Kapitel 3

Am nächsten Morgen vor neun ging ich nach unten, um die Tür auf der Parkplatzseite aufzuschließen, weil dort ein Mann den Knopf der schrill tönenden Klingel strapazierte. Er war klein, dick, schwarzhaarig, stocksauer und hielt einen Schlüsselbund in der Hand.

»Wer sind Sie denn?« wollte er wissen. »Was tun Sie hier? Wieso ist die Tür verriegelt?«

»Benedict -«, setzte ich an.

»Was?«

»Juliard.«

Er starrte mich kurz an, dann huschte er an mir vorbei und begann sogleich mit der Sichtung des Durcheinanders, das nach den Ereignissen der Nacht in beiden Büroräumen zurückgeblieben war.

»Dann sind Sie wohl der Sohn«, sagte er und raffte Briefumschläge zusammen. »Um Sie abzuholen, hat George gestern den ganzen Tag vergeudet. Wenn Sie schon hier sind, machen Sie sich nützlich.« Er deutete auf die Unordnung. »Wo ist George überhaupt? Das Radio läuft heiß. Was ist heute nacht passiert?«

»Er ist oben. Hat sich den Fuß verrenkt. Und, ehm ... wer sind Sie?«

»Mervyn Teck, wer sonst?« Gereizt sah er in mein verständnisloses Gesicht. »Ich bin der Agent. Wissen Sie denn überhaupt nichts?«

»Nicht viel.«

»Ich leite den Wahlkampf hier. Ich soll George Juliard ins Parlament bringen. Den Rundfunknachrichten zufolge hat jemand auf ihn geschossen. Stimmt das?« Er schien unbesorgt und räumte weiter auf.

»Es kann sein«, sagte ich.

»Gut.«

»Hm?« machte ich.

»Gratiswerbung. Sonst ist Sendezeit für uns zu teuer.«

»Ach so.«

»Damit sind Titmuss und Whistle aus dem Rennen.«

»Wer?« fragte ich.

»Andere Kandidaten. Um die brauchen wir uns nicht mehr zu kümmern.«

Mein Vater kam hüpfend die Treppe herunter. »Morgen, Mervyn. Meinen Sohn haben Sie also schon kennengelernt?«

Mervyn warf mir einen wenig begeisterten Blick zu.

»Ein Glück, daß er da ist«, sagte mein Vater. »Er kann mich herumfahren.«

Auf der Fahrt von Brighton hatte ich ihm erzählt, daß ich ge-jobbt hatte, um Fahrstunden zu nehmen, und seit knapp fünf Wochen den Führerschein besaß.

»Gut«, hatte er gesagt.

»Aber ich bin seit der Prüfung noch nicht gefahren.«

»Alles zu seiner Zeit.« Jetzt ermahnte mich sein Pokerface, die fehlende Fahrpraxis für mich zu behalten. Kandidat und Agent, begriff ich, waren Partner, aber keine Freunde.

Eine staksige junge Frau mit strengem Haarschnitt und einer bunten Juliardrosette am Revers ihres grauen Powerkostüms tauchte auf. Sie wurde mir als Crystal Harley, Mervyn Tecks Sekretärin, vorgestellt, und wie ich im Lauf des Vormittags erfuhr, war sie neben Mervyn die einzige, die für die Wahlkampfarbeit bezahlt wurde. Alle anderen waren Freiwillige.

Die drei freiwilligen Hexen vom Vortag erschienen eine nach

der anderen und deckten meinen Vater mit zärtlicher Fürsorge und allzeit frischem Kaffee ein.

Ich hatte ihre Namen vergessen: Faith, Marge und Lavender, rügte Faith mich sanft.

»Entschuldigung.«

»Ein guter Politiker merkt sich Namen«, mahnte Lavender. »Ihr Vater ist nicht gut bedient, wenn Sie vergessen, wer die Leute sind.« Die magere Dame mit dem duftigen Namen war diejenige, die über Orinda Nagle geschimpft hatte. Schwer, ihr etwas recht zu machen, dachte ich.

Mervyn Teck und mein Vater sprachen über Stadtviertel und Flugblätter. Crystal Harley fütterte einen Computer mit immer neuen Einzelheiten. Die mütterliche Faith lief mit einem Staubtuch umher, und Marge warf den Kopierer an.

Ich saß auf meinem Hocker und erfuhr einfach durch Zuhören viel Neues, für mich Überraschendes zum Thema Wahlkampf, vor allem, mit welch einem kargen Budget er geführt werden mußte. Niemand konnte sich einen Abgeordnetensitz erkaufen: Jeder Kandidat war angewiesen auf ein Heer von unbezahlten Helfern, die ihre Argumente von Haus zu Haus trugen und »Wählt mich«-Plakate an die geeigneten Bäume pappten.

Wir hätten Wahlgesetze, erklärte Crystal knapp, die Finger auf der Tastatur, die Augen unverwandt auf dem Bildschirm. Danach seien die zulässigen Ausgaben eng begrenzt.

