Kapitel 8

Wo bist du mit den Hunden rausgegangen?«fragte ich.»Zur Küchentür, wie immer.«

«Von der Küchentür zum Hintereingang der Garage sind es etwa fünf Schritte über den Pflasterweg.«

«Ja, natürlich«, sagte Malcolm gereizt.

«Du hast mir erzählt, du seist mit den Hunden runter zum Garten gegangen, und ich nehme an, das hast du auch der Polizei gesagt.«

«Selbstverständlich.«

«Aber du kannst dich nicht genau erinnern, ob du wirklich gegangen bist. Du erinnerst dich nur, daß du es wolltest, war’s nicht so?«

Er krauste die Stirn.»Wahrscheinlich.«

«Was wäre also, wenn du gar nicht bis zum Garten gekommen bist, sondern direkt vor der Küchentür bewußtlos geschlagen wurdest? Und wenn man dich nicht von dort zur Garage geschleift, sondern getragen hat?«

Sein Mund klappte auf.»Aber ich bin.«

«Du bist nicht zu schwer«, sagte ich.»Im Feuerwehrgriff könnte ich dich ohne weiteres tragen.«

Er war eins siebzig groß, stämmig, aber nicht dick. Er wog 65 Kilo, über den Daumen gepeilt.

«Und die Fingerabdrücke?«fragte Norman West.

«Im Feuerwehrgriff«, sagte ich,»legt man sich den, den man tragen will, doch über die linke Schulter, so daß sein Kopf über den Rücken herunterhängt, ja? Dann umfaßt man mit dem linken Arm seine Knie und hält sein rechtes Handgelenk mit der rechten Hand fest, damit er nicht abrutscht.«

Sie nickten beide.

«Wenn man aber jemand am Handgelenk festhält, kann man seine Hand mühelos auf jede beliebige Fläche auflegen, einschließlich der Autotürgriffe… besonders«, überlegte ich,»wenn man die Türen vorher selbst mit Handschuhen geöffnet hat; die Abdrücke des Opfers werden dann auf den verwischten Stellen angebracht.«

«Du hättest Killer werden sollen«, sagte Malcolm.»Du wärst ein guter.«

«Jetzt liegst du also zusammengesackt auf dem Rücksitz, wie du erzählt hast, Malcolm. Als nächstes wirft man den Motor an und läßt die Türen offen, damit die ganzen schönen Dämpfe schnell ins Auto strömen.«

«Türen?«unterbrach Malcolm.

«Die Fahrertür und mindestens eine hintere.«

«Ah ja.«

«Und so bekommt man«, sagte ich,»einen Selbstmord.«

«Und als ich aufwachte«, sagte Malcolm düster,»habe ich noch rundum meine Fingerabdrücke verteilt. Auf dem Zündschlüssel… überall.«

«Womit jedoch niemand rechnen konnte.«

«Nur für die Polizei sah es übel aus.«

Wir vervollständigten das Szenario.

«Wenn es sich so abgespielt hat«, sagte West,»was sehr wohl sein könnte, dann muß Ihr Angreifer gewußt haben, daß Sie um diese Zeit zur Küche rauskommen würden.«

Malcolm sagte finster:»Wenn ich zu Hause bin, gehe ich immer um die Zeit mit den Hunden weg. Laß sie laufen, bringe sie wieder rein, füttere sie, mache mir was zu trinken. Routine.«

«Und… ehm, gibt es jemand in Ihrer Familie, der nicht weiß, wann Sie die Hunde ausführen?«»Ich tu das schon mein Leben lang um diese Zeit«, sagte Malcolm.

Ein kurzes Schweigen entstand, dann sagte ich:»Ich wünschte, ich hätte das alles gewußt, als das Auto in Newmarket uns beinah überfuhr. Wir hätten es wirklich anzeigen sollen.«

«Ich hatte genug von der Polizei«, erklärte Malcolm.

«Stunden über Stunden habe ich seit Moiras Tod mit den argwöhnischen Tölpeln verbracht. Ich bin allergisch gegen sie. Ich kriege Hautausschlag davon.«

«Sie können ihnen keinen Vorwurf machen, Sir. Wenn verheiratete Frauen umgebracht werden, war es meistens der Mann«, sagte West.»Und bei Ihnen sah es ja nun aus, als hätten Sie ein sehr starkes Motiv.«

«Blödsinn«, widersprach Malcolm.»Wie soll man jemand umbringen können, den man einmal geliebt hat?«

«Leider kommt das häufig vor. «West hielt inne.»Soll ich mit Ihrer Familie weitermachen, Sir, obwohl ich bisher nur so wenig erreichen konnte?«

«Ja«, sagte Malcolm mit schwerer Stimme.»Bleiben Sie dran. Ich werde zusehen, daß Joyce die anderen auffordert, Ihre Fragen zu beantworten. Sie kriegt es ja anscheinend fertig, daß sie alle tun, was sie will.«

Was sie selber wollen, dachte ich. Joyce konnte sie nicht in Bahnen lenken, die ihnen nicht paßten.

