Früh am folgenden Morgen, als erst die nach Osten blickenden Gipfel über dem Tal von der aufgehenden Sonne beschienen wurden und der Zugang zur Mine noch im Halbdunkel lag, erschien Tawsar hinter dem schimmernden Vorhang des Meteoritenschilds. Mehrere Gruppen aus zwanzig bis dreißig jungen Wemarern, die jeweils von einem Erwachsenen angeführt wurden, hatten bereits die Mine verlassen und verteilten sich auf die verschiedenen Arbeits- oder Lernstätten auf der Talsohle und den unteren Berghängen.
An Bord der Rhabwar war man zu dem Schluß gekommen, daß die Funktion der Wemarer Siedlung irgendwo zwischen einem Lehrinstitut und einem sicheren Zufluchtsort für Kinder einzuordnen war, deren Eltern von der Jagd lebten und entweder für lange Zeit unterwegs oder tot waren. Diese Folgerung konnte nur vorläufig sein und dürfte nach der bevorstehenden Begegnung mit Tawsar zweifellos noch umfangreiche Korrekturen erfahren.
Wenn Gurronsevas daran dachte, wie langsam und unter welchen offensichtlichen Schmerzen Tawsar zum Meteoritenschild gekommen war, überraschte es ihn keineswegs, daß Prilicla anordnete, den mit Schwerkraftneutralisatoren ausgerüsteten Krankentransporter nach draußen zu schaffen. Zwar ließ sich die Ausrüstung, die vom medizinischen Team mitgeführt wurde, leicht und gut genug tragen, um das Fahrzeug überflüssig zu machen, doch es war offensichtlich, daß der Empath Tawsar zu überreden hoffte, sich gemütlich fahren zu lassen, anstatt sich den selbstzugefügten Schmerzen beim Gehen auszusetzen — Qualen, die Prilicla nicht so gerne teilen wollte.
Als erster verließ der Cinrussker die Schleuse und flog voran, während ihm Murchison, Naydrad, Danalta und Gurronsevas die ausfahrbare Rampe hinunter zum Boden folgten und durch den Meteoritenschild hindurchgingen, der sich vom Schiff entfernenden Körpern keinen Widerstand entgegensetzte. Gurronsevas war zwar nicht aufgefordert worden, das medizinische Team zu begleiten, aber verboten hatte es ihm auch niemand, und er mußte sich dringend ausgiebiger bewegen, als es in den beengten räumlichen Verhältnissen des Unfalldecks möglich war.
Wortlos musterte Tawsar jeden einzelnen von ihnen, als sie näher kamen und sich in einem Halbkreis um die DHCG herum aufstellten, der nach Priliclas Deutung der emotionalen Ausstrahlung der Wemarerin groß genug war, daß diese sich nicht unwohl fühlte, und beruhigend auf sie wirkte, weil er Tawsar den Fluchtweg zur Mine hin offenließ. Prilicla hielt sich mit langsamen Schlägen seiner schillernden Flügel in einem ruhigen und gleichmäßigen Schwebeflug, Naydrads Fell kräuselte sich wie Wellen auf einem silbernen Meer, Murchison lächelte, und Gurronsevas stand einfach reglos da. Danalta verwandelte sich abwechselnd von einem Kelgianer ohne Fell in ein nicht besonders schmeichelhaftes Abbild der Pathologin Murchison, bevor er wieder die Gestalt eines unförmigen grünen Klumpens mit einem einzelnen Auge, einem Ohr und einem Mund im oberen Teil annahm. Schließlich brach Tawsar das Schweigen.
„Ich sehe Sie mit eigenen Augen und kann es trotzdem nicht glauben, daß Sie tatsächlich existieren“, sagte sie, während sie Danalta betrachtete. Dann blickte sie nach oben auf Prilicla und fuhr fort: „Insekten mag ich zwar nicht, ob sie nun krabbeln oder fliegen, aber. aber Sie sind einfach wunderschön!“
„Oh, vielen Dank auch, meine Freundin“, entgegnete Prilicla mit einem leichten Wonneschauer. „Sie haben auf den ersten Anblick von Fremdweltlern gut reagiert, und ich spüre, daß Sie selbst keine Angst vor uns haben. Aber wie steht es mit den anderen Erwachsenen und den Kindern?“
Tawsar stieß einen kurzen, unübersetzbaren Laut aus und antwortete: „Die sind über Ihr fremdartiges und grauenvolles, beziehungsweise armseliges und albernes Aussehen aufgeklärt worden. Daß Ihre Freunde sich in unsere Gebräuche und Überzeugungen einmischen wollten und versucht haben, uns zu erzählen, was wir essen und was wir gegen das Licht, das alle Dinge verfaulen läßt, tun sollen, wissen die Kinder schon.
