Maxwell wachte auf.
Oop schüttelte ihn. »Besuch für dich.«
Maxwell warf die Decke zurück, schwang die Füße auf den Boden und tastete nach seiner Hose. Oop reichte sie ihm.
»Wer ist es?«
»Stellte sich als Longfellow vor. Widerlicher, hochnäsiger Kunde. Er wartet draußen auf dich. Man sah ihm richtig an, daß er aus Angst vor Bazillen nicht in die Hütte kam.«
»Dann soll er sich zum Teufel scheren«, knurrte Maxwell und machte Anstalten, sich wieder hinzulegen.
»Nein«, protestierte Oop. »Mir ist es gleich. Ich bin über Kränkungen erhaben.«
Maxwell kämpfte sich in die Hose, schlüpfte in die Schuhe und schnürte sie fest.
»Kannst du dir denken, wer der Kerl ist?«
»Keine Ahnung«, sagte Oop.
Maxwell stolperte quer durch das Zimmer, goß aus einem Eimer Wasser in das Becken und wusch sich das Gesicht.
»Wie spät?« fragte er.
»Kurz nach sieben.«
»Mister Longfellow muß es eilig gehabt haben.«
»Er geht draußen ungeduldig auf und ab.«
Longfellow war tatsächlich ungeduldig.
Als Maxwell an die Tür kam, lief er ihm entgegen und streckte die Hand aus.
»Professor Maxwell!« rief er. »Ich bin so froh, daß ich Sie gefunden habe. Gar nicht so einfach. Jemand gab mir den Tip, daß Sie hier sein könnten …« Er deutete mit gerümpfter Nase zur Hütte — »Und da ging ich das Risiko eben ein.«
»Oop ist einer meiner besten Freunde«, sagte Maxwell ruhig.
»Könnten wir vielleicht einen kleinen Spaziergang machen?« schlug Longfellow vor. »Es ist ein herrlicher Morgen. Haben Sie schon gefrühstückt? Nein, vermutlich nicht.«
»Könnten Sie mir vielleicht sagen, wer Sie sind?« fragte Maxwell.
»Ich arbeite in der Verwaltung. Stephen Longfellow. Sekretär des Präsidenten.«
»Dann sind Sie genau der richtige Mann für mich. Ich muß den Präsidenten so schnell wie möglich sprechen.«
Longfellow schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen gleich sagen, daß das unmöglich ist.«
»Unmöglich«, sagte Maxwell. »Das klingt so endgültig. Als hätten Sie bereits darüber nachgedacht und Ihre Entscheidung getroffen.«
»Wenn Sie Dr. Arnold sprechen wollen, müssen Sie den Amtsweg beschreiten«, erklärte Longfellow kühl. »Der Präsident ist ein vielbeschäftigter Mann …«
»Das weiß ich«, sagte Maxwell. »Und ich kenne auch den Amtsweg. Unzählige Verzögerungen, eine Bitte, die von Hand zu Hand geht, Informationen, die zu viele Leute erfahren …«
»Professor Maxwell«, sagte Longfellow. »Es hat keinen Sinn, um den Brei herumzugehen. Sie sind ein beharrlicher Mann und lassen sich nicht leicht abschütteln. Es ist besser, wenn ich offen mit Ihnen rede. Der Präsident wird Sie nicht empfangen. Er kann es sich nicht leisten.«
»Weil es zwei Maxwells gegeben hat? Weil einer davon tot ist?«
»Die Zeitungen werden heute voll davon sein. Sie machen Schlagzeilen. Der Mann, der von den Toten zurückkam. Haben Sie vielleicht Radio gehört oder die Fernsehsendungen verfolgt?«
»Nein.«
»Nun, wenn Sie dazu kommen, werden Sie sehen, daß man Sie zu einer Spitzenzirkusnummer gemacht hat. Ich sage Ihnen offen, daß das peinlich für uns ist.«
»Ein Skandal also?«
»Man könnte es so nennen. Und die Verwaltung hat Schwierigkeiten genug. Sie kann sich nicht noch Ihren Fall aufhalsen. Da ist beispielsweise die Shakespeare-Sache. Der können wir nicht ausweichen.«
»Was würde geschehen, wenn ich einfach den Hügel hinauf ins Verwaltungsgebäude ginge und mit der Faust auf ein paar Schreibtische schlagen würde?«
»Das wissen Sie ganz genau. Man würde Sie hinauswerfen.«
»Wenn ich aber eine Schar Reporter und Kameraleute im Rücken hätte?«
»Dann würde man Sie vermutlich nicht hinauswerfen. Vielleicht würde man Sie sogar bis zum Präsidenten vorlassen. Aber ich kann Ihnen versichern, daß Sie unter diesen Umständen keineswegs das erreichen würden, was Sie wollen.«
»Ich würde also in jedem Falle verlieren?« fragte Maxwell. »Eigentlich kam ich wegen einer ganz anderen Sache her«, erklärte ihm Longfellow. »Ich bringe Ihnen eine gute Nachricht.«
»Das kann ich mir denken«, sagte Maxwell. »Was hat die Verwaltung ausgeheckt, um mich loszuwerden?«
Longfellow sah ihn kummervoll und gekränkt an. »Sie wissen, daß wir auf Gotik IV ein College errichten. Ich sollte Ihnen die Stelle des Dekans dort anbieten.«
»Sie meinen den Planeten mit den vielen Hexen und Zauberern?«
»Es wäre eine großartige Möglichkeit für einen Mann Ihres Fachgebiets«, strich Longfellow heraus. »Ein Planet, auf dem sich die Hexenkunst entwickeln konnte, ohne wie auf der Erde unterdrückt zu werden.«
»Und hundertfünfzig Lichtjahre entfernt«, sagte Maxwell. »Ziemlich weit weg und wahrscheinlich recht öde. Aber ich kann mir vorstellen, daß das Gehalt gut ist.«
»Sehr gut sogar.«
»Nein, vielen Dank«, sagte Maxwell. »Ich bin mit meiner Stelle hier ganz zufrieden.«
»Stelle?« fragte Longfellow.
»Natürlich. Falls Sie es vergessen haben — ich gehöre zur Fakultät.«
Longfellow schüttelte den Kopf. »Nicht mehr«, sagte er. »Sollten Sie etwa vergessen haben, daß Sie vor drei Wochen gestorben sind? Wir können es nicht zulassen, daß Lehrstellen frei bleiben.«
»Sie meinen, man hat meinen Posten vergeben?«
»Aber natürlich«, erklärte Longfellow mit einem häßlichen Unterton. »Im Moment sind Sie stellungslos.«