Kapitel 7

Als ich am anderen Morgen bei ihr ankam, saß meine Großmutter mit offenem Mund da und fuchste sich über mein Aussehen.

«Tag, Oma«, sagte ich gelassen.»Wie geht’s?«

Sie faßte ihren Unmut in Worte.»Weißt du, daß du heute noch auf den Bildschirm mußt? Du siehst schrecklich aus, Perry.«

«Vielen Dank.«

«Und du hast auch noch die ganzen Sondersendungen wegen des Guy-Fawkes-Feuerwerks.«

«Es gibt Regen«, sagte ich.»Kann ich heute nacht bei dir auf dem Sofa schlafen?«

Konnte ich; sie fragte nicht einmal, warum.

«Und ich möchte mit dir besprechen, was ich tun soll.«

Sie sah mir ernst ins Gesicht. Ich bat sie nicht oft so um Rat, aber wenn, dann führte das zu einem Meinungsaustausch unter Erwachsenen, bei dem Geschlecht und Generationenunterschied keine Rolle spielten. Wir hatten es uns zur Regel gemacht, Entscheidungen, die unser Leben verändern konnten, immer erst reifen zu lassen, statt impulsiv zu handeln, und wir hielten uns daran.

Ihr Entschluß, auch mit Ende Siebzig noch Reiseberichte zu schreiben, war nach Gesprächen mit einer ganzen Reihe von Fachleuten erfolgt, und bevor ich die Physikerlaufbahn aufgab, um fortan live über die Launen von Wind

und Wetter auf den Britischen Inseln zu berichten, hatte sie den Persönlichkeitsexperten einer Casting-Agentur zu Rate gezogen.

Dem Vorschlag, einen — sehr kostspieligen — privaten Pflegedienst in Anspruch zu nehmen, hatte sie erst nach tagelanger Bedenkzeit zugestimmt, aber nachdem es einmal beschlossen war, hatte sie ihre geliebten Diamanten, ein Geschenk ihres Mannes, meines Großvaters, versetzt, um von dem Geld die ärmliche Wohnung zu renovieren, mir ein Stadtauto und für sich eine Sonderanfertigung zu kaufen, mit der sie samt ihrem elektrischen Rollstuhl Ausflüge für ihren Reiseveranstalter unternehmen konnte. Wenn man schon lebt, hatte sie mir klargemacht, dann tut man es mit Stil.

Die Pflegerin kam aus der Küche und bot mir Kaffee an. Kaffee, dachte ich, war bei weitem nicht genug.

«Gehen Sie eine Stunde spazieren, Liebes«, sagte meine Großmutter freundlich zu ihr und lächelte mit altersweiser List.

Jett van Els, die sich an ihren Dienstplan, der acht Tage Urlaub nach acht Tagen Arbeit vorsah, gar nicht mehr hielt, fragte, ob ich noch da wäre, wenn sie in einer Stunde wiederkomme. Ich hätte ihr sagen können, ich würde auf jeden Fall da sein, aber nachdem sie in den feuchtkalten, urenglischen Novembertag hinausgegangen war, setzte ich mich zuerst mit einer anderen jungen Frau in Verbindung.

Ich rief Belladonna an, die einen trommelfellzerreißenden Aufschrei von sich gab.

«Perry! Dad hat mir gestern gesagt, daß du noch lebst. Ich faß es nicht! Wir dachten alle, du seist ertrunken.«

«Ach was«, meinte ich beruhigend und fragte sie, wo ich Kris finden könnte.

«Den soll ich heiraten, weißt du schon?«

«Gratuliere.«

«Er hat um meine Hand angehalten, nachdem ich ihn den ganzen Tag totgeglaubt hatte. Das ist unfair.«

«Deine wahren Gefühle sind an den Tag gekommen«, sagte ich lächelnd.»Wo ist er jetzt?«

«Hier. Er wollte Oliver Quigley sprechen, weiß der Himmel, warum, der Ärmste ist am Boden zerstört, obwohl Dad sogar auf eine Klage wegen der Stute verzichtet, und nachher muß Kris arbeiten, er ist schon unterwegs. Aber er hat die Nacht hier verbracht… bei mir. Nicht zum ersten Mal… Warum erzähl ich dir das eigentlich?«

Ich folgte ihr, so gut ich konnte, und erkundigte mich nach der Stute. Lebte sie, oder war sie tot?

«Sie lebt«, sagte Bell.»Todkrank zwar, aber sie stirbt nicht, nur ihre Mähne und ihr Schweif dünnen aus, und im Untersuchungszentrum reden sie jetzt nicht mehr von Jakobskraut im Heu, dem Futter zugesetzt als Doping — das war nämlich ihr erster Verdacht —, sondern, du wirst es nicht glauben, sie tippen auf Strahlenkrankheit. Hast du noch Töne?«

Ich saß auf dem Sofa meiner Großmutter wie vor den Kopf geschlagen.

«Hm?«brachte ich nur heraus.

