21.

Zum dritten Mal waren sie zum Stolleneingang zurückgekehrt, und die Dunkelheit und die wesenlose, lauernde Schwärze an seinem Ende empfing sie schweigend und drohend wie die beiden Male zuvor. Diesmal war es Bernec gewesen, der hinaufgestiegen und den Sprung zum Stollen gewagt hatte. Weder Del noch Skar besaßen noch die Kraft und Geschmeidigkeit dazu, aber Bernec hatte sich als überraschend geschickter Kletterer erwiesen und auch den wagemutigen Satz über den Abgrund gemeistert. Skar hatte darauf bestanden, als dritter hinaufgezogen zu werden, um ihm und Coar Hilfe zu leisten, aber seine Kräfte waren bereits nach wenigen Augenblicken erlahmt, so daß er sich schließlich überreden ließ, sich auszuruhen und ihnen den Rücken zu decken.

Der Tunnel schien ihm auf unnatürliche Weise still und leblos. Ein leiser, kaum wahrnehmbarer Geruch nach Tod und Verwesung wehte von seinem Ende zu ihnen hinüber, und einmal glaubte Skar ein Geräusch zu hören, das sich aber nicht wiederholte.

Nach und nach kamen auch die anderen herauf. Ihre kleine Truppe war bedenklich zusammengeschrumpft - sie waren sechzehn gewesen, als sie von Went aufgebrochen waren: Del, Skar selbst, Bernec, Coar und zwölf Krieger. Jetzt waren sie noch zu elft - eine erschreckende Bilanz, dachte man, daß sie noch nicht einmal auf den wirklichen Gegner getroffen waren, ihn noch nicht einmal zu Gesicht bekommen hatten. Und wahrscheinlich würden noch mehr von ihnen sterben, ehe sie Went wieder erreichten.

Wenn sie es erreichten.

Skar wartete voller Ungeduld, bis der letzte Krieger hinaufgestiegen war und Bernec mit einem erleichterten Seufzer das Seil aus den Fingern gleiten ließ. Trotz der schlechten Beleuchtung konnte er erkennen, wie blaß er geworden war. Ein Netz feiner, glitzernder Schweißtröpfchen perlte von seiner Stirn.

»Ist dir übel?« fragte Skar besorgt.

Bernec schüttelte den Kopf. »Es ... geht«, sagte er schwach. »Keine Zeit ... auszuruhen. Wir ... müssen weiter ...«

Skar nickte, wenn auch voller Widerwillen. Es war Wahnsinn, jetzt weiterzugehen und sich in einen Kampf mit einem unbekannten Gegner zu stürzen. Die Männer brauchten nach der anstrengenden Kletterei eine Pause. Aber trotzdem verstand er Bernec nur zu gut. Keiner von ihnen hatte in dieser Nacht wirklich geschlafen, und jeder einzelne, auch er, mochte hundertmal durch die Höhle gegangen sein. Sie konnten nicht mehr warten. Jede Minute des Abwartens würde mehr an ihren Kräften zehren als eine Stunde des Marschierens. Welche Gefahren der Rückweg auch bergen mochte - sie konnten kaum schlimmer sein als die namenlosen Schrecken, mit denen ihr Unterbewußtsein das wogende Schwarz vor ihnen füllte. »In Ordnung«, sagte er. »Aber bleib zurück, bis du dich erholt hast. Del und ich werden vorausgehen. Haltet die Bögen bereit.« Er wandte sich um, rief Del mit einem stummen Blick zu sich heran und zog sein Schwert aus der Scheide. Aber das Gefühl der Sicherheit, das ihm das vertraute Gewicht der Waffe sonst immer vermittelte, blieb diesmal aus. Er wartete, bis Del langsam herangekommen war, und lächelte fast, als müsse er sich selbst Mut machen.

»Gehen wir.«

Del nickte wortlos. Sein linker Arm hing in einer Schlinge, die Coar provisorisch aus einem zerrissenen Mantel geknüpft hatte, und die Narbe an seiner Schulter schien stärker zu pulsieren als bisher. Dels Gesicht wirkte leer und schlaff, wie immer, wenn es unter einer starken inneren Spannung stand. Aber die Hand, die das Schwert hielt, war ruhig.

Sie marschierten los, beide dicht an die geneigte Wand des Stollens gepreßt und zehn Schritte Abstand zu den nachfolgenden Kriegern haltend. Der Boden war lockerer als am Tag zuvor und schien das Geräusch ihrer Schritte aufzusaugen. Das Licht der beiden Fackeln in den Händen der Krieger hinter ihnen reichte nur wenige Schritte voraus, so daß sie ständig in eine schwarze, mit gleichmäßigem Tempo vor ihnen zurückweichende Wand hineinzulaufen schienen.

Der Gang zog sich endlos in die Länge. Einmal erschien es Skar, als schimmere weit vor ihnen ein trübes, graues Licht, aber es war nicht mehr als ein Spuk, den ihm seine überreizten Nerven vorgaukelten.

Del blieb plötzlich stehen. »Da vorne ist etwas«, flüsterte er.

Auch Skar glaubte irgendwo vor ihnen einen dunklen, formlosen Umriß zu erkennen. Er hob die Hand, um die anderen zum Stehenbleiben zu bewegen, duckte sich und schlich auf Zehenspitzen weiter. Ein plötzlicher Windstoß ließ das Licht der Fackel flackern und dann heller und intensiver auflodern, fast als wollten ihnen die Geister dieses unterirdischen Labyrinths ihre Hilflosigkeit mit aller Macht vor Augen führen.

Vor ihnen lagen die leblosen Körper von drei Männern.

Oder das, was davon übrig war ...

Skar blieb abrupt stehen. Er mußte sich zwingen, nicht den Blick zu wenden und dem schrecklichen Anblick standzuhalten. Die drei Männer trugen Uniformen Ipcearns. In ihren verkrampften Händen lagen noch die Waffen - Schwerter und Dolche -, mit denen sie versucht hatten, sich zur Wehr zu setzen, als die schwarze Todeswoge über sie hinweggeflutet war. Der Boden unter ihnen war dunkel von geronnenem Blut, und die Körper schienen, dem Geruch nach zu urteilen, in der feuchtwarmen Tropenluft, die hier unten herrschte, bereits in Verwesung übergegangen zu sein. Ihre Gesichter waren zerstört, blutige Krater, in die nicht ein, sondern Dutzende von Khtaäm ihre Fänge gegraben und das Leben aus ihnen herausgerissen hatten, und unter der zerfetzten Kleidung schimmerten hellrote, zerfaserte Fleischlappen und weißliche Knochen.

Skar fühlte Übelkeit in sich emporsteigen. Er war dem Tod schon oft begegnet, auch dem gewaltsamen Tod, aber dies hier war etwas, das den Panzer um seine Seele durchbrach. Er versuchte sich vorzustellen, welches Drama sich hier abgespielt haben mußte, aber es gelang ihm nicht. Die drei Männer waren hier heruntergekommen, um ihn und die anderen erbarmungslos und hinterhältig zu töten, und trotzdem verspürte er noch Mitleid mit ihnen. Trotz allem waren sie Menschen, Menschen noch dazu, die von der Richtigkeit dessen, was sie taten, überzeugt gewesen waren, und sie waren einen Tod gestorben, den er selbst seinem schlimmsten Feind nicht gewünscht hätte.