Norman West steckte seinen Notizblock in die Jackentasche und verlagerte sein Gewicht auf dem Sessel nach vorn.

«Bevor Sie gehen«, sagte ich,»sollten Sie vielleicht noch wissen, daß ich die Telefonistin des Hotels in Cambridge gefragt habe, ob sich letztes Wochenende außer Ihnen noch jemand erkundigt hat, ob dort ein Mr. Pembroke abgestiegen sei. Sie sagte, es hätten sich definitiv mindestens drei Anrufer nach Mr. Pembroke erkundigt, zwei Männer und eine Frau, und sie erinnerte sich daran, weil sie es komisch fand, daß keiner ihn sprechen wollte oder ihm eine Nachricht hinterließ; sie wollten nur wissen, ob er dort war.«

«Drei!« rief Malcolm aus.

«Einer war ja Mr. West«, betonte ich. Zu West sagte ich:»Könnten Sie uns im Hinblick darauf mitteilen, wer Sie gebeten hat, meinen Vater zu suchen?«

West zögerte.»Ich weiß nicht sicher, welche Mrs. Pembroke es war. Und, ehm… selbst wenn ich im Lauf dieser Ermittlungen Gewißheit bekomme, glaube ich nicht, daß ich es Ihnen sagen könnte.«

«Berufsethos«, nickte Malcolm.

«Ich habe Sie ja darauf hingewiesen, Sir«, sagte West zu mir,»daß ein Interessenkonflikt besteht.«

«Das ist richtig. Sie hat also noch nicht bezahlt? Kein Scheck mit Unterschrift?«

«Nein, Sir, noch nicht.«

Er erhob sich, beileibe kein Atlas, aber dennoch weltmüde. Er gab Malcolm und mir seine klamme Hand und sagte, er werde sich melden. Als er fort war, seufzte Malcolm schwer und bat mich, ihm einen Scotch einzuschenken.

«Möchtest du keinen?«sagte er, als ich ihm das Glas reichte.

«Im Augenblick nicht.«

«Was hältst du von Mr. West?«

«Er ist zu alt.«

«Du bist zu jung. Er hat Erfahrung.«

«Den weiblichen Pembrokes ist er nicht gewachsen.«

Malcolm lächelte ironisch.»Das sind die wenigsten«, sagte er.

Am nächsten Morgen flogen wir in allem Luxus nach Paris und wurden von einer chauffierten Limousine abgeholt, welche mit majestätischer Langsamkeit ihren Platz in dem massiven Verkehrsstau einnahm, der sich als geschlossener Block nach Longchamp bewegte.

Die französische Rennbahn, fahnenumflattert, schien mit unersättlichem Heißhunger tout le monde zu verschlingen, bis niemand mehr auf geradem Weg die öffentlichen Zonen durchqueren konnte, in denen Kehllaute und Knoblauch regierten.

Malcolms Jet/Limousine-Pauschale umfaßte auch eine Einladung des französischen Jockey-Clubs, Ausweise für alle Bereiche und einen lukullischen Lunch mit dem Mitbesitzer von Blue Clancy, Mr. Ramsey Osborn.

Ramsey Osborn, beflügelt von der joie de vivre, die den ganzen Platz in Bann hielt, erwies sich als ein sehr großer, massiger Amerikaner in den Sechzigern, der Malcolm überragte und sich sofort zu ihm hingezogen fühlte. Malcolm empfing offenbar die gleichen Signale. Innerhalb von zwei Minuten waren sie Kumpel.

«Mein Sohn Ian«, stellte Malcolm mich ihm schließlich vor.

«Erfreut, Sie kennenzulernen. «Er schüttelte mir heftig die Hand.»Der Mann, der den Kauf abgeschlossen hat, ja?«Seine Augen waren hellgrau, sein Blick offen.»Um ehrlich zu sein, es gibt da einen Hengst und eine Stute, die ich für die klassischen Rennen im nächsten Jahr kaufen will, und mit Blue Clancy kann ich die jetzt sehr schön finanzieren.«

«Aber wenn Blue Clancy nun das Arc gewinnt?«sagte ich.

«Werde ich nichts bedauern, mein Sohn. «Er wandte sich an Malcolm.»Einen vorsichtigen Jungen haben Sie da.«

«Ja-a«, sagte Malcolm.»Vorsichtig wie ein Astronaut.«

Osborns graue Augen schwenkten zu mir zurück.»Ist das so? Wetten Sie?«

«Vorsichtig, Sir.«

Er lachte, aber nicht aus vollem Herzen. Malcolm, dachte ich, war viel eher nach seinem Geschmack. Ich ließ sie allein an der Tafel und ging im Vertrauen darauf, daß kein Killer an den argusäugigen Türstehern der hochgelegenen Festung des französischen Jockey-Clubs vorbeikäme, hinunter auf den Platz, denn mitten im Geschehen fühlte ich mich wohler.