«Strahlenkrankheit«, wiederholte sie entrüstet.»Es ist ein sehr leichter Fall bei der Stute, sagen sie, soweit man eine Krankheit, die wahrscheinlich tödlich endet, überhaupt leicht nennen kann. Sie nehmen an, daß die Stute mit Radium oder etwas Ähnlichem in Berührung gekommen ist. Und wo, bitte, soll das gewesen sein? Dad ist fuchsteufelswild. Kris meinte, du hättest sicher gewußt, wie man an Radium herankommt. Du hättest dich auch mit Uran und Plutonium ausgekannt, weil du sowohl Physiker wie auch Wetterkundler warst.«»Mhm«, sagte ich.»Also an Radium ist wirklich schwer ranzukommen, aber es geht. Marie Curie hat es vor über hundert Jahren in Paris aus Pechblende gewonnen. Aber das andere — «Ich stutzte plötzlich und sagte:»Hat Kris von mir gesprochen, als wäre ich tot?«

«Entschuldige, Perry, das haben wir alle.«

Schon gut, meinte ich, ließ mir sagen, wann Kris wo sein würde, und bat sie, ihren Vater zu grüßen. Dann setzte ich mich in den Sessel neben dem Rollstuhl meiner Großmutter und erzählte ihr, soweit es mir wichtig erschien, alles, was ich seit Caspar Harveys Einladung zum Lunch erlebt, empfunden und gedacht hatte.

Sie hörte zu, als begleite sie mich überallhin, als habe sie mir ein zweites Paar Augen und Ohren geliehen.

Zum Schluß sagte sie in großer Bestürzung:»Du mußt dich kundig machen, Perry, und jemanden um Hilfe bitten.«

«Ja«, stimmte ich zu,»aber wen?«

Die alte Floskel von der» zuständigen Behörde «drängte sich auf. Welche Behörde war da überhaupt zuständig? Konnte ich zur nächsten Polizeiwache gehen und erwarten, daß man mir Glauben schenkte? Wohl kaum.

«Vielleicht«, sagte ich nach einiger Überlegung,»gehe ich mal zum Technischen Überwachungsverein.«

«Wieso das?«

«Die überwachen technische Anlagen.«

Meine Großmutter schüttelte den Kopf, aber ich schlug im Branchenverzeichnis unter >Ämter< nach und vereinbarte einen Termin in einer Stunde. Perry Stuart, Wetterprophet und bekanntes TV-Gesicht zu sein, hatte seine Vorteile.

Jett van Els kam pünktlich mit Evaswärme in den braunen Augen und Novemberkälte auf den Wangen von ihrem Spaziergang zurück. Es hatte in meinem Leben schon andere Pflegerinnen gegeben, die aufgeschlossen und willig waren für die kurze Zeit ihrer Anstellung, aber während Jett in der Küche Kaffee kochte, warnte mich meine argusäugige Großmutter unverhofft davor, Geister zu wecken, die ich diesmal vielleicht nicht loswerden könnte. Belustigt versprach ich ihr, mich zurückzuhalten, aber das Versprechen genügte ihr nicht.

«Ich meine es ernst«, sagte meine Großmutter.»Wenn du’s darauf anlegst, bist du stärker, als dir guttut.«

Stark konnte man meinen Auftritt bei der mütterlichen Beamtin um die Fünfzig, der ersten Zuständigen, die ich auf meinem Behördengang kennenlernte, nicht nennen. Ich hätte keine technischen Anlagen, sagte sie mir.

«Ich spreche von einer Handelsgesellschaft«, erwiderte ich.

Sie schürzte die Lippen.»Hat die irgendwas mit dem Wetter zu tun?«

«Nein.«

Sie sah eine Weile selbstvergessen in die Ferne, seufzte und notierte dann etwas auf einen Zettel, den sie mir gab.

«Versuchen Sie’s dort mal«, sagte sie.»Man kann nie wissen.«

Das empfohlene» dort «war ein Büro in den oberen Etagen eines Lehrbuchverlags in Kensington. Ich nahm den Lift, zu dem mich der Pförtner geschickt hatte, und an der aufgleitenden Tür empfing mich ein junges Mädchen für alles mit langen, mittelbraunen Zottelhaaren und einem langen, mittelbraunen Knitterrock.

«Ich bin Melanie«, erklärte sie und rief auf einmal:»Nanu? Sind Sie nicht Perry Stuart? Ach du Schreck! Mir nach, bitte.«

Das Büro, in das sie mich führte, war klein und der Mann darin groß. Vier kahle Wände, Oberlicht, ein Schreibtisch, zwei halbwegs bequeme Stühle und ein grauer Aktenschrank aus Metall. Der großgewachsene Mann, der aufstand, um mir flüchtig die Hand zu geben und sich als John Rupert vorzustellen, hätte unschwer den Part des Lehrbuchverlegers im Haus ausfüllen können.

