September

Der Blick auf die Alpen. Sie kauerte nieder. Verdrehte den Kopf. Schaute zur Balkontür. Baumkronen. Hinter dem Balkon Baumkronen. Gino hatte sein Bett so in die Ecke geschoben. Er schaute in die Kronen der Buchenallee hinter dem Krankenhaus. Die Berge. Von Ginos Kopfpolster aus verschwanden die Berge hinter den Bäumen. Gino würde nicht so bald bergsteigen können. Da wollte er die Berge lieber nicht sehen.

Sie ging auf den Balkon. Ginos Mutter lehnte am Geländer. Schaute in das Zimmer. Schaute auf das leere Bett. Ob sie einen Kaffee trinken wolle. Etwas essen. Sie habe sicher nicht richtig gefrühstückt. Die Frau schüttelte den Kopf. Sie richtete sich aber auf. Ins Bistro gehen. In die Halle. Ja. Herumgehen. Bewegen. Sie konnte einen Orangensaft trinken. Man müsse nicht hierbleiben. Im Zimmer warten. Das konnte einen verrückt machen. Nein. Die hätten die Handynummer. Die konnten sie überall erreichen. Sie musste nicht hierblieben. Sie mussten nicht hierbleiben. Und Amy solle die Balkontür schließen. Man wisse ja doch nicht, wer da herumginge. Ginos Sachen wären eingesperrt. Im Schrank. Sie habe den Schlüssel. Aber trotzdem. Man wolle doch niemanden verleiten. Ins Zimmer zu kommen und. Ginos Mutter sprach den Satz nicht zu Ende und ging aus dem Zimmer.

Sie verschloss die Balkontür. Die Zimmertür. Sie lief noch einmal ins Zimmer zurück. Holte ihre Handtasche. Wenn man nicht wissen konnte, wer da herumging. Sie eilte der Frau nach. Ging neben ihr den Gang hinunter. Die breite Stiege in die Halle. Sonnenlicht durch das Glasdach. Die Sonne schräg. Der Staub auf den Blättern der großen Topfpflanzen. Sie griff nach einem der Blätter. Im Vorbeigehen. Es waren lebende Pflanzen. Sahen aus wie Seidenblumen. Ginos Mutter ging sehr rasch. Sie durchquerten die Halle. Ginos Mutter ging im Bistro ganz nach hinten. In den tiefen Schatten, wo der obere Stock über das Atrium hereinragte. Sie könne jetzt nicht in der Sonne sitzen, sagte sie. Noch dazu, wo das eine Glashaussonne sei. Sie schaute auf die Tischplatte. Sie sei doch keine Glashausblume. Wie man das machen könne. So viel Sonne, und dann war man doch im Haus drinnen.

Die Kellnerin kam. Kaffee. Orangensaft. Ginos Mutter nahm Orangensaft. Sie bestellte ein Brötchen mit Butter. Sie hätte noch gar nichts zu essen gehabt. Die Wirtin in der Pension Feichtinger. Die hätte ihr zugeredet. Aber es wäre nicht gegangen. Sie sagte das alles aber nur, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte. Weil sie etwas aß. Sie sollten Krankenwache halten. An Gino denken. Wie er gerade operiert wurde. Aber sie konnte sich nicht an seine Stelle denken. Er war ja bewusstlos. Spürte nichts. Hoffentlich. Er war jetzt auch nur ein Auto, das gerichtet wurde. Eine Maschine. Ein Maschinchen. Gino war ein Maschinchen. Ginos Mutter hatte schon recht. Es war zu hell. Die Sonne blendete. In der Halle draußen. Sie waren die einzigen im Bistro. Die ersten. Die Kellnerin schaltete die Kaffeemaschine erst an. Mahlte Kaffee. Ließ Wasser ein. Kontrollierte die Druckanzeiger. Sie sahen ihr zu.

Ob sie eine Zeitung besorgen solle. Sie stand auf. Nein, sagte Ginos Mutter. Sie könne keine Zeitung lesen. Wie solle sie jetzt Zeitung lesen. Ginos Mutter beugte sich über den Tisch. Stützte ihre Ellbogen auf. Hielt ihren Kopf. Wie lange das weitergehen würde. Jetzt hier schon das zweite Mal. In Cham die allererste Operation. In München eine. Ihr Ingo würde jetzt das vierte Mal operiert. Das rechte Knie bräuchte sicher noch ein weiteres Mal. Das hatte der Professor schon gesagt. Ihr Bub. Wie sollte der das aushalten. Die Frau hielt ihren Kopf mit beiden Händen. Presste ihren Kopf zwischen ihren Händen zusammen. Die Finger weiß vom Drücken. Sie ließ den Kopf los und wandte sich an sie.»Sie wissen. «Sie hielt ihren Kopf nah an ihr Gesicht.»Sie wissen. «Sie sagte das drohend. Böse. Vorwurfsvoll.»Sie wissen. Die haben ihm das Knie zerschlagen. Wissen Sie das. Zerschlagen. Systematisch zerschlagen. «Die Frau wandte sich wieder ab. Hielt den Kopf.»Mein Ingo. Mein armer, armer Ingo. «Die Frau flüsterte. Wiederholte ihr Geflüster. Immer wieder. Ihr armer Ingo. Wie es das geben könne.

Sie lehnte sich zurück. In der Halle. Hinter der Glaswand des Bistros. Vor der Auskunft. Eine Gruppe hatte sich angesammelt. Zwei Frauen gingen die Stiegen hinauf. Redeten. Gingen langsam. Sie blieben immer wieder stehen und erzählten einander etwas. Die Glaslifte. Personen entschwebten hinauf. Ließen sich heruntertragen. Krankenschwestern. Pfleger. Sie gingen nach rechts hinten. Kamen von da. Querten die Halle. Trugen Papiere. Schlüssel. Eilig und absichtsvoll. Eine Putzfrau schob einen breiten Wischmopp vor den Liften hin und her. In der Mitte des Atriums ein Pflanzenbecken. Bänke rundherum. Leute saßen da. Setzten sich. Standen auf. Mit Stöcken. Krücken. Rollatoren. Gehgestellen. Alle in hellblau und weiß gestreiften Anstaltsmänteln. Kamen in das Bistro. Holten Kaffee in Bechern. Gingen hinaus. Setzen sich.

Sie sagte nichts. Konnte nichts sagen. Ginos Mutter saß vorgebeugt. Die Arme aufgestützt. Ihr Gesicht in den Händen begraben. Sie daneben. Sie konnte nichts sagen. Sie hatte ja auch nicht daran glauben können, dass es ein Autounfall gewesen war. Dass sie aber jetzt, nachdem Ginos Mutter es gesagt hatte. Dass es da mit einem Mal klar war. Sie schaute auf das Treiben hinaus. Sie wunderte sich nicht. Sie war kalt. Innen. Kalt.

Der Orangensaft wurde vor sie hingestellt. Der doppelte Espresso. Es habe so lange gedauert, weil die Maschine erst warm werden hätte müssen. Die Kellnerin schaute Ginos Mutter besorgt an. Dann sie. Das Brötchen käme auch gleich. Die Kellnerin ging. Ginos Mutter setzte sich auf. Sie begann in ihrer Tasche zu suchen. Amy müsse entschuldigen. Es wäre halt sehr viel. Diese Sache. Die Frau fand ein Taschentuch und wischte sich den Mund ab. Sie steckte das Taschentuch in die Tasche zurück. Wischte ihre Hände an ihren Jeans ab. Sie schluckte. Räusperte sich. Hüstelte. Sie nahm ihr Glas Orangensaft. Hielt es in der Hand. Starrte von oben in den Orangensaft hinunter. Sie seufzte. Ihr Ingo. Der wolle das nicht. Ingo wolle nicht, dass sie das sagte. Die Ärzte hätten die Verletzung ja angezeigt. Das Krankenhaus wäre dazu verpflichtet gewesen. Aber ihr Ingo. Der schüttle immer nur den Kopf. Er wolle gesund werden. Das wäre das einzig Wichtige. Die Frau schüttelte den Kopf. Seufzte noch tiefer. Im Gegenteil. Er mache ihr Vorwürfe. Vorwürfe. Das müsse man sich vorstellen. Er wolle sich nicht erinnern. Er sage nur, dass er sich nicht erinnern könne. Er wolle das nicht. Und er frage nur, warum sie ihn dazu zwingen wolle. Er sei froh, nichts Genaues wissen zu müssen. Es würde nichts ändern. Seine Knie müssten zusammengeflickt werden, was immer geschehen sei. Er habe keine Erinnerung. Deshalb sei ihm das auch gleichgültig. Er wolle seine Ruhe haben. Seinen Frieden. Sein Leben. Er wolle nur sein Leben wiederhaben. Ob Amy das richtig fände. Das alles.

