Will Malin wirklich keinen Bräutikamm haben?

Jetzt blühen alle unsere Apfelbäume wieder, schrieb Malin ins Tagebuch. In unvergleichlicher Schönheit stehen sie um unser Haus herum und lassen ein wenig von ihrem Blütenschnee sacht auf den Pfad rieseln, der zu unserem Brunnen führt. Unsere Apfelbäume, unser Haus, unser Brunnen, ja, besten Dank! Nicht das kleinste bißchen gehört uns, aber ich male es mir so gern aus, und es geht merkwürdig leicht. Um diese Zeit vor einem Jahr hatte ich das Schreinerhaus noch nicht gesehen, und dennoch habe ich das Gefühl, als wäre es mein Heim hier auf Erden. Ach, du mein fröhlicher Schreiner, wie ich dich liebe, weil du dieses Haus gebaut hast, falls du es überhaupt gewesen bist, und weil du rundherum Apfelbäume gepflanzt hast und weil wir hier wohnen dürfen und weil wieder Sommer ist – obwohl letzteres natürlich nicht dein Verdienst ist. »Wie ist es, Papa«, fragte sie Melcher, »bist du diesmal genauso schlau gewesen und hast den Mietvertrag für ein ganzes Jahr gemacht?«

»Noch nicht«, sagte Melcher. »Ich warte auf diesen Mattsson. Er hat versprochen, bald mal herauszukommen.«

Und während sie auf Mattsson warteten, richteten Melchersons ihr Schreinerhaus für den Sommer her. Sie harkten das Laub auf dem Grundstück zusammen, sie klopften Teppiche und lüfteten das Bettzeug, sie putzten Fenster und scheuerten die Fußböden und steckten saubere Gardinen auf. Niklas wichste den eisernen Kochherd, und Johann strich die Küchenstühle blau an, Melcher tischlerte ohne Blutvergießen ein Bücherbord für die umfangreiche Sommerlektüre der Familie, und er hängte Bilder, die er aus der Stadt mitgebracht hatte, über dem frischgetünchten Kamin im Wohnzimmer auf. Malin bezog das zerschlissene Polster des Küchensofas neu mit rotkariertem Baumwollstoff. Pelle ging nur umher und genoß das Treiben. Allzu häßliche und schäbige Möbel kamen in den Schuppen, und da draußen stellte Pelle sie zu einem häßlichen kleinen Raum auf, nur damit sie merken sollten, daß sich noch immer jemand etwas aus ihnen machte, und außerdem hatte er vor, hier mit Jocke zu sitzen, wenn es draußen regnete.

»Es ist ein Gefühl, als erschaffe man etwas«, sagte Malin und sah sich in ihrem sommerfeinen Haus um. »Jetzt möchte ich nur noch haufenweise Blumen haben.«

Und sie holte die alten Preiselbeerkrüge der fröhlichen Schreinersfrau aus dem Schuppen, staubte sie ab und füllte sie mit Flieder und blühenden Holzapfelzweigen, und schließlich wanderte sie in Janssons Kuhwäldchen hinaus, wo Maiglöckchen in verschwenderischem Überfluß wuchsen, und pflückte einen ganzen Arm voll.

Auf dem Heimweg begegnete sie Tjorven und Stina, die unter lebhaftem Geschnatter zwischen den Birken angetrottet kamen. Sie verstummten, als sie Malin entdeckten, und sahen sie liebevoll und bewundernd an. Sie war ja ihre Malin, und sie war hübsch mit den Maiglöckchen im Arm. »Du siehst aus wie eine Braut«, sagte Tjorven.

Sofort blitzte es in Stinas Augen auf, und ein lieber alter Gedanke erwachte in ihr.

»Willst du dir denn nie einen Bräutikamm anschaffen, Malin?«

Tjorven lachte aus vollem Hals. »Bräutikamm, was ist das denn?«

»Das ist etwas, was man zur Hochzeit braucht«, sagte Stina unsicher.

Malin versicherte, daß sie mit der Zeit gern einen Bräutikamm haben wolle, aber vorläufig sei sie noch ein bißchen zu jung, sagte sie. Tjorven starrte sie an, als traute sie ihren Ohren nicht.

»Zu jung! Du! Du bist ja so alt, wie man gar nicht glauben kann!«

Malin lachte. »Man muß doch zuerst einen finden, den man so richtig gern mag. Das versteht ihr wohl?«

Tjorven und Stina mußten zugeben, daß passende Bräutikamme auf Saltkrokan knapp waren.

»Aber du könntest einen verwunschenen Prinzen kriegen«, sagte Stina eifrig.

»Gibt's denn so etwas?« fragte Malin.

»Klar, die ganzen Gräben voll«, sagte Stina. »Alle Frösche sind verwunschene Prinzen, sagt Tjorven.«

Tjorven nickte. »Du küßt einfach einen, und – peng – dann steht da ein Prinz!«

»Was, so einfach ist das?« sagte Malin. »Dann werde ich wohl versuchen, mir einen anzuschaffen.«

Tjorven nickte wieder.

»Jaaa – ehe es zu spät ist.« Und sie fuhr fort: »Ich jedenfalls, ich will heiraten, bevor ich steinalt bin.«

»Einen verwunschenen Prinzen?« fragte Malin.

»Nee, ich will einen Rohrleger haben«, sagte Tjorven. »Die verdienen nämlich heutzutage so unanständig viel Geld, sagt Papa.«

Stina wollte auch einen Rohrleger haben, und sie beeilte sich, das zu erzählen. »Denn ich will genau dasselbe haben wie Tjorven.«

»Ja, dann wird es mindestens zwei Rohrleger geben, die ihren Spaß haben werden«, sagte Malin, und dann ging sie.

»Seht ihr irgendwo einen verwunschenen Prinzen«, rief sie, »dann sagt ihm, ich wäre auf meinen alten Beinen nach Hause gewankt.«

Worauf Tjorven Stina bei der Hand nahm und mit ihr zwischen den Birken davonhüpfte und aus vollem Halse sang:

Ich hätt' so gern 'nen Bräutigam,

brauch Schuh ich an den Füßen dran.

Die gibt mir erst mein Mütterlein,

bleib ich des Nachts zu Hause fein.

Sie wollten Maiglöckchen pflücken, genau wie Malin. Bevor sie aber noch angefangen hatten, geschah etwas Merkwürdiges: Sie fanden einen verwunschenen Prinzen für Malin! Man stelle sich das vor, sie fanden einen Frosch! Er saß am Rande des Tümpels und schaute nachdenklich drein.

»Der hat hier sicher die ganze Zeit gesessen und auf Malin gelauert«, sagte Tjorven und betrachtete mit Entzücken den kleinen Frosch, der in ihren hohlen Händen japste. »Komm, wir müssen hinter Malin her, sie soll ihn küssen!«

Aber Malin war verschwunden. Ganz bis zum Schreinerhaus liefen sie mit dem Frosch, und als sie dort ankamen, sagte Melcher, Malin sei gerade zu Söderman gegangen, um Strömlinge zu kaufen.