»Unser Wahlkreis hat rund siebzigtausend Wahlberechtigte«, sagte sie. »Mit unserem Budget kann man nicht siebzigtausend Leuten ein Bier ausgeben. Die britische Wählerschaft zu bestechen ist unmöglich. Man muß sie überzeugen. Dafür ist Ihr Vater da.«

»Ein Brief innerhalb des Stadtgebiets wird nicht frankiert«, meinte Faith lächelnd. »Er wird mit dem Fahrrad vorbeigebracht.«

»Heißt das, Sie haben nicht mal Geld für Briefmarken?«

»Wir müssen jeden Penny abrechnen«, sagte Crystal und nickte. »Nach der Wahl wird eine detaillierte Aufstellung darüber verlangt, wo das Geld geblieben ist, und wenn er irgend kann, wird Paul Bethune uns nachweisen, daß wir überzogen haben, genau wie wir umgekehrt seine Abrechnung nach der kleinsten Fehlziffer durchkämmen werden.«

»Aber das Diner gestern ...«:, setzte ich an.

»Das Diner gestern ist von den Gästen selbst bezahlt worden und hat die Wählervereinigung nichts gekostet«, sagte Crystal. Nach einer Pause setzte sie meine Unterweisung fort. »Mervyn und ich arbeiten für den Ortsverband unserer Partei, nicht direkt fürs Parlament. Der Ortsverband stellt auch die Büros hier, und alles wird aus Spenden und Sammelaktionen finanziert.«

Sie fand es gut, wie das Ganze geregelt war, doch mich wunderte es eigentlich, wie bei einer solchen Weichenstellung, die ja nun sorgfältig auf die Wahl des Tüchtigsten hinzielte, im Parlament so viele Holzköpfe sitzen konnten.

Solange wir nur zu siebt im Büro waren, ging es dort relativ ruhig zu, doch damit war es vorbei, als nach und nach eine ähnlich gemischte Gesellschaft wie die vom Vorabend zu beiden Türen hereinströmte und eine Unzahl schwer zu beantwortender Fragen stellte.

Mervyn Teck freute sich. Ob Polizei, Medien, Parteianhänger oder bloß Neugierige, er hieß sie alle herzlich willkommen. Der Kandidat war nicht nur wohlauf, sondern ausgesprochen charmant zu allen Besuchern. Der Mann vom Lokalfernsehen leuchtete das Gesicht meines Vaters aus und filmte sein offenes Lächeln. Zu den Lokalreportern hatten sich Vertreter mehrerer großer Tageszeitungen hinzugesellt. Kameras blitzten. Mikrophone wurden herumgereicht, damit kein hörenswertes Wort verlorenging, und ich für mein Teil lächelte einfach pausenlos, war furchtbar nett und bat alle, die Fragen hatten, sich damit an meinen Vater zu wenden.

Crystal, die weiterarbeitete, so gut es ging, sich aber regelrecht an ihren Schreibtisch krallen mußte, um nicht wie Treibgut umhergespült zu werden, meinte bissig zu mir, wenn George Juliard umgebracht worden wäre, könnte der Wirbel kaum größer sein.

»Zum Glück lebt er aber noch«, sagte ich und verkeilte meinen Hocker neben ihrem in der Brandung.

»Ist er wegen des Knalls von dem Schuß gestolpert?« fragte sie.

»Nein, vorher.«

»Wieso wissen Sie das?«

»Weil der Knall eines Hochgeschwindigkeitsgeschosses später ankommt als die Kugel selbst.«

Sie sah mich ungläubig an.

»Das habe ich in Physik gelernt«, sagte ich.

Sie warf einen Blick auf mein bartloses Gesicht. »Wie alt sind Sie?« fragte sie.

»Siebzehn.«

»Dann dürfen Sie ja noch gar nicht wählen.«

»Will ich auch gar nicht.«

Sie schaute zu meinem Vater hinüber, der mit Bescheidenheit und Eleganz die Medien für sich einnahm.

»Ich habe schon ziemlich viele Politiker kennengelernt«, sagte sie. »Ihr Vater ist anders.«

»Inwiefern?«

»Spüren Sie nicht, wieviel Kraft er hat? Na ja, als sein Sohn vielleicht nicht. Sie stehen ihm zu nah.«

»Manchmal spüre ich das schon.« Eine umwerfende Kraft, dachte ich.