Sie leerte Zucker aus dem schmalen, hellgrünen Zuckersäckchen in ihren Kaffee. Sie musste sich konzentrieren. Sie konnte sich nicht daran gewöhnen, dass Ginos Mutter Gino Ingo nannte. Und dass Gino seine Mutter ihn Ingo nennen ließ. Die Eibensteiners hatten Gino auch immer Ingo genannt. Weil das auf seiner Lohnsteuerkarte so gestanden hatte. Aber da war Gino jedes Mal wütend geworden. Er war dann zu ihr ins Zimmer gekommen und hatte geschrien, dass die dann doch ihren Gästen selber die wellness verpassen sollten. Wenn sie ihn nicht so weit respektieren konnten, dass sie ihn mit dem Namen ansprachen, den er bestimmte. Und überhaupt. Sie sollten Herr Magister Denning zu ihm sagen. Seine Wut hatte dann nie lange gedauert. Gino fiel immer wie von selber in sein Gleichgewicht zurück. Gino war immer so easy in sein Gleichgewicht zurückgeschaukelt. Gino sah einfach nur das Positive. Vor der Operation. Am Abend. Gestern. Sie hatten einen Augenblick alleine gehabt. Ginos Mutter war in das Bistro gegangen. Abendessen. Sie war bei Gino sitzen geblieben. Gino hatte sie angelächelt, nachdem seine Mutter aus dem Zimmer war. Wäre das nicht total herrlich. Seine Mutter. Sie holten alles nach. Alles, was sie in den letzten 15 Jahren versäumt gehabt hatten. Also praktisch sein ganzes Leben. Aber jetzt wären sie eine Mutter-Sohn-Combo der besten Sorte. Er fände es natürlich schon ein bisschen betrüblich. Gino hatte betrüblich gesagt. Er fände es natürlich schon irgendwie betrüblich, dass es seiner Verstümmelung bedurft hätte. Dass seine Mutter sich jetzt so sehr als seine Mutter fühlen könne, seit er ihr nicht mehr davonlaufen könnte. Seit er pflegebedürftig wäre. Aber seine Mutter. Die käme eben aus den 60er Jahren. Man müsse ja nur die Filme aus dieser Zeit anschauen. Und die Fernsehshows. Dann wisse man gleich, wie fucked up diese Generation werden hatte müssen. Gino redete auch mit ihr nicht über die Wahrheit. Er hatte nur gefragt, ob sie noch daran arbeite, die schärfste Agentin der gesamten Sicherheitsbranche zu werden. Die Superhostess der Sicherheit. Ob sie noch» allsecuriere«. Sie hatte ihm erzählt, dass sie jetzt Trisecura hießen. Und von der Fusion und dem verpatzten Börsengang. Und vielleicht. Vielleicht wusste Gino wirklich nichts. Konnte sich wirklich nicht erinnern. Die Gehirnerschütterung. Die Schädelbasisprellung. Da war das durchaus normal. Gino wollte Genaueres wissen. Was mache Cindy. Könne sie sich an Cindy erinnern. Aber sie wusste nichts. Konnte ihm nichts sagen. Sie habe sich um die Tante Trude gekümmert. Gregory hatte sie auch nichts wissen lassen. Der war bombastisch gewesen. Wie immer. Aber im Augenblick fahre sie nur zwischen Krankenhäusern und Reha-Kliniken herum.

Es gäbe solche Zeiten, hatte Ginos Mutter geseufzt. Ginos Mutter war über den Balkon ins Zimmer zurückgekommen und hatte zugehört gehabt. Von draußen. Ginos Mutter rauchte. Heimlich. Vielleicht aber hatte sie gehofft, Gino würde ihr etwas erzählen. Gino könnte sich erinnern, während ihr Ingo die Erinnerungen abwehrte. Gino hatte dann fernsehen wollen. Wenn er am nächsten Morgen bei der Operation abkratze, hatte er gesagt. Dann wolle er wenigstens diese Folge von» Germany’s Next Top Model «nicht versäumt haben. Er liebe Heidi Klum. Er verehre Heidi Klum. Wenn er noch einmal auf die Welt käme, dann wolle er von Heidi Klum erzogen werden. Er hatte seine Mutter angegrinst. Sollten sie nicht Amy da einschleusen. Die wäre mit 24 zwar recht alt. Aber man sollte nichts unversucht lassen. Er würde Amy da casten lassen, und er würde die weiteren Folgen übernehmen. Er. Er würde die Allerbeste und Allerfieseste sein. Ihm könnten es gar nicht genug Ratten sein, die über sein Dekolleté tapsen sollten. Im Gegenteil. Er würde noch ganz andere Tiere ertragen. Heidi. Sie würde ihn dann so anschauen. Anschauen müssen. Er machte es nach. Ein streng prüfender Blick. Offen und leer. Ein kurzes Schmelzen in Lieblichkeit.»Well done. «Die erlösende Nachricht.»Du bist weiter. «Ach. Das wolle er erleben. Ein solche Erlösung. Er habe hier nur diesen Professor Christian. Der schaue zwar auch so prüfend. Aber er beherrsche dieses liebliche Lächeln nicht. Gar nicht. Obwohl. Er könne sich wiederum auch vorstellen, einer dieser Assistenzärzte zu sein. Und wenn er so überlege. Eigentlich sei er ja doch in so einen beauty contest geraten. Der eine Assistent. Ein schlanker Dunkelhaariger. So eine strenge Dame. Der war für eine Dauervernagelung seines Knies. Der andere Assistent. Der große Sportliche. Der offen Naive. Der den Professor offen anhimmelte. Der war für Verdrahtungen, die wieder entfernt werden sollten. Er. Gino. Er war für die strenge Dame. Natürlich. Aber der Professor Christian. Der bevorzugte den Sportlichen. Er würde verdrahtet werden. Es war aber auch ein Kompliment. Das hieß ja, dass sie ihn wiedersehen wollten.

Gino. Sie bemerkte die Träne erst, als sich ihr Kinn nass anfühlte. Rechts. Eine Träne. Aus dem rechten Auge. Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Wange. Das Brötchen stand vor ihr. Durchgeschnitten. Die Butter daneben. Sie nahm das Messer. Strich die Buttersemmel. Streute Salz auf die Butter. Klappte die Semmel zu. Schaute die Semmel an. Sie konnte nichts essen. Sie konnte nichts in den Mund tun. Der Mund wie gefüllt. Vollgestopft. Verschwollen. Nichts passte hinein. Sie nahm Servietten aus dem Serviettenspender auf dem Tisch. Sie breitete die kleinen Servietten so übereinander, dass sie die Semmel einpacken konnte. Sie wickelte die Semmel ein. Steckte sie in ihre Tasche.

Ginos Mutter zahlte dann. Sie sollten hinausgehen und spazieren. Hinter dem Klinikum. Da gäbe es Wiesen. Ob sie lieber allein sein wolle, fragte sie. Ginos Mutter schaute in ihre Geldbörse. Wie sie darauf kommen könne. Nein. Im Gegenteil. Sie wäre sehr froh, nicht allein warten zu müssen. Wie überhaupt. Die Frau hob die Schultern. Hielt die Luft an. Ließ die Schultern fallen. Atmete aus. Fuhr mit der Hand durch die Luft. Dass Ingo in ihrem Leben zurück sei. Die Frau schaute sie an. Presste die Lippen zusammen. Sie gab der Kellnerin 10 Euro. Die Kellnerin solle den Rest behalten. Die Kellnerin steckte das Geld ein.»Vielen Dank und alles Gute. «sagte sie.

Sie gingen in die Halle hinaus. Das Bistro nun voll besetzt. Patienten in den Anstaltsmänteln in den bayrischen Landesfarben. Angehörige. Alle redeten. Es lachte niemand. Sie schaute sich um. Alle ernsthaft und fragend. Sorgenvoll. Die Köpfe gebeugt. Schicksal.

Sie gingen weiter. Durch den Haupteingang zum Parkplatz hinaus. Sie entschuldigte sich und ging zum Auto. Legte ihre Tasche ins Auto. Verschloss das Auto. Folgte Ginos Mutter. Die wanderte um die Gebäude. Sie wolle dahin, wo man von Ingos Zimmer aus hinsehen könne, sagte sie, als sie ihr nachgekommen war. Sie fanden diese Buchenallee aber nicht. Zuerst wurden sie durch Zäune aufgehalten. Dann hatten sie eine Ausfahrt nach hinten gefunden und waren hinausgelangt. Dann aber wurden sie von einem kleinen Bach aufgehalten. Sie mussten die Straße entlanggehen. Sie konnten beide nicht mehr sagen, wo Ginos Zimmer sein hätte können. Sie gingen hintereinanderher. Ginos Mutter voraus. Die Autos knapp an ihnen vorbei. Erst nach langem Gehen kamen sie an einen Feldweg, und sie konnten ungehindert nebeneinandergehen. Sie gerieten zwischen Wiesen und leere Felder. Trockene Erde. Sie gingen auf die Berge zu. Aber die Berge hier im Bogen um das Tal. Die Himmelsrichtung. Sie dachte, dass sie eher nach Osten gegangen waren. Sie war aber nicht sicher. Die Sonne so steil über ihnen. Die Straße verlief sich dann. Getrocknete Fahrspuren. Dann niedergetrampelte Erde. Reifenspuren in alle Richtungen. Ein Bauzaun quer. Wenn Ingo nicht mit der Polizei reden wollte, dann würden sie die Unterstützung von den Opferhilfen nicht bekommen können. Keine Aussage. Kein Opfer. Keine Opferhilfe. Ginos Mutter hatte die Hände am Rücken ineinandergelegt. Sie schaute auf den Boden. Das mache ihr große Sorgen. Könne sie, Amy, nicht mit Ingo reden. Sie gingen zur Straße zurück. Schwiegen.

