitze des Cnoc an Loig herunter -, blieb sie schließlich stehen. Sie schaute zur Sonne hoch und ihr fiel auf, daß es schon Nachmittag war und ihr Ausritt sie viele Kilometer nach Norden geführt hatte. Erstaunt stellte sie fest, daß sie sogar so weit entfernt war, daß sie vor Einbruch der Dunkelheit nicht wieder in der Burg sein würde. Ihr Pferd war von dem anstrengenden Galopp recht erschöpft.

Unentschlossen saß sie im Sattel. Ihr Bruder besaß ein paar Kilometer südöstlich von hier eine Jagdhütte. Sie befand sich in einem Tal, das Quell vom Eichenwald hieß, und stand neben einem kleinen Bach. Dort konnte sie sich vor ihrem Rückritt nach Cashel zumindest stärken. Die Hütte diente auch als Unterkunft für die Gäste des Königs. Es gab keinen Grund, ein so gutes Pferd wie ihre Stute zu ruinieren und weiterzureiten. Ihr Entschluß stimmte sie froh.

Sie beugte sich vor und klopfte dem Pferd aufmunternd den Hals. Dann wandte sie es in die Richtung zur Jagdhütte.

Der Ritt war angenehm. Die große Ebene nördlich von Cashel erstreckte sich, so weit das Auge von dem großen Burgfelsen aus blicken konnte. Vorsichtig nahm sie den Weg leicht östlich durch den Wald. Ihres Wissens nach mußte er sie direkt zu ihrem Ziel bringen.

Da sie nun langsamer ritt und sich nicht mehr auf den Galopp konzentrieren mußte, kam ihr sofort wieder Eadulf in den Sinn. Sie fühlte sich schuldig wegen ihres Verhaltens und war höchst beunruhigt, was Bischof Petrans Tod betraf. Und warum war Gorman nach Westen unterwegs? Sie war sicher, daß er hinter Eadulf her war - doch warum? Glaubte Gorman etwa, daß Eadulf schuldig war? Oder hatte er Gorman befohlen, ihm zu folgen? Und dann war da noch Gormans Beziehung zu Della. Er behauptete, Sarait geliebt zu haben, aber er schien einen sehr vertrauten Umgang mit Della zu haben, dabei war sie bestimmt doppelt so alt wie er. Verwirrt schüttelte Fidelma den Kopf.

Am Ende lief alles auf ihre Haltung zu Eadulf hinaus. Warum hatte sie sich ihm nicht ganz anvertraut und nicht wie früher alles mit ihm besprochen? Woher rührte der ständige Hader mit ihm? Tief in ihrem Inneren wußte sie, daß sie viele Schwächen hatte - sie wollte nichts mit anderen teilen, schon gar nicht vertrauliche Dinge. Sie wollte alles allein bewältigen, ohne sich mit anderen darüber zu beraten. Es war nicht nur Eadulf, den sie nicht ins Vertrauen zog. Ihr Leben verlief einfach mehr selbstbestimmt.

Sie mochte es auch nicht, Gefühle zu zeigen. Damals, als sie studiert und ihre Leidenschaft offenbart hatte, war sie sehr verletzt worden. Deshalb hielt sie sich bei Eadulf so zurück, zumindest sagte sie sich das. Es gab Momente, in denen sie sich zärtlich zu ihm hingezogen fühlte. Aber dann gab ein Wort das andere, und auf einmal brach ihre ganze Verbitterung aus ihr hervor. Seine Reaktion darauf erzürnte sie oft so, daß sie sich kaum mehr beherrschen konnte. Stimmte etwas nicht mit ihr? Oder verstanden sie sich nur nicht? Oder lag es einfach daran, daß Eadulf Ausländer war? Er wollte in seine Heimat zurückkehren, wo er ein gewisses Ansehen genoß, und sie wollte in ihrem Land bleiben, wo sie eine hohe Stellung innehatte und ihrer liebsten Beschäftigung nachgehen konnte -der Durchsetzung von Recht und Ordnung. Wenn es einen Kompromiß geben könnte, sie könnte ihn nicht eingehen. Eine Reise nach Rom, eine Reise in die sächsischen Königreiche, das war genug für sie gewesen. Sie würde nie woanders als in Muman leben können. Das war ihre Heimat. Sie könnte keine Zugeständnisse machen, würde Eadulf jemals welche machen? Er würde sicher meinen, das käme seiner Unterwerfung gleich.

Hätten sie jemals eine Zukunft als Mann und Frau?

In diesem Augenblick hatte sie das Gefühl, daß die Asketen recht hatten. Mönche und Nonnen sollten nicht heiraten, sondern ihr Leben im Zölibat verbringen. Wieder mußte sie daran denken, daß sich das Ende ihrer Probeehe näherte. Wenn sie vor dem Gesetz ihr Gelübde nicht erneuerten, könnten sie und Eadulf erklären, daß sie nicht weiter zusammenleben wollten, und dann ihrer Wege gehen.

Da geschah es. Ganz ohne Vorwarnung, und sie verfluchte sich dafür, nur einen Moment nicht wachsam gewesen zu sein.

