»Wir sollten einfach gehen«, brummte Jeggred. Sein weißes Fell war rotweinbefleckt, und Bratenfett eines Stücks Rothé-Fleischs glänzte rings um seine Schnauze. Der Draegloth bewies keine große Geduld, wenn es ans Warten ging, und zwei Tage im Kalten Gießhaus praktisch eingesperrt zu sein war extrem schwierig für ihn. »Wir könnten die Stadt verlassen haben, ehe jemand merkt, daß wir weg sind.«
»Ich fürchte, so einfach würde es nicht sein«, sagte Ryld. Er kniete vor seinem Gepäck und verstaute die am wenigsten verderblichen Speisen vom Büfett in Beutel, die er dann in einen klaffenden schwarzen Kreis neben sich warf – ein magisches Loch, das man aufheben und mit sich herumtragen konnte, als sei es nur ein Stück dunkler Stoff. Es konnte Hunderte Pfund Ausrüstung und Vorräte aufnehmen, wog aber fast nichts. »Dir sind sie vielleicht nicht aufgefallen, aber ich bin sicher nicht der einzige, der die Spione bemerkt hat, die das Gasthaus beobachten. Wir würden keine fünfhundert Meter weit kommen, ehe sich Duergar-Soldaten auf uns stürzen würden.«
»Na und?« knurrte der Draegloth. »Ich fürchte keinen Zwerg.«
»Duergar sind keine Goblins oder Gnolle, die zu dumm sind, ihre Überzahl wirkungsvoll zu nutzen, oder zu tolpatschig und grobschlächtig, um im Kampf Mann gegen Mann eine Chance zu haben. Ich bin Duergar-Schwertkämpfern begegnet, die fast so gut waren wie ich. Ich habe keinen Zweifel daran, daß man eine ganze Gruppe solch hervorragender Kämpfer gegen uns antreten ließe. Außerdem gibt es in ihren Reihen Magier und Kleriker.«
»Wir hätten wissen sollen, daß wir uns nicht in eine Duergar-Stadt begeben sollten«, sagte Halisstra. »Der Zeitpunkt hätte nicht verkehrter sein können.«
Sie zog eilig ihre Rüstung an, ein massiv mit Zaubern belegtes Kettenhemd, das auf der Brust das Wappen des Hauses Melarn trug. Sie fragte sich, ob die beste Strategie die war, einfach noch ein paar Tage abzuwarten und den Duergar Zeit zu geben, damit sie in ihrer Wachsamkeit nachließen. Doch wenn sie ihre Abreise allzulange hinauszögerten, bestand die Gefahr, daß der Händler, den sie dazu gebracht hatte, ihr die für Danifae bestimmte Ausrüstung zu überlassen, zu Sinnen kam und den Vorfall meldete. Hätten sie doch bloß die beiden Händler getötet ... aber nein, denn wenn man sie dabei ertappt hätte, dann wären sie längst tot.
Sie zog am langen Saum ihrer Halsberge und wand sich, damit sie besser auf ihren Schultern lag.
»Meister Argith, wie lange wird es dauern, bis sich die Duergar-Armee in Bewegung setzt?« fragte Halisstra.
»Nicht lange«, erwiderte Ryld. »Allzulange können sie marschbereite Packechsen nicht ruhig halten. Die Frage ist, wieviel Zeit nach dem Abmarsch der Armee vergehen wird, ehe man das Reisen wieder freigibt. Wenn wir warten, bis sie aufgebrochen ist, können wir noch tagelang hier festsitzen.«
»Entweder das, oder man wird sich unserer entledigen«, warnte Danifae.
»Wir werden sofort aufbrechen«, setzte Quenthel der Diskussion ein Ende.
Die Herrin der Akademie war kampfbereit gekleidet, sie hatte eine finstere Miene aufgesetzt, und ihre Peitschenschlangen zuckten vor Erregung.
»Damit stellt sich wieder die Frage, die wir eben schon hatten – wohin?« fragte Ryld.
Der Waffenmeister hatte alle Vorräte zusammengepackt, hob das Loch auf, rollte es zusammen und verstaute es in seinem Gepäck.
»Ich kann unseren Weg zurück nach Mantol-Derith nachvollziehen«, erklärte Pharaun. »Aber es wird schwierig sein, von hier weiterzugehen. Ich kenne den Weg zum Labyrinth nicht, daher würde jeder Ausflug in die Ebene der Schatten für uns ohne jeden Zweifel ein merkwürdiges, unerfreuliches Ende nehmen. Wir sind zu viele, als daß ich uns alle teleportieren könnte, womit diese Lösung wohl auch nicht in Frage kommt, falls nicht ein paar von Euch den Wunsch verspüren, den Duergar das Verschwinden eines Teils der Truppe zu erklären.«
»Was ist mit einem Zauber, der unsere Identität verbirgt?« fragte Ryld.
»Bedauerlicherweise«, erwiderte der Magier, »sind Duergar berüchtigt dafür, daß sie gegen jegliche Art von Illusion resistent sind.«
Halisstra fügte an: »Wenn nur einer von ihnen eine Tarnung durchschaut und eine Gruppe Drow ausmacht ...«
»Besser wäre es, wenn wir uns alle unsichtbar machen«, überlegte der Meister Sorceres. »Das dürfte wohl die sinnvollste Lösung sein. Das erinnert mich an eine ...«
»Genug.« Quenthel drehte sich auf ihrem Platz um und fragte Valas: »Müssen wir von hier das Labyrinth ansteuern, oder könnt Ihr einen Weg finden, der um Gracklstugh herum verläuft, wenn wir ein Stück des Weges zurückgehen würden?«
»Wir brauchen einige Tage mehr, wenn wir die Stadt umgehen«, erwiderte der Späher, »aber ich könnte Euch an den Grenzen Gracklstughs entlangführen.«
»Sehr gut«, erklärte Quenthel. »Wir gehen zurück zu den Docks und bedienen uns Kohlenhauers Boot. Das ist der direkteste Weg aus der Stadt, und wenn ich nicht irre, dürfte der See weit weniger gut bewacht sein als die Tunnel.« Sie sah sich rasch um. Niemand mußte sich noch weiter bereitmachen, also nickte die Priesterin und wandte sich dann an Pharaun. »Was müssen wir tun, damit Euer Zauber gelingt?«
»Nehmt Euch an den Händen und bleibt dicht hinter mir«, sagte Pharaun. »Sobald Ihr mich loslaßt, werdet Ihr unverzüglich sichtbar. Ich werde nicht die Verantwortung übernehmen, wenn es zu Schwierigkeiten kommt.«
Vollständig bewaffnet und abmarschbereit faßten sich bis auf Valas Hune alle an den Händen und warteten. Der Meister Sorceres, der in ihrer Mitte stand, stieß zischend eine Folge ar-kaner Worte aus und beschrieb mit den Händen mystische Gesten. Dann wurden sie unsichtbar. Halisstra konnte Danifaes Hand auf ihrer linken Schulter fühlen, während sie mit ihrer rechten Hand Rylds Harnisch hielt. Doch sehen konnten sie alle Valas.
»Seid Ihr bereit, Meister Hune?« fragte Pharaun aus dem Nichts.
