Ich wurde jäh aus meinem Traum von Sky Haussmann gerissen. Im ersten Moment glaubte ich mich noch in einem anderen Traum zu befinden, einem Traum, in dem Trauer und Verwirrung eine beängstigend zentrale Rolle spielten.
Dann wurde mir klar, dass es gar kein Traum war.
Ich war hellwach, aber die Hälfte meines Bewusstseins schien noch fest zu schlafen: der Bereich nämlich, der meine Erinnerungen, meine Identität und das irgendwie tröstliche Wissen enthielt, wie ich dahin gekommen war, wo ich mich jetzt befand; alle Fäden also, die mich mit der Vergangenheit verbanden. Mit welcher Vergangenheit? Ich dachte, wenn ich zurück schaute, würde irgendwann das eine oder andere Detail erkennbar werden — ein Name, ein Hinweis auf meine Person —, aber ich bewegte mich wie durch dichten, grauen Nebel.
Immerhin konnte ich noch Dinge benennen; die Sprache hatte ich also nicht verloren. Ich lag auf einem harten Bett unter einer dünnen braunen Wolldecke. Ich fühlte mich wach und ausgeruht — und zugleich vollkommen hilflos. Als ich mich umsah, ›klingelte‹ es nicht; es gab nichts, was mir in irgendeiner Form vertraut gewesen wäre. Ich hielt mir die Hand vor die Augen und studierte das Netz von Adern auf dem Handrücken. Es war mir kaum weniger fremd.
Doch an meinen Traum erinnerte ich mich sehr genau. Er war unglaublich intensiv gewesen; nicht so wie richtige Träume — unzusammenhängend, mit wechselnden Perspektiven und logischen Sprüngen —, sondern wie ein Dokumentarfilm mit strenger Chronologie. Als wäre ich zusammen mit Sky Haussmann auf dem Schiff gewesen, als hätte ich zwar nicht ganz in seiner Haut gesteckt, ihn aber auf Schritt und Schritt verfolgt wie ein Phantom.
Etwas drängte mich, meine Hand umzudrehen.
Auf der Innenfläche prangte ein scharf umgrenzter rostroter Fleck aus geronnenem Blut. Ich untersuchte das Laken, auf dem ich lag, und fand auch dort Blutspritzer. Ich musste längere Zeit geblutet haben, bevor ich aufwachte.
Jetzt schien sich der Nebel an einer Stelle zu verdichten; ich bekam beinahe eine Erinnerung zu fassen.
Ich stieg aus dem Bett und sah mich um. Ich war nackt. Ein Raum mit rauen Wänden — nicht aus Fels gehauen, eher wie mit Lehm beworfen und nach dem Trocknen mit blendend weißer Stuckfarbe getüncht. Neben dem Bett standen ein Hocker und ein Schränkchen, beides aus einem Holz, das ich nicht kannte. Eine kleine braune Vase in einer Nische in der Wand war der einzige Schmuck.
Ich starrte die Vase erschrocken an.
Sie hatte etwas an sich, das mich mit Grauen erfüllte; einem Grauen, das ich sofort als irrational erkannte, ohne mich dagegen wehren zu können. Vielleicht hast du ja einen Hirnschaden davongetragen, sagte ich laut zu mir selbst, du kannst zwar noch sprechen, aber irgendwo im limbischen System oder wo auch immer die Neuerung namens Angst verwaltet wird, die einst für die Säugetiere eingeführt wurde, ist etwas kaputtgegangen. Doch als ich meiner Angst nachspürte, erkannte ich, dass sie gar nicht von der Vase ausgelöst wurde.
Es war die Nische.
Sie war ein Versteck: etwas Entsetzliches lauerte darin. Sobald mir das aufging, drehte ich durch. Mein Herz raste. Ich musste hier raus; weg von diesem Ding, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ, obwohl ich wusste, dass es keinen Grund dafür gab. Der Raum hatte an einer Seite einen offenen Durchgang nach ›draußen‹ — was das auch immer sein mochte.
Ich taumelte ins Freie.
Gras unter meinen Füßen; ich stand auf einem Stück Rasen, feucht und kurz geschoren, auf zwei Seiten von Felsen und Gestrüpp begrenzt. Die Hütte, in der ich aufgewacht war, klebte hinter mir an einem Hang und drohte von Gestrüpp überwuchert zu werden. Dahinter stieg der Hang weiter an, wurde zunehmend steiler, bis er die Senkrechte erreichte, und wölbte sich dann schwindelerregend im Bogen nach vorne, sodass das üppige Grün wie chinesischer Spinat an den Wänden einer Schale klebte. Die Entfernung war schwer zu schätzen, aber der Himmel dieser Welt befand sich wohl ungefähr einen Kilometer über meinem Kopf. Zur vierten Seite hin fiel das Gelände ein wenig ab, um dann jenseits eines winzigen Tales erneut anzusteigen, immer und immer weiter, bis es schließlich die Fläche berührte, die sich hinter mir empor wölbte.
Hinter dem Gestrüpp und den Felsen zu beiden Seiten waren in der Ferne, leicht bläulich und etwas verzerrt durch trübe Luftschichten, die beiden Enden der Welt zu erkennen. Auf den ersten Blick glaubte ich in einem langgestreckten, zylinderförmigen Habitat zu stehen, doch das war nicht der Fall: die Wände strebten an beiden Enden zusammen, das Gebilde hatte also wohl eher die Form einer Spindel: zwei mit der Grundfläche aneinander gesetzte Kegel. Meine Hütte musste sich mehr oder weniger an der breitesten Stelle befinden.
Ich zermarterte mir das Gehirn nach gängigen Habitat-Formen, fand aber nichts bis auf das hartnäckige Gefühl, dass irgendetwas hier nicht stimmte.
Ein grell leuchtendes, blauweißes Filament zog sich der Länge nach durch das ganze Habitat: eine geschlossene Plasma-Röhre, die sich wahrscheinlich dämpfen und abschirmen ließ, wenn man Abendstimmung oder Dunkelheit simulieren wollte. Die Pflanzendecke war mit kleinen Wasserfällen und schroffen Felswänden aufgelockert, ein kunstvolles Arrangement, das an ein japanisches Aquarell erinnerte. Auf der anderen Seite der Welt zogen sich terrassenförmig angelegte Gärten empor; ein Flickenteppich verschiedenster Beete wie eine Pixelmatrix. Hier und dort waren andere Hütten dazwischen gestreut wie weiße Kieselsteine, gelegentlich auch ein größeres Gebäude oder ein ganzes Dorf. Gepflasterte Straßen schlängelten sich um das Tal herum und verbanden die Hütten und Gemeinden miteinander. An den Endpunkten der beiden Kegel lagen die Gebäude näher an der Drehachse des Habitats, dort musste die künstliche Schwerkraft geringer sein. War das vielleicht der Grund, warum man diese Form des Habitats gewählt hatte?
Bevor ich mich allen Ernstes fragen konnte, wo ich war, kam etwas aus dem Gestrüpp gekrochen und tastete sich auf kunstvoll gegliederten Metallbeinen auf die Lichtung. Meine Hand schien davon auszugehen, dass ich bewaffnet war, sie legte sich ganz selbstverständlich um eine nicht vorhandene Pistole.
