Kapitel 23

Inspektor Drayton erhob sich schwerfällig von dem Sessel in Sharps äußerem Büro.

»Ich bin froh, daß Sie endlich kommen, Dr. Sharp«, sagte er. »Etwas hat sich ereignet …«

Der Inspektor unterbrach sich, als er Maxwell erblickte. »Ah, Sie sind es«, sagte er. »Freut mich, daß ich Sie hier treffe. Ich bin Ihnen lange genug nachgejagt.«

Maxwell schnitt eine Grimasse. »Ich weiß nicht, ob ich mich ebenfalls freuen soll, Inspektor.«

Inspektor Drayton hatte ihm wirklich noch gefehlt.

»Und wer sind Sie?« fragte Sharp trocken. »Was suchen Sie in meinem Büro?«

»Ich bin Inspektor Drayton vom Sicherheitsdienst. Ich hatte kürzlich mit Professor Maxwell eine kurze Unterredung, als er auf die Erde zurückkehrte, aber ich fürchte, daß die Fragen noch nicht restlos geklärt sind …«

»In diesem Falle müssen Sie noch eine Weile warten«, sagte Sharp. »Alles hübsch der Reihe nach. Ich habe auch ein paar Fragen an Mister Maxwell, und ich fürchte, sie sind wichtiger als die Ihren.«

»Sie verstehen nicht«, erklärte Drayton. »Ich war nicht hierhergekommen, um Ihren Freund festzunehmen. Sein Auftauchen ist ein unerwartetes Glück für mich. Es handelt sich um eine andere Sache, bei der Sie mir vielleicht behilflich sein können — eine Sache, die ziemlich unerwartet auftauchte. Sehen Sie, ich hatte gehört, daß Professor Maxwell bei Miß Claytons Party gewesen war, und so ging ich zu ihr …«

»Reden Sie vernünftig, Mann«, sagte Sharp. »Was hat Nancy Clayton mit dem ganzen Wirrwarr zu tun?«

»Ich weiß nicht, Harlow«, sagte Nancy Clayton und tauchte an der Verbindungstür zum inneren Büro auf. »Ich hatte nicht die Absicht, mich in irgend etwas verwickeln zu lassen. Ich versuche nur, meine Freunde zu unterhalten, und das ist doch nicht strafbar …«

»Nancy, bitte«, sagte Sharp. »Erzähle mir zuerst, was los ist. Weshalb bist du hier, und weshalb ist der Inspektor hier und …?«

»Es geht um Lambert«, sagte Nancy.

»Der Maler, von dem du ein Gemälde hast?«

»Ich habe drei von ihm«, sagte Nancy stolz.

»Aber Lambert ist seit mehr als fünfhundert Jahren tot.«

»Das dachte ich auch«, sagte Nancy, »aber er tauchte heute abend auf. Er sagte, daß er sich verirrt hätte.«

Ein Mann trat aus dem inneren Büro und drängte Nancy zur Seite — ein großer, knorriger Mann mit rötlichem Haar und tief eingegrabenen Linien.

»Es scheint, meine Herren, daß Sie von mir sprechen«, sagte er. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mein Problem selbst erläutere?«

Seine Stimme klang sonderbar näselnd. Er strahlte sie gutmütig an, und eigentlich fanden ihn alle recht sympathisch.

»Sie sind Albert Lambert?« fragte Maxwell.

»In der Tat«, erwiderte Lambert, »und ich hoffe, daß ich nicht störe, aber ich habe ein Problem.«

»Da sind Sie nicht der einzige«, meinte Sharp.