Plötzlich versperrten ihr zwei Krieger zu Pferde den Weg. Sie hörte ein Geräusch hinter sich und wandte sich um. Sie entdeckte ein Dutzend oder mehr Krieger zusammengedrängt auf dem Weg. Sie mußte nicht lange auf das Banner und die Waffen schauen, um zu wissen, daß es sich um Ui Fidgente handelte.

Sie drehte sich wieder um und erblickte ihren Anführer.

Es war ein hochgewachsener, muskulöser Mann mit dichtem blondem Haar, grauen Augen und einer blassen Narbe über der linken Wange.

Überrascht riß Fidelma die Augen auf.

»Conri!«

Conri, Kriegsfürst der Ui Fidgente, lächelte sie selbstgefällig an.

Als Eadulf aufwachte, war ein strahlender, aber eisiger Tag angebrochen. Rauhreif bedeckte den Boden, und nur ein paar dünne Wolken standen hoch oben am blauen Himmel. Kein Lüftchen wehte. In aller Frühe brach Eadulf vom Gasthof auf und ritt durch das Tal. Nach wenigen Stunden bemerkte er in der Luft den Salzgeruch des Meeres. Richtung Südwesten konnte er sogar schon einen kleinen schmalen Streifen blauen Wassers ausmachen.

Der Weg war nicht beschwerlich, und schon bald entdeckte er an der Flußmündung in einer Bucht die grauen Gebäude einer Klosteranlage. Sie war von mehreren Häusern umgeben, einer kleinen Siedlung, die sich auf beiden Uferseiten gebildet hatte. Richtung Nordwesten zeichneten sich ein Vorgebirge und dahinter eine höhere imposante Bergkette ab.

Er ritt auf die Anlage zu. Vor den Mauern der Abtei lag eine breite Grünfläche. Als er eine Art Planwagen sah, der sich ein Stück entfernt von der kleinen Siedlung befand, schlug sein Herz rascher. Zwei Pferde grasten in der Nähe. Neben dem Wagen flackerte ein kleines Feuer. Ein Mann rührte etwas in einem Kessel um, der auf einem Dreifuß über dem Feuer stand. Auf den Stufen des Wagens saß eine Frau, die ein Baby an ihrer üppigen Brust nährte. Unter einer Plane war ein Tisch aufgebaut, auf dem verschiedene Kräuter und Pflanzen ausgebreitet waren. An den Pfosten hingen Pflanzen zum Trocknen. Hier bot ein Kräutersammler seine Ware feil. Eadulf wollte seinem Glück kaum trauen. Endlich war er auf jene Leute gestoßen, die er suchte. Er lenkte sein Pferd zu ihnen und stieg ab. Der Mann richtete sich auf. Er war im mittleren Alter und hatte ein schmales, dunkles Gesicht. Er lächelte, als er Eadulfs Kutte sah.

»Gott sei mit dir, Bruder.«

»Jesus, Maria und Joseph mögen dich leiten«, erwiderte Eadulf ernst. »Man nennt mich Eadulf.«

Er beobachtete den Mann genau, um festzustellen, ob er durch irgendein Anzeichen verraten würde, daß ihm sein Name etwas sagte, doch dem schien nicht so zu sein. Eadulf wurde ans Feuer gewinkt.

»Nimm hier Platz, es ist ein eisig kalter Tag, Bruder Eadulf. Ich schätze, daß du Sachse bist. Ich heiße Corb, und das ist meine Frau Corbnait. Was für eine Art Trank oder Salbe brauchst du, mein Freund?«

Eadulf betrachtete den Kräutersammler eine Weile. Dann blickte er zu der Frau mit dem Baby, die ihn lächelnd grüßte. Er entschied, nicht lange zu zögern, sondern gleich zu sagen, was er auf dem Herzen hatte.

»Es ist so, Corb. Ich suche dich und deine Frau. Ich bin euch aus Cashel gefolgt.«

Das Lächeln der Frau erstarb, besorgt schaute sie ihn an, und es schien, als drückte sie ihr Kind fester an die Brust.

»Wir haben nichts Schlimmes getan«, sagte sie prompt. Ihr Mann warf ihr ganz unverhohlen einen warnenden Blick zu.

»Das habe ich auch gar nicht behauptet«, antwortete Eadulf ruhig. »Gibt es irgendeinen Grund, warum ich das denken sollte?«

»Was willst du von uns?« fragte Corb ein wenig herausfordernd. »Bist du uns gefolgt, weil du ein Heilmittel brauchst?«

»Ihr seid aus Cashel gekommen«, stellte Eadulf fest.

»Wir stammen aus dem Königreich Laigin. Es ist richtig, daß wir durch Cashel kamen.«

»Wie ich sehe, habt ihr ein hübsches munteres Baby.«

Corbnait zwinkerte nervös mit den Augen.

»Gott hat es gut mit mir gemeint«, murmelte sie. »Ich bin mit einem Sohn beschenkt worden.«

Eadulf versuchte, einen gelassenen Ton anzuschlagen.