Die Maschine blieb stehen und tickte leise vor sich hin. Auf den Spinnenbeinen saß ein eiförmiger grüner Körper ohne jede Aufschrift, nur mit einer leuchtend blauen Schneeflocke markiert.
Ich trat zurück.
»Tanner Mirabel?«
Die Stimme kam aus der Maschine, aber es war nicht die Stimme des Roboters, sondern die eines Menschen, einer Frau, und sie klang etwas unsicher.
»Ich weiß nicht.«
»Du meine Güte. Mein Castellano ist nicht besonders gut…« Sie hatte Norte gesprochen, doch jetzt wechselte sie, noch zögernder als vorher, in die Sprache, die ich verwendet hatte. »Hoffentlich können Sie mich verstehen. Ich habe wenig Übung in Castellano. Ich… hm… ich hoffe, Sie erkennen Ihren Namen, Tanner. Tanner Mirabel, sollte ich sagen. Hm… oder Mister Mirabel. Können Sie mich überhaupt verstehen?«
»Ja«, sagte ich. »Aber wir können auch Norte sprechen, wenn dir das leichter fällt und du dich damit abfinden kannst, dass meine Kenntnisse etwas eingerostet sind.«
»Sie sprechen beides sehr gut, Tanner. Ich darf Sie doch Tanner nennen?«
»Du kannst mich wahrscheinlich nennen, wie immer du willst.«
»Aha. Darf ich das so verstehen, dass Sie unter einem gewissen Gedächtnisverlust leiden?«
»Und das nicht zu knapp, wenn ich ganz ehrlich sein soll.«
Ich hörte einen Seufzer. »Nun, deshalb sind wir hier. Deshalb sind wir tatsächlich hier. Was natürlich nicht heißen soll, dass wir unseren Schützlingen eine Amnesie wünschen würden… aber wenn sie, Gott bewahre, tatsächlich darunter leiden, dann sind sie bei uns wirklich in den besten Händen. Was wiederum nicht heißen soll, dass die Auswahl sehr groß wäre… Du meine Güte, ich rede wieder mal ununterbrochen. Das ist bei mir immer so. Dabei sind Sie sicher auch ohne mein Geplapper schon verwirrt genug. Wissen Sie, wir hatten nicht damit gerechnet, dass Sie so bald aufwachen würden. Deshalb ist auch niemand gekommen, um Sie abzuholen, verstehen Sie?« Wieder ein Seufzer, aber diesmal klang es fast, als krempelte sie dabei die Ärmel hoch. »Nun denn. Es besteht keine Gefahr, Tanner, aber Sie sollten in der Nähe des Hauses bleiben, bis jemand kommt.«
»Warum? Was ist los mit mir?«
»Nun, erstens sind Sie splitternackt.«
Ich nickte. »Und du bist nicht bloß ein Roboter, wie? Es tut mir wirklich Leid. Normalerweise mache ich so etwas nicht.«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Tanner. Wirklich nicht. Sie haben allen Grund, ein wenig desorientiert zu sein, das ist Ihr gutes Recht. Schließlich haben Sie sehr lange geschlafen. Körperlich mag davon nichts zurückgeblieben sein… nein, ich kann nicht das Geringste feststellen…« Sie hielt versonnen inne, doch dann schüttelte sie den Tagtraum entschlossen ab. »Aber geistig, nun ja… das war nun wirklich nicht anders zu erwarten. Vorübergehende Gedächtnisverluste sind eigentlich sehr viel häufiger, als sie uns glauben machen wollen.«
»Schön, dass du von ›vorübergehend‹ sprichst.«
»Nun ja, meistens ist es ja auch so.«
Ich lächelte, obwohl ich nicht wusste, ob das ein Scherz gewesen sein sollte oder nur eine schonungslose statistische Auskunft.
»Wer sind übrigens ›sie‹, wenn wir schon dabei sind?«
»Nun, die Leute natürlich, die Sie hierher gebracht haben. Die Ultras.«
Ich kniete nieder und befühlte das Gras. Einen Halm zerdrückte ich mit Daumen und Zeigefinger zu einem grünen Brei und roch daran. Wenn das eine Simulation war, dann war sie ungewöhnlich detailliert. Jeder Militärstratege wäre beeindruckt gewesen.
»Ultras?«
»Sie sind auf einem Ultra-Schiff hierher gekommen, Tanner. Man hatte Sie für die Dauer des Fluges eingefroren. Nun leiden Sie unter einer Auftau-Amnesie.«
Als ich den Ausdruck hörte, fiel ein Mosaiksteinchen meiner Vergangenheit leicht verkantet an seinen Platz. Jemand hatte von Auftau-Amnesie gesprochen — vor kurzem erst oder schon vor sehr langer Zeit. Beides war offenbar möglich. Es war ein Cyborg gewesen, der zur Besatzung eines Raumschiffs gehörte.
Ich versuchte mich an seine Worte zu erinnern, aber wieder tastete ich nur durch dichten, grauen Nebel, nur hatte ich diesmal das Gefühl, dass sich in diesem Nebel so allerhand verbarg; scharfkantige Erinnerungsscherben und morsche, versteinerte Bäume, die steif die Äste ausstreckten und Verbindung zur Gegenwart suchten. Früher oder später musste ich auf ein solches Dickicht stoßen.
Doch im Augenblick konnte ich mich nur an Beteuerungen erinnern: ich solle mir keine Sorgen machen, es bestehe keinerlei Gefahr; die Auftau-Amnesie sei nur ein modernes Märchen; sie komme sehr viel seltener vor, als man mir habe einreden wollen. Damit hatte man, vorsichtig ausgedrückt, die Tatsachen wohl ein wenig verdreht. Andererseits wäre die Wahrheit — dass Gedächtnisverluste in verschiedenem Umfang fast an der Tagesordnung waren — dem Umsatz wohl nicht förderlich gewesen.
»Das kommt ziemlich überraschend«, sagte ich.
»Komisch, aber das geht fast allen so. Die schwersten Fälle können sich nicht einmal mehr erinnern, überhaupt mit den Ultras verhandelt zu haben. Aber so schlimm ist es bei Ihnen wohl nicht?«
»Nein«, gab ich zu. »Und das hebt meine Stimmung ganz gewaltig.«
»Was hebt Ihre Stimmung?«
»Zu wissen, dass es immer irgendeinen armen Teufel gibt, der noch schlimmer dran ist als ich.«
»Hmm«, sagte sie. Es klang missbilligend. »Ich glaube nicht, dass das so ganz die richtige Einstellung ist, Tanner. Andererseits dauert es sicher nicht lange, und sie sind vollkommen wiederhergestellt. Im Handumdrehen, Sie werden sehen. Und jetzt gehen Sie bitte ins Haus zurück, ja? Sie werden dort ein paar passende Kleidungsstücke finden. Nicht dass wir hier im Hospiz besonders prüde wären, aber wenn Sie weiter nackt herumlaufen, holen Sie sich noch den Tod.«
»Es war nicht meine Absicht, glauben Sie mir.«
Ich fragte mich, wie sie meine Chancen für eine schnelle Genesung wohl eingeschätzt hätte, wenn sie wüsste, dass ich fluchtartig das Haus verlassen hatte, weil mir ein Teil der Architektur einen heillosen Schrecken einjagte.