Ich hatte schon ziemlich viele Pferderennen in Frankreich erlebt, da ich einige Jahre Assistent eines Trainers gewesen war, der seine Pferde ebenso unbekümmert jenseits des Kanals wie in York starten ließ. Paris und Deauville seien ohnehin näher, pflegte er zu sagen und schickte mich von Epsom über den nahen Flughafen Gatwick los, wann immer er selbst keine Lust hatte. Daher kannte ich einige Brocken Turffranzösisch und wußte, was wo zu bekommen war; lebenswichtiges Rüstzeug in den riesigen Tribünenbauten, die überquollen von hastenden, lärmenden, enthemmten französischen Rennbahnbesuchern.

Ich mochte den Lärm, den Geruch, das rasche Aufbrausen, das Gestikulieren, die Turbulenz der französischen Turfszene. Britische Jockeys hielten das Publikum in Frankreich oft für wahnsinnig aggressiv, und ich selber hatte tatsächlich einmal einen Jockey mit den Fäusten verteidigen müssen, der auf einem von mir herübergebrachten Favoriten verloren hatte. Jockeys allgemein waren in einem Maße beleidigt und malträtiert worden, daß sie auf vielen Plätzen vor und nach dem Rennen vorsichtshalber nicht mehr durch das Publikum zu gehen brauchten, und in Longchamp legten sie den Weg von der Waage zum Pferd zurück, indem sie einen von Kunststoffwänden tunnelartig umschlossenen Lift bestiegen, eine Brücke überquerten und auf der anderen Seite in einem ähnlichen Kunststoffschacht per Rolltreppe herunterkamen.

Ich schlenderte umher, begrüßte eine Handvoll Leute, sah mir von der Trainertribüne aus das erste Rennen an, zerriß meine Totoniete, schlenderte weiter und kam mir schließlich — ohne Beschäftigung, ohne ein zu sattelndes Pferd — überflüssig vor.

Es war ein seltsames Gefühl. Ich konnte mich nicht entsinnen, wann ich zuletzt ein Rennen besucht hatte, ohne aktiv daran beteiligt zu sein. Der Rennsport war kein Sandkasten für mich, es war meine Arbeit; ohne Arbeit mutete er hohl an.

Leicht deprimiert kehrte ich zu Malcolms Adlerhorst zurück und erlebte Malcolm, wie er in seiner neuen Rolle als Rennpferdbesitzer schwelgte. Er nannte den Prix de l’Arc de Triomphe vertraulich» das Arc«, als wäre es nicht erst vor knapp einer halben Woche in sein Bewußtsein getrudelt, und erörterte Blue Clancys Zukunft mit Ramsey Osborn, als wüßte er, wovon er sprach.

«Wir denken an den Breeders’ Cup«, sagte er zu mir, und ich deutete das Glitzern in seinen Augen ebenso als verzweifelte Frage wie als Entschlußfreude.

«Wenn er heute gut läuft«, schränkte Osborn ein.

«Es ist weit bis Kalifornien«, meinte ich, ihm zustimmend.»Bis zur Weltmeisterschaft, könnte man sagen.«

Malcolm war dankbar für die Auskunft und keineswegs bestürzt darüber. Ganz im Gegenteil, merkte ich. Wir würden wohl eher über Kalifornien nach Australien reisen als über Singapur.

Der Lunch schien den ganzen Nachmittag zu dauern, wie französische Mittagsmahlzeiten das so an sich haben. Es gab Rinderfilets in kreisrunden Scheiben, die leeren Teller wurden abgeräumt, und kleine Portionen Bohnen und Möhren kamen auf den Tisch, anschließend frische Käseröllchen, gewälzt in zerhackten Nüssen, und winzige Erdbeertörtchen mit Vanillesoße. Laut Speisekarte hatte ich durch meine Abwesenheit die ecrevisses, die Fleischbrühe, die crepes de volaille, den grünen Salat und das Sorbet verpaßt. Ganz gut so, dachte ich, die friandises beäugend, die mit dem Kaffee kamen. Auch Amateurreiter mußten nach der Waage leben.

Malcolm und Ramsey Osborn gingen mild gestimmt zu

Cognac und Zigarren über und verfolgten die Rennen auf dem Bildschirm. Niemand hatte es eilig: Das Arc fand um fünf Uhr statt, und bis halb fünf konnte die Verdauung ihren Lauf nehmen.

Ramsey Osborn sagte uns, daß er aus Stamford in Connecticut stammte und sein Geld mit dem Verkauf von Sportbekleidung gemacht hatte.»Millionen Baseballmützen«, schwärmte er.»Ich lasse sie herstellen und bringe sie in den Einzelhandel. Und Schuhe, Hemden, Jogginganzüge, alles, was läuft. Fitneß ist das große Geschäft, ohne Bewegung sind wir erledigt.«

Ramsey selbst sah nicht so aus, als ob er sich allzuviel bewegte — Fettpolster um die Augen, schweres Doppelkinn und ein stolzer Bauch. Er strahlte jedoch Wohlwollen aus und hörte gönnerhaft zu, als Malcolm seinerseits erzählte, daß er in bescheidenem Umfang mit Devisen und Metall handele.