Er drängte das Ekelgefühl in seinem Hals mit aller Macht zurück, bückte sich und bedeckte die drei Leichname mit den Fetzen ihrer Mäntel, so gut es ging. Trotzdem wurde das Grauen nicht schwächer. Die Angst war wieder da, eine Angst, die er jetzt zum ersten Mal wirklich erkannte. Es war nicht die Furcht vor Tod oder Schmerzen, sondern die Angst vor dem namenlosen, stummen Grauen, das diese Höhlen bargen, Angst davor, wahnsinnig zu werden. Nur mit Mühe gelang es ihm, seinen Blick von dem grausigen Bild zu wenden und weiterzugehen. Er glaubte jetzt nicht mehr, daß vor ihnen noch irgendeine Gefahr lauerte. Trotzdem hätte er am liebsten geschrien.

Er hörte, wie Bernec hinter ihm scharf die Luft einsog, als er an den drei verkrümmt daliegenden Körpern vorbeiging. Die Mäntel, mit denen Skar sie zugedeckt hatte, schienen mehr von dem Grauen zu enthüllen als zu verbergen, und Skar mußte sich nicht umdrehen, um zu erkennen, daß die gleiche eisige Hand, die ihm den Atem abzuschnüren schien, auch die Seelen der anderen gepackt hatte. Keiner von ihnen verspürte Triumph oder auch nur Befriedigung darüber, daß ihre Feinde tot waren.

Sie gingen jetzt schneller. Bernec und die anderen schlossen wortlos auf, als ertrügen sie es plötzlich nicht mehr, auch nur wenige Schritte voneinander getrennt zu sein, und als sie das Ende des Stollens erreichten und in den breiten, sanft geneigten Gang einbogen, der zum Ausstieg hinaufführte, waren sie dicht zusammengedrängt, keine Krieger mehr, sondern eine Herde verängstigter Individuen, die sich zum Schutz vor Kälte und Dunkelheit aneinanderklammerten. Skar blieb stehen. Vom oberen Ende des Ganges, von dort, wo der Ausstieg liegen mußte, sickerte graues, unangenehmes Licht zu ihnen herab. Skar fröstelte plötzlich.

Er packte sein Schwert fester und versuchte sich einzureden, daß sie jetzt in Sicherheit waren und nichts mehr zu befürchten hatten. Aber das schwache Licht, das ihnen wie ein böses, krankes Auge entgegenfunkelte, schien die Dunkelheit ringsum noch zu verstärken.

»Los jetzt«, keuchte Bernec hinter ihm. »Es ist nicht mehr weit, beeilen wir uns.« Er versuchte, Skar beiseite zu schieben, trat dann mit einem raschen Schritt an ihm vorbei und begann, die Fackel wie in einer verzweifelten, winkenden Geste über dem Kopf schwenkend, auf das Licht zuzulaufen. Die anderen folgten ihm nach kurzem Zögern.

»Was ist?« fragte Del ungeduldig, als Skar sich nicht von der Stelle rührte. »Willst du vielleicht hierbleiben?«

Skar sah irritiert auf. »Was? Ich ...« Er brach ab, schüttelte ein paarmal den Kopf und lief dann mit weit ausgreifenden Schritten hinter den Cearnern her. Er wußte selbst nicht, was mit ihm los war. Seine Gedanken und Empfindungen waren in Aufruhr wie schon seit langem nicht mehr. Er wollte hier heraus, mit jeder Faser seiner Seele, und selbst die tödlichen Weiten der Nonakesh erschienen ihm im Vergleich zu diesen finsteren Katakomben wie ein Paradies. Und doch fühlte er sich zu der schweigenden Dunkelheit hinter sich hingezogen, obwohl ihn der Gedanke zutiefst erschreckte. Irgend etwas in seinem Inneren hatte sich mit dem bösen Geist dieser Höhlen verbunden, ein dunkles, erschreckendes Etwas, ein Teil seiner Seele, von dem er bisher nicht einmal gewußt hatte, daß es ihn gab. Die Stunden, die er hier unten verbracht hatte, hatten irgend etwas in ihm erweckt, etwas Finsteres und Böses, das ihn hierbehalten wollte und ihm einen tiefen, namenlosen Schrecken einjagte. Und irgendwie spürte er, daß es ihm nicht gelingen würde, es wieder dorthin zu vertreiben, wo es hergekommen war. Sie verfielen in einen schnellen, kräftezehrenden Laufschritt. Die Höhle hallte wider vom trappelnden Echo ihrer Schritte und den aufgeregten Stimmen der Männer. Keiner von ihnen achtete noch auf seine Umgebung. Wären sie in diesem Moment von einem Hoger oder einem von Seshars Männern angegriffen worden, wären sie hilflos gewesen.

Aber sie erreichten den runden, senkrechten Schacht unbehelligt.

»Wir haben Glück«, stellte Bernec nach einem Blick auf den Himmel der Schachtöffnung fest. Er keuchte. Sein Atem ging rasselnd und schnell und hörte sich an, als bereite er ihm Schmerzen. »Die Sonne geht bald unter. Während der Nacht können wir die Wüste vielleicht zu Fuß durchqueren.«

»Und die Hoger?« fragte Del stirnrunzelnd.

Bernec zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht, daß sie uns entdecken, wenn wir vorsichtig sind«, hoffte er. »Unsere Mäntel schützen uns, und sie fliegen zu hoch, um einen einzelnen Mann auszumacchen.« Er schwieg einen Moment, drehte sich dann halb herum und wies mit einer Kopfbewegung auf die Strickleiter, die vom oberen Ende des Schachtes herabhing. »Wenigstens war Chaime so freundlich, uns eine Aufstiegsmöglichkeit dazulassen«, sagte er.

»Chaime?« echote Skar verblüfft.

»Du hast ihn nicht erkannt?« Bernec schürzte grimmig die Lippen und deutete mit einer vagen Geste den Gang hinab. »Einer der drei war Chaime, ich bin mir ganz sicher. Er und Mergell gehören zu Seshars engsten Vertrauten. Ich glaube nicht, daß er mehr als eine Handvoll Männer eingeweiht hat. Wahrscheinlich«, fügte er nach kurzem Überlegen hinzu, »wußten die beiden anderen nicht einmal, wo sie waren.«

»Und dieser Mergell war nicht dabei?« fragte Del.

Bernec verneinte. »Aber ich bin sicher, daß wir ihm begegnen werden, bevor wir Went erreichen«, sagte er. »Ich kenne Seshar. Er sichert sich nach allen Seiten ab. Vielleicht werden wir angegriffen, bevor wir die Wüste verlassen. Auf jeden Fall werden sie uns irgendwo auf halbem Wege nach Went auflauern. Wir haben es noch nicht überstanden, Del.«

»Ich würde Ipcearn allein stürmen, wenn es die einzige Möglichkeit wäre, hier herauszukommen«, sagte Del ernsthaft.