»Natürlich nicht«, sagte sie. »Aber probieren Sie die Kleider doch bitte an — wenn Sie Ihnen nicht gefallen, können wir sie jederzeit ändern. Ich komme in Kürze vorbei und sehe nach Ihnen.«
»Danke. Wer sind Sie überhaupt?«
»Ich? Ich bin leider nichts Besonders. Man könnte sagen, ein kleines Rädchen in einer riesengroßen Maschine. Ich heiße Schwester Amelia.«
Ich hatte mich also nicht verhört, sie hatte vom ›Hospiz‹ gesprochen. »Und wo sind wir hier, Schwester Amelia?«
»Ach, das ist ganz einfach. Sie sind im Hospiz Idlewild in der Obhut des Heiligen Eisbettelordens. Manchmal nennt man uns auch Hotel Amnesie.«
Es klingelte immer noch nicht. Das Hotel Amnesie war mir ebenso unbekannt wie der offizielle Name — und auch vom Heiligen Eisbettelorden hatte ich noch nie gehört.
Ich kehrte in die Hütte zurück. Der Roboter folgte mir in diskretem Abstand. Vor der Haustür wurde ich langsamer. So albern es war, draußen im Freien waren meine Ängste verflogen, doch jetzt kehrten sie fast mit gleicher Stärke zurück. Ich sah mir die Nische an. Sie war wie mit Bosheit getränkt; als ob darin etwas lauerte, zusammengerollt, und mich voller Heimtücke beobachtete.
»Zieh dich rasch an und verschwinde von hier«, sagte ich laut auf Castellano zu mir selbst. »Wenn diese Amelia kommt, sagst du ihr, du brauchst so was wie eine neurologische Untersuchung. Das wird sie schon verstehen. Dergleichen passiert hier doch jeden Tag.«
Die Kleider lagen in dem Schränkchen. Ich sah sie mir an. Sie waren mir völlig unbekannt. Von Luxus keine Spur. Der Schnitt war schlicht, irgendwie wirkten sie handgemacht: ein schwarzer Pullover mit V-Ausschnitt, weite Hosen ohne Taschen, ein Paar weicher Schuhe, in denen man höchstens ein paar Schritte auf der Lichtung herumschlendern konnte. Alles passte wie angegossen, doch selbst das berührte mich merkwürdig, als wäre ich daran nicht gewöhnt.
Ich durchsuchte den Schrank noch weiter, in der Hoffnung, etwas von meiner persönlichen Habe zu finden, aber bis auf die Kleider war er leer. Ratlos setzte ich mich aufs Bett und starrte mürrisch die raue Wand an, bis mein Blick über die kleine Nische glitt. Nach Jahren im Kälteschlaf hatte mein Gehirn offenbar Mühe, sein chemisches Gleichgewicht wiederzufinden, und so durfte ich nun am eigenen Leibe erfahren, wie sich psychotische Ängste anfühlten. Am liebsten hätte ich mich einfach zusammengerollt und alle Sinne vor der Welt verschlossen. Was mich davor bewahrte, vollends den Verstand zu verlieren, war die innere Gewissheit, dass ich mich schon in schlimmeren Situationen befunden, dass ich Gefahren erlebt hatte, die sicher nicht weniger beängstigend waren als alles, was mein gestörtes Bewusstsein mit einer leeren Nische verbinden konnte. Trotzdem war ich noch am Leben. Beispiele wollten mir im Moment zwar nicht einfallen, aber das spielte keine große Rolle. Mir genügte zu wissen, dass die Vorfälle stattgefunden hatten, und dass ich, wenn ich jetzt versagte, einen verschütteten Teil meiner selbst verriete, der ganz und gar normal war und sich möglicherweise daran erinnern konnte.
Amelia ließ nicht lange auf sich warten.
Sie war erhitzt und so außer Atem, als wäre sie im Laufschritt das Tal oder die Schlucht heraufgekommen, die ich nach dem Aufwachen gesehen hatte. Aber sie lächelte. Die Bewegung hatte ihr offensichtlich gut getan. Sie trug ein schwarzes Nonnengewand mit Schleier, um den Hals hing eine Kette mit einem Schneeflockenanhänger. Unter der Nonnentracht schauten staubige Stiefel hervor.
»Wie sitzen die Kleider?«, fragte sie und legte die Hand auf den eiförmigen Körper des Roboters. Vielleicht suchte sie nur Halt, aber für mich sah es so aus, als wollte sie die Maschine streicheln.
»Wie für mich gemacht, danke.«
»Sind Sie da auch ganz sicher? Wir können sie jederzeit ändern lassen, Tanner. Sie müssten sie nur rasch wieder ausziehen und… nun, es ginge wirklich ganz schnell.« Sie lächelte.
»Schon gut«, sagte ich und sah sie mir genauer an. Sie war sehr blass; ich hatte noch nie jemandem mit so heller Haut gesehen. Ihre Augen waren kaum pigmentiert, und die Augenbrauen waren so fein, als wären sie mit der Tuschfeder aufgetragen.
»Wunderbar«, sagte sie. Es klang nicht restlos überzeugt. »Sind inzwischen noch einige Erinnerungen zurückgekehrt?«
»Ich glaube zu wissen, wo ich herkomme. Das ist vermutlich ein Anfang.«
»Sie dürfen nicht versuchen, etwas zu erzwingen. Duscha — das ist unsere Neurologin — sagt, Sie würden Ihr Gedächtnis bald wiederfinden, aber Sie sollten sich keine Sorgen machen, wenn es ein Weilchen dauert.«
Amelia setzte sich ans Fußende des Bettes, in dem ich bis vor ein paar Minuten geschlafen hatte. Ich hatte die Decke umgedreht, um die Blutspritzer zu verbergen. Aus irgendeinem Grund schämte ich mich der Wunde in meiner Handfläche und wollte um jeden Preis vermeiden, dass Amelia sie bemerkte.
»Wenn ich ehrlich sein soll, glaube ich, es könnte etwas länger dauern.«
»Aber Sie erinnern sich doch immerhin, dass Sie von Ultras hierher gebracht wurden. Das ist, wie bereits erwähnt, längst nicht bei allen der Fall. Und Sie wissen auch, woher Sie kommen?«
»Ich denke, von Sky’s Edge.«
»Ja. System 61 Cygni-A.«
Ich nickte. »Nur nennen wir unsere Sonne den Schwan. Das klingt nicht so bombastisch.«
»Ja, das habe ich schon öfter gehört. Ich sollte mir solche Details wirklich einprägen, aber wir haben hier Menschen von den verschiedensten Welten, da kommt man manchmal wirklich ganz durcheinander und weiß nicht mehr, wo einem der Kopf steht.«
»Das kann ich Ihnen nachfühlen, ich weiß auch noch immer nicht genau, wo wir hier sind. So lange mein Gedächtnis nicht funktioniert, kann ich nicht sicher sein, aber ich glaube, ich habe noch nie vom… wie sagten Sie noch?«
»Eisbettelorden.«
»Der Name kommt mir völlig unbekannt vor.«
»Verständlich. Ich glaube nicht, dass der Orden im System von Sky’s Edge tätig ist. Wir lassen uns nur dort nieder, wo größere Verkehrsbewegungen in und aus einem System stattfinden.«
Ich wollte fragen, in welchem System wir uns hier befanden, aber das würde sie früher oder später wohl ohnehin erwähnen.