»Ist das euer einziges Kind?«

»Ja. Wir haben ihn Corbach genannt.« »Doch man hat euch unterwegs mit zwei Babys gesehen.« Eadulfs Stimme war plötzlich ein wenig scharf.

Die Frau stieß einen erschrockenen Laut aus und wurde ganz blaß.

»Wer sagt das?« fragte Corb abweisend.

Eadulf lächelte ihn an. »Komm schon, Kräutermann. Erinnerst du dich daran, durch Cashel gekommen zu sein?«

Corb zögerte. »Wir sind nicht durch Cashel gekommen.« Er betonte das Wort >durch<.

»Ob nun durch Cashel oder drumherum - das spielt jetzt keine Rolle. Erinnerst du dich daran, daß ihr ein Wirtshaus aufgesucht habt - Ferlogas Wirtshaus, südlich von Cashel?«

»Wenn du die Frau des Wirts befragst, würde sie dir sagen, daß wir nur ein Baby haben«, entgegnete der Kräutersammler.

»So ist es.« Eadulf hatte eine strengen Ton angeschlagen. »Deshalb bin ich euch ja auch den ganzen Weg hinterhergeritten. Als ihr in Ferlogas Wirtshaus wart, hattet ihr nur ein Baby. Es gibt aber Zeugen, die unterwegs gesehen haben, daß deine Frau zwei Babys im Arm hielt. Wie kam es dazu?« Er starrte den Kräutersammler und seine Frau mit fragender Miene an.

Corbnait war offensichtlich ganz verwirrt.

»Man kann uns nichts vorwerfen«, sagte sie plötzlich. »Wir wollten das Kind nicht haben.«

Eadulf seufzte tief. Dann lächelte er zufrieden.

»Ich glaube, ihr solltet mir endlich etwas erklären«, sagte er. »Wo habt ihr dieses >ungewollte< Kind aufgelesen?«

Corb setzte gerade an, ihm zu widersprechen, doch seine Frau schüttelte den Kopf.

»Der sächsische Bruder ist uns den ganzen Weg von Cashel bis hierher gefolgt, Corb. Wir müssen ihm die Wahrheit sagen.« Dann erzählte sie Eadulf: »Mein Mann Corb ist Kräutersammler. Wir sind arme Leute und leben von den Einnahmen aus dem Verkauf der Medizinen und Kräutermixturen. Vor einigen Jahren wurden mein Mann und ich von unserem Clan verstoßen. Du mußt wissen, wir haben uns heimlich davongemacht. Wir waren zu der Zeit beide mit anderen Partnern verheiratet, doch trotzdem liebten wir uns. Unsere Beziehung war eine verbotene, das Kind aus unserer Liebe wurde aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Deshalb ziehen wir durchs Land und verkaufen überall unsere Waren in der Hoffnung, uns einmal an einem Ort niederlassen zu können.«

Sie machte eine Pause. Ihr Mann nickte.

»Sprich bitte weiter«, sagte Eadulf. »Was geschah in Cashel?«

Nun ergriff Corb das Wort.

»Wir hatten vor, die Nacht im Wirtshaus zu verbringen, weil es sehr kalt war. In Ferlogas Wirtshaus. Die Wirtsfrau hätte uns auch bereitwillig aufgenommen, denn ich hatte ihr eine Salbe für ihr Bein gegeben, doch ihr Mann war sehr dagegen. Er wollte solche Leute wie uns nicht. Also verließen wir das Wirtshaus und fuhren weiter auf Cashel zu. Die Nacht war angebrochen. Wir stießen auf einen kleinen Pfad, der am Fluß entlangführte, und erreichten schließlich eine Lichtung, wo wir im Wagen übernachteten.«

»Ihr habt kein Feuer gemacht? Ist das nicht ungewöhnlich?« wollte Eadulf wissen.

»Vielleicht«, erwiderte Corb. »Aber ich wollte auf keinen Fall irgendwelche Leute anlocken. Manche wollen nichts mit Nichtseßhaften zu tun haben. Ich habe nicht mal die Pferde abgeschirrt, sondern ihnen nur eine Decke übergeworfen. Ich wollte nur ein, zwei Stündchen schlafen und dann nach Nordosten weiterziehen und einen Bogen um Cashel machen, um unerfreuliche Begegnungen zu vermeiden.

Es war kurz vor Mitternacht, als ich aufwachte. Der Himmel war klar, ich konnte den Mond und die Sterne sehen und wußte, daß die Nacht noch nicht weit fortgeschritten war. Etwas hatte mich aufgeweckt. Irgendwo heulte ein Hund.«

Seine Frau bestätigte das. »Der Hund hat auch mich geweckt. Dann hörte ich jemanden rufen.«

»Ich dachte, daß vielleicht jemand Hilfe brauchte«, fuhr Corb fort. »Also nahm ich meinen Stock und ließ meine Frau mit unserem Kleinen im Wagen zurück. Ich beschloß, den Weg zurückzugehen. Doch ich hörte nichts mehr, weder einen Hund noch einen Menschen. Etwa hundertfünfzig Meter vom Wagen entfernt vernahm ich zu meiner Rechten ein paar Laute. Ich blieb stehen. Da schrie ein Baby. Ehrlich gesagt, es schrie nicht richtig, es war eher eine Art Glucksen, wie es Babys eben so von sich geben, wenn sie sich wohl fühlen. Ich blickte mich um. Es schien niemand da zu sein, der Mond schien hell. Ich ging weiter und kurz darauf entdeckte ich ein leichtes Umhängetuch.«

Eadulf beugte sich vor. »Und?« fragte er rasch.

