Die Vergangenheit umgab sie, die in Fächer und Kästen und Regale geordnete Vergangenheit, das Verlorene und Vergessene und Unbekannte, das Expeditionen aus allen Winkeln der menschlichen Geschichte zusammengeholt hatten. Kunst- und Gebrauchsgegenstände, von denen der Mensch nichts geahnt hatte, bis er sich in die Vergangenheit zurückbewegen konnte. Neue Töpferwaren, die man bis dahin nur als Scherben gekannt hatte; Flaschen aus dem alten Ägypten, in denen noch frische Salben und Öle waren; alte Eisenschwerter, frisch aus der Schmiede geholt; die Schriftrollen der alexandrinischen Bibliothek, die verbrannt wären, hätten Zeitforscher sie nicht im letzten Moment vor den Flammen gerettet; die berühmten Gobelins von Ely, die dem Gesichtskreis der Menschen längst entschwunden waren — all diese Dinge und mehr; Schätze, die man der Zeit entrissen hatte.
Der Ort hatte den falschen Namen, dachte Maxwell. Es war kein Zeit-Museum, sondern ein zeitloses Museum, ein Gebäude, in dem sich alle Epochen trafen, wo man alle Errungenschaften des Menschen, alle seine verwirklichten Träume ausstellen konnte, so neu und gut erhalten, als seien sie erst gestern geschaffen worden. Man mußte nicht alte, verstreute Hinweise zu einem Ganzen zusammenfügen, sondern konnte sich die fehlenden Dinge aus der Vergangenheit holen.
Maxwell stand neben dem Podest, auf dem das Ding ruhte, und horchte auf die Schritte des Wächters, der seine Runde ging.
Carol hatte es geschafft, obwohl er eine Zeitlang daran gezweifelt hatte, daß es ihr gelingen würde. Doch alles hatte geklappt. Sie hatte den Wächter angerufen und ihm gesagt, daß sie noch einmal mit ein paar Freunden vorbeikommen und das Ding ansehen wollte, bevor es fortgeschafft wurde. Der Wächter hatte sie an einem kleinen Seiteneingang erwartet und ins Innere gelassen.
»Bleiben Sie nicht zu lange«, hatte er geknurrt. »Ich weiß nicht, ob ich das erlauben dürfte.«
»Es ist alles in Ordnung«, hatte sie ihm versichert. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
Er war murmelnd weitergegangen.
Deckenscheinwerfer beleuchteten den schwarzen Block, der unter dem Namen »das Ding« bekannt war.
Maxwell schlüpfte unter der Samtkordel durch, die das Podest absperrte und kletterte die Stufe hinauf, bis er neben dem Ding stand. Er holte die Übersetzungsmaschine aus der Tasche.
Es war eine verrückte Ahnung, dachte er. Eigentlich eher eine der Verzweiflung entsprungene Idee. Er verschwendete seine Zeit und würde sich obendrein lächerlich machen. Und selbst wenn dieses wilde Wagnis einen Erfolg haben sollte, konnte er zu so später Stunde nichts mehr tun. Am nächsten Morgen würde der Rollenfüßler Besitz von dem Ding ergreifen und sich damit das Wissen des Kristallplaneten erkaufen — das mühsam von einem ins nächste Universum übertragene Wissen, das der Universität der Erde hätte gehören können und das nun für immer an eine rätselhafte Kultur verloren war, die es vielleicht gegen die Terraner ausnutzte.
Er wußte, daß er zu spät mit seinem Kampf begonnen hatte. Hätte er etwas mehr Zeit zur Verfügung gehabt, so wäre alles gut gegangen. Er hätte sich mit einflußreichen Leuten in Verbindung gesetzt und sich von ihnen unterstützen lassen. Aber alles war von Anfang an gegen ihn gewesen, und jetzt reichte die Zeit nicht mehr.
Er streifte die Übersetzungsmaschine über den Kopf und arbeitete nervös am Verschluß, denn irgendwie wollte er nicht passen.
»Warten Sie, ich helfe Ihnen«, sagte Carol. Ihre Finger richteten geschickt das Band.
Maxwell beobachtete Sylvester, der am Boden neben dem Podest saß und Oop mit einem spöttischen Zähnefletschen ansah.
Oop sah Maxwells Blick. »Die Katze mag mich nicht«, sagte der Neandertaler. »Sie spürt, daß ich ihr natürlicher Feind bin. Eines Tages wird sie allen Mut zusammennehmen und mich angreifen.«
»Das ist doch lächerlich«, empörte sich Carol. »So ein sanftes Tier!«
»Da unterscheiden sich unsere Ansichten«, stellte Oop fest.
