6 Sturmbringer

Die Messe der Garnison in Nexis war während der Stunde der Mittagsmahlzeit für gewöhnlich voller Leben. Der Lärm war meistens schier ohrenbetäubend, wenn das fröhliche Geklapper des Bestecks auf den Tellern, das Getöse der lauten Unterhaltungen und die derben Scherze zwischen den kahlen Wänden aus weißgetünchtem Stein widerhallten. Heute war nichts zu hören bis auf ein paar vereinzelte, gedämpfte Stimmen und das Summen der fetten, schwarzen Fliegen, die sich auf den zurückgelassenen Speiseresten auf den Tischen sammelten. Die Dürre, der unmittelbar vorstehende Wechsel des Kommandos und die düstere Drohung eines Bürgeraufstands hatte die Moral in der Garnison auf den Tiefpunkt sinken lassen.

Maya warf einen Blick auf die Reihen leerer Tische und Bänke und runzelte die Stirn. Es überraschte sie nicht, daß niemand zum Essen gekommen war. Die Rationen waren wegen der Dürre knapp, und das Essen wurde bei dieser Hitze schnell ranzig. Gemüse und Früchte gab es fast überhaupt nicht mehr, und das meiste davon ging, ehe man sich’s versah, an die Leute, die sich die Wucherpreise leisten konnten; Gasthäuser wie das Zum Flinken Hirschen, wo sich die Reichen bewirten ließen, sicherten sich ihren Anteil, oder – das Gesicht der kleinen, dunkelhaarigen Kriegerin verfinsterte sich noch mehr – das verwünschte Maguschvolk! Maya ballte unter dem Tisch die Fäuste. Was war das für eine Gerechtigkeit? Überall sonst in Nexis, auch in der Garnison, lebten die Leute hauptsächlich von den sehnigen, von Fliegenlarven verseuchten Kadavern des Viehs, das auf dem versengten Land wegstarb wie die Fliegen.

»Was für ein hundsmiserables Leben!« murmelte Maya, ohne genau zu wissen, ob sie mehr mit sich selbst oder mit Hargorn sprach. Der alternde Krieger, der genau wußte, was sich hinter ihrer düsteren Laune verbarg, drückte ihr mit einer verständnisvollen Geste die Hand.

»Nimm es dir nicht so zu Herzen, Schätzchen. Daß der Erzmagusch dich nicht im Rat der Drei haben will, hat nichts mit deinen Fähigkeiten zu tun oder damit, daß du eine Frau bist. In den Augen der Soldaten ist es eigentlich eher ein Kompliment. Zumindest beweist es, daß der alte Bastard dich nicht auch in der Tasche hat. Und Stellvertreter eines so großen Schwertkämpfers wie Forral zu sein, ist doch auch nicht schlecht, hm?«

Maya zog eine Grimasse. »Doch, das ist es, zumindest für jemanden, der die Absicht hatte, selbst Kommandant zu werden! Außerdem mag Forral ja ein großer Schwertkämpfer sein, aber wir wissen doch alle, daß er den Posten nur bekommen hat, weil er mit den Magusch auf du und du steht!« Sie schlug mit der Faust auf den Tisch. »Miathan hätte ebensogut selbst den Oberbefehl übernehmen können, und damit wäre die Sache dann erledigt gewesen. Wenn Vannor nicht wäre, hätten die armen Sterblichen, die in dieser Stadt leben, überhaupt keinen Repräsentanten!«

»Selbst wenn du keine Frau wärst, hättest du mit diesen Ansichten den Posten bestimmt nicht bekommen«, erklärte Hargorn ihr verbittert. »Genau dieselben Ansichten waren es, die meine Karriere hier ruiniert haben. Denk an meine Worte, Mädel – halt dich aus der Stadtpolitik heraus!« Er schob das Band zurecht, das seine lange, mit grauen Strähnen durchzogene Mähne zusammenhielt, und stand auf. »Ich gehe jetzt besser. Wenn Parric nicht bald zurückkommt, werde ich sicher gebraucht.«

»Er ist immer noch nicht von seinem Besuch bei Vannor zurück?« Maya wünschte, sie hätte diese Aufgabe selbst übernommen. Sie mochte und respektierte das Oberhaupt der Händlergilde, diesen zähen, stämmigen, etwas kurz geratenen Mann mit dem trockenen Sinn für Humor und der kompromißlosen Einstellung gegenüber dem Leben im allgemeinen und den Magusch im besonderen.

Hargorn schüttelte den Kopf. »Warum Rioch überhaupt jemanden zu Vannor geschickt hat, nur um ihm zu melden, wer sein Nachfolger wird, weiß ich wirklich nicht. Als würde es für Vannor irgendeinen Unterschied machen, wen der Erzmagusch sich ausgesucht hat.«

»Da kommt Parric übrigens«, unterbrach ihn Maya.

Es war ein alter Garnisonswitz, daß der drahtige, kleine Kavalleriemeister es niemals fertigbrachte, einen Raum ohne Gepolter zu betreten. Diesmal hatte er einen fürchterlichen Hustenanfall von dem weißen Staub, der unablässig über das ausgetrocknete Paradefeld wehte. Außerdem war er in schrecklicher Eile. Als er zu ihnen an den Tisch trat, wischte er sich den Staub von seinem gebräunten Gesicht und seinem langsam kahlen Kopf und stürzte die flauen, lauwarmen Überreste von Mayas Bierhumpen mit einem einzigen Schluck herunter. »Es gibt Ärger«, sagte er. »Und Rioch ist nirgends zu finden.«

Es war ein weiter Weg von der Mühle nach Nexis. Und der Anstieg von dem Pfad am Fluß hinauf zum Marktplatz, wo die Farmer von außerhalb ihre Waren verkauften, schien sich geradezu endlos hinzuziehen. Sara stopfte ein paar vereinzelte Strähnen ihres schweißnassen Haares wieder unter ihr Kopftuch, während sie mühsam den gepflasterten Weg bergan ging und den unhandlichen Korb zur Abwechslung einmal an ihren anderen Arm hängte. Sie stampfte wütend mit dem Fuß auf, als das lose Korbgeflecht sich im dünnen Stoff ihres Kleides verfing. Warum hatte ihre Mutter sie dazu gezwungen, diesen langen Weg auf sich zu nehmen – für nichts und wieder nichts? Als gäbe es dort noch irgend etwas zu kaufen! Ist es vielleicht meine Schuld, daß wir so wenig zu essen haben? dachte sie gereizt. Habe ich diese verwünschte Dürre herbeigeführt? Um die Liste ihrer Klagen noch länger zu machen, hatte ihr sonst so nachsichtiger Vater sie ernsthaft getadelt, weil sie nicht früh genug aufgestanden war, um den Markt zu erreichen, sobald er öffnete. Sara machte ein finsteres Gesicht. Es war wirklich kein Auskommen mehr mit dem Mann, seit das Wasser des zu einem Rinnsal zusammengeschrumpften Flusses nicht mehr ausreichte, das Mühlrad anzutreiben. Und da Anvar nicht mehr mit dem Wagen kam, um Mehl zu holen, mußte sie den ganzen Weg zu Fuß gehen. Nicht, daß Anvar in letzter Zeit noch ein besonders angenehmer Gesellschafter gewesen wäre. Er kannte nur noch seine Arbeit, als ob ihm das irgend etwas einbringen würde! Das Schlimme war, daß er keinen Ehrgeiz hatte.