Valas nickte. Er trug, was seiner Vorstellung von Eleganz zu entsprechen schien – eine einfache Weste aus Kettengliedern über einem guten Hemd aus Spinnenseide, dazu dunkle Kniehosen. Seinen Piwafwi hatte er schmissig über eine Schulter geworfen. Die diversen Anstecker und Medaillons, die schier willkürlich über seine Kleidung verstreut waren und die die Abwehrzeichen und Talismane eines halben Dutzend verschiedener Rassen darstellten, vervollständigten sein Ensemble.
»Ich werde einige Augenblicke auf dem Hof umherschlendern. Sorgt dafür, daß Ihr schnell das Gasthaus verlaßt. Es wird nicht auffallen, wenn ich nicht allzulange einfach nur dastehe. In zehn Minuten treffen wir uns am Boot.«
»Man wird dich beschatten«, sagte Ryld.
Valas schien über diese Bemerkung ernsthaft verärgert zu sein.
»Kein Lebewesen kann mich beschatten, wenn ich es nicht zulasse«, entgegnete er.
Valas ging nach draußen auf den Hof, ließ die Tür offen, damit die anderen hinausgelangen konnten, und reckte sich ausgiebig. Halisstra merkte, daß sich Ryld in Bewegung setzte, und sofort ging sie los, wobei sie dicht an ihn geriet, da Danifae von hinten so drängte, daß sie ihren warmen Atem im Nacken fühlte.
Während der Späher gemächlich zum Tor des Gasthauses spazierte und sich dann nach links in Richtung der zentralen Stadtbezirke wandte, beschrieben Halisstra und die anderen eine ungelenke Kurve, die sie nach rechts zu den Docks führte. Die Straßen waren nicht ganz leer, aber es war auch nicht übermäßig viel los. Die meisten Duergar waren nach einem langen Tag in den Schmieden in ihre tristen Behausungen zurückgekehrt. Wäre die Gruppe zu Beginn oder Ende des Arbeitstages zur Flucht gezwungen gewesen, dann wäre die Tarnung spätestens dann aufgefallen, wenn ein Duergar in die unsichtbare Kette aus Drow gelaufen wäre, die sich durch die Stadt schlich.
Halisstra riskierte einen Blick über die Schulter zu Valas, der mit zügigen Schritten in die entgegengesetzte Richtung ging und ein wenig den Eindruck machte, als verfolge er heimliche Absichten – eine bessere Tarnung, als wenn er sich völlig gelassen verhalten hätte, was an einem Ort wie Gracklstugh mehr als ungewöhnlich gewesen wäre. Ihr fiel auch ein Duergar auf, der ein kleines Faß Branntwein auf der Schulter trug und sofort kehrtmachte, als der Späher ihn passierte und wie ein gewöhnlicher Arbeiter wirkte, dessen Aufgabe es war, Waren von einem Teil der Stadt in einen anderen zu bringen. Sie war sicher, daß Valas ihn nicht übersehen hatte. Der Söldner war zu scharfsinnig, um auf eine so offensichtliche Beschattung hereinzufallen.
Obwohl Halisstra jeden Augenblick einen Alarm unsichtbarer Wachposten erwartete, gelangten sie ungehindert zu den Docks. Als sie über den steinernen Kai in Richtung der befremdlichen Gefährte entlangeilten, die dort angedockt waren, blieb Ryld so abrupt stehen, daß Halisstra gegen ihn stieß, ehe sie begriff, daß er nicht weiterging. Danifae stieß ihrerseits mit ihr zusammen, während die Gruppe anhielt.
»Probleme«, flüsterte Pharaun. »Eine Patrouille Duergar-Soldaten in den Farben der Kronprinzen kam gerade um die übernächste Hausecke. Die Gruppe ist auch unsichtbar, und es ist einer unter ihnen, der ein Magier zu sein scheint und in unsere Richtung blickt.«
»Sie sehen uns?« grollte Jeggred. »Wozu seid Ihr eigentlich gut?«
»Es gibt Zauber, mit denen man das Unsichtbare sehen kann«, erwiderte Pharaun. »Einen solchen benutze ich im Augenblick, weshalb ich auch die Wachen sehen kann, während du sie nicht siehst. Ich würde sagen, daß mich das zu der Frage berechtigt, wozu du ...«
»Ihr da! Gebt Euren Zauber auf und legt die Waffen nieder!« rief der Anführer der Duergar-Patrouille. Das Scheppern von Waffen hallte in der ruhigen Straße wider, obwohl Halisstra noch immer keinen Duergar sehen konnte. »Ihr seid festgenommen!«
»Jeggred, Ryld, Pharaun – kümmert Euch um sie«, befahl Quenthel. »Danifae, Halisstra, zu mir!«
Sie stürmte den Pier entlang und wurde allmählich sichtbar, als sie Pharauns magischen Einfluß hinter sich ließ. Jeggred und Ryld eilten in die entgegengesetzte Richtung. Splitter wurde in Rylds Hand auf eine Weise sichtbar, als hätte er selbst einen Zauber daraufgelegt. Pharaun stieß einen kurzen Satz aus, der die Luft auf dem Kai erschaudern ließ, und im nächsten Moment wurde die gegenüberliegende Seite der Straße von einer Woge aus Licht überspült, die die bewaffneten Duergar sichtbar werden ließ. Der Magier legte sofort einen weiteren Zauber nach und wurde seinerseits sichtbar, als er einen schwarzen Strahl auf den Magier inmitten der Gruppe Soldaten richtete. Die purpurne Lanze traf den Duergar-Magier in die Brust, der daraufhin wie eine Marionette zusammensackte, deren Fäden man durchtrennt hatte.
»Beim nächsten Mal solltet Ihr erst zuschlagen und dann zum Niederlegen der Waffen auffordern«, kommentierte Pharaun. Er setzte zu einem neuen Zauber an, während der Draegloth und Ryld in die Patrouille stürmten und unablässig um sich schlugen.
Halisstra folgte Quenthel, die auf dem Pier weiterlief und in Kohlenhauers Boot sprang. Die riesigen untoten Skelette standen reglos in ihrer Vertiefung in der Mitte des Gefährts, nur leblose Maschinen, die auf einen Befehl warteten. Der Duergar-Schmuggler, der unter der Brücke schlief, wachte auf und drehte sich auf seiner dünnen Matratze um, während er gleichzeitig nach einer Handaxt griff, die in Reichweite lag.
»Wer da?« schrie er und sprang auf. »Ihr ...«
Weiter kam er nicht, da Quenthel ihm ihren Stiefel in die Brust rammte und ihn nach hinten auf das Deck schleuderte.
Die Baenre hob ihre Peitsche, um das Leben des Schmugglers zu beenden, doch Halisstra rief: »Halt! Vielleicht brauchen wir ihn, um dieses Ding in Bewegung zu setzen!«
»Glaubt Ihr ihm diese Geschichte etwa?« erwiderte Quenthel, ohne ihren Blick von dem Zwerg abzuwenden. »Er will doch nur, daß wir glauben, wir könnten nicht auf ihn verzichten!«
»Mag sein, aber das ist nicht der Zeitpunkt, um unsere Flucht davon abhängig zu machen«, konterte Halisstra. »Wir stünden sehr dumm da, wenn wir uns erst den Weg bis hierher freikämpfen, um dann nicht den Pier verlassen zu können.«
»Ihr seid wohl beim Kronprinz in Ungnade gefallen, wie?« fragte Kohlenhauer, stand langsam auf und grinste breit. Am Ende des Piers flammte ein Blitz auf, und ein dröhnender Donnerschlag kündigte an, daß Verstärkung für die kämpfenden Duergar eingetroffen war. »Wenn Ihr mich umbringt, werdet Ihr niemals entkommen. Was wäre ein angemessener Preis dafür, daß ich Euch von diesem Pier wegbringe?«
Quenthel versteifte sich und hätte den Zwerg auf der Stelle erschlagen, wäre Halisstra nicht zwischen die beiden getreten.