»Sie haben recht«, sagte Lambert. »Aber wenn man ein Problem hat, muß man sich dahin wenden, wo es am ehesten gelöst wird.«

»Mister«, sagte Sharp, »ich bin in der gleichen Lage wie Sie.«

»Aber verstehst du denn nicht?« mischte sich Maxwell ein. »Lambert hat recht. Er ist zu dem einzigen Ort gekommen, an dem sein Problem gelöst werden kann.«

»Wenn ich Sie wäre, junger Mann«, sagte Drayton, »wäre ich nicht so sicher. Sie waren ja letzthin recht ausweichend, aber heute entkommen Sie mir nicht mehr. Es gibt eine Menge Dinge, die …«

»Inspektor, könnten Sie sich bitte heraushalten«, unterbrach ihn Sharp. »Es steht schon schlimm genug, und wir wollen die Sache nicht komplizieren. Das Ding ist verschwunden, und das Museum ist ein Trümmerhaufen, und Shakespeare hat sich aus dem Staub gemacht.«

»Aber ich will doch nur wieder heim«, erklärte Lambert geduldig. »Zurück ins Jahr 2023.«

»Also, einen Augenblick«, befahl Sharp. »Sie verwechseln einiges. Ich …«

»Harlow«, sagte Maxwell, »ich habe dir das alles erklärt. Erst heute abend. Und ich fragte dich wegen Simonson — weißt du noch?«

»Simonson? Jetzt erinnere ich mich.« Sharp sah Lambert an. »Sie sind der Mann, der das Ding gemalt hat?«

»Das Ding?«

»Einen großen schwarzen Steinblock auf einem Berggipfel.«

Lambert schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe ihn nicht gemalt. Aber ich werde es wahrscheinlich noch tun. Ganz bestimmt sogar, denn Miß Clayton hat mir das Bild gezeigt, und es ist eindeutig etwas, das von mir stammt. Ich muß sogar zugeben, daß es gar nicht schlecht ist.«

»Dann haben Sie das Ding tatsächlich im Jurazeitalter gesehen?«

»Im Jurazeitalter?«

»Vor zweihundert Millionen Jahren.«

Lambert sah überrascht aus. »So groß war die Spanne also? Ich wußte, daß ich mich ziemlich weit in der Vergangenheit befand. Ich sah sogar Dinosaurier.«

»Aber Sie müssen es gewußt haben. Sie machten doch eine Zeitreise.«

»Das Schlimme ist, daß die Apparatur irgendeinen Fehler hat. Ich komme nie in die Zeit, in die ich möchte.«

Sharp preßte beide Hände an die Schläfen. Dann sagte er: »Jetzt gehen wir einmal Schritt für Schritt vor. Eines nach dem anderen, bis alles aufgeklärt ist.«

»Ich habe es doch schon gesagt«, meinte Lambert. »Ich will nur eines: wieder heim.«

»Wo ist Ihre Zeitmaschine?« fragte Sharp. »Wo haben Sie sie zurückgelassen? Wir können sie uns ansehen.«

»Ich habe sie nirgends zurückgelassen. Sie begleitet mich immer. Sie ist in meinem Kopf.«

»In Ihrem Kopf!« schrie Sharp. »Aber das ist doch unmöglich! Eine Zeitmaschine in Ihrem Kopf!«

Maxwell grinste Sharp an. »Als wir uns heute abend über das Thema unterhielten, sagtest du, daß Simonson kaum etwas über seine Maschine verriet. Jetzt scheint es …«

»Gut, ich habe es gesagt«, meinte Sharp. »Aber wer kann denn ahnen, daß eine Zeitmaschine im Gehirn des Zeitreisenden untergebracht ist? Es muß ein neues Prinzip sein. Etwas, das wir vollkommen übersahen.« Er wandte sich an Lambert. »Wissen Sie, wie der Apparat funktioniert?«

»Keine Ahnung«, erklärte Lambert. »Ich weiß nur, daß ich seit der Operation — und ich mußte einiges über mich ergehen lassen, das kann ich Ihnen versichern — die Fähigkeit hatte, Zeitreisen zu machen. Dazu mußte ich in Gedanken ein paar einfache Koordinaten der gewünschten Zeit und des gewünschten Ortes nennen, und dann sollte ich hingelangen. Aber etwas stimmt dabei nicht. Ganz gleich, was ich denke, ich schieße von einer Zeit in die andere, aber niemals dahin, wo ich sein möchte.«