»Denken Sie nur an gestern abend«, redete Crystal gleich weiter. »Ich war dabei, ich saß hinten. Er hat den Saal begeistert. Er

ist ein geborener Redner. Ich meine, ich arbeite hier, und trotzdem hatte ich richtig Herzklopfen. Dennis Nagle war ein netter, mit seiner ruhigen Art durchaus fähiger, verdienter Mann, aber er hätte niemals ein Publikum so zum Toben bringen können.«

»Könnte das Orinda?«

Crystal war verblüfft. »Nein, bei ihr lachen die Leute nicht. Aber allein nach gestern abend darf man sie auch nicht beurteilen. Sie hat viel für den Wahlkreis getan. Sie stand Dennis immer zur Seite. Es trifft sie sehr, daß sie nicht als seine Nachfolgerin aufgestellt worden ist, denn bis Ihr Vater den Wahlausschuß elektrisiert hat, stand sie ohne Konkurrenz da.«

»Wenn also jemand ein Motiv hätte, meinen Vater um die Ek-ke zu bringen«, sagte ich, »dann wäre sie das.«

»Aber so ist sie nicht!« Crystal war ehrlich bestürzt. »Sie kann wirklich reizend sein. Mervyn mag sie sehr. Er ist schwer enttäuscht, daß er sie nicht ins Parlament bringen kann. Darauf hatte er sich gefreut.«

Eckig und spitz, wie sie zuerst auf mich gewirkt hatte, war Crystal nur äußerlich. Sie war freundlicher und gelassener, als sie aussah. Ich fragte mich, ob sie einmal magersüchtig gewesen war. Solche Mädchen kannte ich aus der Schule. Einer waren die Zähne ausgefallen.

Crystals Zähne waren weiß und ebenmäßig, wenn sie sie auch selten blitzen ließ, denn dafür nahm sie das Leben zu ernst. Ich schätzte sie auf Mitte zwanzig und nahm an, sie hatte nie viel zu lachen gehabt.

Mervyn Teck schlängelte sich zwischen den vielen Leuten durch und sagte mir, es würde langsam Zeit, meinen Vater nach Quindle zu bringen, wo er Termine habe. Die entlegene Kleinstadt war eines der Ballungszentren in dem großen ländlichen Wahlkreis. Mervyn gab mir eine Autokarte mit markiertem Weg und Ziel, sah mich aber unschlüssig an.

»Trauen Sie sich das wirklich zu?«

»Ja«, sagte ich mit mehr Selbstvertrauen, als ich empfand.

»Ein Zwischenfall wie die Sache gestern abend ist unbezahlbar«, sagte er. »Jetzt noch ein Autounfall, das wäre des Guten schon zuviel. Es soll nicht heißen, wir wären vom Pech verfolgt.«

»Klar«, sagte ich.

Auf der anderen Zimmerseite schwenkte mein Vater die Schlüssel des Range Rovers. Ich ging zu ihm, ließ sie mir geben, und er löste sich von den mit ihm plaudernden Sympathisanten (Polizei und Medien waren längst wieder weg) und humpelte am Stock durch das hintere Büro zum Parkplatz.

Andrang bringt Andrang. Die Hintertür war von einer Gruppe von Leuten belagert, die meinen Vater lächelnd, mit Beifall und hochgereckten Daumen begrüßten. Ich blickte zu dem Range Rover, den wir am Nachmittag vorher bei unserer Ankunft ein Stück entfernt abgestellt hatten, und mein Vater bat mich, den Wagen heranzuholen, damit er nicht so weit humpeln müsse.

Ich ging zu dem auffälligen Fahrzeug und blieb, die Schlüssel in der Hand, davor stehen. Die Sonne schien auch heute wieder, ließ die Girlanden glitzern, und nach einem Augenblick machte ich kehrt und ging zu meinem Vater zurück.

»Was ist los?« fragte er etwas gereizt. »Kannst du damit nicht fahren?«

»Ist er für Fahrer in meinem Alter versichert?«

»Natürlich. Sonst wäre ich nicht auf die Idee gekommen. Hol ihn her, Ben.«

Ich ging stirnrunzelnd wieder ins Büro, ohne mich um seine Ungehaltenheit zu kümmern.

»Ihr müßt los«, meinte Mervyn ebenso gereizt. »Sie sagten doch, Sie könnten Georges Wagen fahren.«

Ich nickte. »Ein kleinerer wäre mir aber lieber. Wir sollen ja keinen Unfall bauen. Was haben Sie für einen? Könnte ich den nehmen?«

Mervyn sagte sichtlich verärgert: »Mein Wagen ist für Fahrer unter einundzwanzig nicht versichert.«

»Meiner aber«, schaltete sich Crystal ein. »Den fährt mein jüngerer Bruder manchmal. Er macht allerdings nicht viel her. Kein Vergleich mit dem Range Rover.«

Sie zog die Schlüssel aus der Handtasche und sagte, Mervyn (der Geplagte) könne sie ja nach Hause fahren, wenn wir bis halb sechs nicht zurück seien, und sie am Morgen auch wieder abholen. Ich gab ihr ungeschickt ein Küßchen auf die Wange und kehrte mit Mervyn, der abermals sein Mißfallen bekundete, zu meinem Vater zurück.

