Es geht los! Tatsächlich und definitiv. Die Einladungen für die Party sind raus! Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Bonnie hat mir die endgültige Gästeliste gestern rübergemailt -auf mein geheimes E-Mail-Konto. Als ich meinen Blick darüber schweifen ließ, wurde ich plötzlich doch etwas nervös. Ich hatte ganz vergessen, dass Luke enorm gute Verbindungen hat. Ein paar einflussreiche Leute wurden eingeladen, etwa der Chef von Foreland Investments und der gesamte Vorstand der Bank of London. Da ist sogar jemand mit dem Namen »Seine Exzellenz St. John Gardner-Stone«, was richtig beängstigend klingt, und ich kann gar nicht glauben, dass er mal mit Luke befreundet war. (Ich habe ihn kurz gegoogelt, und als ich seinen buschigen Bart sah, konnte ich es noch weniger glauben.)
Zweihundert wichtige Leute kommen zu meiner Party. Und ich habe immer noch kein Zelt. Noch hat niemand auf meine Tausch-Annonce reagiert, und nie im Leben kann ich mir eine von diesen teuren Mietfirmen leisten. Mein Magen krampft sich jedes Mal zusammen, wenn ich daran denke. Aber ich muss positiv bleiben. Irgendwie wird es schon werden. Es muss einfach. Und ich habe immerhin die Schnittchen und das Tischkonfetti aus dem Pound Shop, und vierzig Troddeln habe ich auch schon gebastelt ...
Könnte ich auch ein Festzeit basteln? Aus Einkaufstüten? Plötzlich habe ich so eine Vision von einem hübschen Patchwork-Zelt, auf dem Hunderte von Designernamen leuchten ... Nein. Bleiben wir realistisch. Mehr als Troddeln kriege ich nicht hin.
Immerhin bin ich auf die glorreiche Idee gekommen, einen Sponsor für die Party zu suchen. Ich habe stapelweise Briefe an die Marketingabteilungen von Firmen wie Dom Perignon und Bacardi geschrieben und denen erklärt, was für eine großartige Gelegenheit es für sie wäre, in ein derart glanzvolles, profiliertes Event eingebunden zu sein. Wenn nur ein paar von denen uns irgendwas umsonst schicken, ist alles klar. (Und selbstverständlich habe ich sie allesamt zu Verschwiegenheit verpflichtet. Wenn einer von denen plaudert, ist er tot.)
Hektisch blicke ich an mir herab und bürste einen Fleck von Minnies pinkfarbenem Mäntelchen. Wir spazieren den Piccadilly entlang. In meinem ganzen Leben habe ich noch kein so ungutes Gefühl gehabt. Zweihundert Meter vor uns ist das Ritz, und im Ritz ist Elinor, wartet in einer Suite, und da wollen wir hin.
Ich kann immer noch nicht ganz fassen, dass ich es tue. Ich habe ein heimliches Treffen arrangiert. Luke habe ich kein Wort davon erzählt. Ich fühle mich, als würde ich ihn furchtbar hintergehen. Aber andererseits ... habe ich auch das Gefühl, dass ich es unbedingt tun sollte. Ich muss Elinor die Chance geben, ihr Enkelkind kennenzulernen. Ihr einziges.
Und wenn es in einer Katastrophe endet oder Elinor etwas Gemeines sagt, packe ich Minnie einfach wieder ein und tue, als wäre nichts gewesen.
Das Ritz ist so grandios und schön wie eh und je, und plötzlich muss ich daran denken, wie Luke und ich uns hier auf ein Date getroffen haben, bevor wir überhaupt zusammen waren. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte damals gewusst, dass wir am Ende heiraten und eine Tochter haben würden. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte gewusst, ich würde ihn am Ende hintergehen und mich heimlich mit seiner Mutter treffen ...
Nein. Aufhören. Nicht dran denken.
Als wir ins Ritz kommen, steht dort eine dunkelhaarige Braut in einem märchenhaften Futteralkleid mit langem, glitzerndem Schleier und einem Diadem, und plötzlich überkommt mich ein starkes Verlangen. Oh, Gott, ich würde gerne noch mal heiraten.
Ich meine, selbstverständlich Luke.
»Prinzessin.« Minnie zeigt mit ihrem Stummelfinger auf die Braut, die Augen groß wie Untertassen. »Pin-zessin!«
Die Braut dreht sich um und lächelt Minnie liebevoll an. Sie nimmt eine kleine Rosenknospe aus ihrem Strauß, raschelt zu uns herüber und reicht sie Minnie, die sie anstrahlt und dann nach der größten, schönsten Rose greift.
»Nicht, Minnie!« Gerade rechtzeitig fange ich ihre Hand ab. »Vielen Dank!«, füge ich zur Braut gewandt hinzu. »Sie sehen zauberhaft aus. Meine Tochter hält Sie für eine Prinzessin.«
»Pinz?« Minnie sieht sich um. »Pinz?« Die Braut blickt mir in die Augen und lacht. »Da kommt mein Prinz, Süße.« Sie zeigt auf einen Herrn im Stresemann, der sich uns auf dem gemusterten Teppich nähert.