»Wenn wir gefaßt werden«, warnte die Melarn-Priesterin, »dann werden wir alles, was uns vorgeworfen wird, Euch anlasten, Zwerg – und jetzt legt ab!«
Kohlenhauer starrte die Dunkelelfen mit wutverzerrter Miene an.
»Ich habe Euch fair behandelt, und das ist Euer Dank?« fauchte er. »Ich hätte wissen sollen, daß ich mich mit Euresgleichen besser auf keinen Handel einlasse.«
Er fuhr herum, um die Taue zu lösen, die das makabre Gefährt am Kai festhielten; gleichzeitig brüllte er den Skeletten Befehle zu.
Quenthel sah Halisstra verkniffen an. »Warum verschont Ihr ihn?« fragte sie. »Ihr wißt, daß er lügt, was das Kommando über dieses Boot angeht.«
Halisstra zuckte die Achseln. »Ihr könnt ihn später immer noch töten, wenn Euch das so wichtig ist.«
Während die Schaufelräder an der Seite des Gefährts durch das Wasser zu pflügen begannen, kamen Ryld und Jeggred herangeeilt und kletterten an Bord. Blut troff von der Klinge des Kämpfers und von den Klauen des Halbdämons. Pharaun folgte einen Augenblick später, nachdem er den Pier mit einer tosenden Flammenwand blockiert hatte, um die Soldaten aufzuhalten.
»Das wird sie bestimmt nicht lange aufhalten«, rief er. »Sie müssen über drei oder vier Magier verfügen, und die werden die Flammen schnell ersticken. Am besten wird es sein, wenn wir verschwunden sind, ehe sie ihre Zauber auf unser bescheidenes Transportmittel schleudern.«
Ryld betrachtete mit finsterer Miene die Feuerwand am Ende des Piers.
»Dir ist hoffentlich klar, daß du mit dem Zauber auch den Fluchtweg für Valas versperrt hast«, beschwerte er sich. »Wir brauchen ihn. Wir können ihn nicht zurücklassen.«
»Ich fühle mich geschmeichelt, Meister Argith.«
Aus dem Schatten am Bug des Bootes trat Valas und zog seinen Piwafwi zurecht.
»Wo bei Lolths finsteren Höllen kommst du denn her?« wunderte sich der Waffenmeister und rieb sich die Augen.
»Ich war nur wenige Schritte hinter den drei Damen«, erklärte der Späher. Er sah sich um und genoß die unverhohlene Verwunderung auf den Gesichtern seiner Gefährten, dann verbeugte er sich und machte eine unterwürfige Geste. »Wie gesagt, ich lasse mich nicht verfolgen, wenn ich es nicht will. Außerdem kam es mir so vor, als hättet ihr drei die Soldaten des Kronprinzen bestens im Griff.«
Der Meister Melee-Magtheres schnaubte und steckte Splitter zurück in die Scheide auf seinem Rücken. Er drehte sich um und sah hinüber zum Ufer, das in der Finsternis rasch zurückfiel. Auf den Pieren brannten noch immer Feuer, die die bizarren Silhouetten anderer Duergar-Boote erleuchteten, deren Besatzungen umherrannten und Befehle schrien, um den Anforderungen der Soldaten des Kronprinzen Folge zu leisten.
»Ich hoffe, unser Gefährt ist schneller als die anderen«, sagte Ryld.
»Keine Sorge«, rief Kohlenhauer. »Meines ist das schnellste auf dem Dunkelsee. Keine dieser Schuten kann uns einholen.«
Er rief den massigen Skeletten, die das Boot antrieben, einen Befehl zu, woraufhin die untoten Monstrositäten ihre Anstrengungen verdoppelten, bis das Wasser von den Schaufelrädern so gepeitscht wurde, daß es zu schäumen begann. Die Duergar-Stadt verschwand hinter ihnen in der Finsternis, bis von ihr nichts weiter zu sehen war als ein rötlicher Schimmer an der Höhlendecke.
»Eine unerfreuliche Aussicht«, meinte Quenthel. »Menzoberranzan kann jetzt keinen Krieg gegen die Duergar gebrauchen.«
»Schlagen wir eine andere Richtung ein?« fragte Ryld. »Menzoberranzan muß vor den Duergar gewarnt werden.«
Die Herrin Arach-Tiniliths stand einen Moment lang nur da, dann entgegnete sie: »Nein. Was wir tun, ist von größerer Bedeutung, und wenn ich mich nicht irre, hat Pharaun die Möglichkeit, dem Erzmagier eine Warnung zukommen zu lassen. Ist das nicht so, Magier?«
Der Meister Sorceres lächelte nur und spreizte die Hände.
Nimors leise Schritte hallten auf dem Weg durch die Feste des Kronprinzen in zahllosen leeren Korridoren wider. Immer wieder begegnete er einem Paar finster dreinblickender Wachen in schweren Rüstungen, die Hellebarden hoch erhoben. Er fragte sich, ob sie je darin ermüdeten, im Dienst auf kahle Steinmauern zu starren.
Vermutlich nicht, befand er. Duergar reagierten auf solche Dinge nun mal nicht empfindlich.
In seiner Hand ließ Nimor einen kleinen Umschlag von Finger zu Finger wandern. Die Dame Aliisza vom Hof des Zepterträgers (ein origineller Titel, wie Nimor ihn noch nie gehört hatte) hatte ihn eingeladen, sich zum Abendessen in ihren Gemächern einzufinden, nachdem die Duergar es bislang versäumt hatten, sie zu irgendeinem Bankett oder Abendessen einzuladen. Nimor ging nicht davon aus, daß ihr der Sinn nur danach stand, in Gesellschaft zu speisen.
Als er die Gemächer erreicht hatte, die der Gesandten des Zepterträgers zugewiesen worden waren, steckte er die Einladung in seine Brusttasche und klopfte zweimal an.
»Herein«, ertönte eine Stimme.
Nimor trat ein und sah Aliisza. Sie wartete an einem Tisch auf ihn, auf dem ein beeindruckendes Mahl angerichtet worden war, einschließlich einer Flasche Wein von der Welt an der Oberfläche. Sie hatte schon zwei Gläser eingeschenkt. Aliisza trug einen weiten Rock aus roter Seide zu einem enganliegenden Korsett, das mit schwarzer Spitze verziert war. Er stellte fest, daß die Farben ihr standen und sogar zu ihren zarten schwarzen Flügeln paßten.