«Meine Kollegin vom Technischen Überwachungsverein«, begann er ohne Vorrede,»meint, Sie hätten mir vielleicht etwas über die Unified Trading Company zu erzählen — und an dieser Stelle würde mich interessieren, ob Ihre Bekanntheit Ihnen manchmal hinderlich ist.«

«Ich konnte zum Beispiel nicht hier zu Ihnen ins Büro kommen, ohne daß es jemandem auffiel.«

«Melanie zum Beispiel?«

«Leider ja.«

«Mhm. «Er überlegte kurz, so kurz, daß ich annehmen mußte, er habe vor meiner Ankunft schon darüber nachgedacht.»Wenn Sie ein Lehrbuch veröffentlichten, Dr. Stuart, welches Thema würden Sie dann wählen?«

Ich gab ihm nicht die spontane Antwort» Wind und Regen«, sondern dachte um ein paar Ecken:»Tiefs.«

Seine Augen wurden schmal. Er nickte leicht.»Man sagte mir, Sie hätten etwas von einem Spieler. «Eine gedankenvolle längere Stille trat ein.»Wie es aussieht«, sagte er schließlich,»gibt es da einen kleinen Packen äußerst heikler Informationen. Ich wüßte zwar nicht, wie Sie die zu Gesicht bekommen haben sollen, aber mir wurde gesagt, wenn Sie sie gesehen haben, hätten Sie möglicherweise erkannt, um was es sich handelt. «Wieder schwieg er eine Weile.»Können Sie uns helfen?«

Wem, uns? fragte ich mich und kam zu dem Schluß, daß»uns «die zuständigen Behörden waren, an die ich mich wenden wollte.»Uns «mußte man trauen. fürs erste.

«Wo würden Sie denn diese heiklen Informationen vermuten?«fragte ich.

«Die können überall auf der Welt sein. «John Rupert kniff sich in den schmalen Nasenrücken.»Wir hatten einen Mann in Mexiko, unweit der Grenze nach Norden. Er hatte Geheimmaterial gesehen und uns darauf hingewiesen, dann hörte er, es stehe zum Verkauf und sei auf dem Weg nach Miami. Er fragte an, ob er es nach Möglichkeit stehlen oder es kaufen solle«, John Rupert verzog das Gesicht.»Er ließ die falschen Leute wissen, daß er es gesehen hatte, und so fand man ihn mit dem Gesicht nach unten in den Everglades von Florida wieder, eine Kugel im Kopf und die Beine halb abgefressen von Alligatoren.«

Du sitzt in der Tinte, dachte ich, und alles, was du darüber erzählst, kann dir noch mehr Ärger einbringen, am Ende sogar eine Kugel. Ich wußte zwar nicht, ob das, was ich herausgefunden hatte, es wert war, dafür zu sterben, und doch konnte ich aus einem tief in mir sich regenden Sinn für Recht und Ordnung nicht einfach davongehen und alles vergessen.

«Nehmen wir mal an«, sagte ich schließlich,»weil zu viele Köche an der Geheimhaltung des Materials interessiert sind, wird es allzu gründlich auf einer Insel versteckt und muß erst wieder geborgen werden, bevor es verwendet werden kann. Wird es nicht verwendet, bringt es keinem was.«

Ich hielt inne.

«Weiter, weiter«, drängte John Rupert.

«Zur Bergung des Materials ist ein geeignetes leichtes Flugzeug vorhanden, aber kein geeigneter Pilot, bis ein Meteorologe daherkommt, ein Hobbyflieger, der liebend gern durch das Auge eines Hurrikans touren möchte. Für das Hurrikan-Abenteuer erklärt sich der Flieger zu einem Umweg bereit, um das Material an Bord zu nehmen.«

John Rupert zeigte mit einem Nicken an, daß er verstand.

«Der Abholflug scheitert«, sagte ich.»Bei dem Hurrikan stürzt das Flugzeug ins Meer. Die immer noch erforderliche Bergung des Materials muß jetzt entschlossen angepackt werden, nämlich bei ruhigerem Wetter, mit einem viel größeren Flugzeug und mehr Leuten, die bewaffnet und bereit sind, nötigenfalls zu kämpfen.«

«Um das Material?«

«Eher um die Rückgewinnung der ganzen Insel, deren Eigentum strittig ist. Bei der Flugzeugbesatzung handelt es sich, glaube ich, um die Unified Trading Company, die auf der Insel das Sagen hatte, bis die Angst vor radioaktiver Strahlung im Umkreis ihrer Anlage zur Züchtung exotischer Pilze die Bewohner vertrieb…«Ich hörte auf zu reden. Seiner Miene nach glaubte er mir kein Wort.

«Auf Wiedersehen«, sagte ich kurz und stand auf.»Schon Schulkinder wissen, wie man es hinkriegt, daß alles und jedes plötzlich radioaktive Strahlung abgibt. Man braucht nur ein bißchen gemahlenes Uranerz auszustreuen. «Ich gab ihm ein Kärtchen mit der Telefonnummer meiner Großmutter.

«Rufen Sie an, wenn Sie an mehr interessiert sind.«

«Halt!«sagte er mit bereits wieder wachsendem Interesse.