Das handy von Ginos Mutter muhte. Ginos Mutter fühlte sich als Münchnerin dazu verpflichtet. Das Muhen von Kühen als Klingelton. Das handy muhte aus der Handtasche von Ginos Mutter. Die hörte es nicht gleich. Dann wühlte sie aufgeregt nach dem handy in der Handtasche und fand es lange nicht. Sie stand daneben. Sie hätte der Frau die Tasche aus der Hand reißen wollen. Das handy herausfischen. Sie biss sich auf die Lippen. Schaute zu den Bergspitzen hinauf. Ginos Mutter sprach ins handy. Sie wurde wütend. Fragte immer wieder.»Hallo. «und» Wer ist da.«.»Wer spricht denn. So sagen Sie doch etwas. «Dann hielt sie das Telefon weit weg. Blinzelte. Drückte herum. Richtete sich auf.»Es ist alles in Ordnung. Er ist im Aufwachraum, und ich kann in einer halben Stunde zu ihm.«

Ginos Mutter lief zum Klinikum zurück. Sie lächelte. Sie schwenkte die Tasche und lachte sie an. Sie wolle in seinem Zimmer warten. Sie müsse den Vater anrufen. Sie zog wieder die Schultern hoch. Das wäre leider notwendig. Aber er zahle dazu. Das Einzelzimmer. Die Frau seufzte.

Sie waren rasch zurück. Auf dem Parkplatz. Ginos Mutter hatte das handy am Ohr. Sie winkte ihr. Deutete ihr, dass sie mit dem Auto wegfahre, aber wiederkäme. Gegen Abend. Ginos Mutter beendete die Verbindung. Sie habe Amy nicht vertreiben wollen. Aber ins Aufwachzimmer. Da durfte immer nur ein Angehöriger hinein. Hygienevorschriften. Überall. Sie habe jetzt genügend Erfahrung mit Aufwachzimmern. Sie kenne sich jetzt genau aus. Die Frau sah verloren um sich. Was solle Amy machen. Der Ingo wäre sicher erst am Nachmittag wieder in seinem Zimmer.

Sie umarmte Ginos Mutter. Sie solle ihrem Ingo einen Kuss von ihr geben. Ihren Ingo von ihr grüßen. Sie käme dann am Nachmittag. Am Abend. Bis Gino wieder lustiger wäre. Sie freue sich, dass das jetzt einmal vorbei wäre. Sie melde sich. Ginos Mutter habe ja ihre Handynummer. Sie solle es gut machen. Ginos Mutter hielt sie fest. Kurz. Dann ging sie durch den Eingang davon. Sie schaute schon wieder auf ihr Telefon und hielt es dann ans Ohr.

Im Auto war es heiß. Sie schob ihre Tasche auf den Beifahrersitz und ließ sich fallen. Wie fuhr sie jetzt am besten nach Kötzting. Über München. Wahrscheinlich über München. Von hier aus Murnau gab es keinen anderen Weg. Die Berge versperrten alle anderen Richtungen. Wahrscheinlich konnte sie über Bad Tölz auf die Autobahn nach Salzburg und von da nach Passau. Aber das war wahrscheinlich ein Umweg. Der Range Rover hatte kein GPS. Sie konnte den Weg auf ihrem iPhone finden. Aber sie war zu ungeduldig, da herumzusuchen. München. Das würde angeschrieben sein. Sie wollte Schilder. Große, riesige Schilder. Autobahnbreite Schilder, denen sie folgen konnte. München. München Flughafen. Landshut. Deggendorf. Regen. Von da an fand sie den Weg selber. Sie startete. Benzin. Sie musste tanken. Die Tankanzeige. Der Zeiger begann sich zu bewegen. Sie musste auf dieser Autobahn München — Deggendorf tanken. Auf dieser Autobahn. Da war das Fahren so langweilig, dass Tanken sowieso als Unterhaltung gelten konnte. Sie fuhr an. Sie war froh, den Range Rover vom Onkel Schottola zu haben. Sie saß so hoch oben. Sah die Welt ausgebreitet vor sich. Saß nicht so tief am Grund der Straße wie mit dem Kia.

Aus Murnau hinaus war es einfach. Das Klinikum gleich an der Ausfahrtstraße. Sie wunderte sich dann doch. Sie hatte gedacht, es ginge eher nach Westen. Die Autobahn war aber in Richtung Osten angezeigt. Nach rechts. 5 km. Sie fuhr durch die sanften Hügel zwischen den Vorgebirgen. Wiesen. Wälder. Felder. Häuschen. Wiesen. Felder. Viele Häuschen. Ortschaften. Alles grün. So knapp vor dem Herbst alles dunkelgrün. Hinter Gartenzäunen Geranien. Rosen. Späte Hortensien. Die ersten Dahlien. Die Farben im Vorbeifahren aufblitzend. Dann wieder grün. Die Straße in langen Kurven.

Die Autobahn. Der Verkehr dicht. Es ging auf Mittag zu. Sie musste sich rechts einordnen. Dieser alte Range Rover verbrauchte so viel Benzin. Wenn sie mit den anderen mithalten wollte und auch so schnell fahren. Sie ließ sich überholen. Nur von Lastwagen nicht. Sie konnte sich nicht umsehen. Die Landschaft betrachten. Sie musste das Fahren ernst nehmen. Es ging nicht, sich auf die rechte Spur zu setzen und dahinzufahren. Der Lastverkehr. Die Lastwagen scherten aus. Überholten. Die Autos. Sehr schnell. Es wurde gehupt. Geblinkt. Die niederösterreichische Nummer. Sie war eine Ösi hier. Hier nahmen sie den Ausdruck ihrer Überlegenheit ernst und hupten und zeigten ihr alles Mögliche an. Sie wollte Ruhe haben. In Ruhe fahren. Aber es wurde immer schwieriger. Vor München dann immer wieder Staus. Alarmgeblinke. Stillstand. Wieder Gehupe und Geblinke. Stop and go. Schritttempo. Warum war sie nicht über Salzburg gefahren. Warum hatte sie nicht die Verkehrsnachrichten abgefragt. Sie ließ sich voranschieben. Sendling. Sie folgte dem Flughafenzeichen. Tunnel. Abbiegespuren, von denen sie nur mit Mühe in die Fahrspur zurückgelassen wurde. Die Münchner da nicht freundlicher als die Wiener. Spurenwechsel war eine schwere Sünde. Wieder Hupen. Gefuchtel. Der Vogel wurde ihr gezeigt. Der Finger. Alle waren hungrig. Wahrscheinlich. Sie begann, ihre Buttersemmel zu essen. Hörte Radio. Bayern 3. Oldies. Langweilig geglättet. Mittlere Gefühlslagen fürs defensive Autofahren. Sie mampfte ihre Semmel. Rutschte über den Mittleren Ring. München. Die Wohnhäuser grau mit grünen Fenstern. Geordnet. Alles sehr geordnet. Nichts zu hoch. In München. Das hatte sie immer gedacht. In München konnte man ein ordentliches Leben leben. Ein ordentliches Leben und immer auf der Schwelle zu einem neuen Leben, das dann nie begonnen wurde. Immer neue Beziehungen in Aussicht. Hier nahm man sich ernst genug, und gute Vorsätze und die neueste Mode. Ein bisschen staubig sah es aus. Nach der Jahrhunderthitze dieses Sommers. Aber die Jahrhunderthitze hatte stabile hohe Luftschichten bedeutet. Kein Plutonium aus Fukushima in den höchsten Höhen verschoben und dann über München herunter. Obwohl sicher alle Münchner ihre Jodtabletten zu Hause hatten und auf die Anweisungen warteten. Im Fernsehen. Genaue Anweisungen und noch einmal davongekommen. Auch darin geordnet. Gediegen geordnet.

Auf der Autobahn dann wieder. Die Autobahn ein Tunnel. Die Autobahn zwischen Mauern in die Stadt eingelassen. Die Autos. Die Lastwagen. Die Reisebusse. Der Himmel autobahnbreit darüber. Aber Schilder. Die riesigen Schilder, die sie sich gewünscht hatte. In diesem Auto saß sie so hoch oben. Fühlte sie sich hoch oben. Sie fuhr unter den Schildern knapper durch und musste lachen. Sie wusste gar nicht, wie hoch dieses Auto war. Es schien ihr manchmal. In den Tunneln. Es schien ihr, als streife sie oben die Decke. Sie sollte die Höhenbegrenzungen besser beachten. Ihr handy läutete. Sie schaute auf das display. Der Onkel. Sie würde ihn zurückrufen. Er würde wissen wollen, wie es ihrem Freund ging. Aber das wusste sie ja selber noch gar nicht. Wie die Reparaturen anschlugen. Wie Ginos Knie reagierte. Gino hatte ihr das vorgemacht, wie der Professor am Bett stand und sein Werk einschätzte. Wenn es gutging, dann war die Operation gelungen. Wenn es nicht so gutging, dann war Ginos Knie kompliziert. Gino fand, dass es nicht anders war als beim Friseur. Da waren ja auch die Haare schuld, wenn es nicht so wurde wie gewünscht. Und ja. Richtig. Sie musste sich eine Friseurin suchen. Ihre Frau Maria. Die war nach Tulln gezogen. Wegen eines Manns, hatte die Salonbesitzerin gesagt. Kopfschüttelnd. Die Frau Maria arbeitete nicht mehr als Friseurin. Anscheinend. Sonst hätte sie ja nach Tulln fahren können. Die Frau Maria war verschwunden. Nach Tulln. Alle Leute verschwanden.