»Du enttäuschst mich, Ben«, sagte er auf Mervyn Tecks Auslassungen hin. »Morgen übst du mal schön mit dem Range Rover.«

»Gut. Aber kannst du heute, bevor wir losfahren, bitte noch einen Mechaniker bestellen, der nachsieht, ob damit alles in Ordnung ist?«

»Klar ist er in Ordnung. Ich bin damit gestern nach Brighton und wieder zurück gefahren, und er lief einwandfrei.«

»Ja, aber jetzt hat er die ganze Nacht auf dem Parkplatz gestanden, und es kann sein, daß dich vergangene Nacht jemand erschießen wollte. Wenn nun jemand ein paar Nägel in die Reifen gerammt hat oder was weiß ich?« Ich war in einen wegwerfenden Ton verfallen, als hielte ich den Gedanken an Sabotage für kindisch; doch nach kurzer Überlegung sagte mein Vater zu Mervyn: »Ich nehme Crystals Wagen. Morgen kann Ben mit dem Range Rover üben. Den lassen Sie heute bitte überholen, Mervyn.«

Mervyn warf mir einen säuerlichen Blick zu, dabei wollte doch gerade er nicht, daß wir in den Ruf der Unglücksraben gelangten; wenigstens hatte er das behauptet.

Mit Crystals kleinem Stadtflitzer brachte ich den Kandidaten also sicher zu seinen weit entfernten Auftritten, und wieder sah und hörte ich, wie er die apathische Wählerschaft wachrüttelte und mit jedem Lacherfolg, jedem Applaus mehr Leute anzog. Die Zuhörer bewunderten ihn, stellten gut-, aber auch bösgemeinte Fragen, und alle bekamen durchdachte, leicht hingeworfene Antworten.

Ich wußte zwar nicht, ob die sprühende Begeisterung vom Tage die Leute auch zu den Wahlurnen führte, aber mein Vater versicherte mir, es sei schon genug, wenn sie nicht in das gegnerische Lager liefen und ihre Stimme Bethune gaben.

Wir hatten eine Erfindung meines Vaters mit eingepackt, die im Prinzip aus zwei jeweils dreißig Zentimeter hohen, doch unterschiedlich breiten Holzkisten bestand, die aufeinandergeschraubt ein improvisiertes Podest ergaben - hoch genug, daß ein Redner gut zu verstehen war, aber nicht so hoch, daß er unterschwellig bedrohlich wirkte. »Meine Seifenkiste«, sagte mein Vater dazu, obwohl seit vielen Jahren keine Seife mehr in solche Kleinstbühnen verpackt wurde.

Ich stellte die Seifenkiste an drei verstreut liegenden Brennpunkten der Stadt auf, und an allen dreien kamen Leute zusammen, ob neugierig, kontra oder abwartend, und an allen dreien sah ich mich beim Auspacken, Zusammenbauen oder Wegräumen von vorwiegend freundlichen Fragestellern umdrängt.

»Sind Sie sein Fahrer?«

»Ja.«

»Kennt er sich so gut aus, wie er tut?«

»Noch besser.«

»Wie denkt er über Bildung und Erziehung?«

Ich lächelte. »Positiv.«

»Ja, aber -«

»Ich kann nicht für ihn antworten. Fragen Sie ihn bitte selbst.«

Sie gingen zu ihm und bekamen politisch korrekte, ehrliche Antworten, die ohne drastische Steuererhöhungen niemand in die Tat umsetzen konnte: Die wirtschaftlichen Zusammenhänge lernte ich so schnell begreifen wie früher die quadratischen Gleichungen.

Das Gastspiel meines Vaters war in ganz Quindle durch Plakate vorangekündigt worden. Die Wahlhelfer, die sie verteilt hatten, empfingen uns und begleiteten uns mit vor Engagement glühenden Gesichtern überallhin. Mein eigenes Engagement, das war mir inzwischen klargeworden, galt ausschließlich meinem Vater, nicht seiner Partei oder seinen Überzeugungen. Meiner Meinung nach waren gute Ideen breit gestreut und nicht von einer bestimmten Fraktion gepachtet - und Ideen, die ich gut fand, konnten für andere natürlich ein rotes Tuch sein. Ich begeisterte mich nicht für ein komplettes Parteiprogramm, und gerade die Unsicheren und die nicht Festgelegten, diejenigen, die aus einer vagen Unzufriedenheit ihren Mantel nach dem Wind hängten, gaben am Ende den Ausschlag für die eine oder andere Seite. Auf die Wechselwähler, die sich treiben ließen, hatte es mein Vater abgesehen.