«Die Angst der Leute ist auch berechtigt«, sagte ich von der Tür aus.»Wenn man eine erbsengroße Alphastrahlungsquelle hinunterschluckt, stirbt man daran, aber in einer Papiertüte kann man sie ruhig länger mit sich herumschleppen. Ich nehme an, das ist Ihnen bekannt.«

«Gehen Sie noch nicht.«

«Ich muß die schlechte Nachricht von Aix nach Gent bringen.«

John Rupert lachte.

Kris war am Ende leicht zu finden, da er sich im BBC-Wetterstudio in der Wood Lane genau wie ich darauf vorbereiten mußte, das vor und während des Guy-Fawkes-Tages zu erwartende schlechte Wetter anzusagen.

Er empfing mich mit einem Aufschrei und quetschte mich an sich, und auch die übrige Belegschaft drückte mich herzlich. Nach ein paar Minuten scherte es dann niemanden mehr, wie mager und abgehärmt ich aussah, am wenigsten den Mann, der bereitstand, um an meiner Stelle der Jugend zu verkünden, daß das Jubelfeuerwerk ins Wasser fiel — Hauptsache, Stuart der Zuverlässige war von den Toten auferstanden und rechtzeitig zurückgekehrt.

Kris selbst war herrlich braungebrannt, mit sonnengebleichtem Haupt- und Barthaar, und bei meinem Anblick rauschte seine eben noch tieftrübe Stimmung so schnell himmelwärts wie seine in Verse gepackten Raketen.

«Ich faß es nicht!«Seine Stimme war wahrscheinlich in der ganzen Wood Lane zu hören.»Wo kommst du denn jetzt her? Wir dachten alle, deine Oma sei nicht ganz richtig im Kopf, weil sie gestern dauernd meinte, wenn du ertrunken wärst, hättest du sie’s wissen lassen.«

Wir gingen durch einen stillen Flur zu dem Tagesraum, in dem wir uns zwischen den Ansagen alle aufhielten — alle bis auf den Guru, der eine Klause für sich hatte —, und Kris erzählte mir hüpfend und schlenkernd wie ein kleiner Junge, daß er in dem Schlauchboot mehrere Tage lang mit dem Wind an Odins Westrand entlanggetrieben sei, bis die von Robin bestellten Suchhubschrauber ihn entdeckt und heraufgezogen hatten. Die Schilderung seiner Rettung brach flutartig und wortreich aus ihm hervor, als wollte er kein anderes Thema an die Oberfläche lassen, doch zu guter Letzt legte ich ihm Einhalt gebietend die Hand auf den Arm und beglückwünschte ihn zu seiner Verlobung mit Bell.

«Kein Wort zu ihrem Vater«, sagte er bestürzt.»Der gute Caspar hätte sicher nicht geweint, wenn er sich jemand anders hätte suchen müssen, der ihm sagt, wann das Heu geschnitten werden muß.«

Das war zu treffend, um komisch zu sein. Ich ließ es so stehen und fragte:»Was hat denn Robin Darcy zum Verlust seines Flugzeugs gesagt?«

«Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen seit dem Morgen, als wir los sind. Wenn ich bei ihm am Sand Dollar Beach anrufe, kommt nur Evelyns Stimme vom Band. Armer Robin, was soll er denn auch sagen? Er hat uns ja zu dem Flug gedrängt.«

«Tja…«Ich runzelte die Stirn.»Was solltest du denn wirklich für ihn auf der Insel machen?«

«Auf Trox?«

«Natürlich auf Trox.«

«Woher soll ich das wissen?«Kris zuckte gedankenverloren die Achseln und schien dann plötzlich auf der Hut zu sein.

«Von ihm vielleicht«, tippte ich an,»weil er es dir gesagt hat.«

Kris stockte und blieb nach dem nächsten Schritt stehen, als sei ihm soeben eingefallen, daß er mir auf die Frage schon zweierlei Antworten gegeben hatte.

«Ich bin ja so froh«, platzte er heraus,»Mensch, was freu ich mich, daß du noch am Leben bist!«

«Das geht mir mit dir genauso. «Wir strahlten uns an, und wenigstens in dem Punkt waren wir beide ehrlich.

Wir traten durch eine Schwingtür in einen Umkleide-und Stylingbereich, wo eine dreiundzwanzigjährige Dragonerin glänzende Stirnen und Nasen mattierte und sich manchmal bremsen mußte, um einem mit der Puderquaste nicht bis vor die Kameras zu folgen. Kris fing an mit ihr zu schäkern, schielte aber unter den Augenlidern hervor immer wieder zu mir, als hoffte er vielleicht doch, ich würde verschwinden.