Ramsey begreift nicht, was Malcolm damit meint, dachte ich, aber andererseits lenkte Malcolm, so extravagant er auch sein konnte, nie die allgemeine Aufmerksamkeit auf seinen Reichtum. Quantum war ein großes, stattliches viktorianisches Wohnhaus, doch es war keine Villa. Als Malcolms Finanzen den Villenstatus erreichten, hatte er kein Interesse an einem Umzug gezeigt. Flüchtig fragte ich mich, ob sich das in Zukunft ändern würde, jetzt, wo er die Lust der Verschwendung kennengelernt hatte.

Zu gegebener Zeit gingen wir drei hinunter zu den Sattelboxen und ließen uns mit Blue Clancy und seinem Trainer bekannt machen. Blue Clancy sah edel aus und sein Trainer noch edler. Malcolm war von dem Trainer sichtlich beeindruckt, wozu es auch Grund genug gab, denn er war ein echter Jungstar, Ende Dreißig inzwischen, der bereits sechs klassische Sieger ausgebildet hatte, als wäre das eine Kleinigkeit.

Blue Clancy war unruhig, seine Nüstern bebten. Wir beobachteten das Ritual des Aufsattelns und die letzten

Handgriffe: ein Tropfen Öl, um die Hufe auf Hochglanz zu bringen, Auswaschen von Nase und Maul zur Hygiene und Kosmetik, Zupfen an Stirnhaar und Zeug, um die Vollendung zu erreichen. Wir folgten ihm in den Führring und erhielten Gesellschaft von seinem englischen Jockey, der Ramseys weiße, grüne und rote Farben trug und gelassen wirkte.

Malcolm widmete sich mit Eifer seinem ersten Auftritt als Vollblutbesitzer. Es war ein Eifer, der Funken sprühte. Er fing meinen Blick auf, sah, was mir durch den Kopf ging, und lachte.

«Ich hielt es immer für blöd, daß du dich auf den Rennsport verlegt hast«, sagte er.»Konnte nicht begreifen, was du daran findest.«

«Noch besser ist es, wenn man reitet.«

«Ja… das habe ich in Sandown gesehen. Wahrscheinlich wurde es höchste Zeit.«

Ramsey und der Trainer beanspruchten seine Aufmerksamkeit für eine taktische Erörterung mit dem Jockey, und ich mußte an die Sommerferien meiner Kindheit denken, als Gervase, Ferdinand und ich reiten gelernt hatten. Wir hatten es auf Reitschulponys gelernt, waren zu den umliegenden Ställen geradelt und hatten dort Stunden mit Striegeln, Füttern und Ausmisten verbracht. Wir hatten an Sportfesten teilgenommen und die armen Tiere in Hau-den-Ballon-Wettbewerben mit unseren Stiefeln traktiert. Wir hatten sie rückwärts, ohne Sattel und auf dem Sattel kniend geritten, und Ferdinand, der Spezialist, hatte es sogar zu einem kurzen Kopfstand gebracht. Die Ponys waren fromm und zweifellos todmüde, aber wir konnten zwei, drei Jahre lang Zirkusakrobaten sein, und Malcolm hatte ohne Murren die Rechnungen bezahlt, war jedoch nie gekommen, um uns zuzusehen. Dann hatte Alicia Gervase und Ferdinand entführt, und in der einsamen Leere danach war ich nach Möglichkeit fast jeden Morgen geritten, so daß ich quasi spielend ein Handwerk erlernte, ohne in der

Tretmühle schulischer Prüfungen zu ahnen, daß der Freizeitspaß meine Berufung werden sollte.

Blue Clancy sah genausogut aus wie die anderen, dachte ich, als ich die Starter im Kreis gehen sah, und der Trainer legte mehr Zuversicht als Zweifel an den Tag. Er dankte mir für den Abschluß des Kaufvertrags (der ihm eine Provision eingebracht hatte) und versicherte mir, daß der 2-Millionen-Guineen-Jährling jetzt bequem in einer 1a-Box auf seinem Hof untergestellt sei. Bisher hatte er mich vage als Assistent oder Laufburschen eines anderen Trainers gekannt, aber als Sohn und Mittelsmann eines neuen Besitzers, der dem Sport allem Anschein nach mit Haut und Haaren verfallen war, verdiente ich jetzt mehr Beachtung.

Ich fand es lustig und keineswegs ärgerlich. So war das Leben. Ich konnte ruhig das Beste aus Malcolms Rockschößen machen, solange ich an ihnen hing. Ich fragte den Trainer, ob ich mir seinen Hof ansehen könne, wenn ich das nächste Mal in Newmarket sei, und er sagte, aber sicher, gern, und schien es sogar ernst zu meinen.