»Da lag es - ein ausgesetztes Baby.«

»Wie bist du darauf gekommen, daß es ausgesetzt war?«

Corb lachte laut auf. »Das Baby war allein, mitten im Wald. Niemand sonst war da. Und das schlimmste war, daß es so abseits vom Weg nach Cashel lag und von unserem Waldpfad. Wäre ich nicht aufgewacht und so beunruhigt gewesen, hätte ich das Kind nie entdeckt. Es wäre an Unterkühlung gestorben, oder an Schlimmerem ... Denn durch diese Wälder streifen Wölfe und andere wilde Tiere.«

»Was hast du dann gemacht?«

»Was blieb mir übrig? Ich nahm das Baby hoch und trug es zu meiner Frau. Es war gut genährt, seine Kleider verrieten, daß es aus wohlhabendem Haus stammen mußte. Ich hatte keine Ahnung, warum es ausgesetzt worden war. Das machte uns sehr besorgt. Sicher waren diejenigen, die zu so einem Verbrechen fähig waren, noch ganz in der Nähe. Wir beschlossen deshalb, sofort weiterzuziehen und unseren Weg um Cashel herum nach Norden fortzusetzen. Erst als der Morgen dämmerte, hielten wir wieder an und schliefen.«

»Und du meinst, daß dies alles vor Mitternacht geschah? Der bellende Hund, die Rufe und das Kind, das du dann fandest?«

»Ja.«

»Das Baby war hübsch und gesund«, fügte die Frau hinzu. »Wohl kaum sechs Monate alt, mit roten Haaren über der Stirn. Der Junge war in wollene Tücher gehüllt, die sehr kostbar waren.«

Auf einmal faßte sich der Kräutersammler ein Herz.

»Sachse, weshalb fragst du uns so ausführlich danach?« fragte er entschlossen. »Wir haben dir nun so viel anvertraut, doch du hast uns nichts von dir erzählt. Wir schweigen ab jetzt, wenn du uns nicht sagst, was dich dieses Kind angeht.«

Eadulf sah sie beide ernst an.

»Das Baby ist Alchu, Sohn von Lady Fidelma von Cashel. Seine Amme wurde ganz in der Nähe von eurem Wagen ermordet. Das Kind ist seitdem verschwunden. Nun habe ich euch aufgespürt.«

Die Frau stieß einen kurzen Schrei aus und hob die Hand an ihren Mund. Ihr Mann blickte ihn ungläubig, ja fassungslos an.

»Und ... Und was geht dich das Ganze an, Sachse?« fragte er zögernd und immer noch ein wenig abweisend.

»Ich bin Eadulf von Seaxmund’s Ham. Ich bin der Vater des Kindes.«

Betreten schwieg das Paar. Dann fing die Frau an zu weinen.

»Wir schwören, daß wir nichts mit dieser Sache zu tun hatten, außer dem, was wir dir schon erzählt haben«, sagte sie schluchzend.

»Was meine Frau sagt, stimmt. Die Geschichte ist wahr«, bestätigte Corb. »Wir wissen nichts von einem Mord.« »Dann schlage ich vor, daß ihr meinen Sohn hergebt.«

Stille trat ein.

»Das können wir nicht«, rief die Frau.

»Ihr könnt das nicht?« donnerte Eadulf.

»Das Kind ist nicht mehr bei uns«, gestand der Kräutersammler mit ausdrucksloser Stimme.

Fidelma erstarrte vor Schreck in ihrem Sattel, als sich Conri, der Kriegsfürst der Ui Fidgente, ihr näherte.

»Das trifft sich gut, Fidelma von Cashel. Wir wollten gerade nach Cashel, da sah dich einer meiner Männer, wie du in den Wald rittest. Wir waren uns ziemlich sicher, daß wir dir hier begegnen würden. Um die Wahrheit zu sagen, ich will mit dir sprechen.«

Fidelmas Herz pochte, sie war erschrocken und versuchte krampfhaft, gelassen zu wirken.

»Was führt dich nach Cashel, Conri? Oder vielmehr zu mir?«

Das Gesicht des Kriegsfürsten blieb ernst. »Ich will einer Lüge ein Ende machen«, erwiderte er knapp.

»Einer Lüge?«

»Vor kurzem sandte dein Bruder einen Boten ins Land der Ui Fidgente, der an jedes Gasthaus am Weg eine Bekanntmachung anschlagen ließ. Darin steht, daß wir ein Kind, ein Baby namens Alchu, bei uns festhalten sollen. Wir wurden aufgefordert, einen Beweis dafür zu erbringen, daß der Knabe gesund und munter ist. Dann würde man drei unserer Fürsten freilassen.«

Fidelmas Gesicht zeigte keine Regung, als sie dem Kriegsfürsten in die Augen blickte.

