Clever und fix von CHRISTIANNA BRAND

Viele Fans des klassischen Rätselkrimis würden dem Kritiker Anthony Boucher zustimmen und das Trio John Dickson Carr, Ellery Queen und Agatha Christie als die großen Drei nominieren. Doch gab es auch noch andere Autoren, die zwar nicht so produktiv, in ihrem Engagement und ihrem Talent für fintenreiche Rätselkonstruktionen diesen dreien jedoch durchaus ebenbürtig waren. Zu ihnen gehörte auch Christianna Brand (1907-88), die Schöpferin von Inspector Cockrill.

In Malaya als Tochter britischer Eltern unter dem Namen Mary Christianna Milne geboren, verbrachte Brand ihre Kindheit in Indien. Wie viele Schriftsteller und Schriftstellerinnen arbeitete sie zunächst in einer Reihe von Berufen, unter anderem als Gouvernante, Fotomodell und Tänzerin. Ihre Erfahrung als Verkäuferin in einem Modehaus inspirierte sie zu ihrem ersten Roman, Death in High Heels (1941). Mit Romanen wie Green for Danger (1944), großartig verfilmt mit Alistair Sim, oder Tour de Force (1955; dt. Ein Toast auf den Mörder) bewies Brand ihre Fähigkeit, erstklassige Rätsel zu konstruieren. Nach ihren eigenen Worten feilte sie ebenso sorgfältig an ihrem Stil, wie sie die Schlüssel zu ihren Rätseln verteilte, so dass sie die Leser in die Irre führte und gleichzeitig strikt die Regeln des» Fair Play «befolgte. Im Laufe ihrer Karriere kam sie zeitweilig vom reinen Kriminalroman ab, um etwa unter dem Titel The Honey Harlot (1978) eine Abhandlung über das Rätsel der Marie Céleste zu produzieren, Kinderbücher wie Danger Unlimited (1948) und eine dreiteilige Reihe beginnend mit Nurse Matilda (1964) zu schreiben, in Heaven Knows Who (1960) über ein authentisches Verbrechen zu berichten oder unter einem Pseudonym populäre Unterhaltungsromane zu verfassen. Ihr Hauptinteresse galt jedoch der Kriminalliteratur. Im fortgeschrittenen Alter gern gesehen bei Krimisymposien, ist sie auf ihrem Gebiet sowohl als Persönlichkeit wie auch wegen ihres literarischen Schaffens unvergessen. In seiner Einleitung zu ihrer Kurzgeschichtensammlung mit dem Titel Buffet for Unwelcome Guests (1983) erinnert sich Robert E. Briney an ihren Redestil:»Die Themen und Anekdoten variierten, obwohl manche aufgrund der starken Nachfrage immer wieder erzählt werden mussten (die Geschichte von Dorothy L. Sayers und dem Blut auf der Treppe wurde ein mündlich überlieferter Klassiker). Die Reaktion des Publikums war jedoch immer gleich. Die Zuhörer waren begeistert von den scharfsinnigen verbalen Porträts, lauschten gebannt, sooft eine ernsthafte Note ins Spiel kam, sahen genauso viel von der Richtung voraus, in die die Geschichte ging, wie sie sehen sollten, und reagierten mit genüsslicher Empörung, wenn die Pointe sich als etwas anderes herausstellte als das, was zu erwarten man ihnen eingegeben hatte. Tatsächlich reagierten sie ziemlich genau so, wie es die Leserschaft von Christianna Brands Romanen seit vierzig Jahren tut.« In der Kurzgeschichtenform spezialisierte sich Brand weniger auf die reine Aufdeckung als auf die mehrfach verschlungene, doppeltes und dreifaches Spiel treibende Kriminalgeschichte, für die» Clever und fix «ein vorzügliches Beispiel bietet.

Man musste doch den Schein wahren. Also war die Wohnung sehr protzig ausgestattet, wobei allerdings alles, bis hin zum massiven Messingkamingitter vor dem elektrischen Kaminfeuer, nichts als Schwindel und fauler Zauber war. Den Schein wahren und die Rechnungen zahlen waren jedoch zwei Paar Stiefel, und wie es im Theater neuerdings nun einmal lief, hatten sich die beiden eine recht lange» schöpferische Pause «geleistet. Tatsache war daher, dass sie Trudi eigentlich wegschicken sollten.

Trudi war das Aupairmädchen, und aus unterschiedlichen Gründen wollte keiner von beiden, dass sie ging.

Gerade eben stritten sie darüber, beide vor dem Kamin stehend. In letzter Zeit hatten sie ungefähr einmal pro Stunde irgendeinen Streit — ständig wurde genörgelt und gekeift. Colette brachte Raymond buchstäblich um den Verstand. Und jetzt auch noch das mit Trudi. Ob er Trudis Bezahlung etwa heimlich (irgendwie) aufstockte?» Wie wär’s, wenn du ihr für die Arbeit etwas weniger bieten würdest«, schlug er vor.