«Ich bin dort manchmal bei George und Jo«, sagte ich.»Trainiere ihre Handvoll Hindernispferde. Die reite ich in Amateuerjagdrennen. «Jeder in Newmarket kannte Jo und George: sie waren so etwas wie Stammesfürsten.

«Ach, der sind Sie, ja?«Er zählte ein paar Fakten zusammen.»War mir nicht klar, daß Sie das sind.«

«M-hm.«

«Dann kommen Sie jederzeit. «Er hörte sich herzlicher, bestimmter an.»Im Ernst«, sagte er.

Der Aufstieg im Rennsport, dachte ich selbstironisch, konnte über verschlungene Pfade führen. Ich dankte ihm ohne Überschwang und sagte:»Auf bald.«

Blue Clancy ritt hinaus zur Parade, und wir anderen gingen zur Besitzer- und Trainertribüne, die nahe dem Zentrum des

Geschehens war und von ähnlichen, ebenso gespannten Gruppen wie der unseren wimmelte.

«Wie stehen seine Chancen?«wollte Malcolm von mir wissen.»Konkret. «Seine Augen musterten mein Gesicht, als suchten sie die Wahrheit, aber ich glaubte nicht, daß er sie hören wollte.

«Etwas besser als am Donnerstag, da der zweite Favorit zurückgezogen wurde. «Er wartete auf mehr, ganz gleich, wie unrealistisch, daher sagte ich:»Er hat gute Aussichten, sich zu plazieren. Alles ist drin. Er könnte gewinnen.«

Malcolm nickte, wußte zwar nicht, ob er mir glauben konnte, wollte es aber. Er ist voll drauf, dachte ich, und hatte ihn gern dafür.

Im Innersten nahm ich an, das Pferd würde Sechster oder Siebter werden, keine Schande, aber auch kein Sieggeld. Ich hatte am Toto auf ihn gewettet, jedoch nur aus Loyalität: Auf den französischen Meilleurs Voeux hatte ich aus Überzeugung gesetzt.

Blue Clancy bewegte sich gut zum Start hinunter. Das war immer die beste Zeit für die Besitzer, dachte ich; das Herz pocht vor Erwartung, und die Rechtfertigungen, Erklärungen, Enttäuschungen sind noch zehn Minuten weg. Malcolm hob mit buchstäblich zitternden Händen mein Fernglas an seine Augen.

Dem Trainer selbst sah ich an, daß er nervös war, obwohl er sich sehr bemühte, es zu verbergen. Natürlich gab es auch nur ein» Arc «im Jahr und zu wenig Jahre im Leben.

Die Pferde schienen endlos an der Startmaschine zu kreisen, wurden schließlich aber zu jedermanns Zufriedenheit in die Abteile geführt. Die Klappen flogen auf, der donnernde Regenbogen strömte hervor, und sechsundzwanzig der besten Vollblüter Europas gingen auf den Rechtskurs, jeder bestrebt, der Schnellste, Stärkste, Mutigste über anderthalb Meilen Gras zu sein.

«Möchtest du dein Fernglas?«sagte Malcolm in der Hoffnung,

daß ich es nicht haben wollte.

«Nein. Behalt es, ich sehe genug.«

Ich konnte Ramsey Osborns Farben in der Mitte des Feldes an den Rails sehen, das Pferd galoppierte gut, wie alle anderen in dieser Phase. Beim» Arc «waren die Voraussetzungen einfach: Unter den ersten zehn sein, wenn der lange Schlußbogen kam, nicht zu weit außen in die Gerade einschwenken und je nach dem Stehvermögen des Pferdes Druck machen zum Endspurt. Bei einem verbummelten» Arc «entwischte manchmal im Einlaufbogen ein Jockey dem Feld und behauptete seinen Vorsprung; bei anderen herrschte Krieg vom Start an bis zu einem denkbar knappen Resultat. Blue Clancys» Arc «wurde offenbar gnadenlos auf Tempo geritten, und er kam in einem Pulk fliegender Pferde auf die Einlaufgerade, an sechster oder achter Stelle, soweit ich sehen konnte.

Malcolm rief aus voller Kehle:»Na, komm schon«, als hätte sich die Luft in seiner Lunge gestaut gehabt, und die Damen in Seidengewändern und Hüten, die Herren in grauen Cutaways um uns herum, die ebenfalls nicht mehr zu halten waren, schrien, drängten, schimpften in babylonischer Sprachenvielfalt. Malcolm setzte das Fernglas ab und brüllte noch lauter, vollends mitgerissen, fortgetragen, lebte durch die Augen.