»Mein Bruder Colgu von Cashel hat eine solche Bekanntmachung verbreiten lassen. Bist du gekommen, um darauf zu antworten?«

Conris Augen wurden schmaler. »So ist es.«

Fidelmas Mund war ganz trocken. »Und wirst du mir mein Kind zurückgeben?«

»Nein. Aus dem einfachen Grund nicht, weil wir es nicht entführt haben.«

»Aber . «, setzte Fidelma völlig verwirrt an, doch der Kriegsfürst hob die Hand.

»Hör mir gut zu, Fidelma von Cashel. Ich war kaum zu meinem Volk zurückgekehrt, als dein Bote eintraf. Kein Ui Fidgente weiß etwas von dieser Sache. Du magst nichts Gutes von uns denken, da wir schon lange verfeindet sind, aber wir sind keine Ungeheuer, die Kinder als Geiseln nehmen. So wie euch Kinder heilig sind, sind sie auch uns heilig und teuer. Ich habe bei den einzelnen Stämmen Erkundigungen eingezogen. Niemand, wiederhole ich, nicht einmal jene, die im letzten Krieg unter den Waffen deines Bruders gelitten haben, würden ein unschuldiges Kind benutzen, um dir Leid zuzufügen. Bei der Unschuld meiner eigenen beiden Söhne schwöre ich, daß dies die Wahrheit ist.«

Er sprach leise, aber eindringlich. Fidelma sah ihn an und versuchte zu begreifen, was er gesagt hatte.

»Aber die Forderung, eure Fürsten im Gegenzug für meinen Sohn freizulassen ...? Nachdem ein Bote unsere Bitte um einen Beweis überall angeschlagen hatte, hat man uns Alchus kleinen Schuh gesandt. Die drei Stammesfürsten wurden freigelassen und bekamen Pferde, um in ihr Land zurückzukehren. Jetzt warten wir auf die Freilassung meines Kindes.«

Conri runzelte die Stirn.

»Du hast die drei Fürsten schon freigelassen? Du sagst, Cuirgi, Cuan und Crond sind frei?«

»Sie sind gestern mittag freigekommen«, bestätigte ihm Fidelma.

Der Kriegsfürst schüttelte ungläubig den Kopf.

»Fidelma, da stimmt irgend etwas nicht. Ich will ganz offen zu dir sein. Einige meiner Leute sind gegen die Eoghanacht in den Krieg gezogen und wurden mit Tod und Verwüstung belohnt. Eoganan und seine Familie, die deinen Bruder vom Thron stürzen und das Königreich an sich reißen wollten, haben die Leute angeführt. Eoganan bezahlte dafür bei Cnoc Äine mit dem Leben, und viele andere seines Stammes auch. Für jedes Mitglied seiner Familie, das dabei umkam, wurden durch ihren Wahn gleich Hunderte andere Ui Fidgente in den Tod gerissen. Mein Volk ist stark dezimiert, Fidelma. Die drei Fürsten, die dein Bruder bei Cnoc Äine gefangennahm, waren fanatische Anhänger von Eoganan. Cuirgi, Cuan und Crond stellen keinen Verlust für mein Volk dar.«

Fidelma sah ihn erstaunt an, als sie seine Worte vernahm. Es fiel ihr schwer zu begreifen, was sie da hörte.

»Was willst du damit sagen, Conri? Du bist Kriegsfürst der Ui Fidgente.«

Conri lächelte. »Man hat mich nach unserer großen Niederlage zum Anführer der Überreste meines Volkes gewählt. Kann ein Kriegsfürst nicht auch weise sein? Gibt es nicht das alte Sprichwort, daß der Friede besser ist als ein leichter Krieg?«

»Sprich weiter, ich habe immer noch nicht begriffen.«

»Wir sind nicht an der Freilassung der alten Stammesfürsten interessiert. Sie sollen nie wieder Feindseligkeit und Haß schüren. Wir wollen Frieden und unsere Felder bestellen, unsere Herden vermehren und wieder zu leben beginnen. Deshalb waren es sicher nicht die Ui Fidgente, die deinen Sohn entführt haben, sonst kämen ja jene frei, die uns einst ins Unglück stürzten.«

Fidelma schwieg eine Weile.

»Vielleicht haben einige von deinen Leuten ohne dein Wissen gehandelt, um ihre Freilassung zu erwirken?«

Conri schüttelte den Kopf. »Auch wenn das möglich wäre, so glaube ich nicht, daß es wahrscheinlich ist. Ich bin auf Wunsch meines Volkes mit ein paar meiner Männer hergekommen, um dir die Wahrheit zu sagen und dir Hilfe anzubieten. Wenn sich herausstellt, daß jemand von den Ui Fidgente in diesen Fall verwickelt ist, werden wir ihn bestrafen.«

Fidelma atmete schwer aus.

»Die Bestrafung erfolgt durch das Gesetz«, sagte sie unwillkürlich, »und wird vom Gesetz vorgeschrieben.«

Conri zog die Augenbrauen hoch und blickte durch die Bäume zum Himmel empor.