»Ich glaube, Sie müssen mir noch etwas mehr erzählen, Amelia.«
»Aber gern. Sie müssen nur entschuldigen, wenn es sich wie auswendig gelernt anhört. Sie sind leider nicht der Erste, dem ich das alles erklären muss — und Sie werden auch nicht der Letzte sein.«
Der Orden der Eisbettler, so begann sie, war vor etwa einhundertfünfzig Jahren gegründet worden — in der Mitte des vierundzwanzigsten Jahrhunderts. Etwa um diese Zeit hatte sich die bis dahin ausschließlich von Staatsregierungen und Supermächten kontrollierte interstellare Raumfahrt verselbständigt und Weltraumflüge waren fast schon alltäglich geworden. Auch die Ultras entwickelten sich allmählich zu einer eigenen Menschheitsgruppe — sie reisten nicht nur mit ihren Raumschiffen, sondern verbrachten ihr ganzes Leben an Bord und hatten dank der Zeit-Dilatation eine weitaus höhere Lebenserwartung als normal. Zwar beförderten sie weiterhin zahlende Passagiere von einem System zum anderen, aber der Service auf diesen Flügen ließ bisweilen durchaus zu wünschen übrig. Manchmal verpflichteten sie sich, jemanden an ein bestimmtes Ziel zu bringen, flogen dann aber in ein ganz anderes System und setzten ihre Passagiere viele Jahre von ihrem Bestimmungsort entfernt einfach aus. Manchmal waren ihre Kälteschlafeinrichtungen so veraltet oder schlecht gewartet, dass die Passagiere bei der Ankunft drastisch gealtert oder mit radikal gelöschtem Bewusstsein aufwachten.
Solche Qualitätsmängel waren die Nische, die der Eisbettelorden für sich entdeckte. Er gründete Niederlassungen in Dutzenden von Systemen und nahm sich derjenigen Schläfer an, deren Reanimation nicht ganz so reibungslos vonstatten gegangen war, wie man es erwartet hätte. Er kümmerte sich nicht nur um Raumschiffpassagiere, zu seinen Schutzbefohlenen zählten auch viele Menschen, die Jahrzehnte lang in Kryo-Krypten gelegen hatten, um dort Phasen wirtschaftlicher Rezession oder politisch unruhige Zeiten zu verschlafen. Wenn sie erwachten, waren ihre Ersparnisse oft aufgezehrt, ihre persönliche Habe beschlagnahmt und ihr Erinnerungsvermögen gestört.
»Und jetzt«, sagte ich, »müssen Sie mir nur noch sagen, wo der Haken ist.«
»Eines möchte ich gleich zu Anfang ganz deutlich machen«, sagte Amelia. »Es gibt keinen Haken. Wir betreuen Sie so lange, bis Sie gesund genug sind, um uns verlassen zu können. Wenn Sie früher gehen wollen, werden wir Sie nicht aufhalten — und wenn Sie länger bleiben wollen, können wir auf den Feldern immer ein zusätzliches Paar Hände gebrauchen. Nach Ihrer Abreise aus dem Hospiz entstehen Ihnen keinerlei Verpflichtungen, und wenn Sie nicht wollen, werden Sie nie wieder von uns hören.«
»Und womit finanzieren Sie dann solche Einrichtungen wie die hier?«
»Ach, irgendwie kommen wir zurecht. Viele unserer Schützlinge geben freiwillig eine Spende, wenn sie geheilt sind — aber das soll nicht heißen, dass wir etwas dergleichen erwarten. Unsere laufenden Kosten sind sehr niedrig, und wir brauchten uns auch nicht zu verschulden, um Idlewild bauen zu können.«
»Ein solches Habitat kann aber nicht ganz billig gewesen sein, Amelia.« Nichts war umsonst; auch wenn das Material von Scharen stumpfsinniger, selbstreproduzierender Roboter bearbeitet wurde.
»Es war sehr viel billiger, als Sie denken, allerdings mussten wir beim Grundriss einige Kompromisse eingehen.«
»Die Spindelform? Darüber war ich auch erstaunt.«
»Ich zeige es Ihnen, wenn es Ihnen etwas besser geht. Dann werden Sie schon verstehen.« Sie befahl dem Roboter, Wasser in ein kleines Glas zu gießen. »Trinken sie das. Sie sind sicher halb verdurstet. Ich nehme an, Sie möchten gern etwas mehr über sich selbst erfahren. Zum Beispiel, wie Sie hierher kamen, und wo Sie hier überhaupt sind.«
Ich nahm das Glas dankbar entgegen. Das Wasser hatte einen ungewohnten, aber keinesfalls unangenehmen Geschmack.
»Ich bin natürlich nicht im System von Sky’s Edge. Und wir müssen uns in der Nähe eines Verkehrsknotens befinden, sonst hätten Sie das Habitat nicht hier gebaut.«
»Richtig. Wir sind im Yellowstone-System — auf einer Bahn um die Sonne Epsilon Eridani.« Sie beobachtete meine Reaktion. »Das scheint Sie nicht weiter zu überraschen?«
»Mir war klar, dass ich irgendwo in dieser Gegend sein musste. Ich weiß nur nicht mehr, warum ich hierher kam.«
»Das fällt Ihnen schon wieder ein. Sie haben in einer Hinsicht sogar Glück. Manche von unseren Schützlingen sind völlig genesen, aber einfach zu arm, um sich die Einwanderung in das eigentliche System leisten zu können. Die lassen wir hier gegen ein geringes Entgelt so lange arbeiten, bis sie sich zumindest die Passage auf einem Schiff bis zum Rostgürtel zusammengespart haben. Oder wir vermitteln ihnen einen Dienstvertrag bei einer anderen Organisation — eine schnellere, aber gewöhnlich wesentlich unerfreulichere Variante. Aber Sie haben beides nicht nötig, Tanner. Sie scheinen einigermaßen wohlhabend zu sein, wenn man danach geht, mit welcher Summe Sie hier angekommen sind. Und Sie sind ein Rätsel. Auch wenn es Ihnen selbst nicht viel bedeuten mag, Sie haben Sky’s Edge als Held verlassen.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Es gab einen Unfall, und Sie waren an der Rettung einer ganzen Reihe von Menschenleben beteiligt.«
»Daran erinnere ich mich leider nicht.«
»Nueva Valparaiso sagt Ihnen auch nichts? Dort ist es nämlich passiert.«
Der Name klang irgendwie vertraut — wie ein Zitat, das schwache Erinnerungen an ein Buch oder ein Theaterstück weckte, das man vor Jahren gelesen oder gesehen hatte.
Aber Handlung und Hauptdarsteller — vom Ende ganz zu schweigen — wollten einfach nicht zum Vorschein kommen. Ich rührte weiter im Nebel.