Nach dem Flughafen keine Mauern mehr am Rand der Autobahn. Bäume und Zäune und das flache Land. Ja. Das hatte sie richtig in Erinnerung gehabt. Eine gerade Strecke durch eine flache Landschaft. Am Horizont. Großbetriebe. Atomkraftwerke. An der Autobahn aber Felder. Weithin. Und keine Tankstelle. Keine Raststätte. Sollte sie abfahren. Sie kannte diesen Tankanzeiger nicht gut genug. Was hieß es bei diesem Auto, wenn der Zeiger so lange über dem roten Feld hing. Über der Reserve. Sie fuhr an Landshut vorbei. Sie wollte nicht unterbrechen. Einen Widerwillen dagegen. Einen Widerwillen, von der Autobahn hinunterzufahren. Auf die Landstraße. An diese Stadt heran. Sich umschauen. Es war nicht einmal ein Autohof angezeigt. Sie fuhr. Schaute nur mehr auf die Tankanzeige. Der Zeiger bewegte sich nicht. Sie fuhr dann doch auf den nächsten Parkplatz und rief beim Onkel Schottola an. Sie ließ den Motor laufen. Sie hatte plötzlich die Vorstellung, nicht mehr starten zu können. Der Onkel lachte über ihre Sorgen. Das mit dem Tanken. Das müsste sie mitrechnen. Also. Wie viel wäre sie denn gefahren. Wann hätte sie denn das letzte Mal getankt. Wie weit müsse sie noch kommen. Sie habe mehr als genug bis Deggendorf. Er schaue das im Internet mit. Das müsste reichen. Und sie wisse ja. Diesel. Diesel tanken. Aber das wisse sie ja. Hätte sie ja oft genug gemacht. Er müsse sich das vorsagen, wenn er ihren Kia auftanke. Benzin, müsse er sich vorsagen. Benzin und nicht Diesel. Aber beim großen Wagen ginge das gar nicht anders. Dieses Modell hätte eine Tanköffnung, in die nur ein Dieseltankstutzen passe. Aber sie sollte trotzdem daran denken. Sonst wäre es mit diesem Auto vorbei. So alt wie das schon wäre. Wie es ihr denn ginge. Die Tante Trude und er. Sie säßen auf dem Balkon und schauten auf die bucklige Welt hinunter. Ihnen ginge es gut, und die Tante Trude habe ein ganzes Kipferl zum Frühstück essen können. Was aber mache sie auf dieser Autobahn. Eigentlich.

Sie fahre, ihre Sachen zu holen. Sie habe noch Sachen in Kötzting und bei Allsecura. Sie habe sich gedacht, dass sie Zeit hätte. Der Gino wäre nämlich erst später wieder besuchbar. Nach dieser Operation. Seine Mutter sei bei ihm. Für sie. Es wäre mehr um die Fahrt nach Murnau gegangen. Dass sie die alle nach Murnau führe. An diese Klinik. Weil die Mutter von Gino kein Auto hatte. Am Abend wollte sie aber wieder dort sein. Sie war am handy erreichbar. Und ciao.

Sie fuhr weiter. Nach Deggendorf auf der B20. Beim Tanken an einer OMV-Tankstelle. Der Tank war noch zu einem Viertel voll gewesen. Sie musste lachen. In dieses Auto gingen 100 Liter hinein. Sie hätte sich wirklich keine Sorgen machen müssen. Sie kaufte Cola und Wasser und fuhr weiter.

Sie kam dann über Cham herunter in Richtung Kötzting. Sie hätte über Regen fahren wollen. Aber sie war nun wieder zu weit nach Westen geraten. Es war aber auch die schnellere Straße. Hier waren die Straßen leer. Mittagszeit. Sie schwang sich um die Kurven. Kannte diese Windungen hügelauf und hügelab. Vor Kötzting. Sie fuhr zum Hotel. Kam von oben den Hügel herunter. Fuhr mit Schwung auf die Hotelzufahrt. Parkte. Stieg aus. Ein einziges Auto. Mülltonnen. Container.

Die Eingangstür glitt auf. In der Halle. Links die Rezeption. Keine Möbel. Keine Bilder an den Wänden. Fleckige Tapeten. Abgetretener Spannteppich. Chlorgeruch. Die Bar. Die Regale herausgerissen. Die Holzverkleidungen abmontiert. Müllsäcke. Übersiedlungskartons. Sie schaute sich um. Wollte schon umkehren. Sie hörte Schritte. Gertrud kam von hinten durch den Gang zur Küche nach vorne. Sie sagte» hallo.«. Aber die Frau antwortete nicht. Sie trug einen weiß und schwarz gestreiften Waschbeutel. Sie warf ihn in eine Schachtel am Boden. Beugte sich über die Schachtel. Schob die Dinge in der Schachtel zurecht. Sie fragte, ob denn jemand im Haus sei. Gertrud richtete sich auf. Blickte sie an. Nein. Hier sei niemand. Schon längst nicht mehr. Warum sie da sei. Was sie hier wolle. Gertrud hob die Schachtel auf. Hielt sie vor ihrem Bauch. Ging zur Tür. Dann hielt sie inne. Drehte sich um. Abrupt. Wütend. Einen Augenblick konnte sie die Wut in Gertruds Gesicht sehen. Sie trat einen Schritt zurück. Wollte Gertrud sich auf sie stürzen. Sie hatte sich bei Gertrud bedanken wollen. Wegen der e-mails. Aber so. Es war alles noch unverständlicher. Sie wandte sich zum Gehen. Machte einen Schritt in Richtung des Lifts. Gertrud trat auf sie zu. Stellte ihre Schachtel ab. Verstellte ihr den Weg. Hier gäbe es nichts mehr. Sie würde hier abschließen und den Schlüssel der Maklerin vorbeibringen. Hier wäre es aus. Sie müsste gehen, und es wäre besser für sie, wenn sie wegbliebe. Überhaupt.

«Ich weiß, wie wenig Sympathie Sie für mich gehabt haben. Aber dann. Sie haben mir doch diese e-mails geschickt. Warum?«Gertrud stand hinter ihrer Schachtel. Schob sie mit dem Fuß in Richtung Eingang. Nein, antwortete sie. Das stimme nicht. Das mit der Sympathie, und die e-mails. Ja. Das hätte sie gemacht. Aber sie hätte alle e-mails an alle Betroffenen weitergeleitet. Und sie habe das nicht aus Freundlichkeit getan. Das solle sie nur ja nicht glauben. Sie hatte Schaden anrichten wollen. Schaden anrichten. Großen Schaden, und auf der anderen Seite Schaden verhindern. Die Frau starrte vor sich hin. Dann hob sie den Kopf und sah sie an. Sie presste die Lippen zusammen. Schaute wieder in die Kiste. Was sie denn jetzt machen werde, fragte sie die Frau. Was die anderen denn alle machten. Warum sie gekommen wäre, wollte die Frau wissen.»Sachen holen. «sagte sie. Es klang lächerlich, und die Frau zog die Augenbrauen hoch. Dann gab sie der Schachtel einen Stoß und verschränkte die Arme vor der Brust. Lehnte sich gegen das Mäuerchen der Rezeption. Sie. Sie habe einen Job in einem Kindergarten bekommen. Sie müsse in Zukunft 20 km zu ihrer Arbeit fahren. Bisher waren es nur 10 km gewesen, und sie hatte immerhin einige ihrer Fähigkeiten als Assistentin der Geschäftsleitung einsetzen können. Wie Amy wisse, sei sie keine nette Person.»Ich bin keine nette Person. «sagte sie. Ihr täten die Kinder leid. Aber so sei das Leben. Das könnten die Kinder dann ja gleich von Anfang an lernen. Ach ja. Die anderen. Wen meine sie denn da. Cindy? Cindy wäre doch sicherlich übernommen worden. Gertrud lachte. Böse. Cindy hätte es besonders dumm erwischt. Sie hätte keine Chance für den Transfer nach Frankfurt gehabt. Sie arbeite jetzt in genau dem Casino in Strazny, in dem ihr so übel mitgespielt worden war. Ihr und ihrem Begleiter. Sie müsse sich da arrangieren. Aber um Cindy mache sie sich keine Sorgen. Um Cindy müsse sich niemand Sorgen machen. Cindy mache es am Ende immer richtig. Jedenfalls wäre Cindy nicht verletzt gewesen, wie sie versucht hatten, für Grotowski eine Aktion zu starten. Cindy sei begabt. Vor allem im Abschieben von Schuld. Oder Folgen. Im Casino. Da könnte Cindy Cocktailkleider als Dienstkleidung abschreiben. Das wäre doch auch etwas. Und was sie so gehört habe, ginge es in diesem Casino extra exklusiv zu. Cindy könne da noch einen russischen Magnaten auftreiben und die Zusammenarbeit der Stasi mit dem KGB auf einer anderen Ebene weiterführen.

Habe man Grotowski wenigstens. Sie suchte nach einem Wort. Befreit. Das schien ihr nicht zu passen. Herausgehauen. Aber Gertrud wartete nicht ab. Gertrud lehnte sich gegen das Mäuerchen zur Rezeption. Das mit Grotowski. Das wäre wirklich tragisch ausgegangen. Sie grinste. Grotowski wäre in Afghanistan im Gefängnis. Verurteilt. Wegen Korruption. Das wäre das Risiko an solchen Jobs da. Wenn er zu einer Armee gehören würde. Aber als private contractor. Da hätten die Afghanen ihre Wut an ihm auslassen können. Versorgung und Ausrüstung. Korruption. Das wäre da wahrscheinlich sowieso normal. Aber Grotowski wäre sicherlich jemandem in die Quere gekommen. Oder sie hätten seine alten Verbindungen mit den Russen herausgefunden. Grotowski säße für das Falsche im Gefängnis. Aber ins Gefängnis gehörte er sicherlich. Wenn sie ein Afghane wäre, sie würde alle diese Ausländer einsperren. Gleich einmal so.