Quindle hatte sich wie Hoopwestern mit seiner Industrie in die umliegende Flur ausgebreitet, hier allerdings wurden Möbel und Farben hergestellt, keine Glühbirnen. Die Stadtplaner hatten sich darauf konzentriert, die Wiesen zwischen den Fabriken mit zahlreichen kleinen Häusern vollzustopfen. Jetzt wurde der Stadt ihr Grüngürtel zu eng, und der Verkehr im Zentrum ging, wenn er nicht stillstand, stockend. Seifenkistenrednern konnte das nur recht sein: In der Sommerhitze krochen die Autos mit geöffneten Fenstern vorbei, und ihre Insassen hörten mit. Neben der Flut von WÄHLEN-SIE-JULIARD-Plakaten gab es einige für Titmuss und Whistle und natürlich eine Menge Bethune ist besser. Geben Sie ihm Ihr Kreuz. Bethunes Plakate sahen ziemlich zerrupft aus, und das lag, wie ich herausfand, nicht nur daran, daß er auf seiner Redetour schon vor drei Tagen durch Quindle gerauscht war, sondern daß ihm der Quindle Diary, das lokale Wochenblatt, die Schlagzeile »Bethunes Seitensprung« nachgeliefert hatte.

Da einer der Wahlhelfer mir den Quindle Diary unter den Arm geklemmt hatte, las auch ich natürlich die Titelstory.

Sollen wir uns im Parlament von einem Ehebrecher vertreten lassen, der nur vorgibt, die familiären Werte hochzuhalten, denen sich unsere Zeitung und unsere junge Stadt verschrieben haben? Sollen wir den Versprechungen eines Menschen glauben, der selbst ein feierliches Treuegelöbnis nicht einhalten kann?

Ich fand den Ton, in dem das Ganze gehalten war, reichlich geschwollen, aber für Bethunes Lager war es mit Sicherheit ungünstig.

Bei allen drei Auftritten wurde mein Vater bedrängt, sich über Bethunes Scheinheiligkeit auszulassen, und jedesmal überhörte er taktvoll die plumpe Aufforderung und griff Bethune und seine Partei nur wegen ihrer politischen Ziele und Vorgehensweisen an.

Die Zurückhaltung stieß auch bei der eigenen Freiwilligenarmee nicht nur auf Verständnis.

»Bethune wäre fertig, wenn George über seinen Charakter herfiele«, nörgelte einer. »Warum tut er das nicht?«

»Es ist gegen seine Überzeugung.«

»Man muß die Trümpfe ausspielen, die man hat.«

»Aber kein fünftes As«, sagte ich.

»Bitte?«

»Er würde das als Mogelei ansehen.«

Der Wahlhelfer verdrehte die Augen, suchte aber einen neuen Ansatz. »Sehen Sie den dünnen Kerl, der da bei Ihrem Vater steht und in ein Notizbuch schreibt?«

»Meinen Sie den im rosa Jogginganzug, mit der umgekehrt aufgesetzten Baseballmütze?«

»Genau den. Der heißt Usher Rudd. Er schreibt für die Hoopwestern Gazette, und seine Kolumne erscheint auch im Quindle Diary. Von ihm stammen die Schmähartikel gegen Paul Bethune. Seit ihn die Opposition als Kandidat aufgestellt hat, klebt er an ihm. Rudd ist eine professionelle Dreckschleuder. Dem darf man niemals trauen.«

»Weiß mein Vater das?« fragte ich bestürzt.

»Ich habe George gesagt, daß Usher Rudd bestimmt noch mal auftaucht, aber er sieht nicht immer gleich aus. Die Baseballkappe und der rosa Trainingsanzug sind neu.«

»Usher Rudd ist ein ausgefallener Name.«

Der Wahlhelfer lachte. »Eigentlich heißt er Bobby Rudd junior, der Quälgeist. Seine Mutter, Gracie Rudd, war eine geborene Usher. Die Rudds besitzen eine Kette von Reparaturwerkstätten für alles, was fährt, vom Zweirad bis zum Mähdrescher, aber Autos reparieren ist nicht nach Bobbys Geschmack. Er bezeichnet sich als Enthüllungsjournalist. Skandalkolporteur würde ich das nennen.«

»War er auch bei dem Essen gestern abend?«

»Im Schlafenden Drachen? Darauf können Sie Gift nehmen. Wird ihm stinken, daß der Schuß und das alles für die Gazette von heute zu spät kam. Die Gazette hat ganze vierundzwanzig Seiten, fast nur Werbung, Sportergebnisse, Lokalnachrichten und Wiedergekäutes aus aller Welt. Sie verkauft sich vor allem wegen der Skandalgeschichten, die Rudd ausgräbt. Schon als Kind hat er überall seine Nase reingesteckt und heimlich die Leute beobachtet, und er hat sich nicht gebessert. Wenn Sie mit dem Pastor pennen wollen, sollten Sie das nicht in Quindle tun.«

»Danke für den Tip«, meinte ich trocken.

»Damit wollte ich nur sagen, daß man sich vor Bobby Rudd in acht nehmen muß.«

Während das Publikum meinem beflügelten Vater gebannt zuhörte und ihn mit Blicken verschlang, schlenderte ich nach hinten, um ihm den Rücken zu decken. Das ist mir ein schöner Aufpasser, dachte ich, der nichts tut, um seinen Schützling vor neuerlichen Schüssen oder anderer Gewalt zu bewahren.