»Ich fürchte, so weit bin ich noch nicht. Aber erzählen Sie mir trotzdem, wie ich hierher kam. Wie hieß das Schiff?«
»Die Orvieto. Sie muss Ihr System vor etwa fünfzehn Jahren verlassen haben.«
»Ich hatte sicher einen triftigen Grund, mit ihr fliegen zu wollen. War ich allein?«
»Ja, so weit wir das sagen können. Wir sind mit der Fracht noch lange nicht fertig. Die Orvieto hatte zwanzigtausend Schläfer an Bord, und bisher konnten wir erst ein Viertel davon aufwärmen. Aber an sich hat es ja auch keine allzu große Eile. Wenn jemand bereit ist, fünfzehn Jahre im Weltall zu verbringen, kommt es am Anfang oder am Ende auf ein paar Wochen mehr oder weniger auch nicht mehr an.«
Ich hatte seltsamerweise das Gefühl, dringend etwas erledigen zu müssen, aber ich konnte nicht festmachen, was es war. Ich kam mir vor, als wäre ich aus einem Traum erwacht, von dem ich kaum etwas behalten hatte, der mich aber dennoch stundenlang verfolgte.
»Dann erzählen Sie mir, was Sie über Tanner Mirabel wissen.«
»Leider sehr viel weniger, als uns lieb wäre. Doch das allein braucht Sie nicht zu beunruhigen. Auf Ihrer Welt herrscht Krieg, Tanner — und das schon seit Jahrhunderten. Das Chaos in den Unterlagen dürfte kaum geringer sein als hier bei uns, und den Ultras ist es ziemlich egal, wen sie befördern, so lange die Bezahlung stimmt.«
Der Name passte mir wie ein alter Handschuh. Eine gute Kombination. Tanner war ein Arbeitername, hart und sachlich; jemand, der zupacken konnte. Mirabel hatte dagegen einen leicht aristokratischen Beiklang.
Ein Name, mit dem man leben konnte.
»Warum sind denn die Unterlagen hier so durcheinander? Sagen Sie jetzt nicht, hier wäre ebenfalls der Krieg ausgebrochen.«
»Nein«, sagte Amelia vorsichtig. »Nein; es war etwas ganz anderes. Wirklich ganz anders. Aber warum fragen Sie? Das klang eben geradezu erfreut.«
»Vielleicht war ich früher Soldat«, sagte ich.
»Und nachdem Sie unvorstellbare Gräueltaten verübt hatten, sind Sie mit der Kriegskasse geflohen?«
»Sehe ich so aus, als ob ich dazu fähig wäre?«
Sie lächelte, aber sie fand die Frage offensichtlich gar nicht komisch. »Sie würden nicht glauben, Tanner, was für Leute hier schon durchgekommen sind. Sie könnten alles Mögliche sein, und niemand würde es Ihnen ansehen.« Sie holte kurz Luft. »Warten Sie. Im Haus gibt es keinen Spiegel, nicht wahr?
Haben Sie sich schon einmal angesehen, seit Sie aufgewacht sind?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Dann folgen Sie mir. Ein kleiner Spaziergang wird Ihnen gut tun.«
Wir verließen die Hütte und schlenderten gemächlich den Pfad ins Tal hinab. Amelias Roboter raste vor uns her wie ein aufgeregtes Hündchen. Sie ging mit der Maschine ganz unbefangen um, aber ich fand das Ding ähnlich einschüchternd, als wäre sie mit einer Giftschlange herumgelaufen. Mir fiel wieder ein, wie ich reagiert hatte, als der Robot zum ersten Mal auftauchte. Dieser unwillkürliche Griff nach einer Waffe war nicht nur Theater gewesen, sondern fühlte sich an wie lange geübt. Fast spürte ich das Gewicht der nicht vorhandenen Pistole, den Griff, der sich in meine Hand schmiegte, und ein ganzes Raster von ballistischen Kenntnissen dicht unter der Bewusstseinsschwelle.
Ich verstand etwas von Waffen, und ich mochte keine Roboter.
»Erzählen Sie mir mehr von meiner Ankunft«, bat ich Amelia.
»Wie gesagt, das Schiff, das Sie hierher brachte, hieß Orvieto«, begann sie. »Es hält sich natürlich noch im System auf, denn es wurde noch nicht völlig entladen. Wenn Sie wollen, kann ich es Ihnen zeigen.«
»Sagten Sie nicht etwas von einem Spiegel?«
»Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe, Tanner.«
Der Pfad wurde steiler und wand sich in eine dunkle, von einem Baldachin aus wirrem Grünzeug überschattete Schlucht hinab. Das musste das kleine Tal sein, das ich von der Hütte aus gesehen hatte.
Amelia hatte Recht: nachdem ich bis hierher Jahre unterwegs gewesen war, konnte ich mir ruhig ein paar Tage Zeit lassen, um mein Gedächtnis wiederzufinden. Aber ich hatte einfach keine Geduld, um zu warten. Seit ich aufgewacht war, verfolgte mich das Gefühl, ich hätte irgendetwas zu tun, und es sei so dringend, dass ein paar Stunden über Erfolg oder Scheitern entscheiden könnten.
»Wo bringen Sie mich hin?«, fragte ich.
»An einen geheimen Ort. Eigentlich dürfte ich Sie gar nicht mitnehmen, aber ich kann nicht widerstehen. Sie werden mich doch nicht verraten?«
»Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht.«
Durch die schattige Schlucht gelangten wir auf den Grund des Tales und an den Punkt, der in maximaler Entfernung von der Achse des Hotels Amnesie lag. An der Linie, wo die beiden Kegel des Habitats mit der Grundfläche aneinander stießen, war die Schwerkraft am höchsten. Der vermehrte Kraftaufwand bei jedem Schritt war deutlich zu spüren.
Amelias Roboter blieb vor uns stehen, drehte sich um seine Achse und präsentierte uns sein leeres eiförmiges Gesicht.
»Was hat er denn?«
»Er geht nicht weiter. Seine Programmierung lässt es nicht zu.« Die Maschine versperrte uns den Weg, also verließ Amelia den Pfad und ging seitlich durch das kniehohe Gras. »Er will uns nicht vorbei lassen, um uns vor Gefahren zu schützen, aber wenn wir um ihn herumgehen, wird er nichts tun, um uns aufzuhalten. Du bist doch ein braver Junge, nicht wahr?«
Ich drückte mich vorsichtig an dem Roboter vorbei.
»Sie hatten erwähnt, ich sei ein Held gewesen.«
»Sie haben beim Einsturz der Brücke von Nueva Valparaiso fünf Menschen das Leben gerettet. Über den Anschlag auf die Brücke wurde selbst hier auf allen Sendern berichtet.«
Die Worte gaben mir das Gefühl, als hätte mir das schon einmal jemand erzählt; als würde ich mich im nächsten Moment sogar selbst daran erinnern. Die Brücke war durch eine Atomexplosion in großer Höhe durchtrennt worden. Unterhalb des Schnitts war das Kabel zu Boden gestürzt, während der obere Teil in peitschende Schwingungen versetzt wurde. Offiziell wurde die außer Kontrolle geratene Rakete einer potenziellen Militärpartei für die Katastrophe verantwortlich gemacht; bei einem Testschuss sei der Flugkörper weit vom Kurs abgekommen und habe den Raketenschild um die Brücke durchschlagen, aber ich hatte — ohne ihn so ohne weiteres erklären zu können — den starken Verdacht, dass mehr dahinter steckte; dass ich nicht nur durch einen unglücklichen Zufall ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt die Brücke benutzt hatte.