»Dann gehen wir zu uns nach Hause«, sagte Stina. Aber dort war auch keine Malin. Sie hatte ihre Strömlinge gekauft und war wieder gegangen. »Wir setzen uns auf den Bootssteg und warten«, sagte Tjorven. »Wenn sie aber nicht bald kommt, muß sie ohne Prinz bleiben. Ich hab jetzt bald genug von diesem Frosch.«

Es stellte sich heraus, daß der Frosch mindestens ebenso genug von Tjorven hatte, denn als sie vorsichtig die Hand öffnete, um Stina ein bißchen gucken zu lassen, machte der Frosch einen langen Satz auf den Steg und wäre über die Stegkante gefallen, wenn Stina ihn nicht im allerletzten Augenblick wieder eingefangen hätte.

Am Bootssteg lag ein fremdes Segelboot. Aber es war kein Mensch zu sehen, weder an Bord noch sonstwo. Die Sonne glühte, es war heiß und langweilig, hier zu sitzen und zu warten, fand Tjorven. Sie hatte nie viel Geduld, und sie war es gewohnt, Auswege zu finden.

»Ich weiß was«, sagte sie, »wir können den Frosch ja genausogut küssen, ist doch klar. Es kommt wohl auf jeden Fall ein Prinz, verstehst du, und den hetzen wir auf Malin. Dann muß er wohl selber auch ein bißchen tun.«

Stina fand, das klinge vernünftig. Es war allerdings unangenehm, Frösche zu küssen, aber für Malin tat sie alles. Der Frosch fand diese Küsserei offenbar auch nicht angenehm. Er zappelte wie wild, um freizukommen, aber Tjorven hielt ihn ganz fest, und Stina holte Luft und machte die Augen zu.

»Tu's«, sagte Tjorven.

Und da tat Stina es. Sie küßte den Frosch. Aber das alberne Vieh dachte nicht daran, sich in einen Prinzen zu verwandeln.

»Bah, jetzt ich«, sagte Tjorven. Sie verlieh ihrem Kuß etwas mehr Kraft, aber es gelang trotzdem nicht. Noch immer saß derselbe japsende Frosch in ihrer Hand.

»Der dumme Prinz, er will nicht«, sagte Tjorven. »Dann hau ab!«

Sie setzte den Frosch auf den Steg, und er machte, froh über seine unverhoffte Freiheit, einen Satz. Geradewegs über die Stegkante, und geradewegs in das Segelboot hinunter.

Und jetzt komme mir einer und sage, Frösche seien keine verwunschenen Prinzen! Peng, schon stand er da! Genau wie im Märchen! Er kam aus der Kajüte des Segelbootes geschossen und sprang auf den Steg und stand dicht vor Tjorven und Stina mit einem kleinen braunen jungen Hund im Arm.

Nicht möglich! Tatsächlich ein Prinz! Tjorven und Stina starrten ihn an mit Augen, die immer runder wurden. Er war keineswegs so angezogen, wie es sein mußte, dieser Prinz, er trug ein gewöhnliches Hemd und einen gewöhnlichen Pullover und gewöhnliche blaue Leinenhosen, sonst aber sah er wirklich ganz prinzlich aus mit blauen Augen und weißen Zähnen und blonden Haaren, die wie ein goldener Helm um seinen Kopf lagen. Doch, der sollte wohl zu Malin passen.

»Ich dachte, er würde wenigstens eine Krone auf dem Kopf haben«, flüsterte Stina.

Ohne die Augen vom Prinzen zu wenden, erklärte Tjorven ihr mit leiser Stimme: »Die hat er wohl bloß sonntags auf. Oh, da wird Malin sich aber freuen!«

Erst jetzt dachte Tjorven an Pelle. Er würde sich wohl weniger darüber freuen. Wütend würde er werden, weil sie Malin einen Prinzen verschafft hatten.

Und, o Schreck, da kam Pelle wahrhaftig den Hang zum Steg hinabgelaufen, und hinter ihm her kam Malin! Tjorven merkte, wie ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief, und sie flüsterte Stina zu: »Jetzt wird's spannend!«

Und sie sperrten die Augen noch weiter auf. Es kam nicht alle Tage vor, daß man zusehen durfte, wie Malin einem Prinzen begegnete. Dem Prinzen gefiel Malin, das sah man deutlich. Er schaute sie an, als hätte er noch nie etwas so Unvergleichliches gesehen, und Tjorven und Stina wechselten einen zufriedenen Blick, doch, doch, jetzt staunte er wohl! Sie empfanden es so, als wäre es ihr Verdienst, daß Malin so hübsch war und so sanft und daß ihr Haar und ihr Kleid so anmutig im Wind wehten.

Und nun schien es, als wollte der Prinz etwas zu ihr sagen.

»Jetzt, du, jetzt hält er um ihre Hand an, jetzt sagt er ihr, daß er sie haben möchte!« flüsterte Tjorven.

Aber ganz so eilig hatte der Prinz es nun doch nicht.

»Ich hab gehört, daß es hier auf Saltkrokan einen Kaufmann gibt«, sagte er. »Weißt du vielleicht …«

Doch, das wußte Malin, und sie sei gerade dorthin unterwegs. Wenn er mitgehen wolle, so würde sie ihm das Geschäft zeigen.

»Oh, darf ich dann solange auf den Hund aufpassen?« bat Pelle. Verwunschene Prinzen, das war eine Sache, aber verwunschene Prinzen, die süße kleine braune Welpen hatten, das war was anderes, das konnte man eher ertragen. Und außerdem wußte Pelle gar nicht, daß dies ein verwunschener Prinz war.

»Er denkt, er ist ein gewöhnlicher Mann«, flüsterte Tjorven Stina zu. »Wir brauchen ihm darum gar nicht zu erzählen, was wir gemacht haben.«

Trotzdem schien es ein bißchen Verrat an Pelle zu sein. Tjorven guckte ihn schuldbewußt an, aber das merkte er nicht. Gerade jetzt bemerkte er nichts anderes als den kleinen braunen Welpen.

»Wie heißt er?« fragte Pelle eifrig.

»Er heißt Jumjum«, sagte der Prinz. »Und ich heiße Petter Malm.«

Letzteres sagte er zu Malin.

»Petter – geh mir los, was ist das für'n Prinzenname!« flüsterte Tjorven, und dann nahm sie Stina bei der Hand.

»Komm, wir gehen mit und gucken zu, wie es weitergeht.«

Der Prinz gab Pelle den jungen Hund.

»Ich hoffe, du paßt gut auf Jumjum auf, während ich weg bin«, sagte er freundlich. Und bevor Pelle antworten konnte, sagte Malin:

»Das tut er, das kann ich versichern.«

Dann ging Malin mit ihrem Prinzen. Tjorven und Stina rannten kichernd hinterher zum Kaufmannsladen und hörten dort zu ihrem großen Erstaunen, daß der Prinz bei Märta ein Pfund Blutwurst kaufte. »Essen Prinzen tatsächlich Blutwurst?« flüsterte Stina erstaunt. »Nein, die holt er sicher für seine Ferkel zu Hause auf dem Schloß«, sagte Tjorven.