»Es hätte gewisse Vorteile«, sagte Sharp nachdenklich und mehr zu sich selbst als zu den anderen. »Es wäre klein und unabhängig. Es hat im Gehirn Platz … Sie wissen wirklich nichts über den Mechanismus, Lambert?«

»Ich sagte Ihnen schon, daß ich keine Ahnung habe. Das interessierte mich nicht. Simonson ist ein Freund von mir …«

»Aber weshalb sind Sie hierhergekommen? In diese Zeit und an diesen Ort?«

»Ein Zufall, das ist alles. Und sobald ich ankam, merkte ich, daß es sehr viel zivilisierter aussah als an den meisten anderen Orten. Ich begann mich zu orientieren. Offensichtlich war ich zuvor noch nie so weit in der Zukunft gewesen, denn zuallererst erfuhr ich, daß es die Zeitreise und ein Zeit-College gäbe. Dann hörte ich, daß Miß Clayton ein Bild von mir besaß, und da ich dachte, daß sie mir vielleicht freundlich gesinnt sein würde, ging ich zu ihr. Ich hoffte, sie würde ein paar Leute kennen, die mich in meine eigene Zeit zurückschicken könnten. Und während wir hier warteten, kam Inspektor Drayton an.«

»Mister Lambert«, sagte Nancy, »bevor Sie fortfahren, muß ich Sie etwas fragen. Weshalb haben Sie damals, als Sie im Jurazeitalter waren und die Zeichnung anfertigten …«

»Verzeihen Sie«, unterbrach Lambert, »ich habe das Gemälde noch nicht angefertigt. Ich besitze zwar ein paar Skizzen und werde eines Tages Bilder danach malen, aber im Moment …«

»Das ist ja nicht wichtig. Ich wollte nur wissen, weshalb Sie keine Dinosaurier in das Bild setzten. Ich habe keinen einzigen gesehen, und dabei sagten Sie doch, daß es welche gegeben hätte …«

»Ich habe aus einem einfachen Grund keine Dinosaurier gemalt«, erklärte Lambert. »Es waren keine da.«

»Aber eben sagten Sie …«

»Verstehen Sie doch«, sagte Lambert geduldig. »Ich male nur, was ich sehe. Ich lasse nichts weg, und ich füge nichts hinzu. Und es waren keine Dinosaurier an dem Ort, weil die Geschöpfe des Gemäldes sie alle vertrieben hatten. Also malte ich weder die Dinosaurier noch die anderen.«

»Andere?« fragte Maxwell. »Was meinen Sie damit? Gab es noch andere Wesen?«

»Natürlich«, sagte Lambert. »Die mit den Rädern.«

Er unterbrach sich und sah in ihre entsetzten Gesichter. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«

»Aber nein, ganz und gar nicht«, sagte Carol freundlich. »Fahren Sie nur fort, Mister Lambert. Erzählen Sie uns von den Rädergeschöpfen.«

»Sie werden mir vielleicht nicht glauben«, meinte Lambert, »und ich kann Ihnen auch nicht sagen, was sie waren. Die Sklaven vielleicht. Die Arbeitstiere. Die Lastenträger. Die Diener. Es waren eindeutig Lebewesen, aber sie hatten statt der Füße Räder, und sie bestanden aus ganzen Insektenkolonien, wie Bienen oder Ameisen. Arbeitsinsekten offensichtlich. Ich verstehe vollkommen, wenn Sie mir nicht glauben, aber ich schwöre …«

Von weit weg hörte man ein Rumpeln, das dumpfe, holpernde Geräusch von rasch näherkommenden Rädern. Und während sie horchend dastanden, merkten sie, daß die Räder den Korridor entlangkamen. Immer lauter wurde das Geräusch. Plötzlich war es dicht vor der Tür und verstummte. Und dann stand der Rollenfüßler im Eingang.