Urks. Er ist klein, untersetzt, hat eine Halbglatze und ist mindestens fünfzig. Er sieht eher aus wie ein Frosch. An Minnies fragendem Blick sehe ich, dass sie nicht überzeugt ist.
»Pinz?«, sagt sie noch einmal zu der Braut. »Wo Pinz?«
»Herzlichen Glückwunsch und alles Gute!«, sage ich eilig. »Wir müssen weiter ... « Und eilig führe ich Minnie fort, während sie mit ihrem kleinen Stimmchen immer wieder sagt: »Wo Pinz?«
Halbwegs hoffe ich schon, dass der Mann an der Rezeption sagt: »Tut mir leid, Elinor Sherman ist heute Vormittag nicht im Hotel», und wir die ganze Sache vergessen und stattdessen zu Hamleys gehen können. Aber offensichtlich hat sie das Personal instruiert, denn er nimmt augenblicklich Haltung an und sagt: »Oh, ja, Mrs. Shermans Besuch» und er begleitet mich persönlich im Lift nach oben. Schon finde ich mich in einem Flur mit elegantem Teppich wieder und klopfe an die Tür. Plötzlich zittert meine Hand.
Vielleicht war es eine dumme Idee. Oh, Gott. Das war es, oder? Es war eine dumme, dumme, schlechte Idee ... »Rebecca.« Sie öffnet die Tür derart abrupt, dass ich erschrocken quieke.
»Hi.« Ich halte Minnie fester bei der Hand, und einen Moment lang starren wir einander an. Elinor ist in weißes Bouclé gewandet, mit riesigen Perlen um den Hals. Sie scheint mir noch dünner geworden zu sein, und ihre Augen sind seltsam groß, als ihr Blick von mir zu Minnie schweift.
Plötzlich wird mir bewusst, dass sie Angst hat.
Alles steht kopf. Früher hatte ich eine Heidenangst vor ihr.
»Kommt herein.« Sie tritt beiseite, und ich schiebe Minnie sanft vor mir her. Das Zimmer ist herrlich, mit stilvollen Möbeln und einem Blick über den Green Park, und auf dem Tisch ist Kaffee angerichtet, daneben steht ein vornehmer, mehrstöckiger Kuchenständer voll kleiner Eclairs und dergleichen. Ich führe Minnie zu einem steifen Sofa und hebe sie hinauf. Auch Elinor nimmt Platz, und es folgt ein schweigsamer Moment, der so angespannt und unbehaglich ist, dass ich am liebsten schreien möchte. Endlich holt Elinor Luft.
»Möchtest du gern ein Tässchen Tee?«, sagt sie zu Minnie.
Minnie starrt sie nur mit riesengroßen Augen an. Sie scheint mir von Elinor ein wenig eingeschüchtert.
»Es ist Earl Grey«, fügt Elinor an Minnie gewandt hinzu. »Ich bestelle dir auch einen anderen, wenn du möchtest.«
Sie fragt eine Zweijährige, was für einen Tee sie mag? Hat sie schon jemals mit Zweijährigen zu tun gehabt?
Na ja. Wahrscheinlich nicht.
»Elinor ... «, sage ich gutmütig. »Sie trinkt keinen Tee. Sie weiß noch gar nicht, was Tee ist. Heiß!«, füge ich scharf hinzu, als Minnie nach der Kanne greift. »Nicht, Minnie!«
»Oh.« Elinor wirkt etwas ratlos.
»Aber ein Stückchen Kuchen darf sie haben, füge ich eilig hinzu. Dieser Kuchen gefallt mir selbst ganz gut. Und die Kekse auch.
Mit spitzen Fingern platziert sie ein Stück Kuchen auf einen goldgeprägten Teller und reicht ihn Minnie. Ist sie irre? Ein unbezahlbarer Porzellanteller vom Ritz ... und ein Kleinkind? Fast möchte ich mir die Augen zuhalten, als ich mir vorstelle, wie Minnie den Teller fallen lässt, den Löffel wegschleudert, den Kuchen zermanscht und ein heilloses Chaos anrichtet ...
Zu meinem Erstaunen jedoch sitzt Minnie aufrecht da, mit ihrem Teller auf dem Schoß, der Kuchen unangetastet, ihr starrer Blick auf Elinor gerichtet. Sie scheint geradezu fasziniert von ihr zu sein. Und auch Elinor scheint von Minnie ein wenig fasziniert zu sein.
»Ich bin deine Großmutter, Minnie«, sagt sie steif. »Du darfst mich ... Großmutter nennen.«
»Gro-muff«, sagt Minnie zögernd.
Plötzlich ergreift mich Panik. Ich darf nicht zulassen, dass Minnie herumläuft und »Gro-muff« sagt. Luke wird wissen wollen, wer oder was »Gro-muff« ist. Ich kann nicht mal so tun, als würde sie von Mum sprechen, denn Minnie nennt sie »Grana«, was total was anderes ist.