Sie hielten sich die ganze Zeit so dicht in Malins Nähe, wie sie nur konnten, damit ihnen kein einziges Wort von dem, was der Prinz zu ihr sagte, entging. Er konnte sich gar nicht von ihr trennen, das merkte man. Hinterher standen sie eine ganze Weile draußen vor dem Laden und unterhielten sich, er und Malin. Er erzählte, er habe bei Östermans auf Storholmen eine kleine Hütte für die Ferien gemietet und nun habe er sich ein Segelboot geliehen und wollte segeln gehen. Aber er werde bald wieder nach Saltkrokan kommen, sagte er, denn sie hätten ja hier einen guten Kaufmann.

»Einen guten Kaufmann, hahaha«, sagte Tjorven zu Stina. »Und auch eine gute Malin, was?«

Schließlich hatte Malin keine Zeit mehr, noch länger hier zu stehen, und da ging der Prinz. Rückwärts, so als wollte er sie so lange wie möglich ansehen, und er schwenkte seine Papiertüte und sagte:

»Nun geh ich mit meiner Blutwurst. Wenn sie alle ist, dann komm ich wieder, und ich esse schnell. Steh dann doch bitte auf der Brücke und sieh aus wie schönes Wetter, ja?«

»Hast du gehört?« flüsterte Tjorven. »So was nennt man Prinzengeplauder, weißt du.«

»Jetzt haben wir noch einen Frosch im Brunnen«, erzählte Pelle seiner Schwester, als er abends im Bett lag. »Ich hab einen in Petters Boot gefunden, und er hat gesagt, ich soll ihn rausnehmen, Frösche mögen nicht segeln. Das wußte er genausogut wie ich.« Er richtete sich im Bett auf und fuhr eifrig fort: »Der Petter, der hat Tiere sehr gern, genauso gern wie ich. Und er ist Wissenschaftler. Er macht ständig was mit Tieren und erforscht alles über sie. So einer will ich auch werden, wenn ich groß bin.«

Pelle, der doch gar nichts werden wollte, jetzt plötzlich hatte er gehört, daß es Berufe gab für solche, die alles erforschen, was mit Tieren zusammenhing. Und es war, als hätte man in eine große Finsternis eine Lichtflut eingelassen, denn insgeheim hatte Pelle, sieben Jahre alt, sich Sorgen um seine Zukunft gemacht. Wie würde es ihm, der gar nichts tun wollte, ergehen, wenn er groß war?

Jetzt wollte er etwas tun, und das empfand er als Erleichterung.

»Der Petter, der hat eine tolle Arbeit, das kannst du glauben«, erklärte er Malin. »Rat mal, was er zum Beispiel gemacht hat! Er hat kleine Radiosender auf ein paar Seehunden befestigt, um rauszufinden, was die Seehunde unter Wasser machen und wo sie hinschwimmen und so was alles. Prima, nicht?«

Dann schlang er plötzlich seine Arme um Malins Hals.

»Ach, Malin, wenn ich doch einen Hund kriegen könnte! Es macht so viel Spaß mit Jocke, aber der muß ja dauernd in seinem Stall stillsitzen. Stell dir vor, wenn man solch einen jungen Hund hätte wie Jumjum, der hinter einem herläuft, wo man hingeht!«

»Ich möchte ja auch, daß du einen Hund kriegst«, sagte Malin. »Aber vorläufig mußt du mit Jocke zufrieden sein.«

»Und mit Bootsmann und Totti und Moses«, sagte Pelle.

Für Pelle war Bootsmann immer noch der feinste Hund der Welt, und als Pelle diesmal nach Saltkrokan herausgekommen war, hatte Bootsmann ihn mit lautem Gebell begrüßt. Er wußte wohl auch, wer der feinste Pelle der Welt war, und jetzt lief er überall hinter ihm her. Manchmal tat Moses das ebenfalls und manchmal sogar Totti. Pelle zog herum wie ein Tierbändiger ohnegleichen, und wenn Tjorven das sah, bekam sie heftige Anwandlungen von Eifersucht, nicht weil Moses hinter Pelle herlief, sondern weil Bootsmann es tat.

Dann warf sie sich ihrem Hund an den Hals und kullerte mit ihm herum und sagte: »Bootsmann, du bist mein liebster Nödelhund, daß du es weißt!«

Und Bootsmann schaute Tjorven an, als ob er lächelte: »Hummelchen, nichts wäre mir lieber.«

Und er verließ Pelle oder wer immer es war sofort, um Tjorven wieder auf den Fersen zu folgen. So lange, bis dieser Moses angewackelt kam und sich zwischen sie drängelte.

Moses war mit der Zeit viel zu sehr verwöhnt worden. Manchmal schien er selbst Tjorven lästig zu werden. Eines Abends hatte sie ihn dummerweise mit in ihr Bett genommen, und von da an wollte er nicht mehr in seiner Schlafkiste liegen, sondern auf Tjorvens Füßen. Es nützte nichts, daß sie ihn hinauswarf, er krabbelte eigensinnig wieder ins Bett hinauf, und ebenso eigensinnig puffte Tjorven ihn wieder hinunter.

»Wir puffen uns die ganze Nacht«, sagte sie, und ihre Mutter schüttelte unwillig den Kopf.

»Dieser Seehund hätte nie in unser Haus kommen dürfen!«

Aber jetzt gefiel es Moses, in seinem Teich herumzuschwimmen, und nachdem Johann und Niklas und Teddy und Freddy einen Zaun drum herum gemacht hatten, konnte Tjorven ihn dort einsperren, wenn sie aus irgendeinem Grund in Ruhe gelassen werden und sich frei bewegen wollte, ohne daß ständig ein Seehundjunges hinter ihr herkrabbelte.

Doch immer noch nahm Moses viel von ihrer Zeit und ihrem Interesse und ihrer Liebe in Anspruch, und wenn Tjorven mit dem Seehund spielte und tollte, trottete Bootsmann davon und legte sich neben die Treppe zum Laden. Besonders, wenn Pelle nicht in der Nähe war. Besonders, wenn Pelle unten auf dem Anlegesteg saß und mit Jumjum spielte – und das tat er häufig.

Wenn man auf Storholmen wohnt und sehr gern Blutwurst ißt, muß man unbedingt nach Saltkrokan hinüberfahren. Andauernd muß man hin, denn dort ist der Kaufmann. Und wenn man jedesmal einen kleinen braunen Hundewelpen mitbringt, dann braucht man nur am Steg anzulegen, und schon kommt Pelle Melcherson angerannt, um mit ihm zu spielen. Und wenn Pelle Melcherson mit einem jungen Hund spielt, dann antwortet er brav auf alle Fragen und merkt nicht einmal, was er selbst sagt.

»Wo hast du denn heute Malin gelassen?« kann man zum Beispiel fragen.

»Die sitzt zu Haus auf der Treppe und macht Strömlinge sauber«, sagt Pelle Melcherson.

Oder: »Sie ist an der Landzunge und badet mit Teddy und Freddy.«

Oder: »Ich glaube, sie ist beim Kaufmann.«

Und wenn man erfahren hat, was man wissen will, dann läßt man seinen Welpen in Pelle Melchersons Obhut und flitzt los und stößt ganz zufällig auf Malin und wird jedesmal ein wenig näher mit ihr bekannt. Und ein wenig verliebter. Noch verliebter? Als ob das möglich wäre! Als ob es nicht schon gleich beim ersten Mal gefunkt hätte, als man sie dort auf dem Anlegesteg stehen sah. Die oder keine!