»Es muß schon Nachmittag sein«, murmelte er.

»Weißt du, welchen Weg die Fürsten genommen haben?«

Fidelma zögerte einen Augenblick.

»Sie sollten eigentlich nach Norden reiten, bis zum Fluß Suir. Ich glaube, daß sie eine Furt am Hohen Berg passieren wollten, am Ard Mael, und dann durchs Gebirge Slieve Felim weiterwollten.«

»Wenn sie erst einmal das Gebirge durchquert haben, werden sie schnell in unserem Land sein«, sprach der Kriegsfürst der Ui Fidgente nachdenklich. »Ich vermute, daß sie das Gebirge südlich umgangen haben und durch das Tal von Bilboa geritten sind.« Auf einmal schnippte er mit den Fingern. »Falls meine Männer und ich die Route über den Sattel des Cnoc an Loig nehmen und dann am Cnoc an Bainsi vorbeireiten, könnten wir sie morgen vor der Dämmerung am Crois na Rae abfangen.«

Fidelma sah ihn erstaunt an. »Und was dann?«

»Falls es eine Verschwörung gibt und ihre Komplizen für die Entführung deines Kindes verantwortlich sind, werden wir es herausbekommen. Ganz gleich, was geschieht, wenn dein Kind morgen nicht zurück ist, wirst du wissen, daß die Verantwortlichen ihr Versprechen nicht einhalten wollten. Dann war nie ein Austausch beabsichtigt.«

Fidelmas Gesicht wurde zu einer Maske, hinter der sie ihren Schmerz verbarg. Was Conri da sagte, war richtig.

Conri streckte die Hand aus und berührte sie leicht am Arm.

»Es tut mir leid, daß du solchen Kummer hast, Fidelma von Cashel. Glaub mir. Aber diese Angelegenheit muß aufgeklärt werden. Wenn wir die Fürsten aufspüren und sie damit zu tun haben, wo können wir dich finden? In Cashel?«

Fidelma wollte schon zustimmen, doch dann überlegte sie es sich anders. »Zur Zeit ist es für Krieger der Ui Fidgente nicht gut, in der Nähe von Cashel gesehen zu werden. Mein Pferd ist müde. Ich wollte mich in der Jagdhütte meines Bruders ausruhen. Die liegt nicht weit von hier, an einem Ort, den man Quell vom Eichenwald nennt. Nur ein paar Kilometer in diese Richtung.« Sie zeigte mit der Hand dorthin. »Der Verwalter der Hütte hat einen Sohn, den ich mit der Nachricht nach Cashel senden kann, daß ich zwei Nächte dortbleiben werde. Wenn du die drei eingeholt hast, wirst du mich dort antreffen. Aber übermorgen muß ich wieder nach Cashel zurück.«

Conri war einverstanden.

»Und mit Gottes Gnade werden wir dich vor morgen abend bei der Jagdhütte antreffen.«

Er hob zum Abschied die Hand und lenkte im Gefolge seiner Männer sein Pferd westwärts.

Nachdem die Ui Fidgente fort waren, fühlte sich Fidelma eigenartig einsam. Während sie über das Geschehene nachdachte, wurde sie von noch quälenderen Sorgen als zuvor heimgesucht. Es bestanden nur zwei Möglichkeiten. Entweder log Conri, oder es gab unter den Ui Fidgente eine Verschwörung, Conri und das neue Fürstenhaus zu stürzen und die drei Fürsten wiedereinzusetzen, was zur Folge hätte, daß es zwischen den Ui Fidgente und den Eoghanacht zu einem neuen Krieg kommen würde. Ihr wurde klar, daß sie im Augenblick nichts unternehmen konnte, und sie seufzte tief. Dann setzte sie ihr erschöpftes Pferd in Bewegung.

Eadulf blickte den Kräutersammler und seine Frau entgeistert an.

»Alchu ist nicht mehr bei euch? Was habt ihr mit ihm gemacht?«

Nervös sah Corbnait zu ihrem Mann.

»Sprich schon!« sagte Eadulf wütend, fast drohend, und stand auf.

»Hätten wir gewußt, was du uns gerade erzählt hast, dann wären wir sofort zur Burg von Cashel gefahren, glaub mir«, murmelte Corb.

»Sprich endlich!« wiederholte Eadulf. »Was ist geschehen?«

Der Mann zog hilflos die Schultern hoch.

»Glaub mir, Bruder, wir dachten, daß Baby sei ausgesetzt worden. Wir haben das Kind einem würdigen Beschützer verkauft.«

»Verkauft ...?«

Eadulf ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. Er war so bestürzt, daß er sich wie gelähmt fühlte. Sprachlos schaute er von einem zum anderen.