Fast am Ziel. Sara seufzte dankbar auf, als sie begann, sich die steile Treppenflucht hinaufzuschleppen, die auf den Marktplatz führte. Erhitzt, mit wunden Füßen und hungrig war sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um den anschwellenden Tumult zorniger Stimmen zu bemerken. Als sie ihren Fuß auf den Marktplatz setzte, geriet sie mitten in den Aufruhr hinein.

Vannor galoppierte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Stadtstraßen, auf dem Weg von seinem Heim über dem Südufer des Flusses ins Marktviertel auf der anderen Seite der Stadt. Er hatte eine Botschaft von den verzweifelten Marktverkäufern erhalten, die angesichts der üblen Stimmung der Massen nach dem Oberhaupt der Händlergilde geschickt hatten. »Diese Idioten!« murmelte Vannor wütend. Warum hatten sie nicht einen Boten zur Garnison geschickt, die viel näher war? Es war reines Glück, daß Parric bei ihm gewesen war, als der aufgeregte und verschwitzte Bote bei ihm eingetroffen war.

Da er es nicht wagte, durch einen Umweg Zeit zu verlieren, trieb der Kaufmann sein widerstrebendes Pferd über den kürzesten Weg zum Markt – die Steinstufen hinauf. Bis es Parric endlich gelang, die Truppen zu mobilisieren, konnte die Situation schon vollkommen außer Kontrolle geraten sein. Auf dem Marktplatz angekommen stellte Vannor fest, daß es schon soweit war. Mitten auf dem Platz brannte ein gewaltiges Feuer, das sich von niedergerissenen Verkaufsbuden nährte. Der Platz war mit einer wogenden Masse von Menschen angefüllt. Einige trugen Knüppel bei sich, während andere zu Vannors Bestürzung mit Fackeln, Äxten und Messern bewaffnet waren. »Nieder mit den Kaufleuten!« schrien sie. »Nieder mit den Magusch!«

Vannor fluchte. In seinem innersten Herzen stimmte er der zweiten Forderung durchaus bei, aber als Oberhaupt der Händlergilde konnte er die erste kaum verzeihen. Die Kaufleute hatten sich hinter einer Barrikade umgelegter Wagen verschanzt und wurden dort das Ziel von Wurfgeschossen und wüsten Beschimpfungen. Es war nicht schwer festzustellen, was den Aufruhr ausgelöst hatte. Hinter der Barrikade der Händler stand ein Karren, der mit Waren aller Art voll beladen war: Kisten von Sommerfrüchten, verschrumpeltes, aber zumindest noch unverdorbenes Wurzel- und Blattgemüse, verschiedene Käsesorten und zwei Kisten mit noch lebendem Geflügel. Der Karren trug das Zeichen der Magusch und war unverkennbar für die Akademie bestimmt. Selbst mit dem wütenden Mob an der Kehle hatten die Händler zuviel Angst vor Miathans Zorn, um ihr Abkommen mit dem Erzmagusch zu brechen, und daher versuchten sie immer noch, den Wagen mit seiner kostbaren Fracht zu verteidigen. Vannor, der mit seinem scheuenden Pferd zu kämpfen hatte, blieb am Rand des Platzes stehen. Was kann ich allein dagegen ausrichten, dachte er? Wo sind die Soldaten? Das Schwierige an seiner Lage war, daß er, der sich selbst aus der erbärmlichsten Armut seiner Kindheit nach oben gekämpft hatte, auch in seiner augenblicklichen hohen Position volles Verständnis für die verzweifelten, hungrigen Menschen auf dem Marktplatz hatte. Und doch war er jetzt das Oberhaupt der Händlergilde, und seine Leute waren in Gefahr. Er trug die Verantwortung für sie. Er mußte zu den Kaufleuten durchkommen und sie dazu zwingen, den Karren aufzugeben. Ohne es zu wagen, an die Folgen zu denken, begann er, sein unwilliges Reittier durch die dichtgedrängte Menschenmenge zu treiben.

Es war eine harte Arbeit. Das Pferd war verständlicherweise widerwillig; der Mob hatte ihm Entsetzen eingeflößt. Da wären wir schon zwei, dachte Vannor grimmig, während er Hände abwehrte, die sich an seinen Sattel klammerten, und den Wurfgeschossen so gut er konnte auswich. Bleiche und vom Hunger entstellte Gesichter wandten sich ihm zu. Irgendwo in der Menge ertönte ein Schrei. Mit dumpfer Übelkeit in der Magengrube wurde Vannor erst zu spät bewußt, welchen Fehler er gemacht hatte. Für diese Menschen bedeutete sein Pferd Nahrung. Ein Stein traf ihn im Gesicht, und er schmeckte Blut auf der Zunge. Sie drängten sich hinter ihm zusammen und blockierten so seinen Rückzug. Aber noch hatten sie zuviel Angst, um sich den rasenden Hufen seines Pferdes zu nähern. Obwohl er alles daransetzte, vorwärtszukommen, bewegte er sich kaum von der Stelle. Er versuchte, laut zu rufen, um die Aufmerksamkeit der Händler zu gewinnen, aber bei dem Lärm, der auf dem Marktplatz herrschte, konnten sie ihn nicht hören.

Plötzlich gab Vannors Pferd ein schrilles Wiehern von sich, bäumte sich auf und schlug wie wild aus. Die Menge schrak in Panik vor ihm zurück. Während er noch mit den Zügeln kämpfte, zog ein neuerlicher Schrei den Blick des Händlers nach unten. Ein junges Mädchen war unter den wirbelnden Hufen seines Pferdes zu Boden gestürzt. Mit einem Ruck, der ihm beinahe die Arme aus den Gelenken gerissen hätte, riß Vannor das Tier zur Seite, beugte sich herab, griff nach dem Arm des Mädchens und zog es aus dem Gefahrenbereich heraus.

Weinend, zerschunden und zu Tode geängstigt, kletterte die junge Frau zu ihm in den Sattel – sie gehörte ganz offensichtlich nicht zu diesem wild gewordenen Mob. »Es ist alles wieder gut«, versicherte Vannor ihr, als sie sich fest an ihn klammerte und hysterisch schluchzte. »Du bist jetzt in Sicherheit!« Das war einwandfrei eine Lüge. Sein Pferd geriet unter den Stößen der Menge ins Taumeln, und das Mädchen stieß einen neuerlichen Angstschrei aus. O ihr Götter, dachte der Kaufmann, wie bringe ich uns hier nur wieder heil heraus?