An einem Mittwoch im Juni, einem ewig denkwürdigen Mittwoch, fand Petter Malin beim Kaufmann. Und nicht nur sie. Er fand dort auch einen Seehund. Tatsächlich, dort watschelte ein junger Seehund im Laden herum und spielte mit zwei kleinen Mädchen. Es war also keine Aufschneiderei gewesen, als Pelle Melcherson behauptet hatte, es gäbe einen zahmen Seehund auf der Insel. Der Laden war voller Menschen, und Moses hatte seinen Spaß. Er biß in sämtliche Hosenbeine, an die er herankonnte, vor allem in Tjorvens, und sie wehrte ihn lachend ab:

»Nicht, Moses, laß das, sonst erlaubt Mama nicht, daß du frei herumläufst.«

»Ist es dein Seehund?« fragte Petter mit einem Lächeln.

»Ja, klar«, sagte Tjorven.

»Du würdest ihn wohl nicht verkaufen, was?«

»Nie im Leben«, sagte Tjorven. »Wofür willst du denn einen Seehund haben?«

»Ich nicht«, sagte Petter, »sondern mein Institut.«

Insti … Prinzen benutzen wirklich verzwickte Wörter!

»Ein zoologisches Institut, wo ich arbeite«, erklärte der Prinz, ohne daß Tjorven deswegen klüger geworden wäre.

»Arbeiten!« sagte sie hinterher zu Stina. »Da hat er aber gelogen, daß sich die Balken biegen. Prinzen arbeiten nirgendwo. Aber er will wohl, daß Malin denken soll, er ist ein gewöhnlicher Mann.«

Petter streichelte Moses.

»Er ist ein guter Spielkamerad, sehe ich«, sagte er.

Er spielte selbst mit Moses, bis er gehen mußte, was seltsamerweise genau in dem Augenblick der Fall war, als Malin ihre Einkäufe erledigt hatte.

»Ich trag dir gern deinen Korb nach Haus, auch wenn du mich nicht zum Tee oder dergleichen einlädst«, sagte er zu Malin.

»Ich lade dich zum Tee ein«, sagte Malin, »gutmütig, wie ich bin. Komm nur mit!«

Aber in diesem Augenblick kam Vesterman aus dem Laden und rief hinter Petter her: »Hallo, der Herr! Könnte ich Sie mal eben sprechen?« Petter drehte sich um, als er die grobe, etwas dreiste Stimme hörte, und erblickte einen grobschlächtigen, untersetzten Menschen mit etwas wildem Aussehen.

»Was wollen Sie von mir?« fragte Petter erstaunt.

Vesterman zog ihn außer Hörweite von Malin. »Na ja, sehen Sie, ich hab gerade da drinnen im Laden gehört, daß Sie den Seehund kaufen wollen«, sagte Vesterman so liebenswürdig, wie es einem wilden Kerl wie ihm möglich war. »Und wenn ich die Wahrheit sagen soll, so ist es eigentlich mein Seehund. Ich hab ihn drüben auf der Schäre gefunden. Wieviel könnte man wohl dafür kriegen?«

Er trat ganz dicht an Petter heran und starrte ihm gespannt ins Gesicht. Petter wich etwas zurück. Er wollte nicht gerade jetzt Seehundsgeschäfte machen. Das einzige, woran ihm lag, das war, wieder zu Malin zurückzukommen, und er sagte hastig:

»Tja, einige hundert vielleicht – aber den Preis bestimme nicht ich. Und im übrigen möchte ich vorher gern wissen, wem der Seehund wirklich gehört.«

»Ja, hören Sie, es ist meiner«, rief Vesterman hinter ihm her. »Es ist meiner.«

Und genau dasselbe sagte er auch zu Tjorven, als sie und Stina gleich darauf mit Moses aus dem Laden herauskamen.

»Du, hör mal, jetzt will ich meinen Seehund wiederhaben«, sagte Vesterman.

Tjorven starrte ihn an, ohne etwas zu begreifen.

»Deinen Seehund, was meinst du damit?«

Vesterman sah leicht gekränkt aus und spuckte auf den Weg, um zu zeigen, daß er kaltblütig war.

»Ich meine, was ich sage. Du hast ihn lange genug gehabt, aber es ist mein Seehund, und jetzt will ich ihn verkaufen.«

»Moses verkaufen? Bist du verrückt?« schrie Tjorven.

Aber Vesterman erklärte ihr die Sache näher. Hatte er vielleicht nicht gesagt, sie könne den Seehund behalten, bis er groß sei, daß man einigen Nutzen von ihm haben könne?

»Zum Kuckuck mit deiner Lügerei!« rief Tjorven. »Du hast gesagt, ich könnte ihn ganz für mich behalten. Das hast du gesagt!«

Wahrscheinlich schämte sich Vesterman irgendwo in seiner gierigen Seele und wurde daher noch ruppiger. Er brauche Tjorven nicht um Erlaubnis zu fragen, sagte er, wenn er seinen eigenen Seehund verkaufen wolle, und verkauft werden solle er, das stehe fest. Denn er, Vesterman, brauche dringend Geld, und wenn Tjorven keine Vernunft annehmen wolle, so würde er zu ihrem Vater gehen und mit dem reden.

»Das tue ich schon selber, wahrhaftig!« schrie Tjorven und weinte vor Zorn.

»Du Dummer«, sagte Stina und stieß mit ihrem kleinen Fuß nach Vesterman, und da ging er.

»Warte nur, bis ich mit Nisse geredet habe«, sagte er.

Tjorven stand da, keuchend vor Wut.

»Nie im Leben!« brüllte sie. »Nie im Leben kriegst du Moses!«

Dann rannte sie los. »Komm, Stina, wir müssen Pelle suchen.«

Mit den Eltern konnte sie im Augenblick nicht sprechen, weil der Laden voller Leute war, aber in der Stunde der Not konnte man zu Pelle seine Zuflucht nehmen, das wußte Tjorven, und der mußte erfahren, was Schreckliches bevorstand.

Pelle schüttelte betrübt den Kopf, als er die grausige Neuigkeit vernommen hatte. »Es nützt nichts, daß du mit deinem Papa sprichst«, sagte er. »Du kannst ja nicht beweisen, daß Vesterman dir versprochen hat, du dürftest Moses ganz für dich behalten, und dann weiß Onkel Nisse nicht, was er machen soll.«

Stina pflichtete ihm bei. »Nee, dann muß er zu Tante Märta gehen und die fragen.«

Aber Pelle schüttelte wieder den Kopf. Es gebe nur einen Ausweg, sagte er, und das sei, Moses irgendwo zu verstecken, wo Vesterman ihn nicht finden könne.

»Wo denn zum Beispiel?« fragte Tjorven.

Pelle grübelte ein Weilchen nach, und plötzlich wußte er es.

»In der Toten Bucht«, sagte er.

Tjorven sah ihn voller Bewunderung an.