Ihre Freunde haben sogar darum gebeten, einen Blick in unsere lebenden Körper werfen und Dinge tun zu dürfen, die einzig und allein einem Lebensgefährten erlaubt sind. Nein, Prilicla, Sie — vielleicht nicht Sie persönlich, aber auf jeden Fall die Wesen, die ungebeten auf unseren Planeten gekommen sind — erschrecken uns nicht. Diese Fremdweltler haben uns empört und abgestoßen und wütend gemacht. Mehr als alles andere auf der Welt wünschen wir uns, daß die von hier verschwinden, wenngleich wir durchaus wissen, daß Sie uns nicht absichtlich schaden wollen.
Möchten Sie mich, nachdem ich Ihnen gesagt habe, wie wir darüber denken, trotzdem noch als „Freundin“ bezeichnen?“ erkundigte sie sich zum Schluß.
„Ja“, antwortete Prilicla. „Doch müssen Sie mich nicht als Ihren Freund bezeichnen, solange es nicht Ihr eigener Wunsch ist.“
Tawsar gab ein schnaufendes Geräusch von sich. „Ich rechne nicht damit, noch so lange zu leben. Aber wir haben viel zu besichtigen und uns gegenseitig eine Menge zu fragen und zu antworten. Würden Sie lieber mit dem Tal anfangen oder mit der Mine?“
„Die Mine liegt näher, da brauchen Sie nicht so weit zu gehen“, schlug Prilicla vor. „Und wenn Sie in diesen Transporter steigen würden, brauchten Sie sich überhaupt nicht anzustrengen.“
„Der. der berührt ja gar nicht den Boden“, stellte Tawsar verunsichert fest. Ganz offensichtlich rang die Wemarerin mit sich, ob sie sich etwas vollkommen Neuem und möglicherweise Gefährlichem anvertrauen oder lieber die Schmerzen in den durchs Alter steif gewordenen Gliedern ertragen sollte. „Trotzdem macht er den Eindruck, stabil zu sein und sicher in der Luft zu schweben.“
Es dauerte einige Minuten, ehe sich Tawsar selbst überredet hatte, sich auf die mobile Krankentrage zu setzen, und dann winkelte Naydrad die Repulsionsaggregate an, um das Fahrzeug nach vorne in Richtung Mineneingang im Schrittempo des medizinischen Teams in Bewegung zu setzen.
„Ich. ich fliege!“ rief Tawsar.
Und zwar in einer Höhe von einigen Zentimetern, schätzte Gurronsevas in Gedanken.
Über die Kopfhörer hielt Fletcher, der die weit verstreuten Gruppen junger Wemarer im Tal nicht aus den Augen ließ, die Mitglieder des medizinischen Teams ständig über seine Beobachtungen auf dem laufenden. Unter der Leitung eines einzelnen Erwachsenen pflügten mehrere Gruppen die Erde um und rupften Pflanzen aus den unteren Berghängen heraus, bei denen es sich anscheinend um wildwachsendes Unkraut handelte. Doch die Beschäftigung dreier Gruppen von größeren Kindern gab Anlaß zur Besorgnis, denn diese übten mit Schleudern, Armbrüsten und beschwerten Netzen, die sie in Verbindung mit Speeren einsetzten. Die Speere waren grob und primitiv aus Holz gefertigt, besaßen in der Mitte aufgerauhte Griffflächen, verfügten über stumpfe Spitzen, damit sie sowohl zum Werfen als auch zum Stoßen verwendet werden konnten, und fielen für die Hände und Muskeln der jungen DHCGs, die gerade mit ihnen hantierten, ein wenig zu groß aus.