Bernec sah ihn einen Moment lang mit seltsamem Ausdruck an. »Vielleicht«, murmelte er, »mußt du das auch, Del.«

Skar knurrte unwillig. »Ihr könnt euren Krieg planen, wenn wir hier heraus sind«, sagte er verärgert. »Die Sonne wird in wenigen Minuten untergehen. Ich habe zwar bisher keinen einzigen Hoger zu Gesicht bekommen, aber wenn du recht hast und sie wirklich bei Einbruch der Dunkelheit ausschwärmen, möchte ich möglichst weit weg von hier sein.«

Bernec setzte zu einer scharfen Antwort an und überlegte es sich im letzten Augenblick anders. Er nickte wortlos, drehte sich um und ging rasch zu der Strickleiter hinüber.

»Was ist in dich gefahren?« fragte Del halblaut.

»Das kann ich dir sagen«, zischte Skar. »Ich bin froh, wenn ich hier heraus bin, und ich weiß ebensogut wie du oder Bernec, daß der Ärger dann erst losgeht. Wenn Seshars Leute wirklich versuchen sollten, uns zu töten, werde ich mich wehren. Aber dieser junge Narr versucht, uns zu einem Krieg anzustiften. Und du machst ihm noch Mut!«

»Aber das ... das stimmt doch gar nicht«, stotterte Del unsicher. »Ich habe nur . . .«

»Gesagt, daß du Ipcearn allein stürmen würdest, wenn es sein müßte«, fiel ihm Skar ins Wort. »Und genau darauf hat er gewartet. Du bist wirklich alt genug, einen Besessenen zu erkennen, wenn du ihn siehst, Del. Wenn wir Went erreichen, wird Bernec in der gleichen Minute eine Revolution anzuzetteln versuchen. Noch ein paar Bemerkungen wie die von eben, und er glaubt allen Ernstes, wir würden ihm dabei helfen!«

»Und was«, fragte Del nach einem Augenblck bedrückten Schweigens, »willst du dagegen tun?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete Skar. »Noch nicht. Aber ich werde ihn nicht noch in seinem Wahnsinn bestärken. Es muß eine andere Möglichkeit geben. Gewalt ist in diesem Fall keine Lösung. Aber das werden wir klären, wenn wir zurück in Went sind. Und bis dahin tu dir selbst einen Gefallen und unterhalte dich mit Bernec über das Wetter oder halt gleich ganz den Mund!« Die letzten Worte hatte er geschrien.

Del erbleichte, wich einen halben Schritt zurück und nickte verwirrt. Skar fuhr wütend herum, rammte das Schwert, das er immer noch in der Hand gehalten hatte, in den Gürtel zurück und stapfte zur Schachtwand hinüber. Die verwunderten Blicke der Cearner blieben ihm nicht verborgen. Er hatte laut genug gesprochen, daß sie zumindest einen Teil seiner Worte verstanden haben mußten. Aber das war ihm egal. Im Gegenteil - vielleicht war jetzt gerade der richtige Augenblick, endgültig klarzustellen, wo er stand. Trotz allem sahen die Krieger - und nicht nur sie, sondern wohl der Großteil der Bewohner Wents - noch immer den langersehnten Befreier in ihm, einen Mann, der aus dem Nichts gekommen war und ihr Volk zurück in die Freiheit führen würde.

Aber er war es nicht. Er wollte und konnte nicht in das Schicksal dieses Landes eingreifen, nicht so, wie Bernec es wollte, mit Gewalt und dem Schwert. Ginge er Bernecs Weg, würde ein rauchender Trümmerhaufen zurückbleiben. Mit der Waffe in der Hand konte er Cearn in den Untergang führen, nicht in die Freiheit. Er griff, immer noch wütend, nach der untersten Sprosse der Strickleiter und begann rasch emporzusteigen. Die Hitze traf ihn wie ein Faustschlag, als er aus dem Reich ewiger Finsternis ins helle Sonnenlicht hinaufstieg. Mit einem Mal, schlagartig und ohne Vorwarnung, verspürte er einen quälenden Durst. Seine Haut brannte, und seine Augen begannen bereits nach wenigen Sekunden zu tränen und zu schmerzen. Wie durch einen grauen Schleier sah er Bernecs Gestalt über sich aufragen. Er griff nach seiner Hand, klammerte sich daran fest und zog sich mit einem letzten, wütenden Ruck über den Rand des Schachtes. Die Wüste begrüßte ihn mit einem heißem, trockenen Windstoß. Er wankte, taumelte ein paar Schritte vom Schachtrand zurück und ließ sich ächzend zu Boden sinken. Der Sand war heiß und trocken und begann sofort, unter seine Kleider zu kriechen. Die Nonakesh hatte sie wieder.

Skars Wut verrauchte so rasch, wie sie aufgeflammt war. Mit einemmal fühlte er sich nur noch müde, und das einzige, was er wollte, war sich im warmen Sand ausstrecken und schlafen. Er wälzte sich auf den Rücken, beschattete das Gesicht mit dem Unterarm und tastete mit der freien Hand nach dem Wasserbeutel unter seinem Mantel. Sie hatten in der warmen, feuchtigkeitsgesättigten Luft dort unten nicht viel trinken müssen, und obwohl es ihm viel länger vorkam, waren sie nicht einmal einen ganzen Tag in der Höhle gewesen. Trotzdem war sein Vorrat bedenklich zusammengeschrumpft. In dem ledernen Beutel war höchstens noch ein Liter Wasser. Sein Körper würde das Zehnfache benötigen, um auch nur einen einzigen Tag in der unbarmherzigen Hitze aushalten zu können.

Er setzte sich auf, trank - wider besseres Wissen - einen Schluck der warmen, schal schmeckenden Flüssigkeit und verschloß den Beutel sorgfältig wieder. Sein Blick wanderte zum Himmel. Die Sonne hatte den Horizont im Westen berührt und verwandelte die Dünen und den Himmel in ein Meer rotglühender Flammen. Trotzdem würde es noch eine Stunde dauern, bevor die Temperaturen merklich fielen. Und dann würde es rasch so kalt werden, daß sie in Bewegung bleiben mußten, um nicht zu erfrieren.

Er seufzte hörbar, stand auf und wandte sich nach Osten. Irgendwo dort hinten, verborgen hinter dem monotonen Auf und Ab der braungemusterten Dünen, verbarg sich Cearn - ein halber Tagesritt, allerhöchstens, und doch fast unerreichbar fern. Skar machte sich in diesem Punkt nichts vor. Wenn sie den rettenden Wald nicht bei Sonnenaufgang erreicht hatten, war es aus. Sie würden keine Stunde in dieser Hölle aushalten. Er griff mit einer wütenden Bewegung unter seinen Mantel, nahm den Wasserbeutel hervor und leerte ihn mit großen, gierigen Schlucken.

Sein Blick begegnete dem Bernecs, als er den Schlauch absetzte. Der junge Cearner hatte die Stirn gerunzelt und schüttelte mißbilligend den Kopf. »Glaubst du, daß das klug war?« fragte er.

»Glaubst du, es ist klüger, jede Stunde einen winzigen Schluck zu trinken und schluckweise zu verdursten?« gab Skar gereizt zurück. Er wandte sich ab, schleuderte den leeren Wasserschlauch verärgert von sich und rannte mit raumgreifenden Schritten den Hang der nächsten Düne empor.