»Pelle, weißt du was«, sagte sie, »du hast bessere Einfälle als irgend jemand sonst.«

Pelle hatte recht, natürlich hatte er recht. Mama und Papa sollten nicht in diese Sache hineingezogen werden. Wenn Vesterman dann zu ihnen ging und nach Moses fragte, dann konnten sie wahrheitsgemäß antworten: »Wir wissen nicht, wo er ist. Sieh du nur selber zu, wo du ihn findest.«

Und das würde Vesterman schwerfallen, oje, wie schwer ihm das fallen würde.

Früher, vor Hunderten von Jahren, lag das Dorf auf Saltkrokan nicht an seinem jetzigen Platz, sondern an einer Bucht auf der Westseite der Insel. Aber einmal in einem Krieg kamen fremde Soldaten und brannten das ganze Dorf nieder, und dann bauten sich die Saltkrokanbewohner neue Häuser sicherheitshalber auf der entgegengesetzten Seite der Insel. Vom ehemaligen Dorf war nichts weiter übriggeblieben als die alten Bootsschuppen. Eine ganze Reihe uralter grauer Bootsschuppen umsäumt bis auf den heutigen Tag die kleine Bucht, wo einstmals Fischerboote und Segelkutter an den Bootsstegen vertäut gelegen hatten und wo die emsig fischenden Vorfahren der Bewohner von Saltkrokan ihre Netze und Grundleinen auf den kahlen Uferfelsen zum Trocknen ausgehängt hatten. Heute gab es hier keine Fahrzeuge mehr bis auf einen alten, verlassenen Heringskutter, der seinen letzten Ankerplatz in der Bucht gefunden hatte. »Die Tote Bucht« nannten die Kinder sie. Und tot war sie, still und ausgestorben. Es lag ein eigentümliches Schweigen über dem Platz, und dorthin ging Pelle manchmal auf seinen einsamen Wanderungen. Stundenlang konnte er hier sitzen, den Rücken gegen eine besonnte Schuppenwand gelehnt, und den Libellen zuschauen, wie sie zwischen den Stegen hin und her flatterten, und die Ringe im Wasser zählen, wenn ein Barsch unter dem blanken Wasserspiegel hochzuckte.

Für Pelle war die Tote Bucht ein Ort des Friedens und der Träume. Aber es gab Leute, die das Schweigen hier beängstigend fanden, beinahe gespenstisch. Man konnte sich einreden, daß sich in den düsteren Winkeln der verlassenen Bootsschuppen die schwärzesten Geheimnisse verbargen, und nur selten kam ein Mensch hierher. Hier würde niemand nach Moses suchen. In einem Bootsschuppen an der Toten Bucht würde er gut versteckt sein.

Tjorven hatte einen kleinen flachen Leiterwagen, in dem sie Moses beförderte, wenn sie weite Wege mit ihm zu machen hatte und wenn sie keine Geduld mit seinem Gekrabbel hatte. Jetzt hatten sie einen solchen weiten Weg vor sich. Daher wurde Moses mitsamt seiner Schlafkiste und so viel Strömlingen, wie Stina sich von ihrem Großvater hatte erbetteln können, auf das Wägelchen geladen.

Die vier Geheimen, die gerade hinter dem Schreinerhaus Fußball spielten, sahen sie losziehen, und Teddy rief Tjorven zu:

»Wo wollt ihr hin?«

»Wir gehen nur ein bißchen spazieren«, rief Tjorven zurück. »Nee, Bootsmann, bleib du lieber zu Hause«, sagte sie, als ihr Hund angetrottet kam und mitwollte. Spazierengehen bedeutete in der Regel lange Streifzüge durch Wald und Feld, und dem konnte Bootsmann nicht widerstehen.

Er blieb stehen, als Tjorven ihm das sagte. Lange stand er still und schaute ihr und Pelle und Stina und Moses im Wägelchen nach. Aber dann ging er zurück und legte sich an seinen gewohnten Platz neben der Treppe. Sein Kopf sank zwischen die Pfoten, es sah aus, als ob er schliefe. Zur Toten Bucht führte ein gewundener, überwucherter alter Pfad. Ungefähr auf halbem Wege lag Vestermans Hof, und da man mit dem Wägelchen nicht quer durchs Gelände fahren konnte, mußten sie mit Moses dort vorüber. Es war unheimlich, aber nicht zu vermeiden.

»Wenn er uns sieht, dann sind wir geliefert«, sagte Tjorven, als sie bis zu Vestermans Hoftor gelangt waren. »Dann nimmt er uns Moses gleich weg. Liebe Cora, kannst du nicht still sein?«

Das sagte sie zu Vestermans Jagdhund, der hinter dem Zaun stand und bellte. Das fehlte ja noch, daß Vesterman herauskam, um nachzusehen, wen Cora so anbellte!

»Ja, dann sind wir geliefert«, sagte Stina.

Vesterman war jedoch nicht zu sehen, nur seine Frau. Sie stand mit dem Rücken zu ihnen und hängte Wäsche auf eine Leine an der Hausecke und hatte zum Glück keine Augen im Hinterkopf.

Sie kamen auch an Vestermans Weide vorüber, wo Stinas Großvater seine Schafe laufen hatte, und Stina rief nach Totti. Der kam sofort angestürmt und dachte, er würde gefüttert.

»Nein, nein, ich wollte dir nur mal guten Tag sagen und nachsehen, ob es dir gutgeht«, sagte Stina.

Moses ging es auch gut. Er saß den ganzen Weg bis zur Toten Bucht höchst vergnügt auf seinem Wägelchen und meinte augenscheinlich, sie machten einen Ausflug mit ihm. Aber als er plötzlich mit Schlafkiste und allem in einen ganz fremden Bootsschuppen geschoben wurde, da begriff er, daß man hier eine Schandtat an ihm verüben wollte, und das wollte er sich nicht gefallen lassen. Er stieß mehrmals seine wütendsten Schreie aus, und das klang unheimlich in dem tiefen Schweigen um die Tote Bucht.

»Moses, du machst einen Lärm, daß man es auf der ganzen Insel hört«, sagte Pelle vorwurfsvoll.

Sie hockten im Dunkel des Schuppens alle drei um den Seehund herum und streichelten ihn und versuchten, ihm verständlich zu machen, daß dies alles zu seinem eigenen Besten sei. »Sieh mal, es ist ja nur für kurze Zeit«, sagte Tjorven. »Es regelt sich schon noch alles, und dann darfst du wieder nach Hause kommen.« Wie es sich regeln würde, konnte Tjorven sich nicht im geringsten vorstellen. Aber das meiste regelte sich früher oder später immer, und so würde es diesmal auch sein, hoffte sie. Und allmählich wurde Moses in seiner Schlafkiste ruhig, er hatte das Maul voller Strömlinge.

»In einem so feinen Schuppen hast du noch nie gewohnt«, sagte Tjorven. »Hier geht es dir nicht schlecht.« »Aber unheimlich ist es hier doch«, sagte Stina mit einem Schaudern. »Ich glaube fast, hier spukt es.«

Im Schuppen herrschte ein seltsames, schummeriges Licht, das sie nicht mochte. Nur durch die Ritzen in der Wand schien die Sonne in schrägen Strahlen herein, und draußen hörte sie das Wasser gluckern.