Maxwell zog die Okularanordnung über die Augen.
Und er sah auf das Ding.
In dem schwarzen Block war etwas. Linien, fremdartige Formen. Die Undurchdringlichkeit, die jeden Einfluß von außen zurückwies und abwehrte, hatte sich gelöst.
Maxwell hielt den Kopf schräg, um den richtigen Blickwinkel zu bekommen. Noch konnte er nicht sagen, was sich in dem Block befand. Keine Schriftlinien, das stand fest. Er griff an den Apparat und verstärkte die Energie, dann spielte er einen Moment lang an den Sensoren herum, bis er sie eingestellt hatte.
»Was ist es?« fragte Carol.
»Ich weiß nicht …« Dann, ganz plötzlich, wußte er es. Gefangen in einer Ecke des Blocks war eine Klaue mit schimmernder Haut — oder Schuppen? — und glänzenden Krallen, die aussahen, als hätte man sie aus Diamant geschnitten. Eine Klaue, die sich bewegte und freizumachen versuchte, um nach ihm zu greifen.
Er zuckte zurück, versuchte dem Ding aus dem Wege zu gehen und verlor das Gleichgewicht. Er spürte, daß er fiel, und rollte sich zur Seite, um nicht flach auf dem Rücken zu landen. Eine Schulter prallte gegen die Samtkordel, und die Pfosten, die sie festhielten, fielen krachend um. Maxwell landete hart auf der Schulter, aber zumindest sein Kopf blieb unverletzt. Er riß sich mit der freien Hand den Apparat des Kristallplaneten von den Augen.
Und vor ihm veränderte sich das Ding. Aus dem Block, aus dem länglichen, schwarzen Stück, erhob sich etwas. Es kämpfte sich frei. Etwas Lebendes, vor Vitalität Sprühendes. Es glitzerte.
Ein schlanker, zierlicher Kopf mit einer langen Schnauze und ein gezackter Kamm, der von der Stirn den ganzen Nacken entlanglief. Die Brust und der Rumpf waren faßartig, und ein halb gefaltetes Flügelpaar saß seitlich des Bauches. Die Vorderpfoten hatten scharfe Klauen, und die Krallen glitzerten hart wie Diamant. Die Deckenscheinwerfer beleuchteten die Schuppen, und jede einzelne sprühte golden und bronzefarben, gelb und bläulich.
Ein Drache! dachte Maxwell. Ein Drache, der sich aus der Schwärze des Dings erhob! Ein Drache, der Äonen in diesem Block eingesperrt gewesen war und nun endlich frei wurde.
Ein Drache! Nach all den Jahren, in denen er nach einem Exemplar gesucht hatte, nach all den Jahren der Unsicherheit, sah er — endlich einen Drachen. Aber nicht, wie er ihn sich im Geiste vorgestellt hatte — kein nüchternes Geschöpf aus Fleisch und Schuppen, sondern ein Geschöpf der herrlichen Verklärung. Ein Symbol des Kristallplaneten zu seiner Blütezeit, vielleicht ein Symbol des gestorbenen Universums, aus dem sich das neue Universum gebildet hatte — eine Legende, ein Gefährte der alten Stämme, deren armselige Nachfolger Kobolde, Trolle und Feen waren. Ein Geschöpf, dessen Existenz über Tausende von Generationen weitergegeben worden war, das man jedoch bis zu diesem Augenblick noch nie gesehen hatte.
Oop stand jenseits der beschädigten Absperrung, die Beine noch krummer als sonst — fast, als wollte er im Boden versinken — die Arme mit den Riesenhänden kraftlos herunterhängend. Seine Blicke drückten Entsetzen und Verwunderung aus. Vor ihm duckte sich Sylvester, die Muskeln angespannt, zum Angriff bereit.
Maxwell spürte eine Hand auf seiner Schulter und drehte sich um.
»Ein Drache?« fragte Carol. Ihre Worte klangen sonderbar erzwungen, als hätte sie Angst vor der Antwort.
Sie sah nicht ihn an, sondern den Drachen, der sich jetzt voll entfaltet hatte.
Der Drache peitschte mit dem langen, geschmeidigen Schwanz und Oop setzte sich auf den Boden, um ihm auszuweichen Sylvester fauchte wütend und kroch einen Schritt näher heran.
»Laß das, Sylvester!« rief Maxwell der Katze scharf zu.
Oop erhob sich hastig auf Hände und Knie und packte Sylvester an einer der Hinterpfoten.