»Was ist genau passiert?«
»Sie befanden sich in einer der Gondeln oberhalb der Schnittstelle. Sie kam am Kabel zum Stehen und wäre damit außer Gefahr gewesen, wäre nicht eine zweite Gondel von unten nachgekommen. Sie erkannten die Gefahr und konnten die anderen Fahrgäste davon überzeugen, dass es nur eine Rettung gab: sie mussten hinaus in den freien Raum.«
»Klingt nicht gerade verheißungsvoll, selbst wenn man einen Raumanzug trägt.«
»Das kann man wohl sagen — aber Sie wussten, dass sie immerhin eine Chance hatten. Sie befanden sich schon weit über der Atmosphäre und hatten damit mehr als elf Minuten zu fallen, bis sie auf die äußeren Schichten prallten.«
»Großartig. Was nützt einem eine Gnadenfrist von elf Minuten, wenn man ohnehin nicht überlebt?«
»Elf Minuten Leben sind ein Gottesgeschenk. Außerdem war es zufällig genau die Zeit, die die Rettungsschiffe brauchten, um Sie aufzunehmen. Sie mussten dicht an der Atmosphäre entlang gleiten, um alle zu erwischen, aber schließlich haften sie jeden — sogar den Mann, der bereits tot war.«
Ich zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich habe ich dabei nur an mich selbst gedacht.«
»Mag sein — aber nur ein wahrer Held würde zugeben, so gedacht zu haben. Das heißt, Sie könnten tatsächlich Tanner Mirabel sein.«
»Sicher sind trotzdem Hunderte von Menschen ums Leben gekommen«, sagte ich. »Die Heldentat war also nicht sehr erfolgreich.«
»Sie haben Ihr Möglichstes getan.«
Wir gingen ein paar Minuten lang schweigend weiter. Der Weg war unter dem dichten Pflanzenbewuchs zunehmend schwerer zu erkennen. Dann fiel er noch steiler ab, obwohl wir den Talgrund bereits erreicht hatten. Jeder Schritt zehrte an meinen Kräften.
Ich hatte jetzt die Führung übernommen, und Amelia fiel für kurze Zeit zurück, als wollte sie auf jemanden warten. Dann holte sie mich wieder ein und setzte sich an die Spitze. Über unseren Köpfen berührten sich die Sträucher und bildeten bald einen grünen Tunnel. Wir eilten weiter. Es war nicht völlig dunkel, und Amelia bewegte sich sicherer als ich. Als wir gar nichts mehr sehen konnten, schaltete sie eine kleine Stablampe ein und richtete den Strahl vor sich auf den Boden, aber das tat sie vermutlich eher meinetwegen. Ich ahnte, dass sie oft genug hier unten gewesen war, um jedes Loch im Boden zu kennen und zu umgehen. Doch irgendwann brauchten wir die Lampe kaum noch: vor uns erschien ein matter Lichtschein, der sich im Minutenrhythmus abschwächte und wieder heller wurde.
»Wo sind wir hier?«, fragte ich.
»In einem alten Tunnel aus der Zeit, als Idlewild gebaut wurde. Die meisten dieser Schächte wurden zugeschüttet, aber den hier hat man wohl vergessen. Ich komme oft allein hierher, wenn ich nachdenken muss.«
»Das heißt, es ist ein großer Vertrauensbeweis, wenn Sie mich mitnehmen.«
Sie drehte sich zu mir um, doch ich konnte ihr Gesicht nur undeutlich erkennen. »Sie sind nicht der Einzige, mit dem ich hier herunter komme, Tanner. Aber ich vertraue Ihnen tatsächlich, obwohl ich nicht sagen könnte, warum. Es hat kaum etwas damit zu tun, dass Sie ein Held sind. Ich halte Sie einfach für einen gütigen Menschen. Sie strahlen so viel Ruhe aus.«
»Das tun Psychopathen angeblich auch.«
»Vielen Dank für diese Perle der Weisheit.«
»Verzeihung. Von jetzt an halte ich den Mund.« Schweigend gingen wir weiter, doch schon nach wenigen Minuten mündete der Tunnel in eine große Höhle mit künstlich geglättetem Boden. Ich setzte vorsichtig den Fuß auf die glänzende Fläche und schaute hinab. Der Boden bestand aus Glas, und darunter bewegte sich etwas.
Sterne. Und Planeten.
Bei jeder Umdrehung kam eine wunderschöne bräunlich-gelbe Welt in Sicht, die von einem sehr viel kleineren rötlichen Mond begleitet wurde. Jetzt wusste ich, woher das periodisch aufleuchtende Licht stammte.
»Das ist Yellowstone«, sagte Amelia und deutete auf die größere Welt. »Sehen Sie den Mond mit der langen Kraterkette? Das ist Marcos Auge, benannt nach Marco Ferris, dem Mann, der den ›Abgrund‹ auf Yellowstone entdeckte.«
Etwas bewog mich, auf die Knie zu gehen, um besser sehen zu können.
»Dann sind wir ja ganz nahe an Yellowstone?«
»Ja. Wir befinden uns an dem Lagrangepunkt hinter dem Planeten und seinem Mond, also an dem schwerkraftneutralen Punkt sechzig Grad hinter Marcos Auge auf dessen Orbit. Dort parken die meisten großen Schiffe.« Sie hielt kurz inne. »Sehen Sie; da sind sie schon.«
Blitzend wie edelsteinbesetzte Zierdolche kam ein ganzer Schwarm von Raumschiffen in Sicht. Jedes Schiff hatte eine Hülle aus Diamant und Eis und war so groß wie eine Stadt — drei bis vier Kilometer lang. Doch in dieser Menge und aus dieser Entfernung wirkten sie so winzig wie tropische Fische. Sie drängten sich um ein Habitat, an dessen Äquator wie die Stacheln eines Seeigels viele kleinere Schiffe hingen. Das gesamte Konglomerat musste zwei- bis dreihundert Kilometer entfernt sein und wurde mit der nächsten Drehung des Karussells bereits wieder aus dem Blickfeld getragen. Amelia hatte gerade noch Zeit, mir das Schiff zu zeigen, das mich hergebracht hatte.
»Da, ganz am Rand des parkenden Schwarms, das ist die Orvieto, glaube ich.«
Ich stellte mir vor, wie das Schiff fast fünfzehn Jahre lang knapp unter Lichtgeschwindigkeit von Sky’s Edge durch die Leere des interstellaren Raumes raste, und für einen Moment spürte ich die unermessliche Entfernung, die ich, subjektiv in einem kurzen, traumlosen Schlaf gefangen, zurückgelegt hatte, ganz deutlich in meinen Eingeweiden.