»Nein«, sage ich eilig. »Sie kann dich nicht Großmutter oder Gro-muff oder so nennen. Dann sagt sie es nur zu Hause, und Luke findet alles raus. Er weiß nicht, dass ich hier bin.« Ich merke, wie meine Stimme angespannter wird. »Und er darf es auch nicht wissen. Okay?«
Elinor schweigt. Ich merke, dass sie darauf wartet, ob ich fortfahren möchte. Sie tanzt tatsächlich nach meiner Pfeife.
»Sie könnte dich vielleicht ...« Ich suche nach etwas Harmlosem, etwas Unpersönlichem. »Lady nennen. Minnie, das ist Lady. Kannst du »Lady sagen?«
»Lady.« Unsicher blickt Minnie zu Elinor auf.
»Ich bin Lady«, sagt Elinor nach einer Pause, und plötzlich tut sie mir direkt leid, was lächerlich ist, denn schließlich kann ja nur sie selbst etwas dafür, dass sie so ein Eisblock ist. Trotzdem ist es etwas tragisch, in einer Hotelsuite zu sitzen und deinem eigenen Enkelkind als »Lady« vorgestellt zu werden.
»Ich habe etwas zur Unterhaltung gekauft.« Abrupt steht Elinor auf und geht ins Schlafzimmer. Ich nutze die Gelegenheit, um Minnies Rock abzuwischen und mir ein Eclair in den Mund zu stopfen. Gott, ist das köstlich! »Hier, bitte schön.« Steif hält Elinor uns eine Schachtel hin.
Es ist ein Puzzle von einem impressionistischen Gemälde. Zweihundert Teile. Du meine Güte. Nie im Leben kann Minnie so ein Puzzle legen. Eher isst sie es auf. »Hübsch!«, sage ich. »Vielleicht können wir es zusammen machen!«
»Ich mag Puzzles«, sagt Elinor, und mir fallt fast die Kinnlade herunter. Das ist eine Premiere. Noch nie habe ich Elinor sagen hören, dass sie irgendetwas mag.
»Nun ... äh ... am besten mache ich es mal auf.«
Ich nehme den Deckel von der Schachtel und schüttle die Teile auf den Tisch, wobei ich voll und ganz erwarte, dass Minnie sie sich schnappt und in die Teekanne wirft oder so was in der Art.
»Ein Puzzle kann man nur legen, indem man methodisch vorgeht«, sagt Elinor zu Minnie. »Zuerst drehen wir die Teile um.«
Als sie damit beginnt, greift sich Minnie eine Handvoll.
»Nein«, sagt Elinor und wirft Minnie einen dieser frostigen Blicke zu, bei denen ich früher am liebsten im Boden versunken wäre. »So nicht.«
Einen Moment rührt sich Minnie nicht, hält die Teile nach wie vor in ihrer winzigen Faust, als wollte sie herausfinden, wie ernst es Elinor ist. Sie blicken einander in die Augen, und beide sehen wild entschlossen aus, vielleicht sogar ...
Oh, mein Gott, sie sehen beide gleich aus!
Ich glaube, ich hyperventiliere jeden Moment, oder ich falle in Ohnmacht oder irgendwas. Es ist mir noch nie aufgefallen aber Minnie hat die gleichen Augen und dieses entschlossene Kinn und den gleichen hochherrschaftlichen Blick.
Meine schlimmste Befürchtung ist wahr geworden. Ich habe eine Mini-Elinor zur Welt gebracht. Ich nehme mir ein kleines Baiser und esse es. Ich brauche den Zucker, gegen den Schock.
»Gib mir die Teile«, sagt Elinor zu Minnie, und nach einer kurzen Pause händigt Minnie ihr sie aus.
Wie kommt es, dass Minnie sich so gut benimmt? Was ist los?
Elinor hat schon damit begonnen, die Teile auf dem Tisch zu arrangieren, mit konzentriertem Blick. Verdammt. Anscheinend war es ihr Ernst, dass sie Puzzles mag, was?
»Wie geht es Luke?«, sagt sie, ohne aufzublicken, und ich erstarre.
»Es ... es ... geht ihm gut.« Ich nehme einen SchluckTee und wünschte plötzlich, es wäre ein Schuss Brandy darin. Die bloße Erwähnung Lukes macht mich nervös. Ich sollte nicht hier sein. Minnie sollte nicht hier sein. Falls Luke es je herausfinden sollte ... »Wir müssen bald gehen«, sage ich unvermittelt. »Minnie, noch fünf Minuten.«
Ich kann nicht fassen, dass ich derart selbstbewusst vorgehe. In der Vergangenheit hat sich Elinor immer so benommen, wie ihr gerade zumute war, und wir anderen dienerten um sie herum.
»Luke und ich hatten eine ... Meinungsverschiedenheit.« Elinors Kopf ist starr über die verstreuten Teile geneigt. Ich bin etwas perplex. Normalerweise spricht Elinor schwierige Familienthemen nicht an.