Ich lief wie planlos umher, aber offenbar nicht planlos genug, da Usher Rudd, ebenso harmlos tuend, sich auf einmal wie zufällig neben mich stellte. Seine Baseballmütze warb für fetzige Sportartikel, desgleichen sein Schuhwerk, und dazwischen trug er einen weiten rosaroten Trainingsanzug aus Kunstfaser, der um seine dünnen Glieder schlackerte wie um ein Drahtgestell. Dagegen sah ich in meinen Jeans und dem T-Shirt hundsgewöhnlich aus.

»Tag«, sagte er. »Wo ist denn Juliards Streitwagen?«

»Wir sind mit einem anderen Auto hier«, sagte ich verwirrt.

»Ich bin Usher Rudd.«

Sein Akzent war tiefstes Dorset, sein Auftreten selbstbewußt bis überheblich. Er hatte ruhige blaue Augen, blonde Wimpern und trockene, sommersprossige Haut. Das naseweise Kind, das heimlich die Leute beobachtet, schimmerte noch derart hindurch, daß ich mir ausnahmsweise direkt reif vorkam.

»Wie heißen Sie?« fragte er, als ich nichts erwiderte.

»Benedict«, sagte ich.

»Ben«, verkürzte er und nickte für sich. »Ben Juliard.«

»Stimmt.«

»Wie alt sind Sie?« Er war brüsk, als hätte er ein Recht, das zu erfahren.

»Siebzehn«, sagte ich ruhig. »Und Sie?«

»Das geht Sie nichts an.«

Die Verblüffung, mit der ich ihn ansah, war zumindest teilweise echt. Wieso bildete er sich ein, mir Fragen stellen zu können, die er selber nicht beantwortete. Ich mußte zwar, wie Vater gesagt hatte, noch viel lernen, aber dieser Mann war mir auf Anhieb unsympathisch.

Dicht hinter mir antwortete mein Vater auf Fragen, die ihm mit Fug und Recht gestellt wurden: Wo stand er bildungs-, wo außenpolitisch, was hatte er zu den Steuern, zum ungeeinten Königreich und zu Bischöfen zu sagen, die sich außerstande zeigten, die Zehn Gebote einzuhalten? »Was heißt denn Sünde heute überhaupt noch?« rief jemand dazwischen. Moses sei veraltet.

Mein Vater, der auf alle Fälle lieber nach Geboten lebte, als daß er sich zu viele Freiheiten herausnahm, erwiderte mit Humor: »Klar, wenn es Ihnen nichts ausmacht, wenn Ihr Nachbar Ihnen Ochs und Esel neidet und mit Ihrer Frau und Ihrem Rasenmäher durchbrennt, dann schicken Sie Moses in die Wüste ...«

Das Ende des Satzes ging in Gelächter und Beifallsrufen unter, und er hielt sie noch eine Viertelstunde in seinem Bann, lieferte ihnen politische Informationen in ansprechender Verpak-kung und gab ohne Mikrophon und ohne Scheinwerfer eine Vorstellung, die sie nie vergessen würden. Noch heute sagen Leute zu mir: »Ich habe Ihren Vater in Quindle gehört«, als sei das ein Schlüsselerlebnis für sie gewesen, und entscheidend dabei war vermutlich nicht, was er gesagt hatte, sondern das ehrliche, fröhliche, schwungvolle Wie.

Mitten im Schlußapplaus sagte Usher Rudd zu mir: »Geburtstag?«

»Bitte?«

»Ihr Geburtsdatum.«

»Ja«, sagte ich.

»Was heißt, ja?«

»Ja, ich weiß mein Geburtsdatum.«

Er hielt mich für begriffsstutzig. »Wie heißt Ihre Mutter?« sagte er.

»Sarah.«

»Und weiter?«

»Weiter nichts. Sie ist tot.«

Sein Gesichtsausdruck änderte sich. Sein Blick wurde nachdenklich und glitt zu dem Quindle Diary, den ich zusammengerollt in der Hand hielt. Er begriff, warum ich so ausweichend geantwortet hatte.

»Bethune hat’s verdient«, sagte er scharf.

»Ich kenne ihn nicht«, erwiderte ich.

»Dann lesen Sie meinen Artikel.«

»Selbst dann ...«

»Jeder hat seine Geheimnisse«, erklärte er süffisant. »Ich bringe sie nur ans Licht. Macht mir Spaß. Und sie haben’s verdient.«

»Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf Information?« fragte ich.

»Selbstverständlich. Wenn sich jemand zum Herrn und Gesetzgeber über uns aufschwingen will, dann soll er gefälligst nicht blind herumvögeln, oder?«

»Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«

»Wenn Papa George schmutzige Geheimnisse verbirgt, dann komme ich dahinter. Wie heißt Ihre Mutter?«

»Sarah.«

Er warf mir einen bitterbösen Blick zu.