Forral erfaßte die Situation mit einem einzigen Blick. Er erreichte den Marktplatz vom Flinken Hirschen aus, also genau von der entgegengesetzten Seite wie Vannor. Eine schmale Gasse führte ihn dicht hinter die Barrikade der Kaufleute. Bei Chathaks Bart! Was für ein Einstand seiner Garnisonskommandantur! Und wo blieben die Soldaten? Sie sollten mittlerweile längst hier sein. Der Schwertkämpfer wußte, daß man nichts tun konnte, um diesen Mob zu beruhigen. Die Händler würden den Rückzug antreten müssen, und zwar bald. Einige Männer – die Gesichter vor hysterischer Wut verzerrt – entzündeten an dem großen Feuer mitten auf dem Platz Fackeln. Er ging um eine Sperre aus Abfall und herausgerissenen Pflastersteinen herum, die der Mob aufgerichtet hatte, und verschwand in dem engen Raum hinter den Wagen. Die zu Tode erschrockenen Kaufleute taten ihr Bestes, um sich die wütende Menge vom Leib zu halten, indem sie ihre Schwerter durch die Zwischenräume zwischen den Karren hindurchstießen. Forral faßte den Händler, der ihm am nächsten stand, an der Schulter und wirbelte ihn herum. »Mach, daß du hier rauskommst, Mann, bevor die Leute da an diese kleine Gasse denken und euch den Rückzug abschneiden. Die Waren aus dem Wagen dort werden sie aufhalten.«

Das ohnehin schon bleiche Gesicht des Kaufmanns verzog’ sich zu einer Maske schieren Entsetzens. »Wir können ihnen den Karren unmöglich überlassen! Der Erzmagusch wird …«

»Verflucht sei der Erzmagusch!« brüllte Forral. »Man wird euch töten!«

Es war zu spät. Mit einem Krachen und einem lauten Prasseln ging die Wagenbarrikade in Flammen auf. Während die Händler schreiend zurückwichen, machte sich der Mob zum Angriff bereit.

Aurian war Forral bis an den Marktplatz gefolgt. Dann hielt sie inne, um darüber nachzudenken, was sie als nächstes tun sollte. Sie wußte, daß er sie zurückschicken würde, wenn sie versuchte, bis zu ihm vorzudringen – ganz abgesehen davon, daß er ihr sicher das eine oder andere zu sagen haben würde, wenn dieses ganze Theater erst einmal vorüber war. Aber er war in Gefahr – also sollte sie bei ihm sein! Bei dem Gedanken, daß sie ihn wieder verlieren könnte, wurde ihr schlecht vor Angst. Und doch wußte Aurian aus früheren Erfahrungen nur allzugut, daß Forral furchtbar wütend wurde, wenn sie ihr eigenes Leben aufs Spiel setzte. Sein Problem! Sie lief durch die Gasse, aber gerade, als sie deren Einmündung auf dem Marktplatz erreichte, bemerkte sie die offenstehende Tür eines der direkt am Marktplatz gelegenen Häuser. Aurian blieb stehen. Sie kam nur selten nach Nexis, aber wenn sie sich recht erinnerte, hatten diese Häuser Balkone zum Marktplatz hin. Ohne zu zögern schlüpfte sie hinein. Glücklicherweise stand das Haus leer. Vielleicht machten seine Bewohner bei dem Aufruhr mit, dachte Aurian.

Die ehemals prachtvollen Häuser, die den Marktplatz säumten, waren inzwischen schäbig und dem Zerfall nahe, denn der ganze Bezirk war als Wohngegend aus der Mode gekommen. Aurian jagte durch großräumige Zimmer, bis sie schließlich eines fand, von dem eine hohe Fenstertür auf einen Balkon führte. Sie öffnete die Läden, trat hinaus und prallte angesichts des Tumults direkt vor und unter ihr sogleich wieder zurück. Auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes kämpfte ein Mann auf seinem Pferd gegen die Menge an, die versuchte, ihn aus dem Sattel zu reißen. Ein blondes Mädchen hockte vor ihm im Sattel und klammerte sich wie eine Närrin hysterisch an ihn, so daß sie seinen Schwertarm behinderte, während er versuchte, die Angreifer abzuwehren.

Aurian schnaubte verächtlich und wandte sich ab, um einen Blick direkt nach unten zu werfen, in der Hoffnung, Forral zu erspähen. Sie entdeckte ihn auch tatsächlich – verstrickt in eine Auseinandersetzung mit einem der Kaufleute. Dann gefror ihr schier das Blut, als sie ein dünnes, tödliches Flammenband sich einen Weg durch die Menge bahnen sah. Die Fackelträger kamen immer näher! Bei den Göttern! Wenn die Barrikade Feuer fing, war Forral verloren! Angetrieben von schrecklicher Angst, rasten Aurians Gedanken. Es gab nur eine Möglichkeit, diesen Wahnsinn zu beenden – und nur für sie gab es diese Möglichkeit. Regen, dachte sie. Ich muß Regen bringen! Und doch zogen sich ihre Eingeweide vor Entsetzen zusammen, als sie sich daran erinnerte, was ihr zugestoßen war, als sie das letzte Mal versucht hatte, ihre magischen Kräfte zu benutzen. Sie dachte an ihr hoffnungsloses Umherirren in dem dunklen Labyrinth, ihre Furcht, ihre Hilflosigkeit. Sie hatte seit damals ihre Magie noch nicht wieder benutzt – würden ihr ihre Kräfte immer noch gehorchen? Würde sie dasselbe Schicksal wieder erleiden? Sie hatte keine wirkliche Erfahrung mit der Wettermagie, die ohnehin eine schwierige und erschöpfende Angelegenheit war. Aber sie mußte Forral retten …

Ihre Finger klammerten sich um das abgeschrägte, metallene Geländer des Balkons, und Aurian zwang, wie man es sie gelehrt hatte, ihr Bewußtsein aus ihrem Körper heraus. Als sie den Himmel absuchte, fluchte sie leise. Blau. Helles, makelloses Blau, das zum Horizont hin in weiß flirrender Hitze verblaßte. Wo waren die Wolken, die Eliseth nach Nexis bringen wollte? Aurian erinnerte sich an das, was sie aus Finbarrs archaischen Büchern über die großräumige Wetterentwicklung gelernt hatte. Die Wolken mußten von Westen kommen. Jetzt, da sie in der Lage war, ihre ganze Kraft auf eine einzige Richtung zu konzentrieren, zwang Aurian ihren Geist weiter und weiter hinaus. Ah! Dort – weit draußen über dem westlichen Ozean …

Eine Explosion von Flammen und ein wilder Jubelschrei der Menge brachten Aurian schlagartig wieder zu sich. Sie klammerte sich einen Augenblick lang an das Geländer, schwindlig und orientierungslos nach der jähen Rückkehr in ihren Körper. Dann sah sie es. Die Wagen brannten! »Forral!« Aurian war sich nicht bewußt, daß sie seinen Namen laut ausgerufen hatte. Die Wolken waren zu weit weg – wie konnte sie eine solche Masse Luft und Wasser rechtzeitig herbekommen?