Was sie denn noch wissen wolle. Gertrud stieß sich vom Mäuerchen ab und wandte sich zum Gehen. Ob alles aufgelöst worden sei. Hier. Sie schaute sich um. Sie habe Sachen hier gehabt. Hier und im locker im compound. Sie glaube, da habe sie eine Windstopperweste. Dieses Modell. Sie habe es nicht wiedergefunden, und es sei so praktisch gewesen. Gertrud zuckte mit den Achseln. Natürlich sei hier alles vorbei. Dazu würde doch fusioniert. Alles würde weggetragen. Die Aufträge. Die Einrichtung. Die Akten. Die hätten alles mitgenommen. Nach Frankfurt. Nach England. Die bräuchten nicht mehr solche Außenstellen. Mit der konservativen Regierung in England. Da bräuchten sie nicht einmal die Lager mehr wo anders platzieren. Die hätten die Container abtransportiert und die Akten, und das war alles. Die machten das jetzt im eigenen Land. Die bräuchten keine EU-grenzlandgeförderte Region mehr, in der sich alles verlief. Nicht einmal diese Nische gäbe es jetzt mehr. Aber sie könne sich ja umsehen. Gertrud schaute sich um. Spöttisch. Da in den Säcken. Da könne sie suchen.

Sie starrte die Frau an. Sie meinte diese Container. Oder? Gertrud verzog den Mund. Zuckte mit den Achseln. Wenn sie das so nennen wolle. Die Frau verlor mit einem Mal das Interesse. Ach ja. Anton und Heinz. Die hätten vor, sich selbständig zu machen. Freelancing. Die hatten ihre alten Verbindungen. Die wären nur wütend, weil sie das hier aufgebaut hatten und dann von dem Herrn Madrigal übers Ohr gehauen worden waren, wo sie sich doch so geschäftstüchtig vorgekommen waren. Die seien wirklich sauer. Die hatten doch gedacht, sie hätten den Kapitalismus neu erfunden. Aber. Sie müsse jetzt gehen. In der Ferne. Türen schlugen. Gertrud sah sich um. Sie hob ihre Schachtel wieder auf. Ging zur Tür. Wartete in der Türöffnung.

Sie drehte sich einmal um sich. Es erinnerte nur der Chlorgeruch an die früheren Zeiten. Sie ging zu den Säcken an der Wand, da wo früher die Bar gleich neben der Rezeption gewesen war. Sie öffnete die Müllsäcke. Papier. Akten. Aktenordner. Vorhänge. Handtücher. Zeitungen. Bilder. Manche Müllsäcke enthielten nur Papier. Oder Aktenordner. In manchen Müllsäcken war alles durcheinander. Handtücher. Bilder. Holzornamente. Kleine Engelchen, wie sie an der Wand montiert gewesen waren. Gestickte Trachtenmotive in Bilderrahmen. Gertrud rief, sie wolle hier abschließen. Sie riss noch einen Sack auf. Aber da waren gebrauchte Hotelhausschuhe drinnen. Sie ging zur Tür. Gertrud wippte ungeduldig und ging voran. Sie wartete, bis die Türen hinter ihnen zugeglitten waren. Dann schloss sie an der Seite ab. Die Sicherheitsanlage schnarrte. Das Hotel war gesichert. Gertrud zog den Schlüssel ab. Was sie denn vorhabe, fragte die Frau. Sie ging aber schon auf ihr Auto zu. Die Frau hätte sie gar nicht mehr hören können. Sie schaute der Frau zu. Die stellte die Schachtel auf den Beifahrersitz. Ging um das Auto. Setzte sich hinters Lenkrad. Schaute in den Rückspiegel. Strich sich die Haare aus dem Gesicht. Schnallte sich an. Dann startete sie und fuhr langsam los. Rollte zur Ausfahrt. Schaute sorgfältig in beide Richtungen. Fuhr ins Tal.

Stille. Sie stand vor dem Hoteleingang. Schaute zum Hügel hinauf. Die Obstbäume hoben sich gegen den blauen Himmel ab. Sie ging zum Auto. Blieb wieder lange stehen. Dann fuhr sie los. Sie fuhr in die andere Richtung. Rechts hinauf. In Richtung Tschechien. Ließ den alten Grenzübergang hinter sich. Die zwei grauen Häuser. Leer. Einmal ein Bollwerk gewesen. Sie bog ab. In den Wald. Felder. Wieder Wald. In das Tal. Sie gab kaum Gas. Rollte dahin. Mehr ein Segeln als ein Fahren.

Sie hatte Angst. Sie hatte schon im Hotel Angst gehabt. Bei den Schritten. Im Haus da. Sie ließ das Auto ausrollen. Stieg auf die Bremse. Stand mitten im Tal auf der Straße. Sie hatte auf der Brücke über dem kleinen Bach gehalten. Sie konnte rechts das sprudelnde Wasser sehen. Über das Brückengeländer hinweg. Weißsprudelnd schäumend stürzte das Wasser unter die Brücke. Die Angst. Sie war immer da. Sie war immer dagewesen. Jetzt. Die Angst begann in den Händen. Weißklingelnd. Die Hände. Die Angst kroch in die Brusthöhle. Ließ die Arme hohl werden. Kraftlos. Sie fuhr wieder an. Nahm das Lenkrad in die Hände. Zwang die Arme, sich zu heben. Die Hände, das schwarze Leder des Lenkrads zu umfassen. Sie hielt das Lenkrad mit beiden Händen fest. Schaute vor sich. In das Tal vor sich. Die Obstbäume nach rechts zu den Wäldern hinauf. Das Gras um die Obstbäume grauaschig verdorrt. Links vom Bach und der Straße die Wiesen gemäht und grün. Kein Haus. Weit und breit. Kein Auto. Niemand.

An der Kreuzung nach dem Tal. Auch da kein Verkehr. Sie bog nach rechts. Dann wieder links. Das Tor. Offen. Sie fuhr auf den Parkplatz. Niemand hier. Kein Auto. Sie hielt. Ihr handy läutete. Unbekannte Nummer. Sie drückte das Gespräch weg. Sie stieg aus. Warf die Autotür zu. Stand da. Also gut. Sie war hierhergefahren. War das nicht genug. Während sie sich das fragte, hatte sie zu gehen begonnen. Sie ging zum Eingang. Die Tür verschlossen. Sie schaute durch die Glasscheibe. Alles leer. Keine Möbel. Ausgeräumt. Sie ging um den Vorbau der Rezeption. Nach links. Ihr handy läutete wieder. Wieder eine unbekannte Nummer. Sie ließ das handy läuten. Trug das schrillende Ding in der Hand. Die Einfahrt zum compound. Alles versperrt. Sie ging an den Rand des Parkplatzes. Es war alles versperrt. Sie stieg in das Gras an der Mauer. Ging die Mauer entlang. Ein schmaler Pfad ausgetreten. Das große Gebäude nach rechts. Hinter der Mauer die Dächer der einstöckigen Baracken gerade noch zu sehen. Sie spazierte dahin. Die Mauer erstreckte sich weit nach hinten. Ihr handy war wieder still. Dann das kurze Schrillen. Eine Nachricht. Der Pfad führte weiter. Unter einem Apfelbaum durch. Es war gleich zu sehen. Beim ersten Blick war es klar. Dieser Baum war wie eine Brücke über die Mauer. Sie hätte einen kleinen Anlauf nehmen können und sich an der Mauer hochziehen. Sie konnte sich aber nicht erinnern, ob die Mauer irgendwie gesichert worden war, und ihre Hände und ihre Knie. Glasscherben. Stacheldraht. Aber der Apfelbaum. Ein Ast in Kniehöhe. Die nächste Gabelung in Schulterhöhe. Auf dem breiten Ast direkt auf die Mauer hinauf. Sie konnte sich an den dünneren Ästen darüber festhalten. Grüne flachgedrückte Äpfelchen mit roten Streifen hingen in den Zweigen. Es waren Glasscherben eingemauert. Oben. Hellgrüne Glasscherben. Sie balancierte auf die Mauer. Handy und Autoschlüssel noch in den Händen. Sie stand oben. Kurz. Verstaute handy und Autoschlüssel in der Brusttasche des Sommerkleids. Dann sprang sie von der Mauer. Sie kam gut auf. Auf allen vieren. Sie richtete sich auf. Kontrollierte, ob sie den Autoschlüssel noch hatte. Ihren Schlüsselbund. Das handy.

Sie war hinter einer Baracke gelandet. Sie konnte in die Baracke sehen. Die Baracke ein einziger Raum, und sie konnte durch die Fenster auf der anderen Seite hinaussehen. In der Baracke Stockbetten. Der Hof. Ein riesiger Platz. Die Geräte für das circuit training. Das alte Gebäude dahinter. Hoch aufragend. Die alten Zubauten nach links. Die neuen nach rechts. Die Baracken in einer langen Reihe nach hinten. Ganz am Ende riesige Antennen. Dahinter Wiesengrund. Die Wälder. Das Gras rund um die Baracken hoch und dürr. Raschelte beim Durchgehen. Sie ging auf den Platz. Sie erinnerte sich, dass es eine kleine Tür zum Turnsaal gegeben hatte. Von da konnte sie zum Umkleideraum kommen. Die Windstopperweste musste im Garderobenkästchen sein. Wenn es das alles noch gab. Sie ging die Mauern entlang. Sie kehrte zum Rezeptionsvorbau zurück. Ging die innere Wand entlang. Ging da, wo drinnen der Verbindungsgang zum Hauptgebäude verlief. Bog nach links. Der Gang zum Turnsaal drinnen. Sie draußen. Die undurchsichtigen Glasfenster. Sie wanderte dahin. Ein leichter Wind kam von den Hügeln herunter. Angenehm auf der Haut. Machte alles selbstverständlich. Selbstverständlicher. Die Hände nicht mehr so zittrig. Normal atmen kein Problem. Normaler atmen. Sie holte tief Luft. Da war diese Tür.