»Aliisza«, sagte er und verneigte sich. »Ich bin geschmeichelt. Ich bin sicher, diese Mahlzeit stammt nicht aus einer der Küchen des Kronprinzen.«
»Es gibt einen Punkt, ab dem kann man geräucherten Rothé-Käse und Brot aus dem Mehl schwarzer Sporen einfach nicht mehr sehen«, erwiderte sie, nahm die Weingläser und kam näher, um ihm eines davon zu reichen. »Ich gebe zu, daß mein Gefolge die Stadt durchkämmen mußte, um Gasthäuser und Tavernen zu finden, die bereit waren, Speisen zu verkaufen, die dem Geschmack eines Drow entsprechen.«
Nimor nahm das Glas und drehte es leicht in der Hand, um es dann an seine Nase zu halten und das Aroma zu inhalieren. So konnte er nicht nur das Bukett des Weins genießen, sondern auch nach den Giften suchen, deren Geruch ihm vertraut war. Er wäre schwierig gewesen, ihn zu vergiften, doch er konnte keine befremdlichen Gerüche feststellen.
»Mein Dank ist Euch gewiß, werte Dame. Ich bin in letzter Zeit viel gereist und war gezwungen, mich von sehr schlichten Speisen zu ernähren.«
Aliisza nahm ebenfalls einen Schluck, dann wies sie auf den Tisch.
»Dann würde ich vorschlagen, wir unterhalten uns während des Essens weiter.«
Nimor nahm ihr gegenüber Platz und stürzte sich auf das Mahl. Eine der Folgen seiner wahren Art war die erstaunliche Fähigkeit, weitaus mehr zu essen, als man es von einem Drow von seiner schmalen Statur erwartet hätte, und zwischen zwei Mahlzeiten sehr viel Zeit verstreichen lassen zu können. Der Rothé-Braten mit Pilzsoße war kühl, in der Mitte noch rot und wirklich ausgezeichnet. Die kleinen Blindfische schmeckten etwas salziger, als ihm lieb war, und der Wein war stark und trocken, womit er genau zum Braten paßte.
»Welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen dieses Beisammenseins?« fragte er zwischen zwei Bissen.
»Ihr fasziniert mich, Nimor Imphraezl. Ich will mehr darüber erfahren, wer Ihr seid und welche Interessen Ihr vertretet.«
»Wer ich bin? Ich habe Euch meinen Namen gesagt«, erwiderte Nimor.
»Das ist nicht die Antwort, die ich erwartet hatte.« Aliisza beugte sich vor und sah ihn durchdringend an. »Was ich meinte, ist, wem dient Ihr? Was tut Ihr hier?«
Nimor nahm ein schwaches Vibrieren am Rand seiner Gedanken wahr, als versuche er sich an etwas zu erinnern, was er für einen Moment vergessen hatte. Er lehnte sich zurück und grinste das Alu-Scheusal breit an.
»Ich hoffe, Ihr verzeiht, werte Dame, aber ich wurde erst vor kurzem in ein Gespräch verwickelt, bei dem mein Gegenüber Gedanken lesen konnte. Darum habe ich Vorkehrungen getroffen, damit mir so etwas heute nicht schon wieder widerfährt. Ihr werdet Eure Antworten in meinem Kopf nicht finden.«
Aliisza runzelte die Stirn und sagte: »Nun muß ich mich fragen, welche Gedanken Ihr so gut abschirmt, Nimor. Habt Ihr Angst, mir könnte mißfallen, was ich dort vorfände?«
»Wir haben alle unsere Geheimnisse.« Nimor roch wieder an seinem Wein, um das Bukett zu genießen. Er würde ihr nicht die ganze Wahrheit sagen, aber er würde von sich geben, was unter den Umständen vertretbar war. »Ich gehöre zu einem niederen Haus in Menzoberranzan, in dem manche Dinge praktiziert werden, die die Muttermatronen nicht gutheißen würden«, setzte er an. »Unter anderem unterwerfen wir uns nicht der Tyrannei der Frauen, die Lolth anbeten. Außerdem besitzen wir alte, enge Verbindungen zu kleinen Häusern in anderen Städten, die die gleichen Praktiken hochhalten. Wir tarnen uns als Kaufleute, aber unsere wahre Art und unsere Fähigkeiten verschweigen wir.«
»Fähigkeiten?«
»Wir sind Assassinen, werte Dame, und in dem, was wir tun, sind wir sehr gut.«
Aliisza beugte sich vor und stützte ihr zartes Kinn auf die Fingerspitzen, während sie Nimor mit ihrem dunklen, schelmischen Blick studierte.
»Was macht ein Assassine aus Menzoberranzan in Gracklstugh, wenn er Horgar Stahlschatten berät, während der seine Armee für einen Krieg aufmarschieren läßt?« fragte sie. »Ist das nicht Hochverrat?«
Nimor erwiderte achselzuckend: »Wir wollen, daß die bestehende Ordnung auf den Kopf gestellt wird. Wir können ohne Armee nicht die großen Häuser unserer Stadt besiegen, und Gracklstugh ist in dieser Ecke des Unterreiches die stärkste Macht. Als uns klar wurde, daß Lolth ihre Priesterinnen im Stich gelassen hatte, erkannten wir, daß sich damit die einzigartige Gelegenheit bot, einen tödlichen Schlag gegen die großen Häuser zu führen. Wir haben alles darangesetzt, Horgar zu der Ansicht gelangen zu lassen, dies sei auch eine Gelegenheit für ihn.«
»Seid Ihr nicht besorgt, daß die Duergar die Stadt gar nicht an Euch abgeben wollen könnten, wenn sie sie erst einmal erobert haben?«
»Natürlich sind wir das«, erwiderte Nimor. »Aber wenn ich ehrlich sein soll, dann ist der Fall der Häuser Lolths ein so erstrebenswertes Ziel, da wiegt das Risiko hinsichtlich der Duergar nicht weiter schwer. Selbst wenn sich Gracklstugh gegen mein Haus wendet und Menzoberranzan für hundert Jahre besetzt hält, würden wir überleben und früher oder später die Stadt zurückerobern.«
Aliisza stand anmutig auf und ging zu einem schmalen, eher einem Schlitz gleichenden Fenster, von dem aus man die Stadt überblicken konnte.