»Im Recherchieren sind Sie sicher gut«, sagte ich gelassen. »Meine Mutter hieß Sarah Juliard. Verheiratet. Tot. Tut mir leid.«

»Das prüf ich nach«, drohte er.

»Bitte sehr.«

Mein Vater löste sich von den ihn umdrängenden Wählern und erklärte, wir könnten jetzt zum Mittagessen gehen: ein Wahlhelfertreffen in einer Kneipe.

»Darf ich vorstellen«, sagte ich, auf den Mann mit dem rosa Trainingsanzug, der Baseballkappe und den schnellen Schuhen deutend, »Usher Rudd.«

»Angenehm«, sagte mein Vater, schon die Hand ausstrek-kend. »Arbeiten Sie für die Partei, ehm ... Usher?«

»Er schreibt für Zeitungen.« Ich rollte den Quindle Diary auseinander, damit er die Schlagzeile auf der Titelseite sehen konnte. »Das ist von ihm. Er wollte den Namen meiner Mutter wissen.«

Langsam lernte ich meinen Vater kennen. Noch vor vierundzwanzig Stunden wären mir die winzige Muskelanspannung und das kurze Schweigen entgangen, mit denen er unerfreuliche Tatsachen einschätzte, klar und ungemein rasch, wobei er nicht nur analysierte, was war, sondern zugleich die möglichen Folgen bedachte. Was für ein Kopf.

Er lächelte Usher Rudd höflich an. »Meine Frau hieß Sarah. Sie ist leider gestorben.«

»Woran?« Usher Rudd, vom Freimut meines Vaters überrumpelt, hörte sich unverschämt aggressiv an.

»Es ist schon lange her.« Mein Vater blieb höflich. »Komm, Ben, wir müssen.«

Er wandte sich ab und ging zwei, drei Schritte, dann schoß Bobby Usher Rudd in seinen Turnschuhen an uns vorbei, fuhr herum und verstellte uns den Weg.

Seine Stimme war dünn, maliziös und frohlockend. »Ich hole Sie runter vom Kandidatensockel. Orinda Nagle bekommt, was ihr zusteht.«

»Aha.« Mein Vater packte alles Verständnis der Welt in das eine Wort. »Sie haben also Paul Bethune mit Dreck beworfen, damit sie freie Bahn hat?«

Usher Rudd war wütend. »Sie wiegt zehn von Ihrer Sorte auf.«

»Und sie kann sich vor Fans kaum retten.«

»Sie hätte gewonnen.« Usher Rudd bebte vor Wut. »Sie werden verlieren.«

»Mal sehen.« Mein Vater ging mit mir im Schlepptau an ihm vorbei, und Usher Rudd schrie uns eine Frage nach, die ich niemals gestellt hätte, obwohl sie mich selbst brennend interessierte. »Wenn Ihre Frau schon lange tot ist, wie halten Sie’s dann mit Sex?«

Mein Vater hatte das zweifellos gehört, kam aber keinen Moment aus dem Tritt. Ich warf einen Blick auf sein Gesicht, ohne dadurch schlauer zu werden; es verriet weder Unruhe noch Verlegenheit, höchstens - Belustigung.

Das Mittagessen war eine beschwingte Angelegenheit, denn die Helfer waren noch aufgedreht vom morgendlichen Programm. Am Nachmittag besichtigten wir eine Möbel- und danach eine Farbenfabrik, wobei der Kandidat (am Stock gehend) ganz Ohr für die Lokalprobleme war und Abhilfe versprach, falls er gewählt wurde. Er schüttelte unzählige Hände, gab zahllose Autogramme und hinterließ Hoffnung.

Mervyn Teck war bei seiner Planung noch davon ausgegangen, daß Orinda die Holzarbeiter und die Farbenmischer umgarnen würde, und in der einen oder anderen Werksabteilung stieß der vermeintliche Thronräuber auf Widerstand. Mein Vater entschärfte die Lage, indem er Orindas Verdienste lobte, ohne sich dafür zu entschuldigen, daß man ihn ihr vorgezogen hatte.

»Ein geborener Politiker«, flüsterte eine der Wahlhelferinnen mir ins Ohr. »Bei der gegenwärtigen Stimmung würden wir den Wahlkreis hier mit Orinda verlieren, obwohl sie das natürlich nicht wahrhaben will. Mit Ihrem Vater steigen die Chancen, aber Wähler sind unberechenbar, oft sogar richtig nachtragend, und sie stimmen eher für eine Partei als für Einzelpersonen; deshalb können die Schmuddelvorwürfe Paul Bethune auch nicht viel anhaben, zumal unter den männlichen Wählern ein Seitensprung nicht als große Verfehlung gilt, die wünschen ihm deshalb doch gerade, daß er’s schafft. Und wenn Sie meinen, Frauen würden keinen Ehebrecher wählen, sind Sie auch im Irrtum.«

»Hat Usher Rudd keinen Einfluß auf die Wählerentscheidung?«

»Weniger, als er meint, der kleine Heimtücker. Die Leute hier achten längst nicht so auf ihn wie die hohen Tiere im Parlament. Die haben alle Schiß, daß er in ihrem Vorleben wühlt, und je weiter sie nach oben kommen, desto mehr hassen sie ihn. Es ist ja bekannt, wie schnell Abgeordnete, die ins Gerede kommen, bei ihrer Partei abgemeldet sind.«

Mir war das neu, da ich mich darum noch nie gekümmert hatte.