In diesem verzweifelten Bruchteil einer Sekunde spürte Aurian die Hitze der Flammen, die die Karren verzehrten – spürte den Zorn des Mobs wie eine weitere Wand aus Feuer, die mit pulsierendem Haß auf sie einstürmte. Plötzlich schien das Gesicht Geraints, ihres Vaters, aus lange vergessener Erinnerung ihrer frühesten Kindheit vor ihr aufzuleuchten. Sie konnte seine Stimme hören: »Die Energie nimmt viele Formen an, und ein kluger Mensch kann sie sich in jeder Form zunutze machen. Starke Gefühle – Zorn, Angst, Liebe –, all das kann man nutzen, um die Kräfte der Magie zu speisen …«

Aurian zögerte keine Sekunde, zweifelte nicht einen Moment. Dazu war keine Zeit. Sie ließ die wahnsinnige, wilde Energie des Mobs in sich eindringen, die rohe Hitzeenergie des Feuers – und zog …

Diese Inbesitznahme von Kraft war fremd für sie. Sie verstieß eigentlich gegen den Maguschkodex – aber auf dem Marktplatz war eine solche Menge Energie freigesetzt worden, daß sie sich leicht nehmen konnte, was sie brauchte, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten.

Der schwierigere Teil war, die Energie in sich hineinzuziehen und gleichzeitig ihr Bewußtsein aus sich herauszudrücken. Sie mußte ihren Körper vollkommen vergessen und ihr Bewußtsein beinahe … Sie mußte ein Rohr werden – ein Kanal, ein Gefäß – und die Energie einfach hindurchfließen lassen …

Ihr suchender Geist traf abermals auf die Wolken. Würde es leichter sein, zu ziehen oder zu schieben? Aber die Wolken bewegten sich ohnehin in ihre Richtung, also ziehen. Aber wie? Was gab es in einer Wolke, das man fassen konnte? Ah! Natürlich! Aurian heftete ihren Willen zwischen die Wolken und die Kaltfront, die ihnen voranging, und schob sie mit aller Kraft auf Nexis zu. Die kalte Luftmasse schuf ein Vakuum. Luft war leichter zu bewegen als Wasser. Beinahe fröhlich, so schien es, brausten die Wolken herbei und beeilten sich, den frei gewordenen Raum auszufüllen.

Es war beinahe zu einfach mit all der Energie, die ihr zur Verfügung stand. Später sollte Aurian begreifen, daß das, was für sie in ihrer körperlosen Zeit eine Ewigkeit gedauert hatte, in Wirklichkeit kaum ein paar Sekunden in Anspruch genommen hatte. Als sich eine dichte Wolkendecke wie ein schwarzer, drohender Deckel über die Stadt gesenkt hatte, kehrte sie in ihren Körper zurück, sammelte noch einmal all ihre Kräfte und schlug zu.

Ein greller Blitz zuckte herab und gabelte sich am Himmel zu einzelnen, zackigen Linien. In der Ferne rollte ein Donnergrollen zu Tal. Regne! dachte Aurian, während ihr Bewußtsein nach einem tief hängenden Wolkenstreifen griff. Es war ein Gefühl, als griffe sie direkt mit den Händen in diesen blauschwarzen Baldachin, als benutze sie ihre Finger, um die kostbare Feuchtigkeit aus dem Himmel zu wringen …

Ein Platzregen riß sie jäh wieder in ihren Körper zurück. Es war ein einziger, kompakter, schwerer Guß. Augenblicklich klebte Aurian das Haar flach am Kopf. Es fiel ihr schwer zu atmen. Es war, als sei sie unter Wasser. Der Regen war kalt. Er brachte das Feuer augenblicklich zum Verlöschen.

Widerwillig wandte Aurian sich von der Herrlichkeit der Elemente ab, die sich ihr in der Beschwörung gezeigt hatte. Erst jetzt hörte sie den Jubel der Menge. Der Aufruhr hatte sich in Sekundenschnelle gelegt, als hätte der Regen alle Angst und allen Zorn weggewaschen. Die Menschen auf dem Marktplatz machten Freudensprünge, und Männer und Frauen gleichermaßen wirbelten einander in wilden, ausgelassenen Freudentänzen herum. Der Mann auf dem Pferd bahnte sich vorsichtige seinen Weg durch die feiernde Menge, um zu den Kaufleuten zu gelangen.

»Was hast du getan?«

Aurian fuhr herum, schockiert, sich plötzlich Auge in Auge mit Forral wiederzufinden. Er hatte die halbzerfallenen Steine des Gebäudes benutzt, um sich zu ihr auf den Balkon zu’ schwingen.

»Wie hast du das gemacht? Das warst doch du, oder? Wie kannst du es wagen, dich in solche Gefahr zu bringen? Weißt du nicht mehr, warum man mich überhaupt hierhergerufen hat?« Forrals rußgeschwärztes Gesicht war grimmig, und seine Stimme hart vor Zorn, als seine großen Hände sich um ihre Schultern legten. Aurian schrak zurück. Unwillkürlich mußte sie an den Tag denken, als er sie bei ihrem Spiel mit den Feuerbällen erwischt hatte. Dann gewann jedoch ihr Maguschstolz wieder die Oberhand, und sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Wie konnte er es wagen, sie zu behandeln, als wäre sie immer noch ein Kind!

Das war das letzte, was Forral erwartet hatte. Aurian riß sich gewaltsam aus seiner Umklammerung los, und zum ersten Mal bemerkte er, daß sie ebensogroß war wie er, wenn nicht sogar ein kleines Stückchen größer. Stolz schob sie ihr Kinn vor, und ihre Augen loderten mit einem wilden Feuer in einem Gesicht, das weiß vor Wut war. In ihrem Zorn war sie eine echte Magusch und wahrhaft einschüchternd. Der Sturm über ihnen schien in Übereinstimmung mit ihrem Zorn anzuschwellen. Ein Lichtblitz spaltete das Dach eines nahegelegenen Hauses. »Wie kannst du es wagen!« fauchte Aurian. »Wie kannst du es wagen, mich so lange zu vernachlässigen, und dann kaum einen Tag nach deiner Rückkehr gleich versuchen, dich umzubringen! Und was gibt dir das Recht, mich davon abhalten zu wollen, dir zu helfen?«

Forral trat hastig einen Schritt zurück, wohl wissend, daß ihm nichts anderes übrigblieb, als nachzugeben. Da er alles andere als dumm war, wurde ihm plötzlich klar, daß er seine Beziehung zu Aurian von Grund auf neu überdenken mußte.

Aber bei den Göttern, sie war prachtvoll in ihrem Zorn – wie sie vor ihm stand, stolz und groß und wunderschön wie ein Sturmgeist, mit Augen, aus denen loderndes Feuer blitzte! Von diesem Augenblick an war Forral verloren. »Ich …« stammelte er. Was immer er hatte sagen wollen, wurde vom Donner der Hufschläge übertönt, als eine Kompanie Soldaten auf den Platz geritten kam. Endlich rückte also auch die Truppe an. Forral wandte sich wieder an Aurian. Sie sah ihn immer noch an, stolz und kompromißlos und mit einer herausfordernden Frage in den Augen. Der Schwertkämpfer grinste und schlug ihr hart auf die Schulter – die typische, kameradschaftliche Geste zwischen Kriegern. Er kicherte, als er sah, wie ihre Augen sich vor Überraschung weiteten. »Gut gemacht, Mädchen!« sagte er zu ihr. »Wirklich gut gemacht! Du hast den Tag gerettet!«

Eine Stunde später versammelte sich in dem privaten Speisezimmer des Flinken Hirschen eine ernste Konferenz der Führer. Das Zimmer war warm vom Lampenlicht, denn am Himmel hingen immer noch die schweren, schwarzen Wolken von Aurians Unwetter und verdüsterten den Sommernachmittag. Der Regen trommelte auf die bereits überschwemmten Gehsteige und strömte in reißenden Bächen die wie Diamanten funkelnden Fenster herab.