»Da ist ja einer von ihnen!« kreischte Lambert. »Was macht er hier?«

»Mister Marmaduke«, sagte Maxwell, »wie schön, daß wir Sie auch wieder einmal sehen.«

»Nein«, erwiderte der Rollenfüßler. »Nicht Mister Marmaduke. Den sogenannten Mister Marmaduke sehen Sie nicht wieder. Er ist in schwere Ungnade gefallen. Er hat einen großen Fehler begangen.«

Sylvester wollte angreifen, aber Oop packte ihn am Nackenfell und hielt ihn fest.

»Es wurde ein Vertrag mit einem Humanoiden namens Harlow Sharp geschlossen«, sagte der Rollenfüßler. »Wer von euch ist Harlow Sharp?«

»Ich«, erklärte Sharp.

»Sir, ich muß Sie fragen, wie Sie sich die Einhaltung des Vertrages vorstellen.«

»Ich kann nichts tun«, sagte Sharp. »Das Ding ist fort und kann nicht mehr geliefert werden. Selbstverständlich erhalten Sie sofort die Kosten zurückerstattet.«

»Das wird nicht genügen, Mister Sharp«, sagte der Rollenfüßler. »Es befriedigt uns keinesfalls. Wir werden eine Klage gegen Sie einreichen. Wir werden Sie vernichten, Mister. Arm sollen Sie werden und …«

»Herrgott, Sie schrecklicher Go-cart, es gibt kein Gesetz für Sie«, rief Sharp. »Das galaktische Gesetz gilt nicht für ein Geschöpf wie Sie. Wenn Sie glauben, daß Sie einfach herkommen und mir drohen können …«

Gespenst erschien mitten in der Luft, direkt im Eingang.

»Wird auch höchste Zeit«, rief Oop ärgerlich. »Wo warst du den ganzen Abend? Was hast du mit Shakespeare gemacht?«

»Der Barde ist in Sicherheit«, sagte Gespenst. »Aber es gibt dringendere Nachrichten.« Er deutete auf den Rollenfüßler. »Andere seiner Art schwärmen durch die Kobold-Reservation und versuchen den Drachen einzufangen.«

Dann hatten sie also letzten Endes den Drachen gewollt, dachte Maxwell ein wenig unlogisch. Er fragte sich, ob die Rollenfüßler von Anfang an gewußt haben konnten, daß der Drache im Ding eingesperrt war. Und die Antwort lautete, daß sie es gewußt haben mußten, da sie oder ihre Vorfahren im Jurazeitalter diese Arbeit erledigt hatten.

Im Jurazeitalter der Erde, und wie oft und wann auf anderen Planeten? Die Diener, hatte Lambert gesagt, die Arbeitstiere, die Lastenträger. Waren sie untergeordnete Mitglieder des alten Stammes? Oder waren sie vielleicht eine Art Haustiere gewesen, die durch genetische Eingriffe die ihnen zugewiesenen Arbeiten tun konnten?

Und nun hatten die früheren Sklaven ein eigenes Reich errichtet und griffen nach dem Wissen, das sie sicher als ihr rechtmäßiges Erbe betrachteten. Als ihr Erbe, da außer ihnen nur noch in verstreuten Winkeln Reste des alten Universums lebten — Überbleibsel des großen Kolonisierungsprojektes, das man auf dem Kristallplaneten erträumt hatte.

Und vielleicht, dachte Maxwell — vielleicht sollte man es ihnen wirklich geben. Denn sie hatten die Arbeiten zu diesem Projekt durchgeführt. Hatte die sterbende Todesfee schuldbewußt ein altes Unrecht wiedergutzumachen versucht, als sie die Absichten ihrer Gefährten auf dem Kristallplaneten vereitelte und den früheren Sklaven half? Oder hatte sie geglaubt, daß das Erbe nicht an Fremde gehen sollte?

»Sie wollen sagen, daß Sie im gleichen Augenblick, in dem Sie mir drohen, Ihre Banditen losgelassen haben?« sagte Sharp zu dem Rollenfüßler.