»Ich weiß«, sage ich knapp.
»Luke hat gewisse Charakterzüge, die ich ... «, sie stockt erneut, » ... nur schwer nachvollziehen kann.«
»Elinor, dazu kann ich nicht wirklich etwas sagen«, erwidere ich unbehaglich. »Ich kann nicht darüber sprechen. Es war zwischen dir und Luke. Und ich weiß nicht mal, was passiert ist, nur dass du etwas über Annabel gesagt hast ...«
Bilde ich es mir ein, oder zuckt Elinor leicht zusammen? Ihre Hände schieben nach wie vor Puzzleteilchen hin und her, doch ihr Blick geht ins Leere. »Luke war ... dieser Frau treu ergeben«, sagt sie.
Wieder diese Frau. Ja, und genau so nennt er dich, möchte ich am liebsten sagen.
Aber natürlich tue ich es nicht. Ich trinke nur meinen Tee und beobachte sie mit wachsendem Interesse. Wer weiß, was unter dieser gesprayten Frisur so vor sich geht? Hat sie die ganze Zeit an ihren Streit mit Luke gedacht? Hat sie endlich begriffen, dass sie zu weit gegangen ist? Hat sie endlich gemerkt, was sie versäumt?
Niemand ist mir undurchsichtiger als Elinor. Zu gern würde ich einmal in ihren Kopf reinklettern, einmal nur, um zu sehen, wie sie tickt.
»Ich bin ihr nur einmal begegnet.« Mit fragender Miene hebt sie den Kopf. »Sie machte auf mich keinen sonderlich kultivierten Eindruck. Und auch keinen eleganten.«
»Hast du das etwa zu Luke gesagt?«, schreie ich sie unwillkürlich wütend an. »Dass Annabel nicht kultiviert und auch nicht elegant war? Kein Wunder, dass er nichts mehr von dir wissen will. Sie war gerade erst gestorben, Elinor! Er war am Boden zerstört.«
»Nein«, sagt Elinor, und jetzt zuckt definitiv etwas unter ihrem Auge. Vermutlich ist es der einzige Quadratzentimeter, der nicht gebotoxt ist. »Das habe ich nicht gesagt. Ich versuche nur zu verstehen, weshalb er überreagiert hat.«
»Luke würde niemals überreagieren!«, erwidere ich böse.
Okay, das stimmt nicht so ganz. Ich muss zugeben, dass Luke hin und wieder gewisse Überreaktionen zeigt. Aber ehrlich. Am liebsten würde ich Elinor ihre silberne Teekanne an den Kopf knallen.
»Er hat sie geliebt«, sagt sie jetzt ... aber ich bin nicht sicher, ob es ein Statement oder eine Frage sein soll. »Ja! Er hat sie geliebt!« Ich funkle Elinor an. »Natürlich hat er das!«
»Warum?«
Argwöhnisch starre ich sie an und frage mich, ob sie damit irgendeine Spitze loslassen will, doch dann merke ich, dass es ihr ernst ist. Sie fragt mich tatsächlich, warum.
»Was meinst du damit -warum?«, fahre ich sie genervt an. »Wie kannst du das fragen, warum? Sie war seine Mutter!«
Drückende Stille macht sich breit. Meine Worte hängen in der Luft. Ich merke, wie mich ein merkwürdiges Gefühl überkommt.
Denn natürlich war Annabel nicht Lukes Mutter. Streng genommen, ist Elinor seine Mutter. Aber Annabel wusste, wie man eine Mutter ist.
Elinor hat keine Ahnung, was es mit dem Muttersein auf sich hat. Wenn sie es wüsste, hätte sie Luke und seinen Vater gar nicht erst verlassen, als Luke noch ganz klein war. Wenn sie es wüsste, hätte sie sich von ihm nicht abgewandt, an jenem Tag, als er nach New York kam, vierzehn Jahre alt. Ich werde nie vergessen, wie er mir erzählt hat, dass er draußen vor ihrem Haus stand und es nicht erwarten konnte, die mythische, glamouröse Mutter kennenzulernen, der er noch nie begegnet war. Wie sie schließlich aus der Tür trat, herausgeputzt und schön wie eine Königin. Er erzählte mir, dass sie ihn auf der anderen Straßenseite stehen sah, dass sie genau gewusst haben muss, wer er war ... aber so tat, als erkenne sie ihn nicht. Sie stieg einfach in ein Taxi und verschwand. Sie haben sich erst wiedergesehen, als er schon erwachsen war.
Von daher war er verständlicherweise besessen von Elinor, auch wenn sie ihn enttäuschte, immer und immer wieder. Annabel zeigte großes Verständnis für ihn und war unendlich geduldig und hilfsbereit -sogar noch, als Luke schon erwachsen und immer noch von Elinor wie gebannt war. Sie verstand, wie er sich fühlte. Und sie wusste zugleich auch, dass Elinor ihn verletzen würde. Annabel wollte ihn beschützen, so gut es ging, wie jede andere Mutter es auch getan hätte.