Ich blieb und fragte leichthin, als wäre es ein Scherz:

«Was meinte Robin denn zu unserem räderfreien Landeanflug auf Trox?«

«Nichts. Ich hab noch nicht mit ihm gesprochen. Sagte ich doch.«

Die Dragonerin war dabei, seine fast weißen Augenbrauen abzudunkeln. Verärgert darüber, daß ich ihn so taktlos an seinen Flugfehler erinnerte, stieß er ihre Hand weg und sagte mir schneidend, niemand könne immer alles richtig machen. Es schien mir besser, ihm ein andermal zu sagen, daß das rechte oder Steuerbord-Triebwerk, wie ich inzwischen wußte, nur ausgefallen war, weil der Pilot vergessen hatte, von dem leeren Treibstofftank auf den vollen umzuschalten.

Der Flug durch den Hurrikan allein war Streß genug gewesen. Zu spät hatte Kris an den Hebel gedacht, und im Sturm dann noch mit Triebwerkausfall und Schlagseite klarzukommen, das hatte seine Fähigkeiten überstiegen.

Der Cayman-Graben war einer der tiefsten Einschnitte im Meeresboden weltweit, und wenn Robin nicht die Mühe und die Kosten für eine Bergung des Wracks auf sich nahm, würde Kris’ kopfloser Versuch, mit lautem Schrei und schnellem Griff das unnötige Unglück ungeschehen zu machen, für immer sein Geheimnis bleiben.

Ich wollte aber schon, daß er mir ehrlich sagte, warum wir überhaupt nach Trox geflogen waren, und gereizt und genervt gab er schließlich klein bei.

«So ein Theater«, sagte er.»Robin wollte nur, daß ich auf Trox eine Mappe mit Papieren hole, die versehentlich da vergessen worden war, und sie mitbringe, ohne daß du sie dir groß ansiehst. Frag mich nicht, warum du da nicht reinsehen solltest, ich habe keine Ahnung, aber wie gesagt, wir hatten ihm zu danken, und deshalb war ich einverstanden. Er sagte, die Mappe liege im Schreibtisch in einem der Bunker, und ich solle sie in Sicherheit bringen, bevor Hurrikan Odin sie verwehe. Aber als wir hinkamen, war kein Schreibtisch zu sehen. Die Möbel waren schon alle weg.«

«Und, ehm. «Ich überlegte.»Du hast Robin nichts davon gesagt.«

«Nein. Als wir nicht nach Flugplan zurückkamen, hat sich die Flugaufsicht offenbar über den Anrufbeantworter der Darcys mit Evelyn in Verbindung gesetzt, und Evelyn, das alte Perlhuhn, hat den Hubschrauber angefordert, der sich auf die Suche nach uns gemacht hat, sobald das Wetter es zuließ.«

Ich fragte trocken:»Ob sie uns die Rechnung schickt?«

«Was bist du lieber«, gab Kris zurück,»pleite oder tot?«

Ich wanderte den ganzen Nachmittag im Wetterstudio umher, arbeitete zwei Wochen Wind und Klatsch auf und präsentierte wohlvorbereitet um halb sieben und halb zehn die kommende Wetterlage.

Das Wetter morgen Freitag, den fünften November, Tag der Pulververschwörung, brachte Väter und Kinder zum

Stöhnen. Ein Regenband würde von mittags bis abends über die ganzen Britischen Inseln hinwegziehen, vom Westen Schottlands gegen den Uhrzeigersinn nach Süden, und später am Tag würden drehende Winde Wolken und Nieselregen über Südengland verteilen, um auch in Essex die Feuerwerke baden zu schicken. Man stecke das durchweichte blaue Zündpapier an und begebe sich zu Bett.

Ich verbrachte einen ruhigen Feierabend mit meiner Großmutter und Jett van Els, zur Erholung von Körper und Geist, eine halb verdöste Atempause, die nur zweimal unterbrochen wurde; das erste Mal mit Schwung von Kris, der um halb elf einen langen, humorvollen Überblick über die Novembernebelbänke gab.

Das zweite Mal vom schrill klingelnden Telefon, als Jett meiner Großmutter bereits bei ihrem langen, komplizierten Tarzanakt zwischen Rollstuhl und Bett assistierte, und als Jett dann an den Apparat ging, antwortete sie geschäftsmäßig:»Ich schau mal, ob er da ist. Mit wem spreche ich? John Rupert?«Sie blickte mit komisch hochgezogenen Augenbrauen zu mir, und ich nahm ihr den Hörer ab und sagte:»Hallo.«

Er habe einen Ghostwriter für mich, teilte er mir ohne Umschweife mit, und ich willigte ein, die Spukgestalt am Morgen zwischen zwei Ansagen kennenzulernen.

Später, als meine Großmutter unruhig wie immer in ihrem luftigen Zimmer schlief, nahmen Jett und ich ein paar Kissen und setzten uns, eingemummt in warme edwardia-nische Reisedecken, auf eine Steinbank für zwei in der zweckmäßigen kleinen Glasveranda, die es den Damen anno 1908 ermöglicht hatte, trockenen Fußes in das Schlafzimmer des Hausherrn zu gelangen.