Blue Clancy macht sein Rennen, dachte ich. Er hatte nicht aufgesteckt. Im Gegenteil, er hielt den fünften Platz. Wurde schneller. Vierter…

Der Trainer, von größerer Zurückhaltung als die Besitzer, sagte jetzt leise, unwillkürlich:»Komm schon, komm«, doch zwei der bereits führenden Pferde legten plötzlich mehr zu als Blue Clancy und zogen dem Feld davon, und die begründete Hoffnung des Trainers erlosch mit einem Seufzer und herabsackenden Schultern.

Das Finish, das die Masse der Zuschauer verfolgte, war ein Knüller, der nur durch Zielfoto entschieden werden konnte. Das

Finish, das Malcolm, Ramsey, der Trainer und ich verfolgten, fand zwei Längen dahinter statt, wo Blue Clancy und sein Jockey mit vollem Einsatz bis zum Ende kämpften und auf genau gleicher Höhe mit ihrem nächsten Rivalen über die Linie schossen, nur daß Blue Clancy dabei die Nase vorstieß.

«Mit Nase«, sprach der Trainer meinen Gedanken aus.

«Was heißt das?«wollte Malcolm wissen. Er war hocherregt, rot, seine Augen leuchteten.»Sind wir Dritter geworden? Sagt, daß wir Dritter sind.«

«Ich glaube schon«, sagte der Trainer.»Es wird ein Foto geben.«

Wir eilten von der Tribüne hinunter zum Absattelplatz. Malcolm war noch immer außer Atem und leicht benommen.»Was bedeutet mit Nase?«fragte er mich.

«Ein galoppierendes Pferd streckt bei jedem Schritt rhythmisch den Kopf nach vorn — vor, zurück, vor, zurück. Wenn zwei Pferde so dichtauf sind wie die beiden und ein Pferd hat beim Passieren der Ziellinie die Nase vorn, während das andere sie gerade zurückzieht — tja, das ist mit Nase.«

«Einfach Glück, meinst du?«

«Glück.«

«Mein Gott«, sagte er,»ich hätte nie gedacht, daß es so ein Gefühl ist. Ich hätte nie geglaubt, daß ich mir was draus mache. Es sollte doch nur eine Abwechslung sein.«

Er sah mir beinah staunend ins Gesicht, als wäre ich vor ihm in einem fernen Land gewesen und er hätte das Mysterium jetzt auch für sich entdeckt.

Ramsey Osborn, der nach besten Kräften mitgebrüllt hatte, strahlte vor Freude, als die Ansage Blue Clancys dritten Platz bestätigte; er sei froh, sagte er, daß die 50-Prozent-Beteiligung sich jetzt schon für uns auszahle. Glückwünsche machten die Runde, so daß Malcolm und Ramsey auch den Besitzern des

Siegers vorgestellt wurden, die Italiener waren und mit Ramseys schleppender Sprechweise nicht zurechtkamen. Pressefotografen blitzten drauflos wie ein galaktisches Feuerwerk. Es gab Fernsehkameras, Reporterfotografen, Reden, die Preisverleihung. Malcolm schien die italienischen Besitzer zu beneiden: Dritter sein war gut, Siegen war besser.

Wir vier gingen dann zu einem feierlichen Umtrunk; Champagner natürlich.

«Auf den nächsten Streich«, sagte Ramsey.»Den Breeders’ Cup. Klare Sache.«

«Wir müssen abwarten, in welchem Zustand er sich befindet«, gab der Trainer zu bedenken.»Er hat ein schweres Rennen gehabt!«

«Das packt er schon«, sagte Ramsey voller Zuversicht.»Haben Sie den Abstand gesehen? Zwei Längen hinter dem Sieger. Das ist Weltklasse, ohne Flachs.«

Der Trainer sah nachdenklich drein, widersprach aber nicht. Der Favorit, unleugbar Weltklasse, war Zweiter geworden, fraglos durch seinen vorherigen strapaziösen Wettkampf um den Sieg gebracht. Nach diesem mörderischen» Arc «kam er unter Umständen gar nicht mehr wieder. Der französische Favorit (und meiner), Meilleurs Voeux, war als Fünfter durchs Ziel gegangen, Blue Clancy demnach besser, als ich angenommen hatte. Vielleicht würde er im Breeders’ Cup nicht deklassiert, falls wir daran teilnahmen. Ich hoffte, wir würden es tun, aber ich war das Hoffen allmählich leid.

Der Nachmittag verebbte mit dem Champagner, und Malcolm, fast so müde wie sein Pferd, ließ sich glückselig in die Limousine sinken, die uns zurück zum Flughafen brachte. Im Jet schloß er die Augen.

«Mein allererster Starter«, sagte er schläfrig.»Dritter im >Arc<. Nicht übel, was?«

«Nicht übel.«»Den Jährling werde ich Chrysos nennen.«

«Warum Chrysos?«sagte ich.

Er lächelte, ohne die Augen zu öffnen.»Das ist griechisch für Gold.«

Malcolm fühlte sich eingesperrt im Savoy.