«Biete du ihr doch ein bisschen weniger — für das Vergnügen«, sagte Colette. Wie immer traf sie damit bei ihm einen wunden Punkt.»Willst du damit etwa andeuten

— ?« «Raymond, dieses Mädchen denkt doch an nichts anderes als an Geld, und das weißt du.« O ja, er wusste es, und bei dem Gedanken stockte ihm das Herz. Wenn es einmal so weit kam, dass er Trudi keine Geschenke mehr machen konnte … Er war verrückt nach ihr — nach dieser kleinen mausgesichtigen Mitteleuropäerin mit dem durchdringenden Blick — und doch: Er war gefangen, verrückt nach ihr, hilflos im Griff ihrer gierigen kleinen Klauen. Er, Raymond Gray, dem die Frauen sein Leben lang, auf der Bühne und auch sonst, nicht hatten widerstehen können, er hatte sich nun selbst in den Schlingen einer Frau verfangen. Wenn ich nun nachlasse, sagte er zu sich, wenn mein Profil schlaff wird, mein Haar, meine Zähne nicht mehr so perfekt sind wie früher — dabei hielt er sich bemerkenswert gut. Sogar dieses lechzende Ungeheuer in der Wohnung gegenüber – Sie war kein Ungeheuer, wenngleich sie, eine große, stattliche Frau, die früher eine ziemliche Sportlerin gewesen war, nun zusehen musste, wie alles Muskulöse an ihr sich in schwabbeliges, weißes Fett verwandelte. Aber lechzend? Ich bin widerlich, dachte sie, völlig außer sich – eine fette, hässliche, alternde Witwe, die zu Hause herumsitzt und nach einem ausgedienten Vorstadttheateridol lechzt, das nicht viel mehr als halb so alt war wie sie.

Doch sie war ebenso gefangen und hilflos wie er – gefangen und hilflos saß sie da wie ein dummes Schulmädchen und sehnte sich danach, auf ihren Balkon hinauszutreten und zu versuchen, ob sie durch sein Fenster nicht einen Blick auf ihn erhaschen könnte. Von ihrem Zimmer aus konnte sie seines nicht einsehen, denn die Wohnungen lagen einander nicht direkt gegenüber, sondern auf gleicher Höhe über Eck.

Doch sie wagte sich nicht hinaus. Die Platanen unten auf der Straße waren voller Blütenstaub, und wenn sie auch nur die Nase hinaussteckte, würde ihre Allergie sofort mit aller Macht ausbrechen. Und mit tränenden Augen und geröteter Nase durfte er sie nicht mal im Vorbeigehen auf dem Hausflur oder beim Hinauf- und Hinunterfahren im Aufzug sehen.

Sie hielt sich ziemlich oft auf den Fluren und im Aufzug auf.

«Ach, Raymond«, rief sie dann aus,»was für ein Zufall, dass wir uns schon wieder begegnen!«Sie hatte sich schon vor langer Zeit um ihre Bekanntschaft bemüht, und mittlerweile nannte man sich vertraut Raymond, Colette und Rosa. Die beiden hatten nichts dagegen — bei ihr gab es immer reichlich Champagnercocktails und trockene Martinis, dazu jede Menge Kaviar auf kleinen Toastdreiecken. Sie war stinkreich.

Soeben sagte Colette etwas in dieser Richtung.»Kannst du nicht aus der alten Schachtel drüben was rauskitzeln?

Die stinkt doch vor Geld, und du brauchst ihr bloß die Hand zu küssen, dann hackt sie sie ab und schenkt sie dir, samt Brillantringen und allem.« Ihre Hand war wie der Rücken einer Kröte, ganz gesprenkelt mit den grünlichbraunen Flecken alternder Haut.»Trotzdem, ich sag dir jetzt mal was«, versetzte er.

«Wenn du aus dem Weg wärst, du elende keifende Meckerziege, dann würde sie mich zum Millionär machen, darauf kannst du Gift nehmen.« «Ach ja, und was wird dann aus deiner kostbaren Trudi?«, gab Colette gehässig zurück.»Ich glaube nämlich nicht, dass die liebe Rosa sich sehr viel gefallen ließe von diesem dreckigen kleinen Flittchen.« «Was fällt dir ein, Trudi so zu beleidigen!«, schrie er.

«Ich sage nur, wie es ist. Das steht mir ja wohl noch zu, was?« Sie hatte eine schmutzige Fantasie, eine schmutzige Fantasie und ein ordinäres Mundwerk dazu. Wie eine Art Lichtblitz, verschwommen und rötlich gefleckt, durchfuhr ihn die Erkenntnis, dass er sie einmal geliebt hatte — und sich nie hätte träumen lassen, dass sich hinter der Fassade diese Kreatur aus Gift und Schmutz verbarg, sich nie hätte träumen lassen, dass er eines Tages mit erhobener Hand hier stehen würde, vorwärtsstürzen und auf sie einschlagen würde, dass er es darauf abgesehen hätte, sie für immer zum Schweigen zu bringen.