»Ich geh ein bißchen raus«, sagte sie und schob die schwere Tür auf, die in ihren Angeln kreischte.

Und weg war sie.

Was Stina unheimlich fand, das fand Pelle nur gemütlich, er genoß es so sehr, daß er es am ganzen Körper spürte.

»Hier würde ich gern selber wohnen«, sagte er und sah sich unter dem Gerümpel um, das der letzte Besitzer in seinem Bootsschuppen zurückgelassen hatte. Dort gab es zerrissene Fischnetze und Reusen, einen übel zugerichteten altersgrauen Fischkasten und ein paar Lockenten für die Vogeljagd, Eispickel und Eimer und Riemen, Waschtröge und einen verrosteten Anker, einen altmodischen Schlitten mit hölzernen Kufen und ganz hinten in einer Ecke eine alte Wiege, an deren Fußende ein Name und eine Jahreszahl eingeschnitzt waren. Pelle buchstabierte. »Klein-Anna« stand auf der Wiege. Die Jahreszahl konnte er nicht entziffern.

»Aber es ist sicher lange her, seit Klein-Anna in der Wiege gelegen hat«, sagte er.

»Wo mag Klein-Anna jetzt wohl sein, was meinst du?« fragte Tjorven. Pelle überlegte. Lange Zeit stand er da und betrachtete die alte Wiege und dachte an Klein-Anna.

»Sie ist jetzt wohl tot«, sagte er leise.

»Nee, das will ich nicht, das ist so traurig«, sagte Tjorven.

»Achach, jaja.« Und dann sang sie:

»Die Welt, sie ist ein Jammertal,

kaum, daß man lebt, so muß man sterben

und wieder Erde werden.«

Pelle riß die Tür auf und stürmte in den Sonnenschein hinaus. Tjorven lief hinterher, sowie sie sich von Moses verabschiedet und ihm hoch und heilig versprochen hatte, ihm täglich Strömlinge zu bringen.

Dort draußen lag die Tote Bucht schweigend und verträumt in der Nachmittagssonne. Pelle holte tief Luft. Und dann war es, als sei er vom Wahnsinn befallen. Er stieß ein Geheul aus und lief los. Hinein in die Schuppen und Bootshäuser rannte er und wieder hinaus, als ob er gejagt würde. Er sprang auf morschen Stegen und glitschigen Pfählen herum, so daß Tjorven Angst bekam; trotzdem folgte sie ihm und lief ebenso waghalsig über die schwankenden Planken im Dunkel der Bootshäuser, wo das Wasser schwarz gegen die Grundpfähle schwappte. Pelle sprang sozusagen in schweigender Raserei herum und gab keinen Laut von sich. Auch Tjorven schwieg, denn sie hatte Angst, folgte ihm aber trotzdem ohne Besinnen. Hinterher saßen sie keuchend auf einem Bootssteg im

Sonnenschein, und da sagte Pelle: »Wo ist Stina?«

Ihnen fiel ein, daß sie sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatten, und sie riefen nach ihr. Aber es kam keine Antwort. Da fingen sie an zu suchen. Sie riefen und suchten, und ihre Rufe hallten rings um die Tote Bucht wider und verstummten dann. Erschreckend still wurde es.

Pelle war weiß um die Nase. Was war mit Stina geschehen? Wenn sie nun von einem Bootssteg ins Wasser gefallen war? Wenn sie nun ertrunken war? Klein-Stina und Klein-Anna – alle konnten sterben, das wußte er. »Oh, weshalb habe ich Bootsmann nicht mitgenommen?« sagte Tjorven mit Tränen in den Augen.

Da standen sie nun, von Weh und Angst erfüllt. Plötzlich hörten sie Stinas Stimme.

»Ratet, wo ich bin!«

Sie brauchten nicht zu raten, sie sahen sie jetzt. Hoch oben im Mastkorb des alten Kutters saß sie. Wie war sie nur da hinaufgekommen? Tjorven wurde wütend und wischte sich zornig die Tränen ab.

»Elendes Gör!« schrie sie. »Was machst du da oben?«

»Ich versuch, wieder runterzukommen«, sagte Stina kläglich.

»Bist du deshalb da raufgeklettert?« fragte Pelle.

»Nee, wegen der Aussicht«, sagte Stina.

»Ja, dann guck sie dir jetzt an«, sagte Tjorven.

Man stelle sich bloß so ein Kind vor, da kletterte sie herum und sah sich Aussichten an, statt im Wasser zu liegen. Na ja, es war natürlich ein Glück, daß sie nicht im Wasser lag, aber sie brauchte einem doch nicht solche Angst einzujagen.

»Hast du uns nicht rufen hören?« fragte Tjorven ärgerlich.

Stina schämte sich da oben. Natürlich hatte sie sie rufen hören, aber es hatte solchen Spaß gemacht, daß niemand sie finden konnte. Stina hatte Verstecken gespielt, wenn Pelle und Tjorven es auch nicht wußten. Und jetzt war es aus mit dem Spaß, das merkte sie.

»Ich kann nicht wieder runter«, rief sie.

Tjorven nickte grimmig.

»Dann mußt du da wohl sitzen bleiben. Wenn wir Moses Strömlinge bringen, dann stecken wir ein paar auf einen Angelstock und reichen sie dir rauf.«

Stina fing an zu weinen.

»Ich will keinen Strömling haben, ich will runter, und das geht nicht.« Pelle war es, der sich ihrer erbarmte, und er hatte eine harte Prüfung zu bestehen. Zum Mastkorb hinaufzuklettern, war keine Kunst. Als er aber wohlbehalten oben angekommen war, verstand er Stina, als sie sagte: »Ich will runter, aber das geht nicht.« Fast ging es auch für Pelle nicht. Aber er packte Stina fest um den Bauch und kletterte mit ihr nach unten und gelobte sich selber, daß er nie mehr höher hinaufsteigen würde als auf den Küchentisch zu Hause.

Sobald Stina wieder auf dem Steg stand, war sie genauso keck wie immer.

»Junge, Junge, was man da oben für 'ne Aussicht hat«, sagte sie zu Tjorven.

Tjorven warf ihr jedoch einen vernichtenden Blick zu, und Pelle sagte: »Wir müssen schnell nach Hause, es ist bald sechs.«

»Nee, so spät kann es noch nicht sein«, meinte Stina. »Ich sollte um vier zu Hause sein, hat Großvater gesagt, und das bin ich ja nicht.«

»Deine eigene Schuld«, sagte Tjorven.

»Na ja, ich glaub, ein paar Stunden mehr oder weniger merkt Großvater gar nicht«, sagte Stina zuversichtlich.

Aber da hatte sie sich getäuscht. Söderman war auf der Schafweide, um seinen Schafen frisches Wasser in den Trog zu gießen, und als er Stina angetrippelt kommen sah, fragte er:

»Was um alles in der Welt hast du denn den ganzen Tag gemacht?«

»Nichts Besonderes«, sagte Stina.

Söderman war kein strenger Großvater, er schüttelte nur den Kopf.