Eine Windhose tanzte vor ihm über den Boden, ein winziges, vergängliches Gebilde aus hochgewirbeltem Staub und heißer Luft, kaum einen Meter hoch und von brauner, halbdurchsichtiger Farbe, ein Gebilde wie aus gesponnenen Träumen, schön und bedrohlich zugleich. Skar sah ihr nach, bis sie im Wind zerfaserte. Der Anblick dieses dünnen, grazilen Gebildes hatte etwas ungemein Beruhigendes, vielleicht, weil es ihm auf subtile Weise die Vergänglichkeit alles Bestehenden vor Augen führte. Es spielte für die Geschichte Enwors keine Rolle, ob er oder Del oder einer der anderen überlebten oder nicht. Es spielte nicht einmal eine Rolle, ob es ein Gebilde wie Cearn dann noch geben würde. Vielleicht überlebten sie den Marsch durch die Wüste, und vielleicht gelang es ihnen sogar, Bernec zu bremsen, bevor er ganz Cearn in Brand setzte. Aber auch wenn nicht, würde es für den weiteren Verlauf der menschlichen Geschichte kaum einen Unterschied machen.

Obwohl Skar solchen Überlegungen sonst eher spöttisch gegenüberstand, beruhigte ihn der Gedanke in diesem Moment. Er schloß für einen Moment die Augen, drehte sich herum und begann den Weg wieder zurückzugehen, den er gekommen war. Sein Blick blieb an einem flachen, halb unter dem Sand verborgenen Umriß hängen. Es war ein Pferd. Eines der Tiere, auf denen sie hierhergekommen waren, vielleicht auch Chaimes oder das eines seiner Begleiter. Es war tot. Der Sand hatte es bereits halb zugeweht und eine barmherzige Decke über seinen verstümmelten Körper gebreitet, aber auch so konnte Skar noch sehen, wie grausam die Hoger die wehrlose Kreatur zugerichtet hatten. Eine so fette Beute hier draußen, dicht bei ihren Höhlen, mußte die geflügelten Mörder zu Dutzenden angelockt haben. Skar hatte bis zu diesem Moment immer noch insgeheim die Hoffnung gehegt, vielleicht doch noch eines oder mehrere der Tiere einfangen zu können, aber er mußte sich jetzt eingestehen, daß es sinnlos war, sich länger an diesen Gedanken zu klammern.

Er wandte sich von dem toten Pferd ab und ging langsam zurück zu Bernec und den anderen, die sich am Rande des Schachtes versammelt hatten und gedämpft miteinander redeten.

Die Situation kam ihm auf bedrückende Weise bekannt vor, und für einen Moment überlegte er ernsthaft, ob es vielleicht nicht nur Zufall, sondern Warnung war, eine letzte, schweigende Mahnung, umzukehren und der Katastrophe, auf die er zusteuerte, zu entfliehen. Er hatte schon einmal auf einer solchen Düne gestanden und in die Wüste hinausgestarrt. Aber diesmal, das spürte er, würde hinter dem Horizont nicht die Rettung, sondern etwas anderes lauern. Etwas, das er nicht in Worte zu fassen vermochte und das mit dem Bösen, jenem finsteren, schwarzen Bruder, den der Geist der Höhle tief in ihm geweckt hatte, verwandt schien. Und für einen winzigen Augenblick wußte er, daß alle seine Anstrengungen letztlich umsonst sein würden, daß - egal, was er tat - das Ende anders, ganz anders und grausamer sein würde, als er sich jetzt schon vorstellen konnte.

Irgendwann, nach einer Ewigkeit, wie es ihm vorkam, ging die Sonne unter, und für einen flüchtigen Moment verwandelte sich die Wüste in ein verwirrendes Mosaik aus Schatten und Hügeln und schwächer werdendem Licht.

Sie brachen auf. Zu Anfang redeten sie noch miteinander, aber ihre Gespräche wurden mit jeder Meile, die sie zurücklegten, flacher und leiser, bis sie schließlich schweigend nebeneinander hermarschierten, jeder allein mit sich und seinen Gedanken, voller Furcht oder Wut und Haß oder auch beidem. Aber auch das verging, und nach einer Weile mußten sie ihre ganze Kraft darauf konzentrieren, zu laufen, nichts weiter zu tun, als zu laufen und mechanisch einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Skar wußte, daß sie es nicht schaffen würden. Sie kamen gut voran, aber es war noch nicht Mitternacht, und schon jetzt war die Tatsache nicht mehr zu übersehen, daß die Kräfte der Männer mit jedem Schritt mehr schwanden. Irgendwann, vielleicht in zwei, drei Stunden, vielleicht schon in wenigen Minuten, würde der erste aufgeben und zusammenbrechen, um zu sterben. Vermutlich würden er und Del als letzte übrigbleiben; vielleicht noch Bernec. Aber auch sie würden sterben, sobald die Sonne aufging. Hier, in der Nonakesh, hatte ihre Geschichte begonnen, und hier würde sie auch enden.

Skar hob müde den Kopf und blickte nach oben. Der Himmel war leer; eine blauschwarze Ebene, von der das kalte Licht der Sterne wie die unzähligen Augen einer gefühllosen Gottheit zu ihnen herabzublicken schien. Es erschien Skar fast wie ein böser Hohn, daß sie bisher wenig mehr als den Schatten eines Hogers gesehen hatten. Ihm wäre fast wohler gewesen, wenn die schwarzen Bestien sie angegriffen hätten. Gegen einen Feind aus Fleisch und Blut konnte man wenigstens kämpfen.

Er versuchte, einen Blick von Coar zu erhaschen, aber ihr Gesicht war leer: eine starre Fläche, die von verkrustetem Sand und Staub in eine bizarre Totenmaske verwandelt worden war. Ihre Bewegungen waren monoton und hölzern. Vielleicht, dachte er, würde sie gar nicht mehr aufhören können zu laufen, selbst wenn sie den rettenden Wald erreichten. Er wollte etwas sagen, aber seine Kehle war trocken und taub vor Durst und Erschöpfung.

Bernec blieb plötzlich stehen und hob die Hand. »Wartet!« krächzte er. »Ich ... ich glaube, ich höre etwas. Reiter. Das sind ... Reiter.«

Skar lauschte ebenfalls, aber er hörte nichts außer dem monotonen Gesang des Windes und die mühsamen, schleppenden Schritte der anderen. »Ich höre nichts«, sagte er.

»Reiter«, beharrte Bernec. »Viele Reiter.« Er schien zu schwach zu sein, um noch zusammenhängende Sätze zu bilden. Er machte einen Schritt, wankte und brach mit einem wimmernden Laut in die Knie. »Flieht«, keuchte er. »Ihr müßt ... weg.« Skar wollte ihm auf die Füße helfen, aber Bernec schüttelte seine Hand mit erstaunlicher Kraft ab. »Flieh, Skar«, keuchte er. »Du und Coar. Ihr ... müßt euch in Sicherheit bringen. Wir halten sie auf. Vielleicht ... suchen sie nicht weiter, wenn sie uns hier finden.«

Skar setzte zu einer scharfen Antwort an, stockte und legte verblüfft den Kopf auf die Seite. Der Wind trug ein dumpfes, hämmerndes Geräusch mit sich. Pferde! »Du ... du hast recht!« keuchte er. »Das sind Pferde! Reiter! Verdammt, Bernec, du hast recht! Wir sind gerettet!«

»Es sind Reiter«, sagte Bernec spröde. »Aber Reiter aus Ipcearn. Seshars Reiter, Skar. Sie ... werden uns töten.«

Skar fuhr geduckt herum und versuchte, die Dunkelheit vor ihnen mit Blicken zu durchdringen.