»Versteh doch, wir hatten ja unseren Sohn«, erklärte der Kräutersammler weiter. »Unser eigen Fleisch und Blut. Wir meinten, wir seien auserwählt worden, das Leben des Babys aus einem ganz bestimmten Grund zu retten - nämlich als Hilfe für uns selbst. Denn wir leben ja unter schweren Bedingungen, ziehen von Ort zu Ort und hoffen immer, unsere Medizin, unsere Salben und Kräutermixturen zu verkaufen. Daß wir auf jenen Herrn stießen, war für uns ein großes Glück, denn so gelangten wir an etwas Geld und können uns vielleicht endlich irgendwo niederlassen.«

»Welchen Herrn?« fragte Eadulf ausdruckslos. »Was für ein Herr?«

»Während unserer Reise schlugen wir in einem Tal in der Nähe der Berge weiter im Norden unser Lager auf. Meine Frau hatte unseren Sohn und das rothaarige Baby gestillt, und wir ruhten uns am Feuer aus, als wir eine Glocke hörten .«

»Eine Glocke?«

»In das Licht unserer Laterne und des Lagerfeuers trat eine Gestalt mit grauem Umhang. Der Mann war von oben bis unten verhüllt, wir konnten sein Gesicht nicht erkennen, aber er läutete eine Glocke, als er sich näherte. Hinter ihm im Schatten stand ein bedrohlicher großer Krieger. Der Fremde setzte sich auf einen Baumstamm auf der anderen Seite des Feuers und bat um Essen und Trinken.«

Corb schwieg einen Moment, ehe er weitersprach.

»Also gab ich ihm zu essen, und wie jeder Reisende fragte er, wer wir seien und woher wir kämen. Und über die beiden Babys wollte er auch alles wissen. Ja, ich entsinne mich, daß er uns fragte, ob wir aus Cashel gekommen seien.«

»Habt ihr ihm erzählt, wie ihr Alchu gefunden habt?« erkundigte sich Eadulf.

»Daran fand ich nichts Befremdliches, auch wenn ich nicht viel darüber sagen konnte, nicht einmal, daß das Baby Alchu hieß.«

»Der Mann meinte, wir seien gute Diener des neuen Glaubens, da wir Barmherzigkeit geübt hätten, indem wir das Baby retteten«, warf Corbnait rasch ein.

»Wie ging es weiter?«

»Er schlug vor, falls wir uns von der Bürde befreien wollten, würde er als Herr dieser Gegend das Kind zu seiner Kirche bringen, wo es behütet und im Dienste Christi aufgezogen werden würde.«

»Und ihr wart einverstanden?« fragte Eadulf bestürzt.

»Der Mann legte drei silberne screpalls auf den Baumstamm als Entschädigung für unsere Mühe.«

»Wir dachten, wir täten das Richtige«, fügte Corb-nait hinzu.

»Ihr habt also meinen Sohn einem völlig fremden Menschen anvertraut ...?«

»Er war nicht völlig fremd. Er sagte uns, daß er der Herr dieser Gegend sei. Der Herr der Bergpässe, sagte er. Ein Krieger war bei ihm, der still im Dunkeln auf ihn wartete. Mit unserer Zustimmung nahm der Krieger das Kind entgegen. Ich bin mir nicht sicher, ob der Herr in der Lage war, seine beiden Arme zu benutzen. Und er hatte ein lahmes Bein. Ich fand es eigenartig, daß er eine Handglocke trug.«

»Welchen Namen hat er euch genannt?« fragte Ea-dulf.

»Keinen. Der Krieger sprach ihn einfach nur mit Herr an.«

»Weiter wißt ihr nichts? In welche Richtung ist er geritten? Das Gebirge hier ist hoch und sehr weitläufig.« In Eadulfs Stimme schwangen Schmerz und Hilflosigkeit mit.

»In dieser Gegend kann es nur wenige solcher Herren wie ihn geben«, meinte Corb. »Ich möchte auch gar nicht wissen, wer er war, ganz zu schweigen davon, ihm wiederbegegnen zu müssen.«

»Warum denn?«

»Um die Wahrheit zu sagen, ich hatte das Gefühl, daß ihn etwas Böses umgab.«

»Dennoch hast du ihm ein unschuldiges Baby anvertraut?« fragte Eadulf entsetzt.

Der Kräutersammler und seine Frau tauschten einen Blick aus. Die Frau lächelte Eadulf an.

»Wir waren uns nicht sicher, ob er wirklich böse war. Es war nur so ein Gefühl. Der Krieger behandelte ihn mit Respekt, und der Mann versprach, das Kind in den Schutz der Kirche zu geben. Wir dachten, daß wir so das Beste täten. Für das Kind. Wir dachten, man hätte es ausgesetzt.«

Eadulf zeigte auf die Mauern der Abtei hinter ihnen.

»Man hat mir gesagt, daß dies die größte Abtei in der Gegend ist. Der einzige kirchliche Schutz hier. Habt ihr mit dem Verwalter gesprochen? Vielleicht hat der Herr das Kind hierhergebracht?«

Wieder schauten sich die beiden an.