Der unterwürfige Gastwirt, dem es offensichtlich schmeichelte, so viele einflußreiche Leute unter seinem Dach zu beherbergen, brachte ihnen randvolle Humpen Dunkelbier und üppige Platten mit Früchten, kaltem Fleisch und Käse. Aurian war einen verdrossenen Blick auf die Speisen. Gewiß, es war nicht viel, aber für die hungrigen Menschen, die den Aufstand begonnen hatten, wäre es ein Festmahl gewesen. Zum ersten Mal fragte sie sich, warum man auf dem Markt immer so große Rationen für die Magusch reserviert hatte.

Als sich alle um den Tisch versammelt hatten, sah Aurian von einem Gesicht zum anderen und forschte in ihrer Erinnerung, um jedes davon mit einem der Namen in Verbindung bringen zu können; um sich die Menschen einzuprägen, die man ihr erst vor so kurzer Zeit vorgestellt hatte. Zu Forrals Rechten saß ein derb wirkender, untersetzter Mann mit kurz geschorenem Haupt- und Barthaar, Vannor, der Kopf der Händlergilde. Zu Aurians Linken saß eine kleine, schlanke Frau in lederner Kampfkleidung. Ihre gebräunten Glieder zeigten wohlgeformte Muskeln, und ihre dunklen Zöpfe, in denen immer noch Regentropfen wie Juwelen funkelten, hatte sie sich nach Kriegerart um den Kopf geschlungen. Das war Leutnant Maya, stellvertretende Kommandantin der Garnison. Sie machte ein finsteres Gesicht und fühlte sich offensichtlich unwohl; sie biß sich auf die Lippen, und ihre Hände, die sie auf dem Schoß hielt, zuckten unruhig. Hinter ihr saß Parric, der Hauptmann der Berittenen: eine kleine, braune, drahtige Gestalt (waren all diese Garnisonskrieger so klein? fragte Aurian sich) mit ausgedünntem, braunem Haar und Lachfältchen im Gesicht. Aber im Augenblick lachte er nicht.

Aurian fühlte sich unter diesen grimmig dreinschauenden Fremden ebenfalls unwohl. Noch nie zuvor hatte sie sich in Gesellschaft so vieler Sterblicher befunden. Um gegen ihre Angst anzukämpfen, griff sie nach dem großen Zinnkrug, der vor ihr auf dem Tisch stand; nachdem sie einen Schluck von dem schaumigen Gebräu genommen hatte, zog sie eine Grimasse. Götter! Wie konnten die anderen nur dasitzen und dieses bittere Zeug trinken? Sie nahm noch einen hastigen Schluck, um ihren Hustenreiz zu besänftigen, denn sie wollte vor den Sterblichen nicht ihr Gesicht verlieren. Aber Vannor hatte es bereits bemerkt. Er schenkte ihr ein mitleidiges Lächeln und gab ihr heimlich einen Wink. Er bedeutete ihr, weiterzutrinken. Schüchtern erwiderte Aurian sein Lächeln und versuchte es noch einmal. Ah, diesmal schmeckte es nicht mehr gar so übel. Vielleicht mußte man sich erst daran gewöhnen.

Vannor räusperte sich, legte seine Hände auf den Tisch und stand auf. »Also«, begann er ein wenig schroff, »wir sind nicht hierhergekommen, um den ganzen Nachmittag herumzusitzen und Bier zu trinken. Am besten fangen wir gleich an – und ich kann mir keinen besseren Anfang denken, als der Lady Aurian dafür zu danken, daß sie uns Regen gebracht hat und daß sie die Nahrungsmittel, die für die Magusch bestimmt waren, denen überlassen hat, die sie dringender brauchten. Lady, als Oberhaupt der Händlergilde bin ich Euch, so wie das ganze Volk von Nexis, zu Dank verpflichtet.« Mit diesen Worten drehte er sich zu ihr um und verbeugte sich.

Aurian spürte, wie ihr Gesicht angesichts eines solchen öffentlichen Kompliments heiß vor Verlegenheit wurde. Außerdem hatte er ihren Ehrentitel gebraucht, und es war das erste Mal, daß man sie auf solche Weise angesprochen hatte. »Ich …« Verlegen und hilflos breitete sie die Hände aus. »Was sonst hätte ich tun können?«

»Gut gesagt, Lady!« In Vannors Stimme lag tiefe Anerkennung.

Aurian hielt den Zeitpunkt für gekommen, die Frage anzuschneiden, die sie in den letzten Stunden gequält hatte. »Sir«, begann sie.

»Vannor bitte, Lady.« Er lächelte sie an. »Ich habe keine Verwendung für diese phantastischen Titel. Nennt mich einfach nur Vannor.«

Aurian erwiderte sein Lächeln. »Dann nennt Ihr mich Aurian – einfach nur Aurian.« Sie fragte sich, warum ihre Worte ihn so überrascht hatten und warum Forral ihr ein anerkennendes Lächeln schenkte. »Wie dem auch sei«, fuhr sie fort, »ich habe mich gefragt … nun, in diesem Haus gibt es genug zu essen …« Sie zeigte auf die Teller, die auf dem Tisch standen. »Und es kann nicht das einzige Haus sein, in dem das so ist. Warum wurden die Nahrungsmittel nicht gerecht unter den Leuten verteilt? Und warum ist der Mob über den Wagen der Magusch hergefallen?«

Vannor schien die ganze Angelegenheit ein wenig peinlich zu sein, und er war kaum in der Lage, ihrem Blick standzuhalten. Forral, in dessen Zügen sich ein schiefes Lächeln spiegelte, beobachtete das Ganze mit eifrigem Interesse. Endlich fand der Kaufmann seine Stimme wieder. »Lady – Aurian – in gewisser Hinsicht habt Ihr ganz recht. Es herrscht Ungerechtigkeit in Nexis. Die Reichen kümmern sich um sich selbst, und die Armen – nun, sie versuchen, sich durchzuschlagen, so gut es geht. Diejenigen, denen das nicht gelingt, müssen sich für einige Jahre oder – im Falle einer großen Schuld – für ihre ganzes Leben als Leibeigene verkaufen. Das ist nichts anderes als legale Sklaverei!« Er machte ein finsteres Gesicht. »Ich tue im Rat, was ich kann, um das zu ändern – ich war selbst einmal arm –, aber das Schlimme ist, daß ich als Vorstand der Händlergilde eine Menge reicher Leute repräsentiere. Wenn ihnen nicht gefällt, was ich tue, werde ich abgesetzt, und sie werden jemanden an meine Stelle setzen, der sich keinen Deut um die Armen kümmert. Also muß ich mich um einen Mittelweg bemühen.« Er seufzte. »Aurian, ich muß Euch sagen, daß’ ich im Rat weder vom Erzmagusch noch von Rioch, seiner Marionette, unterstützt werde.« Er warf Forral einen schneiden^ den Blick zu, und Aurian sah, wie der große Mann plötzlich aufhörte zu lächeln. Dann wandte Vannor sich wieder an Aurian. »Könnt Ihr leugnen, daß Miathan alle Sterblichen, ob arm oder reich, aus ganzem Herzen verachtet?«