Doch seine Hand berührte sie nicht. Sie trat zurück, weg von ihm, stolperte über den Teppich auf dem blank gebohnerten Boden vor dem Kamin, fiel schwer hin, wobei sie sich ziemlich heftig nach hinten warf, außerhalb seiner Reichweite. Ein kurzer Aufschrei, wild fuchtelnde Arme, ein grässliches Knirschen, als ihre Schädelbasis auf dem runden Knauf des schweren Messinggitters aufschlug. Und plötzlich — Stille.

Er wusste, dass sie tot war.

Trudi stand in der Tür und kam dann langsam zu ihm herüber.

«Ist schon gut«, sagte sie.»Ich hab gesehen. Du hast sie nicht angefasst. «Sie suchte nach dem passenden Ausdruck.»War es — Unfall?«Sie kam nah zu ihm her und starrte hinunter.»Aber sie ist tot«, sagte sie.

Sie war tot. Er hatte sie nicht angefasst, es war ein Unfall gewesen. Doch sie war tot — und er war frei.

Es dauerte eine Weile, bis er akzeptieren konnte, dass Trudi sich nicht lebenslang an einen arbeitslosen, abgehalfterten Schauspieler binden wollte, ob der nun frei war oder nicht.»Aber, Liiiebling, du weißt, dein Geld ist alles weg, bald ich muss sowieso gehen. Hat sie mir gesagt, Mrs. Gray. «Und weil Mrs. Gray tot auf dem Fußboden lag und nicht widersprechen konnte, improvisierte sie flugs eine Aufstellung der Gelder, die ihr noch geschuldet wurden.»Und das muss ich haben, Raymond, bald ich gehe nach Hause, wenn ich nicht mehr habe einen Job hier.« Frei zu sein — frei zu sein, um sie zu heiraten, und sie jetzt verlieren!» Liebst du mich denn gar nicht?«, flehte er sie an.

«Aber natürlich! Bloß — wie wir können heiraten, Liiiebling, wenn du hast kein Geld zum Leben? Also dieses Geld ich muss haben, für nach Hause zu gehen.« «Du kannst sowieso noch nicht weg. Du musst mir beistehen wegen der Sache mit — ihr. «Er hatte das arme tote Ding schon beinahe vergessen, das dort unansehnlich zu ihren Füßen lag.»Du musst für mich aussagen.« Sie zuckte die Schultern.»Natürlich. Es war Unfall.

Aber dann ich kann nach Hause gehen.« «Und mich einfach so hier lassen? Trudi, jetzt habe ich keine Frau, kein Geld — « Wieder dieses leichte Schulterzucken, halb komisch, halb mitleidig, das seinem schmachtenden Herzen so lieb war, das Schwenken des hübschen Köpfchens zum Fenster über Eck.»Wegen Frau, wegen Geld — genug von beidem da drüben.« Rasch warf er ein:»Dann werde ich ja reich. Also können du und ich — ?« Da sagte sie das, was Colette kurz zuvor ebenfalls gesagt hatte:»Ich glaube nicht, dass Mrs. Rosa Fox sich lässt viel gefallen. Ich glaube, macht sie die Geldtaschen ganz schnell — zu.« War die Idee urplötzlich einfach da gewesen, wie es ihm damals vorkam? — oder hatte er eine Weile nachgedacht? – hatte er vor der Leiche seiner Frau gestanden und alles sorgfältig und bedächtig bis zum Ende durchdacht? Später erinnerte er sich nur noch daran, dass er Trudi plötzlich am Arm gepackt hatte, drängend auf sie einredete und sie herunterzog, damit sie sich neben ihn hinkniete, während er ganz vorsichtig ein wenig Blut von dem runden Messingknauf am Kamingitter abkratzte, das dort so rasch gerann, es über den runden Messingknauf des Schürhakens schmierte, einen Knauf von identischer Größe, und seine Hand auf das Verschmierte legte. Und schließlich den Schürhaken wieder in die Feuerstelle warf.

«So, Trudi, jetzt schnell hinaus, und dass dich niemand sieht. Kauf irgendwas irgendwo. Und komm gleich wieder und sorg dafür, dass der Portier dich diesmal sieht.« Als er sich aufrappelte, warf er keinen Blick zurück auf die immer noch ausgestreckt daliegende Leiche — nicht einmal diesen kurzen Augenblick wollte er für die Vergangenheit aufwenden. Vor ihm lag nun die Zukunft.

O, dass nur, betete er, während er verstohlen auf den Hausflur hinausschlich, dass nur Rosa zu Hause ist! Und dass sie allein ist!

