GLOSSAR

Aidan Heiliger und Apostel Northumbriens (gest. 651). Aidan war Mönch in Iona, als ihn König Oswald zur Missionierung Northumbriens einlud und zum ersten Abt des neugegründeten Klosters Lindisfarne auf Holy Island an der Ostküste Schottlands ernannte. St. Aidans Festtag ist der 31. August.

Anakreon griechischer Dichter, gestorben um 500 v. C., lebte am Hof des Polykrates auf Samos und später in Athen. Seine Gedichte besingen Liebe und Wein. Nach ihm wurden die «Anakreontiker» benannt, eine deutsche Dichtergruppe des 18. Jahrhunderts, die seinem Stil nacheiferte.

Antiochia 300 v. C. gegründete Stadt am Orontes in der südlichen Türkei, heute Antakya. Auf die Erwähnung der ersten heidenchristlichen Gemeinde in Antiochia in der Apostelgeschichte (Kap. 11, Verse 19 ff.) gründete sich der spätere Titel des in der Rangfolge nach Rom, Konstantinopel und Alexandria recht hoch angesiedelten Patriarchen von Antiochia.

Armagh Stadt in Nordirland, in der St. Patrick im 5. Jahrhundert seine Hauptkirche errichtete. Geistliches Zentrum Irlands, Sitz eines katholischen und eines anglikanischen Erzbischofs.

Augustinus von Hippo Augustinus Aurelius, bedeutendster Kirchenlehrer des christlichen Altertums und Verfasser der in seine innere Entwicklung Einblick gebenden Confessiones («Bekenntnisse»). Er wurde 453 in Tagaste (Numi-dien) geboren und starb 530 in Hippo Regius (Nordafrika).

Augustinus von Rom Benediktiner, gestorben 604. Als Abt von Gregor I. nach England entsandt, wurde er 597 Bischof, 601 Primas mit Sitz in Canterbury. Augustinus gilt als Apostel der Angelsachsen.

Brehon altirisches Gesetz mit eigener Gerichtsbarkeit, dessen Schriften in altem Gälisch zum Teil noch erhalten sind und aufschlußreiche Einblik-ke in eine von Clanstrukturen beherrschte, komplexe Gesellschaft geben.

Bretonen eines der Völker keltischen Ursprungs, die vor der Invasion der Angelsachsen, vermutlich seit dem 7. oder 6. Jahrhundert v. C., in Britannien lebten.

Chalcedon 685 v. C. gegründete antike Stadt am Bosporus an der Stelle des heutigen Kadiköy. 451 n. C. Schauplatz des 4. Ökumenischen Konzils.

Colman Heiliger (ca. 605-676). Colman war Mönch in Iona und seit 661 dritter Abt von Lindisfarne. Seine herausragende Rolle als Führer der keltischen Kirche bei der Synode von Whitby ist historisch belegt. Nach der Synode trat er als Abt zurück und kehrte mit allen irischen und etwa 30 englischen Mönchen des Klosters Lindisfarne nach Iona zurück. Später zog er mit seinen Anhängern weiter nach Inishbofin an der Westküste Irlands und gründete dort 668 ein neues Kloster. St. Colmans Festtag ist der 8. August.

Columban (auch Columba oder Columcille) Heiliger und irischer Missionar (521-597), «Taube der Kirche» genannt. Mit zwölf Anhängern gründete er etwa 563 auf der kleinen HebridenInsel Hy (später Iona = hebräisch «Taube») ein Kloster, von dem aus er 34 Jahre lang den Norden Britanniens missionierte. Das Kloster fiel über die Jahrhunderte mehrfach Krieg und Zerstörung zum Opfer, der Ruf der Insel als heiliger Ort blieb jedoch erhalten; zahlreiche schottische, irische und norwegische Könige sind dort begraben. 1912 erfolgte eine Neugründung des Klosters, das auch besichtigt werden kann. St. Columbans Festtag ist der 9. Juni.