Nun war es an Aurian zu erröten. Er hatte recht – Miathan hatte oft etwas in der Art gesagt, und es erfüllte sie mit Unbehagen. Für den Erzmagusch waren die Sterblichen grundsätzlich betrügerisch, faul, unbeholfen und regelrecht gefährlich, und Vannor war der schlimmste von allen. Das heutige Verhalten des Mobs hatten seine Worte bestätigt, und doch – sie sah Vannor an und erblickte hinter seinem schroffen, rauhbeinigen Verhalten einen freundlichen, fürsorglichen und ehrlichen Mann. Verwirrter, als sie es je im Leben gewesen war, wandte sie den Blick von ihm ab. Plötzlich erinnerte sie sich an den unerfreulichen Zwischenfall im vergangenen Jahr, als Meiriel sich geweigert hatte, Vannors Frau bei einer schwierigen Geburt beizustehen. Es sei überflüssig, hatte die Heilerin gemeint, aber die Frau war gestorben. Aurians Gesicht wurde heiß vor Scham. Kein Wunder, daß Vannor wenig für ihre Leute übrig hatte! Plötzlich begann sie zu verstehen, warum der Mob sich ausgerechnet die Magusch als Ziel für seinen Haß ausgesucht hatte. Sie hoffte nur, daß sie mit dem Regen und der Verteilung der für die Magusch bestimmten Nahrungsmittel unter den Sterblichen ein wenig dazu beigetragen hatte, das Gleichgewicht wiederherzustellen.

»Vannor.« Forral erhob sich mit finsterem Blick, und seine schroffe Stimme verriet seinen Zorn. »Aurian ist ein junges und sehr geringes Mitglied des Maguschvolkes. Du kannst ihr nicht die Schuld geben für das, was der Erzmagusch …«

»Das tue ich auch nicht, das tue ich nicht!« Vannor hob die Hände zu einer versöhnlichen Geste. »Ich entschuldige mich, Aurian, wenn ich diesen Eindruck erweckt habe! Was Ihr heute getan habt, ist mehr, als ich erwarten konnte!«

»Und noch etwas«, unterbrach ihn Forral. »Wenn du glaubst, daß ich Miathans Marionette bin, nur weil Rioch das war …«

»Nun, er hat dich in dieses Amt eingesetzt, nicht wahr?« Maya warf ihm einen zornigen Blick zu, und ihre Stimme war hart vor Verbitterung. »Was sollen wir also von dir halten?«

Forral musterte sie kalt. »Ach ja, Leutnant Maya. Ich wollte mich gerade mit dir unterhalten, als wir vom Thema abgelenkt wurden! Rioch ist in den Ruhestand getreten, und da ich meinen Posten noch nicht übernommen hatte, warst du heute Kommandant der Garnison! Warum waren auf den Straßen nirgendwo Patrouillen? Kannst du mir erklären, warum sie erst eingetroffen sind, als die Situation sich wieder beruhigt hatte? Als stellvertretender Kommandant hast du mich bisher jedenfalls nicht besonders beeindruckt!«

Aurian, die neben Maya saß, spürte, wie sehr die junge Frau von Forrals Anschuldigung betroffen war. Das Gesicht der Kriegerin brannte, und ihre Hände zitterten. Sie wand sich unter Forrals anklagendem Blick. Ihr Mund öffnete sich, aber sie brachte kein Wort heraus. Aurian hatte Mitleid mit ihr. Sie wußte, wie einschüchternd Forral sein konnte, wenn er wütend war. Mit einer instinktiven, impulsiven Geste – denn es sah ihr gar nicht ähnlich, Vertraulichkeiten mit Fremden auszutauschen – griff sie unter den Tisch nach Mayas Hand, um ihr Beistand und Trost zu bieten. Maya erwiderte den Händedruck, schenkte ihr ein dankbares Lächeln und schien endlich auch ihre Stimme wiederzufinden. »Sir, ich …«

»Also einen Augenblick mal – Sir!« Parric sprang Maya wütend zur Seite. »Es war nicht Mayas Schuld! Ihr sagt, Rioch sei in den Ruhestand getreten, aber das stimmt nicht – nicht, soweit es uns betraf! Er lungerte immer noch in der Garnison herum und hat hier und dort Befehle erteilt, wenn ihm gerade danach zumute war. Es stimmt, er erwartete tatsächlich, daß Maya all den lästigen Kleinkram erledigte, für den er sich zu schade war, aber er hat ihr nicht den Rücken gestärkt, was ihre Autorität in der Garnison betraf, und er hat ihr nicht gestattet, in eigener Verantwortung zu handeln. Das arme Mädchen war in einer üblen Lage! Und heute haben diese Vollidioten von Markthändlern nicht einmal daran gedacht, nach uns zu schicken. Als es mir endlich gelungen war, die Garnison zu verständigen, hatte Rioch bereits seine Siebensachen gepackt und war verschwunden, und niemand wußte, wohin. Die arme Maya hat versucht, die Truppen zu mobilisieren, aber alle liefen wie die Hühner durcheinander, und überall hieß es: ›Wo ist Rioch?‹ und ›Wer gibt die Befehle?‹ Nun, es war ein Wunder, daß sie überhaupt jemanden in Marsch gesetzt hat – vor allem, wenn man bedenkt, daß sie eigentlich mit einer Beförderung an der Reihe gewesen wäre. Sie hatte es wirklich verdient, und es war ihr großer Wunsch, Kommandantin der Garnison zu werden. Aber man hat sie einfach übergangen …«

»Parric!« Maya machte ein betroffenes Gesicht.

Parric zuckte mit den Schultern. »Nun, genau so ist es doch, und er sollte es ruhig wissen! Maya ist eine verdammt gute Soldatin, Sir – die beste! So eine Behandlung hat sie nicht verdient.«

Forrals Gesichtsausdruck zeigte seine Bereitschaft, einzulenken. »So ist das also.« Er seufzte. »Ich wünschte, ich hätte das gewußt, bevor ich den Posten akzeptierte. Ich muß mich entschuldigen, Leutnant, ich war ungerecht.« Er holte tief Luft und sah ernst von einem zum anderen. »Heute sind unter uns fünfen hier Klagen zur Sprache gekommen, die wir nicht einfach abtun können. Es hat keinen Sinn, daß wir uns hier in den Haaren liegen, während die Stadt um uns herum auseinanderbricht. Wir müssen einander unterstützen, denn wir« – er schlug mit der Faust auf den Tisch – »in Ermangelung irgendwelcher anderer Leute, die das tun könnten, sind diejenigen, die die Dinge in Nexis wieder in Ordnung bringen müssen! Und da wir einander vertrauen müssen, möchte ich ein für allemal klarstellen, daß ich nicht die Absicht habe, mich zu einer Marionette machen zu lassen, weder von Miathan noch von irgend jemandem sonst!«

Plötzlich waren sie alle auf den Beinen, um ihm Beifall zu klatschen. Die Spannung im Raum hatte sich verflüchtigt wie Rauch. Aurian sah Forral stolz an. Das ist sein Werk, dachte sie beeindruckt. Er hat es geschafft, uns zusammenzuschweißen!