»Flieh«, keuchte Bernec noch einmal. »Ihr habt eine Chance. Aber ihr müßt euch beeilen. Verbergt euch irgendwo in den Dünen. In der Dunkelheit werden sie eure Spuren nicht finden. Verschwinde endlich!«

Skar schüttelte entschieden den Kopf. »Den Teufel werde ich tun«, sagte er grimmig. »Del! Nach links hinüber! Hinter die Düne. Wir greifen an, wenn sie zwischen uns und Bernecs Leuten sind!« Del nickte knapp, löste den Bogen von seiner Schulter und verschwand mit federnden Schritten in der Nacht.

»Das ist Wahnsinn«, keuchte Bernec. »Ihr könnt sie nicht besiegen. Es sind zu viele, und wir haben keine Kraft mehr zum Kämpfen.«

»O doch«, sagte Skar entschlossen. »Die habt ihr.« Er warf einen hastigen Blick über die Schulter zurück. Das dumpfe Trommeln der Pferdehufe war lauter geworden, aber noch war von den Reitern selbst nichts zu sehen. Die eisige, trockene Nachtluft mußte den Schall sehr weit tragen. »Hör zu«, sagte er hastig. »Und die anderen auch. Ich werde jetzt auf den Kamm dieser Düne steigen und mich dort verbergen, bis sie genau zwischen uns sind. Und wenn ich das Zeichen dazu gebe, dann werdet ihr eure Bögen nehmen und so viele von ihnen aus den Sätteln schießen, wie ihr könnt. Ich verlange nicht, daß ihr trefft. Alles, was ich und Del brauchen, sind ein paar Sekunden Zeit. Beschäftigt sie einen Moment, das ist alles, was ich verlange. Und paßt auf, daß ihr die Pferde nicht trefft. Wir brauchen sie!« Er riß Bernec am Arm in die Höhe, zerrte den Bogen von seinem Rücken herunter und zwang ihn, danach zu greifen. »Nimm!« befahl er. »Und wehr dich. Denk an deinen Sohn, Bernec. Du hast nicht das Recht, dein Leben wegzuwerfen! In Cearn wartet noch Arbeit auf dich!«

Sein barscher Tonfall schien Erfolg zu haben. Bernec stöhnte, betrachtete den Bogen in seiner Hand eine Sekunde lang verwundert, als wüßte er nicht, was er damit anfangen sollte, und nickte dann mühsam. »Gut«, murmelte er. »Wir ... versuchen es.«

»Ihr werdet es nicht versuchen«, schnappte Skar, »sondern tun!«

Bernec griff mit steifen Fingern nach dem Köcher an seiner Seite und legte einen Pfeil auf die Sehne. Seine Hände zitterten. Skar warf ihm einen letzten, warnenden Blick zu, fuhr herum und lief rasch nach rechts davon. Er wußte, daß weder Bernec noch einer der anderen wirklich noch in der Lage waren, den Angreifern ernstzunehmenden Widerstand entgegenzusetzen. Aber das war auch nicht nötig. Del und er brauchten ein paar Sekunden, mehr nicht. Dem Geräusch nach zu schließen, mußte der Trupp, der da durch die Wüste auf sie zusprengte, aus fast zwanzig Berittenen bestehen. Und trotzdem hatten sie eine Chance. Wenn es Bernec und seinen Männern gelang, die Angreifer auch nur für einen kurzen Moment abzulenken, konnten sie die Hälfte von ihnen aus den Sätteln schießen, bevor sie überhaupt gemerkt hatten, daß sie in eine Falle geraten waren. Mit etwas Glück würden die anderen fliehen. Wenn nicht, mußten sie es auf ein Handgemenge ankommen lassen. Die Cearner mochten im Wald gefährliche Gegner sein, aber dies hier war freies, deckungsloses Gelände, und im offenen Kampf Mann gegen Mann konnte ein Satai auch mit einer fünffachen Überlegenheit fertig werden. Aber es mußte schnell gehen, sehr schnell. Die Kraft, die ihn durchströmte, war nicht mehr als ein letztes Aufbäumen, mit dem sein Körper auf jahrzehntelang antrainierte Kampfreflexe reagierte. Sie würden entweder sofort siegen oder gar nicht.

Er erreichte den Hügelkamm, warf sich der Länge nach in den Sand und riß Köcher und Bogen vom Rücken. Die Luft über der Wüste schien vom Dröhnen der Hufe zu vibrieren. Ein heller, anfeuernder Ruf drang an sein Ohr, gefolgt von einem schmerzhaften Wiehern, als der unsichtbare Reiter seinem Tier gnadenlos die Sporen in die Seite rammte. Skar legte einen Pfeil auf die Sehne, richtete sich in eine halb sitzende, halb hockende Stellung auf und zielte in die Dunkelheit jenseits der nächsten Hügelkette hinaus. Langsam begann er eine Anzahl flacher, geduckter Schatten gegen den samtblauen Hintergrund des Nachthimmels auszumachen. Reiter - zuerst einen, dann zwei, drei, vier ... und Pferde. Eine große Anzahl reiterloser Pferde ...

Skar zog verwundert die Brauen zusammen. Er hatte mit seiner Schätzung ziemlich dicht an der Wirklichkeit gelegen - es mußten ungefähr zwanzig Pferde sein. Aber nur auf fünfen davon saßen Reiter ...

Die Bogensehne in seiner Hand entspannte sich. Er richtete sich für einen Moment auf, hob den Arm und winkte; das Zeichen für Del, noch mit dem Angriff zu warten. Etwas war dort unten nicht in Ordnung.

Der Reitertrupp sprengte heran, umging in weitem Bogen die letzte Düne und galoppierte mit unvermindertem Tempo auf Bernecs Gruppe zu. Skar konnte erkennen, wie die Männer dort unter ihnen plötzlich wild durcheinanderliefen. »Satai!« drang Bernecs Stimme zu ihm herauf. »Skar! Del! Nicht schießen! Es sind unsere Leute! Nicht schießen!«

Skar ließ den Bogen endgültig sinken und stand auf. Unter den Reitern entstand für einen kurzen Moment Unruhe, als sie die beiden Gestalten der Satai auf den Hügeln über sich gewahrten. Eines der reiterlosen Pferde kreischte erschrocken auf und ging durch.

»Es sind Freunde!« rief Bernec noch einmal. Er hob die Arme und fuchtelte wild mit den Händen in der Luft, als hätte er Angst, daß Skar und Del ihn nicht verstehen und trotzdem angreifen würden.

Skar winkte zurück und begann mit raschen Schritten die Düne hinunterzulaufen. Auf der anderen Seite des Hügeltales machte sich Del auf den Rückweg. Skar fühlte eine tiefe Erleichterung, daß es nicht zum Kampf gekommen war. Er hatte keine Angst davor gehabt, aber es war das erste Mal, daß er vor einem Kampf etwas anderes als Ruhe und angespannte Konzentration verspürt hatte. Er wollte nicht mehr töten. Diese Männer und Frauen - auch die Bewohner Ipcearns - waren nicht ihre Feinde.