Sie war zu Hause und allein. Sie war neuerdings immer zu Hause und allein, hatte sich in einen Sessel geworfen und träumte wie eine Halbwüchsige von ihrer hoffnungslosen, ihrer hilflosen Liebe.»Eine Frau in meinem Alter«, dachte sie,»hockt da und verzehrt sich nach dem Mann einer anderen. «Aber in ihren besten Zeiten war sie auch mal ’ne heiße Nummer gewesen, und sie war nun schon sehr lange verwitwet. Jetzt sagte sie:

«Raymond — wie schön!«Und gleich darauf:»Aber was ist denn los, mein Lieber? Bist du krank?« «Rosa«, sagte er,»du musst mir helfen!«Und er fiel vor ihr auf die Knie, ergriff ihren Rock mit zitternden Händen — wirklich, bei seinem Talent war es eigentlich ziemlich verwunderlich, dass er nicht mehr Arbeit kriegen konnte!

Er legte ein gewisses heiseres Beben in seine Stimme.

«Ich habe sie umgebracht«, sagte er.

Sie wich erschrocken zurück.»Umgebracht?« «Colette. Ich habe sie umgebracht. Sie hörte einfach nicht auf. Sie sagte so schreckliche Sachen über — über dich, Rosa. Sie glaubt, du — sie hat immer behauptet, du – Rosa, ich weiß, du kannst mich gut leiden — « «Ich liebe dich«, sagte sie schlicht, nahm jedoch einen tiefen, tiefen Atemzug, während die Zukunft sich vor ihr entfaltete — so wie sich zuvor die seine vor ihm eröffnet hatte. Seine Frau war tot, und er war frei.

Er tat so, als überraschte ihn ihre Antwort — überraschte ihn und erfüllte ihn mit Dankbarkeit. Doch er war zu clever, gleich zu behaupten, er würde ihre Gefühle erwidern. Endlich kam er zur Sache.»Dann darf ich, Rosa, es umso mehr wagen, dich um etwas zu bitten. Ich liefere mich dir auf Gedeih und Verderb aus und bitte dich inständig, mir aus Freundschaft zu helfen. Und jetzt, wenn du es wirklich ernst meinst, dass du — « Und er ging mit ihr zum Sofa hinüber und saß da und ergriff ihre Hände und schüttete ihr sein Herz aus.»Sie war so widerlich. Sie hatte — nun, Colette ist tot, aber sie hatte eine dreckige Fantasie, Rosa. Seit Wochen ließ sie nicht mehr locker, und plötzlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich sah rot. Ich — ich griff nach dem Schürhaken. Ich wollte ihr nicht wehtun — ehrlich, ich schwör’s — wollte ihr nur Angst einjagen. Aber als ich wieder zu mir kam … O mein Gott«, flehte er,»bitte, versuch mich zu verstehen!« «Du hast es getan, weil sie gemeine Sachen über mich gesagt hat?« «Du warst immer so nett zu uns, Rosa. Es hat mich richtig krank gemacht, wie sie daherredete, dieses verächtliche Getue, dieses höhnische Gelächter. «Und wieder schüttete er ihr sein Herz aus, durchlebte das Geschehen noch einmal, nur dass er Trudis Namen durch ihren ersetzte. Ihr breites, hässliches Gesicht wurde erst weiß, dann leuchtend rot, dann wieder weiß. Sie hielt seine Hand fest.»Was soll ich denn jetzt machen?« «Rosa, ich habe ganz schnell überlegt — ich kann nämlich schnell denken, wenn ich in der Klemme sitze. Es kommt mir so scheußlich vor, sie lag ja tot da und ich dachte bloß an mich und wie ich da wieder rauskommen könnte. Aber so war’s. Und dann kniete ich mich hin und — an dem Kamingitter sind zwei Messingknäufe, genau wie der am Schürhaken, und ich — ich rückte ihren Kopf so hin, dass es aussah, als hätte sie ihn an dem einen Kamingitterknauf aufgeschlagen, und dann putzte ich das — ganze Blut und das Zeug von dem Schürhaken ab — « Sie war eine clevere Frau — clever und fix. Mochte ihr Körper auch langsamer geworden sein, dieser einst so kräftige und beherrschte Körper, ihr Verstand war immer noch clever und fix.

«Ein Unfall«, sagte sie.

«Ja, aber — die Leute wussten ja, dass wir uns ständig stritten. Trudi muss es natürlich gewusst haben. Man könnte sagen, ich hätte sie geschubst, ihr einen Stoß versetzt. «Er warf ihr einen kläglichen Blick zu, was ihm nicht allzu schwer fiel.»Das gibt mindestens – Totschlag«, sagte er.

Clever und fix.»Du willst also, dass ich sage, ich hätte gesehen, was passiert ist? Dass du sie nicht geschlagen hast?« «Mein Gott«, sagte er,»du bist grandios! Ja. Du könntest sagen, du hast alles durchs Fenster gesehen, hast mich stehen und mit ihr reden sehen, sag ganz offen, wir hätten uns anscheinend gestritten, es soll ruhig so aussehen, als wärst du nicht so auf meiner Seite, bloß eine flüchtig bekannte Nachbarin. Und dann — dort liegt doch der Teppich, du kennst ihn, er ist ganz seidig und rutschig – du bist selbst mal darauf ausgeglitten, weißt du noch? Es kann doch durchaus sein, dass sie einen Schritt rückwärts gemacht hat und ausgerutscht und nach hinten gefallen ist.