Sonntag abend, als wir aus Paris zurückkamen, hatte er kaum die Energie gehabt, sich auszuziehen. Am Montag morgen lief er mit neu erwachtem Schwung den Teppich ab und klagte, eine weitere Woche im Savoy werde ihm den Verstand rauben.

«Ich geh zurück nach Quantum«, meinte er.»Mir fehlen die Hunde.«

Mit böser Vorahnung sagte ich:»Die Familie braucht höchstens einen halben Tag, um rauszufinden, daß du dort bist.«

«Was nützt es? Ich kann mich nicht ewig verstecken. Du kannst ja mitkommen und dort in meiner Nähe bleiben.«

«Geh nicht«, sagte ich.»Hier bist du sicher.«

«Sorg in Quantum für meine Sicherheit.«

Er war eisern und fing an zu packen, und ich hätte ihn nur aufhalten können, wenn ich ihn ans Bettgestell gefesselt hätte.

Kurz bevor wir abreisten, rief ich Norman West an und erreichte ihn zu Hause — was für die Ermittlungen nichts Gutes verhieß. Aber er sagte, erfreulicherweise sei es jetzt sicher, daß Mrs. Deborah Pembroke, Ferdinands Frau, nicht auf der Auktion in Newmarket gewesen sein könne, denn sie habe an dem Tag für Modeaufnahmen Modell gestanden. Heute früh habe er mit Mrs. Deborahs Einwilligung bei dem Magazin nachgefragt, und sie hätten es bestätigt.

«Gut«, sagte ich.»Was ist mit Ferdinand selbst?«

«Mr. Ferdinand war an den beiden Tagen nicht in seinem Büro. Den Freitag hat er zu Hause gearbeitet. In der Woche darauf besuchte er einen Kursus über die statistischen Möglichkeiten des Versicherungsbetrugs. Er sagt, nach der Anmeldung am Montag hätten sie keine Anwesenheitslisten mehr geführt. Ich habe auch dort nachgehört, aber niemand erinnert sich genau, die sind sich alle halb fremd.«

Ich seufzte.»Tja… mein Vater und ich gehen zurück nach Quantum.«

«Das ist doch wohl nicht klug.«

«Er hat das Gefangenenleben satt. Sie melden sich dort, ja?«

Er sagte, das werde er tun, wenn er wieder etwas Neues habe.

Debs ist raus, dachte ich. Prima für Debs.

Ich fuhr uns nach Berkshire hinunter, und im Dorf hielten wir bei Arthur Bellbrook, um die Hunde abzuholen.

Die beiden ausgewachsenen Dobermannpinscher begrüßten Malcolm wie Welpen, tollten um ihn herum und rieben sich an seinen Beinen, während er sie klapste und kraulte. Wahre Liebe auf beiden Seiten, sah ich. Ungetrübt von Habgier, Neid und Ablehnung.

Malcolm blickte auf und sah, daß ich ihn beobachtete.

«Du solltest dir auch einen Hund anschaffen«, sagte er.»Du brauchst was zum Liebhaben.«

Manchmal traf er wirklich ins Schwarze, dachte ich.

Er beugte sich wieder zu seinen Freunden runter, spielte mit ihren Schnauzen und ließ sie nach seinen Fingern schnappen, denn er wußte, sie würden nicht zubeißen. Es waren an sich keine Wachhunde — er mochte Dobermänner wegen ihrer Beweglichkeit, ihrer Ausgelassenheit. Ich war mit Generationen von ihnen groß geworden, aber was ich wollte, war nicht die Zuneigung von Hunden, und ich hatte mir nie einen eigenen gewünscht.

Ich dachte an den Nachmittag, als er sie aus der Küche gelassen und dann einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte.

Die Hunde mußten gesehen oder gewittert haben, daß jemand dort war. Wenngleich keine Wachhunde, hätten sie Malcolm doch warnen müssen.

«Bellen die Hunde, wenn Fremde kommen?«fragte ich.

«Ja, natürlich. «Malcolm richtete sich noch immer lächelnd auf, während die geschmeidigen Körper sich an seine Knie preßten.»Warum?«

«Haben sie Freitag vor einer Woche gebellt, als du mit ihnen rausgehen wolltest?«

Das Lächeln erstarb in seinem Gesicht. Fast verzweifelt sagte er:»Nein. Ich glaube nicht. Ich weiß nicht mehr. Nein… nicht besonders. Sie freuten sich aufs Rausgehen.«

«Wen von der Familie kennen sie gut?«sagte ich.

«Alle waren seit Moiras Tod schon mehrmals im Haus. Alle außer dir. Erst dachte ich, sie kämen, um mir beizustehen, aber…«- er zuckte enttäuscht die Achseln —»es war ihnen nur darum zu tun, daß keiner von den anderen sich bei mir einschmeichelt und sie aussticht.«

Jede Möglichkeit führte zu einer Gewißheit zurück, die wir nicht akzeptieren konnten.