Die Nachtluft war frisch und roch nach Schlick. Wir saßen dicht aneinandergekuschelt und sagten nicht viel. Wä-re das ganze Leben so einfach, dachte ich, dann wäre Frieden zwischen den Möwen und der Wind ein Hauch. Ich küßte Jett van Els ungeachtet der Befürchtungen meiner Großmutter, und sie küßte gutgelaunt zurück, und wir verstanden uns ohne Worte in einer Oase der Stille.

Aber im Zentrum jedes Hurrikans ist es still. Der Zorn des Windes lauert rundherum.

In aller Herrgottsfrühe trennte ich mich vom behaglichen Sofa meiner Großmutter, um rechtzeitig zum Frühstück auf ihrem Bildschirm zu erscheinen, und brachte die Regennachricht möglichst schonend unters Volk. Die Feier zum Gedenken an den tapferen Verräter und sein minderwertiges Schießpulver würde heute abend so unbefriedigend ausfallen wie seinerzeit die Verschwörung, ganz gleich, was ich sagte.

Zwischen zwei kleinlauten Ansagen nahm ich, der für das Wetter doch gar nichts konnte, schnell einen Bus nach Kensington und den Lift in die vierte Etage, um mit einem Ghostwriter ein Buch über Tiefs zu besprechen.

Ich bekam einen halbwegs bequemen Stuhl sowie Kaffee und Pfefferkuchen angeboten und hörte mir John Ruperts vernünftig klingende Pläne nicht für ein Buch über Tiefs, sondern für eins über Stürme an, denn das würde sich seiner Ansicht nach besser verkaufen.

War es ihm ernst mit dem Buch? fragte ich, und er meinte höflich, warum denn nicht? Sogar über Haifischzähne seien schon Bücher geschrieben worden.

«Und übrigens«, merkte er an, während er die für mich gedachten Pfefferkuchen aß,»das Gedicht heißt: >Wie sie die gute Nachricht von Gent nach Aix brachten.««

«Auch gut«, sagte ich.

«Robert Browning«, ergänzte er.

Die Tür öffnete sich leise, und herein kam ein veritabler Geist, ein hinfällig wirkender Opa mit schütteren weißen Haaren und stark hervortretenden Sehnen beim Händeschütteln.

Er wurde mir denn auch ohne Aufhebens als» Geist «vorgestellt — kein Mister, kein Vorname, nur Geist —, und John Rupert bat mich seelenruhig, meine Schilderung von gestern noch einmal zu wiederholen.

«Das Ganze noch mal?«wandte ich ein.

«Noch einmal, aber in anderen Worten, so daß Geist sich ein erstes Urteil bilden und ich mir ein klareres Bild machen kann.«

Ich seufzte.»Also gut… Sagen wir, auf einer Karibikinsel ist versehentlich ein Hefter mit Schriftstücken zurückgeblieben, und auf der Insel gibt es keine Funk- und keine Telefonverbindung, keine Post und keine Menschen, aber sie hat eine brauchbare Start- und Landebahn.«

Ich überlegte zwischendurch und ließ Geist Zeit, das Gehörte zu verarbeiten.

«Sagen wir, der Hefter wird dringend gebraucht.«

Denkpause…

«Sagen wir, es ist ein geeignetes Flugzeug vorhanden, aber kein Pilot, auf dessen Verschwiegenheit man zählen kann, denn der eigene Pilot ist tödlich mit dem Wagen verunglückt.«

Denkpause…

«Dann taucht auf einer Lunchparty in England ein Pilot auf, der sich danach sehnt, durch das Auge eines Hurrikans zu fliegen. Er ist Meteorologe, und in der Karibik bahnt sich ein Hurrikan an — Nicky —, und überhaupt ist es Hurrikanzeit. Man bietet ihm einen Hurrikanflug an, wenn er dafür einen kleinen Abstecher in Kauf nimmt und den Hefter holt.«

«Nicht schlecht«, meinte Geist.

«Mhm. Der Pilot nimmt einen befreundeten Meteorologen als Navigator und Handlanger mit.«

«Und der Freund waren Sie?«fragte John Rupert.

Ich nickte.»Unser Hurrikanflug endete im Meer. Der Pilot wurde mit dem Hubschrauber gerettet, und mich warf die Strömung zurück auf die Insel. Ich fand den besagten Hefter, aber ich wußte nicht, daß die Papiere darin wichtig waren, zumindest nicht gleich. Sie waren in vielen verschiedenen Sprachen abgefaßt.«

«Und haben Sie sie?«Geist zeigte sich hoch erregt, da zuckte und bebte es wie bei Oliver Quigley.