»Er tut eben, was er kann«, meinte Oop.

»Der Drache suchte das einzige Gebiet unseres Planeten auf, in dem er sich daheim fühlen konnte«, erzählte Gespenst. »Die Reservation des Kleinen Volkes, wo er seine Gefährten wiedersehen und im strahlenden Mondlicht über den Fluß fliegen konnte. Und dann griffen ihn die Rollenfüßler in der Luft an und versuchten ihn zu Boden zu zwingen, damit sie ihn gefangennehmen können, doch der Drache wehrt sich bis jetzt heldenhaft …«

»Rollenfüßler können nicht fliegen«, protestierte Sharp. »Und du sagst, daß es eine ganze Menge waren. Das ist unmöglich. Mister Marmaduke war der einzige …«

»Vielleicht glaubt man im allgemeinen, daß sie nicht fliegen können«, sagte Gespenst. »Aber ich habe es gesehen. Weshalb so viele hier sind, weiß ich auch nicht. Vielleicht haben sie sich versteckt. Vielleicht kamen viele durch die Transportstationen herein.«

»Das können wir abstellen«, erklärte Maxwell. »Wir verständigen die Transportzentrale. Wir können …«

Sharp schüttelte den Kopf. »Nein, das geht nicht. Der Transport ist intergalaktisch. Wir dürfen uns nicht einmischen.«

»Mister Marmaduke, oder wer Sie sonst sein mögen«, sagte Inspektor Drayton in amtlichem Tonfall. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich Sie verhafte.«

»Hört doch mit dem Geschwätz auf«, sagte Gespenst. »Das Kleine Volk braucht Hilfe.«

Maxwell packte sich einen Stuhl und hob ihn hoch. »Es wird Zeit, daß wir mit dem Unsinn ein Ende machen«, erklärte er. Er schwang den Stuhl drohend gegen den Rollenfüßler. »Es wird Zeit, daß Sie reden, Freund. Wenn nicht, muß ich Sie fertigmachen.«

Ein ganzer Ring von Düsen umgab plötzlich die Brust des Rollenfüßlers, und sie hörten ein zischendes Geräusch. Ein Gestank wehte ihnen entgegen, ein Gestank, der ihnen den Magen umdrehte und in der Kehle würgte.

Maxwell spürte, daß er keine Gewalt mehr über seinen Körper hatte und zu Boden stürzte. Er rollte herum, und seine Hände krampften sich um seinen Hals, weil er keine Luft mehr bekam. Nichts als der faulige Gestank des Rollenfüßlers war da.

Über sich hörte er einen angstvollen Schrei, und als er sich umdrehte und aufsah, erkannte er, daß Sylvester die Klauen in den durchscheinenden Körper des Rollenfüßlers geschlagen hatte. Die abscheuliche Würmermasse schlängelte sich ekelerregend. Die Räder des Rollenfüßlers drehten sich wie wild, aber etwas stimmte nicht mehr mit ihnen. Jedes kreiselte in einer anderen Richtung, so daß der Rollenfüßler sich wie verrückt um die eigene Achse drehte. Sylvester klammerte sich wütend fest, und seine Krallen bearbeiteten den Körper des Fremden. Es sah aus, als tanzten die beiden einen schnellen Walzer.

Eine unsichtbare Hand packte Maxwell am Arm und zerrte ihn unsanft über den Boden. Er schlug gegen die Schwelle, und dann war der faulige Gestank schwächer, und er konnte wieder atmen.

Maxwell rollte herum, stützte sich auf Hände und Knie und richtete sich mühsam auf. Er rieb sich mit den Fäusten die Tränen aus den Augen. Immer noch war der Gestank des Rollenfüßlers überwältigend, aber er würgte wenigstens nicht mehr so stark.

Sharp lehnte an der Wand. Er keuchte und rieb sich ebenfalls die Augen. Oop stand im Eingang und zerrte Nancy aus dem stinkenden Raum. Dem Geschrei nach zu urteilen, war der Säbelzahn immer noch am Werk.