»Corbnait hat darauf bestanden, daß ich mich dort erkundige. Sie hatte sich im nachhinein Sorgen gemacht. Nein, niemand hat in der Abtei ein Kind abgegeben. Aber die Gebirgspässe hier führen zu einer großen Halbinsel, die zum Land der Corco Duibhne gehört. Vielleicht hat der Fremde das Kind dorthin gebracht.«

Eadulf unterdrückte einen Seufzer. Dann kam ihm ein Gedanke, und ungeduldig stand er auf. Sein nächster Schritt war ihm nun ganz klar. Vielleicht kannte der Verwalter der Abtei von Colman den Fremden mit der Glocke - offensichtlich ein Aussätziger, der ein Landesherr in dieser Gegend war. Eadulf starrte den Kräutersammler und seine Frau düster an.

»Ich werde euch etwas sagen. In diesem Königreich besitze ich keinerlei Autorität, auch wenn ich Ehemann von Lady Fidelma von Cashel bin. Wie ihr vielleicht wißt, ist sie eine ddlaigh und unter den Brehons der fünf Königreiche von Éireann hoch angesehen. Wir sprechen hier nicht nur von meinem Kind, sondern auch von ihrem, und sie ist die Schwester von Colgu, der dieses Königreich regiert. Ich glaube euch eure Geschichte und meine, daß ihr in aller Unschuld gehandelt habt. Aber es könnte auch sein, daß ihr euch aus Habgier eines Verbrechens schuldig gemacht habt. Ihr sagt, ihr dachtet, ihr hättet das Baby zu seinem Wohl anderen Leuten anvertraut. Das muß vor den Brehons von Cashel verhandelt werden. Ich kann euch zu nichts zwingen. Aber wenn ich euch einen Rat geben darf, so kehrt nach Cashel zurück und fragt nach Fidelma, und wenn sie nicht da ist, so wendet euch an König Colgu persönlich und berichtet ihm von den Vorfällen. Belügt ihn nicht und beschönigt nichts. Nur die Wahrheit zählt. Ihr werdet nichts zu befürchten haben, wenn ihr die Wahrheit sagt.«

Corb wirkte nervös. »Wirst du ein Wort für uns einlegen?«

»So Gott will, werde ich auch da sein«, antwortete Eadulf entschlossen. »Doch zuerst muß ich diesen Herrn finden und meinen Sohn zurückbekommen.«

Er drehte sich um, nahm sein Pferd und schritt langsam auf die Tore der Abtei zu.

Es dauerte nicht lange, bis er die Räume des rechtaire, des Verwalters der Abtei, betreten durfte. Der Verwalter war ein freundlicher Mann, der sich sehr hilfsbereit zeigte, als er von Eadulfs Rang und Einfluß erfuhr.

»Wir sind der Gerichtsbarkeit von Imleach sehr ergeben, Bruder. Bischof Ségdae, der das pallium des heiligen Ailbe, dem Patron von Muman, verwahrt, ist unsere oberste Instanz. Wie kann ich dir helfen?«

»Cashel ist von einem großen Unglück heimgesucht worden«, fing Eadulf an. Doch zu seiner Überraschung nickte der Verwalter.

»Nachrichten verbreiten sich schnell, und schlechte Nachrichten schneller als eine Seuche. Wir wissen, daß Lady Fidelmas Kind - dein Kind«, fügte er rasch hinzu, »seit einer Woche verschwunden ist.«

»Haben euch der Kräutersammler und seine Frau davon berichtet?« fragte Eadulf nachdenklich.

»Nein, wir haben es von einem Boten aus Cnoc Loinge erfahren. Meinst du übrigens den umherzie-henden Kräuterkundigen, der draußen vor der Abtei mit seiner Frau lagert? Sie leben ziemlich zurückgezogen, obwohl mich der Mann kürzlich fragte, ob ein Baby in den Schutz dieser Abtei gelangt ist. Ich sagte ihm, daß hier kein Kind abgegeben wurde.«

»Hat er sonst noch etwas erwähnt?« erkundigte sich Eadulf.

Der Verwalter dachte nach.

»Hast du den Verdacht, daß diese Leute das Kind entführt haben?« fragte er. »Nun, ich ...«

Eadulf schüttelte den Kopf. »Mein Kind ist mit ihnen in diesen Landesteil geraten, Bruder«, erklärte er, »doch ich glaube, es war rein zufällig. Wahrscheinlich wußten sie nicht, wessen Kind sie da mit sich führten.«

»Sie haben jedenfalls ihre Absichten für sich behalten, ganz gleich wie sie gewesen sein mögen«, sagte der Verwalter.

»Der Kräutersammler hat sich hier in der Abtei nicht nach einem Herrn aus der Gegend erkundigt, nach einem, der sich >Herr der Bergpässe< nennt und körperlich behindert ist?«

Die Reaktion des Verwalters war überraschend. Er rutschte auf seinem Stuhl nach hinten und bekreuzigte sich.

»Offensichtlich ist dir diese Person bekannt«, meinte Eadulf kurz.

Der Verwalter mußte schlucken.

»Es gibt nur einen, auf den diese Beschreibung paßt. Uaman, der Leprakranke. Uaman, Sohn von Eoganan.

Eoganan war Prinz der Ui Fidgente und fiel vor ein paar Jahren in der Schlacht von Cnoc Äine.«

Eadulf stöhnte laut auf.

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