»Du brauchst viel Zeit, um nichts Besonderes zu machen, finde ich.«

Als Tjorven nach Hause kam, sah sie ihren Vater auf dem Anleger und lief hin.

»Sieh mal an, da ist ja endlich Tjorven«, sagte Nisse. »Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?«

»Nichts Besonderes«, sagte Tjorven, genau wie Stina.

Dieselbe Antwort bekam Malin von Pelle. Er trat in die Küche, als die ganze Familie schon um den Abendbrottisch saß.

»Nööö, ich habe nichts Besonderes gemacht«, sagte Pelle, und er meinte es aufrichtig.

Man lebt gefährlich, wenn man sieben Jahre alt ist. Im Kinderland, dem geheimen und wilden, kann man dem gefährlichsten Gefährlichen nahe sein, ohne daß man es als etwas Besonderes empfindet.

Pelle schnitt eine Grimasse, als er sah, was sie zum Abendessen bekamen: gebratenen Fisch und Spinat.

»Ich glaube, ich möchte nichts essen«, sagte er. Aber Johann streckte einen mahnenden Zeigefinger in die Höhe.

»Nichts zu machen, hier helfen alle mit. Papa hat heute gekocht. Malin hat bloß dagesessen und mit ihrem neuen Scheich geredet.«

»Drei Stunden lang«, sagte Niklas.

»Na, na, na«, sagte Melcher. »Jetzt laßt ihr Malin in Ruhe.«

Aber Niklas ließ nicht locker.

»Ich möchte bloß mal wissen, über was man drei Stunden lang so reden kann.«

»Auerhahnbalz, das kannst du dir doch denken«, sagte Johann übermütig.

Malin lachte. Sie fuhr Johann über den Scheitel.

»Er ist kein Scheich, und wir haben nicht über ›Auerhahnbalz‹ geredet, denk bloß, kein bißchen. Aber er findet mich süß, da habt ihr's!«

»Klar bist du süß, kleine Malin«, sagte Melcher. »Sind das nicht alle Mädchen?«

Malin schüttelte den Kopf.

»Nein, das findet Petter nicht. Er sagt, wenn die Mädchen heutzutage wüßten, was zu ihrem eigenen Besten ist, wären sie ein bißchen süßer.«

»Man braucht es ihnen ja bloß zu sagen«, meinte Niklas. »Sei süß, sonst lang ich dir eine.«

Malin warf ihm einen Blick zu und lachte.

»O ja, für die Mädchen muß es ein Vergnügen sein, wenn du erst einige Jahre älter bist. Iß jetzt, Pelle«, fügte sie hinzu.

Pelle schaute Melcher liebevoll an.

»Hast du wirklich heute gekocht, Papa? Wie bist du tüchtig.«

»Ja, ich hab ihn ganz allein aufgetaut«, sagte Melcher mit hausfraulichem Stolz.

»Hättest du nicht was anderes auftauen können statt Spinat?« fragte Pelle und rümpfte die Nase.

»Paß mal auf, mein Kleiner«, sagte Melcher. »Du hast doch schon mal was von Vitaminen gehört, nicht wahr? A und B und C und D und das ganze Alphabet durch. Und die muß man zu sich nehmen, das weißt du.«

»Was für Vitamine sind im Spinat?« fragte Niklas wißbegierig. Das hatte Melcher nicht behalten.

Pelle betrachtete den grünen Brei, den er auf seinem Teller hatte. »Ich glaube, es sind Scheißvitamine«, sagte er.

Darüber lachten Johann und Niklas, aber Malin sagte streng: »Nein, Pelle, bitte, solche Wörter werden in diesem Hause nicht gebraucht.«

Da schwieg Pelle; als er aber nach dem Essen zum Kaninchenstall kam, die Hände voller Löwenzahnblätter, sagte er aufmunternd zu Jocke: »Dies sind keine Scheißvitamine, das kann ich dir nur sagen.«

Er nahm Jocke aus dem Stall. Eine ganze Weile saß er mit ihm auf dem Arm da, aber dann hörte er, wie Malin auf die Treppe hinauskam und etwas rief, was er nicht gern hörte.

»Papa, ich geh weg«, rief Malin. »Petter wartet auf mich. Sorgst du dafür, daß Pelle ins Bett kommt?«

Pelle schob Jocke hastig in den Stall. Er schnellte hoch und rannte hinter Malin her. »Bist du nicht zu Hause und sagst mir gute Nacht, wenn ich im Bett bin?« fragte er unruhig.

Malin blieb zögernd stehen. Petters Urlaub war zu Ende, dies war der letzte Abend, und dann würde sie ihn vielleicht nie wiedersehen. Nicht einmal Pelle zuliebe konnte sie heute abend zu Hause bleiben.

»Ich kann dir hier und jetzt gute Nacht sagen«, sagte sie.

»Nein, das kannst du gar nicht«, rief Pelle verdrießlich.

»Doch, wenn ich es richtig doll mache.«

Sie küßte ihn heftig, eine ganze Reihe kleiner, schneller Küsse, die überall hintrafen, auf die Stirn und auf die Ohren und auf das weiche braune Haar. »Gute Nacht, gute Nacht, gute Nacht! Siehst du, wie ich es konnte«, sagte sie.

Pelle lächelte, dann sagte er streng: »Komm aber nicht zu spät nach Hause!«

Petter saß unten auf dem Anlegesteg und wartete, und während er dort saß, wurde er tatsächlich auch geküßt. Allerdings nicht von Malin. Tjorven und Stina hatten ihn entdeckt, als sie mit dem Puppenwagen und Lovisabet einen kleinen Abendspaziergang machten. Und als Tjorven den verwunschenen Prinzen sah, ergriff sie ein heiliger Zorn. War er nicht daran schuld, daß Moses jetzt weit weg an der Toten Bucht allein in seinem Strandschuppen lag? So hatte man sich das wahrhaftig nicht gedacht, als man verwunschene Prinzen herbeischaffte, daß sie herumgehen und Seehunde kaufen sollten.

»Du Dumme«, sagte sie zu Stina, »wieso bist du eigentlich bloß darauf gekommen, daß wir diesen Frosch küssen sollten?«

»Ich?« fragte Stina. »Du bist es gewesen.«

»Gar nicht bin ich es gewesen«, sagte Tjorven.

Sie sah unwillig zu dem Prinzen herüber, den sie Malin verschafft hatten. Er sah ganz schick aus in seiner dunkelblauen Jacke und mit dem schimmernden Haar. Aber er mochte aussehen, wie er wollte. Er war jedenfalls ein Reinfall.

Tjorven grübelte. Sie war es gewohnt, Auswege zu ersinnen. »Weißt du was …« sagte sie. »Aber das geht sicher nicht.«

»Was denn?« fragte Stina.

»Wir könnten ihn noch einmal küssen. Dann wird er vielleicht wieder ein Frosch, man kann nie wissen.«

Petter saß da und ahnte nicht, was ihm drohte. Eifrig spähte er zum Schreinerhaus hinüber. Ob Malin nicht bald kam? Es war das einzige, was er in diesem Augenblick im Kopf hatte.