»Also.« Forral nahm den roten Faden wieder auf. »Maya, du hast Hargorn und seine Truppen mit der Aufsicht über den Marktplatz und mit der Ausgabe der ursprünglich für die Magusch bestimmten Nahrungsmittel betraut. Du hältst ihn für einen guten, erfahrenen Mann, also sollte es von dieser Seite keine Probleme mehr geben.«

»Und falls es dennoch welche geben sollte, wird er es dich bestimmt unverzüglich wissen lassen!« Maya lächelte.

»Gut. Ich habe gern zuverlässige Leute um mich herum. Und jetzt zu dir, Parric – du organisierst eine Truppe berittener Soldaten, deren Aufgabe es sein wird, die Versorgung der Stadt mit Nahrungsmitteln sicherzustellen. Ihr macht euch beim ersten Tageslicht auf den Weg. Nehmt den Bauern aber auf keinen Fall so viel weg, daß sie selbst hungern müssen – aber ich bezweifle, daß ihr so weit gehen müßt.« Er grinste. »So lange hat die Dürre nun auch wieder nicht angedauert! Ich habe den Verdacht, daß sie die besten Sachen für sich selbst behalten haben – um die Preise in die Höhe zu treiben. Der Rat hat mehrheitlich entschieden« – er fing den Blick des Kaufmanns auf, und Vannor kicherte – »daß während der Krise eine Rationierung der Lebensmittel notwendig ist und daß die Armee die Vorräte und die Ernte der Bauern beschlagnahmen soll. Aber wie gesagt: Laßt auf alle Fälle Vernunft walten! Denkt daran, euch nicht dazu hinreißen zu lassen, Saatkorn oder Zuchtvieh mitzunehmen – wir müssen auch an die Zukunft denken. Nimm ein paar Leute zusätzlich mit, die die Sachen so bald wie möglich nach Nexis bringen können –«

»Schick sie am besten gleich zu mir damit.« Vannors Gesicht leuchtete vor Vergnügen. »Ich werde meinen Händlern schon beibringen, daß sie die Sachen fair zu verteilen haben – und keine Sorgen, ich werde den Geizhälsen Manieren beibringen! Keine Profithascherei auf Kosten der Armen. Es wird eine ganz neue Erfahrung für sie sein, sich einmal in guten Taten zu üben.« Er schlug sich auf die Knie und gluckste. »Götter, das wird sie furchtbar aufregen.« Er blinzelte Forral zu. »Ich werde natürlich sagen, es sei alles deine Schuld.«

»Natürlich«, erwiderte Forral ernst und zwinkerte nun ebenfalls. »Na gut, Parric – es wird eine Weile dauern, bis du alles veranlaßt hast, also solltest du am besten gleich beginnen!«

»Auf der Stelle, Sir!« erwiderte der Kavalleriehauptmann mit überschäumend guter Laune, leerte seinen Humpen mit einem einzigen, gewaltigen, vielgeübten Zug und grinste von einem Ohr zum anderen.

»Maya«, Forral wandte sich an die Kriegerin, »ich möchte, daß du die Leitung der Garnison übernimmst, was die tägliche Routine betrifft.« Er lächelte angesichts Mayas verblüffter Miene. »Wie Aurian dir bestätigen wird, bin ich kein Verwalter. Meine Fähigkeiten liegen in der praktischen Kampfkunst und im Unterrichten. Und wir sollten doch wohl beide das tun, was uns jeweils am besten liegt. Mach dir keine Sorgen, was die Frage deiner Autorität betrifft, denn ich werde dich in jeder Hinsicht unterstützen – um genau zu sein, werde ich jetzt gleich eine Reihe von schriftlichen Befehlen ausgeben, so daß es keinerlei Zweifel mehr geben wird, wer für die Garnison zuständig ist.«

»Vielen Dank, Sir.« Mayas Stimme blieb beherrscht, aber ihr Gesicht leuchtete vor Freude. »Ich werde meine Sache gut machen, daß verspreche ich.«

»Nenn mich Forral.« Der Schwertkämpfer lächelte. »Ich habe nicht die geringsten Zweifel, daß du deine Sache gut machen wirst – wie ich schon sagte, ich möchte zuverlässige Leute um mich haben!« Er hielt inne. »Da ist noch etwas – ich hatte vor, zusammen mit Aurian einen Monat lang Urlaub zu machen, bevor ich das Kommando übernehme, und daran möchte ich, wenn möglich, trotz allem, was vorgefallen ist, festhalten. Die augenblickliche Krise habe ich natürlich nicht vorhersehen können, aber du solltest mit Vannors und Parrics Hilfe eigentlich in der Lage sein, damit fertig zu werden. Wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gibt, stehe ich natürlich ganz zu deiner Verfügung – aber davon abgesehen bist du während meiner Abwesenheit amtierender Kommandant der Garnison und –«

»Wer hat es gewagt, die Vorräte der Magusch zu stehlen, die wir bereits gekauft und bezahlt haben? Und das offenbar nur, um den aufsässigen Pöbel der Stadt zu füttern?« Das Erscheinen des Erzmagusch war unerwartet und sein Zorn ehrfurchtgebietend. Er stand mit funkelnden Augen und gewittriger Miene hochaufgerichtet vor ihnen. Aurian hatte plötzlich Angst um Forral und Vannor. Sie hatte Miathan noch nie so wütend gesehen.

Der Kaufmann und der Schwertkämpfer tauschten einen Blick. »Ich habe das getan!« Beide sprachen sie gleichzeitig, und als Miathans Gesicht sich weiter verdunkelte, wußte Aurian, daß sie schnell handeln mußte, um ihren Freunden beizuspringen. Obwohl ihr bei dem Gedanken, Miathans gewaltiger Zorn könnte sich gegen sie richten, die Knie zitterten, stand sie auf und sah den Erzmagusch offen an.

»Das stimmt nicht«, sagte sie mit leiser, aber fester Stimme. »Keiner von den beiden hatte die Autorität, die Nahrungsmittel freizugeben, also habe ich es getan, zu Ehren des Maguschvolkes. Weißt du, die –«

»Du – hast – was – getan?« Miathan stieß die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Aurian zitterte vor Angst, und die gefährliche Drohung in seiner Stimme raubte ihr plötzlich die Sprache.

»Laßt sie ausreden, Erzmagusch.« Forrals Stimme war ruhig, aber sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt. Als der Schwertkämpfer sprach, spürte Aurian den festen Griff von Mayas Hand und wußte, daß die Kriegerin auf ihrer Seite war und sich nun für ihren Beistand Forral gegenüber revanchierte. Die unerwartete Unterstützung gab ihr den Mut, weiterzusprechen.