»Reden Sie ihm gut zu«, sagte Maxwell zu Carol. »Wenn diese Idiotenkatze ihn angreift, ist der Teufel los.«
»Oop? Aber er würde Oop doch nichts tun.«
»Oop, Unsinn!« sagte Maxwell. »Den Drachen meine ich. Wenn Sylvester den Drachen reizt …«
Ein Wutgeschrei kam aus dem Dunkel, und man hörte rasch näherkommende Schritte.
»Was ist hier los?« brüllte der Wächter aus dem Schatten.
Der Drache wirbelte vom Podest und sah den heranlaufenden Wächter an.
»Aufpassen!« schrie Oop. Er hielt immer noch die Katze fest. Der Drache bewegte sich vorsichtig, fast zierlich vorwärts. Er hatte den Kopf schräg gelegt. Der Schwanz peitschte und fegte dabei ein halbes Dutzend Tonschalen aus den Regalen. Scherben klirrten zu Boden.
»He, laßt das!« gellte der Wächter, und dann sah er offenbar zum erstenmal den Drachen. Das Gellen wurde zu einem Angstgeschrei. Der Wächter drehte sich um und floh. Der Drache trottete hinter ihm her, ohne Hast, aber sehr interessiert. Sein Weg wurde von Scherben markiert.
»Wenn wir ihn nicht hier hinausbringen, bleibt vom Museum nichts übrig«, sagte Maxwell. »Bei seinem Tempo ist in einer Viertelstunde alles erledigt. Und. Oop, halte um Himmels willen die Katze fest. Wir können uns hier keinen Urtier-Kampf leisten.«
Maxwell stand auf und riß sich die Übersetzungsmaschine vom Kopf.
»Ich könnte die Tore öffnen«, schlug Carol vor. »Dann scheuchen wir ihn einfach hinaus.«
»Oop, wie würdest du dich als Drachentreiber fühlen?« erkundigte sich Maxwell.
Der Drache war bis zum Ende des Gebäudes geschlendert und kehrte nun um.
»Oop, helfen Sie mir bei dem Tor«, rief Carol. »Ich brauche einen Mann mit Muskeln.«
»Und die Katze?«
»Gib sie mir«, sagte Maxwell. »Vielleicht benimmt sie sich anständig. Sie hört auf mich.«
Der Drache kam näher, und Schüsseln polterten zu Boden. Als Maxwell das Krachen hörte, stöhnte er. Sharp würde ihn skalpieren. Er war zwar sein Freund, aber soweit ging eine Freundschaft auch nicht. Das ganze Museum war vernichtet, und das Ding hatte sich in einen rasenden Fleischberg verwandelt.
Er machte ein paar zögernde Schritte auf die krachenden Geräusche zu. Sylvester drückte sich dicht an seine Beine. Im Halbdunkel konnte Maxwell die schwachen Umrisse des Drachen erkennen.
»Braver Drache«, sagte Maxwell. »Schön langsam, Freund.«
Es klang ziemlich dämlich und irgendwie unpassend. Aber wie in aller Welt redete man einen Drachen an?
Sylvester knurrte unterdrückt.
»Du hältst dich da heraus«, sagte Maxwell scharf. »Es reicht auch, wenn du dich nicht einmischst.«
Er fragte sich, was wohl der Wächter gemacht hatte. Wahrscheinlich hatte er die Polizei angerufen und alles zu einem Sturmangriff vorbereitet.
Hinter sich hörte er das Quietschen der großen Tore. Wenn der Drache nur warten würde, bis sie ganz offen waren, dann konnte man ihn nach draußen lenken. Und was würde geschehen, wenn er draußen war? Maxwell schauderte, als er daran dachte — an die große Bestie, die durch die Straßen und Promenaden schlenderte. Vielleicht war es letzten Endes doch besser, ihn hier gefangenzuhalten. Er stand einen Moment lang unentschlossen da. Das Museum war jetzt mehr oder weniger ein Scherbenhaufen, und vielleicht war es besser, das Geschöpf hierzubehalten, als es auf das Universitätsgelände loszulassen.
Die Tore quietschten immer noch. Sie öffneten sich langsam. Der Drache war bislang dahingeschlendert, doch nun preschte er im Galopp auf die sich öffnenden Tore los.
Maxwell wirbelte herum. »Tore schließen!« schrie er. Dann sprang er schnell zur Seite, denn der galoppierende Drache kam direkt auf ihn zu.
Die Tore waren halb offen, und sie blieben halb offen. Oop und Carol rannten in entgegengesetzter Richtung davon. Sie waren nur darauf bedacht, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und den Fleischberg zu bringen, der sich ins Freie wälzte.