Mehr könntest du natürlich nicht wissen — den Fußboden in unserem Zimmer kannst du ja nicht sehen, nicht mal von deinem Balkon aus.« «Aber dann müsste ich sagen, dass ich draußen auf dem Balkon war. Von hier drin kann ich euer Fenster nicht sehen.« Auch daran hatte er gedacht.»Dein Balkon ist bloß von zwei Wohnungen aus zu sehen, und die Leute waren bestimmt alle aus. Die kenne ich. Niemand könnte behaupten, du wärst nicht draußen gewesen.« «Also gut«, sagte sie.

«Du tust es also für mich?« «Natürlich. Aber was ist mit dem Mädchen, dieser kleinen Schlampe, wie heißt sie noch gleich — dieses Aupairmädchen?« Es kostete ihn Mühe, den harten Ton in seiner Stimme zu unterdrücken, doch er beherrschte sich.»Die war einkaufen, Gott sei Dank!«Und Gott sei Dank auch, dass Rosa tatsächlich nicht auf dem Balkon gewesen sein und hereinsehen und Trudi dort mit ihm im Zimmer hatte sehen können. Er wusste Bescheid über ihre Allergie, und ein Blick in ihr Gesicht bestätigte es — Rosa war nicht draußen gewesen.

«Also, dann geh wieder hinüber. Du musst schnell einen Arzt rufen. Und sag nichts von mir. Erzähl einfach deine Geschichte, und komm bloß nicht auf die Idee, mich ins Spiel zu bringen. Die werden früh genug da sein und fragen, ob ich irgendwas gesehen habe. Also, die Zeit drängt, du musst wirklich gehen.« Er ging auf die Tür zu und hielt plötzlich inne.»Rosa!« Er hatte eine verschämte Miene aufgesetzt, doch über die Scham legte sich ein Anflug von triumphierender Freude.

«Rosa, es ist schrecklich, überhaupt daran zu denken, aber es kam mir plötzlich in den Sinn. Ein Mordprozess! Du weißt doch, wie es im Theatergeschäft momentan aussieht, du weißt, wie es mir ging in letzter Zeit. Aber wenn ich jetzt auf einmal in den Nachrichten käme! Angeklagt wegen Mordes — im Old Bailey, Schlagzeilen in sämtlichen Zeitungen, eine cause célèbre! Und dann — die dramatische Wendung, die Zeugin, die alles gesehen hat, die Aussage in letzter Minute. «Er stand vor ihr und sah sie halb beschämt, halb bittend an.»Rosa?« «Und wieso habe ich nicht vorher ausgesagt? Sie hätten dich doch gar nicht erst angeklagt, wenn ich sofort ausgesagt hätte.« «Das ist der springende Punkt. Ich muss mich verhaften und vor Gericht stellen lassen. Du müsstest sagen, es sei dir nicht klar gewesen, du hättest in die Sache nicht hineingezogen werden wollen. Aber sobald du natürlich gehört hättest, dass man mich anklagt — « «Aber selbst dann kämst du nicht weiter als bis zur ersten Anhörung, oder wie das heißt. Damit erregst du kein öffentliches Aufsehen.« «Könntest du nicht — ein Weilchen verreist sein, nichts mitbekommen sozusagen?« Sie wollte gerade den Mund aufmachen, um zu sagen, es spielte keine Rolle, er brauchte nie wieder zu arbeiten.

Doch sie behielt es für sich. Er war Schauspieler, Schauspieler mussten arbeiten, mussten sich ausdrücken.

«Überlass das nur alles mir. Ich kümmere mich schon darum«, sagte sie.

Am Anfang waren die Schlagzeilen nicht übel, wenn auch nicht gerade sensationell, dann folgte die lange, öde Zeit, bevor der Prozess eröffnet wurde. Dann aber endlich kam — der Tag. Er selbst auf der Anklagebank, sehr blass, sehr attraktiv. Die Polizei im Zeugenstand.»Der Angeklagte gibt zu Protokoll — «Eine Seite im Notizblock wurde umgeblättert.»Der Angeklagte gibt zu Protokoll: ›O Gott, es ist furchtbar, ich muss nach ihr geschlagen, ich muss einen Aussetzer gehabt haben, sie hat andauernd bloß genörgelt, von früh bis spät, weil ich keine Arbeit fand, aber ich hatte doch nie die Absicht, ihr etwas zuleide zu tun, das schwöre ich.‹« Dann der Befund des Gerichtsmediziners.»Auf dem Knauf des Schürhakens fand ich etwas Blut verschmiert.« Der Schmierer hatte mit dem Blut der Toten

übereingestimmt und konnte zum Zeitpunkt ihres Todes dorthin geraten sein. Untersuchungen hatten ergeben, dass der Angeklagte mit dem Schürhaken hantiert hatte, nachdem das Blut dorthin geraten war. Ja, laut dieser Untersuchungen sei es gut möglich, dass er die Blutspuren mit der Hand wegzuwischen versucht hatte und den kleinen Schmierer übersah. Die Spitze des Schürhakens war offensichtlich abgewischt worden — sie wies keine Fingerabdrücke auf.