„Die jungen Wemarer spielen da nicht einfach mit Holzschwertern und — speeren, wie es viele andere Kinder tun, denn weder sie selbst noch die Lehrerin betreiben die Übungen wie ein Spiel“, betonte der Captain. „Dazu macht das Ganze einen viel zu ernsthaften Eindruck. Es handelt sich um die ältesten Kinder, und vielleicht haben die da draußen zwischen den landwirtschaftlichen Geräten echte Waffen mit Metallspitzen liegen. Und falls der Kontakt mit Tawsar schiefgeht, könnte man Ihnen den Rückzug zum Schiff abschneiden.“
Prilicla sagte nichts, bis er mit den übrigen nur noch wenige Minuten vom Mineneingang entfernt war, und als er schließlich das Schweigen beendete, hatte Gurronsevas den Eindruck, daß seine Worte nicht nur darauf abzielten, den Captain zu beruhigen, sondern auch das medizinische Team. „In der emotionalen Ausstrahlung der Erwachsenen und Kinder, die sich gestern rings ums Schiff aufgehalten haben, hat keine Spur von Feindseligkeit gelegen, und schon gar nicht die verhohlene Feindseligkeit von Wesen, die vorgeben, Freunde zu sein. Obwohl es sich bei den DHCGs bestimmt nicht um unsere Freunde handelt, sind ihre Empfindungen uns gegenüber nicht feindselig genug, um in ihnen den Wunsch zu erwecken, gewalttätig zu werden. Tawsar bekämpft ihre Abneigung gegen uns oder versucht zumindest, sie zu ignorieren, doch sie verspürt viel mehr als nur bloße Neugier gegenüber Fremden. Genaueres kann ich nicht sagen, aber ich habe den Eindruck, daß sie irgend etwas von uns will, und bis wir herausgefunden haben, wobei es sich darum handelt, sind wir hier ziemlich sicher.
Außerdem sind ja meine Freunde Danalta und Gurronsevas bei uns“, fuhr der Empath fort. „Unser Gestaltwandler kann viele Erscheinungsformen annehmen, die aufsässige Kinder von einem möglichen Angriff abhalten könnten, und der Chefdiätist besitzt eine fast undurchdringliche Haut und verfügt über die Körpermasse und die Muskelkraft, um dasselbe zu tun.“
„Doktor Prilicla“, sagte Fletcher, „soweit es das medizinische Team betrifft, haben wir es hier mit einem Erstkontakt zu tun. Einer von Ihnen könnte leicht etwas sagen oder tun, wodurch sich Tawsars Haltung Ihnen gegenüber mit einem Schlag ins Gegenteil verkehren könnte. Warum sprechen Sie mit den Wemarern nicht lieber im Freien, wo ich Sie im Auge behalten kann, um sie dort bei eventuell auftretenden Konflikten mit Traktorstrahlen herauszuholen? Daß Sie in die Mine gehen wollen, beunruhigt mich.“
In diesem Moment blieb die Gruppe vor der dunklen Öffnung des Eingangsstollens stehen, und der Transporter senkte sich langsam zu Boden. Auf einmal blickte Tawsar zu Prilicla auf und sagte: „Daß Sie in die Mine gehen wollen, beunruhigt mich.“
Danalta schüttelte sich und murmelte: „In einem tiefen Tal wie diesem sind Echos nicht selten.“
Prilicla überhörte die Anmerkung und fragte: „Wieso denn, meine Freundin?“
Die Wemarerin musterte der Reihe nach sämtliche Mitglieder des medizinischen Teams, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Empathen zuwandte. „Ich weiß nicht das Geringste über Sie — ich kenne weder ihre Lebensgewohnheiten noch Ihre Ansichten über seltsame Orte und Lebewesen, nicht einmal Ihre Eßgewohnheiten, einfach nichts. Plötzlich ist mir klargeworden, daß Sie unser Zuhause vielleicht nicht besichtigen sollten. Die Verbindungsgänge sind schmal und niedrig. Hell genug ist es nur an unseren Versammlungsplätzen, und das täglich auch nur für begrenzte Zeit. Selbst unter den Wemarern gibt es welche, denen geschlossene Räume oder der Gedanke an das ungeheure Gewicht des Felsgesteins zu schaffen machen, das über ihnen hängt.