»Miathan, es ist nicht deine Schuld. Du kannst nicht gewußt haben, wie schlimm die Dinge in Nexis standen. Wenn du es gewußt hättest, dann hättest du etwas dagegen unternommen. Wenn du diese armen, hungernden Menschen gesehen hättest, hättest du die Waren gewiß selbst freigegeben! Denn wenn irgend jemand weiß, wie freundlich du bist, dann bin ich es! Bitte sei nicht böse – ich wußte, daß ich das tat, was du gewollt hättest!«

Wie Vannor später ziemlich respektlos bemerkte, nahmen ihre Worte ihm einfach den Wind aus den Segeln. Der Erzmagusch war zum ersten Mal in seinem Leben vollkommen sprachlos.

»Erzmagusch, die Stadt weiß die Großzügigkeit der Magusch sehr zu schätzen.« Vannors Stimme war sanft und schmeichelnd. »Diese Lady hat Euch heute eine Menge Dankbarkeit eingebracht – wegen ihres freundlichen Herzens und weil sie den Regen gebracht hat.«

Miathan stöhnte. »Das bist du gewesen?«

Aurian nickte nervös. »Ich – ich hoffe, ich habe es richtig gemacht«, stammelte sie.

»Richtig? Mein liebes Mädchen, Eliseth hat schon seit Tagen versucht, das fertigzubringen, was du jetzt geschafft hast. Höchst beeindruckend! Wirklich höchst beeindruckend! Aber was den Rest betrifft, mußt du noch lernen, nicht zu handeln, ohne vorher nachzudenken. Unsere Leute brauchen die Waren …«

Als Miathans Augenbrauen sich abermals zu runzeln begannen, ergriff Vannor erneut das Wort. »Macht Euch in dieser Hinsicht keine Gedanken, Erzmagusch. Kommandant Forral hat bereits Beschlagnahmungskommandos organisiert, und von morgen an werden neue Nahrungsmittel in die Stadt kommen. Ihr habt mein Wort, daß wir uns vorrangig darum kümmern werden. Eure Vorräte zu ersetzen. Seid nicht böse auf die Lady Aurian – sie hat aus den besten Motiven heraus gehandelt.«

»Dem kann ich nur beistimmen,« fügte Forral hinzu. »Sie hat heute großes Blutvergießen verhindert.«

Miathan, der sah, daß er überstimmt war, zuckte die Achseln und brachte eine Grimasse zustande, die für ein Lächeln durchgehen konnte. »Na schön«, sagte er steif. »Es scheint, daß ich nachgeben muß – diesmal.« Dann drehte er sich auf dem Absatz um und ging. Aurian, die sich wegen ihres Anteils an seinem Zorn schuldig fühlte und sich sorgte, ob er ihr wirklich verziehen hatte, wäre beinahe auf der Stelle hinter ihm hergelaufen. Beinahe.

»Puh«, sagte Vannor, »das war knapp! Aurian, du bist eine Heldin! Dank deines Eingreifens sind wir noch mal mit heiler Haut davongekommen.«

Aurian, die bei diesem Kompliment strahlte, nahm einen tiefen Zug von ihrem Bier, um ihre zitternden Glieder zu beruhigen. Schließlich war Forral endlich bei ihr, und sie hatte eigentlich Ferien …

»Bei den Göttern, Mädchen, das war von alledem, das du heute vollbracht hast, bei weitem das Mutigste!« sagte der Schwertkämpfer zu ihr, und sein Gesicht strahlte vor Stolz. Maya fing ihren Blick auf und lächelte. Aurian wußte in diesem Augenblick, daß zwischen ihr und der kleinen, dunkelhaarigen Kriegerin die Saat der Freundschaft gelegt war, und der Gedanke erfreute sie außerordentlich. Sie hatte noch nie zuvor eine Freundin gehabt. Scheu erwiderte sie Mayas Lächeln, um das wortlose Verständnis zwischen ihnen zu bestätigen. Sie beschloß, daß nichts, nicht einmal der Erzmagusch, sie von diesen neuen, ganz besonderen Freunden würde trennen können.

Es war schon lange nach Einbruch der Dämmerung, als Vannor zurück nach Hause ritt. Obwohl Aurians Regen noch immer in Strömen auf die Erde niederging und er, wie es schien, bis auf die Knochen durchnäßt war, lächelte der Kaufmann still vor sich hin, als er die weiße Brücke in der Nähe der Akademie überquerte und die mit Bäumen gesäumte, mit Lampen erleuchtete Straße zu seiner Villa auf dem südlichen Flußufer hinaufritt. Zum ersten Mal in mehr als einem Jahr, nämlich seit dem Tod seiner geliebten Frau, hatte Vannor das Gefühl, mit sich selbst eins zu sein. Er freute sich natürlich darüber, daß er nun in so gutem Einvernehmen mit dem neuen Garnisonskommandanten stand; und die Tatsache, daß er ausnahmsweise einmal eine Magusch auf seiner Seite hatte, ließ für die Zukunft Gutes ahnen – und was für ein tapferes, freundliches Mädchen sie war! Aber der wahre Grund für die stille Freude des Kaufmanns war Sara, das Mädchen, das er aus dem Aufruhr gerettet hatte.

Während seiner Sitzung mit den anderen Führern hatte Vannor das Mädchen der Obhut der Gastwirtsfrau überlassen. Als er sie wiedersah, hatte sie schon etwas zu essen bekommen, und jemand hatte sich um ihre Verletzungen gekümmert. Die Gastwirtin hatte ihr ein Gewand geliehen, um ihre eigene, ruinierte Kleidung zu ersetzen, und ihre Haar war frisch gewaschen und gekämmt worden, Die Veränderung setzte den Kaufmann in Erstaunen. Er hatte mit offenem Munde dagestanden wie der unerfahrenste Lehrjunge, so sehr hatte ihn ihre zerbrechliche, ätherische Schönheit betört. Götter, wie sehr sie ihn an seine geliebte, verlorene, wunderschöne Frau erinnerte!

Nun war Vannor auf dem Heimweg, nachdem er sie zuvor bei ihrer besorgen Familie abgeliefert hatte. Sein Herz schlug schneller bei der Erinnerung an ihre schmale Gestalt, die vor ihm im Sattel gehockt hatte, während seine Arme fest um ihre Taille lagen. Es würde eine Weile dauern, bevor er sie wiedersah, das wußte er. Nach der Dürre gab es viel zu tun in Nexis, und er wußte, welche Arbeit in den nächsten Tagen vor ihm liegen würde, aber danach … seine Kinder brauchten wieder eine Mutter, redete Vannor sich ein, wobei er den unbequemen Gedanken, daß Sara nicht viel älter als seine älteste Tochter sein konnte, beiseite schob. Wenn es um Liebe ging, spielte das Alter niemals eine Rolle. Ihre Familie hatte sich eindeutig beeindruckt gezeigt von dem neuen Freund ihrer Tochter, und Sara selbst war alles andere als entmutigend gewesen …

Als er die gewundene, geschotterte Auffahrt zu seiner Villa hinaufritt, verzog sich Vannors Gesicht zu einem Lächeln reinster Freude. Er wußte jetzt, wo sie wohnte, und, bei allen Göttern, sobald die Krise erst vorüber war, würde er sie wiedersehen.

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