»Glaubt Ihr wirklich, Lolth wird es zulassen, daß ihre Stadt fällt? Was wird aus dem Angriff der Grauzwerge, wenn die Priesterinnen Lolths auf einmal ihre Macht zurückerlangen?«
»Wir sind eine langlebige Rasse, werte Dame. Mein Großvater sah mit eigenen Augen Dinge, die sich vor tausend Jahren abspielten. Bei uns gerät die Vergangenheit nicht in Vergessenheit wie bei anderen Rassen. In all unseren Legenden und unserer Geschichte findet sich keine Phase des Schweigens, das so vollständig war und so lange anhielt. Selbst wenn es nur vorübergehend ist, bietet sich hier eine Chance, wie sie nur alle paar tausend Jahre wiederkehrt. Wie könnten wir diese Gelegenheit zum Zuschlagen ungenutzt lassen?«
»Vielleicht habt Ihr recht. Ich sprach mit anderen Drow, die zu glauben scheinen, sie hätten es mit einem außergewöhnlichen und noch nie dagewesenen Phänomen zu tun.« Aliisza sah ihn über die Schulter an und ergänzte: »In Ched Nasad begegnete ich sogar einer Gruppe hochrangiger Menzoberranzanyr, die in die Stadt gekommen waren, um nach dem Grund für das Schweigen Lolths zu suchen. Quenthel Baenre, die Meisterin Arach-Tiniliths, führte diese Gruppe an.«
»Ich hörte von Herrin Quenthels Mission. Sie hatte es also nach Ched Nasad geschafft?«
»Ja, nachdem sie das Territorium Kaanyr Vhoks durchquert hatten. Sie trafen gerade noch zeitig genug ein, um den Untergang der Stadt mitzuerleben.«
»Hat jemand aus der Gruppe überlebt?«
Aliisza zuckte die Achseln. »Das kann ich nicht sagen. Sie waren recht begabt. Wenn jemand der Zerstörung der Stadt entkommen konnte, dann sie.«
Nimor trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte und überlegte. War Quenthels Erkundungsmission wirklich bedeutsam gewesen? Er konnte sich auch vorstellen, daß die Muttermatronen entschieden hatten, die Herrin Arach-Tiniliths für eine Weile aus der Stadt zu schicken, weil sie vielleicht gefährlichen Bestrebungen nachgegangen war. Dennoch stellte sie eine unbekannte Größe dar, von der die Jaezred Chaulssin in Kenntnis gesetzt werden sollte. Eine Gruppe mächtiger Drow, die sich im Unterreich aufhielt, konnte für alle nur denkbaren Schwierigkeiten sorgen.
»Fanden sie Antworten auf ihre Fragen?« fragte er.
»Nicht daß ich wüßte«, sagte Aliisza. Sie wandte sich wieder vom Fenster ab und glitt zum Tisch zurück, dann wechselte sie das Thema. »Ihr wart sehr darauf aus, Euch beim Kronprinzen für mein Anliegen einzusetzen. Darf ich fragen warum?«
Der Assassine beugte sich wieder vor und betrachtete sie aufmerksam.
»Das hattet Ihr schon angesprochen«, sagte er. »Entweder ist Gracklstugh mächtig genug, um Menzoberranzan zu besiegen, oder aber nicht. Wenn nicht, dann dürfte Kaanyr Vhoks Geknechtete Legion die Waagschale zu unseren Gunsten ausschlagen lassen. Ist Gracklstugh aber stark genug, dann könnte die Geknechtete Legion helfen, Horgars Bestrebungen im Zaum zu halten. Wir möchten nicht, daß der Kronprinz die Einzelheiten unserer Abmachung vergißt.«
»Warum sollte die Geknechtete Legion in der Schlacht als Eure Armee dienen?«
»Weil Horgar Euch nicht zum Verbündeten machen wird, wenn ich ihn nicht davon überzeuge, daß er mit Vhoks Tanarukks besser bedient ist, wenn sie an seiner Seite und nicht seine Flanken angreifen«, antwortete Nimor. »Außerdem will Euer Herr nicht untätig zu Hause sitzen, während die Dinge ihren Lauf nehmen. Er hat Euch hergeschickt, um die Duergar zum Angriff auf Menzoberranzan zu drängen, nicht wahr?«
Aliisza verbarg ihr Lächeln, indem sie einen Schluck trank.
»Das ist wahr«, räumte sie ein. »Und? Werdet Ihr die Duergar bitten, unsere Hilfe anzunehmen oder nicht?«
Der Assassine betrachtete das Alu-Scheusal, während er darüber nachdachte. Agrach Dyrr war ein nützlicher Verbündeter, doch er bezweifelte, daß das Fünfte Haus Menzoberranzans stark genug war, um ein Gegengewicht zu Horgars Armee zu bilden, wenn es hart auf hart kommen sollte. Eine weitere Streitmacht auf dem Schlachtfeld würde die Erfolgsaussichten der Jaezred Chaulssin erhöhen, und wenn sie mit drei Gruppen arbeiteten, sollte es möglich sein, zwei von ihnen gegen die dritte aufzubringen, wenn das geboten schien. Im Extremfall konnten die Jaezred Chaulssin ihre eigene Macht ins Spiel bringen, aber zahlenmäßig waren sie nicht allzu gewaltig, und es war immer besser, erst die Ressourcen eines Verbündeten aufzubrauchen, ehe man die eigenen anging.
»Ich glaube«, sagte er schließlich, »wir werden Horgar gar keine Gelegenheit geben, Eure Hilfe abzulehnen. Ist Euch ein Ort namens Säulen des Leids bekannt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Es ist eine Schlucht zwischen Gracklstugh und Menzoberranzan«, erklärte Nimor. »Ein Ort, mit dem ich Großes vorhabe. Ich bin sicher, daß einigen von Kaanyr Vhoks Spähern dieser Name vertraut ist. Ich werde dafür sorgen, daß Ihr wißt, wie Ihr hingelangt. Kehrt zurück zu Kaanyr Vhok und veranlaßt ihn, die Geknechtete Legion so schnell wie möglich zu den Säulen des Leids zu führen. Ihr werdet Eure Gelegenheit bekommen, an der Zerstörung Menzoberranzans mitzuwirken. Sollte sich der Kronprinz als unvernünftig erweisen, werden sich Euch andere Gelegenheiten bieten. Ich glaube aber, daß Horgar Eure Beteiligung akzeptieren wird, wenn er erst einmal Euer Heer gesehen hat.«
»Das klingt riskant.«
»Risiko ist der Preis für eine Gelegenheit. Es läßt sich nicht vermeiden.«
Aliisza sah ihn nachdenklich an.
»Nun gut«, sagte sie schließlich. »Aber ich warne Euch. Kaanyr wird wütend auf mich sein, wenn er seine Armee in die Wildnis des Unterreiches führt und er den ganzen Spaß versäumt.«
»Ich werde Euch nicht enttäuschen«, versprach Nimor. Er genehmigte sich einen großen Schluck Wein und schob seinen Stuhl zurück. »Damit hätten wir unsere Angelegenheit wohl besprochen. Ich danke Euch für das köstliche Essen und die angenehme Gesellschaft.«
»Ihr wollt schon gehen?« fragte sie mit dem Anflug eines Schmollmunds.
Sie kam näher, ein schelmisches Feuer flammte in ihren Augen auf, und Nimor merkte, wie sein Blick über die üppigen Kurven ihres Körpers glitt. Sie beugte sich vor und legte ihre Hände auf die Armlehnen seines Stuhls, dann schloß sie die Flügel um ihn. Mit schlangengleicher Anmut glitt sie weiter nach vorn, um an seinem Ohr zu knabbern, und ihr zartes, heißes Fleisch gegen ihn zu drücken.
»Wenn wir unsere Angelegenheiten schon besprochen haben, Nimor, dann muß jetzt die Zeit für das Vergnügen gekommen sein«, flüsterte sie in sein Ohr.
Nimor sog den köstlichen Duft ihres Parfüms ein und merkte, wie seine Hände sich anschickten, über ihre Hüften zu streichen und Aliisza zu sich heranzuziehen.
»Wenn Ihr darauf besteht«, murmelte er und küßte ihre Kehle.
Sie schauderte in seinen Armen, während er die Hände hob, um ihr Korsett zu öffnen.