Cuthbert Heiliger und legendärer Wundertäter (ca. 634-687). Ursprünglich Schäfer, trat er 651 unter Abt Eata in das northumbrische Kloster Melrose ein. Nach der Synode von Whitby gingen Eata und Cuthbert als gemeinsame Nachfolger Colmans nach Lindisfarne. Zahlreiche Sagen berichten von Cuthberts Wundertaten und seiner Liebe zu den Tieren. Er starb als frommer Einsiedler. Sein Festtag ist der 20. März.

Dal Riada Gälisch sprechendes Volk, das ab dem 5. Jahrhundert in Schottland siedelte. Sein Königreich umfaßte die Inneren Hebriden und Argyll. König MacAlpin vereinigte Dal Riada 843 mit den Pikten und Skoten zum späteren Schottland.

Dionysius Exiguus (lat. «der Kleine», «Demütige») skythischer Mönch, der ca. 500-550 n. C. in Rom lebte. Von ihm stammt die bis zur gregorianischen Kalenderreform gültige Berechnung des Osterfest-Termins und die seit 525 geltende christliche Zeitrechnung.

Eata siehe Cuthbert.

Gwynedd Königreich im nordwestlichen Wales.

Hilda (614-680) Heilige und eine der wichtigsten Kirchenführerinnen im angelsächsischen England. Getauft wurde sie 627 gemeinsam mit ihrem Großonkel, König Edwin von Northum-brien. Ihr Vetter, König Oswiu, vertraute ihr die Erziehung seiner Tochter Aelflaed an und schenkte ihr das Land, auf dem sie 657 die Abtei Streoneshalh für Mönche und Nonnen gründete. Ihre Abtei wurde zu einem der großen religiösen Zentren im nordöstlichen England und zum Schauplatz der Synode von Whitby, bei der Hilda die keltische Kirche unterstützte. Anders als Bischof Colman beugte sie sich dem Ausgang der Synode. St. Hildas Festtag ist der 17 November.

Iona siehe Columban.

Kildare irische Kleinstadt etwa 100 Meilen südwestlich von Dublin. Die heilige Brigit, um die sich zahlreiche irische Sagen ranken, gründete dort im 5. Jahrhundert eine große Abtei.

Klepsydra Wasseruhr oder Auslaufuhr. Eines der ältesten Zeitmeßgeräte, das bereits im 2. Jahrtausend v. C. in Ägypten benutzt wurde. Seit der Antike ist das Gerät unter der Bezeichnung Klepshydra (griech. kleptein «stehlen», hydor «Wasser») bekannt. In Griechenland wurden Auslaufgefäße zur Bemessung der Redezeit in der Gerichtspraxis sowie zur allgemeinen Zeitmessung gebraucht. Bis zum Mittelalter waren sie in ganz Europa verbreitet. Die Zeitmessung erfolgte durch das auslaufende Wasser aus einer kleinen Öffnung eines Gefäßes.

Lindisfarne siehe Colman.

Lingua franca Verkehrssprache, in der sich mehrere Völker unterschiedlicher sprachlicher Herkunft verständigen können; ursprünglich die im Mittelmeerraum benutzte Verkehrssprache mit einem aus romanischen (meist italienischen) und arabischen Elementen vermischtem Wortschatz.

Northumbrien nördlichstes Königreich der Angelsachsen, das sich in seiner Blütezeit von der Nordsee bis zur Irischen See erstreckte. Es entstand aus der Vereinigung der beiden Königreiche Bernicia und Deira, die beide «nördlich des Flusses Humber» lagen. Unter der Herrschaft der nacheinander regierenden Brüder Edwin, Oswald und Oswiu erlebte es im 7. Jahrhundert seine größte militärische Stärke und wurde im 8. Jahrhundert zum Mittelpunkt der angelsächsischen Kultur. Durch die Ankunft der Dänen im 9. und 10. Jahrhundert wurden das kulturelle Leben und die politische Einheit Northum-briens zerstört.

Oswiu (612-670) folgte 642 seinem im Kampf gegen Penda von Mercia in Maserfeld gefallenen Bruder Oswald auf den Thron, zunächst nur als König von Bernicia, ab 655 nach einem Sieg über Deira als König des wiedervereinigten Northumbrien. Nach seinem Tod wurde sein Sohn Ecgfrith König.