Er und Del langten nahezu gleichzeitig bei der Gruppe an. Das Hügeltal war erfüllt vom aufgeregten Stampfen der Pferde, von Stimmengewirr und Lachen. Die Reiter stammten aus Went. Zwei von ihnen erkannte er wieder. Jemand drückte ihm einen prallen Wasserbeutel in die Hand, ein anderer reichte ihm Brot und Fleisch, kaum daß er ein paar Schlucke getrunken und seinen schlimmsten Durst gelöscht hatte. Er nahm beides an, trank und aß mit schnellen, gierigen Bewegungen und ließ sich zitternd gegen die Flanke eines Pferdes sinken. Das Tier zitterte vor Anstrengung. Es keuchte und verströmte einen durchdringenden, scharfen Schweißgeruch. Die Männer mußten ihre Pferde gnadenlos durch die Wüste gehetzt haben.

»Ich ... ich bin froh, daß ihr mich verstanden habt«, keuchte Bernec, als Skar nach einem kurzen Moment der Ruhe zu ihm hinüberging. »Für einen Moment hatte ich Angst, ihr könntet mich nicht verstehen.«

»Was ist geschehen?« fragte Skar, ohne auf Bernecs Worte einzugehen.

Bernecs Gesicht verdüsterte sich. »Went ist besetzt«, sagte er dumpf. »Aber du fragst Nopath am besten selbst.« Er deutete auf einen blonden, breitschultrigen Jüngling in der grünen Kleidung der Waldläufer, der neben einem gestürzten Krieger niedergekniet war und ihm mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen Wasser einflößte.

Skar ging zu ihm hinüber und wartete geduldig, bis er den Mann versorgt hatte. »Du bist Nopath?« fragte er.

Der Cearner sah auf. Skar erschrak beinahe, als er in sein Gesicht sah. Der Mann sah nur wenig frischer aus als sie selbst - der Wahnsinnsritt durch den Wald und die Wüste mußte seine Kräfte bis zum Äußersten strapaziert haben.

»Was ist passiert?«

Nopath zögerte sichtlich. »Ihr ... seid verraten worden«, sagte er nach einer Weile. »Kurz nach eurem Aufbruch kamen Truppen aus Ipcearn. Sie haben Went besetzt. Die Garde wurde entwaffnet, und Mergell herrscht jetzt über die Stadt, wenigstens so lange, bis ein neuer Kommandant ernannt wird.«

Skar war nicht sonderlich überrascht. Er hatte nur nicht damit gerechnet, daß Seshar so schnell reagieren würde. »Und?«

»Sie haben Patrouillen ausgeschickt, die nach euch suchen sollen«, fuhr Nopath fort. »Jeder Mann in Cearn hat den Auftrag, euch zu verhaften und sofort nach Ipcearn zu bringen.«

Skar lächelte humorlos. »Wir sind einer diese Patrouillen begegnet«, sagte er grimmig. »Weiter.«

»Nichts weiter«, murmelte Nopath schulterzuckend. »Wir haben uns nach Dunkelwerden aus der Stadt geschlichen und ein paar Pferde gestohlen, um euch entgegenzureiten.« Er stand auf, rieb nervös die Handflächen aneinander und sah erst Skar, dann Del und schließlich Bernec an. »Went wartet auf deine Rückkehr«, sagte er entschlossen. »Wir sind bereit zuzuschlagen, sobald du es befiehlst.«

»Nicht so voreilig«, sagte Skar hastig. »Es nutzt niemandem, wenn wir Mergell und seine Soldaten aus der Stadt werfen. Seshar wird neue Truppen schicken.«

»Dann besiegen wir auch sie«, gab Nopath trotzig zurück. »Went ist stark genug, sich zu wehren. Wir haben Seshars Terror lange genug geduldet. Auch Ipcearn ist nicht uneinnehmbar.«

Skar seufzte. Er schüttelte den Kopf, bedachte Nopath mit einem fast mitleidigen Blick und wandte sich dann wieder an Bernec. »Ein Bruder von dir?« fragte er leise.

Aber Bernec blieb ernst. »Viele von uns denken so«, sagte er. »Nicht nur ich, Skar. Seshar hat den Bogen überspannt. Diesmal werden wir kämpfen.«

»Und dann?« gab Skar ruhig zurück. »Werdet ihr Ipcearn stürmen und die Könige hinrichten, oder begnügt ihr euch damit, eine freie Republik Went auszurufen und euch die nächsten hundert Generationen in einem Bruderkrieg aufzureiben?« Bernecs Lippen zitterten vor Wut. »Du verstehst nichts, Skar!« schnappte er. »Nichts. Unser Volk ...«

»Ich verstehe mehr, als du glaubst, Junge«, unterbrach ihn Skar. »Ich habe Dutzende wie dich erlebt - Kinder, die glauben, die Fähigkeit, ein Schwert zu führen, würde ausreichen, um die Zukunft zu verändern. Nichts wirst du erreichen, Bernec, gar nichts. Du wirst Cearn zerstören und alles vernichten, wofür dein Volk generationenlang gekämpft und gelitten hat. Sieh dich doch an!« fuhr er, etwas lauter und mit absichtlicher Herablassung fort. »Es ist noch keine zehn Minuten her, da hast du im Sand gelegen und gewimmert vor Angst, und deine sogenannten Krieger sind keinen Deut besser! Ich zweifle nicht daran, daß ihr Mergell und die Handvoll Soldaten, die er mitgebracht hat, aus Went hinauswerfen könnt, aber wenn Seshar mehr Soldaten schickt, werdet ihr euch keinen Tag halten können.«

Bernec erbleichte. »Du ...«, keuchte er, »du ...«

Skar brachte ihn mit einem leisen, höhnischen Lachen zum Verstummen. »Aparte wenigstens, bis du wieder genug Kraft hast, dich mit mir zu streiten«, sagte er ruhig. »Und dann versuche, auf ein Pferd zu steigen. Vielleicht schaffst du es noch, bis Went zu kommen.« Er starrte Bernec noch einen Herzschlag lang durchdringend an, ehe er mit einem Ruck herumfuhr und sich auf den Rücken des nächstbesten Pferdes schwang.

»Sitzt auf! Wir müssen weiter!« Jemand berührte ihn an der Seite. Es war Coar. »Die Männer brauchen Ruhe«, sagte sie flehend. »Nur eine Stunde, Skar. Sie... sie sind am Ende.«

»Oh, natürlich«, spottete Skar. »Die Krieger müssen sich vor der Schlacht ausruhen, nicht? Nur eine Stunde. Warum nicht drei oder vier, bis die Sonne aufgeht und uns entweder die Hoger oder Mergells Späher entdeckt haben?« Er riß das Pferd wütend an den Zügeln herum, ritt auf Bernec und Nopath zu und beugte sich im Sattel vor. »Wenn ihr auch nur eine verschwindend geringe Chance haben wollt, Cearn lebend zu erreichen, dann steigt auf die Pferde und reitet. In drei oder vier Stunden geht die Sonne auf. Bis dahin müssen wir hier verschwunden sein!«

Bernec rührte sich nicht von der Stelle, aber Skar sah, daß das, was er vielleicht für Kraft halten mochte, in Wirklichkeit nur Trotz war. Insgeheim hatte er wohl erkannt, daß Skar recht hatte. Aber er war zu stolz, es zuzugeben. Noch. »Nun mach schon«, sagte er, etwas sanfter, aber immer noch so laut, daß ihn jeder verstand. »Wir müssen weg.«

Wenige Minuten später brachen sie auf. Aber die Sonne ging bereits wieder unter, ehe sie Went erreichten.