Die grobschlächtigen Schaufelräder an den Seiten von Kohlenhauers Boot schlugen in der Finsternis lautstark auf das Wasser und verursachten, daß es weiß aufschäumte. Die großen Skelette in der Mitte des Gefährts bewegten sich unablässig auf und nieder, während ihre knochigen Hände die Kurbeln umklammert hielten, die die Räder antrieben. Unermüdlich gingen sie ihrer geistlosen Arbeit nach, die ihnen durch nekromantische Magie vor Jahren oder vielleicht sogar Jahrzehnten auferlegt worden war. Halisstra hatte von Reisen zu Wasser keine Ahnung, dennoch kam es ihr so vor, als bewege sich Kohlenhauers Boot mit einer Geschwindigkeit vorwärts, mit der man es nur schwer würde aufnehmen können.
Sie warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob ihre Gefährten Anzeichen dafür bemerkt hatten, daß sie verfolgt wurden. Ryld, Jeggred und Pharaun standen am Heck und beobachteten, was sich hinter dem Boot abspielte, Quenthel saß auf einer Truhe unter der gerüstgleichen Brücke, den Blick ebenfalls gen Gracklstugh gerichtet, während Valas auf der Brücke neben Kohlenhauer stand und darauf achtete, daß der Duergar-Kapitän auf dem gewünschten Kurs blieb.
Halisstra und Danifae hatten sich an den Bug begeben, um darauf zu achten, daß sie nicht in voller Fahrt in eine gefährliche Situation gerieten. Halisstra hatte sich nicht die Mühe gemacht, etwas gegen diese Verteilung einzuwenden. Die Männer waren am besten an einer Stelle aufgehoben, an der sie sich zwischen dem Rest der Gruppe und den möglichen Verfolgern befanden. Zudem war Pharaun vermutlich ihre beste Waffe gegen jeden Angreifer aus Richtung Gracklstugh.
Von der Stadt war nichts mehr zu sehen, wenn man von dem langgestreckten rötlichen Lichtschein absah. Das Feuer der Schmieden war auf dem gewaltigen schwarzen Dunkelsee auf viele Kilometer zu sehen und vermittelte ein Gefühl von Entfernungen, das Halisstra an den unnatürlichen Anblick in der Welt an der Oberfläche erinnerte. Seit Stunden bereits bewegten sie sich in südöstlicher Richtung von Gracklstugh fort, und es war kein Hinweis auf mögliche Verfolger zu sehen. Dennoch konnte sich Halisstra des Eindrucks nicht erwehren, sie seien dem Zugriff der Duergar noch längst nicht entronnen. Widerwillig richtete sie ihren Blick wieder auf die unergründliche Finsternis vor dem Boot und überprüfte ihre Armbrust, ob sie auch wirklich feuerbereit war.
Aufmerksam suchte Halisstra ihre Seite des Bugs ab, wobei sie mit der Wasseroberfläche unmittelbar am Boot begann und sich dann nach außen weiter vorarbeitete, bis selbst sie in der Schwärze nichts mehr sehen konnte. Dann kehrte ihr Blick zum Bug zurück, und sie begann erneut, nach Gefahren zu suchen. Große Stalaktiten, vielleicht auch Säulen – es war unmöglich, das zu bestimmen – reichten von der Decke herab und verschwanden im pechschwarzen Wasser. Sie bildeten Hindernisse, um die das Boot herumnavigiert werden mußte. An anderen Stellen ragten die Spitzen von Stalagmiten aus dem Wasser wie Speere. Kohlenhauer hielt sich von ihnen fern und erklärte, auf jede Spitze, die über den Wasserspiegel reichte, kämen zwei, die sich dicht unter der Oberfläche befanden.
»Nicht zu fassen, daß ich auf dem Deck eines Duergar-Boots kauere, in Lebensgefahr schwebe und auf der Flucht bin aus einer Duergar-Stadt, die ich bis vor drei Tagen noch nie gesehen hatte«, murmelte Halisstra und brach das lang anhaltende Schweigen. »Noch vor zwei Zehntagen war ich Erbin eines großen Hauses in einer Adelsstadt. Vor einem Zehntag war ich eine Gefangene, verraten von der gehässigen Faeryl Zauvirr, und nun bin ich hier, eine entwurzelte Wanderin, deren Name nichts weiter besagt und die nur das besitzt, was sie in ihrem Gepäck mit sich führt. Ich verstehe nur nicht, warum es dazu gekommen ist.«
»Ich bin sehr vertraut damit, daß sich Umstände ändern und das Glück umschlägt«, entgegnete Danifae. »Welchen Sinn hat es, nach dem Warum zu fragen? Es ist der Wille Lolths.«
»Ist das so?« fragte Halisstra. »Haus Melarn existierte seit zwei Jahrhunderten oder noch länger, und es ging in nur einer Stunde unter, nachdem Lolth unserer Rasse ihre Gunst verweigert hatte. Erst während ihrer Abwesenheit konnten unsere Feinde uns schlagen.«
Danifae erwiderte nichts, und Halisstra hatte das auch nicht erwartet. Immerhin kam der Gedanke an sich einer Form von Ketzerei schon bedenklich nahe. Zu unterstellen, irgend etwas könnte gegen den Willen Lolths geschehen sein, bedeutete, die Macht der Spinnenkönigin in Frage zu stellen, und wer das tat, der forderte Tod und Verdammnis heraus, da er ein ungläubiger Schwächling war. Das Schicksal, das die Ungläubigen im Leben nach dem Tod erwartete, war zu schrecklich, um auch nur darüber nachzudenken. Wenn Lolth nicht entschied, die Seele eines Anhängers mitzunehmen in ihr göttliches Reich in den Gruben der Dämonennetze, war der Geist eines Drow zu Qual und Vergessen in den Einöden verdammt, wo über die Toten aller Art geurteilt wurde. Nur unerschütterliche Anbetung konnte Lolth dazu bringen, sich für einen Drow einzusetzen und ein Leben nach dem Leben zu gewähren, eine ewige Existenz als Angehörige von Lolths göttlichen Heerscharen.
Wenn Lolth tot ist, überlegte Halisstra, dann werden Verdammnis und Vergessen unvermeidbar, oder nicht?
Bei dem Gedanken wurde sie blaß und begann vor Entsetzen zu zittern, woraufhin sie rasch aufstand und von der Brücke wegging, damit die anderen ihr Gesicht nicht sehen konnten.
Ich darf so etwas nicht denken, ermahnte sie sich. Es wird besser sein, wenn ich mich von allen Gedanken befreie, statt zur Blasphemie zu neigen.
Sie schloß die Augen und atmete tief ein, um ihre heimtückischen Zweifel zu verdrängen.
»Wir bekommen Ärger«, rief Ryld vom Achterdeck. Der Waffenmeister kniete sich hin und spähte in die Finsternis. »Drei Boote, alle diesem hier ähnlich.«
»Ich sehe sie«, sagte Pharaun und sah zur Brücke. »Kohlenhauer, Ihr hattet doch gesagt, Eures sei das schnellste Boot auf dem Dunkelsee. Darf ich annehmen, daß Ihr etwas übertrieben habt?«
Der Zwerg sah mit finsterer Miene in die Finsternis und erwiderte: »Bis heute hat man mich noch nie eingeholt oder überholt. Woher hätte ich wissen sollen, daß sich das heute ändern wird?«
Er stieß eine Reihe saftiger Verwünschungen aus und schritt von einer Seite der Brücke zur anderen, ohne den Blick von den sie verfolgenden Booten zu nehmen.