Sylvesters lautes Brüllen hallte im ganzen Museum wieder, als er sich an die Verfolgung des Ungetüms machte.
Carol schrie ihn an: »Laß das, Sylvester! Nein, Sylvester, nein!«
Der Schwanz des Drachen peitschte während des Laufens nervös von einer Seite auf die andere. Schränke und Tische stürzten um, Statuen kreiselten — ein Pfad der Vernichtung markierte die Flucht des Drachen.
Stöhnend folgte Maxwell Sylvester und dem Drachen, obwohl er selbst nicht wußte, weshalb er es tat. Eines war ihm allerdings klar — den Drachen wollte er nicht einholen.
Der Drache erreichte den Ausgang und hatte mit einem einzigen Satz das Freie gewonnen. Während er hochsprang, entfalteten sich seine Flügel und schlugen machtvoll auf und ab.
Maxwell fing sich am Tor ab. Auf den Stufen unterhalb des Ausgangs war auch Sylvester rutschend zum Stehen gekommen und fauchte jetzt zornig dem fliegenden Drachen nach.
Es war ein Anblick, bei dem Maxwell der Atem stockte. Das Mondlicht fing sich in den glänzenden Flügelschuppen und ließ sie in allen Regenbogenfarben schillern.
Oop und Carol rannten ins Freie und starrten zum Himmel hinauf.
»Schön!« sagte Carol.
»Ja, nicht wahr?« erwiderte Maxwell.
Und zum erstenmal nahm er bewußt auf, was eigentlich geschehen war. Das Ding existierte nicht mehr, und das Geschäft des Rollenfüßlers war zunichte gemacht. Auch er selbst hatte nichts mehr, um es gegen das Wissen des Kristallplaneten einzutauschen. Die Kette der Ereignisse, die mit dem Kopieren seines Wellenschemas begonnen hatte, war geschlossen. Bis auf den glitzernden Regenbogen am Himmel sah es so aus, als sei nichts geschehen.
Der Drache war jetzt höher geflogen und kreiste am Himmel.
»Alles im Eimer«, sagte Oop. »Was machen wir jetzt?«
»Es war meine Schuld«, erklärte Carol.
»Niemand hatte Schuld«, sagte Oop. »Solche Dinge kommen eben immer wieder vor.«
»Auf alle Fälle haben wir Harlows Geschäft zunichte gemacht«, stellte Maxwell fest.
»Das kann man wohl sagen«, meldete sich eine Stimme hinter ihnen. »Könnte mir bitte jemand erklären, was hier vorgeht?«
Sie drehten sich um.
Harlow Sharp stand im Torbogen. Jemand hatte die Museumsbeleuchtung eingeschaltet, und er hob sich scharf gegen den hellen Hintergrund ab.
»Das Museum ist vernichtet«, sagte er, »und das Ding ist verschwunden. Ich hätte mir denken können, daß ihr beide damit zu tun habt. Miß Hampton, ich bin erstaunt. Ich dachte, Sie würden einen besseren Umgang pflegen. Allerdings — wenn ich an diese verrückte Katze denke …«
»Lassen Sie Sylvester aus dem Spiel«, sagte sie. »Er hat überhaupt nichts damit zu tun.«
»Nun, Pete?« fragte Sharp.
Maxwell schüttelte den Kopf. »Es ist so schwer zu erklären.«
»Das kann ich mir denken«, sagte Sharp. »Hattest du das schon vor, als du heute abend zu mir kamst?«
»Nein«, erwiderte Maxwell. »Es war eine Art Unfall.«
»Ein teurer Unfall«, sagte Sharp. »Vielleicht interessiert es dich, daß du die Arbeit des Zeit-College um mehr als ein Jahrhundert zurückgeworfen hast. Außer, du hast das Ding irgendwo versteckt. In diesem Fall, mein Freund, gebe ich dir genau fünf Sekunden Zeit, um mir den Ort zu verraten.«
Maxwell schluckte. »Ich habe es nicht entfernt, Harlow. Ich habe es nicht einmal angerührt. Es verwandelte sich in einen Drachen.«
»In einen was?«
»Einen Drachen. Ich sage dir, Harlow …«
»Ich erinnere mich jetzt«, sagte Harlow. »Du hast immer große Worte um Drachen gemacht. Du warst sogar im Coonskin-System, um dir einen zu besorgen. Und jetzt scheinst du einen gefunden zu haben. Hoffentlich ist es ein ordentlicher.«
»Er ist wunderschön«, sagte Carol. »Er schimmert ganz golden.«
»Großartig«, sagte Sharp. »Ist das nicht eine Wucht? Wir können vielleicht ein Vermögen machen, wenn wir mit dem Drachen einen Wanderzirkus auf die Beine bringen. Ich kann schon die Plakate sehen: DER EINZIGE LEBENDE DRACHE!«
»Aber er ist gar nicht da«, sagte Carol. »Er ist davongeflogen.«
»Oop, du hast noch kein Wort gesagt«, erklärte Sharp. »Was ist los? Du bist doch sonst so gesprächig. Was ist hier los?«
»Ich bin gekränkt«, sagte Oop.