»Wie willst du vorgehen?« fragte Del leise.

Skar blickte sekundenlang zu den geschlossenen Toren Wents hinüber, ohne zu antworten. Sie hatten Cearn beim ersten Schimmer des Morgengrauens erreicht und sich und ihre Tiere unweit des Waldrandes versteckt, um bis zum Abend abzuwarten und auszuruhen. Die Männer hatten geschlafen und gegessen, aber die wenigen Stunden Ruhe reichten kaum aus, die Spuren der überstandenen Strapazen zu tilgen. Keiner von ihnen war fähig zu kämpfen.

»Wir werden ganz offen in die Stadt hineinreiten«, murmelte er nach einer Weile. »Durch dieses Tor.«

Del runzelte mißbilligend die Stirn. »Hältst du das für eine gute Idee?«

»Wir sind zu viele, um ungesehen über die Hecke zu kommen«, gab Skar zurück. »Und Mergell wird es nicht wagen, uns einfach niederschießen zu lassen, auch wenn es vermutlich nichts gibt, was er lieber täte.« Er lachte leise und tätschelte geistesabwesend den Hals seines Pferdes. »Er sitzt auf einem Pulverfaß, und er weiß es. Die fünfzig Männer, die er hat, würden sich keine Minute halten können, wenn ganz Went gegen ihn aufsteht.« Er drehte sich halb im Sattel um und blickte zum Waldrand zurück.

Bernec war mit dem Rest ihrer kleinen Streitmacht zurückgeblieben, um ihnen Deckung zu geben, falls sie wider Erwarten angegriffen werden sollten. Aber bisher war nichts geschehen. Skar zweifelte nicht daran, daß Mergell bereits wußte, daß sie zurück waren. Del und er hatten sich keine sonderliche Mühe gegeben, unentdeckt zu bleiben, und die Posten auf den hölzernen Wachtürmen jenseits der hohen Dornenhecke trugen die Uniformen lpcearns.

Er hob die Hand, winkte und wartete ungeduldig, bis sich das Unterholz teilte und die Reiter langsam herankamen. Das graue Licht der Dämmerung ließ sie zu schwarzen Schatten werden, die sich gegen den Hintergrund des Waldes einzig durch ihre Bewegungen abhoben. Skar glaubte die Nervosität, die sich über der Gruppe ausgebreitet hatte, regelrecht sehen zu können. Die Hände der Männer ruhten auf den Griffstücken ihrer Waffen.

Er nickte Bernec aufmunternd zu, drehte sich wieder um und preßte seinem Pferd sanft die Schenkel in die Seite. Das Tier warf den Kopf zurück und wieherte: ein leiser, heller Ton, der selbst jenseits der doppelten Dornenhecke noch deutlich zu hören sein mußte. Es spürte wohl die Nähe des Stalles und tänzelte nervös. Skar kraulte es sanft zwischen den Ohren: eine Bewegung, die wohl eher zu seiner eigenen Beruhigung diente als der des Tieres.

Das schwere, hölzerne Tor wurde von innen geöffnet, als sie noch wenige Meter davon entfernt waren. Dunkelroter Feuerschein fiel auf den schmalen Waldweg heraus und ließ die Risse und Unebenheiten des Bodens überdeutlich hervortreten. Skar ritt in gleichmäßigem Tempo weiter und beugte sich tief im Sattel vor, um nicht mit dem Kopf gegen den niedrigen Torbogen zu stoßen. Rechts und links des Weges, der durch den schmalen Verteidigungsgürtel führte, brannten flackernde Feuer. Die Stadt war still; unheimlich still. Eine Ruhe, die wie in Erwartung irgendeines schrecklichen Ereignisses zu pulsieren schien.

»Gib auf Bernec acht«, flüsterte Skar.

Del nickte unmerklich. Sein Blick tastete nervös über die Doppelreihe schweigender Krieger, die den Weg jenseits der inneren Hecke flankierten. Es mußten an die fünfzig sein. Mergell hatte seine gesamte Streitmacht aufgeboten, um sie zu empfangen.

Skar ritt unbeeindruckt weiter, passierte das zweite, innere Tor und brachte sein Tier wenige Schritte vor Mergell zum Stehen. Die gespannten Bögen in den Händen der Ipcearner folgten jeder seiner Bewegungen.

»Ich wußte, daß wir uns wiedersehen«, sagte Mergell leise. Er sprach langsam und übermäßig betont, aber es gelang ihm nicht völlig, den nervösen Unterton in seiner Stimme zu leugnen. »Ihr habt es also geschafft«, fuhr er fort, deutlich zwischen Resignation und widerwilliger Anerkennung schwankend.

Skar nickte. »Trotz der Bemühungen deines Freundes, ja.«

»Ist er ...?«

»Tot«, bestätigte Skar. »Aber wir haben ihn nicht getötet, wenn du das wissen wolltest.«

Mergell schwieg einen Moment. »Ihr hättet niemals hierherkommen dürfen«, sagte er dann.

Skar zuckte scheinbar unbeeindruckt mit den Achseln. »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte er gleichmütig. »Aber wir sind nun einmal hier. Ich beneide dich nicht um deine Aufgabe, Mergell. Was willst du jetzt tun?« Er wies mit einem Kopfnicken auf die Krieger rechts und links des Weges und lächelte spöttisch. »Uns töten lassen?«

»Nur, wenn es sein muß«, antwortete Mergell. »Ich habe Befehl, euch nach Ipcearn zu bringen. Dich, deinen Freund, Bernec - alle, die mit euch in der Wüste waren. Keinem wird ein Leid geschehen, wenn ihr euch fügt.«

»Und wenn nicht?« lächelte Skar. »Du kannst uns umbringen, aber dann würdest du ganz Cearn in Brand setzen. Und du weißt es. Gib auf, Mergell. Du magst im Augenblick in der besseren Position sein, aber ich habe dir schon einmal erklärt, daß der, der einen Kampf gewinnt, nicht unbedingt der Sieger sein muß.«

»Du verstehst nichts«, sagte Mergell gequält. »Du und dein Freund - ihr seid aus dem Nichts gekommen und zerstört unsere Welt. Ich sollte dich töten, gleich auf der Stelle, selbst wenn es mein eigenes Leben und das vieler anderer kostet. Aber es würde nichts mehr ändern. Ich könnte es dir befehlen, aber ich tue es nicht - ich bitte dich, Skar. Komm mit mir nach Ipcearn. Wir sorgen dafür, daß ihr dann unser Land unbeschadet verlassen könnt.«