»Sie holen nicht schnell auf«, bemerkte Quenthel nach einer Weile. »Sie werden eine Weile brauchen, um uns einzuholen.«
Halisstra drehte sich um und kletterte um die Brücke herum, um nach achtern zu blicken. Gerade eben konnte sie die Verfolger ausmachen. Sie folgten mit einer Bogenschußweite Abstand, schwarze geisterhafte Silhouetten, die sich nur schwach von dem letzten roten Schein abhoben, der anzeigte, wo hinter ihnen die Stadt lag. Ein weißer Schimmer war bei jedem der Boote dort zu sehen, wo sich der Bug durch das Wasser pflügte.
Sie sah den Duergar an und fragte: »Könnt Ihr nicht schneller fahren?«
Kohlenhauer brummte und wies mit einer Hand auf die Skelette, die das Schiff antrieben. »Sie sind schon so schnell, wie es nur geht«, erwiderte er. »Wir könnten etwas schneller werden, wenn wir Ballast über Bord werfen, aber ob es genügen wird, kann ich nicht sagen.«
»Wie weit noch bis zur Südwand der Höhle?« fragte Quenthel.
»Ich kenne diese Region des Sees nicht gut. Vielleicht noch fünf Kilometer.«
»Bleibt auf Kurs«, entschied die Baenre. »Sobald wir an Land sind, können wir jedem Verfolger entkommen oder gegen ihn kämpfen, sollten wir beschließen, nicht zu fliehen.«
»Was ist mit meinem Boot?« wollte Kohlenhauer wissen. »Habt Ihr eine Ahnung, was ich dafür bezahlt habe?«
»Ich bin sicher, Euch nicht eingeladen zu haben mitzukommen, Zwerg«, konterte Quenthel.
Sie kehrte dem Duergar den Rücken und ließ sich nieder, um abzuwarten, während sie gedankenverloren über ihre Peitsche fuhr und den Blick auf die sich nähernden Verfolger gerichtet hielt.
Das Boot fuhr weiter und passierte weitere Stalagmiten, die aus dem Wasser aufragten, während sich die Verfolger ständig näherten. Halisstra und Danifae hielten nach Hindernissen Ausschau, doch Halisstra mußte immer wieder über die Schulter blicken, um zu sehen, was die Verfolger machten. Jedesmal waren die Boote ein Stück näher, und inzwischen konnte sie sogar Bewegung an Deck ausmachen. Fünfzehn Minuten, nachdem die Verfolger zum ersten Mal aufgetaucht waren, begannen sie, auf Kohlenhauers Boot zu feuern. Schwere Armbrustbolzen landeten in ihrem Kielwasser, und plumpe Katapultschüsse mit großen, feurigen Sphären jagten am Boot vorbei und trafen gegen die feuchten Säulen, die ringsum das Wasser durchzogen.
»Fahrt einen Zickzackkurs«, wies Quenthel den Zwerg an. »Von so etwas wollen wir nicht getroffen werden.«
»Wenn ich das tue, holen sie uns noch schneller ein«, widersprach Kohlenhauer, begann aber bereits, das Steuerrad mal in die eine, mal in die andere Richtung zu drehen, ohne allzulange auf einem Kurs zu verharren.
»Ryld, Valas, erwidert das Feuer auf das erste Boot. Benutzt aber höchstens den halben Vorrat Eurer Pfeile und Bolzen. Wir könnten sie später noch brauchen.« Quenthel sah sich um und nickte Halisstra zu. »Ihr auch. Danifae, halte weiter Ausschau voraus. Pharaun, tut etwas gegen diese Katapulte.«
Valas wandte sich auf der Brücke um und stemmte sich gegen das Geländer, damit er einen Pfeil auflegen konnte. Er zielte auf das führende Boot und schoß. Ryld und Halisstra taten es ihm einen Augenblick später nach. Nach einem Flug, der einen Herzschlag lang dauerte, riß eine winzige Gestalt eines Duergar die Arme hoch und fiel über Bord, wo sie unter die Ruderblätter geriet. Andere Zwerge eilten umher, um Schutz zu suchen, und hoben Schilde, die sie schützen sollten.
Pharaun trat vor und gestikulierte kühn in Richtung des vordersten Boots, wobei er die Worte eines Zaubers hervorstieß. Aus seinen Fingerspitzen schoß eine orangefarbene Flamme, die sich pfeilschnell über das Wasser erstreckte und in der Schwärze zu verschwinden schien, als das Boot sie förmlich schluckte. Im nächsten Augenblick barst eine gewaltige Flamme aus dem Bug der Verfolger empor und überrollte die Vorderdecks mit einem gewaltigen Fauchen, das in der riesigen Höhle widerhallte. In Flammen gehüllte Duergar taumelten umher, weitere fielen über Bord oder sprangen gezielt ins Wasser.
»Gut gemacht!« rief Quenthel.
Sogar Jeggred jubelte, doch schon im nächsten Moment jagte vom zweiten Schiff eine summende Kugel aus blauer Energie heran. Pharaun setzte zu einem Zauber an, um den Angriff abzuwehren, doch es gelang ihm nicht, den Schlag zu stoppen. Gleißende Blitze hüllten Kohlenhauers Boot ein, die Luft dröhnte von Dutzenden von Explosionen, als knisternde Elektrizität Fässer und Kisten detonieren ließ und Fleisch versengte. Halisstra schrie und fiel aufs Deck, als ein Blitz sich in ihre linke Hüfte bohrte, während Ryld zuckend zusammenbrach. Sein Brustpanzer leuchtete bläulich-weiß, da die Energie des Blitzes auf ihn übergesprungen war.
Die rudernden Skelette bewegten sich unbeirrt weiter und trieben das Boot an.
Pharaun riß seinen Stab heraus und schleuderte einen Blitz auf das Boot, das soeben attackiert hatte. Ein springender Meteor aus blendendem Feuer flog ihnen vom führenden Fahrzeug entgegen und näherte sich ihnen wie von einem unstillbaren Hunger angetrieben. Zum Glück traf das Geschoß jedoch einen der aus dem Wasser ragenden Felsen, wo es detonierte und sich auf der Wasseroberfläche in einen Teppich aus brennender Flüssigkeit verwandelte. Das dritte Boot feuerte erneut sein Katapult ab und schickte einen kometengleichen Feuerball in ihre Richtung, der die Brücke knapp verfehlte und ein Stück weit vor ihnen explodierte.
»Verdammt!« fauchte Kohlenhauer. »Sie sind in Schußweite!«
»Scheinbar bin ich ein wenig in der Unterzahl«, rief Pharaun zwischen zwei Zaubern. »Vielleicht sollten wir mehr Energie auf unsere Flucht verwenden?«
Pfeile schossen an ihnen vorbei und prallten vom Boot ab oder bohrten sich lautstark ins Zurkhholz des Decks.