Auf die Frage des Strafverteidigers: Ja, es treffe zu, dass man das spitze Ende eines Schürhakens normalerweise nicht anfasse und das Abwischen durchaus zu einer vorherigen routinemäßigen Reinigung hätte gehören können. Der Arzt sagte aus, dass die Frau, als er sie dann sah, bereits eine halbe bis eine Stunde tot war.

Trudi im Zeugenstand für die Verteidigung: kühl und durchtrieben. War vom Einkaufen zurückgekehrt und hatte Mr. Gray neben der Leiche kniend angetroffen; hatte ihn fast auf die Füße stellen müssen. Ja, es hätte durchaus sein können, dass er den Schürhaken mit der Hand berührt und sich beim Untersuchen der Wunde blutig gemacht hatte; als sie ihn hochhob, fuchtelte er wild mit den Armen. Sie hatte versucht, ihn zu beruhigen, hatte einen Arzt rufen wollen, aber die Nummer von ihm nicht gewusst, und Mr. Gray wirkte so verwirrt, dass sie aus ihm nicht schlau wurde. Und überhaupt — wozu die Eile, sagte Trudi mit ihrem typischen Schulterzucken. Konnte doch jeder sehen, dass Madame tot war.

Und so kam zu guter Letzt auch noch Rosa Fox. In äußerster Hingabe hatte sie alles, was ihre zweifelhaften Reize unterstützte, von sich gestreift — sämtlichen Schmuck abgelegt, sich trist gekleidet, die Kosmetika geopfert, die normalerweise, wenigstens bis zu einem gewissen Grad, die vom Alter verursachten Verwüstungen kaschierten. Nicht einen Augenblick wäre man auf den Gedanken gekommen, dass es sich hier um eine Frau handelte, mit der der Gefangene auch nur die geringste Beziehung unterhalten hatte.

Alles lief wie vereinbart ab. Die flüchtige Bekanntschaft, der gelegentliche gemeinsame Drink. Die Befragung durch die Polizei unmittelbar nach dem — Unfall. Räumte ein, zuvor beteuert zu haben, dass sie nichts gesehen hatte.

Sie hatte sich unwohl gefühlt, unter starken persönlichen Spannungen gelitten, bloß noch verreisen wollen in ein Heilbad, wo sie sich seither aufgehalten habe. Sie habe nicht in die Sache hineingezogen werden wollen. Hätte sich natürlich nie träumen lassen, dass gegen Mr. Gray Anklage erhoben würde, nachdem sie ja mit absoluter Sicherheit wusste, dass es sich bei der Sache schlicht um einen Unfall handelte. Da sie doch gesehen hatte, wie es passiert war.

«Von meinem Balkon aus kann man direkt in ihr Zimmer sehen. Ich schaute kurz hin und sah die beiden dort stehen. Sie schienen zu streiten. Er sagte wütend irgendetwas, sie wich abrupt von ihm zurück, als hätte er die Hand gegen sie erhoben — « «Hatte er etwas in der Hand, Mrs. Fox?« «In der Hand? Ach, Sie meinen den Schürhaken? Nein, nichts, keinen Schürhaken oder sonst etwas. Er hatte die Hand auch gar nicht erhoben.« «Er hatte die Hand nicht erhoben? Können Sie das schwören?« Der vorsitzende Richter sagte feierlich:»Mr. Tree, sie schwört es ja. Sie schwört alles, was sie sagt. Sie steht unter Eid.« «Nun ja, ich konnte es alles ganz deutlich sehen und kann natürlich schwören — nun, ich meine, ich bin mir absolut sicher, dass er die Hand überhaupt nicht erhoben hatte. Er sagte irgendetwas. Sie trat zurück, schien dann zu stolpern und rücklings hinzufallen. Ich dachte: ›O, jetzt ist sie auf dem Teppich ausgerutscht, den sie da haben!‹ Ich kenne den Teppich — sehr tückisch auf dem Parkettboden.

Ich bin selbst fast einmal darauf ausgerutscht. Hm, und dann ging ich wieder in mein Zimmer und dachte nicht weiter drüber nach.« «Kam Ihnen nicht der Gedanke, sie hätte sich vielleicht wehtun können?« «Ich dachte, sie hätte sich vielleicht den Kopf angeschlagen oder so, aber natürlich nichts Schlimmeres.