Skar schüttelte sanft den Kopf. »Es ist zu spät, Mergell. Es spielt keine Rolle mehr, was mit Del und mir geschieht.«

Mergell schwieg eine Weile. »Ich glaube, du hast recht«, murmelte er dann niedergeschlagen. »Aber mir bleibt keine Wahl. Verstehst du das?«

Skar nickte wortlos und ließ sich aus dem Sattel fallen. Drei, vier Pfeile zischten über den Rücken des Tieres hinweg, ein weiteres Geschoß bohrte sich Zentimeter neben ihm in den Boden. Skar rollte zur Seite, sprang auf die Füße und warf sich mit weit ausgebreiteten Armen in die Reihe der Bogenschützen. Ein gellender, vielstimmiger Schrei zerriß die Stille. Bogensehnen sirrten, und Menschen und Tiere schrien getroffen auf. Skar schleuderte einen Krieger zu Boden, duckte sich unter einem Schwertstreich weg und packte einen zweiten Mann, um ihn wie einen lebenden Schutzschild vor sich zu halten. Ein Pfeil sirrte heran und bohrte sich mit dumpfem Klatschen in die Brust des Soldaten.

»Hört auf! Aufhören, habe ich gesagt!« schrie Mergell. Aber seine Stimme ging im Crescendo des Kampfes unter.

Plötzlich schien auf dem Platz neben dem Tor die Hölle loszubrechen. Mehr als die Hälfte von Bernecs Streitmacht war schon dem ersten Pfeilhagel zum Opfer gefallen, aber die Überlebenden wehrten sich mit dem Mut von Verzweifelten. Schwerter blitzten auf, und das dumpfe Krachen von Stahl, der auf Fleisch und Knochen traf, mischte sich mit den gellenden Schreien der Sterbenden. Skar schleuderte den toten Krieger von sich, zertrümmerte den Schild eines weiteren Angreifers mit einem wütenden Fußtritt und riß seine Waffe aus dem Gürtel. Silbernes Sternenlicht blitzte auf der schmalen Klinge des Tschekal auf. Das Schwert schnitt mit einem hellen, reißenden Geräusch durch Holz und Leder, zertrümmerte Schwerter und Schilde und barst durch Brustpanzer und Helme. Skar dachte in diesem Moment nicht mehr. Für Augenblicke verwandelte er sich in eine tobende Kampfmaschine, einen schwarzen, aus den tiefsten Schlünden der Hölle emporgestiegenen Rachedämon, der durch die Reihen der Ipcearner brach und eine blutige Spur von Tod und Verderben zurückließ. Sein Schwert schuf einen flirrenden, tödlichen Halbkreis aus blitzenden Lichtreflexen und Blut, tötete, zerschlug, verstümmelte. Aufhören! dachte Skar verzweifelt. Ich mußaufhören! Das ist Wahnsinn!! Aber er hörte nicht auf, sondern kämpfte weiter und tötete Mann auf Mann, als wäre er in einem unseligen, blutigen Rausch gefangen. Und tief, tief in ihm, schien eine leise, dunkle Stimme zu lachen.

Er schrie, rammte einem Krieger, der sich todesmutig in seine Bahn warf, das Schwert bis zum Heft in die Brust und tötete einen zweiten durch einen Ellbogenstoß. Er merkte nicht, daß der Kampf rings um ihn herum verebbte, daß es schließlich nur noch er war, der auf die längst verängstigten und zurückweichenden Soldaten eindrang und Mann auf Mann erschlug.

Und dann stand er Mergell gegenüber. Die Krieger, die seinem Toben entronnen waren, hatten ihre Waffen weggeworfen und sich ergeben. Es gab jetzt nur noch sie beide, ihn und Mergell. Was nun kam, ging nur noch sie an, so, wie der ganze Kampf von Anfang an im Grunde nur ein Kampf zwischen ihnen beiden gewesen war. »Gib auf«, flüsterte Skar. »Du hast verloren.«

Mergell schüttelte den Kopf. »Nein, Skar«, antwortete er. »Diesmal nicht. Diesmal hast du verloren.« Sein Gesicht zuckte. Plötzlich begann er zu lachen. Er sprang zurück, riß den Säbel mit beiden Händen über den Kopf und drang mit einem gellenden Schrei auf Skar ein.

Skars Klinge zuckte in einer Bewegung vor, die zu schnell war, als daß das menschliche Auge ihr folgen konnte. Mergells Waffe war plötzlich verschwunden; seine Handgelenke blutige, zuckende Stümpfe. Das Tschekal beschrieb einen flimmernden Halbkreis, krachte mit ungeheurer Wucht auf Mergells Helm herab und spaltete seinen Schädel fast bis zur Brust herab.

Irgend jemand schrie; ein heller, hysterischer Ton, der irgendwo weit jenseits der Grenze normalen Entsetzens vibrierte. Skar trat zurück, schloß die Augen und atmete hörbar aus. Die Waffe entglitt seinen Fingern und polterte zu Boden. Er wankte, drehte sich mühsam um und ging mit schleppenden Schritten auf Coar und Bernec zu.

Coars Augen waren unnatürlich geweitet. Sie zitterte, und ein lautloses, schmerzhaftes Schluchzen ließ ihren Körper erbeben. Sekundenlang starrte sie wie hypnotisiert auf Mergells Leichnam, riß sich dann mit sichtlicher Anstrengung los und sah Skar an. Aber in ihrem Blick lag nur Angst. Angst und etwas, das schlimmer war.

»Seid ihr nun zufrieden?« fragte Skar leise. »Ihr wolltet doch wissen, wie ein Satai kämpft. Ihr wolltet es doch sehen, oder?« Plötzlich schrie er auf, riß Bernec mit einer brutalen Bewegung zu sich heran und zwang ihn, Mergells Leichnam anzusehen. »Sieh es dir an, Bernec!« brüllte er. »Sieh es dirgenau an! Das war es doch, was ich euch beibringen sollte, oder?« Er versetzte ihm einen Stoß, der ihn vorwärtstaumeln und auf die Knie fallen ließ, packte ihn bei den Haaren und schleuderte ihn in die Blutlache, die den Boden neben Mergells Leichnam dunkel färbte. Bernec schrie auf, sprang hoch und fuhr sich angeekelt durchs Gesicht. »Was ist los mit dir?!« zischte Skar. »Angst? Oder ekelst du dich nur? Schau dich ruhig um, Bernec. Was du siehst, ist nur ein kleiner Vorgeschmack von dem, was du erleben wirst. Das hier ist dein Weg, die Zukunft, die du deinem Volk zugedacht hast.«

Bernec wimmerte. »Hör auf«, keuchte er. »Hör auf, hör auf, hör auf. Ich ...«

»Oh, nein«, sagte Skar. »Ich werde nicht aufhören. Ich habe noch nicht einmal richtig angefangen, Bernec. Du willst den Krieg. Die Revolution, Freiheit für dein Volk! Dann sieh sie dir an, deine Freiheit!!!«

»HÖR AUF!!« kreischte Bernec mit überschnappender Stimme.

»Du widerst mich an. Du ... du verdammtes Ungeheuer!«

Skar lachte, versetzte ihm einen Stoß vor die Brust, der ihn erneut zu Boden stürzen ließ, und ging wortlos davon.

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