Sie stand vor der Tür. Einen Augenblick. Sie zögerte. Das reichte doch. Warum wollte sie weiter. Sie drückte die Klinke nieder. Versperrt. Sie schaute das Schloss an. Sie zog den Schlüsselbund aus der Brusttasche. Der Schlüssel zu ihrem Zimmer in der Wohnung. Sie steckte ihn in das Schloss. Er passte nicht richtig. Aber der Schlüssel im Türschloss fiel auf der anderen Seite zu Boden. Sie versuchte, mit ihrem Zimmerschlüssel aufzuschließen. Aber der Schlüssel war kaum zu bewegen und ließ sich dann nur noch schwer aus dem Schloss herausziehen. Sie kniete nieder und schaute unter der Tür. Der Spalt war sehr schmal. Sie brauchte einen Stecken. Einen Ast. Warum hatte sie ihre Tasche nicht mit. Da hätte sich ein Gerät gefunden. Irgendetwas. Sie setzte sich auf. Lehnte sich gegen die Tür. Es war schön, so dazusitzen. Den Vögeln zuzuhören. Dem Windsäuseln. Sie saß im Gras. Lange. Schaute nach hinten hinaus. Zur Wiese. Lange.

Sie bekam dann Durst. Sie rappelte sich auf. Zog sich an der Türklinke hinauf. Stützte sich am Türrahmen ab. Sie hörte ein Rieseln hinter dem Türstock. Die Tür bewegte sich mit dem Brett des Türrahmens. Sie rüttelte am Holzrahmen. Die Mauer unter dem Türrahmen war mürbe. Der Türrahmen ließ sich in die einzelnen Bretter auseinandernehmen. Das Brett vom Außenrahmen löste sich von der Mauer ab. Nägelstarrend. Die Mauer zerbröselt. Die Kiesel im Mauerwerk zu sehen. Sie drückte gegen das Brett, in dem das Schloss verankert war. Das Schloss blieb fest versperrt. Aber das Brett die Mauer hinauf ließ sich verschieben. Sie warf sich gegen die Tür. Stieß an der Klinke. Trat gegen die Tür. Die Mauer war verrottet. Sie konnte dann mit einem Tritt gegen das Schloss Tür und Türrahmen von der Mauer trennen. Ein Spalt entstand. Hinter dem Türrahmenblatt. Sie trat weiter gegen die Tür. Drängte die Tür ins Haus. Der Spalt reichte dann, sich in den Gang zu zwängen. Sie schob den verrotteten Türrahmen mitsamt der Tür zurück. Sie stand im Gang. Der Turnsaal. Die hohen Fenster. Sie ging in die Garderobe. Der Schlüssel zum Garderobenschränkchen am Schlüsselbund. Wie gut, dass sie nie Ordnung machte. Andere hätten diesen Schlüssel längst vom Schlüsselbund genommen. Sie brauchte lange. Es war aber auch wegen der Anzahl der Schlüssel gewesen. Sie hatte den Schlüssel am Schlüsselbund gelassen, weil sie es peinlich gefunden hatte, nur noch 2 Schlüssel und den Autoschlüssel am Schlüsselbund zu haben. Viele Schlüssel. Das war ihr wie Reichtum erschienen. Sozialer Reichtum. Der Zugang zu vielen Wohnungen. Willkommen in vielen Wohnungen. Das war wie im Supermarkt. Mit der Packung Vollkornkekse und der Packung Sojaeis. Eine einsame Person. Keine Familie. Niemanden zu versorgen. Niemanden zum Essen. Nichts zu kochen. Single. Allein. Langweilig.

Im Umkleideraum war nichts verändert. Sie fand ihren Spind. Sperrte ihn auf. Da war alles Mögliche. Eine Flasche Wodka stand gleich vorne. Sportschuhe. Sportsachen. Ein Rucksack. Die Windstopperjacke. Sie nahm die Jacke. Zog sie an. Sie zippte das handy und den Schlüsselbund in die Tasche am Rücken. Sie schaute die Wodkaflasche an. Sie hatte den Geschmack von Wodka im Mund. Aber von kaltem Wodka. Dieser Wodka war so warm, wie es in diesem Raum heiß und stickig war. Sie steckte die Hände in die Seitentaschen der Windstopperjacke und ging auf den Gang.

Sie ging dann in Richtung Haupthaus. Es war still. Vollkommen still. Sie hatte plötzlich keine Angst mehr. Ihr handy läutete. Sie holte es aus der Tasche. Es war Ginos Mutter. Sie nahm das Gespräch an. Was es gäbe. Ob es Gino gutginge. Also wie es dem Ingo ginge. Natürlich. Ja, der wolle mit ihr sprechen. Sie gäbe das Telefon weiter. Sie könnten so lange reden, wie sie wollten. Sie habe einen Handyvertrag, da könne man 100 Stunden im Monat reden. Sie ginge etwas essen. Dann hörte sie schon Gino.»What’s up. «fragte er. Das wolle er nicht wissen, sagte sie. Wie es ihm ginge. Beschissen, sagte er, und wo sei sie denn. Das wolle er auch nicht wissen. Sie wäre im compound. Aber es gäbe die wunderbarste Nachricht. Er könne ja raten, was es sei. Sie habe etwas wiedergefunden. Ob sie die Wimperntusche gefunden hätte, die sie seit Monaten nicht mehr verwende und ohne die sie ein Katzengesicht hätte. Sie musste lachen. Gino solle nicht so eitel sein. Nein. Es habe überhaupt nichts mit Aussehen zu tun. Wo sie wirklich sei. Sie stiege gerade die Stufen zum oberen Stockwerk im compound hinauf. Sie käme sich vor wie in einem Horrorfilm. Über ihr hinge dieses Riesenbild. Laokoon. Er wisse doch. Dieser trojanische Priester, der mit seiner Frau im Tempel gefickt hatte. Ob das nicht die Geschichte mit den Schlangen sei, fragte Gino. Ja, sagte sie. Die armen Söhne wären in die Erstickung durch die Schlangen mit hineingezogen worden. Weil der Herr Papa sich nichts geschissen hätte. Im Tempel von Apollo. Das wäre doch immer das Schicksal der armen Söhne, sagte Gino. Und der armen Töchter. Die dürften dann heulen. Nachher. Wenn die Eltern schon wirklich alles kaputtgemacht hatten.

Sie stieg hinauf. Schaute von unten auf das Bild. Im Licht des Sommernachmittags. Des Spätsommernachmittags. Es war zu hell. Die Staubränder deutlich abgehoben. Da, wo die Farbe dicker aufgetragen, Staubränder. Sie stieg weiter. Die Füße der nackten Männer riesengroß über ihr. Sie nahm den rechten Stiegenaufgang. Aber das hätte doch etwas mit dem Trojanischen Pferd zu tun. Gino redete langsam. Er schaue gleich auf Wikipedia nach. Sie blieb stehen. Richtig, sagte sie. Und war die Tötung von Laokoon und seiner Söhne durch die Schlangen nicht der Schmäh gewesen, der die Trojaner überzeugte, das Trojanische Pferd in die Stadt zu holen. Ja, führte Gino weiter. Der war der Einzige, der die Gefahr erkannt hatte. Aber diese Schlampe von Pallas Athene hätte dann die Schlangen geschickt und alles umgedreht. Was man auch von einer Frau halten solle, die aus dem Vater so direkt entsprungen sei, fragte sie. Woher die genau herausgesprungen sei, überlegte Gino. Ob er das nachschauen solle. War das der Kopf gewesen oder doch der Oberschenkel vom Zeus. Die Hüfte. Dem Laokoon. Dem wäre es gegangen wie ihm.»So wie ich. «sagte er dann. Verträumt.»Ich weiß das auch immer gleich, wenn etwas schiefgehen wird. Aber niemand glaubt mir. Du doch auch nicht. «Das müsse sie zugeben, antwortete sie. Sie war stehen geblieben. Sie stieg weiter. Kam im oberen Stock an. Die Doppeltür zum Konferenzzimmer angelehnt. Was mache sie, wollte Gino wissen. Sie solle da hinaus. Raus, sagte er. Er könne doch hören, wie still es da war. Er würde da keinen Schritt machen. Das wäre eben er, sagte sie. Sie ginge jetzt gerade in das Konferenzzimmer.»Ich öffne die Tür. Dazu schiebe ich den rechten Türflügel auf und betrete den Konferenzraum, in dem. «Sie hielt inne. Gino seufzte.»Und was hat unsere Reporterin zu reporten. «Er leierte gelangweilt. Sie solle da weggehen, sagte er dann wieder. Ernsthaft.»Ja. Das sollte ich. «antwortete sie.

Sie ließ den Arm mit dem handy sinken. Sie stand an der Tür. Auf dem Konferenztisch. Gregory lag lang ausgestreckt. Oben quer. Er lag auf den Plätzen des Vorsitzes. Es war heiß im Raum. Fliegen. Nur zwei. Oder drei. Aber sie waren laut zu hören. Ein sehr lebendiges Gebrumme. Kreisend. Über ihm. Dem. Dem das. Diesem Ding. Da. Sie war starr. Aus dem handy in ihrer Hand hörte sie Gino. Was denn los sei. Amy. Amy. Er rief nach ihr. Sie hob das handy. Fragte» Gino?«.»Was ist los!«Gino schrie sie an. Sie schaute auf das Ding auf dem Tisch. Sie konnte nichts sagen. Gino zischte sie an. Sie solle etwas sagen. Irgendetwas. Er wurde ganz ruhig. Sprach mit ihr langsam. Überdeutlich. Er könne sie atmen hören. Das sei doch sie. Ja? Das sei doch sie. Amy. Das sei doch sie, die da atme. Sie war einen Schritt zurückgetreten. Lehnte gegen den Türrahmen. Sie schwang sich nach links. Aus dem Raum. Lehnte gegen die Wand. Ließ sich zu Boden rutschen.»Houston. Wir haben ein Problem. «Sie flüsterte. Der Steinboden kalt. Die Wand im Rücken kalt. Innen eisig heiß.