Insbesondere Sie sind ja ein Bewohner der Lüfte, der es gewohnt ist, frei umherzufliegen“, fuhr Tawsar fort. „Ich fürchte, Ihr zerbrechlich wirkender Körper und die Flügel mit der großen Spannweite sind nicht für das Herumkriechen im Innern eines Bergs geeignet.“
„Für Ihre Besorgnis bin ich Ihnen zwar dankbar, meine Freundin, doch sie ist überflüssig“, klärte Prilicla sie auf. „Wir alle sind es gewohnt, in einem Bauwerk zu arbeiten, das wie ein Berg aus Metall ist und von verschieden großen Stollen durchzogen, die die Räume miteinander verbinden. Diese Räume sind alle gut erhellt, und sollten Ihre für uns zu dunkel sein, haben wir immer noch unsere eigenen Beleuchtungsquellen dabei. Falls jemandem mulmig wird, steht es ihm frei, nach draußen zurückzukehren. Aber ich glaube nicht, daß sich ein derartiges Gefühl bei irgend jemandem von uns einstellen wird.“
Wie Gurronsevas wußte, reichte im Wahrnehmen und Deuten von Empfindungen niemand an Prilicla heran, dennoch war er sich seiner eigenen Gefühle nicht so sicher wie der Empath; er haßte nämlich dunkle und enge Räume. Doch nachdem man ihn als einen der Beschützer des Teams bezeichnet hatte, konnte er sich nicht mehr wie ein Feigling verhalten und sich weigern, die Mine zu betreten, bevor er überhaupt festgestellt hatte, wie es dort im Innern aussah.
„Ich selbst schlafe beispielsweise in einem kokonähnlichen Raum ohne Licht“, fuhr Prilicla fort. „Die Flügel und die sehr langen Gliedmaßen kann ich so falten und verschränken, daß es mir möglich ist, zusammen mit Ihnen auf der Krankentrage zu fahren — falls Sie nichts dagegen haben. Wie eng sind die Stollen denn? Wird jeder von uns ungehindert hindurchkommen?“
„Ja“, antwortete Tawsar. Dann warf sie einen Blick auf Gurronsevas und fügte hinzu: „Wenn auch nur knapp.“
Angeführt von Danalta, schob Naydrad wenige Minuten später die Trage, auf der Tawsar und Prilicla hockten, in den Eingang hinein. Dahinter folgten Murchison und schließlich Gurronsevas, der aus der Sichtweise des besorgten Captains die Nachhut bildete, vom Standpunkt der Pathologin her jedoch eher eine bewegliche organische Thrombose darstellte.
Doch der Pfropfen blieb nicht hängen, wie Gurronsevas mit Erleichterung feststellte, denn der Stollen war breiter und höher, als er erwartet hatte, und auch besser beleuchtet, so daß er nicht einmal den Sichtverstärker benutzen mußte. Vielleicht waren die Augen der Wemarer weniger lichtempfindlich als die der Tralthaner, oder Tawsar hatte sich schon im voraus für die Unzulänglichkeiten der Wemarer Technik entschuldigen wollen. Prilicla und die DHCG unterhielten sich leise, doch wegen des ständigen Trappelns von Naydrads vielen Füßen konnte Gurronsevas nichts verstehen, und die Gesprächspausen füllte der Captain, indem er sich über seine Sorgen ausließ oder Informationen verbreitete.