Paul von Tarsus der Apostel Paulus, der unter dem jüdischen Namen Saulus im Jahre 10 n. C. in Tarsus (Kilikien) geboren wurde.

Pikten (von lateinisch picti = angemalt) halbkeltische Stämme im heutigen östlichen und nordöstlichen Schottland, die sich mit den Römern heftige Kämpfe lieferten. Ab dem 7. Jahrhundert bildeten sie ein eigenes Königreich. Die Vereinigung der Pikten mit den Dal Riadanern nd Skoten 843 unter MacAlpin gilt als Ausgangspunkt der eigenständigen schottischen Geschichte.

Powys Königreich in Ostwales.

Publicius Syrus römischer Mimograph und Sentenzendichter, der im 1. Jahrhundert v. C. lebte. Von ihm stammen viele geflügelte Worte, die wir noch heute kennen, z. B. «Glück und Glas, wie leicht bricht das», «Geld regiert die Welt» oder «Der Erben Weinen ist nur unterdrücktes Lachen» (daher der Ausdruck «lachende Erben»).

Rheged ehemaliges keltisches Königreich im heutigen südwestlichen Schottland.

Sappho griechische Dichterin, die um 600 v. C. auf der Insel Lesbos lebte und im Kult der Aphrodite und im Dienst der Musen junge Mädchen um sich sammelte. Sappho gilt als bedeutendste Lyrikerin des Altertums.

Simon Magus («Simon der Zauberer») Biblischer Zauberer, der in Samaria lebte, von Philippus getauft wurde und von Petrus und Johannes die Gabe der Geistmitteilung um Geld kaufen wollte (siehe Apostelgeschichte 8:8-24). Den Kirchenvätern galt Simon als Erzketzer; der Erwerb eines geistlichen Gutes für Geld heißt nach katholischem Kirchenrecht bis heute «Simonie». Die gnostische Sekte der Simonianer dagegen sah in Simon Magus eine Inkarnation Gottes.

Suzeränität Oberherrschaft eines Staates über seine halbsouveränen Vasallenstaaten. Der Suzerän ist der Herrscher des Suzeränität ausübenden Staates.

Tara (irisch: «Ort der Versammlung») legendärer Sitz irischer Könige, heute archäologische Stätte im County Meath.

Than Adelstitel, der vererbt oder von Königen und Bischöfen verliehen werden konnte und in Schottland noch bis ins 15. Jahrhundert gebräuchlich war. Die zwölf obersten Thane eines Bezirks fungierten als gerichtliches Beratungsgremium - möglicherweise Vorläufer der zwölf Geschworenen, wie man sie heute an englischen und amerikanischen Schwurgerichten kennt.

Whitby Stadt an der Mündung des Esk in North Yorkshire, England, mit heute etwa 15 000 Einwohnern, im Mittelalter bedeutend als Fischereihafen, vorübergehend auch als Walfängerstation. Später wurden die Holzschiffe, mit denen James Cook 1769-79 auf seine berühmten Weltumseglungen ging, in Whitby gebaut. Dominiert wird das Stadtbild bis heute von der auf den östlichen Klippen über dem Hafen aufragenden, 656 gegründeten Abtei - Schauplatz der berühmten Synode, die dort im Jahre 664 stattfand. Zwei Berichte über die Synode sind erhalten: die Kirchengeschichte des englischen Theologen und Historikers Beda Venerabilis (ca. 672-735) und der Bericht über das Leben St. Wilfrids, geschrieben von dem Mönch Eddi. Die wichtigsten Teilnehmer, der Verlauf der Synode und die Entscheidung König Oswius samt seiner Begründung sind historisch belegt.

Wilfrid Heiliger (634-709), Abt von Ripon, seit 664 Bischof von York und einer der einflußreichsten Teilnehmer der Synode von Whitby. Er förderte enge Beziehungen zwischen der angelsächsischen Kirche und dem Papsttum in Rom und machte den Benediktinerorden in Britannien bekannt. Sein Festtag ist der 12. Oktober.

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