Maxwell schwankte vorwärts, hob Carol auf und schlang sie sich wie einen Sack über die Schulter. Mit unsicheren Schritten trat er den Rückzug in den Korridor an.

Zehn Meter weiter blieb er stehen und sah sich um. Im gleichen Moment raste der Rollenfüßler aus der Tür. Er hatte Sylvester abgeschüttelt, und seine Räder drehten sich wieder gemeinsam. Dennoch schwankte er haltlos, knallte gegen eine Wand und dann wieder gegen die andere. Aus einem großen Riß in seinem Bauch fielen weißliche Geschöpfe, die sich auf dem Boden verstreuten.

Drei Meter vor Maxwell brach der Rollenfüßler endgültig zusammen, als eines der Räder einknickte. Langsam, beinahe würdevoll, kippte der Rollenfüßler nach vorn, und aus seinem zerfetzten Bauch quollen die Insekten.

Sylvester kam geduckt durch den Korridor geschlichen, die Schnauze neugierig vorgestreckt, als wollte er sein Werk besichtigen. Hinter Sylvester kam Oop mit den anderen.

»Sie können mich jetzt absetzen«, sagte Carol.

Maxwell ließ sie langsam zu Boden gleiten und stellte sie auf beide Beine. Sie lehnte sich gegen die Wand.

»Sie hätten mich auch anders tragen können«, meinte sie. »Sie haben keinen Funken von einem Kavalier in sich. Wie kann man eine Frau so herumschleppen?«

»Es war ein Irrtum«, sagte Maxwell. »Ich wollte Sie ursprünglich auf dem Boden im Korridor liegenlassen.«

Sylvester war stehengeblieben und schnüffelte mit vorgestrecktem Hals an dem Rollenfüßler. Man sah ihm die Verwunderung und den Ekel an. Der Rollenfüßler gab kein Lebenszeichen von sich Befriedigt zog sich Sylvester zurück, setzte sich auf die Hinterpfoten und begann sich das Gesicht zu lecken. Neben dem umgekippten Rollenfüßler schlängelten sich die Insekten. Ein paar verteilten sich im Korridor.

Sharp machte einen weiten Bogen um den Rollenfüßler.

Es roch immer noch entsetzlich.

»Kommt«, sagte er. »Verschwinden wir von hier.«

»Aber was soll das alles?« wimmerte Nancy. »Weshalb hat Mister Marmaduke …?«

»Nichts als stinkende Käfer«, sagte Oop. »Können Sie sich das vorstellen? Eine galaktische Rasse von Stinkkäfern. Und wir ließen uns Angst von ihnen einjagen!«

Inspektor Drayton trat gewichtig in den Vordergrund. »Ich fürchte, Sie werden mich alle begleiten müssen«, sagte er. »Ich brauche Ihre Protokolle.«

»Protokolle!« wiederholte Sharp bissig. »Sie sind wohl nicht ganz bei Trost! Protokolle, wenn ein Drache frei herumfliegt und …«

»Aber es ist ein Angehöriger einer fremden Rasse getötet worden«, protestierte Drayton. »Und es war kein gewöhnliches Geschöpf. Das Mitglied einer Rasse, die unser Feind sein könnte. Das kann Folgen haben.«

»Schreiben Sie einfach: von einem wilden Tier getötet«, schlug Oop vor.

»Oop, wie können Sie!« fauchte Carol. »Sie wissen ganz genau, daß Sylvester kein wildes Tier ist. Er ist sanft wie ein Kätzchen.«

Maxwell sah sich um. »Wo ist Gespenst?« fragte er.

»Er ist getürmt«, sagte Oop. »Das macht er immer, wenn es Ärger gibt. Er ist ein Hasenfuß.«

»Aber er sagte …«

»Richtig«, fiel ihm Oop ins Wort. »Wir verschwenden unsere Zeit. Mister O’Toole braucht unsere Hilfe.«

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