Malcolm schauderte und sagte, er werde mit den Hunden durchs Dorf gehen. Dabei würde er Bekannte treffen, und es gab Leute hier, die eng mit Vivien, Alicia und Joyce befreundet gewesen waren, für sie Partei ergriffen hatten und sie heute noch mit hetzerischen Halbwahrheiten über Malcolms Treiben versorgten.

«Du weißt, daß der Dorfklatsch schneller ist als Telex«, sagte ich.»Steck die Hunde ins Auto.«

Er wollte nicht hören. Erst sechs Tage war es her, daß zum zweitenmal jemand versucht hatte, ihn umzubringen, aber schon redete er sich ein, es werde keine weiteren Versuche geben. Nun, heute morgen wahrscheinlich nicht. Er ging zwei

Kilometer mit den Hunden, und ich fuhr langsam voraus, blickte zurück, vergewisserte mich an jeder Biegung, daß er noch da war. Als er das Haus wohlbehalten erreichte, meinte er, ich sei übertrieben beschützerisch.

«Ich dachte, du wolltest es so«, sagte ich.

«Ja und nein.«

Überraschenderweise verstand ich ihn. Er hatte Angst und schämte sich dessen, daher drängte es ihn, seinen Mut zu beweisen. Schlichte ungeschminkte Angst, dachte ich, hätte uns vieles erleichtert. Wenigstens brachte ich ihn dazu, daß er mit den Hunden draußen wartete, während ich das Haus erkundete, aber niemand hatte darin Todesfallen aufgestellt, niemand lauerte mit schlagbereiten stumpfen Gegenständen hinter einer Tür, niemand hatte Briefbomben mit der Post geschickt.

Ich holte ihn, und wir packten unsere Sachen aus. Beide sahen wir es als selbstverständlich an, daß ich in meinem alten Zimmer schlafen würde, und so richtete ich dort mein Bett her. In London hatte ich Brot, Milch, Zitronen, Räucherlachs und Kaviar eingekauft, die Kost, die wir inzwischen beide als normal betrachteten. Champagner lagerte im Keller, und die Gefriertruhe war voll mit Fertiggerichten aus der Zeit nach Moira. Verhungern würden wir nicht, dachte ich bei der Durchsicht der vielen Schachteln — höchstens Verdauungsstörungen bekommen.

Malcolm verbrachte den Nachmittag in seinem Büro, las die Post, telefonierte mit seinem Börsenmakler und schickte sich zur gewohnten Zeit an, den Abendspaziergang mit den Hunden zu machen.

«Ich komme mit«, sagte ich.

Er nickte wortlos, und in der frischen Luft des beginnenden Oktobers gingen wir den Garten entlang, durch das Tor auf die Wiese und über die Wiese zu dem Bach, der auch vor zehn Tagen sein Ziel gewesen war.

Als Kinder hatten wir auf diesem Bach immer Spielzeugboote schwimmen lassen und Brunnenkresse am Ufer gepflückt und waren dabei selbstverständlich pitschnaß und dreckig geworden. Alicia hatte uns mehr als einmal befohlen, frische Sachen anzuziehen, bevor sie uns in ihre bräutlich weiße Küche ließ.

«Vorigen Montag«, sagte Malcolm beiläufig und sah den Hunden zu, die um die Baumwurzeln herum nach Wasserratten schnüffelten,»habe ich ein neues Testament aufgesetzt.«

«So?«

«Ja. In Cambridge. Ich dachte, das wäre ganz gut. Im alten fiel eine Menge an Moira. Und dann… nach dem Freitag… tja, da wollte ich die Angelegenheit regeln für den Fall, daß… für alle Fälle.«

«Was hast du damit gemacht?«fragte ich.

Er schien belustigt.»Die naheliegende Frage wäre doch wohl: Was steht drin? Was hast du mir vermacht?«

«M-hm«, sagte ich trocken.»Das will ich nicht wissen. Meine Frage ist zweckmäßiger.«

«Ich habe es bei dem Anwalt in Cambridge hinterlegt.«

Wir wanderten langsam weiter auf den Bach zu, die Hunde streiften eifrig umher. Beim nächsten Windstoß würden die gelben Weidenblätter haufenweise abfallen, und irgendwo in der unbewegten Luft hing der Rauch von Kartoffelfeuer.

«Wer weiß, wo dein Testament ist?«fragte ich.

«Ich weiß es. Und der Anwalt.«

«Wer ist der Anwalt?«

«Ich sah seinen Namen auf einer Messingtafel an einer Kanzlei und ging kurzentschlossen zu ihm. Ich habe seine Karte irgendwo. Wir besprachen, was ich wollte, er ließ es tippen, ich unterschrieb es an Ort und Stelle mit Zeugen und gab es ihm zur Aufbewahrung.«

«Für einen Mann von hoher Intelligenz«, sagte ich ruhig,»hast du ein ziemliches Brett vor dem Kopf.«

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