Sharp wandte sich von ihm ab und sah Maxwell an.
»Pete, dir ist vielleicht klar, was du angestellt hast. Der Wächter rief mich an und wollte die Polizei verständigen. Aber ich sagte ihm, er solle warten, bis ich selbst vorbeigesehen hätte. Ich hatte keine Ahnung, daß es so schlimm stand. Das Ding ist fort, und ich kann es nicht abliefern. Ich muß das ganze Geld zurückgeben. Außerdem sind die meisten Museumsstücke zerstört und …«
»Das war der Drache, bevor wir ihn hinausließen«, erklärte Maxwell.
»Ihr habt ihn also hinausgelassen? Er ging gar nicht von selbst? Ihr habt ihm einfach das Tor aufgemacht?«
»Nun ja, er zerschmetterte doch das ganze Zeug. Ich glaube, wir kamen gar nicht richtig zum Denken.«
»Ganz ehrlich, Pete — war es wirklich ein Drache?«
»Ja. Er befand sich im Innern des Dings. Frag mich nicht, wie er da hineinkam. Durch einen Bann schätzungsweise.«
»Einen Bann?«
»So etwas gibt es tatsächlich, Harlow. Ich weiß nicht, wie es funktioniert. Ich habe Jahre damit zugebracht, es herauszufinden, aber ich habe bis jetzt nichts entdeckt.«
»Mir scheint, daß jemand fehlt«, sagte Sharp. »Wenn irgendwo der Teufel los ist, darf er doch nicht weit sein. Oop, könntest du mir sagen, wo dein Busenfreund Gespenst ist?«
Oop schüttelte den Kopf. »Der ist flüchtig. Man kann ihm so schlecht auf der Spur bleiben. Immer entschlüpft er einem.«
»Das ist noch nicht alles«, fuhr Sharp fort. »Ich wollte euch mitteilen, daß Shakespeare verschwunden ist. Ihr wißt nicht zufällig, wo er sich aufhält?«
»Er saß eine Zeitlang bei uns«, erzählte Oop. »Wir wollten eben mit dem Essen anfangen, als er einen Schreck bekam und floh. Zufällig hatte sich nämlich Gespenst erinnert, daß er Shakespeares Geist war. Du weißt ja, daß ihn die Frage seiner Abstammung seit Jahren geplagt hat.«
Langsam setzte sich Sharp auf die oberste Treppenstufe und sah ebenso langsam von einem zum anderen.
»Nichts«, sagte er. »Ihr habt aber auch gar nichts vergessen, um mich zu ruinieren. Ihr seid gründlich zu Werk gegangen.«
»Wir wollten dich nicht ruinieren«, sagte Oop. »Wir hatten nicht das geringste gegen dich. Irgendwie liefen die Dinge von Anfang an falsch und ließen sich nicht mehr aufhalten.«
»Von Rechts wegen müßte ich euch verklagen und euch jeden Cent abnehmen lassen«, erklärte Sharp. »Ich könnte es erreichen, daß ihr alle drei Zeit eures Lebens umsonst für mein College arbeiten müßt. Aber damit könntet ihr nur einen winzigen Bruchteil des Schadens wiedergutmachen, den ihr heute abend angerichtet habt. Deshalb hat es gar keinen Sinn. Allerdings nehme ich an, daß sich die Polizei um den Aufruhr, den ihr gemacht habt, kümmern wird. Man kann sie wohl nicht fernhalten. Ihr drei werdet eine Menge Fragen beantworten müssen.«
»Wenn mir nur jemand zuhören würde«, sagte Maxwell. »Ich könnte alles erklären. Das versuche ich doch schon seit meiner Rückkehr — jemanden zu finden, der mir zuhört. Ich wollte heute nachmittag mit dir sprechen …«
»Dann fange nur gleich an«, unterbrach ihn Sharp. »Ich gestehe, daß meine Neugier wächst. Gehen wir in mein Büro, dort haben wir es bequemer. Oder ist euch das unangenehm? Habt ihr vielleicht noch ein paar unerledigte Dinge?«
»Nein, wir haben getan, was wir konnten«, sagte Oop.