Auf der Rückfahrt nach Hoopwestern fragte ich meinen Vater, was er von Usher Rudd halte, aber er sagte nur gähnend, er sei k. o. und sein Fuß tue weh, dann schlief er ein. Ich fuhr vorsichtig, weil ich den Straßenverkehr noch nicht gewohnt war, und weckte den Kandidaten durch jähes Bremsen an einer roten Ampel auf.

»Usher Rudd«, sagte er ohne Vorrede, als zählten die zwanzig Minuten zwischen Frage und Antwort überhaupt nicht, »wird sich die Finger am Paragraphen zum Schutz der Privatsphäre verbrennen.«

»Ich wußte gar nicht, daß es dafür Paragraphen gibt.«

»Die kommen.«

»Ach so.«

»Usher Rudd hat rote Haare unter der Baseballmütze.«

»Woher weißt du das?«

»Er war gestern abend auf der Versammlung nach dem Essen. Polly hat ihn mir gezeigt. Schwarzer Trainingsanzug, schwarze Turnschuhe. Hast du ihn nicht gesehen?«

»Nicht, daß ich wüßte.«

»Stell fest, ob er schießen kann.«

Ich war drauf und dran, »wau« oder »wie denn?« zu sagen, verkniff mir aber beides. Mein Vater sah mich schräg an, und ich spürte sein Lächeln.

»Ich glaube nicht, daß er es war«, sagte ich.

»Wieso nicht?«

»Seine Waffe ist die spitze Feder.«

»Und du willst wirklich Mathematiker werden? Hast du noch nie daran gedacht, zu schreiben?«

»Ich will Jockey werden.« Oder auf dem Mond landen.

»Die Uni Exeter hat sich erkundigt, wo du dein Zwischenjahr verbringen möchtest, wenn sie dich auf die Warteliste setzen. Falls du also nicht im Oktober, sondern nächstes Jahr dort anfängst. Von Pferderennen halten sie nicht so viel.«

»Exeter hat doch selbst eine Rennbahn.«

»Du weißt ganz genau, worum es geht.«

»Politik liegt mir nicht.« Schnell das Thema wechseln.

»Politik hält die Welt in Gang.«

»Du meinst, ohne Politik läuft nichts?«

Er nickte. »Wenn die Politik steckenbleibt, gibt es Krieg.«

»Vater -«, sagte ich.

»Dad.«

»Nein - Vater. Warum willst du unbedingt Politiker sein?«

Nach einer Pause sagte er: »Ich bin einer. Ich kann nicht anders.«

»Du bist aber nie ... naja .«

»Nie aktiv geworden? Im Kopf hatte ich das schon. Seit ich so alt war wie du, wenn nicht schon vorher, wußte ich, daß ich eines Tages versuchen würde, ins Parlament zu kommen. Aber ich brauchte eine solide Grundlage. Ich mußte mir selbst beweisen, daß ich Geld verdienen konnte. Ich mußte etwas von Wirtschaft verstehen. Vor einiger Zeit kam dann der Punkt, an dem ich mir sagte, jetzt oder nie. Für mich war klar: jetzt.«

Das war die längste Standorterklärung, die ich je von ihm gehört hatte, und ich nahm an, er hatte den Drang, der ihn zur Reife geführt und ihn im Schlafenden Drachen seine ganze Kraft hatte entfalten lassen, mir zuliebe vereinfacht dargestellt. Der Juliard-Drache war jetzt erwacht und kroch schnaubend via Whitehall in Richtung Downing Street.

In diese Gedanken vertieft verfuhr ich mich. Er enthielt sich jeder Stichelei, als ich anhielt, auf der Karte nachsah, wo ich falsch abgebogen war, und schließlich aus einer ungewohnten Richtung doch noch zum Parkplatz fand; und schon dieser Nachsicht wegen hätte ich ihm weiterhin gedient wie ein Knappe dem Ritter. Konnte man noch altmodischer sein?

Wir kamen erst lange nach sechs zurück, und der Parkplatz war entsprechend leer. Die umliegenden Geschäfte hatten geschlossen. Die Abendsonne schien matt golden, als ich Crystals Wagen parkte.

Das Büro war noch schwach beleuchtet, aber verlassen. Ich schloß die Tür auf, und eine große Notiz auf Mervyn Tecks Schreibtisch sprang uns ins Auge.

»Der Range Rover steht in Rudds Reparaturwerkstatt. Sie haben ihn gründlich überholt und nichts daran gefunden.«

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