Wohingegen Elinor ... Elinor hat keine Ahnung von irgendwas.
Die eine Hälfte von mir möchte am liebsten sagen: »Weißt du was, Elinor? Vergiss es einfach, du wirst es nie begreifen.« Aber die andere Hälfte möchte sich der Herausforderung stellen. Ich möchte sie dazu bewegen, dass sie es begreift, selbst wenn es sich als unmöglich herausstellen sollte. Ich hole tief Luft und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Ich komme mir vor, als müsste ich ihr eine fremde Sprache beibringen.
»Annabel hat Luke geliebt«, sage ich schließlich und falte dabei meine Serviette zusammen. »Bedingungslos. Sie hat ihn für seine guten Seiten und auch für seine Fehler geliebt. Und sie wollte nichts dafür zurückhaben.«
In der ganzen Zeit, die ich Luke kenne, hat sich Elinor immer nur für ihn interessiert, wenn er etwas für sie tun sollte, wenn er Geld für irgendwelche wohltätigen Zwecke sammeln oder ein gutes Licht auf sie werfen sollte. Selbst bei der Hochzeit, die sie für uns im Plaza ausgerichtet hat, drehte sich alles nur um sie und ihre gesellschaftliche Stellung.
»Annabel hätte für Luke alles getan.« Entschlossen starre ich meine Serviette an. »Und sie hätte nie eine Gegenleistung erwartet. Sie war stolz auf seinen Erfolg, das war sie wirklich, aber sie hätte ihn immer geliebt, ganz egal, was er tat. Egal, was er erreicht hätte. Er war ihr kleiner Junge, und ihre Liebe ließ sich nicht einfach an-und wieder ausknipsen. Ich glaube, das hätte sie gar nicht gekonnt. «
Ein wenig schnürt sich mir der Hals zusammen. Obwohl wir sie kaum jemals besucht haben, hat Annabels Tod auch mich berührt. Manchmal kann ich immer noch nicht glauben, dass sie nicht mehr da ist.
»Und übrigens, nur damit du es weißt: Sie war elegant und kultiviert«, kann ich mir nicht verkneifen, wenn auch etwas barsch. »Denn als Luke länger in New York war und dir näherkam, hatte sie immer nur Positives über dich zu sagen. Sie hat Luke so sehr geliebt, dass ihr sein Glück über alles ging. Sie hätte ihm nie gezeigt, wie gekränkt sie war. Wenn du mich fragst, würde ich das als ziemlich elegantes und kultiviertes Verhalten bezeichnen. «
Zu meinem Entsetzen werden meine Augen feucht. Ich hätte nicht davon anfangen sollen. Wütend wische ich daran herum und nehme Minnies Hand.
»Wir müssen los, Min. Danke für den Tee, Elinor.« Ich greife mir meine Tasche. Ich muss hier raus. Ich spare mir die Mühe, Minnie ihren Mantel anzuziehen, sondern schnappe ihn mir einfach nur, und wir sind schon fast an der Tür, als mich Elinors Stimme am Hinterkopf trifft.
»Ich würde Minnie gern wiedersehen.«
Unvermittelt drehe ich mich um und sehe sie an. Sie sitzt kerzengerade auf dem Stuhl, blass und ausdruckslos wie immer. Ich kann nicht mal sagen, ob sie überhaupt irgendwas von dem gehört hat, was ich eben gesagt habe, ganz zu schweigen davon, ob es sie erreicht hat.
»Ich wüsste ... «, Sie scheint mit sich zu ringen. »Ich wüsste deine Freundlichkeit zu schätzen, wenn du für mich ein weiteres Treffen mit Minnie arrangieren könntest.«
Sie >wüsste meine Freundlichkeit zu schätzen<. Mein Gott, wie sich die Lage doch geändert hat.
»Ich weiß nicht«, sage ich nach kurzer Pause. »Vielleicht.«
In meinem Kopf fliegt alles durcheinander. Es sollte nicht der Beginn einer regelmäßigen Vereinbarung sein. Es sollte etwas Einmaliges bleiben. Schon jetzt komme ich mir vor, als hätte ich Luke hintergangen. Und Annabel. Und alle. Was treibe ich eigentlich hier?
Gleichzeitig jedoch werde ich dieses Bild nicht los: Minnie und Elinor starren einander schweigend an, wie hypnotisiert, mit dem gleichen Blick.
Wenn ich verhindere, dass sich die bei dem wiedersehen, wiederhole ich dann das, was mit Luke passiert ist? Bekommt Minnie einen Komplex und gibt mir die Schuld daran, dass ich sie nie zu ihrer Großmutter gelassen habe?
Oh, Gott, es ist alles so kompliziert. Damit komme ich nicht zurecht. Ich möchte eine ganz normale Familie, in der Omas nette Menschen sind, die am Kamin sitzen und stricken.
»Ich weiß es einfach nicht«, sage ich noch einmal. »Wir müssen los.« »Auf Wiedersehen, Minnie.« Steif hebt Elinor eine Hand, wie die Queen.