Wie gesagt, ich bin selbst einmal drauf ausgerutscht und habe mir auch nichts getan. «Dabei verzog sie ein wenig das Gesicht und gab zu, wenn die Lady sich ein paar Prellungen zugezogen hätte, wäre ihr damit durchaus recht geschehen.»Ich glaube, sie hat immer an ihm herumgenörgelt. Aber ich kannte die beiden natürlich nicht so gut.« Schlagzeilen, ja. Aber eigentlich nicht so viele und oft nicht einmal auf den Mittelseiten, geschweige denn vorn auf der Titelseite. Allerdings war für Sonntag ein großes Foto von ihm geplant, mit Interview — beim Feiern, wie er mit einem Glas Champagner der Nachbarin zuprostete, deren Aussage seine Unschuld bestätigt hatte. Vielleicht etwas geschmacklos, denn das Foto war direkt vor dem Kamin aufgenommen worden, wo seine Frau gestorben war. Aber es war eben auch eine etwas geschmacklose Zeitung, und man gab sich mit dem zufrieden, was man bekommen konnte.

Dann zogen sich die Reporter zurück, und endlich waren sie allein in seiner Wohnung.

Sie streckte ihm die Hände entgegen.»Nun, Raymond?« Sie sah etwa hundert Jahre alt aus, wie sie da vor ihm stand, mit dem schlaffen, völlig ungeschminkten Gesicht, dem hässlichen, tristen Kleid, der strähnig herunterhängenden Frisur, den fleckigen Händen ohne das übliche Diamantengeglitzer. Er fand sie abstoßend.

«Nun, Rosa, das hast du großartig gemacht.« Den eisigen Ton in seiner Stimme hörte sie nicht, oder wollte ihren Ohren nicht trauen. Leise sagte sie:»Und eines Tages, bald — kann ich mir meine Belohnung abholen?« «Belohnung?«, meinte er.

«Immerhin habe ich deinetwegen einen Meineid geleistet, mein Liebling.« «Ja, stimmt, das hast du, nicht wahr?« Da nahm die ungepuderte Haut eine seltsam aschgraue Färbung an, und Rosas Blick wurde ängstlich und jammervoll.»Raymond, was soll das heißen?« «Das soll heißen, du hast einen Meineid geleistet, wie du selbst sagst. Und du weißt ja vielleicht, was mit Meineidigen passiert?« Eine clevere Frau, fix und clever. Trotzdem fragte sie nach:»Ich verstehe nicht.« «Ich brauche Geld, Rosa«, sagte er.

«Geld? Aber wenn wir verheiratet wären — « Er rückte beiseite, damit sie über seine Schulter und in den Spiegel sehen konnte, der über dem Kamin hing.

«Du?«, sagte er,»und ich? Verheiratet?« Lange, lange betrachtete sie ihr erbärmliches Spiegelbild. Endlich sagte sie:»Ist das eine Erpressung?« «War es denn keine Erpressung, als du dachtest, indem du mich vor dem Gefängnis bewahrst, könntest du mich zur Heirat zwingen?« «Ja«, sagte sie.»Vermutlich schon. «Nun hat er mich mit meinen eigenen Waffen geschlagen, dachte sie bei sich.»Wenn du mich verrätst«, sagte sie,»wirst du gestehen müssen, dass du sie ermordet hast.« «Ich habe sie aber nicht ermordet. Ich kann sagen, es ist fast genau so passiert, wie du vor Gericht bezeugt hast.« «Also gut«, entgegnete sie rasch,»ich kann meine Geschichte auch ändern. Wer kann beweisen, dass ich nicht gesehen habe, wie du sie umgebracht hast?« « Ich kann beweisen, dass du es nicht gesehen hast. Du hättest nämlich gar nicht draußen auf deinem Balkon sein können. Die Platanen waren gerade voller Blütenstaub, und jeder wird der Polizei bestätigen, dass du bei Pollenflug nicht mal ein Fenster aufmachen kannst. Aber als sie dich damals sahen, hattest du keinerlei Anzeichen einer allergischen Reaktion. Das weiß ich, weil ich dich kurz vorher selber gesehen hatte.

Davon abgesehen, können sie mir überhaupt nichts mehr anhaben. Ich war ja sozusagen schon einmal ›dran‹ – autrefois acquit ist der juristische Ausdruck dafür. Einmal freigesprochen, kann ich wegen des gleichen Verbrechens nicht noch einmal belangt werden. Ich könnte überall herumtrompeten, dass ich sie getötet habe, mir würde trotzdem nichts passieren.« «Und mit diesem Ruf leben?« «Nun, ich würde natürlich nicht sagen, ich wäre schuldig — was ich, wie ich bereits sagte, ja auch nicht bin. Ich würde weiter behaupten, es war ein Unfall. Aber du säßest in der Patsche.« «Verstehe. «Sie dachte lange und sorgfältig darüber nach, während sie immer noch, nun mit leerem Blick, auf ihr trauriges Spiegelbild starrte.»Du hast dir das alles von vornherein ganz genau ausgedacht, nicht wahr? In allen Einzelheiten, von Anfang an?« «Da habe ich wirklich das Beste aus meiner Lage gemacht«, meinte er, durchaus stolz auf sich.