Was los sei. Gino schrie vor Verzweiflung. Sie müsse reden. Sie müsse mit ihm reden. Er läge in einem Krankenbett. Er wäre noch in Narkose. Er dürfe nicht so gequält werden. Verstünde sie ihn. Er sei eine kranke Person. Er habe eine freundliche Behandlung verdient. Amy. Sie sei doch ein freundlicher Mensch. Meistens. Sie würde ihn doch nicht absichtlich. Er wurde wieder lustiger. Aha, sagte er. Sie wolle ihn unterhalten. Dann solle sie fortfahren.»Fahren Sie fort. «sagte er.»Fahren Sie nur fort mit Ihrem Unterhaltungsprogramm auf Bayern 21. «Er sprach weiter.»Gino. «flüsterte sie.»Er ist tot. Glaube ich. «Gino hörte zu reden auf. Blieb still.»Schatzl. «sagte er nach langem.»Was ist denn los?«Er klang weinerlich. Verzweifelt.»Ich kann es dir nicht sagen. Nicht wirklich. Er liegt auf dem Konferenztisch. Die Fliegen sind schon da. Das heißt. Ich weiß nicht. Nichts Gutes. Sicherlich. Bist du noch da?«»Wer?«, fragte Gino.»Wer liegt auf einem Konferenztisch mit den Fliegen.«»Er!«, sagte sie.»Gregory. «Sie saß auf dem Boden. Vorgebeugt. Das Telefon ans Ohr gepresst. Sie hörte Gino atmen. Hörte ihm zu.»Nein. «Gino seufzte dieses Nein.»Doch. «sagte sie. Sie erfände das doch alles. Sie antwortete nicht. Nein. Gut. Sie erfände das nicht. Das hätte er sich gleich gedacht. Was sie nun machen werde. Ob er wirklich tot wäre, fragte Gino.»Du weißt, was das heißt. «sagte sie. Sie sagte es mehr zu sich.»Es ist dir klar. Das ist die Person, die mich. Das zumindest. Das wissen wir ja. Ganz genau wissen wir das. «Gino seufzte. Sie solle da weg.»Mir ist so schlecht. Ich kann mich nicht bewegen. Ich kann nicht einmal richtig reden. «Sie solle da weg. Sie solle aufstehen oder kriechen. Sie solle nur da weg. Gino schrie sie an.»Dieser Mann. «Sie redete leise. Murmelte in das Telefon. Sie schaute auf das Bild an der Wand gegenüber. Sie war auf gleicher Höhe mit den Köpfen. Die schmerzverzerrten Gesichter. Der alte Mann. Schon fast tot. Der eine Sohn im Kampf mit dem Ersticken. Der andere. Er sah auf den Vater. Verwundert. Vorwurfsvoll.»Dieser Mann«, sagte sie.»Der hat zugesehen. Der hat alles gewusst. Der hat mich das alles leiden lassen. Der hat zugesehen. Der hat mich lernen lassen, wie man Schmerzen optimiert, und hat. Zugefügt. Er hat. Benutzt. Er hat. Ein Werkzeug. Du glaubst doch nicht, dass ich da. Dass man da einfach weggehen kann. Ich möchte. Ich könnte. Ich muss. Da muss man. Oh. Ich wollte, ich könnte ihn zerreißen. Verstehst du. Seine Leiche zerreißen und die einzelnen Teile in die Obstbäume hier. Hier gibt es Obstbaumhaine. Die sind so idyllisch. Da könnte Homer 5 Stanzen draus machen. Und im Frühling. Im Frühling hängen dann nur mehr Knochen in den Bäumen. Es gibt viele Raubvögel hier. Die fressen so etwas. Die. «Sie konnte nicht weiter. Sie erstickte an ihrem Reden. Die Brust. Vorne. Ein steinerner Panzer. Verschloss alles. Machte den Kopf hohl. Sie hörte sich den Atem aufziehen. Pfeifend. Dünn. Zu schnell. Sie hörte nichts mehr. Konnte nichts hören. Das handy in der Hand. Die Hand. Sie war zur Seite gerutscht. Das handy auf dem Boden. Sie zog die Beine an. Umarmte ihre Knie. Legte ihren Kopf auf die Knie. Dunkel. Ihre eigene Wärme. Der Geruch von ihr. Sie wollte nicht ohnmächtig werden. Sie musste sich wieder aufsetzen. Den Kopf nach hinten gegen die Wand. Schlucken. Sie musste gegen das Ohnmächtigwerden schlucken. Ihr Mund trocken. Sie bewegte die Kiefer wie zum Kauen. Pumpte Speichel in die Mundhöhle. Schluckte den Speichel. Machte Kaubewegungen. Blut in den Kopf. Sie wusste gar nicht, woran er. Blut in den Kopf, dachte sie. In den Kopf. Nicht aus dem Kopf. In den Kopf. Das Atmen. Tief in den Bauch. Alles tief in den Bauch. Dieser Mann. Mit ihr. Hatte. Sich. Der Ekel ließ sie die Luft besonders tief aufziehen. Ekel. Aber keine Erinnerung. Nichts erinnerte sich an diese Person. Nur der DNA-Test. Sie wusste nicht einmal, ob sie nicht mitgemacht hatte. Es konnte sein, dass sie. Betrunken, wie sie gewesen sein musste. Und jetzt. Er war nicht mehr da. Er war. Geflohen. Verjagt. Vertrieben. Der Täter. Entkommen.

Sie schüttelte den Kopf. Konnte es nicht glauben. Die Situation. Das war alles nicht wahr. Aus dem handy kam Ginos Stimme. Dünn. Sie hob das handy auf. Gino sprach vor sich hin. Er erzählte das Märchen von Hänsel und Gretel. Er war bei der Stelle, bei der Gretel der Hexe das falsche Knöchelchen hinhielt. Er musste schon lange diese Geschichte erzählt haben. Sie hörte ihm zu. Dann fragte er, ob sie wieder da sei. Unter den Lebenden. Er habe sie scheußlich japsen gehört. Und ob sie jetzt endlich von da verschwunden sei. Weglaufen. Das wäre das einzig Richtige. Sie solle jetzt. Ja. Wo sei sie denn gerade.»Ich sitze auf dem Specksteinboden vor dem Konferenzzimmer, das früher sicher das Lehrerkonferenzzimmer war.«»Gut. «sagte Gino. Dann solle sie einmal aufstehen. Könne sie das. Ja? Gut. Dann weiter. Wohin müsse sie gehen. Wie käme sie hinaus.»Ich gehe die Stiegen hinunter und zum Turnsaal zurück. Wahrscheinlich. Alle Türen sonst. Das weiß ich nicht. «Gut. Sie solle anfangen. Was mache sie gerade.»Ich steige die Stiegen hinunter. Jetzt bin ich am Stiegenabsatz. Ich gehe die breite Haupttreppe hinunter. Ich bin gleich an der Tapetentür zum Turnsaal. Zum Gang zum Turnsaal. Ich bin an der Tapetentür. Ich mache sie auf. Ich mache die Tapetentür zu. «Habe sie alles bei sich, fragte Gino. Nicht dass sie noch einmal zurückmüsse. Sie stand still. Konnte sich nicht bewegen. Wenn der Autoschlüssel. Der Schlüsselbund. Wenn das nicht da war. Dann tastete sie nach dem Schlüsselbund. Der war da.»Ich habe alles. Ich gehe jetzt den Gang hinunter. Gino. Ich bin müde. Ich bin sooo müde. Ich möchte mich hinlegen und schlafen. «Das wäre der Schock. Sie müsse da hinaus. Sie solle gar nicht daran denken, dass sie müde wäre. Und was sie denn nun eigentlich gelernt hätte. In ihrer Ausbildung.»Haben die euch nicht ein emergency cope training zukommen lassen?«Das wäre doch das Mindeste. Aber diese Militaristen. Die setzten alle auf Erschöpfung. Das wäre das einzige natürliche Beruhigungsmittel, das die kennten. Aber die wüssten eben nichts. Er. Er könne wiederum das Allerbeste von der Drogenfront berichten. Er. Er wolle sich jeden Tag narkotisieren lassen. Diesmal hätte er die allerbesten Horrorträume gehabt. Besser als der beste Film.»Ich habe das noch nie verstanden. Wie du diese Filme aushalten kannst. «Sie sei eben ein Blümchen und wirklich in der falschen Branche gelandet.»Nein. Das ist genau anders. Nur Leute wie ich gehen umsichtig vor. Jemand wie du. Einer wie du, der Angst zur Steigerung seines Lebensgefühls braucht. Der wäre unzuverlässig. «Das wäre aber allgemein bekannt. Dass er unzuverlässig sei. Wo sie denn nun wäre.»Ich versuche gerade, diesen Türrahmen wegzuschieben. Wenn ich. Ich muss da. «Sie solle nicht so ächzen. Er würde davon nicht beeindruckt. Ob sie es nun schon geschafft habe. Das wäre nun wirklich öde. Wie lange das alles bräuchte. Ob sie wirklich so geschickt sei, wie sie das glaube.