»Bye-bye, Lady«, sagt Minnie fröhlich.
Plötzlich merke ich, dass Minnie sich die kleinen Taschen ihres Kleides mit Puzzleteilchen vollgestopft hat. Ich sollte sie herausnehmen und Elinor geben. Sonst versucht sie vielleicht ewig, ein Puzzle zu legen, das unvollständig ist. Und das wäre für sie doch wirklich nervig und frustrierend, oder?
Als reifer, erwachsener Mensch sollte ich sie ihr wirklich zurückgeben. »Bis dann«, sage ich, gehe zur Tür hinaus und ziehe sie hinter mir zu.
Auf dem ganzen Weg nach Hause quälen mich Schuldgefühle. Ich darf keiner Menschenseele erzählen, wo ich heute war. Niemand würde es verstehen, und Luke wäre am Boden zerstört. Oder fuchsteufelswild. Oder beides.
Als ich nach Hause komme, bin ich darauf vorbereitet, dass man uns gleich ausfragt, wo Minnie und ich den ganzen Tag waren, doch Mum blickt nur von ihrem Stuhl am Küchentisch auf und sagt: »Hallo, Liebes.« Der hohe, scharfe Ton ihrer Stimme hat so etwas an sich, dass ich noch einmal hinsehe. Auch ihre Wangen sind verdächtig gerötet.
»Hi, Mum. Alles okay?« Mein Blick fallt auf den dunkelblauen Strumpf in ihrer Hand. »Was machst du?«
»Nun!« Anscheinend hat sie schon darauf gewartet, dass ich frage. »Eigentlich ist es nicht so schwer zu erraten! Ich stopfe deinem Vater die Socken, da wir mittellos sind und uns neue Kleidung nicht leisten können ... «
»Das habe ich nicht gesagt!« Dad kommt hinter mir in die Küche marschiert. » ... und jetzt sagt er, sie sind »untragbar!«, beendet Mum ihren Satz. »Sieht das für dich »Untragbar( aus, Becky?«
»Äh ...« Ich untersuche den Strumpf, den sie mir zuwirft. Ohne mich über Mums Stopfkünste erheben zu wollen -aber es sieht wirklich etwas klumpig aus, mit riesigen Maschen aus hellblauer Wolle. Ich hätte auch keine Lust, die anzuziehen.
»Könntest du denn nicht ein Paar neue Strümpfe im Pound Shop kaufen?«, schlage ich vor.
»Neue Strümpfe? Und wer soll das bezahlen, wenn ich fragen darf?«, kreischt Mum, als hätte ich vorgeschlagen, Dad die feinsten mundgeklöppelten Monogramm-Socken von Jermyn Street zu besorgen.
»Also ... also ... die kosten nur ein Pfund ...«, »Ich habe mir welche von John Lewis bestellt«, sagt Dad mit einer Aura der Endgültigkeit.
»John Lewis!« Mums Stimme wird immer schriller. »John Lewis können wir uns also leisten, ja? Ich verstehe, Graham da gibt es eine Regel für dich und eine andere für mich. Nun, solange ich weiß, wo ich stehe ...«
»Jane, sei nicht albern. Du weißt genauso gut wie ich, dass uns ein Paar Strümpfe nicht in den Ruin treiben wird ...« Heimlich nehme ich Minnie bei der Hand und führe sie aus der Küche.
Mum und Dad sind momentan so kratzbürstig. Vor allem Mum. Glücklicherweise hat Minnie auf dem Heimweg bei Pizza Express zu Abend gegessen, sodass sie nur noch in die Wanne muss und ihre Milch braucht. Und wenn sie dann im Bett ist, kann ich mich in mein geheimes E-Mail-Konto einloggen und nachsehen, ob es da schon irgendwelche Antworten gibt ...
»Becky.« Lukes Stimme lässt mich zusammenfahren wie von der Tarantel gestochen. Da ist er schon, kommt die Treppe herunter. Wieso ist er denn schon so früh zu Hause? Weiß er über Elinor Bescheid? Vermutet er irgendwas?
Hör auf. Bleib ruhig, Becky. Er ahnt nichts. Er hatte nur einen Termin bei einem Klienten in Brighton. »Oh, hi!«, sage ich strahlend. »Minnie und ich waren nur ... unterwegs.«
»So ähnlich habe ich es mir vorstellt.« Luke sieht mich verwundert an. »Was macht mein kleines Mädchen?« Am unteren Ende der Treppe hebt er Minnie auf und nimmt sie in die Arme.
»Lady«, sagt Minnie ernst.
»Lady?« Luke kitzelt sie am Kinn. »Was für eine Lady, Schätzchen?«
»Lady.« Ihre Augen sind groß und ehrfürchtig. »Puzz-Ie.«
Aah! Seit wann kann Minnie das Wort »Puzzle« sagen? Wieso muss sie ihr Vokabular ausgerechnet jetzt erweitern? Mit was für neuen Worten kommt sie sonst noch an? »Elinor? Ritz Hotel? Weißt du was, Papa? Heute habe ich meine andere Großmutter besucht?