«Und die ganze öffentliche Aufmerksamkeit? Das absichtlich auf den Schürhaken geschmierte Blut? Ach, ich verstehe. Du musstest ihnen etwas bieten, du musstest dich anklagen und vor Gericht stellen lassen, du musstest verurteilt und freigesprochen werden, bevor du mich beschuldigen kannst. Zwei Zwecke sollte mein Meineid verfolgen: Erstens den Beweis liefern, durch den du freikämst, und zweitens, mich erpressbar machen.« Beinahe neugierig, fast als wäre sie vor ihm gedemütigt statt vor sich selbst, sagte sie:»Hast du mich denn nicht wenigstens gern gehabt?« «Ich hatte nichts gegen dich«, sagte er gleichgültig.

«Aber der Gedanke, dich zu heiraten — da bin ich wohl doch etwas wählerischer. «Daraufhin nahm er ihre Handtasche, griff sich das dicke Bündel Geldscheine darin, stopfte es sich locker in seine Brieftasche und steckte die Brieftasche weg.»Bloß ein ganz, ganz kleiner Anfang, meine Liebe«, sagte er.

«Ich frage gar nicht erst, wie viel du verlangst. Du wirst natürlich immer und immer wieder kommen, nicht wahr?

Aber sozusagen als Anfang — ?« «Sagen wir zehntausend«, sagte er.»So viel kannst du doch schnell beschaffen.« Er musterte sie mit einem grausamen, hässlichen Lächeln des Triumphs.»Ich brauche es übrigens schnell – für meine Flitterwochen«, sagte er.

Clever und fix. Clever, weil sie nicht einmal nach dem Namen fragen musste, weil sie es alles in einem einzigen blitzschnellen Gedanken zusammengefasst hatte. Und fix.

Der Schürhaken mit dem runden Messingknauf lag auf dem Kamingitter. Sie packte ihn — und schlug zu.

Trudi riss die Tür auf, stürzte von ihrem Horchposten vorwärts, wurde langsamer und schlich das letzte Stück geschmeidig heran, um sich neben ihn hinzuknien. Lange, lange starrten sie beide hinunter, so wie Raymond Gray selbst erst vor wenigen Monaten auf den leblosen Körper seiner Frau hinuntergeblickt hatte. Jetzt war er an der Reihe.

Rosas fette weiße Arme hatten sich offenbar noch etwas von ihrer einst prächtigen Muskelkraft bewahrt; mit ihrem vor langer Zeit erworbenen anatomischen Wissen hatte sie die verletzlichste Stelle getroffen. Der schwere Knauf des Schürhakens hatte Raymonds empfindlichen Schläfenknochen zu einem spinnwebartigen Geflecht von Brüchen zertrümmert.

Trudi bewegte sich. Mit leicht angeekeltem Gesichtsausdruck rückte sie Raymonds Kopf ein wenig weg, so dass er mit der Wunde dicht neben dem runden Messingknauf des Kamingitters zu liegen kam.

«Dieser Teppich!«, sagte sie und stand wieder auf.

«Immer so gefährlich! Stellen sich vor, zum zweiten Mal, genau so wie arme Ehefrau!«Sie grinste in plumper Selbstgefälligkeit in das breite, vom Ausdruck absoluter Verzweiflung geprägte weiße Gesicht.

«So ein Glück, dass diesmal ich war da zu sehen, dass es wieder bloß war ein schrecklicher Unfall.« Raymonds Jackett war aufgesprungen. Sie bückte sich, um ganz vorsichtig das Bündel Geldscheine herauszufischen und es sich in die Schürzentasche zu stecken.

«Bloß ein ganz, ganz kleiner Anfang«, plapperte sie nach und nahm Rosa den Schürhaken aus der kraftlosen Hand.»Gehen Sie wieder in Ihre Wohnung, Madame.

Brechen Sie auf Ihr Bett zusammen. Ich kümmere mich um alles, dann ich rufe beim Doktor an. «Trudi zuckte die Schultern.»Diesmal ich weiß die Nummer von ihm.« Rosa kehrte in ihre Wohnung zurück. Allerdings brach sie nicht auf dem Bett zusammen.

«Polizei?«, sagte sie, den Telefonhörer in der ruhigen Hand haltend. Sie nannte Raymonds Adresse.»Aber beeilen Sie sich, kommen Sie schnell. Ich habe gerade von meinem Balkon aus gesehen, wie das Aupairmädchen mit dem Schürhaken auf ihn los ist. Und diesmal ist es – zweifellos kein Unfall.« Zufrieden lächelnd lauschte sie, wie eine scharfe Stimme Befehle bellte. Die Stimme wandte sich wieder ihr zu.

«Nun, das kann ich nicht sagen — den Fußboden des Zimmers kann ich nicht sehen. Das Mädchen verschwand eine Weile aus dem Blickfeld, und als sie aufstand, stopfte sie sich Geld in die Schürzentasche. Sie werden es sicher finden, irgendwo in ihrem Zimmer versteckt. Da war eine Affäre im Gange, wissen Sie, schon bevor die arme Frau gestorben ist. Und jetzt hat er sich wohl geweigert, sie zu heiraten.«

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