Erst, als sie auf der Brücke dicht vor ihm standen, sah er sie, diese beiden kleinen Mädchen, die er beim Kaufmann getroffen hatte.

»Sitz eben mal still und mach die Augen zu«, sagte die, die Tjorven hieß. Petter lachte. »Was soll das? Ist es ein Spiel?«

»Das verraten wir nicht«, sagte Tjorven barsch. »Mach die Augen zu, hab ich gesagt.«

Malins Prinz machte brav die Augen zu, und sie küßten ihn voller Zorn, zuerst Tjorven und dann Stina. Und dann liefen sie schnell von ihm weg. Erst als sie in sicherer Entfernung beim Bootsschuppen waren, blieben sie stehen.

»Ja, das geschieht uns ganz recht«, brummte Tjorven. Und dann schrie sie dem Prinzen zu, der kein Frosch werden wollte: »Zum Kuckuck mit dir!«

Heutzutage waren Mädchen wirklich nicht so süß, wie sie sein sollten, da hatte Petter ein wahres Wort gesprochen.

Er schaute den beiden kleinen Aufgebrachten, die ihn geküßt hatten, erstaunt nach. Aber jetzt sah er Malin kommen, genauso süß wie der Juniabend, und er machte rasch die Augen zu.

»Was sitzt du so mit geschlossenen Augen da?« fragte Malin und schnipste ihn an die Nasenspitze.

Er schlug die Augen auf und sagte seufzend: »Es war nur ein unverschämter Versuch. Ich dachte, es wäre vielleicht hier auf Saltkrokan Sitte, daß alle Mädchen einen küssen, wenn man nur stillsitzt und die Augen zumacht.«

»Bist du verrückt«, sagte Malin. Bevor Petter es näher erklären konnte, rief Tjorven drüben vom Bootsschuppen:

»Malin, weißt du was! Vor dem nimm dich in acht. Der ist eigentlich bloß ein Frosch!«

An diesem Abend bekam Bootsmann seinen Platz auf dem Stück Vorleger neben Tjorvens Bett zurück, und als die ganze Familie kam, um wie gewöhnlich ihrer Jüngsten gute Nacht zu sagen, erzählte sie, weshalb Moses nicht mehr da war und was Vesterman für ein gemeiner Kerl war. »Er ist genauso wie dieser Pharao, den sie in Ägypten hatten«, sagte Tjorven. »Du weißt doch noch, Freddy. Da mußten sie auch alle ihre Mosesse verstecken.«

»Und deinen Moses, wo hast du den versteckt?« wollten Teddy und Freddy wissen.

»Das ist geheim«, sagte Tjorven.

Geheime Teddy und geheime Freddy, hier gab es noch andere Leute, die Geheimnisse haben konnten!

»Ich halte alles geheim«, sagte Tjorven. »Wo Moses ist, das erfahrt ihr nie, niemals.«

Nisse machte ein bedenkliches Gesicht.

»Aber das mit Vesterman, das müssen wir irgendwie ins reine bringen.« Dann kraulte er Bootsmann den Hinterkopf. »Na, Bootsmann, jetzt bist du wohl froh, was?«

Und Tjorven beugte sich über den Bettrand und sah Bootsmann tief in die Augen.

»Mein guter Nödelhund«, sagte sie zärtlich, »jetzt wollen wir schlafen, du und ich.«

Aber vielleicht war dieses Glück allzu groß, als daß Bootsmann es mit Gleichmut hinnehmen konnte. Er schlief unruhig, und etwa um Mitternacht weckte er Tjorven und wollte hinaus.

Sie öffnete ihm schlaftrunken die Tür.

»Was ist mit dir, Bootsmann?« murmelte sie. Aber dann wankte sie ins Bett zurück und schlief schon, bevor sie drin lag.

Und Bootsmann wanderte in die Juninacht hinaus, die mit ihrem bleichen Licht Menschen und Tiere in Unruhe versetzt. Malin sah ihn, beide Male, als er fortging und als er nach zwei Stunden wieder heimkehrte. Denn sie stand an der Pforte zum Schreinerhaus und sagte Petter gute Nacht. So etwas dauert manchmal ungefähr zwei Stunden. Und Juninächte seien nicht zum Schlafen da, meinte Petter. Die seien ja so kurz, und da sei so viel, was man noch gern sagen wollte.

»O doch, ich habe viele Mädchen gekannt«, versicherte Petter, »und einige davon habe ich gern gehabt. Aber ernstlich verliebt, so daß man das Gefühl hat, man müßte davon sterben, war ich nur ein einziges Mal.«

»Und bist du vielleicht immer noch in sie verliebt?« fragte Malin. »Ja, ich bin immer noch in sie verliebt.«

»Ist das schon lange so?« fragte Malin, und in ihrer Stimme lagen Unruhe und Enttäuschung.

»Laß mal sehen.« Petter schaute auf seine Uhr, dann zählte er stumm. »Es ist genau seit zehn Tagen und zwölf Stunden und zwanzig Minuten so. Es machte nur peng, und dann war's passiert. Du kannst es in meinem Logbuch sehen, wenn du willst. Da steht es: ›Heute habe ich Malin kennengelernt.‹ Mehr steht da nicht, und mehr war auch nicht nötig.« Malin lächelte ihn an.

»Aber wenn es so plötzlich gekommen ist, dann hält es wohl auch nicht lange vor. Peng – dann ist es aus.«

Da sah er sie ernst an.

»Malin, ich bin ein beständiger Mensch, glaub mir.«

»Wirklich?« sagte Malin.

In diesem Augenblick hörten sie in der Ferne Hundegebell, und sie murmelte: »Was fällt Bootsmann eigentlich ein?«

Ob Juninacht oder nicht, man kann nicht bis in alle Ewigkeit an einer Gartenpforte stehen. Zuletzt sterben einem gewissermaßen die Beine ab. Petter küßte Malin, und sie ging zögernd von ihm fort. Er blieb stehen und sah ihr nach, und da wandte sie sich noch einmal um.

»Ich glaub, du solltest noch etwas in dein Logbuch schreiben«, sagte sie. »Heute hat Malin Petter kennengelernt.«

Und dann verschwand sie im Schatten zwischen den Apfelbäumen.

Juninächte sind nicht zum Schlafen da, sagt Petter. Es gibt noch mehr, die das finden: andere, die um diese Zeit herumstreunen. Aber schließlich kehren sie alle nach Hause zurück. Bootsmann kommt gerade nach Hause, als Malin ihr letztes gute Nacht zu Petter sagt. Und der Fuchs, der in Janssons Kuhwäldchen wohnt, kehrt jetzt auch in seinen Bau zurück. Und Söderman, der schlecht schläft, wenn die Nächte hell sind, und eine nächtliche Runde gemacht hat, um nach seinen Schafen zu sehen, kehrt jetzt ebenfalls heim, und er hat Totti auf dem Arm.

Noch einer hat sich in der Juninacht draußen herumgetrieben, Jocke … Ach, daß Pelle den Stall nicht besser hinter ihm zugemacht hat! Armer kleiner Jocke! Er ist auch auf einem Streifzug unterwegs gewesen – aber er kehrt nicht heim.

Загрузка...