»Puzzle.« Plötzlich holt sie die Puzzleteilchen aus ihrer Tasche und zeigt sie Luke. »Lady.«
»Wie lustig!« Ich lache auf. »Wir haben uns Puzzles in einem Spielzeugladen angesehen, und da war eins von der Mona Lisa. Bestimmt sagt sie deswegen »Puzzle« und »Lady.«
»Tee«, fügt Minnie hinzu.
»Und wir haben Tee getrunken«, stimme ich verzweifelt mit ein. »Nur wir. Nur wir zwei.«
Sag nicht »Gro-muff«, um Gottes willen, sag nicht »Gro-muff« ...
»Klingt gut.« Luke stellt Minnie auf den Boden. »Übrigens hatte ich eben Michaels Assistentin auf der Mailbox.«
»Michael!«, sage ich abwesend. »Das ist schön. Wie geht es ihm?«
Michael ist einer unserer ältesten Freunde und lebt in den Staaten. Er war lange Jahre Lukes Geschäftspartner, doch inzwischen hat er sich mehr oder weniger zur Ruhe gesetzt.
»Ich weiß nicht. Es war etwas seltsam.« Luke nimmt einen gelben Klebezettel und betrachtet ihn verwundert. »Die Verbindung war schlecht, aber ich glaube, seine Assistentin sagte irgendwas vom 7. April? Dass es mit der Party wohl nichts werden wird?«
Party?
Party?
Alles erstarrt. Ich werde zur Salzsäule, blicke Luke entsetzt an. Es ist, als hämmerte mein Herz laut in meinem Kopf.
Wieso ruft Michaels Assistentin an? Sie soll mir eine E-Mail schicken. Es soll doch ein Geheimnis sein. Hatte ich das nicht groß genug geschrieben? Hatte ich das nicht klar und deutlich gesagt?
»Hat er uns zu irgendwas eingeladen?« Luke ist richtiggehend bestürzt. ),Ich kann mich gar nicht erinnern, dass wir eine Einladung bekommen hätten.«
»Ich auch nicht«, presse ich hervor, nach -so kommt es mir vor -ungefähr sechs Stunden. »Klingt, als wäre sie irgendwie verschüttgegangen. «
»Aber da könnten wir sowieso nicht hin.« Mit gerunzelter Stirn betrachtet Luke die Nachricht. »Ich glaube, an dem Tag ist irgendwas. Ein Seminar oder so. «
»Okay.« Ich nicke heftig. »Okay. Na, dann lass mich doch Michael antworten!« Ich nehme Luke den Zettel weg und gebe mir alle Mühe, ihn nicht an mich zu reißen. »Lass mich das machen. Ich wollte mich sowieso mal nach seiner Tochter erkundigen. Sie kommt manchmal zu uns in den Laden, wenn sie in der Stadt ist.«
»Kann ich mir vorstellen. Wohin sollte sie auch sonst gehen?« Luke schenkt mir ein entwaffnendes Lächeln, aber ich kann es nicht erwidern.
»Okay ... würdest du Minnie vielleicht in die Wanne setzen?« Ich versuche, ruhig zu sprechen. »Ich muss kurz telefonieren.« »Klar.« Luke steuert die Treppe an. »Komm, Min, Badezeit!« Ich warte, bis die bei den auf halber Treppe sind, dann wetze ich raus in die Auffahrt und wähle hastig Bonnies Nummer.
»Katastrophe! Desaster!« Ich warte kaum ihr Hallo ab. »Die Assistentin von einem Gast hat wegen der Party angerufen! Sie hat Luke eine Nachricht hinterlassen! Ich meine, ich konnte gerade noch das Schlimmste verhindern ... aber was wäre, wenn ich nicht richtig reagiert hätte?«
»Ach, du jemine!« Bonnie klingt schockiert. »Wie bedauerlich.«
»Ich habe auf die Einladung geschrieben: »Nicht anrufen!«, hasple ich hysterisch. »Wie viel klarer kann man sich denn ausdrücken? Was ist, wenn noch andere Leute anrufen? Was soll ich tun?«
»Keine Panik, Becky«, sagt Bonnie. »Ich muss mal überlegen. Wie wäre es, wenn wir morgen zusammen frühstücken und uns was ausdenken? Ich sage Luke, dass ich später komme.«
»Okay. Ich danke Ihnen, Bonnie. Bis morgen.«
Langsam beruhigt sich mein Puls. Ehrlich, eine Überraschungsparty zu planen ist, als würde man einen Hundert-Meter-Sprint nach dem anderen hinlegen. Man sollte es an Stelle von Fitnessprogrammen anbieten.
Hm. Vielleicht bin ich am Ende superfit, ohne mich anzustrengen. Das wäre cool.
Ich stecke mein Handy weg und will gerade ins Haus zurück, als ich einen Motor rasseln höre. Ein großer, weißer Lieferwagen biegt in unsere Auffahrt ein, was etwas befremdlich ist.