Sie warf sich mit der Schulter gegen Tür mit dem daran hängenden Türrahmen. Sie hätte an der Tür ziehen müssen. Die Mauer war außen verrottet. Sie hätte die Tür nach innen ziehen müssen. Die Vorstellung. Diese Bewegung nach innen. Die Tür nach innen. Völlig unmöglich. Sie hätte davonlaufen müssen. Den Gang zurück. Und was dann. Sie schob und stieß. Sie spürte ihren Kopf rot werden vor Anstrengung. Am Ende gab das Holz nach, und das ganze Schloss brach heraus. Die Tür schwang nach draußen. Der Türrahmen hing schief. Sie stürzte ins Freie. Sie begann zu laufen. Konnte nicht. Sie musste mitten auf dem Platz stehen bleiben. Unter der rechten Rippe ein solcher Schmerz. Sie ging weiter. Steif. Gino hatte schon lange nichts gesagt. Wie sollte sie über die Mauer kommen. Sie suchte die Stelle, an der der Apfelbaum herüberhing. Sie seufzte. Seufzen war gut. Sie ging tief seufzend an die Baracke heran. Sie zog den rechten Schuh aus. Zog ihn über die rechte Hand. Ein Handschuh, schoss es ihr durch den Kopf. Sie begann zu kichern. Sie schlug ein Fensterglas ein. Sie hielt das handy in der linken Hand. Fragte Gino, ob er noch da sei.»Wo sonst. «fragte er. Was sie mache. Wo sie sei. Gino klang schläfrig. Matt.»Ich mache das jetzt schon. «sagte sie.»Ich muss das handy einstecken. Ich brauche beide Hände. Dann ist es gut.«»Good luck. «Sie schaltete auf Lautsprecher. Gino sprach mit sich selber. Das klinge alles nicht gut, was er da höre. Was sie denn mache.»Ich breche ein. «rief sie. Sie zog den Schuh wieder an. Sie hatte das Fenster aufgebracht und kletterte in den Raum. An einem Tisch standen 4 Sessel. Die Betten waren roh gezimmert. Der Tisch und die Sessel. Die waren von Ikea. Sie trug einen Sessel an das Fenster. Sie brauchte drei Sesselhöhen, um da hinaufzukommen.»Ich mache jetzt einen Zirkusakt. «Sie stapelte zwei weitere Sessel übereinander. Brachte sie zum Fenster. Hievte die Sessel durch das Fenster auf das Gras. Sie kletterte aus der Baracke hinaus. Trug die Sessel an die Mauer. Türmte die Sessel aufeinander. Es ging immer nur, 3 Sesselbeine auf der Sitzplatte des unteren Sessels aufzustützen.»Ich weiß jetzt, warum man uns immer verboten hat, zwei Sessel aufeinanderzutürmen und dann darauf herumzuklettern. Es ist wirklich nicht sicher. «Er sei ja dankbar für das Adrenalin, das sie in ihm ausgelöst habe mit diesem Abenteuer. Aber langsam werde er müde. Die Reaktion setzt ein. Er sagte das, wie der George-Clooney-Charakter in» E.R.«. Die ersten Folgen.»Wir verlieren ihn. «Sie wiederholte den Schreckensruf aus dieser Serie. Sie wiederholte es.»Wir verlieren ihn. Wir verlieren ihn. Wir verlieren den Patienten. «Sie stieg auf den ersten Sessel. Turnte auf den zweiten. Sie hielt sich an der Mauer fest. Mit dem dritten Sessel kam sie nicht annähernd in die Höhe der Mauer oben. Aber sie konnte sich hinaufziehen. Ein Klimmzug. Sie suchte eine Stelle, an der die Glasscherben nur Glaskiesel waren. Sie griff hin. Stieß sich von dem Sesselturm ab. Die Sessel fielen um. Polterten ins Gras. Sie hing aufgestützt an der Mauer. Gino fragte aus ihrer Brusttasche, warum sie so schnaufe. Sie musste lachen. Sie hing da und lachte. Dann sah sie das Blut unter der linken Hand herausquellen. Das Lachen hörte auf. Sie zog das rechte Bein hinauf. Verlor fast den Schuh dabei. Der Ballerina zu locker. Rechts. Aber sie konnte den Schuh mit hinaufbalancieren. Sie zerschnitt sich das rechte Knie. Sie richtete sich auf. Bekam einen Ast vom Apfelbaum zu fassen. Zog sich hinauf. Sie musste sich beherrschen, nicht schon zu laufen zu beginnen. Im Rücken. Eine klirrende Verwundbarkeit. Sie stand auf der Mauer. Mit dem Rücken zum Gebäude. Sie begann zu zählen. Gino zählte mit. Sie brauchte bis 14, bis sie über den Ast des Baums zu den Astgabelungen gelangt war und dann hinuntergestiegen. Was sie jetzt noch machen müsse, fragte Gino.»Die Mauer entlang zum Parkplatz. «Dann solle sie das tun. Sie nahm das handy wieder in die Hand. Ans Ohr. Sie keuchte. Gino summte» New York. New York. «Sie keuchte. Hastete. Sie lief um die Mauer auf den Parkplatz. Sie hätte sich umschauen sollen. Sie stürzte zum Auto. Riss am Zippverschluss der Windstopperjacke. Fummelte den Schlüsselbund heraus. Sperrte auf. Die Hände steif und ungelenk. Aufgeschürft und links blutig. Im Auto. Sie startete sofort. Sie drückte die Sicherungsknöpfe herunter. Die Vorstellung. Jemand käme gelaufen und risse die Autotür auf. Sie fuhr hinaus. Gino summte weiter. Sie fuhr genau. Als führe sie das erste Mal. Doch zu wenig Praxis. Gino stimmte ihr zu. Sie kam an die asphaltierte Straße durch das Tal. Sie bog nach links. Wo sie jetzt sei, fragte Gino. Noch in Tschechien.

«Ich fahre durch ein breites Tal. Es gibt keine Häuser. Ich bin ganz allein. Jetzt fahre ich über eine Brücke und dann den Hügel hinauf.«

«Kandidatin Amy. «Gino machte Heidi Klum nach.»Well done. «flüsterte er ihr ins Ohr.»Du bist meine Jana. Und weißt du, wie lieblich ich lächle.«»You bet. My Heidi. «sagte sie. Er werde ihr das Märchen von Hänsel und Gretel fertigerzählen. Er habe jetzt den laptop offen, und er läse ihr die Wikipedia-Fassung vor. Wenn er einschliefe, dann wäre das keine Unhöflichkeit. Mehr könne er jetzt zu ihrer Begleitung nicht tun. Gino begann wieder.»Nun ward dem armen Hänsel das beste Essen gekocht, aber Gretel bekam nichts als Krebsschalen. Jeden Morgen schlich die Alte zu dem Ställchen und rief: ›Hänsel, streck deine Finger heraus, damit ich fühle, ob du bald fett bist.‹ Hänsel streckte ihr aber ein Knöchlein heraus, und die Alte, die trübe Augen hatte, konnte es nicht sehen und meinte, es wären Hänsels Finger, und verwunderte sich, dass er gar nicht fett werden wollte.

Als vier Wochen herum waren und Hänsel immer mager blieb, da überkam sie die Ungeduld, und sie wollte nicht länger warten. ›Heda, Gretel‹, rief sie dem Mädchen zu, ›sei flink und trag Wasser! Hänsel mag fett oder mager sein, morgen will ich ihn schlachten und kochen.‹ Ach, wie jammerte das arme Schwesterchen, als es das Wasser tragen musste, und wie flossen ihm die Tränen über die Backen herunter! ›Lieber Gott, hilf uns doch‹, rief sie aus, ›hätten uns nur die wilden Tiere im Wald gefressen, so wären wir doch zusammen gestorben!‹ ›Spar nur dein Geplärre‹, sagte die Alte, ›es hilft dir alles nichts.‹

Frühmorgens musste Gretel heraus, den Kessel mit Wasser aufhängen und Feuer anzünden. ›Erst wollen wir backen‹, sagte die Alte, ›ich habe den Backofen schon eingeheizt und den Teig geknetet.‹ Sie stieß das arme Gretel hinaus zu dem Backofen, aus dem die Feuerflammen schon herausschlugen. ›Kriech hinein‹, sagte die Hexe, ›und sieh zu, ob recht eingeheizt ist, damit wir das Brot hineinschieben können.‹ Und wenn Gretel darin war, wollte sie den Ofen zumachen, und Gretel sollte darin braten, und dann wollte sie ’s aufessen. Aber Gretel merkte, was sie im Sinn hatte, und sprach: ›Ich weiß nicht, wie ich’s machen soll; wie komm ich da hinein?‹«

Ginos Stimme war immer leiser geworden. Lange Pausen. Sie horchte. Er schlief. Sie war wieder in Deutschland. Auf dem Weg zur Bundesstraße B20. Sie legte das handy auf den Beifahrersitz. Die Windstopperjacke. Sie war so glücklich darüber, die wiederzuhaben. Sie musste lachen. Gerettet, dachte sie. Gerettet. Die Windstopperjacke gerettet. Sie fuhr. Sorgfältig und umsichtig. Nach Schockerlebnissen war es besonders wichtig, Sorgfalt und Umsicht zu bewahren und weder sich noch andere zu gefährden.»Care and attention. «sagte sie vor sich hin. Sie lächelte. Care and attention.

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