«Nein«, enttäuschte ich ihn.»Ich habe mir zwar alles genau angesehen, aber wenn man die Sprachen nicht kann.«

Ich spielte zerstreut mit meinen Fingern, aber ich wußte, was ich sagte.»Einiges war in Russisch.«

John Rupert, der auf der Schreibtischkante saß und ein Bein baumeln ließ, fragte interessiert:»Russisch? Und woher wissen Sie das?«

«Es gab da eine Buchstaben-Zahlenverbindung, die jedem ins Auge springt, der auch nur ein bißchen naturwissenschaftlich beschlagen ist, und zwar U-235 — in einem der fremdsprachigen Schreiben stand dafür Y-235, und dieses Ypsilon ist das russische Zeichen für Uran.«

Ich schrieb es ihnen auf, Y-235, und erklärte:»Das ist angereichertes Uran, wie es aus dem Isotop U-238 gewonnen wird, wenn man Uranoxid in ein Gas umwandelt. Pu-239 ist angereichertes Plutonium Pu-240. Diese Stoffe werden zum Bau von Atomwaffen verwendet.«

Stirnrunzelnd baten sie um mehr.

«Die Buchstaben-Zahlenverbindung U-235«, ich lächelte schwach,»und die Pu-239 tauchen konstant auf allen Seiten des Hefters auf, sei es eine allein oder beide zusammen. Wenn ich eine Vermutung äußern darf, würde ich sagen, daß die Geschäftsbriefe zugleich eindeutig Listen waren. Listen auf griechisch, deutsch, arabisch, russisch und wahrscheinlich hebräisch. Ich weiß zu wenig, aber einige Zahlen, die von Blatt zu Blatt variierten, waren vielleicht Daten oder Preise.«

«Listen? Was denn für Listen?«

«Listen der Bestandteile nuklearer Sprengsätze. Das ist doch das heikle Material, von dem Sie sprachen, oder?«

Sie wollten sich noch nicht festlegen.

Ich sagte:»Soweit ich es den Papieren entnehmen konnte, handelte es sich mehr oder weniger um Einkaufslisten. Aus einigen ging hervor, daß Spaltmaterial erhältlich war und wo. Und auf anderen stand, wir brauchen dies und das. Wenn es sich bei den Papieren um Bestandslisten und Bestellwünsche handelt, dann sind die Herrschaften von Unified Trading im Prinzip Mittelsleute.«

Es war einen Moment still. Da weder Geist noch John Rupert mich auslachten, fuhr ich fort:»Viele Arten von Spaltmaterial — das zum Bau von Atombomben gebraucht wird — sind weltweit knapp. Und es wimmelt auf der Welt von Staaten und Staatsfeinden, die wissen, wie man die Bombe baut. Nur ist Gott sei Dank nicht genug angereichertes Uran und Plutonium in Umlauf. Die besagte Weltknappheit.

Die Papiere in dem Hefter sind, wenn mich nicht alles täuscht, Bestandsaufnahmen von dem, was derzeit auf dem Markt ist. Seit dem Ende des kalten Krieges liegt ein hoher Anteil der weltweiten Bombenbaukapazitäten in

Rußland unter Verschluß. Den alten Blockstaaten liegt so wenig wie uns daran, daß das gefährliche Zeug verteilt wird, und sie bewachen es gut, aber Diebe und Schieber gibt es überall. Ich nehme an, wenn es Leuten wie Ihnen gelänge, die Unified Trading Company aus dem Verkehr zu ziehen, würde bald jemand anders deren Stelle einnehmen.«

«Einer weniger zählt immer«, sagte Geist steif.

Er hatte hellgraue Augen, in denen sich das dräuende Grau der Wolken draußen spiegelte. Ich traute ihm nicht zu, ein den Leser vom Hocker reißendes Buch über Stürme zu schreiben.

«Wollen Sie damit sagen«, fragte John Rupert,»es gibt Ihrer Meinung nach jede Menge Gruppen wie Unified Trading, die als Mittler fungieren und wahrscheinlich Riesenprovisionen einstreichen?«

«Ich habe keine Ahnung«, sagte ich.»Ich mache Wettervorhersagen. In die Urangeschichte bin ich nur reingeschliddert, und ich möchte wieder raus.«

Mein Einwand stieß auf taube Ohren und blieb ungehört.

«Die Briefe in dem Hefter dürften bald veraltet sein«, hielt ich fest.»Wenn das Bestandslisten waren, wenn da Leute, die an U-235 herankommen, mit Leuten zusammengebracht werden sollten, die das nötige Geld haben — nun, in einem halben Jahr sieht das alles schon anders aus.«

Geist lächelte dünn.»Wir sind überzeugt, daß Sie den allerneuesten Katalog der, sagen wir, erhältlichen Ware gesehen haben. Nun ist es so, daß wir Informationen normalerweise nach Bedarf preisgeben, aber die Erfahrung zeigt, daß wir Außenstehenden manchmal auch Dinge vorenthalten, die zu wissen in ihrem ureigensten Interesse wäre; was ich Sie also fragen und Ihnen dabei vielleicht mitteilen werde, kann Ihnen eine Hilfe sein, muß aber nicht. Habe ich mich klar ausgedrückt?«

Wie Kloßbrühe, dachte ich. Ich sah auf meine Armbanduhr. Auf Busse war morgens in der Einkaufszeit sowieso kein Verlaß, und es regnete. Mußt halt laufen, dachte ich. Meine armen Füße.