»Hi.« Zögernd trete ich nach draußen. »Kann ich Ihnen helfen?«
Ein Kerl im T-Shirt lehnt sich aus dem Fenster. Er ist Ende vierzig, mit dunklem Stoppelbart und mächtigem, tätowiertem Unterarm.
»Sind Sie die Frau mit der Tauschanzeige? Becky?«
»Was?« Ich glotze ihn an. Was ist hier los? In letzter Zeit habe ich überhaupt keine Anzeigen mehr aufgegeben. Es sei denn, er hat diese nagelneue Prada-Sonnenbrille und will sie gegen einen blauen Missoni-Schal eintauschen.
Was ich irgendwie bezweifle. »Meine Tochter hat Ihnen ein Festzelt versprochen? Nicole? Sechzehn Jahre alt?«
Das ist Nicoles Dad? Plötzlich fällt mir auf, wie böse er die Stirn runzelt. Scheiße. Er sieht echt unheimlich aus. Will er mir eine Lektion erteilen, weil ich mit einer Minderjährigen Tauschhandel betrieben habe?
»Also, ja, aber ... «
»Gestern Abend ist die ganze Sache raus gekommen. Meine Frau wollte wissen, woher sie die Taschen hatte, die Sie ihr gegeben haben. Das hätte Nicole nicht tun dürfen.« »Ich wusste nicht, dass sie so jung ist«, sage ich eilig. »Es tut mir leid ... « »Meinen Sie, eine Markise kostet dasselbe wie ein paar Handtaschen?«, sagt er drohend.
Oh, Gott. Denkt er, ich wollte ihn linken?
»Nein! Ich meine ... ich weiß nicht!« Meine Stimme überschlägt sich. »Ich hatte nur gehofft, jemand hätte vielleicht ein großes Zelt, das er nicht mehr braucht, wissen Sie, das irgendwo nur rumliegt ... «
Ich stocke, als mir plötzlich bewusst wird, dass meine Stimme vielleicht oben im Badezimmer zu hören ist. Verdammt.
»Könnten wir bitte flüstern?« Ich trete näher an den Wagen. »Das Ganze soll geheim bleiben. Und wenn mein Mann rauskommt ... Ich kaufe auch Obst bei Ihnen, okay?«
Nicoles Dad wirft mir einen ungläubigen Blick zu, dann sagt er. »Wie viel sind diese Taschen denn eigentlich wert?«
»Neu kosten die etwa tausend Pfund. Ich meine, wahrscheinlich hängt es wohl davon ab, wie gern Sie Marc Jacobs mögen ... « »Tausend?« Fassungslos schüttelt er den Kopf. »Die Kleine ist doch verrückt geworden!«
Ich wage nicht, etwas zu sagen, weder ihm zuzustimmen, noch ihm zu widersprechen. Wenn ich es recht bedenke, wäre es sogar möglich, dass er mich meint.
Abrupt sieht Nicoles Dad mich wieder an. »Na, gut«, sagt er gewichtig. » Wenn meine Tochter Ihnen ein FestzeIt versprochen hat, liefere ich ein FestzeIt. Nur aufbauen müssen Sie es selbst. Ich kann nicht das volle Programm durchziehen. Aber momentan ist nicht viel los. Ich besorg Ihnen was.«
Einen Augenblick lang kann ich gar nicht glauben, was ich da eben gehört habe.
»Sie besorgen mir ein ZeIt?« Ich schlage die Hand vor den Mund. »Oh, mein Gott! Wissen Sie, dass Sie mir eben das Leben gerettet haben?«
Nicoles Dad lacht kurz auf und gibt mir seine Karte. »Einer von meinen Jungs wird sich bei Ihnen melden. Geben Sie ihm den Termin durch, und sagen Sie, Cliff weiß Bescheid, dann kriegen wir das schon geregelt.« Er legt den Rückwärtsgang ein und setzt aus der Auffahrt zurück.
»Danke, Cliff!«, rufe ich ihm hinterher. »Sagen Sie Nicole, ich hoffe, sie hat Freude an den Taschen!«
Ich möchte tanzen! Ich möchte quieken! Ich habe ein Festzelt! Und es hat keine Unsummen gekostet, und alles ist geregelt. Ich wusste, dass ich es schaffen kann!
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The Pines
43 Elton Road
Oxshott
Surrey
28. Februar 2006
Liebe Rebecca,
vielen Dank für Ihre prompte Antwort. Es ist sehr entgegenkommend von Ihnen, so bereitwillig Ihre Zustimmung zu geben.
Leider enthält die Britische Zeitschrift für Geldwirtschaft keine Illustrationen und hat daher weder einen »Fotoredakteur« noch einen »Stylisten«, wie Sie vermuten. Daher sehe ich mich außerstande, die Bilder mit dem Missoni-Mantel, dem Gürtel und den Stiefeln zu verwenden, die Sie freundlicherweise beigefügt haben, und sende diese anbei dankend zurück.
Mit freundlichen Grüßen
Edwin Tredwell
Abteilungsleiter
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