„Den Tiefensensoren zufolge handelt es sich um eine erschöpfte und schon seit langem stillgelegte Kupfermine“, berichtete Fletcher gerade. „Nach dem Zustand der Stützkonstruktion der Stollen zu urteilen, könnte sie Jahrhunderte alt sein, allerdings weist sie Spuren einer kürzlichen Instandsetzung auf. Viele der tieferen Gänge sind durch Felsstürze versperrt, und selbst wenn die Wemarerin Ihnen nichts Böses will, können Sie sich nicht durch Reden aus einem eingestürzten Stollen befreien. Bitte überlegen Sie es sich noch mal, und bitten Sie Tawsar, das Gespräch im Freien zu führen.“
„Nein, mein Freund“, wehrte Prilicla auf der Frequenz des Schilfsfülnks ab. „Tawsar will sich mit uns in der Mine unterhalten. Sie ist sehr verlegen, und das deutet darauf hin, daß sie es vorzieht, ungestört mit uns zu sprechen. Die Beängstigung, die für einen drohenden Stollenemstürz charakteristisch wäre, ist bei ihr überhaupt nicht zu spüren.“
„Also schön, Doktor“, gab der Captain nach. „Haben Sie irgendwelche Atemprobleme? Nimmt jemand Gerüche wahr, die auf einen Austritt von brennbarem Gas hindeuten könnten?“
„Nein, mein Freund“, antwortete der Empath. „Die Luft hier ist kühl und frisch.“
„Das überrascht mich nicht“, sagte Fletcher. „Schließlich werden nur die oberen Stollen benutzt, und die Wemarer haben durch Bohrungen ein raffiniertes System aus natürlichen Lüftungsschächten angelegt, die keine Energie benötigen. Sie verfügen über einen kleinen Generator, der genügend Strom für die Beleuchtung erzeugt und durch einen unterirdischen Fluß angetrieben wird, der auf der anderen Seite am Fuß des Bergs wieder ans Tageslicht tritt. Zudem haben wir ein paar Stellen mit hohen Temperaturen registriert, bei denen es sich wahrscheinlich um Kochstellen oder Öfen handelt, sowie einige Stoffe, die als Nebenprodukte bei der Verbrennung entstehen — aber der Grad der Verschmutzung ist nicht lebensbedrohlich. Seien Sie trotzdem vorsichtig.“
„Danke, das werden wir“, versicherte ihm Prilicla und setzte das Gespräch mit Tawsar fort.
Sie kamen an den Öffnungen vieler Nebenstollen und kleiner, unbeleuchteter Kammern vorbei, und an mehreren Stellen schrammte Gurronsevas mit dem Kopf und den Seiten an den Wänden oder der Decke des Stollens entlang. Doch die Luft, die sanft an ihm vorbeizog, war kühl und frisch und nur leicht von einem Geruch durchsetzt, den Murchison als eine Mischung aus Rauch von brennendem Holz und ganz geringen Anteilen desjenigen Dufts erkannte, den man allgemein mit der Essenszubereitung in Verbindung bringt. Einige Minuten später bewegte sich der Zug am Eingang zur Küche vorbei.
„Freund Gurronsevas“, sagte Prilicla, wobei er den Stimmverstärker benutzte, damit er bis nach hinten zum Tralthaner zu hören war, „ich spüre Ihre große Neugier und glaube, der Grund dafür leuchtet mir ein, aber im Moment wäre es für das Team besser zusammenzubleiben.“
Als der Essensduft mit zunehmender Entfernung immer schwächer wurde, bediente sich Gurronsevas seines Geruchssinns, der durch lebenslange Erfahrungen in den Kochkünsten geschärft worden war, um zu versuchen, die einzelnen Bestandteile des Dufts herauszufiltern und zu bestimmen. Dieser Duft war vollkommen anders als alles, was er bisher gerochen hatte. Oder doch nicht?
Von einem feinen Nebel aus Wasserdampf, der winzige Mengen von gelöstem Salz enthielt, wurde ihm das unverkennbare Aroma mehrerer verschiedener Gemüsesorten zugetragen, die zusammen gekocht oder gedünstet wurden. Eine dieser Gemüsesorten hatte einen herben, kräftigen Geruch, der ihn an den des gekochten Somrathgemüses oder an die terrestrische Kohlsorte erinnerte, die einige Kelgianer so gerne mochten, doch die übrigen Gerüche waren viel zu mild, um irgendwelche Vergleiche mit Pflanzenarten anderer Planeten zu riskieren. Zu diesen Gerüchen gehörte auch ein schwacher, scharfer Duft, der fast mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von geschrotetem Mehl stammte, das in einem Ofen gebacken wurde. Doch das Überraschendste an dieser Wemarer Duftmischung waren die Gerüche, die darin fehlten.
Voller Nachsicht hielt sich Gurronsevas vor Augen, daß es in der Föderation mehrere Spezies gab, die eine erstklassige Technik und eine Zivilisation mit großem Kunstverständnis entwickelt hatten, während ihre Kochkunst in der kulturellen Wüste auf der Strecke geblieben war.