«Machen Sie sich wegen der Zeit keine Gedanken«, sagte John Rupert.»Ich lasse Sie mit dem Wagen zur BBC bringen.«

Geist sagte:»Denken Sie nach. Konzentrieren Sie sich bitte. Was uns an dem Material am wichtigsten ist, sind die Namen derjenigen, die kaufen wollen, und derjenigen, die haben. Fallen Ihnen da noch welche ein?«

Leider hatte ich nur noch ein einziges Bruchstück im Kopf.

Etwas, so hieß es, sei besser als nichts.

«Auf einem der Briefköpfe erschien das Wort Hippostat«, sagte ich daraufhin und buchstabierte es ihnen.»Das müßte man klären, aber es könnte Rennbahn heißen.«

«Hört sich so an. «Geist nickte.»Haben Sie eine Ahnung, wo das Material jetzt ist?«

Ich sah noch klar und deutlich vor mir, wie Michael Ford mit dem Geigerzähler in der einen Hand und dem Hefter in der anderen aus Bunker Nummer zwei gekommen war. Er hatte beides zum Flugzeug gebracht, und dort war es geblieben.

Ebenso deutlich war mir bewußt, daß Michael Ford alles getan hatte, um meinem Leben kein vorzeitiges Ende bereiten zu müssen. Sofern nicht Amy mit ihren Mullbinden dafür gesorgt hatte, daß ich am Leben blieb. Oder auch Robin, der dicke Denker.

Ich verhielt mich zwiespältig. Ich antwortete Geist wahrheitsgemäß und hatte doch ein schlechtes Gewissen.

«Ich weiß nicht«, sagte ich,»wo das Material jetzt ist.«

Irgendwie hatte ich die verschwommene Vorstellung, die Mitglieder der Gruppe von ihrem Treiben, ihrer Gewohnheit, wie etwa vom Rauchen, abbringen zu können. Damit wäre das Problem für mich gelöst gewesen, weiter hatte ich es nicht durchdacht.

John Rupert, der etwas enttäuscht zur Kenntnis nahm, daß ich im letzten Moment hier einen Rückzieher gemacht hatte, hielt Wort und ließ einen Wagen kommen, der mich wieder zur Wood Lane brachte.

Zwischen zwei Nachmittagsansagen rief ich ihn an. Er war höflich, aber sein vorheriger Eifer war verschwunden.

«Geist ist der Meinung, Sie haben auf halbem Weg die Fronten gewechselt. Ich wüßte gern, warum.«

«Einige der Trader hätten mich ohne weiteres ins Jenseits befördern können. Ich mußte daran denken, daß sie es nicht getan haben.«

«Der alte Zwiespalt«, meinte er müde.»Bringt man für eine Sache, an die man glaubt, den Freund um, der nicht daran glaubt?«

«Nein«, sagte ich langsam.

«Denken Sie an unseren Mann aus Mexiko. An die Alligatoren. Für ihn gab es kein Pardon. Rufen Sie mich wieder an, wenn Sie soweit sind… und warten Sie nicht zu lange.«

«Wir können ja…«Ich stockte, setzte neu an.»Wenn es Sie noch interessiert, kann ich Ihnen etwas über die radioaktive Strahlung sagen. Die Alphastrahlen auf Trox.«

Seine Stimme lebte ein wenig auf.»Danach habe ich gestern abend meine Kinder gefragt, und Sie hatten ganz recht, die haben Radioaktivität in der Schule durchgenommen.«

«Mhm«, sagte ich,»aber die rund dreißig Bewohner von Trox wußten nicht, daß man einen Geigerzähler gefahrlos dazu bringen kann, wie verrückt überzuticken. Sie hörten nur das Rattern, und dazu wurde ihnen die passende Geschichte erzählt… O weh, Leute, die ganzen schönen Pilze sind verstrahlt, und aus dem Boden unter den Häusern tritt Radon aus, aber wir, eure Wohltäter, die Unified Trading Company, stehen dafür ein, daß ihr selbst nicht von Strahlen verseucht seid, sondern nur die Gebäude und die Pilze, und wir werden ein tolles Schiff kommen lassen, das euch alle in Sicherheit bringt.«

«Wollen Sie damit sagen, Unified Trading hat die Leute vorsätzlich dazu gebracht, die Insel zu verlassen?«

Ich lächelte.»Die kamen gar nicht schnell genug weg. Radioaktivität macht angst, weil man sie weder sieht noch spürt. Deshalb wird sie leicht für gefährlicher gehalten, als sie wirklich ist. In unserem Fall werden sich die Gemüter aber wieder beruhigen, denn bei keinem der Betroffenen wird man Anzeichen von Strahlenkrankheit feststellen.«

John Rupert dankte mir nach wie vor zurückhaltend für die Geiger-Müller-Info.»Aber Sie wissen wohl auch«, sagte er,»welches große Fragezeichen damit immer noch bleibt?«

Ich nickte am Telefon.»Warum«, sagte ich,»wollten die Trader die Insel für sich allein?«

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