»Halisstra«, rief Pharaun. »Würdet Ihr meinen Stab nehmen – den, den ich in der Hand halte – und ihn benutzen, um den Kerl im ersten Boot zu entmutigen?«
Sie ignorierte den heißen Schmerz in der Hüfte und kämpfte sich zum Heck vor. Sie nahm den Eisenstab an sich, zielte auf das führende Boot und brüllte den Befehl. Die Luft knisterte vor Funken und Ozon, als ein Blitz auf den Verfolger zujagte, der dann wirkungslos an irgendeinem Schutzzauber verpuffte, der von den Duergar-Magiern hinter ihnen gewirkt worden war.
Pharaun griff zu einem anderen Zauber, woraufhin hinter dem Boot ein dichter weißer Nebel entstand, der sich rasend schnell auf dem Wasser ausbreitete und wie eine weiße Wand wirkte, die den verfolgenden Booten jegliche Sicht nahm.
»So«, meinte Pharaun. »Das sollte sie etwas aufhalten.«
»Das ist Nebel. Werden sie nicht einfach hindurchsegeln?« fragte Ryld.
»Das ist kein gewöhnlicher Nebel, Freund. Dieser Nebel ist dick genug, um einen Pfeil im Flug zu stoppen. Außerdem ist er höchst ätzend, so daß jeder, der sich in ihm aufhält, zerfressen wird.« Pharaun lächelte und verschränkte die Arme. »Oh, verdammt, was bin ich gut.«
Quenthel öffnete den Mund, um etwas gegen das Eigenlob des Magiers einzuwenden, als Danifae schrie: »Stop! Felsen voraus! Halt!«
»Verfluchte Hölle!« keuchte Kohlenhauer. »Volle Kraft zurück! Volle Kraft zurück, ihr großen knochigen Tolpatsche!«
Die kurbelnden Skelette verlangsamten ihre hektischen Bewegungen, konnten aber nicht all die schweren Räder gleichzeitig anhalten, so daß die Schaufeln sich nur langsam in die entgegengesetzte Richtung zu drehen begannen. Der Zwerg wartete nicht ab, bis sie fertig waren, sondern riß das Ruder herum, um das Boot beizudrehen und den Felsen auszuweichen, die wie eine Reihe schwarzer Reißzähne vor ihnen aufragten. Sie schienen den Rand des Sees erreicht zu haben, der rasch seichter wurde und an die abfallende Decke traf. Das Ufer erstreckte sich nach links und rechts, soweit Halisstra sehen konnte. Das Boot wurde langsamer, und der Steuerbordbug prallte von einem glücklicherweise abgerundeten Stein auf ihrem Weg ab. Der Aufprall ließ jeden an Bord taumeln, und fast wäre Danifae über Bord geschleudert worden.
»Was nun?« fragte Ryld. »Jetzt sitzen wir an der Höhlenwand fest.«
»Wie lange wird Euer Nebel die Duergar aufhalten?« herrschte Quenthel Pharaun an.
»Ein paar Minuten«, antwortete er. »Natürlich können sie umkehren und ihn umfahren.«
Pharaun studierte sein Werk. In der Ferne waren die Schmerzensschreie der Duergar zu hören, die durch den weißen Nebel eigenartig dumpf klangen.
»Der Nebel wird nicht viele von ihnen töten oder ausschalten«, fügte der Magier an. »Ich glaube auch nicht, daß er ihre Boote versenken wird.«
»Dann müssen wir von Bord gehen«, entschied Quenthel und zeigte auf die Höhlenwand. »Wir suchen zwischen den Felsen Schutz und halten uns bedeckt. Das Boot schicken wir in diese Richtung« – sie wies nach Osten – »und lassen die Männer des Kronprinzen die Verfolgung aufnehmen.«
»Ich werde nicht Eure Ablenkung spielen!« warf Kohlenhauer ein. »Ihr habt mir das hier eingebrockt, Ihr werdet mich da auch wieder rausholen!«
Die Drow ignorierten den Duergar und warfen ihr Gepäck auf die nassen Felsen vor dem Bug. Jeggred sprang in das eisige Wasser und kletterte an Land, dicht gefolgt von Ryld und Pharaun. Valas kam von der Brücke geeilt und folgte ihnen.
»Ihr verschwendet meine Zeit!« herrschte Quenthel den Kapitän an. »Macht Euch auf den Weg. Versucht Euer Glück oder bleibt hier und macht Bekanntschaft mit dem Draegloth.«
Sie sprang leichtfüßig auf die Findlinge, Halisstra und Danifae taten es ihr nach.
»Aber wenn Ihr ... ach, Ihr sollt verdammt sein und in Lolths Hölle schmoren!« fluchte Kohlenhauer.
Er eilte zurück auf die Brücke und rief den Skeletten an den Rudern neue Befehle zu. Langsam entfernte sich das Boot von den Felsen.
»Wenn man mich zu fassen kriegt«, schrie er ihnen zu, »werde ich ihnen ganz genau sagen, wo sie Euch finden können!«
Quenthel kniff die Augen zusammen und wollte Jeggred losschicken, doch Halisstra schüttelte den Kopf und setzte zu einem tiefen, vibrierenden Bae’qeshel-Lied an. Sie nahm ihre Willenskraft zusammen und schleuderte es dem verärgerten Zwerg nach.
»Tretet die Flucht an«, zischte sie. »Flieht, so schnell Ihr könnt, und laßt Euch nicht festnehmen. Wenn sie Euch einholen, dann ist es besser, in Sicherheit zu schwimmen als Euch festnehmen zu lassen.«
Das unsichtbare Netz des Zaubers senkte sich wie ein Schnee aus tödlichem Gift auf den Zwerg herab. Mit aufgerissenem Mund sah er zu Halisstra, dann fuhr er herum und setzte alles daran, mit seinem Boot Fahrt aufzunehmen, ehe sich der Nebel lichtete. Quenthel sah zu Halisstra und hob eine Braue.
»Es schien mir das beste, dafür zu sorgen, daß er so flieht, wie wir es wollten«, erklärte Halisstra, während sie rasch ihre Sachen einsammelte und in den Schutz der Findlinge und Stalagmiten oberhalb des Wasserspiegels eilte.
Quenthel folgte ihr mit einem Schritt Abstand. Sie liefen durchs Wasser an Land und brachten sich hinter einem großen Felsen in Sicherheit, als soeben das erste Boot der Duergar auftauchte, das immer noch an einzelnen Stellen glühte, an denen Pharauns Feuerball es getroffen hatte. Die Drow zogen ihre Pi-wafwis eng um sich und regten sich nicht, während sie zusahen, wie die Duergar aus dem Schutz hervorkamen, den sie vor dem ätzenden Nebel aufgesucht hatten.
Einer der Duergar rief etwas und deutete in die Finsternis, woraufhin die anderen in den Lärm einstimmten. Dann beschrieben sie eine scharfe Wendung und machten sich daran, Kohlenhauers Boot zu verfolgen, das in der Dunkelheit verschwand.
Gut, signalisierte Pharaun. Ich hatte befürchtet, sie könnten Magie anwenden, um uns zu folgen. Es sieht so aus, als würde Meister Kohlenhauer uns doch noch einen letzten Dienst erweisen.
Was glaubst du, wird passieren, wenn sie ihn zufassen bekommen? fragte Ryld.
Die Boote der Duergar waren soeben außer Hörweite.
»Das wird davon abhängen, ob er schwimmen kann oder nicht«, meinte Halisstra.