»Jetzt gibt es kein Zurück mehr, nicht wahr?«, fragte ich. »Ich könnte gar nicht mehr nach Hause fliegen, selbst wenn eins von diesen Schiffen Kurs auf Sky’s Edge nähme und ich genügend Geld für eine Passage hätte. Ich wäre ein Held aus der Zeit vor dreißig Jahren — wahrscheinlich längst vergessen. Womöglich hätte mich seither sogar irgendein Nachgeborener zum Kriegsverbrecher gestempelt und angeordnet, mich sofort nach dem Aufwachen hinzurichten.«
Amelia nickte nachdenklich. »Es ist wahr, die meisten Menschen kehren nie wieder nach Hause zurück. Selbst wenn dort kein Krieg tobt, hätte sich zu viel verändert. Aber sie finden sich fast alle schon vor der Abreise damit ab.«
»Wollen Sie damit sagen, ich hätte das nicht getan?«
»Ich weiß nicht, Tanner. Sie sind auf jeden Fall anders als die anderen.« Ihre Stimme veränderte sich. »Da, sehen Sie! Da ist einer von den abgestreiften Rümpfen.«
»Wie bitte?«
Ich folgte ihrem Blick. Was ich sah, war ein hohler Kegel, der mir so groß erschien wie eins der Schiffe im parkenden Schwarm. Das war freilich nur eine Schätzung. Amelia sagte: »Ich weiß nicht viel über diese Schiffe, Tanner, aber in mancher Hinsicht sind sie fast lebendig — sie verändern sich und entwickeln im Lauf der Zeit von sich aus immer neue Verbesserungen, sodass sie niemals veralten. Manchmal beschränkt sich die Umgestaltung nur auf das Innere, aber sie kann sich auch auf die gesamte Form eines Schiffes auswirken — um es zum Beispiel zu vergrößern. Oder windschnittiger zu machen, damit es näher an die Lichtgeschwindigkeit herankommt. In diesem Fall ist es für das Schiff gewöhnlich billiger, den alten Diamantpanzer einfach abzuwerfen, anstatt ihn herunterzureißen und Stück für Stück wieder anzubringen. Dann sagt man, das Schiff streift seinen Rumpf ab — wie eine Eidechse ihre Haut.«
»Aha.« Ich hatte verstanden. »Und solche Rümpfe werden vermutlich zu Schleuderpreisen verkauft.«
»Man hat ihn nicht einmal verkauft — man hat das gute Stück einfach als Weltraumschrott im Orbit ausgesetzt, bis es von anderen Trümmern gerammt wurde. Wir haben es geborgen, seinen Spin stabilisiert und es mit Abraum von Marcos Mond ausgekleidet. Wir mussten lange warten, bis wir ein dazu passendes Stück fanden, aber irgendwann hatten wir zwei Schalen, die wir zusammenfügen konnten. So entstand Idlewild.«
»Ein richtiges Schnäppchen.«
»Oh, es hängt eine Menge Arbeit daran. Aber das Modell kommt unseren Bedürfnissen sehr entgegen. Zum einen braucht man für ein Habitat dieser Form sehr viel weniger Luft als für einen Zylinder der gleichen Länge. Und wenn wir älter und gebrechlicher werden und in der Mitte, wo die beiden Rümpfe aneinander stoßen, nicht mehr so gut arbeiten können, halten wir uns eben zunehmend mehr in den höher gelegenen Regionen mit geringerer Schwerkraft auf. So kommen wir den Endpunkten — oder, wie wir sagen, dem Himmel — allmählich immer näher.«
»Hoffentlich nicht zu nahe.«
»Ach, da oben ist es gar nicht so übel.« Amelia lächelte. »Die Alten können immerhin auf uns herunterschauen.«
Von hinten war ein Geräusch zu hören; leise Schritte näherten sich. Ich erstarrte, und wieder wollte sich meine Hand um eine nicht vorhandene Waffe schließen. Eine Gestalt kam, kaum sichtbar, in die Höhle geschlichen. Ich sah Amelia zusammenzucken. Die Gestalt verharrte einen Augenblick, nur ihre Atemzüge waren zu hören. Ich sagte nichts, wartete nur geduldig, bis die Welt wieder auftauchte und ihr Licht auf den Fremden warf.
Endlich sagte er: »Amelia, du weißt doch, dass du hier unten nichts zu suchen hast. Es ist verboten.«
»Bruder Alexei«, sagte sie. »Du solltest wissen, dass ich nicht alleine bin.«
Sein Lachen hallte — unaufrichtig und gekünstelt — von den Höhlenwänden wider. »Der Witz ist gut, Amelia. Ich weiß doch, dass du alleine bist. Ich bin dir schließlich gefolgt, nicht wahr? Dabei habe ich gesehen, dass niemand bei dir ist.«
»Aber es ist doch jemand bei mir. Du musst mich gesehen haben, als ich zurückblieb. Ich dachte mir, dass du uns folgst, aber ich war mir nicht sicher.«
Ich sagte noch immer nichts.
»Im Lügen warst du noch nie sehr gut, Amelia.«
»Mag sein, aber jetzt sage ich zufällig die Wahrheit — nicht wahr, Tanner?«
Das Licht kehrte in dem Moment zurück, in dem ich antwortete, und fiel auf den Mann. Amelia hatte ihn ›Bruder‹ genannt, daher wusste ich bereits, dass er ebenfalls dem Bettelorden angehörte, aber er war anders gekleidet als sie. Er trug eine einfache schwarze Kutte mit einer Kapuze, und das Schneeflockenmotiv war auf der Brust aufgenäht. Die Arme hatte er lässig unter dem Motiv verschränkt, und sein Lächeln strahlte mehr Gier als heitere Gelassenheit aus. Die Gier stand auch in seinen Zügen: der leichenblassen Haut, den tiefen Schatten auf Kinn und Wangen.
»Sie sagt die Wahrheit«, bestätigte ich.
Er trat einen Schritt näher. »Lass dich mal genauer ansehen, du Matschraupe.« Seine tiefliegenden Augen funkelten in der Dunkelheit. Er musterte mich scharf. »Bist noch nicht lange wach, wie?«
»Ein paar Stunden.« Ich stand auf, damit er sehen konnte, mit wem er es zu tun hatte. Er war größer als ich, aber wir hatten wahrscheinlich das gleiche Gewicht. »Noch nicht lange, aber lange genug, um zu wissen, dass ich mich nicht gern Matschraupe nennen lasse. Was soll das überhaupt sein — ein Schimpfwort? Seid ihr Eisbettler am Ende gar nicht so fromm, wie ihr tut?«
Alexei grinste höhnisch. »Was weißt du denn schon?«
Ich ging über den Glasboden auf ihn zu. Unter meinen Füßen zogen die Sterne vorbei. Ich glaubte begriffen zu haben, was hier ablief. »Du bist hinter Amelia her, wie? Es macht dich an, sie hierher zu verfolgen. Was treibst du mit ihr, wenn du sie ohne Begleitung erwischst, Alexei?«
»Göttliche Dinge«, sagte er.
Jetzt begriff ich, warum sie vorher zurückgeblieben war.
