Kapitel 12

»Ich habe schon davon gehört«, sagte Allen Preston. »Und es erschien mir unmöglich. Aber meine Informationsquelle war sicher und seitdem habe ich versucht, mich mit dir in Verbindung zu setzen. Die Situation bereitet mir einige Kopfschmerzen, Pete. Als Anwalt würde ich sagen, daß du Schwierigkeiten bekommst.«

Maxwell nahm in dem Sessel vor Prestons Schreibtisch Platz. »Den Eindruck habe ich auch«, sagte er. »Erstens scheine ich meine Stelle verloren zu haben. Gibt es in meinem Fall so etwas wie Schadenersatz?«

»In deinem Fall?« fragte der Anwalt. »Wie liegt denn dein Fall eigentlich? Niemand scheint es zu wissen …«

Maxwell verzog das Gesicht zu einem sauren Lächeln. »Sicher, du möchtest natürlich Bescheid wissen. Du fragst dich wahrscheinlich, ob der echte Peter Maxwell vor dir sitzt.«

»Und?« fragte Preston.

»Ich bin der echte. Ich würde es weder dir noch einem anderen übelnehmen, wenn ihr eure Zweifel daran hegt. Es waren zwei Maxwells da. Etwas passierte mit dem Wellenschema. Einer von uns ging auf das Coonskin-System, der andere auf einen fremden Planeten. Der vom Coonskin-System kehrte auf die Erde zurück und starb. Ich bin erst gestern angekommen.«

»Und hast entdeckt, daß du tot bist?«

Maxwell nickte. »Meine Wohnung war vermietet, meine Möbel hatte man weggeworfen. Die Universität teilt mir mit, daß mein Posten vergeben ist. Deshalb meine Frage nach Schadenersatz.«

Preston lehnte sich zurück und sah Maxwell aus schmalen Augen an. »Die Universität hat ganz legal gehandelt«, sagte er. »Du bist tot, also hast du keinen Anspruch auf die Stelle. Erst dann wieder, wenn man dich als Bürger anerkennt.«

»In einem langen Prozeß, nicht wahr?«

»Ja. Das kann man annehmen. Ich bin nicht in der Lage, dir eine präzise Antwort zu geben. Oh, gewiß, es gibt Präzedenzfälle von Leuten, die irrtümlich für tot gehalten wurden. Aber bei dir ist es kein Irrtum. Ein Mann, der eindeutig Peter Maxwell war, ist eindeutig gestorben, und da kann man nicht viel machen. Ich glaube, wenn wir den Präzedenzfall herausarbeiten wollen, müssen wir uns auf einen jahrelangen Kampf mit den Gerichten gefaßt machen. Um dir die Wahrheit zu sagen, ich wüßte nicht einmal, wo ich einhaken sollte. Zu allererst müssen wir natürlich durch Gesetz feststellen lassen, wer du bist.«

»Wer ich bin? Um Himmels willen, Al, das ist doch klar.«

»Aber dem Gesetz ist es nicht klar. Das Gesetz wird dich nicht so ohne weiteres anerkennen. Du hast legal gesehen kein Daseinsrecht. Deine Ausweise sind am Standesamt abgegeben, deine Papiere wurden eingezogen und längst zu den Akten gelegt …«

»Aber ich habe meine Papiere noch«, sagte Maxwell ruhig. »Hier in der Tasche.«

Preston starrte ihn an. »Ja, wenn ich es genau bedenke, mußt du sie noch haben. Mein Gott, ist das eine Verwirrung!«

Er stand auf und ging kopfschüttelnd durch das Zimmer. Dann setzte er sich wieder.

»Ich muß das überlegen«, sagte er. »Gib mir ein wenig Zeit. Ich werde mir etwas einfallen lassen. Und dann haben wir auch eine Menge zu tun. Da ist die Sache mit deinem Testament …«

»Mein Testament? Das hatte ich ganz vergessen.«

»Es ist auf dem Nachlaßgericht. Aber ich kann sicher eine Verfügung erwirken.«

»Ich habe alles meinem Bruder vermacht. Er ist im Forschungsdienst. Ich könnte mich mit ihm in Verbindung setzen, aber das würde eine Zeitlang dauern. Er ist meist mit der Flotte unterwegs. Ich denke, er wird keine Schwierigkeiten machen, sobald ich ihm alles erklärt habe.«

»Er nicht, aber das Gericht. Erst wenn alles in Ordnung ist, kannst du wieder über dein Geld verfügen. Außer den Kleidern, die du anhast, besitzt du im Moment nichts.«

»Die Universität hat mir einen Posten auf Gotik IV angeboten. Dekan eines Forschungs-College. Aber im Augenblick habe ich keine Lust, ihn anzunehmen.«

»Hast du genug Geld?«

»Ja. Ich wohne bei Oop und habe auch noch Geld. Im Notfall würde mir Harlow Sharp aushelfen. Er übergibt mir sicher eine seiner Expeditionen. Vielleicht würde mir das Spaß machen.«

»Bevor ich anfange«, sagte Preston, »muß ich die Einzelheiten kennen.«

»Ich schreibe dir alles auf und lasse es von einem Notar bestätigen.«

»Vielleicht könnten wir gegen Transport klagen. Sie haben dich in diese dumme Lage gebracht.«

Maxwell zögerte. »Noch nicht«, meinte er. »Das läßt sich sicher auch noch später durchführen.«

»Dann sieh zu, daß du die Darstellung anlegst«, erklärte Preston. »Ich werde inzwischen nachdenken und ein paar Gesetzbücher wälzen. Hast du übrigens die Zeitungen gesehen oder die Fernsehberichte gehört?«

Maxwell schüttelte den Kopf. »Ich hatte noch keine Zeit dazu.«

»Die Leute sind ganz wild«, sagte Preston. »Ein Wunder, daß sie dich noch nicht erwischt haben. Sie suchen wahrscheinlich überall nach dir. Bis jetzt sind sie auf Vermutungen angewiesen. Man hat dich gestern abend in der Schweinetränke gesehen. Die Schlagzeile lautet, daß du von den Toten heimgekehrt bist. Wenn ich du wäre, würde ich ihnen aus dem Weg gehen. Und sage ihnen keinen Ton, wenn sie dich erwischen.«

»Ich habe nicht die geringste Absicht, etwas zu sagen.«

Sie saßen im Büro und sahen einander schweigend an.

»Was für ein Durcheinander«, sagte Preston schließlich. »So scheußlich, daß es mir allmählich fast Spaß macht.«

»Übrigens«, sagte Maxwell, »Nancy Clayton hat mich heute abend zu einer Party eingeladen. Ich habe schon überlegt, ob das mit meiner Rückkehr in Zusammenhang steht. Aber es muß nicht sein. Nancy hat mich auch sonst des öfteren eingeladen.«

Preston grinste. »Schließlich bist du eine Berühmtheit. Ein schöner Happen für Nancy.«

»Glaubst du?« fragte Maxwell. »Sie muß von meiner Rückkehr gehört haben. Wahrscheinlich ist sie neugierig.«

»Und ob sie neugierig ist«, erwiderte Preston trocken.

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