Sie wollte, dass Alexei sie beobachtete und den Schluss zog, sie sei allein. Dieses eine Mal hatte sie es wohl darauf angelegt, dass er ihr nachstieg, weil sie gewusst hatte, dass ich da sein würde. Wie lange ging das wohl schon so — wie lange hatte sie warten müssen, bis jemand reanimiert wurde, dem sie Vertrauen schenken konnte?
»Nimm dich in Acht«, warnte Amelia. »Dieser Mann ist der Held von Nueva Valparaiso, Alexei. Er hat dort mehreren Menschen das Leben gerettet. Er ist nicht irgendein zahmer Tourist.«
»Was ist er dann?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich an ihrer Stelle. Doch im gleichen Atemzug legte ich die zwei Meter zurück, die mich von Alexei noch trennten, und stieß ihn hart gegen die Höhlenwand. Dann legte ich ihm den Arm unter das Kinn und übte gerade so viel Druck aus, dass er glauben musste, ich wollte ihn erwürgen. Die Bewegungen folgten so schnell und mühelos aufeinander, als gähnte ich nur.
»Aufhören…«, sagte er. »Bitte… Sie tun mir weh.«
Ein Gegenstand fiel ihm aus der Hand: eine spitze Gartenschaufel. Ich stieß sie mit dem Fuß weg.
»Du bist ein dummer Junge, Alexei. Wenn du schon eine Waffe mitnimmst, solltest du sie nicht verlieren.«
»Sie erwürgen mich!«
»Das ist nicht wahr, sonst, könntest du nicht mehr sprechen. Du wärst bereits bewusstlos.« Trotzdem nahm ich den Arm weg und stieß Alexei in den Tunnel hinein. Er stolperte und schlug hart auf. Etwas rollte ihm aus der Tasche; vermutlich noch ein Waffenersatz.
»Bitte…«
»Pass gut auf, Alexei. Das war nur eine Warnung. Wenn sich unsere Wege noch einmal kreuzen, gehst du mit einem gebrochenen Arm nach Hause, verstanden? Ich will dich hier nicht wieder sehen.« Ich hob die Gartenschaufel auf und warf sie ihm nach. »Geh wieder in deinen Garten und buddle weiter, Junge.«
Er stand auf, murmelte eine Verwünschung und verschwand hastig im Dunkeln.
»Wie lange geht das schon so?«
»Ein paar Monate.« Sie sprach jetzt sehr leise. Wir warteten, bis Yellowstone und der Schwarm parkender Schiffe abermals in Sicht kamen, dann fuhr sie fort: »Was er sagte — oder andeutete — ist nie passiert. Er hat mich immer nur erschreckt. Aber er geht jedes Mal ein bisschen weiter. Er macht mir Angst, Tanner. Ich bin froh, dass Sie bei mir waren.«
»Das hatten Sie doch so geplant? Sie hatten gehofft, dass er es heute wieder probieren würde.«
»Aber dann fürchtete ich, Sie würden ihn töten. Das hätten Sie doch gekonnt, nicht wahr? Wenn Sie gewollt hätten?«
Sie hatte die Frage ausgesprochen, die ich mir auch selbst stellen musste. Mir wurde klar, dass es ein Kinderspiel gewesen wäre, ihn zu töten — mit einer leichten Veränderung des Hebelgriffs, den ich bereits angesetzt hatte. Es hätte mich nicht mehr Kraft gekostet, wäre kein Grund gewesen, die Ruhe zu verlieren, die ich während des ganzen Zwischenfalls verspürt hatte.
»Es hätte den Aufwand nicht gelohnt«, sagte ich und hob das Ding auf, das ihm aus der Tasche gefallen war. Jetzt sah ich, dass es keine Waffe war — jedenfalls keine, die mir bekannt gewesen wäre.
Es sah eher aus wie eine Spritze, und die Flüssigkeit darin mochte schwarz oder dunkelrot sein, wahrscheinlich Letzteres.
»Was ist das?«
»Etwas, das in Idlewild nichts zu suchen hat. Geben Sie es mir, bitte? Ich werde dafür sorgen, dass es vernichtet wird.«
Ich überließ ihr die Injektionsspritze bereitwillig; ich hatte keine Verwendung dafür. Amelia steckte sie mit allen Anzeichen von Abscheu in die Tasche, dann sagte sie: »Tanner, sobald Sie uns verlassen, wird er mir wieder nachstellen.«
»Darum kümmern wir uns später — außerdem verlasse ich Sie noch nicht gleich, nicht wahr? Bestimmt nicht, so lange mein Gedächtnis in diesem desolaten Zustand ist.« Um sie etwas aufzuheitern, fügte ich hinzu: »Hatten Sie mir nicht versprochen, mir mein Gesicht zeigen.«
Die Antwort kam zögernd: »Das ist richtig.« Sie holte die kleine Stablampe heraus, mit der sie uns im Tunnel geleuchtet hatte, und befahl mir, mich wieder hinzuknien und in das Glas zu schauen. Als Yellowstone und sein Mond vorbeigezogen waren und die Höhle wieder im Dunkeln lag, richtete sie die Lampe auf mein Gesicht. Nun konnte ich im Glas mein Spiegelbild betrachten.
Es war kein erschreckend fremder Anblick. Wie denn auch? Seit ich aufgewacht war, hatte ich mein Gesicht doch mindestens ein Dutzend Mal mit den Fingern abgetastet. Ich hatte geahnt, dass es ebenmäßig und unauffällig sein würde, und so war es auch. Das Gesicht eines halbwegs erfolgreichen Schauspielers oder eines Politikers mit fragwürdigen Motiven. Ein dunkelhaariger Mann Anfang der Vierzig — und das war auf Sky’s Edge mehr oder weniger wörtlich zu nehmen, auch wenn ich nicht genau wusste, aus welchen Tiefen ich diese Information ausgegraben hatte; ich konnte nicht sehr viel älter sein, als ich aussah, denn was die Verfahren zur Lebensverlängerung anging, hinkten wir dem Rest der Menschheit um Jahrhunderte hinterher.
Wieder fiel eine Erinnerungsscherbe an ihren Platz.
»Danke«, sagte ich. Ich hatte vorerst genug gesehen. »Ich denke, damit haben Sie mir sehr geholfen. Jetzt bin ich mir ziemlich sicher, dass meine Amnesie nicht von Dauer sein wird.«
»Das ist fast nie der Fall.«
»Das sollte eigentlich ein Scherz sein. Wollen Sie damit sagen, dass es Menschen gibt, die ihr Gedächtnis niemals wiederfinden?«
»Ja«, sagte sie, ohne ihre Traurigkeit zu verbergen. »Und meistens sind sie dadurch so behindert, dass eine Einwanderung nicht mehr möglich ist.«
»Und was geschieht dann mit ihnen?«
»Sie bleiben hier. Wir bringen ihnen bei, uns zu helfen; sie arbeiten auf den Terrassen. Manchmal treten sie sogar in den Orden ein.«
»Arme Seelen.«
Amelia stand auf und winkte mir, ihr zu folgen. »Ach, Tanner, es gibt schlimmere Schicksale. Wer wüsste das besser als ich?«